- Jackie Stewart
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Jackie Stewart Automobil-/Formel-1-Weltmeisterschaft Nation: Großbritannien Erster Start: Großer Preis von Südafrika 1965 Letzter Start: Großer Preis von Kanada 1973 Teams 1965−1967 B.R.M. • 1968−1969 Matra • 1970–1973 Tyrrell Statistik WM-Bilanz: Weltmeister (1969, 1971, 1973) Starts Siege Poles SR 99 27 17 15 WM-Punkte: 360 Podestplätze: 43 Führungsrunden: 1.876 über 8.999,9 km Sir John Young „Jackie“ Stewart, OBE (* 11. Juni 1939 in West Dunbartonshire, Schottland) ist ein ehemaliger britischer Automobilrennfahrer und Motorsport-Funktionär. Er startete zwischen 1965 und 1973 in der Formel 1 und wurde in dieser Klasse dreimal Weltmeister (1969, 1971 und 1973).
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Einstieg in die Formel 1
In seinen jungen Jahren kannte Stewart zwei Leidenschaften: das Tontaubenschießen und den Rennsport. Schließlich entschied er sich für den Rennsport, in dem auch sein älterer Bruder Jimmy aktiv war. Mitentscheidend für seine Karriere war die Bekanntschaft mit dem Holzhändler Ken Tyrrell, der nebenbei ein Rennteam in der britischen Formel 3 betrieb.
Der Aufstieg Stewarts verlief kometenhaft. Nachdem er die Einstiegsklassen im Jahre 1964 fast nach Belieben dominierte, unterbreiteten ihm alle Spitzenteams der Formel 1 ein Angebot für die Saison 1965. Er entschied sich für das britische B.R.M.-Team, für das auch der ehemalige Weltmeister Graham Hill fuhr. In seiner ersten Saison erfüllte Stewart die Erwartungen voll und belegte am Jahresende mit einem Sieg in Monza den dritten Rang in der Fahrerweltmeisterschaft.
Unfall 1966
Es folgten zwei Jahre mit mäßiger Ausbeute. Beim Großen Preis von Belgien 1966 ereilte ihn ein Schlüsselerlebnis, das seine Einstellung zum Rennsport änderte. Bei strömendem Regen kam sein Wagen von der Strecke ab und überschlug sich. Stewart war im Cockpit eingeklemmt, während das Benzin aus dem 200 Liter fassenden Tank in die Sitzmulde auslief, was Stewarts Haut verätzte. Die Brandgefahr war akut, und jeder Funke, der bei den Bemühungen der unzureichend ausgerüsteten Helfer am verbogenen Metall entstand, würde eine Katastrophe auslösen. Der hilflose Fahrer wurde erst durch den Einsatz seines Teamkollegen Graham Hill sowie Bob Bondurant befreit. Auch der Transport ins Krankenhaus erwies sich als langwierige Odyssee über holprige Straßen. Seither kämpfte Jackie Stewart unermüdlich für mehr Sicherheit auf der Rennstrecke. Ein abnehmbares Lenkrad und ein Hauptschalter für die Elektrik, der sowohl die Benzinpumpe abschaltet als auch alle möglichen Quellen von Funken, gehört spätestens seit diesem Vorfall zum Standard. Zudem brachte Stewart fortan seinen eigenen Arzt zum Rennen mit und sein Team B.R.M. einen speziell ausgerüsteten Krankenwagen, der auch anderen zur Verfügung stand.
Erfolg mit Matra-Chassis
Ende 1967 gründete der bis dahin in Nachwuchsklassen aktive Ken Tyrrell sein eigenes Formel-1-Team, die Tyrrell Racing Organisation. Zunächst kaufte er Kundenchassis beim bereits seit 1965 in der Formel 1 vertretenen Matra-Team, rüstete diese mit Ford-Cosworth-Motoren aus und gewann schließlich Stewart als Fahrer. Das neue Team gewann auf Anhieb mehrere Rennen, darunter auch den verregneten Großen Preis von Deutschland 1968 auf dem Nürburgring, bei welchem Stewart − trotz ernsthafter Bedenken gegen die Durchführung eines Grand Prix bei diesen Wetterbedingungen − die Konkurrenz um über vier Minuten distanzierte. Seinen Überholvorgang an die Spitze des Feldes hatte er nach eigenen Angaben wegen des dichten Regens und der daraus resultierenden eingeschränkten Sicht gar nicht mitbekommen. Stewart wurde schließlich knapp hinter Graham Hill Vizeweltmeister. Überschattet wurde die Saison 1968 durch den Tod von Stewarts schottischem Landsmann Jim Clark, dem dominierenden Fahrer der 1960er Jahre, der bei einem Formel-2-Rennen auf dem Hockenheimring tödlich verunglückte.
In der Saison 1969 hatte Stewart kaum mehr ernsthafte Gegner. Er dominierte die Weltmeisterschaft mit sechs Siegen in Südafrika, Spanien, Holland, Frankreich, Großbritannien und Italien, und wurde mit fast dreißig Punkten Vorsprung auf den Belgier Jacky Ickx erstmals Weltmeister.
