Biathlon-Weltcup

Biathlon-Weltcup
Sandrine Bailly, Kati Wilhelm und Albina Achatowa bei der Siegerehrung

Der Biathlon-Weltcup ist eine während des Winters ausgetragene Reihe von Wettkämpfen im Biathlon. Organisiert werden die Rennen vom Biathlon-Weltverband IBU. Die ersten offiziellen Weltcups fanden für Männer im Jahr 1978 und für Frauen 1987[1] statt. Neben der Gesamtweltcup-Wertung gibt es seit 1989 auch getrennte Wertungen für die im Weltcup gelaufenen Disziplinen.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Die Wettkampfserie besteht heute aus neun Weltcups mit mindestens zwei, meist aber drei Wettbewerben pro Veranstaltung. Die Saison umfasst gewöhnlich etwa 22 Individual- und vier Staffelrennen. Hinzu kommen noch die Wettkämpfe bei Olympischen Winterspielen oder Biathlon-Weltmeisterschaften, welche anders als bei den von der FIS reglementierten Wintersportarten ebenfalls in die Weltcupwertungen einfließen. Gegenüber den Anfangszeiten wurde die Zahl der Veranstaltungen und Wettbewerbe über die Jahre hinweg schrittweise erhöht, ab der Saison 2008/2009 war sogar eine Ausweitung des Terminkalenders auf zehn Saisonstationen vorgesehen, wovon die IBU nach Protesten seitens der Trainerschaft jedoch wieder abrückte.[2]

Qualifikationskriterien

Um an Einzel- oder Staffelwettbewerben im Weltcup, bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen zu können, muss ein Athlet gewisse Mindestanforderungen in der laufenden oder vorherigen Saison erfüllt haben. Er muss hierzu entweder in einem Sprint- oder Einzelwettkampf im Rahmen des Europacups oder der Europameisterschaften eine Zeit erzielen, die die Durchschnittszeit der drei Bestplatzierten um nicht mehr als 20 Prozent überschreitet oder alternativ bei Junioren-Weltmeisterschaften eine Platzierung in der ersten Hälfte der Ergebnisliste erreichen.

Um seine Startberechtigung für die folgende Saison aufrechtzuerhalten, muss jeder Teilnehmer in einem zum Weltcup zählenden Wettbewerb ebenfalls eine Wettkampfzeit in Sprint oder Einzel erreichen, die die der Besten nicht um 20 Prozent überschreitet (Ausnahme: Einzel Frauen mit 25 %). Auf Antrag eines Nationalverbandes kann beispielsweise im Falle von Verletzungen oder Schwangerschaft eine Ausnahmegenehmigung für einen Athleten erteilt werden.

Vergabe der Startplätze

Grundsätzlich stehen jedem Nationalverband beim ersten Weltcup der Saison in den Disziplinen Sprint und Einzel zwei Startplätze zu, jeweils drei Startplätze erhalten die 22 Besten der Nationenwertung aus der Vorsaison. Zusätzlich können die Nationalverbände die Zahl an Athleten melden, die in der Vorsaison in der Gesamtwertung unter den besten 50 platziert waren. Dabei dürfen folgende Beschränkungen jedoch nicht überschritten werden:

Maximale Anzahl der Startplätze pro Nationalverband
Platzierung im Nationencup 1 – 4 5 – 8 9 – 12 13 +
Anzahl Startplätze 6 5 4 3

Seit der Saison 2007/2008 kommt parallel zu den Weltcupwertungen ein zusätzliches Punktesystem zum Einsatz, um die Teilnehmerfelder für die folgenden Weltcupveranstaltungen festzulegen und zu begrenzen. Hierbei werden in den Disziplinen Sprint, Verfolgung und Einzel sogenannte „IBU-Punkte“ wie folgt vergeben:

Der letztplatzierte Athlet eines Rennens erhält einen Punkt, der Vorletzte zwei Punkte usw. – bis hinauf zu Platz fünf erhält jeder Teilnehmer einen Punkt mehr als der hinter ihm Platzierte. Zwischen den Rängen 5 und 4 liegen dann zwei Punkte, zwischen den Rängen 4 und 3 drei Punkte, zwischen den Rängen 3 und 2 vier Punkte und schließlich fünf Punkte zwischen dem Sieger und dem Zweitplatzierten.

