Fürstbistum Bamberg

Fürstbistum Bamberg
Das Heilige Römische Reich 1648
Karte des Hochstifts um 1700, Kupferstich von Johann Baptist Homann

Das Hochstift Bamberg war bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts der weltliche Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Bamberg. Es war ein geistliches Fürstentum im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Es umfasste vor der Säkularisation ein Gebiet von 3580 Quadratkilomdetern, vorwiegend im fränkischen Raum mit 207.000 Einwohnern, kaum die Hälfte der Bevölkerung, die es vor der Reformation besaß. Bis 1759 hatte das Hochstift auch Besitzungen in Kärnten, unter anderem die Städte Villach, Feldkirchen, Wolfsberg und Tarvis sowie das obere Lavanttal, das Kanaltal und die Gegend um Griffen, die die dortigen Alpenpässe von Nord nach Süd kontrollierten. Ebenso besaß es vom 11. bis 18. Jahrhundert das oberösterreichische Kirchdorf an der Krems.

Geschichte

Gründung des Bistums

Von Kaiser Heinrich II. aus Teilen der Bistümer Würzburg und Eichstätt gestiftet, wurde das Bistum Bamberg 1007 von Papst Johannes XVIII. bestätigt. In weltlichen Dingen stand es unter dem besondern Schutz des deutschen Königs, in geistlichen unter dem des Papstes. Von den 62 Bischöfen war der erste Heinrichs II. Kanzler Eberhard, 1007–40, der zweite, Suidger, wurde 1046 als Clemens II. Papst. Der sechste, Hermann, förderte die Stiftung der Benediktinerabtei Banz durch die Gräfin Alberada (1071), gründete 1073 das Augustinerstift St. Jakob zu Bamberg, wurde später wegen Simonie und Verschwendung beim Papst angeklagt und 1075 abgesetzt. Sein Nachfolger Rupert († 1102) wurde, weil er sich 1076 aus der Reichsversammlung zu Worms gegen Gregor VII. erklärt hatte, mit dem Bann belegt, später aber losgesprochen und wieder eingesetzt. Der achte Bischof, Otto I. von Mistelbach (1102–1139) wurde der berühmte Apostel der Pommern 1124, starb 1139 und wurde 1189 heilig gesprochen. Von da an wurden die Bischöfe vom Domkapitel gewählt, obgleich die Kaiser bis 1398 das Ernennungsrecht beanspruchten. Der 15. Bischof, Graf Ekbert von Andechs (1203–37), war Gegner König Philipps und kam 1208 in Verdacht, mit Otto von Wittelsbach mit der Ermordung Philipps einverstanden gewesen zu sein. Er flüchtete zu seinem Schwager, König Andreas von Ungarn, wurde seiner bischöflichen Würde entsetzt, geächtet und erst 1214 wieder eingesetzt. Sein zweiter Nachfolger, Poppo, Sohn des Markgrafen Berchtold III. von Istrien, wurde 1242 wegen Vergeudung der Kirchengüter und anderer Vergehen vom Kaiser Friedrich II. entsetzt.

Entstehung des Hochstifts

Der 18. Bischof, Heinrich von Schmiedefeld (1242-58), erlangte zuerst besondere Hoheitsrechte und von Kaiser Friedrich II. den Titel eines Fürstbischofs. Der 30. Bischof, Lambert von Brunn (1374 bis 1398), Kanzler Kaiser Karls IV., führte neue Abgaben ein, namentlich den Bierpfennig, der noch nach Jahrhunderten der Lambertiner hieß. Friedrich III. von Aufseß (1421–31) legte teils wegen des Hussitenkriegs, teils wegen der Begünstigung der bambergischen Bürger durch Kaiser Siegismund 1431 die Regierung nieder und starb 1440. Philipp von Henneberg (1475–1487) vertrieb die Juden aus Bamberg und sammelte große Schätze, die seinem Nachfolger Heinrich III. Groß von Trockau (1487–1501), in seinen Kämpfen gegen den Markgrafen Kasimir von Brandenburg sehr zustatten kamen.


