Wetter (Hessen-Nassau)

Wetter (Hessen-Nassau)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Wetter (Hessen)
Wetter (Hessen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wetter (Hessen) hervorgehoben
50.8833333333338.7166666666667220Koordinaten: 50° 53′ N, 8° 43′ O
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Marburg-Biedenkopf
Höhe: 220 m ü. NN
Fläche: 104,56 km²
Einwohner: 9255 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 89 Einwohner je km²
Postleitzahl: 35083
Vorwahl: 06423
Kfz-Kennzeichen: MR
Gemeindeschlüssel: 06 5 34 021
Stadtgliederung: 9 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Marktplatz 1
35083 Wetter (Hessen)
Webpräsenz:
Bürgermeister: Kai Uwe Spanka
Lage der Stadt Wetter (Hessen) im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Karte

Wetter (Hessen) ist eine Kleinstadt in Hessen, Deutschland. Die eher ungebräuchliche Bezeichnung Wetter (Hessen-Nassau) stammt aus der Zeit der Zugehörigkeit zur gleichnamigen preußischen Provinz und wird im Wesentlichen nur bei der Eisenbahn benutzt – noch heute heißt der Bahnhof der Stadt so.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Wetter liegt im Landkreis Marburg-Biedenkopf am Westrand des Burgwaldes im Tal der Wetschaft und seinen Randbereichen ungefähr 14 km nördlich von Marburg. Die westlichen Stadtteile an der Grenze zur Gemarkung Biedenkopf bzw. Dautphetal gehen hingegen bereits in das Rothaargebirge über. Dort, in den sogenannten Sackpfeifen-Vorhöhen, befindet sich mit dem 510 m hohen Hollerberg auch die höchste Erhebung der Ortsgemarkung.

Nachbargemeinden

Wetter grenzt im Norden an die Stadt Rosenthal (Landkreis Waldeck-Frankenberg), im Osten an die Stadt Rauschenberg und die Gemeinde Cölbe, im Süden an die Gemeinde Lahntal, im Südwesten an die Gemeinde Dautphetal, sowie im Westen an die Stadt Biedenkopf und die Gemeinde Münchhausen (alle im Landkreis Marburg-Biedenkopf).

Gliederung

Blick auf Oberrosphe

Geschichte

Wetter – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655

In Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts wird Wetter (Hessen) bereits erwähnt, unter dem heutigen Namen wird es uns in einer solchen aus dem Jahr 1108 überliefert, und das „Weistum von Wetter“ im Jahr 1239 macht seine Stadtrechte bereits in dieser frühen Zeit deutlich.

Ein großer Brand im Jahr 1649, den nur wenige Bauwerke, darunter die Stiftskirche, überstanden, warf die Stadt in ihrer Entwicklung deutlich zurück. [1]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften  %
2006
Sitze
2006
 %
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 40,5 12 33,2 10
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 39,1 12 52,2 16
FDP Freie Demokratische Partei 9,4 3 7,1 2
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 8,5 3 7,6 3
Die Linke.PDS Linkspartei.PDS 2,6 1
Gesamt 100 31 100 31
Wahlbeteiligung in % 49,4 55,9

Präsentationsrecht für den Pfarrer

Nachdem das Präsentationsrecht für den Pfarrer von Wetter in Folge der Reformation durch Landgraf Philipp von Hessen dem Stift genommen wurde, erhielt dieses der Magistrat. Bis heute hat der Magistrat bei einer vakanten Pfarrstelle das Recht, dem Landesbischof einen Bewerber vorzuschlagen. Dafür ist die Stadt mit verantwortlich für den Unterhalt der Kirchengebäude.

Wappen

Im goldenen (gelben) Schild auf grünem Dreiberg ein grüner Lilienzweig mit drei silbernen (weißen) Blüten beseitet von zwei geneigten Schilden, darin vorne der hessische Löwe, hinten das Mainzer Rad.

Die beiden Schilde erinnern an die ehemalige gemeinsame Herrschaft der Landgrafen von Hessen und der Mainzer Erzbischöfe über die Stadt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Durch das Stadtgebiet verläuft in nord-südlicher Richtung die Bundesstraße 252 aus Ostwestfalen-Lippe über Korbach und Frankenberg (Eder) bis nach Göttingen (Gemeinde Lahntal). Um den starken Verkehr aus den Orten des Wetschafttales zu entfernen, ist der Bau einer Umgehungsstraße geplant. Dieser ist jedoch höchst umstritten, da durch den Bau der sogenannten Westumgehung für die Stadt wichtige Naturschutz- und Naherholungsgebiete verloren gingen. Des Weiteren wird die Entlastung des Wetschaftstales mit einer deutlichen Mehrbelastung von Wetter-West erkauft, was den Sinn des Bauvorhabens weiter in Frage stellt.

Die Strecke der Burgwaldbahn verbindet die Stadt mit Marburg und Frankenberg. Die die Bahnlinie betreibende Kurhessenbahn beabsichtigt die Wiedereröffnung der Fortsetzung der Strecke zwischen Frankenberg und Korbach.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Stadtarchiv

Das 1993 gegründete Archiv der Stadt Wetter verwahrt die im 16. Jahrhundert beginnende Überlieferung der Stadtverwaltung und des Magistrates. Darüber hinaus werden die örtlichen Mitteilungsblätter der Stadt und Kirchgemeinde gesammelt.

