Mittelgebirgslandschaft

Mittelgebirgslandschaft

Ein Mittelgebirge ist ein Gebirge, das im Gegensatz zum Hochgebirge eine bestimmte Höhe nicht überschreitet, jedoch, in Abgrenzung zum Hügelland, auch eine gewisse Reliefenergie (Höhendifferenz zwischen höchster Erhebung und Gebirgsfuß) haben muss, um sich vom Umland abzuheben. Diese Höhen sind nicht genau festgelegt und schwanken insbesondere je nach Region. So fordern manche Quellen nur 200 m[1] Reliefenergie, andere bis zu 500 m[2].

Inhaltsverzeichnis

Charakteristika von Mittelgebirgen

Anders als ein Hochgebirge übersteigt ein Mittelgebirge in der Regel nicht die Baumgrenze und ist in höheren Lagen auch nicht vergletschert. In Mitteleuropa liegt die Grenze zum Hochgebirge entsprechend bei etwa 1500-1800 m.

Das Riesengebirge zwischen Polen und der Tschechischen Republik kann man als Grenzfall zwischen Hoch- und Mittelgebirge einordnen, es überschreitet in mehreren Bereichen die 1.500-m-Marke und weist dort auch eine typische Hochgebirgsvegetation auf, seine Oberflächenformen sind jedoch überwiegend denen von Mittelgebirgen vergleichbar. Hochgebirgsvegetation findet sich auch im Gipfelbereich des Brocken, dem höchsten Berg des Harzes. Schwarzwald, Bayerischer Wald und Harz besaßen eine Eigenvergletscherung und weisen daher glaziale Formen auf.

Mittelgebirgszug in Niedersachsen: Der Harz (Nordflanke bei Astfeld)

Mittelgebirge sind oft alte Rumpfgebirge oder Tafelbergländer und weisen bis auf wenige Ausnahmen wegen der geringen Höhe keine glazialen Formen auf, so dass flachwellige Oberflächenformen vorherrschen. Im Unterschied zu den Hochgebirgen gibt es wegen der geringen Höhe der Mittelgebirge nur wenige oder gar keine unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation. Die Klassifizierung von Mittelgebirgen wird anhand ihres letzten Entstehungsvorgangs durchgeführt. Dementsprechend sind etwa die deutschen Mittelgebirge als Bruchschollengebirge einzuordnen.

Bei einer entsprechenden Exposition der Mittelgebirge zur Hauptwindrichtung sind häufig stark ausgeprägte Steigungsregen zu beobachten.

Mittelgebirge in Mitteleuropa

Mittelgebirgsschwelle

Den Norden von Mitteleuropas Montanzone nimmt die bis 1602 m hohe Mittelgebirgsschwelle ein, die, beginnend im Westen bei den belgisch-französischen Ardennen, über die Mitte Deutschlands und Tschechien bis unmittelbar vor die (West-)Karpaten in der Slowakei reicht. Neben dem Rheinischen Schiefergebirge zählen auch z.B. Harz, Rhön, Thüringer Wald, Fichtelgebirge hierzu.

Mittelgebirge in Österreich: südliche Böhmerwald-Ausläufer im Mühlviertel

Den Osten der Mittelgebirgsschwelle nimmt die Böhmische Masse ein, die nicht nur einen Großteil der Fläche Tschechiens ausmacht, sondern auch in seinen Außenkämmen die Grenzen jenes Landes zu Deutschland (Erzgebirge und Bayrischer Wald/Böhmerwald), Polen (Sudeten) und Österreich (Ausläufer des Böhmerwaldes) festlegt.

Schichtstufenländer beiderseits des Oberrheingrabens

Südlich der Schwelle schließen sich beidseitig des Oberrheingrabens und von diesem aus nach Osten und Westen abfallende, bis 1493 m hohe Schichtstufenländer an. Hierbei nimmt das südlich bis an die Voralpen reichende, rechtsrheinische Süddeutsche Schichtstufenland, zu dem neben Odenwald und Schwarzwald auch Schwäbische und Fränkische Alb gehören, große Teile von Deutschlands Süden ein, während das linksrheinische, bis 1424 m hohe Französische Schichtstufenland mit den Vogesen nach Südwesten bis zum Pariser Becken reicht und nur im äußersten Nordosten (Pfalz) deutschen Boden einnimmt.

Jura

Das bis 1718 m hohe, gleich in mehreren Regionen die Baumgrenze übersteigende Juragebirge, das sich südlich, an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz, an die Schichtstufenländer anschließt und östlich nur durch das Mittelland von den Alpen getrennt wird, stellt z.T. bereits einen Grenzfall zum Hochgebirge dar. Als Faltengebirge ist das Jura parallel mit den Alpen entstanden, in deren Richtung auch die Traufe des Hauptkammes ausgerichtet ist. Letztlich zeigt das Jura also mehr Bezüge zu Alpen und Voralpen als zu den anderen mitteleuropäischen Mittelgebirgen.

