Handy-Parken

Handy-Parken

Handy-Parken oder auch m-parking (von engl. mobile Parking), bietet die Möglichkeit, per Mobiltelefon die Parkgebühr bargeldlos zu entrichten, ohne dass man einen Parkscheinautomaten verwenden muss.

Inhaltsverzeichnis

Technische Umsetzung

Handyparken Saarbrücken

Um Handy-Parken zu ermöglichen, muss die jeweilige Kommune einen Betreiber beauftragen die notwendige Infrastruktur bereitzustellen. Der Nutzer schließt einen Vertrag mit dem Betreiber, der daraufhin die Parkgebühren mit dem Kunden abrechnet und an die Kommune abführt.

Um einen Parkprozess zu starten ruft der Nutzer beim Betreiber an oder übersendet eine SMS mit der individuellen Kennung des Parkplatzes. Damit beginnt der Parkvorgang. Um den Parkprozess zu beenden, muss der Nutzer beim Betreiber anrufen oder eine weitere SMS schreiben und sich so wieder ausbuchen. Um die Bezahlung überprüfen zu können, hat die Kontrollkraft einen Zugang zur Datenbank der Betreiber. Dieser Zugriff kann über GPRS oder UMTS-fähige mobile Endgeräte, z. B. ein Mobiltelefon, realisiert werden.

Vor- und Nachteile

Vorteile für den Parkenden sind in erster Linie:

  • Es erfolgt eine minutengenaue Abrechnung.
  • Es entfällt der Weg zum Automaten, um einen Parkschein zu kaufen, und wieder zurück zum Auto.
  • Der Parkende muss sich, je nach System, nicht bereits zu Parkbeginn auf die Parkzeit festlegen.
  • Man muss kein abgezähltes Kleingeld vorrätig haben.

Nachteile sind:

  • Bei einigen Systemen muss man sich im Voraus einmalig anmelden.
  • Das Parken kann durch die anfallenden SMS-Kosten teurer werden.
  • Wird die Abmeldung bei der Rückkehr zum Fahrzeug vergessen, müssen die Parkgebühren bis zu einer automatischen Systemabmeldung (zumeist zum Ende der gebührenpflichtigen Zeit der Parkzone) bezahlt werden.

Verbreitung von Handy-Parksystemen

Deutschland

In Deutschland ist in mehr als 54 Städten das bargeldlose Parken möglich (Stand: Dezember 2009)[1]

Systeme mit Registrierung

Bezahlsysteme die eine Registrierung erfordern finden sich unter anderem in:

Registrierungsfreie Systeme

Bei diesem System wird ein virtueller Parkschein gezogen, d. h. die Parkdauer wird bei der Buchung gewählt. Ein Abmelden ist daher nicht nötig.

Nutzer des registrierungsfreien Systems
Vorteile
  • keine vorherige Anmeldung
  • keine Bekanntgabe persönlicher Daten außer Mobiltelefonnummer und Autokennzeichen
  • kostenlose Erinnerungs-SMS
  • Ticket von jedem beliebigen Standort zu erwerben und zu verlängern
  • kein Kleingeld mehr nötig
Nachteile
  • für Ungeübte, komplizierte Eingabe per SMS
  • Parkgebühr wird genau wie bei Parkschein vorher gebucht, bezahlte Parkdauer kann nicht rückgängig gemacht werden oder vorher beendet werden

Österreich

Im Herbst 2002 begannen die ersten Pilotbetriebe in Österreich und seit Herbst 2003 besteht diese Möglichkeit in einigen Städten regulär. Die Systeme sind nicht einheitlich. Es wird auch von der Bevölkerung der einzelnen Gemeinden recht unterschiedlich angenommen. Der Vergleich der gleichen Systeme von Linz (2008) und Graz (erst 2009 aber mehr Nutzung als in Linz) zeigt, dass vor allem zu Beginn die Bevölkerung mit etwas Werbeaufwand informiert werden muss.