Beim zweiten und dritten Weltcup der Saison sind nur noch die 90 besten Athleten der durch Addition der einzelnen Wettkämpfe ermittelten IBU-Wertung startberechtigt. Die übrigen Teilnehmer steigen in den Europacup ab, in dem dieses Punktesystem ebenfalls eingesetzt wird. Die besten 85 Athleten der ersten drei Weltcups sind dann automatisch im Januar startberechtigt, zudem steigen die acht Bestplatzierten der IBU-Wertung im Europacup in den Weltcup auf, sofern dadurch keine der nationalen Beschränkungen überschritten wird.

Nach dem sechsten Weltcup sind die besten 80 Athleten für die verbleibenden Weltcup-Veranstaltungen qualifiziert. Die drei Bestplatzierten der IBU-Wertung im Europacup erhalten für diese ein namensgebundenes Startrecht und fallen nicht unter die nationale Beschränkung. Die Athleten auf den Plätzen 4 bis 10 der Wertung können ebenfalls in den Weltcup aufsteigen, jedoch maximal nur ein Athlet pro Nationalverband und auch nur dann, wenn dieser nicht einem der Nationalverbände der drei Besten angehört.

Für die Verfolgungsrennen qualifizieren sich die 60 besten Teilnehmer des vorausgegangenen Qualifikationswettkampfes (Sprint oder Einzel). Für den Massenstart sind besten 30 der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung startberechtigt, bei etwaigem Startverzicht teilnahmeberechtiger Athleten wird anhand des Klassements auf 30 Läufer aufgefüllt. Die besten 30 Nationalverbände der Nationenwertung aus der Vorsaison sind berechtigt, an Staffelwettbewerben teilzunehmen.

Weltcup-Punktesystem

Das Weltcup-Punktesystem der IBU für die Einzelrennen der Damen und Herren bestimmt die Gesamt- und Disziplinenwertungen im Biathlon-Weltcup. Es unterscheidet sich von dem im nordischen und alpinen Skisport sonst üblichen FIS-Punktesystem dadurch, dass Konstanz auf hohem Niveau über die gesamte Saison hinweg stärker belohnt wird als ein ständiger Wechsel zwischen Spitzenplätzen und Platzierungen am Ende oder außerhalb der Punkteränge. So erhält beispielsweise ein Biathlet, der von zehn Rennen fünf gewinnt und in den übrigen fünf Rennen nicht punktet, weniger Punkte als ein Konkurrent, der in diesen Rennen immer den zehnten Platz erreicht (300 gegenüber 310) – nach dem System der FIS würde er dagegen fast doppelt so viele Punkte erzielen wie sein Kontrahent (500 gegenüber 260).

Die im Gesamtweltcup führenden Sportler tragen in den Rennen nach dem Vorbild der Tour de France ein gelbes Trikot, die in der jeweiligen Disziplinwertung führenden Athleten werden durch ein rotes Trikot ausgewiesen, zusätzlich gibt es auch eine gelb-rote Kombination. Die am Saisonende für den Sieg in diesen Wertungen vergebenen Trophäen – die sogenannten großen und kleinen Kristallkugeln – gehen in den Besitz der jeweiligen Gewinner über.

Punkteverteilung

Punkteverteilung seit der Saison 2008/2009
Platzierung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Punkte 60 54 48 43 40 38 36 34 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1
Punkteverteilung ab der Saison 2000/2001 bis zur Saison 2007/2008
Platzierung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Punkte 50 46 43 40 37 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1
Punkteverteilung vor der Saison 2000/2001
Platzierung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Punkte 30 26 24 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Streichergebnisse

Eine Besonderheit im Biathlon-Weltcup waren die Streichergebnisse. Am Saisonende wurden die drei schlechtesten Ergebnisse jedes Starters gestrichen und danach das abschließende Weltcup-Gesamtklassement berechnet, in den Disziplinenwertungen gab es ab der Mindestanzahl von vier Rennen jeweils ein Streichergebnis. Speziell in der Gesamtwertung entfielen die Streichresultate in der Regel auf ausgelassene oder außerhalb der Punkteränge beendete Wettkämpfe, sodass sich an der Gesamtpunktzahl der Athleten meist nichts änderte. Blieb ein Athlet jedoch in weniger als drei Rennen ohne Punkte, konnte sich seine Platzierung im Klassement verschlechtern, da ihm dann eigentlich erzielte Weltcup-Punkte abgezogen wurden. Weil dies mit finanziellen Einbußen verbunden sein konnte, war diese Regelung nicht unumstritten.