Weltliche Verwaltung

Ämter

Amt Schlüsselau mit Verwaltung Frensdorf

Das 1260 durch die Edelherrn von Schlüsselberg gestiftete Hauskloster, das adelige Zisterzienserinnenkloster Schlüsselau wurde von der Stifterfamilie neben umfangreichen Grundbesitz auch mit eigener Hochgerichtsbarkeit ausgestattet. Nachdem ein Teil - der Ort Schnaid - vom Schlüsselbergischen Eigen in den 1330er Jahren in bambergischen Besitz überging, übertrug sich die Halsgerichtsbarkeit auf das Kloster. Nach dem zweiten Markgrafenkrieg überließ die letzte Äbtissin des Klosters gegen eine Leibrente diesen Besitz dem Hochstift Bamberg, welches dann dort das Amt Schlüsselau einrichtete.

Im Jahr 1728 starb das Geschlecht der Marschalk von Ebneth aus, das ihnen gehörende Rittergut Frensdorf fiel mit seinen Appertinenzen an das Hochstift Bamberg. Daraus entstand die Verwaltung Frensdorf und wurde mit dem Amt Schlüsselau zusammengelegt. Bis zum Aufgang des Hochstifts Bamberg in das Kurfürstentum Baiern besaß das Amt je ein eigenes Vogtei- und Steueramt , beide mit Sitz in Frensdorf. Mit der Centgerichtsbarkeit unterstand das Amt Schlüsselau überwiegend dem Centamt Zentbechhofen, jedoch auch den Centen von Burgebrach, Memmelsdorf und der Fronveste Bamberg. Im Bereich der Ortsmarkung des Amtsortes Schlüsselau besaß das Amt das Vorrecht die Delinquenten in Zentfällen direkt an die Fronveste in Bamberg auszuliefern. Das Amt Schlüsselau war besetzt mit einem Verwalter, welcher auch Steuereinnehmer und Ungelder in einer Person war. Des Weiteren war ein Förster und ein Jäger neben dem weiteren Verwaltungspersonal aufgestellt.

Zeit der Reformation

Der 39. Bischof, Georg III. Schenk von Limpurg (1505–1522), ließ 1507 durch Johann von Schwarzenberg die berühmte Bamberger Halsgerichtsordnung herausgeben. Sie gab der kirchlichen und staatlichen Gerichtsbarkeit ein verbindliches Regelwerk vor, wie die peinliche Befragung (= Folter) der Angeklagten durchgeführt werden sollte. Da es dadurch möglich wurde, auch die Willkür der Gerichtsorgane zu bestrafen, war die Halsgerichtsordnung ein wesentlicher Fortschritt eines weiterhin die Folter tolerierenden Prozessrechts. Georg III. war außerdem vertrauter Ratgeber des Kaisers Maximilian I., besonders 1518 auf dem Reichstag zu Augsburg, korrespondierte mit berühmten Gelehrten und selbst mit Martin Luther und verbot die Bekanntmachung der päpstlichen Bulle gegen ihn in seinem Gebiet.

1552/53 okkupierte Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach einen erheblichen Teil des Hochstifts Bamberg, darunter Niesten, Burgkunstadt und später auch Lichtenfels und setzte hier evangelische Geistliche ein. Der 46. Bischof, Ernst von Mengersdorf (1583–1591), gründete 1586 das ernestinische Priesterhaus und das Gymnasium illustre und erbaute das Residenzschloss Geyerswörth. Fürstbischof Neidhardt von Thüngen (1591–1598), vorher Dompropst in Würzburg, versuchte in Übereinstimmung mit dem dortigen Fürstbischof Julius Echter die teilweise gewaltsame Rekatholisierung seiner Gebiete. Unter dem duldsameren Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel verliefen diese Bemühungen allerdings wieder im Sande. Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609–22) rief 1610 die Jesuiten nach Bamberg und setzte unter Einsatz militärischer Gewalt die Gegenreformation durch. Er wurde 1617 auch Fürstbischof von Würzburg. Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623–1633) verfolgte gleichfalls die Protestanten. Unter seiner Herrschaft kam es zu einer Welle der Hexenverfolgung in Bamberg. Zwischen 1626 und 1630 wurde so der gesamte Stadtrat Bambergs hingerichtet. Auf dem Kurfürstentag in Regensburg 1630 wurde daraufhin die Herausgabe der Akten und die Einhaltung der reichsüblichen Rechtsregeln verlangt. Dornheim floh 1631 vor den Schweden nach Kärnten, wo er an einem Schlaganfall starb. Auch sein Nachfolger Franz von Hatzfeld (1633–1642), zugleich Fürstbischof von Würzburg, musste fliehen; Herzog Bernhard von Weimar bemächtigte sich des Landes und wollte aus den beiden Fürstentümern Bamberg und Würzburg ein Herzogtum Franken bilden, was sein früher Tod vereitelte. Bamberg und Würzburg fielen 1634 wieder Bischof Franz von Hatzfeld zu. Die Reformation hinterließ trotzdem tiefe Spuren im Land: So fielen damals beispielsweise von 190 Pfarrkirchen im Laufe des 16. Jahrhunderts 105 mit den meisten Filialkirchen dem Protestantismus zu, und 1648 standen für 110 Pfarreien noch 64 Priester zur Verfügung. Zur Hebung der Bildung verwandelte Hatzfelds Nachfolger Melchior Otto Voit von Salzburg (1642–1653) 1648 das Gymnasium illustre in eine Universität.