M-Parking/Handy-Parken

Handy-Parken (www.handyparken.at, ehemals www.m-parking.at) ist von der m-parking Errichtungs-, Betriebs- und Service GmbH, einer hundertprozentigen Tochterfirma von Porr (PORR Solutions Immobilien- und Infrastrukturprojekte GmbH). Die technische Abwicklung wird von Siemens Business Services (SBS) durchgeführt. Die SMS-Anbindung, das Payment und der Webauftritt wurden von Mobilkom Austria, seit der Fusion 2010 von A1 Telekom Austria durchgeführt.

In den Bundesländern wird das System von der M-Parking GmbH betrieben. Bezahlt wird mit Handys von Mobilkom Austria, etwas später auch Orange Austria und seit Herbst 2008 auch von T-Mobile Austria und Tele.ring[2] ohne extra Anmeldung über paybox mit der Handyrechnung (A1) oder per Einzugsermächtigung. Andere Handy-Kunden müssen sich bei entweder bei paybox anmelden oder man kauft einen A1 Bank Voucher, elektronisches Geld, das per Onlineüberweisung auf eine angegebene Handynummer gutgeschrieben wird.

In der Bundeshauptstadt Wien wird das System von der Stadt Wien betrieben. Nach der Anmeldung muss man hier ein Parkguthaben aufladen. Bezahlt werden kann über paybox wie in den Bundesländern, wobei die Aufladung per SMS erfolgen kann, sowie über Bankeinzug und Kreditkarte. In Wien ist auch eine Vorausbuchung mit Uhrzeitangabe möglich, etwa wenn man am Morgen länger schlafen möchte (Parkdauer und Uhrzeit werden einfach mittels Leerschritt getrennt, zB.: '60 0901').

Gesteuert wird das System über SMS-Nachrichten in denen man mindestens die Parkdauer und in manchen Städten noch einen Code für die Kurzparkzone angibt. Entspricht die Stadt oder das Autokennzeichen nicht den angegebenen Voreinstellungen, kann man diese Informationen zusätzlich angeben. Die Buchung ist gültig, sobald ein Bestätigungs-SMS empfangen wird. Es ist ratsam sie für den Fall eventueller Reklamationen einige Zeit aufzubewahren. Versehentliche Zahlungen in den Zeiten ohne Parkraumbewirtschaftung werden nicht erkannt und daher verrechnet. Zusätzlich zur Parkgebühr wird die jeweilige SMS-Gebühr vom Handybetreiber verrechnet. Die Kontrollorgane geben das Kennzeichen in einen Handheld-Computer ein und können so überprüfen ob eine Parkgebühr entrichtet wurde. Ist dies nicht der Fall kann zumindest in Wien über einen per Bluetooth angeschlossenen Thermodrucker gleich der Strafzettel ausgestellt werden.

Über dieses System können auch Geschäftsleute per SMS ein Parkticket für ihre Kunden lösen. Bei den „Shoppen-mitten-in-Wels“-Partnern teilen sich diese Kosten das Stadtmarketing und Kaufleute. Etwa ein Drittel der Autofahrer wissen ihr Kennzeichen nicht und müssen nachschauen gehen.[3] In Wien gab es im März 2009 rund 300.000 registrierte Teilnehmer und erstmals mehr als eine Million Parkvorgänge über das System.[4]

Teilnehmende Städte sind (mit Beginndatum):

M-Parking übernahm Ende 2004 den Konkurrenten Mobile Parking. Es sollten ursprünglich die Systeme zusammengeführt werden.[5] 2006 wurden die Verträge mit den Gemeinden mit Wirkung von 2007 gekündigt und sie hätten mit zusätzlichen Investitionen wechseln können,[6] was keine Gemeinde gemacht hat.

Gemeinsame Wettbewerbsplattform

Auf der Wettbewerbsplattform Mobil-Parken (www.mobil-parken.at) sind derzeit 4 Anbieter aktiv. (MobilZahlen aus Augsburg, Simty aus Butzbach, Mobile-City aus Saarbrücken, Park & More aus Leibnitz) Die Nutzer müssen sich vorab registrieren und erhalten eine Vignette zur Kennzeichnung. Der Parkvorgang kann bei allen mittels Anruf angestoßen werden, bei Simty, MobilZahlen und Park & More auch per SMS und Handy-Browser. MobilZahlen und Simty bieten auch eine iPhone-App an. Park & More ist in Linz nicht verfügbar. Simty schickt keine Erinnerungs-SMS vor Ablauf der Parkzeit.

