- Striesen
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Striesen
-Ost, -Süd mit Johannstadt-Südost und -West
Stadtteil und Statistische Stadtteile Nr. 52, 53, und 54 von DresdenKoordinaten 51° 2′ 36″ N, 13° 47′ 19″ O51.04333333333313.788611111111112Koordinaten: 51° 2′ 36″ N, 13° 47′ 19″ O Höhe 112 m ü. NN Fläche 3,79 km² Einwohner 35.686 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 9416 Einwohner/km² Postleitzahlen 01309, 01277 Vorwahl 0351 Website www.dresden.de Ortsamtsbereich Blasewitz Verkehrsanbindung Straßenbahn 4, 10, 12 Bus 61, 63, 65, 85, 87 Striesen ist ein Stadtteil von Dresden im Ortsamtsbereich Blasewitz. Mit etwa 7 % aller Bewohner Dresdens ist Striesen dessen bevölkerungsreichster Stadtteil, der verwaltungsmäßig in drei Teile untergliedert ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das aus einem slawischen Platzdorf hervorgegangene Striesen wurde 1350 erstmals als Stresen urkundlich erwähnt, wobei der Name von einem Personennamen abgeleitet wurde (Dorf des Streza). Das Dorf, dessen Kern sich nördlich der heutigen Schandauer Straße befand, besaß ein Vorwerk und bestand aus mehreren Bauerngütern. Durch mehrfache Erbteilungen wurde dieses Vorwerk, welches sich im 14. Jahrhundert im Besitz eines Dresdner Bürgers befand, schrittweise in Bauernstellen aufgeteilt. Da sich auf Striesener Flur einst ein alter Elbarm befand, waren die Böden um Striesen sehr fruchtbar, was die Entwicklung des Ortes positiv beeinflusste. Später wurde dieser Elbarm für den um 1300 zur Entwässerung der Felder angelegten Landgraben genutzt.
Der Landgraben spielte auch eine große Rolle im, von 1412 bis 1414 andauernden, Striesen-Striesener Konflikt.[1] Dieser wurde durch Ernteausfälle in Striesen-West ausgelöst, woraufhin oststriesener Felder gewaltsam geplündert wurden. Als Striesen-West mit seinem Militärverband Striesen-Ost komplett einnehmen wollte, schlossen sich die Milizionäre und Bauern aus Striesen-Ost zusammen und schlugen den Aufstand nieder. Als daraufhin eine Gegenoffensive eingeleitet wurde, ergaben sich die Weststriesener und der Konflikt endete mit der Unterzeichnung der Friedenserklärung im Striesener Palais im Sommer 1414. Heute erinnert in Striesen-West noch die Straße "Am Landgraben" an diesen Konflikt und an den Frieden beider Stadtteile.
Striesen unterstand 1445 dem Meißner Domstift und kam nach der Reformation zum Religionsamt sowie zum kurfürstlichen Amt Dresden. Von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges blieb Striesen im Gegensatz zu seinen Nachbarorten verschont. Teile der ausgedehnten Dorfflur mussten 1676 an den Kurfürsten zur Anlage des Großen Gartens abgetreten werden. Trotzdem verblieben noch ausreichend landwirtschaftliche Nutzflächen, die im 18. Jahrhundert durch 28 Bauern und Gärtner bewirtschaftet wurden. Hierzu kamen einige Häusler und Tagelöhner sowie Handwerker, die sich im Ort niedergelassen hatten. Der durch den Dorfkern führende Fahrweg nach Pillnitz wurde 1765 verlegt und umging so das Dorf. Aus diesem Weg entwickelte sich später die Chaussee, die heute als Borsberg- bzw. Schandauer Straße bezeichnet wird.
Schwer getroffen wurde Striesen während der Napoleonischen Kriege. Da der Ort im Vorfeld der Festung Dresden lag, wurden 1813 über 70 Gehöfte rund um den alten Dorfplatz bei Gefechten zwischen Franzosen und Russen niedergebrannt. Lediglich drei Gebäude blieben von den Zerstörungen verschont. Den Kampfhandlungen fielen auch vier um 1790 errichtete Windmühlen zum Opfer, an die heute noch die Gaststätte Zum Windmühlenberg erinnert. Erst nach Ende der Kämpfe konnten die Bewohner ihr Dorf wiederaufbauen, welches bis 1945 sein ländliches Aussehen behielt (Foto). Neben kostenlosen Holzlieferungen aus den königlichen Wäldern durften auch die Steine der nach 1813 abgetragenen Umfassungsmauer des Großen Gartens für den Aufbau verwendet werden. Auch die häufigen Überschwemmungen brachten Not und Leid über den Ort, so in den Jahren 1784 und 1845, wo weite Teile der Dorfflur bis zu zwei Meter hoch unter Wasser standen.