So gaben beim Gesamtweltcupsieg Ole Einar Bjørndalens in der Saison 2004/2005, in der dieser freiwillig auf sieben Wettbewerbe verzichtete, 16 gestrichene Punkte beim lange führenden Sven Fischer den Ausschlag zugunsten des Norwegers.[3] Andererseits konnten Athleten, die unverschuldet auf die Teilnahme an einem oder mehreren Saisonrennen verzichten müssen und so möglicherweise eine bessere Platzierung verpassen, durch die Streichergebnisse ihrer Konkurrenten einen Ausgleich erfahren. In der Saison 2006/2007 gewann Andrea Henkel, obwohl sie krankheitsbedingt vier Wettkämpfe versäumt hatte, nach Abzug der Streichresultate die Gesamtwertung bei den Frauen, da sie dank eines deutlich höheren Punkteschnitts lediglich zwölf bzw. sechs Zähler weniger als Kati Wilhelm und Anna Carin Olofsson gesammelt hatte.[4] Seit der Saison 2010/11 sind Streichresultate im Weltcup abgeschafft.

Disziplinen

Übersicht

  • Der Sprint ist die am häufigsten im Weltcup gelaufene Disziplin, er findet nahezu an jedem Veranstaltungsort statt. Die Athleten gehen im Intervallstart in der Regel im Abstand von 30 Sekunden auf die für Frauen 7,5 km und für Männer 10 km lange Strecke. Es wird zweimal in der Abfolge liegend–stehend geschossen, für jeden Fehlschuss muss ein Athlet eine 150 m lange Strafrunde absolvieren, die einen Zeitverlust von etwas mehr als 20 Sekunden bedeutet.
  • Die Verfolgung ist nach dem Sprint die zweithäufigste Disziplin im Weltcup. Sie ist keine eigenständige Disziplin, sondern schließt sich an einen vorausgegangenen Wettbewerb an. Dies ist meist ein Sprint, seltener ein Einzelwettkampf. Die besten 60 Teilnehmer des sogenannten Qualifikationswettkampfes gehen in der Reihenfolge ihrer Platzierung und mit den jeweiligen – bei einem vorausgegangen Einzelrennen jedoch zuvor halbierten – Zeitrückständen ins Verfolgungsrennen. Bei Startverzicht qualifizierter Athleten wird das Teilnehmerfeld nicht aufgefüllt. Die Distanz des Verfolgungsrennens beträgt für Frauen 10 km und für Männer 12,5 km. Es wird zunächst zweimal liegend, dann zweimal stehend geschossen. Wie im Sprint gibt es pro Fehlschuss eine Strafrunde.
  • Der Einzelwettkampf ist die traditionsreichste Disziplin, die jedoch im Weltcup mittlerweile neben dem Massenstart am seltensten ausgetragen wird. Im Wechsel liegend–stehend wird insgesamt viermal geschossen, für jeden Fehlschuss wird den Teilnehmern eine Strafminute auf ihre Wettkampfzeit hinzuaddiert. Die Streckenlänge beträgt für die Frauen 15 km und für die Männer 20 km. Wie im Sprint nehmen die Athleten im Intervallstart das Rennen auf.
  • Der Massenstart ist die jüngste Disziplin im Weltcup. Startberechtigt sind die besten 25 Athleten der aktuellen Gesamtwertung, sowie die 5 besten des Weltcups, zu dem der Massenstart gehört. Die Plätze der Athleten, die in beiden Listen enthalten sind, werden mit den Plätzen 26f. aus der Gesamtwertung aufgefüllt.[5] Gestartet wird in drei Startreihen und gleichzeitig. Auf die für Frauen 12,5 km und für Männer 15 km langen Strecke wird, wie in der Verfolgung, erst zweimal liegend und dann zweimal stehend geschossen, ebenso muss hier für jede verfehlte Scheibe eine Strafrunde gelaufen werden. Verzichten qualifizierte Athleten auf ihre Teilnahme, die sie bis zwei Stunden vor Rennbeginn bestätigen müssen, wird das Starterfeld mit den im Weltcup nächstfolgenden Athleten auf 30 Starter aufgefüllt.
  • Neben den Individualrennen gibt es zwei Formen von Staffelwettbewerben. In der klassischen Variante bilden jeweils vier Frauen bzw. vier Männer eine Mannschaft. Es wird je einmal liegend und stehend geschossen, zusätzlich zu den normalen fünf Schuss Munition stehen jedem Läufer pro Schießen drei Reservepatronen zur Verfügung. Für jede nach acht Schüssen nicht getroffene Scheibe muss eine Strafrunde gelaufen werden. Bei den Herren beträgt die Streckenlänge für jeden Läufer 7,5 km, bei den Damen mittlerweile 6 km. In der Gemischten Staffel setzt sich ein Team aus zwei Frauen und zwei Männern zusammen. Die Damen legen dabei jeweils eine Distanz von 6 km zurück, die Herren 7,5 km. Die Regeln entsprechen denen des normalen Staffelwettbewerbs.

