- Judit Polgár
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Judit Polgár, Mainz 2008 Name Judit Polgár Schreibweisen Judit Polgar (FIDE) Land Ungarn Geboren 23. Juli 1976
Budapest, UngarnTitel Internationaler Meister (1988)
Großmeister (1992)Aktuelle Elo-Zahl 2710 (November 2011) Beste Elo-Zahl 2735 (Juli 2005) Karteikarte bei der FIDE (englisch) Judit Polgár [ˈjudit ˈpolgaːr] (* 23. Juli 1976 in Budapest) ist eine ungarische Schachspielerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sie wurde schon sehr früh durch ihren Vater László Polgár gefördert und schachlich trainiert. 1988 und 1990 gewann sie, jeweils als einziges Mädchen im Teilnehmerfeld, die Juniorenweltmeisterschaft in den Altersklassen U12 und U14. Den Titel eines Großmeisters erreichte sie 1992 im Alter von 15 Jahren und 4 Monaten und verbesserte damit den Rekord von Bobby Fischer um einen Monat.[1]
Judit Polgár gewann mit ihren Schwestern und Ildikó Mádl zweimal Mannschafts-Gold bei der Schacholympiade der Frauen – in Thessaloniki 1988 und in Novi Sad 1990. In der Einzelwertung erhielt sie ebenfalls zweimal Gold.[2] Neben der Teilnahme an der Schacholympiaden der Frauen, hat sie nur einmal bei einem weiteren Frauenturnier gespielt: Mit zehn Jahren gewann sie die Bronzemedaille bei der U-16 Mädchenweltmeisterschaft im Jahre 1986 in Río Gallegos.[3]
Im Gegensatz zu ihren Schwestern Zsuzsa und Zsófia nimmt sie seitdem nicht mehr an Frauenturnieren teil, sondern spielt – als erste Frau überhaupt – faktisch ausschließlich gegen Männer.
1994 wurde sie erstmals zum Weltklasseturnier von Linares eingeladen. Seit 1994 war sie bei fünf Schacholympiaden Mitglied der ungarischen Nationalmannschaft der Herren. 2002 errang sie mit ihrem Team eine Silber- und in der Einzelwertung eine Bronzemedaille.[4] In der ungarischen Mannschaftsmeisterschaft spielt sie für Aquaprofit Nagykanizsai Tungsram Sakk-Klub Budapest.
Bereits 1993 schlug sie Exweltmeister Anatoli Karpow in einer Schnellpartie, 2002 gelang ihr dies erstmals auch gegen Garri Kasparow. Der Weltklassespieler Nigel Short, der bereits mehrmals gegen sie verlor, sagte über Polgár: „Sie ist ein Killer und riecht das Matt schon 20 Züge im Voraus“.
Bei der Schachweltmeisterschaft der FIDE 1999 in Las Vegas gelangte sie bis ins Viertelfinale und verlor dort gegen den späteren Sieger Alexander Chalifman. 2001 kam sie bei der Europameisterschaft in Ohrid auf den geteilten dritten Platz, schied allerdings bei der Weltmeisterschaft in Moskau bereits in der zweiten Runde gegen Vadim Milov aus.
Nach einer Babypause nahm sie 2005 am achtköpfigen Finalturnier der FIDE-WM in San Luis teil. Als erste Frau der Geschichte spielte sie damit direkt in einem Bewerb um den Schachweltmeistertitel der FIDE. Sie belegte mit 4,5 von 14 Punkten den letzten Platz, es gelang ihr jedoch ein Sieg über den amtierenden Weltmeister Rustam Kasimjanov.
Im Oktober 2006 kam sie beim Großmeisterturnier in Hoogeveen mit 4,5 Punkten aus 6 Partien auf den geteilten ersten Platz mit Şəhriyar Məmmədyarov, und ließ dabei Vizeweltmeister Wesselin Topalow, den sie in zwei Partien besiegte, hinter sich.
Beim Kandidatenturnier 2007 scheiterte sie in der ersten Runde mit 2,5-3,5 an Jewgeni Barejew.
Anfang 2003 überschritt ihre Elo-Zahl erstmals die 2700er-Marke, ab der man als Super-Großmeister gilt. Im März 2011 betrug ihre Elo-Zahl 2686, damit lag sie auf Platz 51 der FIDE-Weltrangliste der Männer und führte mit großem Abstand die der Frauen an.