Tyrrell auf ganzer Linie
Nachdem die Matra-Führung darauf drängte, anstatt der bewährten Ford-Cosworth-Triebwerke fortan die eigenentwickelten V12-Motoren zu verwenden, entschloss sich Ken Tyrrell, lieber auf die Matra-Chassis zu verzichten, als die bewährten Aggregate zu verlieren. Er kaufte die Chassis für 1970 beim neu gegründeten March-Team. Bis auf einen Sieg beim zweiten WM-Rennen in Spanien verlief die WM-Saison 1970 wenig erfolgreich. So entschied sich Tyrrell schließlich für den Bau eines eigenen Autos. Der neue Tyrrell 001 konnte mit Stewart in den letzten drei Rennen der Saison tatsächlich neue Maßstäbe setzen − nur die Zuverlässigkeit ließ noch zu wünschen übrig.
Dafür war Stewart in der WM-Saison 1971 wieder seinen Gegnern voraus. Durch Siege in Spanien, Monaco, Frankreich, Großbritannien und Deutschland sicherte er sich seinen zweiten WM-Titel. Es folgte die weniger erfolgreiche Saison 1972, die er mit der Vizeweltmeisterschaft hinter dem Jungstar Emerson Fittipaldi abschloss. Die vielen Reisen in die USA, wo er an der CanAm-Meisterschaft teilnahm, sorgten für gesundheitliche Probleme in Form eines Magengeschwürs.
Jackie Stewart, mittlerweile verheiratet und Vater zweier Söhne, versprach seiner Frau Helen, nach der Saison 1973 Schluss mit dem Rennsport zu machen. Obwohl Emerson Fittipaldi den Beginn der Saison dominierte und der aufkommende Star Ronnie Peterson in den meisten Rennen führte, gelang es Stewart nach Siegen in Südafrika, Belgien, Monaco, Holland und Deutschland seinen dritten Weltmeistertitel in Italien sicherzustellen. Dabei übertraf er mit 27 Grand-Prix-Siegen den bisherigen Rekordhalter Jim Clark (25). Stewarts Bestmarke wurde erst 1987 von Alain Prost eingestellt bzw. übertroffen.
Stewarts Abschied wurde durch den tragischen Tod seines Teamkollegen François Cevert am 6. Oktober 1973 in Watkins Glen beim Training zum Großen Preis der USA überschattet. Tyrrell zog daraufhin sein Team mit Stewart und Chris Amon vor dem Start des Rennens zurück und so kam der Schotte nicht mehr zu seinem 100. Grand Prix.
Die Zeit danach
Nach seiner Rennfahrer-Karriere arbeitete Stewart zwei Jahrzehnte lang als Fernsehkommentator von Formel-1-Rennen, bis sich sein Sohn Paul entschloss, ein eigenes Motorsportteam zu gründen (Paul Stewart Racing), mit dem er zunächst erfolgreich in Nachwuchsklassen an den Start ging. 1996 entschloss sich Paul Stewart mit Unterstützung seines Vaters zum Aufstieg in die Formel 1 und meldete für die Saison 1997 als Stewart Grand Prix mit den Fahrern Rubens Barrichello und Jan Magnussen. Das Team war drei Jahre lang (bis 1999) in der höchsten Motorsportklasse vertreten und erzielte in dieser Zeit mit Johnny Herbert beim Großen Preis von Europa 1999 auf dem Nürburgring einen Sieg, bevor es von Ford übernommen wurde und ab dem Jahr 2000 als Jaguar Racing (aus dem später das Red Bull-Team wurde) an den Start ging. Jackie Stewart blieb als Berater weiter an Bord, während sich sein Sohn aus gesundheitlichen Gründen aus dem Motorsport zurückzog. Nachdem er bereits nach Ende seiner aktiven Zeit als Rennfahrer mit dem Orden Officer of the Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet worden war, wurde Stewart 2001 durch Königin Elisabeth II. als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben.
