Deutschland im Frühmittelalter

Deutschland im Frühmittelalter

Der Artikel Deutschland im Frühmittelalter bietet einen geschichtlichen Überblick über die Zeit von 814 bis 1025 etwa im Gebiet des heutigen Deutschlands. In dieser Zeit entwickelte sich unter den Karolingern und den Ottonen aus dem östlichen Teil (Ostfrankenreich) des Frankenreichs das Heilige Römische Reich.

Inhaltsverzeichnis

Die Zeit der Karolinger

Nach dem Tod Karls des Großen 814 konnte sein Sohn Ludwig der Fromme die Einheit des Frankenreichs zunächst noch wahren. Als Nachfolger bestimmte er seinen ältesten Sohn, der 825 als Lothar I. die Kaiserwürde empfing. Dessen jüngere Brüder Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle verbündeten sich nach dem Tode des Vaters (840) gegen Lothar I. und besiegten ihn 841 in der Schlacht von Fontenoy.

842 wurde das Bündnis in den Straßburger Eiden bestätigt. Die Straßburger Eide wurden sowohl in althochdeutsch als auch in altfranzösisch abgefasst und zählen zu den ältesten Belegen der französischen und deutschen Sprache.

843 wurde im Vertrag von Verdun das Frankenreich in ein ostfränkisches, ein westfränkisches und ein Mittelreich geteilt. Dabei bekam Lothar das Mittelreich (Lotharii Regnum), das Norditalien und die heutige Provence, Burgund, Lothringen sowie das heutige Belgien und die Niederlande (Niederlothringen). Er behielt auch die Kaiserwürde. Karl der Kahle bekam den Westteil und Ludwig der Deutsche den Ostteil, der Bayern, Schwaben, Hessen, Thüringen, das Sachsen sowie Teile Frankens umfasste.

Im Vertrag von Meersen 870 wurde Lothringen unter Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen aufgeteilt. Im Vertrag von Ribemont zehn Jahre später gewann der ostfränkische König Ludwig III. der Jüngere auch Westlothringen. Diese Aufteilung sollte im Wesentlichen bis 1648 die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland festlegen.

Der ostfränkische König Karl der Dicke erreichte 881 wieder die Kaiserwürde und vereinigte das Fränkische Reich nochmals für kurze Zeit. Mit Ludwig dem Kind starb 911 der letzte ostfränkische Karolinger. Damit brach auch die dynastische Bindung zwischen west- und ostfränkischen Reich endgültig ab.

Die Zeit der Ottonen (Liudolfinger)

Nach der Spaltung des Reiches kam es im Ostfrankenreich durch weitere Erbteilungen zu einem Verfall des Königtums und zum Aufstieg einzelner Adelsfamilien. Da die Abwehrkämpfe gegen Slawen und Ungarn im 9. und 10. Jahrhundert immer mehr in die Hände lokaler Adliger gelangten, wurde die Herausbildung der besonders mächtigen Stammesherzogtümer Bayern, Schwaben, Franken und Sachsen entscheidend gefördert. Als 911 der letzte ostfränkische Karolinger starb, entschieden sich die ostfränkischen Stammesherzöge in Anbetracht der äußeren Bedrohung gegen den eigentlich erbberechtigten westfränkischen Karolinger für den vermeintlich schwachen Frankenherzog Konrad I. als neuen König und Anführer im gemeinsamen Abwehrkampf.

Ihm folgte auf dessen eigene Empfehlung mit Unterstützung der Herzöge von Sachsen und Franken der Sachsenherzog Heinrich I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger oder Ottonen nach. Heinrich I. gelang es, das ostfränkische Reich zu festigen und es gegen Einfälle von Ungarn und Slawen zu verteidigen. Sein Sieg gegen die Ungarn 933 an der Unstrut war jedoch noch nicht endgültig. 920 taucht erstmals die Bezeichnung Regnum teutonicum auf, neben dem fränkischen Erbe trat nun immer mehr eine eigene deutsche Identität hervor.