Judit Polgár gewann in November 2010 das Schnellschachturnier Ajadrez UNAM Quadrangular 2010 Final in Mexiko-Stadt. Nach der ersten verlorenen Partie schlug sie Wassyl Iwantschuk 2,5:1,5 und im Finale besiegte sie Wesselin Topalow überlegen 3,5:0.5.[5]
Im April 2011 errang Judit Polgar als erste Frau in der Schachgeschichte eine Medaille bei einer offiziellen Männermeisterschaft. Sie gewann bei der Schach-Europameisterschaft im französischen Aix-les-Bains die Bronzemedaille und erreichte dabei wie der russische Europameister Wladimir Potkin 8,5 Punkte aus 11 Partien.[6][7]
Sie ist mit dem Tierarzt Gusztáv Font verheiratet und hat zwei Kinder.
Partiebeispiel
Ivan Sokolov – Judit Polgár
Hoogeveen 2006a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Schwarz am Zug
Die Stellung von Weiß scheint uneinnehmbar, aber Polgár gewinnt durch eine schöne Kombination. Der weiße Läufer auf e4 ist zweimal angegriffen, aber keiner der beiden schwarzen Türme kann ihn nehmen: Der Turm e8 nicht wegen des Matts durch Df8 und der Turm g4 nicht, weil die schwarze Dame dann vom Bauern g3 geschlagen werden könnte. Die Weltklassespielerin nimmt den Läufer mit der Dame!
1. ... Tg4xg3+!! 2. f2xg3 Dh4xe4
Polgár hat zwar die Qualität gegeben, aber Schwarz kontrolliert nun die weißen Felder am Königsflügel und der weiße König ist daher relativ schutzlos. Die Stellung ist für Sokolov verloren.
3. Td1-d2 De4-f3 4. Kg1-h2 Df3-h5+
Zeitgewinn.
5. Kh2-g1 Dh5-f3 6. Kg1-h2 Lc8-f5
Nach Le4 ist das Mattnetz eng geknüpft.
7. e3-e4 Lf5xe4 8. Te1xe4 Df3xe4 9. d4-d5 Sa5-c4Sokolov gab auf.
Die ganze Partie online [1]Einzelnachweise
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 81
- ↑ WOMEN'S CHESS OLYMPIADS - Polgár, Judit (Hungary) auf Olimpbase (englisch)
- ↑ Chessbase Megabase 2011
- ↑ MEN'S CHESS OLYMPIADS - Polgár, Judit (Hungary) auf Olimpbase (englisch)
- ↑ Ajedrez UNAM Quadrangular 2010 (Zugriff am 22. November 2010)
- ↑ ergebnistabelle (pdf)
- ↑ Mixed Zone. Scharapowa verliert, Kiel gewinnt (Agenturmeldungen) auf Spiegel Online am 2. April 2011
Literatur
- Tibor Károlyi: Judit Polgar, the princess of chess. Batsford, London 2004. ISBN 0-7134-8890-5
Weblinks
Commons: Judit Polgár – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Judit Polgár beim Weltschachbund FIDE (englisch)
- Judit Polgár the greatest woman chess player of all time Offizielle Webseite (englisch und ungarisch)
- The Chess Games of Judit Polgar Kurzbiografie und sämtliche Partien
- Interview mit Judit Polgár
- All Polgár Games (englisch)
- Biographie auf fembio.org
- Literatur von und über Judit Polgár im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Ungarische SchachgroßmeisterÁcs | Adorján | Almási | Anka | Antal | Balog | Balogh | Bánusz | Barczay | Benkő | Bérczes | Berkes | Boros | Cao | Csernyin | Csom | Czebe | Dely (ehrenhalber) | Erdős | Faragó | Flumbort | Fogarasi | Forintos | Gonda | Grószpéter | Gyimesi | Héra | Á. Horváth | Cs. Horváth | J. Horváth | P. Horváth | Kállai | Lékó | Lengyel | Lukács | Medvegy | Pap | G. Papp | Pintér | J. Polgár | Zsu. Polgár | Portisch | Prohászka | Rapport | Ribli | Ruck | Sax | Seres | K. Szabó | Trang | Tolnai | Varga
Verstorbene Großmeister
Barcza | Bilek | Flesch | Honfi (ehrenhalber) | Lilienthal | Maróczy | L. Szabó | Székely | Vadász
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