Grand Prix (Film)

Grand Prix (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Grand Prix
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1966
Länge 169 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie John Frankenheimer
Drehbuch Robert Alan Aurthur
John Frankenheimer
William Hanley
Produktion Edward Lewis für MGM
Musik Maurice Jarre
Kamera Lionel Lindon
Schnitt Henry Berman
Stu Linder
Frank Santillo
Fredric Steinkamp
Besetzung

Grand Prix von John Frankenheimer entstand 1966 und hat eine fiktive Formel-1-Saison mit einem daran angepassten Drama um die Fahrer und ihre Partnerinnen zum Thema.

Bei der Produktion wurden Studioaufnahmen mit Originalfilmmaterial von den Rennstrecken zusammengeschnitten. Dafür stand in den meisten Fällen nur der Zeitraum um die Rennwochenenden zur Verfügung. Die realistische Darstellung der Rennunfälle in zum Teil dokumentarischem Stil wirkt auch heute noch erschreckend.

40 Jahre nach dem Kinodebüt kam der Film 2006 als DVD in den Handel. Im Fernsehen wurde er bis dahin gelegentlich gezeigt. Die Computer-Rennsimulation Grand Prix Legends ist dem Film nachempfunden.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Es gab eine Art Wettlauf um einen „großen“ Formel-1-Film zwischen Warner Brothers und MGM. Durch ungeschickte Verhandlungen misslang der Versuch, Steve McQueen zu beteiligen, der zusammen mit John Sturges ein Konkurrenzprojekt namens Day of the Champion[1] plante. Sturges hatte zudem einen Vertrag mit dem Automobilclub von Deutschland, so dass das von Frankenheimer am Nürburgring belichtete Filmmaterial auf Gerichtsbeschluss an Sturges übergeben werden musste. Somit wird der Große Preis von Deutschland 1966 im Film nur beiläufig erwähnt. Durch die Zeitverzögerung bei McQueens Dreharbeiten in Asien geriet Day of the Champion ins Hintertreffen. Als klar war, dass Frankenheimers Film zuerst Premiere feiern würde, wurde das Vorhaben fallengelassen.

Bereits im Vorfeld schloss Frankenheimer mit vielen F-1-Fahrern Exklusivverträge ab und verhinderte so deren Mitwirkung bei der Konkurrenz. Zudem wurde ausgerechnet McQueens Freund und Nachbar James Garner engagiert. Andererseits waren weder der Nürburgring, noch Lotus, Jim Clark oder Jackie Stewart beteiligt.

Nach dem Dreh in Monaco stellte MGM einen Zusammenschnitt des Materials bei Ferrari vor und gewann die Firma für die Namensrechte und eine Dreherlaubnis in den Produktionsanlagen.

Als Kamerawagen diente ein Ford GT40. Für die Einstellungen mit Rennwagenansichten wurden modifizierte Formel-3-Monoposti verwendet.

Rahmenhandlung

Die Handlungen und Dialoge sind nur Staffage für die zahlreichen Renn-Szenen. Die Fahrer sind realen Vorbildern nachempfunden, um Bilder der echten Rennen mit nachgedrehten Szenen kombinieren zu können. So ist etwa Ferrarifahrer Sarti mit seinem weißblauen Helm eine Reminiszenz an John Surtees, der jedoch mitten in der Saison 1966 Ferrari verließ. Barlini entspricht Lorenzo Bandini, Stoddard Jackie Stewart und Pete Aron Chris Amon.

Ebene der Partnerschaften

Jean-Pierre Sarti ist mit einer Industriellen nur noch auf dem Papier verheiratet. Er lernt die Journalistin Louise Frederickson kennen; die Beziehung wird intensiver. Beim letzten Rennen kommt es zur Konfrontation zwischen Ehefrau und Geliebter.

Nino Barlini bedient das Klischee vom „Sonny Boy“, der das Leben und die Rennen von der leichten Seite aus angeht und damit auch Erfolg hat. Ein charakteristischer Dialog kommt zweimal vor: Zu Beginn der Beziehung zwischen Nino Barlini und Lisa:

  • „Wie wärs mit einem Drink?“
  • „Ich trinke nicht gern.“
  • (Zigarette hingehalten): „Rauchen tu’ ich überhaupt nicht.“

Der erste steht am Beginn ihrer Beziehung, der zweite (mit einem anderen Mann) am Ende.

Breiteren Raum nimmt die Ehe zwischen Scott Stoddard und seiner Frau ein, die ihn noch am Krankenbett verlässt und sich Pete Aron zuwendet. Dieser wird von Gewissensbissen geplagt und gefährdet dadurch seinen sportlichen Erfolg.