1856 begann mit der Errichtung des ersten Wohnhauses außerhalb des Dorfkerns ein neues Kapitel der Ortsgeschichte. Vier Jahre später wurde ein Bebauungsplan festgelegt, der auf schachbrettartigem Grundriss Parzellen zum Bau von Mietshäusern und Villen auswies. Nach amerikanischem Vorbild erhielten die neuen Straßen zunächst nur Zahlen und Buchstaben, bevor sich nach der Eingemeindung auch hier richtige Straßennamen durchsetzten. Die Bebauung war in offener Bauweise vorgeschrieben, so dass Striesen zu einem „grünen“ Wohnvorort Dresdens wurde. Dieser Stadtteil, der sich auf den Flächen nördlich des alten Dorfes bis zum Blasewitzer Tännicht erstreckte, wurde als Neustriesen bezeichnet. Um die Jahrhundertwende hatte die Bebauung die Ortsgrenze erreicht. Da Striesen im Westen mittlerweile auch mit der ab 1874 angelegten Johannstadt zusammengewachsen war, wurde der Ort am 1. Juni 1892 mit ca. 11.000 Einwohnern nach Dresden eingemeindet.
Von wirtschaftlicher Bedeutung war Ende des 19. Jahrhundert der Gartenbau, nachdem sich in Striesen über 50 Kunst- und Handelsgärtnereien niedergelassen hatten. Einige dieser Unternehmen erlangten Weltruf, wie die Gärtnerei Hermann Seidels, der durch seine Kamelien- und Azaleenzucht berühmt wurde. Auf Seidels Rhododendronpflanzungen geht auch die Anlage des Striesener Volksparkes zurück. Im Zusammenhang mit der fortschreitenden Bebauung mussten die meisten Gärtnereien um 1900 weichen und wurden nach Laubegast, Tolkewitz, Reick. Leuben und Dobritz verlegt. 1883/91 hatte Striesen als einer der ersten Stadtteile Straßenbahnanschluss nach Dresden erhalten. Für die religiöse Betreuung der Bewohner entstanden 1878/80 die Erlöserkirche und 1905/09 die Versöhnungskirche. Zeitgleich errichteten auch die Katholiken ein eigenes Gotteshaus, die Herz-Jesu-Kirche an der Grenze zur Johannstadt. Hinzu kamen mehrere Schulbauten sowie das katholische Kinderheim St. Vinzentius (heute Kapellknabeninstitut) an der Wittenberger Straße. An der Glashütter Straße wurde für den Vorort 1880 ein eigener Friedhof angelegt.
Obwohl bis 1900 die meisten Freiflächen um den früheren Dorfkern geschlossen worden waren, konnten in den folgenden Jahren durch zwei Wohnungsgenossenschaften neue Wohnsiedlungen an der Wormser und der Holbeinstraße sowie an der Junghansstraße errichtet werden. An Stelle früherer Kiesgruben entstanden Kleingartenanlagen. Erweiterungen erfolgten in den Zwanziger Jahren mit der Bebauung der Straßen um den Stresemannplatz in der Nähe des Großen Gartens.