Statistik
Karrierestationen
- 1964: Britische Formel 3 (Meister)
- 1965: Formel 1 (Platz 3)
- 1966: Formel 1 (Platz 7)
- 1966: Tasman Series (Meister)
- 1966: USAC National Championship (Platz 19)
Statistik in der Formel 1
Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
RennrundenPunkte WM-Pos. 1965 Owen Racing Organisation BRM P261 BRM V8 10 1 3 1 − − 33 (34) 3. 1966 Owen Racing Organisation BRM P261 / P83 BRM V8 / H16 8 1 − − − − 14 7. 1967 Owen Racing Organisation BRM P83 / P261 / 115 BRM V8 / H16 11 − 1 1 − − 10 9. 1968 Matra International Matra MS9 / MS10 Ford Cosworth DFV 10 3 – 1 − 2 36 2. 1969 Matra International Matra MS10 / MS80 Ford Cosworth DFV 11 6 1 − 2 5 63 1. 1970 Tyrrell Racing Organisation March 701 Ford Cosworth DFV 10 1 2 1 3 − 25 6. Tyrrell 001 3 − − − 1 − – 1971 Elf Team Tyrrell Tyrrell 001 / 003 Ford Cosworth DFV 11 6 1 − 6 3 62 1. 1972 Elf Team Tyrrell Tyrrell 003 / 004 / 005 Ford Cosworth DFV 11 4 1 − 2 4 45 2. 1973 Elf Team Tyrrell Tyrrell 005 / 006 Ford Cosworth DFV 14 5 2 1 3 1 71 1. Gesamt 99 27 11 5 17 15 360 Grand-Prix-Siege
- 1965: Italien (Monza)
- 1966: Monaco (Monte Carlo)
- 1968: Niederlande (Zandvoort)
- 1968: Deutschland (Nürburg)
- 1968: USA (Watkins Glen)
- 1969: Südafrika (Kyalami)
- 1969: Spanien (Barcelona)
- 1969: Niederlande (Zandvoort)
- 1969: Frankreich (Clermont-Ferrand)
- 1969: Großbritannien (Silverstone)
- 1969: Italien (Monza)
- 1970: Spanien (Jarama)
- 1971: Spanien (Barcelona)
- 1971: Monaco (Monte Carlo)
- 1971: Frankreich (Le Castellet)
- 1971: Großbritannien (Silverstone)
- 1971: Deutschland (Nürburg)
- 1971: Kanada (Bowmanville)
- 1972: Argentinien (Buenos Aires)
- 1972: Frankreich (Clermont-Ferrand)
- 1972: Kanada (Bowmanville)
- 1972: USA (Watkins Glen)
- 1973: Südafrika (Kyalami)
- 1973: Belgien (Zolder)
- 1973: Monaco (Monte Carlo)
- 1973: Niederlande (Zandvoort)
- 1973: Deutschland (Nürburg)
Einzelergebnisse
Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1965 (6) 3 2 2 5 2 DNF 1 DNF DNF 1966 1 DNF DNF 4 5 DNF DNF DNF 1967 DNF DNF DNF 2 3 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 1968 DNF 4* 1 3 6 1 DNF 6 1 7 1969 1 1 DNF 1 1 1 2 1 DNF DNF 4 1970 3 1 DNF DNF 2 9 DNF DNF DNF 2 DNF DNF DNF 1971 2 1 1 11 1 1 1 DNF DNF 1 5 1972 1 DNF DNF 4 1 2 11* 7 DNF 1 1 1973 3 2 1 DNF 1 1 5 4 10 1 1 2 4 5 DNS LegendeFarbe Abkürzung Bedeutung Gold — Sieg Silber — 2. Platz Bronze — 3. Platz Grün — Platzierung in den Punkten Blau — Klassifiziert außerhalb der Punkteränge Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish) NC nicht klassifiziert (not classified) Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify) DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify) Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified) Weiß DNS nicht am Start (did not start) Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only) TD Freitags-Testfahrer (test driver) ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice) INJ verletzt oder krank (injured) EX ausgeschlossen (excluded) DNA nicht erschienen (did not arrive) † verstorben keine WM-Teilnahme sonstige P/fett Pole-Position SR/kursiv Schnellste Rennrunde * nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet Le-Mans-Ergebnisse
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund 1965 Owen Racing Organisation Rover-B.R.M. Graham Hill Rang 10 Literatur
- Jackie Stewart & Peter Manso Schneller. Jackie Stewart-Aufzeichnungen eines Weltmeisters. Motorbuch Vlg, 1972.
- Jackie Stewart Stil und Technik des Rennfahrers. Motorbuchverlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01195-6.
Weblinks
Commons: Jackie Stewart – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien1950: Giuseppe Farina | 1951: Juan Manuel Fangio | 1952, 1953: Alberto Ascari | 1954–1957: Juan Manuel Fangio | 1958: Mike Hawthorn | 1959, 1960: Jack Brabham | 1961: Phil Hill | 1962: Graham Hill | 1963: Jim Clark | 1964: John Surtees | 1965: Jim Clark | 1966: Jack Brabham | 1967: Denis Hulme | 1968: Graham Hill | 1969: Jackie Stewart | 1970: Jochen Rindt | 1971: Jackie Stewart | 1972: Emerson Fittipaldi | 1973: Jackie Stewart | 1974: Emerson Fittipaldi | 1975: Niki Lauda | 1976: James Hunt | 1977: Niki Lauda | 1978: Mario Andretti | 1979: Jody Scheckter | 1980: Alan Jones | 1981: Nelson Piquet | 1982: Keke Rosberg | 1983: Nelson Piquet | 1984: Niki Lauda | 1985, 1986: Alain Prost | 1987: Nelson Piquet | 1988: Ayrton Senna | 1989: Alain Prost | 1990, 1991: Ayrton Senna | 1992: Nigel Mansell | 1993: Alain Prost | 1994, 1995: Michael Schumacher | 1996: Damon Hill | 1997: Jacques Villeneuve | 1998, 1999: Mika Häkkinen | 2000–2004: Michael Schumacher | 2005, 2006: Fernando Alonso | 2007: Kimi Räikkönen | 2008: Lewis Hamilton | 2009: Jenson Button | 2010, 2011: Sebastian Vettel
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