Werden an der Ruhr

Werden an der Ruhr

Werden
Stadtteil von Essen

Lage von Werden im Stadtbezirk IX Werden/Kettwig/Bredeney
Koordinaten 51° 23′ 11″ N, 6° 59′ 47″ O51.3863888888896.996388888888958Koordinaten: 51° 23′ 11″ N, 6° 59′ 47″ O
Höhe 58 m ü. NN
Fläche 4,04 km²
Einwohner 9875 (30. Sep. 2008)
Bevölkerungsdichte 2444 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Aug. 1929
Stadtteilnummer 29
Bezirk Stadtbezirk IX Werden/Kettwig/Bredeney
Quelle: Statistik der Stadt Essen
Werden an der Ruhr
Altes Werdener Rathaus 2006
Grafenstraße in Werden
Brehminsel, in Werden schlicht „Der Brehm“ genannt
Werden um 1916
Werden 1581

Essen-Werden ist ein Stadtteil im Süden der Stadt Essen. Werden wird gerne auch als die „Perle an der Ruhr“ bezeichnet, da es viele alte, sehenswerte Baudenkmäler besitzt, die vom Krieg verschont blieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entstehung Werdens geht auf das wirken des Hl. Liudger zurück, der am Ende des 8. Jahrhunderts (um 799) das Benediktinerkloster Werden gründete. Von Anfang an siedelten sich Menschen um das Kloster an. Im Jahre 1317 erhielt Werden die Stadtrechte, eigene Mauern und Tore.

In der Kellerei des Stiftes Werden ist im Heberegister Ende des 14. Jahrhunderts von der Flur under der Levendaell die Rede. Nach dieser Flurbezeichnung erhielt schließlich 1934 die alte Bahnhofstraße ihren Namen Im Löwental. Weitere Schreibweisen waren Leyendall, Lyevendaell oder Lewendaill. Ebenfalls ist hier ein Levenkotten und der Familienname Leve bzw. Leven bezeugt[1].

Im Jahr 1498 brannte fast die gesamte Stadt Werden nieder.

Die Stadtherren waren die Äbte von Werden. Das Kloster hatte ursprünglich eine große Zahl an Besitzungen, zu denen die heutigen Essener Stadtteile Bredeney, Heisingen, Schuir, Kettwig, Fischlaken, Heidhausen, Kupferdreh und Byfang sowie Hetterscheid im heutigen Heiligenhaus, auch als Werdener Land bezeichnet, gehörten. Im Jahre 1803 jedoch war es mit der Herrschaft der Äbte vorbei, die Abtei wurde wie viele andere Klöster, dazu gehörte auch das Stift Essen, im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses säkularisiert.

Werden bekam Mitte des 19. Jahrhunderts Öllaternen, 1860 dann Gaslaternen, da eine Gasanstalt errichtet wurde. Ebenfalls in dieser Zeit erschien erstmals eine Zeitung, das Werden-Kettwiger Wochenblatt. 1887 wurde die Stadt kanalisiert, wie schon Kettwig zwei Jahre zuvor.

In den Jahren 1879 bis 1880 entstand das heute Alte Rathaus der damals selbständigen Stadt Werden. Es wurde nach Plänen des Kupferdreher Baumeisters Wilhelm Bovensiepen errichtet. Durch Umbau und Erweiterung der Essener Architekten Grosskopf und Kunz nahm das Rathaus in den Jahren 1912 und 1913 die heutige Form an. Nach der Eingemeindung von Werden zur Stadt Essen ist das Alte Rathaus bis heute die Verwaltungsstelle Essen-Werden.

Im Jahr 1923 besetzten französische Truppen Werden und der Kruppprozess gegen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wurde hier geführt.

Als Werden, wie schon viele andere Orte rund um Essen, am 1. August 1929 eingemeindet wurde, wehrten sich viele Bürger vergeblich dagegen.

In den Jahren 1931–1933 entstand in Werden ein Ruhrstauwehr und mit diesem auch der Baldeneysee, heute ein beliebtes Naherholungsgebiet für Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet. Vor der Aufstauung des Baldeneysees, Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, diente die alte Schleuse Neukirchen der Ruhrschifffahrt.

In den sechziger Jahren wurde auch die historische Altstadt Werdens von der „Sanierung“ durch die Stadt Essen erfasst. Es wurden aber nur wenige historische Bauwerke zerstört, bevor sich die Einsicht durchsetzte, besser durch Renovierung zu sanieren und nicht durch Abriss, denn man hatte am Beispiel von Steele gelernt.

Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Werden Steinkohlenbergbau betrieben. Die letzte Werdener Zeche, Zeche Pörtingsiepen, schloss ihre Pforten 1973 endgültig.