Später will sie doch zu ihrem Mann zurück, als dieser wieder Erfolge hat.

Ebene der Rennställe/Fahrerverträge

Pete Aron hat keinen guten Stand im B.R.M.-Team von Jeff Jordan. Seit seinem Weggang bei Ferrari konnte er keinen Sieg einfahren. In Monaco kommt es zum Eklat: Nach einem teaminternen Unfall, bei dem sein Teamkollege schwer verletzt wird, steht er als der Schuldige da und wird fristlos entlassen.

Nach einem kurzen Zwischenspiel als Fernseh- und Radioreporter bekommt er ein Angebot des (fiktiven, aber Honda nachempfundenen) aufstrebenden japanischen Yamura-Rennstalls, aber wegen seiner Schuldgefühle kann er den wieder genesenen Stoddard nicht besiegen.

Sarti und Barlini fahren für Ferrari als erkennbare Nummer Eins und Zwei im Team.

Die Rennen

Die tatsächlichen Reihenfolgen der Grand Prix und Platzierungen konnten aus dramaturgischen Gründen nicht im Film übernommen werden. Dreharbeiten waren nicht an allen Kursen möglich, das Material vom Nürburgring musste aus vertragsrechtlichen Gründen an John Sturges abgetreten werden.

  • Monaco: Die Runden mit den Kamerawagen sind in Panavision auch heute (2008) noch den üblichen Fernsehbildern aus dem F1-Cockpit überlegen. Die Vibrationen verstärken den Eindruck, selbst im Rennwagen zu sitzen.
  • Clermont-Ferrand: Gegenpol zum hektischen Monaco. Wie in Zeitlupe „tanzen“ die Monoposti bei romantischer Musik um den Kurs, der auf öffentlichen Straßen um einen erloschenen Vulkan, den Puy de Dôme, herum führt. 1966 fand das echte Formel-1-Rennen nicht dort statt, sondern in Reims. Die Rennszenen wurden deshalb mit rund 3.000 Komparsen aus der Region als „Zuschauer“ nachgestellt.
  • Spa-Francorchamps: Wieder ein hochdramatisches Rennen auf der schnellen Strecke über 14 km Landstraßen, bei dem ein Regenschauer für negative Überraschungen und spektakuläre Unfälle sorgt.
  • Zandvoort: Noch ein Highlight mit rundenlangen Kamerafahrten bei vollen Tribünen und Dünen.
  • Watkins Glen: Nur der Erfolg und das für heutige Verhältnisse bescheidene Preisgeld werden gezeigt. Scott Stoddard braucht mehr und stärkere Schmerzmittel, um überhaupt mitfahren zu können.
  • Mexiko-Stadt: Aron werden von Teamchef Yamura mittels Filmausschnitt dessen Fehler gezeigt.
  • Brands Hatch: Leicht ironisch inszenierter britischer Pomp eröffnet das Rennen, das mit einer feurigen Überraschung endet. Scott Stoddard kann das Rennen unter starker Drogeneinwirkung nicht beenden.
  • Monza: Entscheidender Lauf, dessen Sieger Weltmeister wird. Wieder geht es nicht ohne blutigen Unfall ab.

Am Ende steht ein nachdenklich gewordener Weltmeister auf der leeren Zielgeraden und hört ein imaginäres Starterfeld (es sind keine Rennwagen zu sehen).

Musik

Die Musik stammt vom französischen Komponisten Maurice Jarre.

Wie in Monumentalfilmen üblich, hat der Film eine Ouvertüre von fast fünf Minuten Länge. Nach der Pause, die in der DVD-Version einen Scheibenwechsel erfordert, folgt ein Zwischenspiel von 1:45 min. Auf der Leinwand wird dabei nur ein Standbild gezeigt.

Spezielle Aufnahmen

  • Splitscreen (Die Montage der einzelnen Filmsegmente übernahm hier Saul Bass, der für Alfred Hitchcock diverse Vorspänne entworfen hat.)
  • Motorsound und Synchronisation

Kritiken

„Die faszinierenden, auf Dauer freilich ermüdenden Rennaufnahmen des aufwendig im Cineramaverfahren hergestellten Films werden durch die reichlich konstruierten Geschichten vom Liebesleid und -glück der Helden notdürftig zusammengehalten.“