Zentralmassiv

Mit bis 1886 m noch höher als das Jura ist das Zentralmassiv, das, trotz seines Namens, eher im Süden Frankreichs liegt. Trotz seiner Höhe übersteigt das Massiv seiner mittelmeernahen, milderes Klima begünstigenden Lage wegen nicht die Baumgrenze. Somit stellt das flächenmäßig sehr ausgedehnte Zentralmassiv zwar ziemlich eindeutig ein Mittelgebirge dar, befindet sich jedoch bereits außerhalb der gemäßigten Zone Mitteleuropas.

Die deutschen Mittelgebirge

Alle Gebirge in Deutschland mit Ausnahme der Alpen und Voralpen sind Mittelgebirge. Mehr als die Hälfte von ihnen zählt zur Deutschen Mittelgebirgsschwelle. Ein weiterer, nicht unbeträchtlicher Teil im Süden bildet das Süddeutsche Schichtstufenland, während nur die (westliche) Pfalz dem Nordfranzösischen Schichtstufenland zugerechnet wird.

Entstehung der deutschen Mittelgebirge

Die deutschen Mittelgebirge gehören nach den skandinavischen und britischen Gebirgen sowie dem Uralgebirge zu den ältesten Gebirgen Europas, auch wenn sich ihr heutiges Aussehen erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit so entwickelt hat. Im Karbon, also vor rund 350 Millionen Jahren bildete sich in Mitteleuropa das Variskische Gebirge durch tektonische Hebungsprozesse. Direkt nach der Entstehung begann die Abtragung des Gebirges als exogener Einfluss während der Zeit des Perms. In der Zeit der Trias, welche vor ca. 225 Millionen Jahren begann, befand sich das heutige Mitteleuropa zeitweise über, zeitweise unter dem Meeresspiegel. Daher finden sich in den deutschen Mittelgebirgen heute verschiedene Sedimentschichten: Zumeist wechseln sich Buntsandstein als terrestrische und Keuper sowie Muschelkalk als marine Sedimentschicht ab. Zur Zeit der Jura wurde insbesondere Kalk und in der Kreidezeit hauptsächlich Kreide abgelagert.

Mittelgebirge in Baden-Württemberg: Der Kaiserstuhl

Mit dem Beginn des Neozoikums vor rund 70 Millionen Jahren wandelte sich der Vorgang der Abtragung des variskischen Gebirges. Im Tertiär kam es zur alpidischen Gebirgsbildung, wodurch starke Kräfte auf die Rümpfe des variskischen Gebirges wirkten. Da die Gesteine bereits gefaltet waren, führten weitere Spannungen zu Rissen und Brüchen, wodurch wiederum Bruchschollen entstanden. Diese Bruchschollen untergingen später eine Anhebung (Horstscholle, z. B. Harz), eine Absenkung (Grabenbruch, z. B. Oberrheingraben) oder schoben sich übereinander (Pultscholle, z. B. Erzgebirge). Dadurch finden sich die verschiedensten Formen in den deutschen Mittelgebirgen, was auch auf die Abtragung der Sedimente aus dem Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) zurückzuführen ist. In einigen Mittelgebirgen sind die Sedimente relativ gut erhalten, in anderen wurden sie völlig abgetragen. Bestimmender Faktor ist dabei die geografische Lage und die damit verbundene Stärke exogener Vorgänge.

Liste der wichtigsten deutschen Mittelgebirge

Im Folgenden werden die deutschen Mittelgebirge aufgeführt, die über eine Reliefenergie von mindestens 300 m verfügen. Die Geokoordinaten geben die Position der höchsten Erhebung an. An den Namen einiger Erhebungen ist zu erkennen, dass manche Mittelgebirge grenzübergreifend sind. Die Tabelle ist nach der Höhe der höchsten Erhebung sortiert.