Otto der Große

Zum Nachfolger bestimmte Heinrich I. seinen Sohn Otto I. den Großen. Seine alleinige Nachfolge im Königsamt sowie sein Verhalten gegenüber den Herzögen, die er wie königliche Amtsträger behandelte, führte zu einer Reihe von Aufständen, die sich über ein Jahrzehnt hinzogen. Durch Siege im Kampf sowie Ehebündnisse erreichte Otto, dass am Ende anstelle der Stammesherzöge nur ihm ergebene Verwandte (Sohn, Schwiegersohn, Bruder) als Amtsherzöge in Schwaben, Lothringen und Baiern fungierten. Nachdem aber auch diese sich gegen ihn erhoben, stützte sich Otto I. zur Sicherung seiner Macht auf die Kirche. Dazu besetzte er geistliche Ämter mit Vertrauten und stattete sie durch Vergabe von Lehen aus dem Reichsgut und königlichen Rechten (Regalien) mit weltlicher Macht aus. Den Anfang machte sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln, den er zum Herzog von Lothringen ernannte. Wichtiger wurde allerdings Bruns Funktion als Reichskanzler und Ausbilder einer ganzen Generation Geistlicher, die wie er als Reichsbischöfe selbstlos wichtige königliche Aufgaben übernahmen, ohne an den persönlichen Vorteil oder den ihrer Familie zu denken, da sie als Geistliche wegen des Zölibats ihr Lehen nicht vererben konnten und der König es nach ihrem Tod neu an Vertraute vergeben konnte. Diese Verwaltungspraxis wird heute als ottonisches Reichskirchensystem bezeichnet. Die Sicherung des Reichs nach außen führte Otto I. ebenfalls konsequent fort. 955 besiegte er die Ungarn entscheidend in der Schlacht auf dem Lechfeld.

Zur Abwehr der Slawen richtete er Marken ein, die zur Grenzsicherung, aber auch zur christlichen Bekehrung der Slawen dienten. Auf dem Gebiet östlich der Elbe wurden zahlreiche neue Bistümer gegründet. 950 wurde Böhmen unterworfen. 963 musste Polen die Vorherrschaft des Deutschen Reiches anerkennen. Otto I. unternahm drei Italienfeldzüge (951–952, 961–965, 966–972), durch die er sein Herrschaftsgebiet um Nord- und Teile Mittelitaliens erweitern konnte. Beim ersten Feldzug besiegte er den Langobardenkönig Berengar II. und heiratete die von Berengar gefangen gehaltene Witwe des italienischen Königs, Adelheid von Burgund. Daraufhin nannte er sich König der Langobarden.

Gregormeister: Kaiser Otto II., Einzelblatt aus einem Registrum Gregorii, Trier nach 983. Chantilly, Museé Condé, Ms. 14 bis.

Beim zweiten Italienfeldzug erreichte Otto I. 962 die Kaiserkrönung durch Papst Johannes XII.. Als Gegenleistung gewährte der Kaiser dem Kirchenstaat seinen Schutz. Durch seinen Anspruch auf Süditalien geriet Otto der Große in Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser, der über Kalabrien und Apulien herrschte. Erst nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zur gegenseitigen Anerkennung der beiden Kaiserhäuser. Thronfolger Otto II. heiratete die Kaisernichte Theophanu, Süditalien verblieb jedoch bei Byzanz. Das Imperium übte nun de facto eine Hegemonie im westlichen Europa aus.

Das Ende der Ottonen

Otto II. kämpfte in Unteritalien gegen die Araber, die ihm jedoch 982 eine vernichtende Niederlage beibrachten. Im nächsten Jahr gingen die Gebiete östlich der Elbe durch einen Aufstand der Slawen 983 größtenteils wieder verloren. Nach Ottos II. Tod übernahmen seine Frau Theophanu und seine Mutter die Regierungsgeschäfte für seinen minderjährigen Sohn Otto.