Die Werdener Bürgermeister:

  • 1808–1811: Benedict Ludger Hiegemann
  • 1811–1819: Alexander Heinrich Freiherr von dem Bottlenberg gen. von Schrip
  • 1819–1843: Theodor Märcker
  • 1851–1886: Alexander Freiherr von dem Bottlenberg gen. von Schrip
  • 1886–1896: Ludwig Soldan
  • 1896–1904: Johann Emil Trapp
  • 1904–1929: Jospeh Breuer

Persönlichkeiten

  • Johannes Cincinnius (* ca. 1485 in Lippstadt, † 9. März 1555 in Essen-Werden), Weltkleriker im Dienste der Abtei Werden, Humanist
  • Johann Julius Hecker (* 2. November 1707 in Werden; † 24. Juni 1768 in Berlin), Gründer der praxisorientierten Realschule
  • Robert Feulgen (* 2. September 1884 in Werden; † 24. Oktober 1955 in Gießen), Mediziner und Universitätsprofessor
  • Konrad Gruter, (Anfang des 15. Jahrhunderts), Ingenieur
  • Wilhelm Effmann (* 14. September 1847 in Werden; † 23. Mai 1917 in Bonn), Architekt und Bauhistoriker
  • Ludger Mintrop (* 18. Juli 1880 in Werden; † 1. Januar 1956 in Essen), Geophysiker

Kirchen

Ludgerusbasilika in Werden

Die ehemalige Abteikirche St. Ludgerus

Die ehemalige Abteikirche St. Ludgerus wurde um 799 zusammen mit dem Kloster Werden erbaut. Nach einigen größeren Bränden konnte sie schließlich im Jahre 1275 wieder eingeweiht werden. Sie gilt als eine der schönsten Kirchen des Rheinlandes und als Paradebeispiel des rheinischen Übergangsstils. Sie besitzt einen barocken Hochaltar und Gemälde des Werdener Malers Theodor Mintrop. Der Bau diente nach der Säkularisation als Pfarrkirche. Am 6. Juli 1993 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche mit dem Apostolische Schreiben Merito quidem zur Basilica minor. In der Krypta liegen die Gebeine des Hl. Liudger, Begründer des Klosters Werden und des Bistums Münster, begraben. In der angeschlossenen Schatzkammer befindet sich mit dem Helmstedter Kreuz ein bedeutendes Kunstwerk des Übergangs von der ottonischen zur romanischen Plastik sowie mit dem Liudgerus-Schrein einer der wenigen barocken Reliquienschreine.

Die St.-Lucius-Kirche

Die St.-Lucius-Kirche gilt als die älteste Pfarrkirche nördlich der Alpen (Baubeginn ab 995). Nach der Säkularisation wurde die Kirche 150 Jahre als Stall genutzt, anschließend diente sie als Wohnraum für Flüchtlinge. Im Jahr 1965 wurde sie rekonstruiert und wieder geweiht.

Die Evangelische Kirche Essen-Werden

Die Evangelische Kirche Essen-Werden wurde am 24. Juni 1900 geweiht. Sie besitzt wertvolle Jugendstil-Malereien, die vor einiger Zeit wieder freigelegt wurden. Gestiftet wurde sie unter anderem von der Familie Krupp sowie von der in Werden ansässigen Familie Huffmann.

Bildung

Grundschulen

Die Heckerschule ist nach dem in Werden geborenen Theologen und Begründer der praxisorientierten Realschule Johann Julius Hecker benannt.

Nach dem hl. Liudger benannt bietet Ludgerus-Grundschule in modernen Räumen die Ganztagsbetreuung für etwa 100 Schülerinnen und Schüler an.

Gymnasien

Das Gymnasium Essen-Werden ist ein städtisches Gymnasium, dessen Ursprünge in der Lateinschule des Klosters Werden (um 800) liegen. Bekannt ist es weit über die Grenzen Essens hinaus für seine Musik- und Tanzabteilungen.

Im Jahr 2006 feierte die Schule das hundertjährige Bestehen als städtisches Gymnasium in einer Festwoche, die vom 6. bis 11. November stattfand.

Das Mariengymnasium ist ein Mädchengymnasium des Bistums Essen. Gegründet im Jahr 1858 von den Töchtern des heiligen Kreuzes, war es für die Töchter der oberen Schicht bestimmt. Heute steht es Mädchen aus allen Schichten offen. Das Gebäude an der Dudenstraße 14 wurde 1912 erbaut. Der Neubau an der Brückstraße wurde im Februar 2007 bezogen.

Folkwang Hochschule

Die Folkwang Hochschule für Musik, Theater und Tanz hat ihren Hauptsitz in den früheren Abteigebäuden Werdens. Studierende und Lehrende aus aller Welt machen die Kunsthochschule zu einem inspirierenden Ort, an dem der Folkwang-Gedanke – die Einheit der Künste – seit 1927 lebendig ist. Außerdem ist ein Teil in der Weißen Mühle untergebracht.

Verkehr

Die Bundesstraße 224 führt mitten durch das Zentrum des Stadtteils.

Am Bahnhof Essen-Werden, westlich der Ruhr, hält die Linie S 6.

Die Buslinien 169, 180, 190 der EVAG und der Schnellbus SB19 der Busverkehr Rheinland verbinden Essen-Werden mit Essen-Bredeney, Essen-Kettwig, Velbert und Heiligenhaus. Im Nachtverkehr verbindet der NE8 Essen mit VElbert über Werden.[2]

Literatur

  • Erik Zimmermann: Auf den Spuren des Ruhrbergbaus. Bergbau- und industriegeschichtliche Wanderwege im Werdener Land. Essen 1997, ISBN 3-922785-37-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Westdeutsche Allgemeine Zeitung WAZ, Essener Straßen, vom 5. Juli 2008
  2. Essener Verkehrs-AG [1]

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