Um 1900 begann in Striesen die zunehmende Industrialisierung, nachdem zuvor durch die strengen Bauvorschriften die Errichtung gewerblicher Anlagen nur sehr eingeschränkt möglich war. Von überregionaler Bedeutung war die Striesener Kameraproduktion sowie die Zigarettenherstellung. Hinzu kamen Firmen der Kartonnagen- und Kunstdruckbranche. Bevorzugt siedelten sich diese Unternehmen an der Schandauer Straße an, wo mit dem Ernemann-Turm 1923 ein neues Wahrzeichen des Stadtteils entstand. Weitere bekannte Striesener Firmen waren das 1904 gegründete Mimosa-Werk zur Herstellung von Fotopapier an der Bärensteiner Straße sowie die Zigarettenfabriken Jasmatzi und Lande. 1912 entstand auf der Mosenstraße der Dresdner Kunstverlag, dessen Tradition ab 1952 vom “Verlag der Kunst” fortgesetzt wurde. Hinzu kamen zahlreiche kleinere Handwerksbetriebe, die in den Hinterhöfen der Striesener Wohnviertel Schuhe, Kinderwagen, Taschen und andere handwerkliche Produkte herstellten. Während derartige Gewerke überall erlaubt waren, durften sich Industriebetriebe nur auf den Flächen südlich der Schandauer Straße niederlassen, um einen ausreichenden Abstand zur Wohnbebauung zu gewährleisten. Mit der Industrialisierung wuchs auch der Arbeiteranteil in Striesen, wobei diese sich gern in einem der zahlreichen Tanz- und Versammlungslokale des Stadtteils trafen. Bekannte Treffpunkte waren neben dem “Sächsischen Prinzen” auch Hammers Hotel an der Augsburger Straße und das Volkshaus Ost, welches heute als Programmkino genutzt wird.
Diese Tradition lebt heute in der SG Dresden Striesen fort: der unterklassige Fußballverein nannte sich nach der deutschen Vereinigung (1990) kurzzeitig Dresdner SV 10 – nach einem der erfolgreichsten deutschen Arbeitersportvereine (zwischen 1924 und 1932 insgesamt sechsmal ATSB- bzw. Rotsport-Meister).
Die Luftangriffe vom Februar 1945 trafen auch den Stadtteil Striesen und richteten hier erhebliche Verwüstungen an. Vor allem die Gebäude des früheren Dorfkerns fielen mit wenigen Ausnahmen den Bomben zum Opfer. Getroffen wurden auch die Wohn- und Gewerbegebiete an der Borsberg- und der Schandauer Straße, während die Villenviertel relativ glimpflich davonkamen und nur einzelne Gebäude zerstört wurden, darunter die Drei-Villen-Gruppe in der Comeniusstraße. 1955/58 begann in Striesen der Wiederaufbau, wobei an der Borsbergstraße zum ersten Mal in Dresden Großblockbauten errichtet wurden. Bis 1970 konnte der Aufbau des neuen Ortszentrums mit Gaststätten und Läden abgeschlossen werden. Nach 1990 begann die Sanierung der vorhandenen Altbausubstanz, so dass Striesen heute wieder zu den gefragtesten Wohnlagen in Dresden gehört. Im früheren Stammhaus der Ernemann-Werke, zuletzt vom VEB Pentacon genutzt, haben seit 1997 die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden ihren Sitz. Striesener Industrietraditionen werden heute von der f6 Cigarettenfabrik fortgeführt, während die Kameraherstellung nach vergeblichen Rettungsversuchen mittlerweile eingestellt wurde.
Nach zahlreichen Bürgerprotesten wurde Striesen im Oktober 2009 als einer der letzten dichtbesiedelten Stadtteile in deutschen Großstädten an das breitbandige Internet angeschlossen. Zuvor war es wegen dessen Ermangelung immer wieder zu Umzügen gekommen.
Schulen in Striesen
Alte Schule: Die erste Dorfschule Striesens wurde 1839 am Landgraben eingerichtet, nachdem die Kinder zuvor den langen Weg in die Schulen der Innenstadt antreten mussten. Allerdings gab es bereits im 18. Jahrhundert einen besoldeten Kinderlehrer, der seinen Unterricht in wechselnden Bauernstuben abhalten musste. Kirchlich unterstand Striesen bis zum 19. Jahrhundert der Parochie der Frauen- bzw. der Kreuzkirche, die auch für die Bildung verantwortlich waren. Nachdem diese Schule nicht mehr den Anforderungen genügte, wurde 1869 ein weiteres Schulhaus an der Tittmannstraße 21 eingeweiht. Beide Gebäude fielen 1945 den Bomben zum Opfer.
