Evessen

Evessen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Evessen
Evessen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Evessen hervorgehoben
52.19027777777810.71140
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Wolfenbüttel
Samtgemeinde: Sickte
Höhe: 140 m ü. NN
Fläche: 17,55 km²
Einwohner:

1.326 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 76 Einwohner je km²
Postleitzahl: 38173
Vorwahl: 05333
Kfz-Kennzeichen: WF
Gemeindeschlüssel: 03 1 58 013
Adresse der Verbandsverwaltung: Am Kamp 12
38173 Sickte
Webpräsenz: Gemeinde Evessen
Bürgermeister: Klaus Bertram (SPD)
Lage der Gemeinde Evessen im Landkreis Wolfenbüttel
Sachsen-Anhalt Braunschweig Landkreis Goslar Landkreis Helmstedt Landkreis Hildesheim Landkreis Peine Salzgitter Am großen Rhode Barnstorf-Warle Voigtsdahlum Voigtsdahlum Baddeckenstedt Börßum Börßum Burgdorf (Landkreis Wolfenbüttel) Cramme Cremlingen Dahlum Dahlum Denkte Dettum Dorstadt Elbe (Niedersachsen) Erkerode Evessen Evessen Flöthe Gielde Haverlah Hedeper Heere Heere Heiningen (Niedersachsen) Hornburg Hornburg Kissenbrück Kneitlingen Kneitlingen Ohrum Remlingen (Niedersachsen) Roklum Schladen Schöppenstedt Sehlde Semmenstedt Sickte Uehrde Vahlberg Veltheim (Ohe) Werlaburgdorf Winnigstedt Wittmar WolfenbüttelKarte
Über dieses Bild

Evessen ist eine Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Zur Gemeinde gehören außerdem die Ortsteile Gilzum und Hachum sowie ein Gebiet im Reitlingstal rund um die Ausflugsgaststätte "Am Reitling" als Exklave. Evessen ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Sickte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

An der alten Heerstraße von Braunschweig nach Magdeburg gelegen war Evessen, nach Bodenfunden zu urteilen, schon vor etwa 5.000 Jahren besiedelt. Urkundlich wurde es als Curtis Hebesheim (Heim des Hebo) 952 erstmals erwähnt. Otto I. schenkte 965 die alte fränkische Königsburg dem Moritzkloster in Magdeburg, 1351 gehörte der Klosterhof dem Kreuzkloster in Braunschweig. Wegen der schwierigen Böden wurde die Siedlung im Volksmund Hungersdorf genannt. 1952 feierte das Dorf sein tausendjähriges Bestehen.

Wirtschaft

Um 1800 fanden sich in Evessen neben zahlreichen landwirtschaftlichen Höfen auch eine Papiermühle, zwei Wassermühlen, eine Ölmühle, sowie eine Walkmühle.

Im 21. Jahrhundert sorgen neben Landwirtschaft und Tourismus auch das produzierende Elektrohandwerk und ein Landmaschinenvertrieb für den Lebensunterhalt. Die Firma "Air Therm Solartechnik" produziert hier monokristalline Solarzellen und Solarmodule, aber auch die nötigen Systemkomponenten.

Romanische Wehrkirche

Die Kirche, die aus Elmkalkstein und Erkeroder Trochitenkalk gemauert ist, wurde als Wehrkirche vermutlich auf einer befestigten Wehranlage (curtis) errichtet. Um 1200 erfolgte die Aufstockung des Turmes und ungefähr 100 Jahre später die Einwölbung des Chores. Der Choranbau datiert um 1500 und fällt wohl mit der Beseitigung der romanischen Apsis zusammen. Im 16. Jahrhundert entstanden Wandgemälde über die zehn Gebote mit niederdeutschen Spruchbändern. Eine der beiden noch erhaltenen Darstellungen warnt die Menschen vor unmäßigem Kartenspiel, unziemlichen Reden und leichtfertigen Schwüren. Aber stärker noch als die beiden Wandbilder beeindruckt das Kreuz über dem Altar. Auch alte Grabsteine an der äußeren Kirchenmauer wirken mit ihren Inschriften wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch dieses Ortes und sind zugleich Zeugnis von tragischem Leben.

Tumulus

Sagen

Sagen und Legenden ranken sich um das Entstehen des Wahrzeichen des Ortes, das Hügelgrab (lat. Tumulus), das auch als dat Hoch bezeichnet wird. Der Sage nach sei ein Riese vom Elm dahergekommen, mit dicken Kluten an den Stiefeln. Er riss einen Baum aus, um die Sohlen von den Kluten zu säubern. Den Lindenbaum steckte er in einen der Erdklumpen. Das ist nun der Hügel mit der dicken Linde obenauf.

Lindenbaum

Das Alter der Linde auf dem Hügel wird auf mehr als 800 Jahre geschätzt; der Baum wurde 1944 zum Naturdenkmal erklärt. Seine Rinde hat viele Mensuren. Der ausgehöhlte und zum Teil morsch gewordene Stamm wurde von Baumchirurgen imprägniert, das Innere der Linde dabei aber nicht etwa mit Zement ausgegossen, sondern hohl gelassen, um, so die Sachverständigen, die Adventivwurzeln nicht zu schädigen, die der Baumriese in zähem Selbsterhaltungstrieb von oben her durch den hohlen Stamm getrieben hat. Die Krone wurde durch mehrere Anker gesichert, die kleineren Öffnungen durch Plomben verschlossen, größere durch Maschendraht geschützt. Das war nötig, um der Dorfjugend den Zugang in das Innere der Linde zu versperren.