Die Hexenverfolgungen

Bamberg war ein Kerngebiet der Hexenverfolgungen. In der Zeit der Hexenprozesse nahmen unter der Regentschaft der Fürstbischöfe von Bamberg Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609-1622) und seinem Nachfolger Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633) die Hexenverfolgungen in Bamberg große Ausmaße an.

Ähnliche massive Verfolgungen lassen sich in Süddeutschland nur in den Hexenprozessserien der Hochstifte Würzburg und Eichstätt sowie in Kurmainz und Ellwangen nachweisen.

1612/1613 und 1617/1618 starben im Hochstift Bamberg 300 Personen in den Flammen der Scheiterhaufen. Allein 1617 wurden 102 Menschen im Hochstift in Hexenprozessen hingerichtet. Bekanntestes Opfer war der Bürgermeister Johannes Junius, der im August 1628 im Hexengefängnis Drudenhaus gefoltert wurde.

1629 erschien ein zeitgenössisches Hexentraktat[1]. Darin heißt es:

„Kurtzer und wahrhafftiger Bericht und erschreckliche Neue Zeitung Von sechshundert Hexen, Zauberern und Teuffels-Bannern; welche der Bischoff zu Bamberg hat verbrennen lassen / was sie in guetlicher und peinlicher Frage bekannt“.

Ob Bamberg wirklich ein Kerngebiet der Hexenverfolgung war, da die Zeit historisch gesehen bereits um 1500 begann und nach 1700 endete und die Zeit der nach dem Leben trachtenden Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg sich von 1595-1633 bewegt. Im Hochstift Würzburg fand die letzte Hexenhinrichung 1749 statt, die letzte im Territorium der Fürstabtei Kempten 1775 hier musste Anna Maria Schwagel ihren Gang zum Scheiterhaufen antreten. In Posen fand die letzte Hexenhinrichtung 1793 statt. Belegte Zahlen: 1617 im Hochstift Würzburg 300 Hexenverbrennungen und unter Bischof Philipp Adolf von Ehrenberg (1623-1631) fanden 219 Hexen den Tod. Im Bistum Straßburg fanden von 1615-1635 mindestens 5000 Hexenverbrennungen statt. Im Hochstift Bamberg zwischen 1625 und 1630 zweihundertsechsunddreißig Verbrennungen statt.