Entwicklung und Besonderheiten

Einzelwettkämpfe

In den Anfangsjahren des Frauenbiathlons wurde der Sprint über 5 km ausgetragen, die Streckenlänge des Einzelrennens betrug bei drei Schießeinlagen 10 km. Bereits 1989 wurde die Sprintstrecke auf die heute gelaufenen 7,5 km verlängert. Das Einzelrennen wurde auf vier Schießeinlagen erweitert und die Strecke auf 15 km verlängert.

Mit dem Verfolgungswettkampf wurde Mitte der 1990er-Jahre die erste Einzeldisziplin geschaffen, in der sich die Athleten direkt messen. Erstmals wurde der Verfolgungswettkampf zu Beginn der Saison 1996/97 ausgetragen. Im norwegischen Lillehammer gab es mit Simone Greiner-Petter-Memm und Sven Fischer zwei deutsche Sieger des neuen Wettkampfes. Da die Athleten entsprechend der Zeitabstände des Qualifikationsrennens in den Wettkampf gehen, kann dies bei einem sehr großen Vorsprung des Erstplatzierten zu einem recht spannungsarmen Start-Ziel-Sieg führen. So gelang es der Schwedin Magdalena Forsberg im Verfolgungsrennen von Hochfilzen im Dezember 2001, den Vorsprung von 59,4 Sekunden aus dem Sprintrennen auf einen Vorsprung von 3:13 Minuten zur Zweitplatzierten Olena Subrylowa auszubauen. Solche Rennen sind jedoch die Ausnahme, da Forsberg neben ihrem großen Startvorsprung in diesem Rennen zudem eine der schnellsten Laufzeiten hatte und als einzige Athletin ohne Schießfehler blieb.[6] Hin und wieder kommt es vor, dass die Sieger des Sprintrennens trotz teilweise großer Vorsprünge im Verfolgungsrennen zurückfallen und keinen der Spitzenplätze belegen. Spannend werden die Rennen insbesondere dann, wenn die Zeitabstände, mit denen die Sportler ins Rennen gehen, relativ gering sind. Geht ein Athlet mit einem großen Zeitrückstand ins Rennen, sind meist keine ganz vorderen Platzierungen mehr für ihn möglich. Trotzdem können sich diese Athleten dann im Verfolgungsrennen noch erheblich verbessern. Zu Beginn der Saison 2005/06 startete der Franzose Julien Robert nach dem 60. Platz im Sprint von Östersund als Letzter des Verfolgungsrennens, verbesserte sich jedoch bis zum Ende um 50 Plätze und belegte schließlich den 10. Platz.[7] Bei der WM 2009 schaffte es die Weißrussin Darya Domracheva von Platz 53 im Sprint auf Platz 5. Gleichzeitig lief die als 52. gestartete Marie Laure Brunet aus Frankreich ohne Schießfehler auf Platz 7.