Volks- und Bürgerschulen: Zur Entlastung der zu klein gewordenen Dorfschulen entschloss sich die Gemeinde Striesen Ende des 19. Jahrhundert zum Neubau dreier Schulen. 1874 wurde die erste an der Wartburgstraße 23 eingeweiht. 1886 entstand die Bürgerschule an der heutigen Rosa-Menzer-Straße, die jetzt von der 51. Grundschule genutzt wird. 1892 folgte die 25. Bezirksschule am Pohlandplatz (heute 25. Grund- und Mittelschule). Mit der Eingemeindung des Ortes wurden diese Schulen in das Dresdner Bildungssystem eingegliedert. Zu DDR-Zeiten trugen sie den Namen der Antifaschistin Rosa Menzer (51. POS) und des Arbeiterführers Ernst Thälmann (25. POS).
Gymnasium Striesen: Das Gebäude des Striesener Gymnasiums wurde 1907 von Stadtbaurat Hans Erlwein entworfen und gehörte zu den modernsten Schulbauten seiner Zeit. Der repräsentative Bau an der Haydnstraße 49 besaß neben getrennten Klassenräumen für Mädchen und Knaben moderne Turnsäle, Bade- und Duschräume, eine Aula, Lehrküche, Bibliothek und sogar ein eigenes Schultheater. Die zunächst als 24. Bezirksschule bezeichnete Einrichtung beherbergte in den 1990er-Jahren das Haydn-Gymnasium. Nach dessen Schließung wurde das Gebäude renoviert und nahm 2008 das Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium auf. Von Erlwein stammt auch der Entwurf für die 31. Volksschule auf der Junghansstraße.
Freimauerinstitut: Das Dresdner Freimaurerinstitut geht auf eine 1772 gegründete Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben zurück, die ihr Domizil ursprünglich in der Friedrichstadt hatte. Träger dieser Schule war die in Dresden ansässige Freimaurerloge “Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute”. 1801 wurde sie in eine Allgemeine Bürgerschule, 1876 in eine Realschule umgewandelt und bildete ausschließlich Knaben aus. Zu den bekanntesten Schülern gehörten der Maler Ferdinand von Rayski sowie der Ingenieur Johann Andreas Schubert. Neben der Vermittlung bürgerlich-humanistischer Ideale standen auch militärisch-erzieherische Programme auf dem Stundenplan, die zum Teil von der Freimaurerbewegung nahestehenden Offizieren geleitet wurden. Das Freimauerinstitut ermöglichte Dank einer zugehörigen Stiftung auch Kindern aus ärmeren Schichten sowie Waisen den Schulbesuch.
1897/99 entstand an der Eisenacher Straße ein Schulneubau im neogotischen Stil nach Entwürfen des Architekten H. Kickelhayn (Foto). Zum Komplex gehörten neben den Unterrichtsräumen auch zwei Lehrerhäuser, Turnhalle, Schwimmbad und Sportanlagen. Die meisten Schüler wohnten in einem angeschlossenen Internat auf dem Schulgelände. Nach dem Verbot der Freimaurerorden 1933 wurde diese Schule als Scharnhorst-Heimschule bezeichnet und noch bis 1944 als Internatsschule weitergeführt.
Trotz einiger Bombenschäden konnte der Gebäudekomplex bereits 1946 wieder bezogen werden. Er wurde und blieb bis heute das Domizil von Kreuzschule und Kreuzchor, da die alte Kreuzschule im Zentrum Dresdens 1945 zerstört wurde. In den ersten Nachkriegsjahren zogen vorübergehend zusätzlich eine Gehörlosenschule und die Ingenieurschule für Bauwesen ein. Außerdem dienten die Räume für kurze Zeit als Notquartier der Sächsischen Landesbibliothek.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Buch der Gemeinde Striesen, Albrecht Lipperts Bericht von 1507, Seite 48-51, einsehbar im Dresdner Stadtmuseum
Weblinks
Commons: Striesen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Striesen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Dresden-Striesen auf dresdner-stadtteile.de
- www.borsbergstr.de - Porträt der Borsbergstraße in Striesen mit Material zur Stadtgeschichte
- Geschichte der Kirchenmusik in Striesen und Johannstadt
- Rosa Menzer - die „Rosa Luxemburg von Striesen“
- http://historie.johanneskirchgemeinde.de/ - Die ev.-luth. Kirchen in Johannstadt und Striesen-West werden hier kurz mit ihrer Geschichte vorgestellt.
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