Gebirgsname Höchste Erhebung Höhe (m) Koordinaten Genauigkeit
Wiehengebirge Heidbrink 320 52° 17′ N, 8° 38′ O52.2913888888898.63694444444457 ± 30″
Elm Eilumer Horn 323 52° 12′ N, 10° 45′ O52.210.757 ± 30″
Calenberger Bergland Hohe Egge (Süntel) 437 52° 11′ N, 9° 23′ O52.1759.38333333333337 ± 30″
Teutoburger Wald Barnacken 446 51° 51′ N, 8° 54′ O51.8583333333338.90833333333337 ± 30″
Siebengebirge Großer Ölberg 460 50° 41′ N, 7° 15′ O50.6822222222227.24833333333337 ± 1″
Eggegebirge Preußischer Velmerstot 468 51° 50′ N, 8° 57′ O51.8333333333338.95833333333337 ± 30″
Kyffhäuser Kulpenberg 474 51° 25′ N, 11° 5′ O51.41166666666711.07757 ± 1″
Solling Große Blöße 528 51° 47′ N, 9° 26′ O51.7833333333339.43333333333337 ± 30″
Kaiserstuhl Totenkopf 557 48° 5′ N, 7° 40′ O48.0808333333337.67055555555567 ± 1″
Spessart Geiersberg 586 49° 54′ N, 9° 26′ O49.99.43333333333337 ± 30″
Gladenbacher Bergland Angelburg 609 50° 47′ N, 8° 26′ O50.7880555555568.42861111111117 ± 30″
Habichtswald Hohes Gras 615 51° 18′ N, 9° 21′ O51.3083333333339.35833333333337 ± 30″
Odenwald Katzenbuckel 626 49° 29′ N, 9° 3′ O49.4759.04166666666677 ± 30″
Knüllgebirge Eisenberg 636 50° 53′ N, 9° 31′ O50.8872222222229.51722222222227 ± 1″
Kaufunger Wald Hirschberg 643 51° 15′ N, 9° 46′ O51.2416666666679.76666666666677 ± 30″
Westerwald Fuchskaute 656 50° 39′ N, 8° 6′ O50.6583333333338.17 ± 30″
Ebbegebirge Nordhelle 663 51° 9′ N, 7° 45′ O51.1483333333337.75638888888897 ± 1″
Pfälzerwald Kalmit 673 49° 19′ N, 8° 5′ O49.3188888888898.08277777777787 ± 1″
Kellerwald Wüstegarten 675 51° 1′ N, 9° 5′ O51.0163888888899.08416666666677 ± 10″
Nordpfälzer Bergland Donnersberg 687 49° 37′ N, 7° 56′ O49.6247222222227.92722222222227 ± 10″
Fränkische Alb Hesselberg 689 49° 4′ N, 10° 32′ O49.06666666666710.5333333333337 ± 30″
Elbsandsteingebirge Hoher Schneeberg / Decínský Snežník 722 50° 48′ N, 14° 7′ O50.79166666666714.1166666666677 ± 30″
Eifel Hohe Acht 746 50° 24′ N, 7° 0′ O50.3916666666677.00833333333337 ± 30″
Hoher Meißner Kasseler Kuppe 754 51° 15′ N, 9° 51′ O51.2416666666679.85833333333337 ± 30″
Vogelsberg Taufstein 773 50° 31′ N, 9° 15′ O50.5166666666679.24166666666677 ± 30″
Zittauer Gebirge Lausche 793 50° 51′ N, 14° 39′ O50.8514.657 ± 30″
Frankenwald Döbraberg 794 50° 17′ N, 11° 39′ O50.28333333333311.657 ± 30″
Hunsrück Erbeskopf 816 49° 44′ N, 7° 6′ O49.7333333333337.09166666666677 ± 30″
Elstergebirge Pocatecky Vrch (siehe auch: Hoher Brand) 818 50° 20′ N, 12° 27′ O50.32512.4416666666677 ± 30″
Rothaargebirge Langenberg 843 51° 17′ N, 8° 33′ O51.2758.55833333333337 ± 30″
Thüringer Schiefergebirge Großer Farmdenkopf 869 50° 30′ N, 11° 2′ O50.50833333333311.0333333333337 ± 30″
Taunus Großer Feldberg 882 50° 14′ N, 8° 27′ O50.2319444444448.45722222222227 ± 1″
Rhön Wasserkuppe 950 50° 30′ N, 9° 56′ O50.4980555555569.93777777777787 ± 1″
Thüringer Wald Großer Beerberg 983 50° 39′ N, 10° 45′ O50.65805555555610.7438888888897 ± 5″
Schwäbische Alb Lemberg 1.015 48° 9′ N, 8° 45′ O48.158.757 ± 30″
Oberpfälzer Wald Schwarzkopf/Cerchov 1.041 49° 23′ N, 12° 47′ O49.38333333333312.7833333333337 ± 30″
Fichtelgebirge Schneeberg 1.053 50° 3′ N, 11° 51′ O50.05833333333311.8583333333337 ± 30″
Harz Brocken 1.141 51° 48′ N, 10° 37′ O51.810.6166666666677 ± 30″
Erzgebirge Keilberg/Klinovec (siehe auch: Fichtelberg) 1.243 50° 24′ N, 12° 58′ O50.412.9666666666677 ± 30″
Bayerischer Wald Großer Arber 1.456 49° 7′ N, 13° 8′ O49.11666666666713.1333333333337 ± 30″
Schwarzwald Feldberg 1.493 47° 52′ N, 8° 0′ O47.8736111111118.00388888888897 ± 1″

Einzelnachweise

  1. Scinexx zur Definition von Mittelgebirgen
  2. Meyers Taschenlexikon, Stichwort "Gebirge"

Siehe auch

Weblinks


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