Lieberhausen

Lieberhausen
Lieberhausen
Koordinaten: 51° 4′ N, 7° 40′ O51.06257.6641666666667351Koordinaten: 51° 3′ 45″ N, 7° 39′ 51″ O
Höhe: 351–410 m ü. NN
Fläche: 17,96 km²
Einwohner: 340 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 51647
Vorwahl: 02354
Karte

Lage von Lieberhausen in Gummersbach

Die „Bunte Kerke“ im Ortskern von Lieberhausen
Das Holzheizwerk oberhalb von Lieberhausen
Ein Blick auf die Hauptstrasse durch Lieberhausen

Lieberhausen ist ein Ortsteil von Gummersbach im Oberbergischen Kreis im Süden von Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Ortschaft liegt gut 9 km nordöstlich vom Gemeindehauptort Gummersbach entfernt, etwas näher befinden sich die Nachbarstädte Meinerzhagen im Norden und Bergneustadt im Süden. Benachbarte Gummersbacher Ortsteile sind Drieberhausen im Norden, Wörde im Osten und Koverstein im Westen.

Geschichte

Lieberhausen ist ein altes Kirchdorf, das jahrhundertelang Hauptort der gleichnamigen Bauerschaft und bis zur Eingemeindung nach Gummersbach 1969 eine eigenständige Gemeinde war.

1033/1050 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, als „der Edle Gerolf dem Kloster Werden seinen Hof zu Liefburgahuson mit Kapelle, anderen Besitzungen und 73 Hörigen“ übertrug.[1] Der Standort der genannten Kapelle – wohl ein bescheidener hölzerner Vorgängerbau der heutigen Basilika – ist nicht mehr feststellbar.

Das Kirchspiel Lieberhausen wurde in den Jahren 1634 bis 1636 besonders hart von der Pest betroffen: In allen 21 Dörfern zusammen überlebten insgesamt lediglich 30 Erwachsene die Seuche. 1776 und 1854 wurde der Ort von Brandkatastrophen heimgesucht, wobei außer der Kirche jeweils nur sehr wenige Gebäude verschont blieben.[2]

1806 wurden unter napoleonischer Regie die Bauerschaften Lieberhausen und Wiedenest mit Neustadt zu einer Mairie zusammengefasst. Diese Verwaltungseinheit blieb auch nach dem Wiener Kongress noch bis 1892 bestehen, als sich Lieberhausen und Wiedenest von Bergneustadt trennten und die Bürgermeisterei Bergneustadt-Land bildeten. Kurioserweise existierte zwar nur ein Bürgermeister (Sitz in Lieberhausen) und nur eine Gemeindekasse (verwahrt in Wiedenest), jedoch waren der Gemeinderat, der Gemeindevorstand und das Standesamt doppelt vorhanden, und jede (Teil-)Gemeinde verfügte über weitestgehende Selbständigkeit.[2]

Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl
1811 107 1817 112
1843 208 1861 222
1910 180 1920 158

Dem Anwachsen der Einwohnerzahlen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts steht auffallend deren Niedergang in seiner zweiten Hälfte gegenüber, welcher sich bis weit ins 20. Jahrhundert fortsetzte. Scheinbar widersinnige Ursache hierfür war der deutschlandweite Aufschwung durch die Industrielle Revolution: Wegen der Ertragsarmut des heimischen Bodens suchten viele junge Leute auf der Landflucht ihr Fortkommen in den aufblühenden Städten im Aggertal oder im Rheinland.[2]

Am 1. Januar 1929 legte der preußische Staatsminister die beiden Gemeinden zu einer einzigen Gemeinde Lieberhausen zusammen. 1935 erhielt diese ihr Wappen mit der Sagenfigur des „Hick von Lieberhausen“. Im Rahmen der Gemeindeneuordnung im Oberbergischen Kreis wurde die Gemeinde Lieberhausen am 1. Juli 1969 aufgelöst, wobei der Lieberhausener Teil (ohne Rosenthal, Rosenthalseifen, Niederrengse und Bösinghausen; alle zu Bergneustadt) Gummersbach, der Wiedenester Teil Bergneustadt zugeschlagen wurde.[2] Auch die neue Gemeinde Reichshof erhielt Gebietsteile.[3]

Wirtschaft und Industrie

Die Energiegenossenschaft Lieberhausen eG ist Träger des am Ortsrand errichteten Holzheizwerks Lieberhausen.

Freizeit

Das Ferien-Zentrum Lieberhausen („Käte-Strobel-Haus“ der NaturFreunde), ein Stück weit nördlich des Ortsteils Oberrengse gelegen, bietet besonders Familien Urlaubsmöglichkeiten.

Sehenswürdigkeiten

  • Lieberhausen wurde im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1975 sowie 1977 ausgezeichnet und erhielt 1979 sogar die Silbermedaille auf Bundesebene. Unter dem geändertem Motto „Unser Dorf hat Zukunft“ erreichte Lieberhausen 2009 Gold auf Landesebene und vertrat im Jahr 2010 das Land NRW somit im Bundeswettbewerb. Hierbei konnte schließlich die Silbermedaille gewonnen werden.
  • Hauptattraktion ist die „Bunte Kerke“, deren mittelalterliche Wandmalereien einer ganzen Gruppe ähnlich ausgestatteter Dorfkirchen der Region ihren Namen verliehen.
  • Beim „Lieberhäuser Eierkuchen“, einer überregional bekannten kulinarischen Spezialität, handelt es sich ebenfalls um eine Sehenswürdigkeit – das pikant oder süß zubereitete Pfannengericht ist fast 20 cm hoch.

Wandern und Radwege

Ab dem Wanderparkplatz Lieberhausen werden vom SGV die Wanderwege A2 (8,2 km), A3 (2,2 km) und A5 (5,4 km) angeboten.

Die Hauptwanderstrecke HW 19 des SGV (Schlösserweg), gekennzeichnet mit Andreaskreuz (X), durchläuft den Ort. Er kommt aus Norden von Meinerzhagen und führt weiter in Richtung Wiedenest sowie Eckenhagen.

Vereinswesen

  • Fanfarenzug Lieberhausen 1958 e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr Gummersbach, Löschgruppe Lieberhausen
  • Hovawart-Übungsgruppe Gummersbach e. V. im Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH)
  • Schützenverein Lieberhausen 1732 e. V.

Kirchliche Einrichtungen

  • Ev. Kirchengemeinde Lieberhausen

Verkehr

Die Haltestelle von Lieberhausen wird über die Buslinie 318 (Gummersbach – (Niedernhagen –) Lieberhausen / Piene / Pernze) angeschlossen.

Einzelnachweise

  1. K. Pampus; Oberbergische Abteilung 1924 e. V. des Bergischen Geschichtsvereins (Hrsg.): Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte. Gronenberg, Gummersbach 1997, ISBN 978-3-88265-206-2.
  2. a b c d J. Woelke; E. H. Ullenboom (Hrsg.): Alt Gummersbach ein Streifzug durch die Stadt und ihre 70 Dörfer. Gronenberg, Gummersbach 1980, ISBN 3-88265-024-9.
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Literatur

  • Robert Czoelner: Gesammelte Aufsätze zur Geschichte Lieberhausens und der angrenzenden Gebiete. Gummersbach 1997, ISBN 3-932495-03-9

Weblinks


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