Teilnehmende Städte sind (mit Beginndatum):


Linz hat keine Werbung betrieben und somit ist dort das System mit 1.220 angemeldeten und 1.375 bezahlten Parkvorgängen im Jänner 2010 (von durchschnittlich 457.000 monatlich) bisher ein Flop. In Graz sind dagegen im gleichen Zeitraum rund 3.000 Autofahrer angemeldet gewesen und es wurden 8.172 Parkvorgänge (von durchschnittlich 565.000 monatlich) über das System abgewickelt worden.[7] Und das gegenüber Linz kleiner Wels hat im Juni 2010 schon 5.000 angemeldete Benutzer und durchschnittlich 5.500 abgewickelte Parkvorgänge.[3]

Mobile Parking (ehemals, Pionier)

Die Firma Mobile Parking GmbH (FN 223782 t, Handelsgericht Wien, ehemals: www.mobile-parking.at (abgeschaltet) alte Firmeninfos: www.mobile-parking.ch) hatte im Tech Gate Vienna begonnen. Am 28. November 2003 erhielt die Firma einen Mercur-Anerkennungspreis der Wirtschaftskammer Wien.[8] Ende 2004 kaufte die M-Parking GmbH, hundertprozentige Tochter von Porr (Porr Solutions Immobilien- und Infrastrukturprojekte GmbH) sowie Kooperationspartner von Siemens Business Services und Mobilkom Austria, die Mobile Parking GmbH[5] Die Firma zog drauf in das Hochhaus der Firma Porr in der Absberggasse 47.

Ab Februar 2005 wurde dieses System mit Unterstützung der CIVITAS-Initiative der EU auch in Berlin in den Bezirken Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg für ein Jahr getestet, dort in Zusammenarbeit mit SBS und T-Mobile.[9][10][11]

Die Bedienung war per Telefonanruf, SMS oder WAP möglich. In Berlin wurde es in der Testphase nur mittels Telefonanruf bedient. Bezahlt wurde mit Überweisung oder Einzugsermächtigung. An die angemeldeten Benutzer wurden Vignetten mit Strichcodes ausgegeben. Die wurden von den Kontrollorganen mittels GPRS-tauglicher Handykamera gelesen, an die Verrechnungszentrale geschickt und Sekunden später erhielten sie die bestätigen ob gezahlt wurde oder nicht.[12][13]

Teilnehmende Städte waren:

  • Bludenz (Pilotbetrieb: 1. Oktober 2003, Echtbetrieb: 1. April 2004, Ende: 2007[14])
  • Kitzbühel (Pilotbetrieb: 1. September 2002, Echtbetrieb: 1. März 2004, Ende: wahrscheinlich 2007)
  • Krems an der Donau (Pilotbetrieb: 1. Juli 2003, Echtbetrieb: 1. Jänner 2004, Ende: wahrscheinlich 2007[15])
  • Tulln an der Donau (Pilotbetrieb: 1. September 2002, Echtbetrieb: 1. März 2003, Ende: wahrscheinlich 2007[16])
  • Amstetten (Pilotbetrieb: 1. November 2004, Ende: 31. März 2007[6])

Im Jahre 2006 wurden die Verträge mit den Gemeinden durch die Mobile Parking GmbH gekündigt und mit neuerlichen Investitionen hätten die Gemeinden zu m-parking wechseln können,[6] was jedoch keiner tat. Die Firma Porr Solutions Immobilien- und Infrastrukturprojekte GmbH ist in einem Werbeprospekt vom 13. Jänner 2009 noch immer der Meinung, dass sich 15 Standorte in Österreich (bei 14 genannten Namen, darunter auch die hier genannten fünf Gemeinden) und Berlin an ihrem System beteiligen.[17]

Schweiz

Am 8. November 2006 führte Fehraltorf (Kanton Zürich) als erste Schweizer Gemeinde das Handyparken ein. Die Lösung von myHandyTicket basiert auf dem "Schlauer parken"-System aus Deutschland. Die Abrechnung erfolgt minutengenau.