Bedeutend ist die Sammlung der im 17. Jahrhundert beginnenden Amtsbücher. Einige Bucheinbände konnten als hochmittelalterliche Klosterhandschriften des aufgelösten Stiftes Wetter identifiziert werden.

Die Urkunden des Stiftes Wetter werden im Staatsarchiv Marburg (Bestand A II 30) verwahrt.

Bauwerke

Blick auf die Stiftskirche
  • Ehemalige Stiftskirche St. Maria, jetzt evangelische Pfarrkirche. Die kreuzförmige, ursprünglich turmlose Hallenkirche mit Dachreiter wurde wohl in der Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen. Der Westturm wurde 1506 hinzugefügt. Mit seinem spitzen Helm galt er einstmals als der höchste Kirchturm Hessens. 1783 gekürzt, wurde er 1869 bis 1871 abgenommen und erst 1957/58 durch den jetzigen Spitzhelm ersetzt. 1859 bis 1864 wurde der Bau durch Georg Gottlob Ungewitter umfassend restauriert. Die kräftige Innenfarbigkeit wurde 1962 nach Befund wiederhergestellt. Ähnliche Farbfassungen finden sich in der Elisabethkirche zu Marburg und in der Klosterkirche Haina. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist ein hölzernes Altarretabel aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Es zählt zu den frühesten Retabeln überhaupt. Zur weiteren Ausstattung gehören ein Taufstein des 13. Jahrhunderts mit Löwenköpfen, der 1466 gestiftete gotische Zelebrantenstuhl und das prächtiges Orgelgehäuse von 1763 bis 1766.
  • Rathaus – In den Obergeschossen verschieferter Fachwerkbau mit Zwerchhaus, errichtet um 1680. Das Erdgeschoss massiv. Jüngst durch Neubauten erweitert.
  • Ehemalige Synagoge – Der zweigeschossige quadratische Fachwerkbau mit polygonalem Dachreiter wurde wohl in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Zwar wurde die Synagoge in der Reichspogromnacht im Innern zerstört und ausgeräumt. Der Bau entging jedoch – wohl aufgrund der unmittelbaren Nähe zur angrenzenden Fachwerk-Wohnbebauung, die bei einem Brand sicherlich Schaden genommen hätte – der völligen Vernichtung. Nach 1945 diente er als Abstellraum, Stall und Lager. Um das mittlerweile heruntergekommene Gebäude auf Dauer zu erhalten, wurde Mitte der 1980er Jahre die Dachdeckung in Schiefer erneuert. Im Jahr 2000 ging die Synagoge schließlich in den Besitz der Stadt über. 2004 konnte dann eine umfassende Restaurierung vorgenommen werden. Heute wird das Gebäude als „Haus des Gedenkens“ für diverse Veranstaltungen (Ausstellungen und Lesungen) genutzt.
  • Wohnbauten – Das noch weitgehend geschlossene Ortsbild wird in erster Linie durch giebelständige Fachwerkhäuser geprägt, von denen die meisten jedoch verschiefert oder verputzt sind. Nach mehreren Stadtbränden sind nur wenige, vor 1629 entstandene Bauten erhalten. Mehrere Häuser weisen klassizistische Türen auf. An Einzelbauten sind hervorzuheben:
    • Markt 7 – Dreigeschossiges Giebelhaus mit Eckerker. Am steinernen Untergeschoss hübsches Renaissanceportal, bezeichnet 1570.
    • Markt 8 – 17. Jahrhundert
    • Markt 9 – Das dreigeschossige Giebelhaus entstand vermutlich im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Das zweite Obergeschoss wurde um 1700 hinzugefügt.
    • Markt 14 – Barocker Fachwerkbau mit Zierschnitzereien, vermutlich Ende 17. Jahrhundert.
    • Krämergasse 14 – Traufenhaus mit geschnitzten Füllbrettern, bezeichnet 1671.
    • Krämergasse 10 – Zweigeschossiger Fachwerkbau, wohl erstes Drittel des 16. Jahrhunderts.
  • Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit zwei Türmen haben sich vor allem im Süden und im Westen erhalten. An der Leitergasse befindet sich ein um 1200 entstandener Rundturm. Östlich der Kirche steht der sogenannte Diebsturm (größtenteils 15. Jahrhundert), dessen Dach kürzlich erneuert wurde.

Regelmäßige Veranstaltungen

Alle sieben Jahre findet das Grenzgangfest statt, das nächste vom 6. bis 12. August 2008. Anlässlich des Grenzgangfestes 1939 dichtete Karl Albert aus Wetter das Grenzbeganglied, welches zu jedem Fest von den Wetteraner Bürgern gesungen wird.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johannes Combach (Philosoph und Theologe)
  • Johann Dryander (Anatom, Arzt, Astronom und Mediziner)
  • Johannes Fokken, Lehrer und ehemaliger Leiter der Wollenbergschule in Wetter, langjähriger Stadtverordneter und Kreistagsabgeordneter (SPD), Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (verliehen am 13. Januar 2005)
  • Dr. Claudia Kuhnhen, Ärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (verliehen am 21. November 2005)
  • Justus Vultejus, deutscher Pädagoge und Philologe (1529–1575), Vorfahr von Ernst Reuter (1889–1953), dem ehemaligen Oberbürgermeister (1948–1951) und Regierenden Bürgermeister von West-Berlin (1951–1953)
  • Hermann Vultejus, deutscher Jurist (1555–1634), Rektor der Universität Marburg (1592–1601), Sohn von Justus Vultejus

Partnergemeinden

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Feuerwehr Sarnau

Weblinks


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