Nachdem er selbst die Herrschaft angetreten hatte, scheiterte Otto III. mit dem Versuch, die Machtbasis nach Rom zu verlegen. Seine grandios propagierte Renovatio Imperii, die darauf abzielte, die Stadt Rom wieder ins Zentrum des mittelalterlichen Imperiums zu rücken, scheiterte nicht zuletzt wegen der immensen Probleme, die sich mit dem italienischen Adel, den Städten und der stadtrömischen Bevölkerung ergaben. Dennoch knüpfte auch Otto III. an die Ostpolitik der Ottonen an (Pilgerfahrt nach Gnesen).

Der letzte Ottonenkönig Heinrich II. musste seinen Herrschaftsantritt gegen starke Widerstände erkämpfen. In Italien musste er einen Gegenkönig bezwingen, aber auch die Könige von Polen und Ungarn erkannten seine Vorstellungen von Vorherrschaft nicht an. Um den Widerstand der deutschen Fürsten abzuschwächen baute er das Reichskirchensystem zur Machtsicherung weiter aus. Er setzte auch gegen den Widerstand des Klerus nach Belieben Bischöfe ein, führte die Idee des Priesterkönigs zu ihrem Höhepunkt und machte kaum mehr Unterschiede zwischen weltlichen und geistlichen Belangen, die beide auf von ihm geleiteten Synoden behandelt wurden. Damit stärkte und förderte er auch die Klosterreformbewegung, die der Verweltlichung der Kirche entgegentrat, und anfangs von Kloster Cluny, später von Gorze und Hirsau ausging. Zentrale Reformziele waren die Einhaltung kirchlicher Normen, insbesondere des Zölibats, sowie die Bekämpfung von Simonie und Laieninvestitur.

Herrschaft im Frühmittelalter

Die Herrschaft über das frühmittelalterliche Reich war im übertragenen Sinne eine Herrschaft „aus dem Sattel“. Nur ein anwesender, sichtbarerer Herrscher konnte Macht über die Untertanen ausüben und Vertrauen gewinnen. Eine längere Abwesenheit wurde hingegen oft als Vernachlässigung, ja Hintenansetzung verstanden. Da der Herrscher immer nur an einem Ort präsent sein konnte, barg dies die Gefahr von Fehden, Intrigen und Aufständen von Adligen. Auch konnte die Versorgung des Hofes nur sichergestellt werden, wenn der Herrscher sich nicht dauernd an einem Ort aufhielt, sondern von Ort zu Ort reiste. Da eine große Anzahl von Fürsten und Klerikern und das dazugehörige Gesinde den König oder Kaiser begleitete, waren die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung immens. Schätzungen gehen von einer Personenstärke des Hofes von 300 bis 1000 Menschen aus. Zur Versorgung verpflichtet waren die dem König bzw. Kaiser gehörenden Pfalzen, die Königshöfe (große königliche Grundherrschaften), aber auch Bischofssitze und später zunehmend Städte.

Das Umherreisen des Herrschers wurde deshalb nicht nur mit Freude gesehen. Selbst die großen Städte des Reiches hatten damals nur einige tausend Einwohner. Somit konnte der durchreisende Hof kleinere Städte, Klöster und Bistümer in Schwierigkeiten bringen, zumal sich auf Grund der knappen Ressourcen an Lebensmitteln wohl auch Plünderungen in der Umgebung der Unterbringungsorte des Hofes ereigneten.

Die Tagesetappen des Hofes lagen wahrscheinlich bei 30 km, wie sich aus den Ausstellungsorten von Urkunden rekonstruieren lässt. Aufenthalte von mehr als sechs Wochen an einem Ort waren selten.