Lexikon des Internationalen Films

Auszeichnungen

John Frankenheimers Film gewann bei der Oscarverleihung 1967 drei Preise in den technischen Kategorien: Bester Schnitt, Ton und Tonschnitt. Frankenheimer erhielt eine Nominierung für den Preis der Directors Guild of America. Antonio Sabato und Jessica Walter erhielten jeweils Nominierungen für den Golden Globe Award als Beste Nachwuchsdarsteller:

F1-Fahrer im Film

Von den Schauspielern war nur James Garner durch eigene Rennerfahrung für die Stunts qualifiziert. Die anderen fahrenden Schauspieler absolvierten zwar Rennkurse, aber durchweg mit mäßigem bis geringem Erfolg. Brian Bedford erwies sich gar als völlig ungeeignet und wurde bei den Fahraufnahmen durchweg gedoubelt. Nur Garner wurde bei allen Einstellungen deutlich erkennbar ohne Nomex-Tuch vor dem Gesicht gezeigt. Phil Hill fuhr einen zum Kamerawagen umgebauten Ford GT40, mit dem er schneller fahren konnte als die von den Schauspielern pilotierten Monoposti.

Andere Personen mit Bezug zum Motorsport

Der Kommentator an der Strecke ist in der deutschen Filmsynchronisation Rainer Günzler.

Die Formel 1 Mitte der 1960er Jahre

Technische Einheitlichkeit

Ab 1966 wurde der erlaubte Hubraum kurzfristig von 1,5 Liter auf drei verdoppelt, wodurch die Teams vor dem Problem standen, kaum geeignete Motoren zu haben. Es kamen diverse V8- und V12-Triebwerke in Mittelmotorbauweise zum Einsatz, zudem ein H16 bei B.R.M. und Lotus. Die Reifen waren noch profiliert.

Die Sicherheitseinrichtungen der Autos bestanden, wie in der Zeit üblich, aus einem kleinen Überrollbügel, der den Kopf des Fahrers nicht obligatorisch überragte. Es gab keine Front- oder Heckflügel; diese wurden erst Mitte 1968 eingeführt. Es waren Überholvorgänge auf fast allen Streckenabschnitten möglich.

Äußerlich traten die Wagen in ihren internationalen Rennfarben auf, mit allenfalls kleinen Sponsoren-Aufklebern. Die im Streckenverlauf zwangsläufig mitgefilmten Reklameschilder entsprachen der Realität.

Die heute obligatorische Champagnerdusche wurde erst bei den 24 Stunden von Le Mans 1967 von Dan Gurney „erfunden“; die Sieger trinken Cola und schenken den Champagner dem Boxenteam.

Sicherheitsmaßnahmen

Die Sicherheitsmaßnahmen entlang der Strecke bestanden bestenfalls aus mehr oder weniger planvoll verteilten Strohballen. Häufig war der Zuschauerbereich nur durch eine Art Weidezaun von der Rennstrecke getrennt, was bei Unfällen (wie etwa 1950 am Grenzlandring) zu schlimmen Verletzungen führen konnte.

Starter und Helfer standen während des Starts unmittelbar neben der Fahrbahn. Die Boxenanlage war baulich nicht von der Start- und Zielgeraden getrennt.

Das Bonusmaterial zur DVD dokumentiert auch das hohe Risiko der damaligen Rennfahrer. Viele der im Film gezeigten Fahrer starben innerhalb weniger Jahre nach dem Dreh.

Filmfehler

Sound

Der Motorensound konnte nicht im erforderlichen Umfang synchron aufgenommen werden und wurde nachträglich mit sehr viel Fingerspitzengefühl untergelegt. An wenigen Stellen (05:56 auf DVD 1) ist statt eines F1-Motors ein großvolumiger V8-Motor zu hören.

Reifendimension

Die im „echten“ Rennbetrieb fahrenden Monoposti hatten hinten deutlich breitere Reifen als vorn. Bei einigen Aufnahmen sind aber die Hinterräder deutlich schmaler, weil man modifizierte Formel-3-Wagen einsetzte, die mit der Formel-1-Reifenkombination wohl kaum fahrbar gewesen wären.

Rennstrecken

Bei den Rennaufnahmen in Monza wurde die 10 Kilometer lange Streckenvariante einschließlich der beiden Steilkurven befahren. Diese Version wurde jedoch nach 1961 nicht mehr als Grand-Prix-Strecke genutzt, stattdessen gab es bis 1971 einen auf 5,75 km verkürzten Kurs ohne Steilkurven und Schikanen.

Weblinks

Siehe auch

Formel-1-Saison 1966

Einzelnachweise

  1. My Husband, My Friend, Neile McQueen Toffel, A Signet Book, 1986

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