Eine weitere neue Wettkampfform war der Massenstart. Als Testwettkampf wurde der Massenstart zum ersten Mal beim Weltcup-Finale der Saison 1996/97 im russischen Nowosibirsk ausgetragen. Erster Sieger war der Österreicher Wolfgang Perner, erste Siegerin die damals noch für Russland startende Anna Sprung. Erstmals als reguläres Weltcuprennen fand der Massenstart in der Saison 1998/99 statt. Am 13. Januar 1999 gewannen in Ruhpolding der Franzose Raphaël Poirée und die Deutsche Uschi Disl.

Bei Weltmeisterschaften sowie Olympischen Winterspielen kommen beim Massenstart vom Weltcup abweichende Qualifikationskriterien zum Einsatz: Hier sind lediglich die 15 bestplatzierten Athleten des Gesamtweltcups startberechtigt, daneben alle Medaillengewinner der laufenden Titelkämpfe. Die zu 30 fehlenden Plätze werden durch die Athleten ergänzt, die im Verlauf der Meisterschaften die meisten Weltcuppunkte erzielt haben. Daher ist das Massenstartrennen auch jeweils die letzte Einzeldisziplin im Wettkampfprogramm. Dies kommt vor allem schwächeren Athleten zugute. Bei der WM 2009 gewann Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei die Silbermedaille, obwohl sie vor der WM erst 34 Punkte sammeln konnte. Durch gute Leistungen während der Veranstaltung konnte sie sich jedoch für den Wettbewerb qualifizieren.

Mit Einführung des Verfolgungs- und Massenstartwettbewerbs wurde die Anzahl der Einzelrennen über 20 bzw. 15 km reduziert. Mittlerweile wird bei Weltcupveranstaltungen die längste Strecke im Biathlonzirkus wegen ihres für das Fernsehen relativ unspektakulären Spannungsbogens nur noch selten gelaufen und befindet sich meist nur am Anfang einer Saison bzw. bei Großveranstaltungen im Wettkampfprogramm. Um die Dauer des Rennens zu reduzieren, wird immer wieder diskutiert, die Zahl der Starter zu begrenzen.

Staffelrennen

Während bei den Einzeldisziplinen Athleten vieler Länder Siegchancen haben, sind bei den Staffelrennen trotz gelegentlicher Ausnahmen häufig die großen Biathlonnationen wie Norwegen, Russland und Deutschland siegreich, die eine wesentlich größere Anzahl an erfolgreichen Athleten zur Verfügung haben als kleinere Nationen. Obwohl sich häufig bereits während des Rennens eine Tendenz abzeichnet, welche Staffel als Siegerteam aus dem Rennen hervorgehen wird, werden manche Rennen erst kurz vor dem Ende entschieden. In der Saison 2005/06 konnte die russische Damenstaffel erst durch ein Fotofinish zwischen der Russin Olga Saizewa und der Deutschen Simone Denkinger als Sieger ermittelt werden. Mit lediglich einem Nachlader zeigte die russische Staffel in diesem Rennen ein überaus sicheres Schießergebnis.[8] Bei der Damenstaffel von Ruhpolding in der Saison 2007/08 lag die deutsche Schlussläuferin Kati Wilhelm zu Beginn ihres Rennens 51,1 Sekunden hinter der führenden Norwegerin Ann-Kristin Flatland, holte jedoch über 70 Sekunden auf und kam mit einem Vorsprung von 24,3 Sekunden ins Ziel. Trotz dreier Strafrunden gewann die deutsche Staffel damit noch das Rennen.[9]

Bei den Frauen wurden die Distanzen, über die das Staffelrennen ausgetragen wird, im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Zunächst bestand die Staffel aus drei Läuferinnen, die je 5 km zu absolvieren hatten. 1989 wurde die Streckenlänge für jede der drei Läuferinnen auf 7,5 km erhöht. 1991 wurde die Damenstaffel auf vier Athletinnen pro Nation erweitert, die Streckenlänge von jeweils 7,5 km wurde beibehalten. Somit war die Staffel der einzige Wettbewerb, in dem Damen und Herren die gleiche Distanz zu absolvieren hatten. 2003 wurde die Distanz erneut geändert, momentan werden 4 x 6 km gelaufen. Dieser Schritt wurde von der IBU durchgeführt, um dem Schießen eine höhere Priorität zukommen zu lassen und somit die Chancen läuferisch schwächerer Nationen zu erhöhen.