Leben im Frühmittelalter

Der Großteil der Bevölkerung des Frühmittelalters lebte auf dem Land, meist in Gehöften, die aus mehreren Gebäuden mit unterschiedlicher Funktion bestanden. Bis zum 11. Jahrhundert bewohnten selbst Adlige solche Gehöfte, bis sie dann begannen höherwertige, aus Stein errichtete Gebäude zu nutzen und sich damit auch von der restlichen Bevölkerung abhoben.

Jedes Gehöft war mit einer eigenen Wasserversorgung in Form eines Brunnens oder eines Wasserlaufs ausgestattet und wurde von einem Zaun aus Flechtwerk oder einer Hecke umschlossen. Noch innerhalb der Umzäunung befand sich der Hausgarten in dem Obst, Gemüse und Kräuter angebaut wurden.

Außer den weiterbestehenden Stadtgründungen der Römer existierten keine Städte. Um Bischofssitze, Klöster oder freiweltliche Stifte, Pfalzen und Sitze von Adelsgeschlechtern herum begannen sich allerdings Siedlungen zu entwickeln, die später zu Städten wie Magdeburg, Limburg an der Lahn, Essen, Dortmund oder Kassel wuchsen.

Gebäude

Die erhaltenen Steinbauten aus dem Frühmittelalter und auch aus späteren Jahrhunderten geben nicht wieder, wie der Großteil der damaligen Bevölkerung tatsächlich lebte. Nahezu überall wohnten die Menschen in Häusern in Holzbauweise. Nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in Städten, Klöstern und Burgen wurden Wohngebäude, Wirtschaftsgebäude und Gesindewohnungen noch häufig in der seit der Jungsteinzeit üblichen Pfostenbauweise errichtet. Beispielsweise lassen sich solche Gebäude in der Bamberger Domburg des 11. und 12. Jahrhunderts nachweisen. Sie schlossen unmittelbar an den Repräsentationstrakt der Pfalz an.

Da Bauten in Pfostenbauweise verschiedene konstruktive Mängel aufwiesen, z.B. verfaulte das Holz in Bodennähe und versperrten die Pfosten im Inneren des Gebäudes die Mittelachse, begannen sich im Frühmittelalter auch andere Bauweisen durchzusetzen. So entstanden unter anderem das Sparrendach und anstelle der bisherigen mit Lehm verkleideten Flechtwände erste Fachwerkbauten.

Trotz schlechter Erhaltungsbedingungen für Holzbauten in weiten Gebieten Deutschlands (Funde gab es vor allem an den Küsten und in anderen für den Erhalt des Holzes günstigen Feuchtgebieten) lässt sich trotzdem eine Vielfalt von Haus- und Hofformen nachweisen. So waren im Nordsee-Küstengebiet Wohnstallgebäude von oft beträchtlicher Länge gebräuchlich, bei denen Mensch und Vieh unter einem Dach lebten und Nebengebäude entbehrlich wurden. Um das Jahr 1000 scheint sich außerdem im norddeutschen Raum eine Frühform des späteren niederdeutschen Hallenhauses entwickelt zu haben. Im Mittelgebirgsraum bis zu den Alpen waren hingegen meist Mehrhausgehöfte gebräuchlich, wobei das Hauptgebäude meist nur mittelgroß war.

Kleidung

Allgemeines

Adelige Frauen- und Männerkleidung des 10. Jahrhunderts, dargestellt auf dem Otto-Mathilden-Kreuz

Kleidung aus der Zeit des Frühmittelalters ist kaum erhalten. Wenn, dann wurde diese von einem Vertreter des Hochadels oder des Klerus getragen. Am besten ist die Kleidung der Zeit, insbesondere des 10. und 11. Jahrhunderts, in zeitgenössischen Darstellungen überliefert.