Kroatien

Das System der österreichischen M-Parking wurde von Mobilkom und Siemens in Europa zunächst in Kroatien, und zwar als Pilotprojekt 2001 in Zagreb, eingeführt.[18] Das System bewährte sich und wurde bereits 2002 in vollem Umfang realisiert. Mittlerweile werden in Kroatien dadurch bereits 17.000 Parkplätze in zehn kroatischen Städten betrieben, wobei sich das System weiter im Wachstum befindet. In Kroatien wird das M-Parking-System von der „Hrvatska parking udruga“ (der Kroatischen Parking-Genossenschaft) einheitlich betrieben.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Handy-Parken in immer mehr Städten möglich, BITKOM-Tipp vom 4. Dezember 2009
  2. Pressetext von m-parking GmbH, Siemens IT Solutions and Services und mobilkom austria AG: m-parking schlägt ÖAMTC Kooperation bei Weiterentwicklung von Handy-Parken vor, pressetext.at, 18. Dezember 2008
  3. a b Handyparken: In Linz ein Flop, in Wels eine mobile Erfolgsgeschichte, Oberösterreichische Nachrichten / nachrichten.at, 29. Juli 2010
  4. Handyparken durchbricht Millionengrenze, wien.orf.at, 8. April 2009
  5. a b Silvia Brabec: Einheitliches Handy-Parksystem: M-Parking kauft Mobile Parking, computerwelt.at, 22. Dezember 2004
    Klaus Lorbeer: Kurzparken mit dem Handy wird vereinheitlicht, computerwelt.at, 19. Jänner 2005
  6. a b c 16) Änderung der Kurzparkzonenabgabeverordnung der Stadtgemeinde Amstetten, in: Protokoll der 26. ordentlichen Sitzung des Gemeindesrates der Stadtgemeinde Amstetten am 26. Dezember 2008, Stadt Amstetten, bei fpoe-amstetten.at in der Version vom 1. Februar 2009
  7. Handyparken bleibt Mega-Flop - Nur 1200 Linzer sind angemeldet Oberösterreichische Nachrichten - nachrichten.at, 29. Juli 2010
  8. Pressemappe - Mercur 2003, zum Festakt am 28. November 2003, Wirtschaftskammer Wien
  9. Berlin testet ticketloses "Handy-Parken", in: OMNICARD-Newsletter Februar 2005
  10. Handy-Parken – neuer Service in der Parkraumbewirtschaftung in Berlin, Januar 2010, Telematics Pro e.V.
  11. Fehlstart beim Handy-Parken - Vignetten gingen auf Postweg nach Berlin verloren, Potsdamer Neue Nachrichten, 18. Februar 2005
  12. EU-Verkehrsprojekt TELLUS erprobt Alternative zum Parkscheinautomaten, berlinews.de, 25. Jänner 2005
  13. "Handy-Parken": Unterschiedliche Systeme sorgen für Verwirrung, news.at, 12. September 2003
  14. Verordnung über die Abgabepflicht für das Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem verkehr in Bludenz, Zl.: 1.02/5/9/07-Le., Gemeinde Bludenz, 27. Dezember 2007, Inkrafttreten: 1. Jänner 2008, es werden nur Parkscheinautomaten erwähnt
  15. Verkehr - Gebührenpflichtige Kurzparkzone, krems.gv.at, 29. Juli 2010; nur Parkscheine und Parkscheinautomaten werden erwähnt
  16. Das Tullner Parkraumkonzept - Gebührenpflichtige Kurzparkzonen, tulln.at, 29. Juli 2010; es werden nur Automaten und parkscheine erwähnt
  17. M-PARKING - Das Mobiltelefon als Parkuhr - Datenblatt, Webseite, PORR SOLUTIONS Immobilien- und Infrastrukturprojekte GmbH, Version vom 13. Jänner 2009, („15 x in Österreich, 1 x in Deutschland, [Wien, Berlin, Wels, St. Pölten, Bregenz, Stockerau, Mödling, Krems, Tulln, Amstetten, Kitzbühel, Gleisdorf, Korneuburg, Bludenz, Linz])“
  18. Pressemeldung Mobilkom Austria: Kurzparkschein via Handy: mobilkom austria und Siemens realisieren das Projekt "m-parking" für alle Autofahrer in Wien, ots.at, 7. Oktober 2002

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