Gebäude an der Hauptstraße
Der Tumulus (lat.) mit Linde oder auch Grabhügel in Evessen
Die Dorfkirche in Evessen

Gerichtsort

Tatsächlich sprach unter der Linde auf dem Grabhügel das Vogteigericht Recht. In Rechnungen des Braunschweiger Domstiftes werden schon 1347 die Evesser Gerichtsverhandlungen erwähnt. Aufgehoben wurde das Gericht erst 1808 durch König Julius. In Venturinis Buch über das Herzogtum Braunschweig heißt es 1826: "Der Baum, worunter das Vogteigericht gehalten wurde, ist noch zu sehen". Verhandelt wurden Fragen des Nachbar- und Familienrechts, darunter Holzdiebstähle, sowie Streitigkeiten und Handgreiflichkeiten unter den Dorfbewohnern. Auch wurden Verkäufe in althergebrachten Formen als rechtens anerkannt. Der Verkäufer legte symbolisch die Hand an den Hut des Richters, der Käufer fasste ebenfalls den Hut, um Besitz zu ergreifen. Nicht zur Verhandlung erschienene Parteien mussten zehn Groschen Strafe zahlen, dies gehört dem Gericht zu vertrinken. Vermutlich hatte man in damaliger Zeit in Evingsen mehr Möglichkeiten als heutzutage zu vertrinken.

Erste Untersuchungen

Im Zuge der Enträtselung des Hügels erkannte schon 1745 Pastor Johann Friedrich Faicke, dass es sich auch bei diesem Hoch um ein vorgeschichtliches Grab handeln müsse. In diesem Zusammenhang ist ein Aufsatz in den Braunschweigischen Anzeigen vom 16. Januar 1745 aufschlussreich, wonach der Evesser Tumulus für ein Fürstengrab gehalten wird, das aus der frühen Bronzezeit (1800 bis 1600 v. Chr.) oder sogar aus der Jungsteinzeit (4000 bis 2000 v. Chr.) stammt. Möglicherweise ist er aber auch wie andere Grabhügel über längere Zeiträume immer wieder als Grabstätte aufgesucht worden, so dass seine heutige Gestalt das Ergebnis langandauernder Prozesse ist.

Ursprünglich ware in der Nachbarschaft zwei weitere, ebenso große Grabhügel (Kleines Hoch und Thies-Hoch) vorhanden, die im 18. Jahrhundert abgetragen wurden. Beim Graben im Kleinen Hoch wurde 1745 eine Urne, vermutlich eine Nachbestattung, gefunden.

Augenzeugenbericht der Grabung bei einem der weiteren zwei Hochs im November 1744:

"Ich habe schon seit einigen Jahren vermutet, dass diese Hügel sehr alte Begräbnisse der Heyden seyn müssten, den Beweis aber erst am verwichenen 14. November gefunden, indem ein an dem Kleinen Hoch roten Sand suchender Bauer zwey....gegeneinander gerichtete Steine erblickte, welche er für ein Zeichen eines darunter verborgenen Schatzes gehalten, mithin die eigentliche Beschaffenheit der Sache durch tieferes Nachgraben gesucht zu erforschen. ... Als sie nun auch einen spitzigen und über zwey Ellen langen recht auf die Spitze des Gewölbes perpendikulariter in die Höhe gerichteten Stein antrafen, war es mit ihrem Gemüthe bereits gemacht, dass sie den Topf mit dem Geld bald würden finden, als sich zumal auch verschiedene große Kröten von besonders grünbunter Farbe hervorgaben, welche der gemeine Aberglauben zu Bewahrern unterirdischer Schätze pflegt anzugeben, aber ich wurde in meinem Gedanken gar bald begestigt, als ich unter dem losgebrochenen Gewölbe Asche und Kohlen erblickte, doch nicht mehr bedauerte, als dass die Urne, deren Hals enge der Bauch aber rund unten kugelförmig zugegangen seyn muss, als ich aus de Stücken zu schließen, zerbrochen, in deren Scherben ich nebst der Asche verbrannte Knochen und einen Backenzahn eines Menschen gefunden, welche ich mit Fleiß zusammenlas und mit nach Hause nahm...."

Drehort

In den 1980er Jahren war der Tumulus ein Schauplatz in der Kinderserie "Neues aus Uhlenbusch". In der Folge "Uhlenbusch steht Kopf" wurde eine Szene auf dem Hügel gefilmt.

Touristisch interessante Punkte

Außer dem Grabhügel und der Kirche prägt die alte Bausubstanz der Häuser den Ort. So steht ein Laubengang aus Holz am Papenberg 2 unter Denkmalschutz, der Ende des 18. Jahrhundert erbaut wurde. Der Hof Mumme, ein typischer Steinquaderbau, wurde zwischen 1825 und 1850 errichtet. Ein weiteres Schmuckstück aus dem 18. Jahrhundert ist das Pfarrhaus, Sitz der Pfarrgemeinde Evessen mit den Ortschaften Hachum, Gilzum, Kneitlingen und Ampleben.

Durch die reizvolle Elmrandlage bieten sich Wandermöglichkeiten. Zwei Parkplätze im Siedlungsbereich, direkt am Waldrand, liegen günstig am ausgewiesenen Wanderwegenetz im Naturpark. Das Reitlingstal ist von hier aus schnell zu erreichen. Die Siedlung Evessen, das Obstanbaugebiet am Südhang des Elms, ist besonders im Frühjahr einen Besuch wert. Die Landschaft präsentiert sich als Blütenmeer. Darüber hinaus lohnt der Weitblick über die Asse, zum Harz mit dem überragenden Brocken, die Salzgitterberge sowie die Städte Wolfenbüttel und Braunschweig.

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5
  • Eckehard Hillmar, Gerhard Apelt: Chronik Evessen Gilzum Hachum, Evessen 2010 (Präsentation am 21. August 2010 im Dorfhaus Evessen)

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)

Weblinks

 Commons: Evessen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

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