Neuzeit

Lothar Franz von Schönborn (1693–1729), zugleich Koadjutor und Erzbischof von Mainz, leistete in den Kriegen jener Zeit Österreich wichtige Dienste gegen Frankreich, erbaute von 1702 an die jetzige Residenz in Bamberg, 1711–1719 die Schlösser Pommersfelden und Gaibach und versah sie mit Gemäldegalerien. Friedrich Karl von Schönborn (1729–46), zugleich Fürstbischof von Würzburg, gab der Universität 1735 eine medizinische und juristische Fakultät. 1759 wurden die ausgedehnten Besitzungen in Kärnten (siehe oben Abschnitt Geographie) für eine Million Gulden an die Habsburger verkauft. Grund hierfür waren enorme Kriegslasten aus dem Siebenjährigen Krieg, in dem sich das Bamberger Bistum mit Österreich gegen Preußen verbündet hatte. In diesem Krieg wurde Bamberg dreimal von plündernden preußischen Soldaten heimgesucht mit der Erpressung ungeheuer hoher Geldsummen. Der letzte Fürstbischof von Bamberg, Christoph Franz von Buseck (1795–1805), floh 1796 vor den Franzosen nach Prag und 1799 nach Saalfeld. Nach seiner zweiten Rückkehr ließ er (1800) seinen Neffen, den Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach zu Würzburg, zum Koadjutor und Nachfolger bestellen. Aber schon 1802 wurde das Fürstbistums durch bayerische Truppen besetzt. Diese erzwangen am 29. September 1802 den Rücktritt des letzten Fürstbischofs. Das Hochstift wurde säkularisiert und dem Kurfürsten von Bayern übergeben.

Nachfolger Buseks als Bischof wurde nach dessen Tod 1805 Georg Karl von Fechenbach. Im Jahr 1818, bei der Neueinteilung der kirchlichen Sprengel nach der Säkularisation wurde Bamberg Sitz eines Erzbischofs mit den Suffraganbistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg.

Bamberger Bischöfe (Auswahl)

(Hauptartikel: Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Bamberg)

Grab des Heiligen Otto in der Michelskirche in Bamberg
Lothar Franz von Schönborn, Bildnis von Christian Schilbach, 1715
  • Der 1. Bischof von Bamberg war Eberhard, der Kanzler Heinrichs II. (1007-1040).
  • Der 2. Bischof von Bamberg, Suidger, wurde nach dem Willen Kaiser Heinrichs III. am 24. Dezember 1046 von der römischen Geistlichkeit und dem Volk von Rom zum Papst gewählt. Er nahm den Namen Clemens II. an. Schon am 9. Oktober 1047 starb er. Seinem Willen entsprechend wurde er in seinem geliebten Bamberg beigesetzt. Er ist der einzige Papst, der nördlich der Alpen, im Bamberger Dom, begraben ist.
  • Sein Nachfolger Rupert († 1102) wurde, weil er sich 1076 auf der Reichsversammlung zu Worms gegen Papst Gregor VII. erklärte, mit dem Bann belegt, später aber losgesprochen und wieder eingesetzt.
  • Der 8. Bischof, Otto II. von Mistelbach, wurde der berühmte Apostel der Pommern 1124, starb 1139 und wurde 1189 heilig gesprochen.

Von da an wurden die Bischöfe vom Domkapitel gewählt, obgleich die Kaiser bis 1398 das Ernennungsrecht beanspruchten.

Infolge des Konkordats von 1817 trat später an die Stelle des Bischofs von Bamberg ein Erzbischof, dessen Diözese den nördlichen Teil von Bayern umfasst, und welchem die Bischöfe von Würzburg, Eichstätt und Speyer untergeordnet sind.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Behringer (Hrsg.), Hexen und Hexenprozesse. München 1998, Nr. 171, und Weblink [1]

Literatur

  • Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693) (= BHVB, Beih. 7). Bamberg 1976
  • Karin Dengler-Schreiber, Kleine Bamberger Stadtgeschichte, Regensburg 2006
  • Britta Gehm: Die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung. Hildesheim – Zürich – New York 2000
  • Mark Häberlein, Kerstin Kech und Johannes Staudenmaier (Hrsg.): Bamberg in der Frühen Neuzeit. Neue Beiträge zur Geschichte von Stadt und Hochstift (Bamberger Historische Studien, Bd. 1), Bamberg 2008.
  • Meyers Konversations-Lexikon: 4. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1885-1892
  • Robert Suckale u. a. (Hrsg.), Bamberg. Ein Führer zur Kunstgeschichte der Stadt für Bamberger und Zugereiste, Bamberg 2002
  • Wolfgang Wüst: Das Hochstift Bamberg als regionale frühmoderne Territorialmacht. Charakteristika eines geistlichen Staates in Franken, in: Berichte des Historischen Vereins Bamberg 143 (2007) S. 281-308. ISBN 3-87735-192-1

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