Cretzschwitz

Cretzschwitz
Cretzschwitz
Stadt Gera
Koordinaten: 50° 56′ N, 12° 8′ O50.93973112.127952Koordinaten: 50° 56′ 23″ N, 12° 7′ 41″ O
Einwohner: 217 (1. Jan. 2009)
Eingemeindung: 1. Apr. 1994
Postleitzahl: 07554
Vorwahl: 036695

Cretzschwitz bildet zusammen mit Söllmnitz, Wernsdorf und Lauenhain den 9,66 ha großen Ortsteil Söllmnitz/Cretzschwitz der Stadt Gera in Thüringen mit 721 Einwohnern (Stand 31. Januar 2009).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Cretzschwitz ist im Nordosten der Stadt Gera an der Grenze zum Landkreis Greiz gelegen.

Im Dorf.
Cretzschwitz im Bundesarchiv - Originaltext von 1955: Nachts brummen die Motoren auf den Feldern - Ungünstige Witterung hatte auch im Bezirk Gera die Erntearbeiten stark verzögert. Das noch auf dem Halm stehende Getreide ist vielfach überreif, so daß beim Mähen mit der Sense oder dem Binder starke Körnerverluste eintreten. Hier kann nur der Mähdrescher helfen. Am 16. September 1955 arbeiteten trotz nassen Bodens zwei Mähdrescher der MTS Brahmenau bis in die späten Abendstunden auf den Feldern der Produktionsgenossenschaften Cretzschwitz, Caasen und Pölzig. Gut hat sich hierbei die zusätzlich an den Mähdreschern angebrachte Zwillingsbereitung bewährt, die ein Einsinken in den nassen Boden verhinderte. Die Besatzungen dieser beiden Mähdrescher haben die 100 Leistungsgrenze bereits überschritten. So wurden von den Kollegen Bauer-Lätsch bisher 123, 6 und von der Besatzung Hüllxer-Kluge (unser Bild) 103 ha geleistet.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung als Cresewicz findet sich in einer auf das Jahr 1121 datierten Urkunde des Klosters Bosau, welches hier Besitztümer hatte; spätere Schreibweisen waren u.a. Crescuwize (1146), Kreczkewicz (1333) oder Kretzschwitz (1533). Der Ortsname leitet sich von einem slawischen Personenkurznamen Kreš oder dessen Koseform Krešek ab. Die slawische Urform des Ortsnamens lautete demnach *Krešovici (was sich im ältesten Beleg von 1121 widerspiegelt) bzw. *Kreškovici (worauf die weiteren Belege hindeuten).[1]

1827 umfasst der Ort das Rittergut, 16 Häuser und 83 Einwohner. Der Ort pfarrte, schulte und begrub nach Dorna. 1883 wurde in Cretzschwitz eine eigene Schule gebaut, von 1950 bis 1957 bestand ein Schulverband mit Wernsdorf; die Schulen sind mittlerweile geschlossen.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Cretzschwitz ein Bauerndorf mit Rittergut (letzte Besitzer Familie von Brandenstein auf Hain (heute Gera-Hain). In einer Beschreibung aus dem 19. Jahrhundert heißt es: „... ein nach Dorna in Kirche und Schule gerichteter Ort, meist von Wald umgeben. Ein kleines freundliches eingebuchtetes Dörfchen der Hochebene, 1 Stunde nördlich von Dorna und ¼ Stunde oberhalb Söllmnitz, am Rießbach und am Zusammenstoß zweier Gründchen zwischen bewaldeten Höhen, neben 6 Teichen von Ost nach West gebaut und in der Dorfmitte 759 Fuß hoch gelegen.“[2]. 1888 wurde die Reussengrube Erdfarben- und Verblendsteinfabrik Gera/Reuss A.G. gegründet. Sie bezog ihre Rohstoffe aus ortsansässigen Tongruben und aus Gruben im benachbarten Söllmnitz. Zum besseren Transport der Steine bekam das Werk ein eigenes Anschlussgleis an die Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn (GMWE). 1946 wurde die Grube zunächst zwangsenteignet und demontiert, 1948 unter dem Namen VEB Reussengrube neu eingetragen. Ihr Betrieb wurde zwischenzeitlich eingestellt.

Mit der Anwerbung von Arbeitern aus dem Umland und auch aus Böhmen für die ortsansässigen Ziegelwerke begann um 1900 der Wandel vom Bauerndorf zum Industriearbeiterdorf.

Die landwirtschaftlichen Betriebe gingen ab 1953 zunächst in einer LPG Typ 1, später zusammen mit Wernsdorf und Söllmnitz in einer LPG Typ 3 auf. Sie wurde später geteilt in eine LPG (T) und eine LPG (P). Heute besteht im Ort ein mittelständischer landwirtschaftlicher Betrieb mit rund 20 Arbeitsplätzen, sowie ein Dämmstoffwerk.

Zum 1. April 1994 wurde die Gemeinde Cretzschwitz in die Stadt Gera eingemeindet; seit einem Bürgerentscheid vom 22. April 1994 bildet sie zusammen mit dem benachbarten Orten Söllmnitz Wernsdorf und Lauenhain den Ortsteil Söllmnitz/Cretzschwitz der Stadt Gera.

Politik

Seit 1994 besteht ein gemeinsamer Ortsteilrat (ehemals Ortschaftsrat) von Cretzschwitz und Söllmnitz (mit Wernsdorf und Lauenhain). Ortsteilbürgermeisterin ist seit 2001 Sylvia Starke (parteilos).

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1864: 128
  • 1894: 83
  • 1939: 272
  • 2005: 252
Datenquelle: Stadtarchiv Gera; Deutsches Verwaltungsarchiv.

Verkehr

  • Der Ort ist über die Bundesstraße 2 erreichbar.
  • ÖPNV-Anschluss besteht tagsüber stündlich über den Regionalverkehr Gera-Land (RVG), Linie 27.
  • Der nächstgelegene Bahnhof ist in Gera-Langenberg.

Bildung

Das ehemalige Schulhaus wurde bis 2009 als Kindergarten genutzt, die nächstgelegenen Kindereinrichtung ist nun die

Zuständige Grundschule ist die

  • Staatliche Grundschule Aga.

Nächstgelegene Regelschule:

  • Staatliche Regelschule 12.

Einzelnachweise

  1. Heinz Rosenkranz: Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982, S. 58.
  2. zit. nach E.P. Kretschmer, Unsere Zeit, Gera, o.J.

Literatur

  • Brodale, Klaus und Heidrun Friedemann: Das war Gera im 20. Jahrhundert. Gudensberg 2002.
  • Cannabich, Johann Günther Friedrich: Neueste Kunde von Baden, Nassau, Hohenzollern, Lippe, Waldeck, Anhalt und den Reußischen Ländern. Weimar 1827.
  • Hahn, Ferdinand: Geschichte von Gera und dessen nächster Umgebung. Gera 1855.
  • Klotz, Johann Christoph: Beschreibung der Herrschaft und Stadt Gera. Schleiz 1816.
  • Rosenkranz, Heinz: Ortsnamen des Bezirks Gera. Greiz 1982.
  • Thüringer Pestalozziverein (Hrsg.): Thüringen in Wort und Bild. Berlin 1900. (Reprint; Augsburg 1997.)
  • o.A.: Hof- und Staatskalender für das Fürstentum Reuß j. L. Gera 1864.
  • Mitteilungen des geschichts- und altertumsforschenden Vereins. Altenburg; div.

Weblinks

 Commons: Cretzschwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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