Eine weitere Maßnahme, um Ländern mit einer geringen Anzahl an guten Athleten bessere Möglichkeiten zu bieten, war die Einführung der Mixed-Staffel, die erstmals in der Saison 2004/05 ausgetragen wurde. Der Stellenwert der Mixed-Staffel wird jedoch von Nation zu Nation bzw. Athlet zu Athlet unterschiedlich gesehen. Während die in Antholz siegreiche schwedische Mixed-Staffel explizit auf dieses Rennen hintrainierte, wurden viele bei den anderen Rennen gestarteten Athleten wie Kati Wilhelm, Magdalena Neuner, Ole Einar Bjørndalen oder Nikolai Kruglow in der Mixed-Staffel nicht eingesetzt. Seitdem das Mixed in das offizielle WM-Programm aufgenommen wurde, nimmt die Bedeutung jedoch stetig zu. Angestrebt ist eine Aufnahme in den olympischen Veranstaltungskanon.

Athleten

Im Biathlon-Weltcup ist die Leistungsdichte der Athleten im Gegensatz zu einigen anderen Wintersportarten vergleichsweise hoch. So belegten in der Saison 2006/07 bei den Herren insgesamt 85 und bei den Damen 82 Athleten bei mindestens einem Weltcuprennen einen Platz unter den besten 30 Athleten.[10][4] Einige Biathleten zählen mittlerweile zu den erfolgreichsten Wintersportlern überhaupt, der Norweger Ole Einar Bjørndalen erreichte bisher die meisten Weltcupsiege aller männlichen Wintersportler, Kati Wilhelm ist eine der erfolgreichsten deutschen Olympia-Teilnehmerinnen.

Die erfolgreichsten Athleten

Ole Einar Bjørndalen
Kati Wilhelm bei der Siegerehrung

Siehe auch: Liste der Weltcupsieger im Biathlon

Alleiniger Rekordhalter bei den Männern ist mit sechs Gesamtweltcup-Siegen der Norweger Ole Einar Bjørndalen vor dem Franzosen Raphaël Poirée und dem Deutschen Frank Ullrich mit je vier Gesamtweltcup-Siegen. Bjørndalen ist auch der Athlet, der mit bislang 92 Erfolgen die meisten Weltcupsiege erringen konnte. Gefolgt wird er von Raphaël Poirée mit 44 und Sven Fischer mit 33 Einzelsiegen.

Mit den Deutschen Michael Greis, Mark Kirchner und Sven Fischer, den Norwegern Halvard Hanevold und Ole Einar Bjørndalen sowie dem Russen Nikolai Kruglow gibt es bislang sechs Biathleten, die sowohl bei Weltmeisterschaften als auch bei Olympischen Spielen Einzel- und Staffelgold gewinnen konnten. Von diesen waren Greis, Fischer und Bjørndalen darüber hinaus auch Sieger des Gesamtweltcups, so dass sie bei allen drei Ereignissen des Biathlonsports gleichermaßen Erfolge feiern konnten.

Bei den Frauen führt Magdalena Forsberg die Wertung der Gesamtweltcupsiege mit sechs Erfolgen, die sie von 1997 bis 2002 nacheinander errang, überlegen an. Ihr folgen mit weitem Abstand die Schwedin Eva Korpela mit zwei Siegen und einem zweiten Platz und die Russin Anfissa Reszowa sowie die Deutsche Magdalena Neuner mit je zwei Siegen. Diese vier Athletinnen sind die bislang einzigen, die den Biathlon-Weltcup mehrfach gewinnen konnten, weitere 14 Athletinnen waren seit der Saison 1982/83 jeweils einmal erfolgreich. Obwohl die deutschen Damen im Biathlon bereits in den 1990er-Jahren zur Weltspitze gehörten, gab es die erste deutsche Siegerin mit Martina Glagow erst in der Saison 2002/2003. Mit 42 Erfolgen liegt Magdalena Forsberg auch bei den Einzelsiegen deutlich vorn, gefolgt wird sie hier von Uschi Disl mit 30 und Magdalena Neuner mit 24 Weltcupsiegen.