Das in der Zeit des Übergangs zum Hochmittelalter, also dem 11. Jahrhundert, am meisten verbreitete Kleidungsstück zusätzlich zur Hose, die aber eher mit heutigen Strumpfhosen vergleichbar ist, war die Tunika. Diese war ein von Männern und Frauen gleichermaßen getragenes hemdartiges Schlupfkleid. Sie wurde als Unter- oder Oberkleidung getragen und mit oder ohne Ärmel verwendet und konnte durch eine Gürtung in der Taille in der Länge variiert werden. Auf der Abbildung tragen die Geschwister Mathilde und Otto gleichfarbige Tuniken und über diesen Mäntel aus identischem Stoff, wobei der männliche Mantel kürzer ist.

Vergleiche von Darstellungen aus dieser Zeit zeigen, dass alle Frauen im Prinzip die gleiche Kleidung trugen, wobei Frauen des Adels in den Abbildungen erkennbar wesentlich wertvollere Stoffe trugen, die mit Perlen und Goldfäden geschmückt waren. So trägt die Gemahlin von Heinrich II., Kunigunde, auf einer Abbildung im Widmungsbuch des Kaisers über der bodenlangen, petrolgrünen, ungegürteten Tunika aus Brokat, die auch Cotte genannt wurde, einen purpurroten Mantel, der sie zudem eindeutig als Kaiserin ausweist. Eine Abbildung in der Handschrift des Rabanus Maurus hingegen zeigt eine Spinnerin, die ebenfalls eine Tunika trägt, die aber für die Arbeit zweckmäßig über der Hüfte gegürtet ist.

Bauern und Handwerker trugen bei der Arbeit lediglich ein knielanges Kleidungsstück, das ähnlich einer Tunika geschnitten war. Normalerweise gingen sie barfuß. Händler hingegen trugen zu ihrer meist bodenlangen in der Taille gegürteten Tunika Halbschuhe. Trotz der im Schnitt ähnlichen Kleidung war auch hier der Standesunterschied deutlich sichtbar.

Materialien und Farben

Außer aus besonders kostbaren Stoffen wie Brokat, die importiert wurden und nur dem Hochadel zur Verfügung standen, wurde die Kleidung hauptsächlich aus Wolle und Leinen hergestellt. Die abhängigen Bauernfamilien fertigten ihre Stoffe selbst, während der König bzw. Kaiser, die Kirche und der Hochadel über eigene Werkstätten verfügten. Ansonsten bezogen die Herrenhöfe die benötigten Stoffe aus den Abgabeleistungen ihrer Untertanen.

Meist wurden die Textilien ungefärbt verwendet, sodass diese einen Naturton aufwiesen. Daneben wurden die Stoffe auch eingefärbt, wie Abbildungen in Büchern, überlieferte Färberezepte und archäologische Befunde zeigen. Dies geschah meist mit aus Pflanzen gewonnenen Farbstoffen. So wurden bspw. aus der Birke, dem Rainfarn, dem Gilbkraut gelbe Farbstoffe gewonnen. Die wichtigste Pflanze für Rot war der Krapp, daneben eignen sich aber auch Gänsefuß, Ahornwurzeln, Schlehdorn und bestimmte Flechten dafür. Für Blau gab es hingegen nur eine einzige Färbepflanze, den Färberwaid. Der aus der Purpurschnecke gewonnene Purpur-Farbstoff war so wertvoll, dass er ausschließlich dem Hochadel vorbehalten war.

Ernährung

Nahrungsmittel

Als Nutztiere wurden im späten Frühmittelalter Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine gehalten. Das Rind war das universale Nutztier der damaligen Zeit. Seine Zugkraft für die Feldbearbeitung und seine Milch und das Fleisch waren unentbehrlich. Vom Schaf und der Ziege wurde neben der Milch und dem Fleisch die Wolle gewonnen. Das Schwein diente wohl fast ausschließlich als Fleischlieferant. Der Verzehr von Pferdefleisch war aus religiösen Gründen verboten.

Das Fleisch wurde meist gekocht verzehrt, gebratenes Fleisch galt als „Herrenessen“. Neben dem Fleisch wurden die Schlachttiere aber komplett verwertet. So wurden auch die Innereien, sowie Füße und Maul, Knochen und Sehnen als Speisen bzw. Rohstoffe geschätzt.