Sowohl bei Weltmeisterschaften als auch bei Olympischen Spielen Einzel- und Staffelgold gewannen bisher als einzige Biathletinnen die beiden Deutschen Kati Wilhelm und Andrea Henkel. Diese waren zudem je einmal Siegerinnen des Gesamtweltcups – Wilhelm in der Saison 2005/2006 und Henkel in der Saison 2006/2007 – und damit bei allen drei Ereignissen des Biathlonsports gleichermaßen erfolgreich. Andrea Henkel ist darüber hinaus die bisher einzige Athletin, die es geschafft hat, in jeder Einzeldisziplin Weltmeisterin zu werden.

Bestenliste nach IBU-Weltcupsiegen

Top Ten des IBU-Weltcups (ab Saison 1993/94, Stand: Saisonende 2010/11) Namen in Fettschrift bezeichnen die in der Saison 2010/11 aktiven Athleten.
Männer
Platz Name Siege
1. NorwegenNorwegen Ole Einar Bjørndalen 92
2. FrankreichFrankreich Raphaël Poirée 44
3. DeutschlandDeutschland Sven Fischer 33
4. NorwegenNorwegen Emil Hegle Svendsen 24
5. NorwegenNorwegen Frode Andresen 15
WeissrusslandWeißrussland Wladimir Dratschow 15
7. DeutschlandDeutschland Frank Luck 12
8. DeutschlandDeutschland Michael Greis 11
9. DeutschlandDeutschland Ricco Groß 9
NorwegenNorwegen Halvard Hanevold 9
Frauen
Platz Name Siege
1. SchwedenSchweden Magdalena Forsberg 42
2. DeutschlandDeutschland Uschi Disl 30
3. DeutschlandDeutschland Magdalena Neuner 24
4. NorwegenNorwegen Liv Grete Poirée 22
5. DeutschlandDeutschland Kati Wilhelm 21
WeissrusslandWeißrussland Olena Zubrylova 21
7. FrankreichFrankreich Sandrine Bailly 20
DeutschlandDeutschland Andrea Henkel 20
9. DeutschlandDeutschland Martina Beck 15
10. SchwedenSchweden Helena Ekholm 13
  • Namen in Fettschrift bezeichnen die in der Saison 2010/11 aktiven Athleten.

Exoten

Bei den sogenannten „Exoten“ handelt es sich um schwächere Athleten aus Nationen, in denen der Wintersport allgemein oder zumindest der Biathlonsport keine große Rolle spielt. Diese Athleten gehen im Weltcup üblicherweise ohne die Aussicht auf eine vordere Platzierung an den Start, da sie insbesondere auf läuferischer Ebene zumeist in keiner Weise mit der Weltspitze mithalten können. Teilweise liefern sie jedoch kuriose Ergebnisse ab, sowohl was die Zeitrückstände als auch die Schießergebnisse betrifft. So traf beim Sprintrennen von Bad Gastein in der Saison 1992/93 die Ungarin Eva Szemcsak keine einzige der zehn Scheiben,[11] in anderen Rennen belegte sie trotz fehlerfreier Schießleistungen aufgrund äußerst schwacher Laufleistungen den letzten Platz.[12][13] Der Moldawier Ivan Bucsa traf beim Einzel von Pokljuka in der Saison 2001/02 nur eine der 20 Scheiben.[14] Sein Landsmann Igor Bakal hatte in der Saison 1993/94 im Einzelrennen von Bad Gastein einen Rückstand von 32:41.0 Minuten auf den Sieger Sergei Tarassow,[15] die Argentinierin Natalia Lovece in der Saison 2000/01 beim Einzel von Antholz einen Rückstand von 33:23.5 Minuten auf die Siegerin Corinne Niogret.[16]

Veranstaltungsorte

Biathlonstadion in Chanty-Mansijsk

Obwohl Veranstaltungsorte und Termine von Jahr zu Jahr leicht voneinander abweichen, ist eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Auswahl und Abfolge der Orte vorhanden. Die Weltcupsaison beginnt wegen der mutmaßlich höheren Schneesicherheit oftmals in den Nordischen Ländern, beispielsweise in Kontiolahti (Finnland) oder Östersund (Schweden). Die weiteren vor Weihnachten stattfindenden Weltcups werden häufig nach Hochfilzen (Österreich) und Pokljuka (Slowenien) oder Osrblie (Slowakei) vergeben. Im Januar finden in der DKB-Ski-Arena in Oberhof (Deutschland), der Chiemgau-Arena in Ruhpolding (Deutschland) sowie im italienischen Antholz in der Südtirol Arena die von den meisten Zuschauern besuchten Wettbewerbe statt.

Im Februar finden in der Regel die Weltmeisterschaften bzw. in olympischen Jahren die Wettkämpfe bei den Olympischen Winterspielen statt. Während Weltmeisterschaften überwiegend an Orten abgehalten werden, die sonst auch regelmäßig Weltcup-Veranstaltungen beheimaten, wird bei Olympischen Spielen meist auf einer neu angelegten Strecke gelaufen, die in den folgenden Jahren nur selten erneut in das Wettkampfprogramm aufgenommen wird. Es ist üblich, dass ein Jahr vor einem Großereignis ein Weltcup am jeweiligen Ort stattfindet.

Auf den Saisonhöhepunkt folgen häufig noch einmal Weltcuprennen in Skandinavien, gelegentlich auch in Nordamerika. Das Weltcup-Finale wurde in den letzten Jahren fast ausnahmslos am Holmenkollen in Oslo (Norwegen) oder in Chanty-Mansijsk (Russland) ausgetragen. 2003 fand das eigentliche Weltcup-Finale in Östersund statt, bevor die Saison mit den Weltmeisterschaften in Chanty-Mansijsk endete.

siehe auch : Liste von Biathlonstrecken

Sonstiges

Anders als bei vielen anderen Sportarten finden die Weltcup-Rennen für Frauen und Männer immer im gleichen Zeitraum und an denselben Orten statt. Daher sind persönliche Beziehungen zwischen Athleten keine Seltenheit, was auch schon zu teilweise multi-nationalen Hochzeiten geführt hat, z. B. Raphaël Poirée (Frankreich) und Liv Grete Skjelbreid (Norwegen), Ole Einar Bjørndalen (Norwegen) und Nathalie Santer (Italien) oder Günther Beck (Österreich) und Martina Beck (geb. Glagow) (Deutschland). Der Norweger Halvard Hanevold war schon mit der Deutschen Sabrina Buchholz zusammen und ist derzeit mit der Kanadierin Sandra Keith liiert. Andrea Henkel (Deutschland) ist mit Tim Burke (USA) liiert.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Saisons 1982/1983 bis 1986/1987 wurden offiziell noch Europacup genannt. Diese Bezeichnung ist allerdings missverständlich, weil die weltbesten Athletinnen ebenfalls startberechtigt waren. Je nach Auslegung wird der Weltcup für Frauen also seit der Saison 1982/1983 beziehungsweise 1987/1988 ausgerichtet.
  2. Weltcupkalender für nächste Saison wird überarbeitet
  3. Weltcup-Gesamtwertung Herren (Saison 2004/05) (PDF)
  4. a b Weltcup-Gesamtwertung Damen (Saison 2006/07) (PDF)
  5. Viktoria Franke: Neue Massenstartreglung – Größere Chancen für aktuell Gute. In: Biathlon-online.de vom 7. Januar 2011 (Besucht 12. Februar 2011).
  6. Ergebnis vom 9. Dezember 2001 in Hochfilzen (Verfolgung) (PDF)
  7. Ergebnis Verfolgung in Östersund (Saison 2005/06) (PDF)
  8. Ergebnis Staffel vom 11. Januar 2006 in Ruhpolding
  9. Ergebnis Staffel vom 9. Januar 2008 in Ruhpolding (PDF)
  10. Weltcup-Gesamtwertung Herren (Saison 2006/07) (PDF)
  11. Ergebnis Sprint in Bad Gastein (Saison 1992/93)
  12. Ergebnis Sprint in Osrblie (Saison 1998/99)
  13. Ergebnis Sprint in Antholz (Saison 1998/99)
  14. Ergebnis Einzel von Pokljuka (Saison 2001/02)
  15. Ergebnis Einzel von Bad Gastein (Saison 1993/94)
  16. Ergebnis Einzel in Antholz (Saison 2000/01)

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