Gemüse und Obst gibt es in der bekannten Sortenvielfalt erst seit der Neuzeit. Die wichtigsten Gemüsesorten dieser Zeit waren wohl Linsen, Erbsen und Pferdebohnen. Weiterhin kannte man Dill, Fenchel, Petersilie, Mangold, Sellerie und verschiedene Rüben- und Kohlsorten. Obst wurde ebenfalls angebaut oder in den Wäldern gesammelt. Dazu gehörten Weintrauben, Birnen, Äpfel, Süßkirschen, Pflaumen und das wild wachsende Obst wie Walderdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Hagebutten, Schlehen und der Schwarze Holunder.

Vorratshaltung

Um Nahrungsmittel haltbar zu machen und zum Beispiel für den Winter aufzubewahren, gab es verschiedene Möglichkeiten. Die teuerste war die Konservierung von Fleisch und Gemüse mit Salz. Obwohl keine archäologischen Nachweise vorhanden sind, dass Lebensmittel durch Räuchern haltbar gemacht wurden, kann man aber wohl trotzdem davon ausgehen, dass diese Konservierungsmethode angewandt wurde.

Bei Ausgrabungen in mittelalterlichen Siedlungen wurden Gruben gefunden, die wohl zur Aufbewahrung von kühl zu lagernden Lebensmitteln verwendet wurden. Im Alpengebiet existierten für die Aufbewahrung von Getreide Gebäude auf Stelzen, so dass das Lagergut für Ratten und Mäuse unerreichbar war. Daneben wurden aber wohl auch ebenerdige Häuschen zur Aufbewahrung genutzt.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Lebensmittel aufgrund der begrenzten Konservierungs- und Lagermöglichkeiten häufig von Schimmel-, Pilzbefall und Fäulnis betroffen waren, was der Gesundheit der Menschen sicherlich nicht zuträglich war.

Siehe auch

Literatur

Quellenausgaben
  • Rainer A. Müller (Hrsg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung,, Bd. 1 und 2, Reclam, Stuttgart 1995 und 2000 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 17001–17002).
  • Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe: Reihe A: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. von R. Buchner u. Franz-Josef Schmale, Bd. 1–Bd. 40a, Darmstadt 1955ff.
Darstellungen
  • Carlrichard Brühl: Deutschland-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, Köln und Wien 1990.
  • Heinrich Fichtenau: Lebensordnungen des 10. Jahrhunderts, München 1992, ISBN 3-423-04577-9.
  • Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter, Handbuch der Geschichte Europas, Bd. 2, Stuttgart 2003.
  • Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter, München 1990, ISBN 3-423-04551-5.
  • Brigitte Kasten (Hrsg.): Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft (bis ca. 1000) (= Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; Beiheft 184). Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08788-5.
  • Eckhard Müller-Mertens: Regnum Teutonicum. Aufkommen und Verbreitung der deutschen Reichs- und Königsauffassung im frühen Mittelalter (Forschungen z. mittelalterl. Gesch. 15), Berlin 1970.
  • Friedrich Prinz: Grundlagen und Anfänge. Deutschland bis 1056, Neue Deutsche Geschichte 1, 2. durchgesehene Aufl., München 1993.
  • Propyläen Geschichte Deutschlands, hrsg. von Dieter Groh u.a., Bd. 1, Berlin 1983 ff.
  • Siedler Deutsche Geschichte., Berlin, Bd. 1–3.
  • Gerd Tellenbach: Die Unteilbarkeit des Reiches, in: H. Kämpf (Hrsg.), Entstehung des Deutschen Reiches, Darmstadt 1956.
  • Josef Kirmeier, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Abschnitt Leben in Bodennähe. In: Heinrich II. 1002–1024, Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002. Augsburg 2002, ISBN 3-927233-82-X.

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