- Olympique Marseille
-
Olympique Marseille Voller Name Olympique de Marseille Ort Marseille Gegründet 1899 Vereinsfarben Weiß-Blau Stadion Stade Vélodrome Plätze 60.031 Präsident Vincent Labrune Trainer Didier Deschamps Homepage om.net Liga Ligue 1 2010/11 2. Rang Olympique Marseille (offiziell Olympique de Marseille), häufig auch kurz als l'OM bezeichnet, ist ein 1899 von René Dufaure de Montmirail gegründeter französischer Fußballverein aus Marseille. Das Gründungsmitglied der Division 1 ist neunfacher Landesmeister und die einzige Mannschaft Frankreichs, die die UEFA Champions League gewinnen konnte. 1993 wurde Marseille aufgrund einer Bestechungsaffäre ein weiterer nationaler Meistertitel aberkannt und der Verein zur Saison 1994/95 in die zweite Liga zwangsversetzt.
Präsident ist Vincent Labrune; die Ligamannschaft wird von Didier Deschamps trainiert, der im Juli 2009 an die Stelle von Eric Gerets trat. (Stand: August 2011)
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vor dem Zweiten Weltkrieg
Olympique Marseille gehörte im Jahr 1932 zu den 20 Gründungsmitgliedern der Division 1, einer im ersten Jahr noch zweigeteilten Spielklasse mit jeweils 10 Mannschaften. Marseille verpasste als Tabellenzweiter der Gruppe A das Finalspiel der beiden Gruppensieger. Im folgenden Spieljahr stand Olympique Marseille bereits dicht vor der ersten französischen Meisterschaft, verlor jedoch als Tabellenführer sein letztes Saisonspiel mit 1:3 beim Tabellenletzten CA Paris – einer Mannschaft, die bis dato 21 ihrer 25 Spiele verloren hatte – und fiel noch auf Platz 3 zurück. Der Titelgewinn gelang erstmals 1937, wenngleich nach drei Niederlagen in den letzten vier Saisonspielen der Punktvorsprung am Ende vollends aufgebraucht war und sich das Team nur noch aufgrund des besseren Torverhältnis gegenüber dem FC Sochaux durchsetzen konnte. Weitere Erfolge könnten durch den Kriegsausbruch, bis zu dem noch zwei Vizemeisterschaften folgten, verhindert worden sein.
Von 1945 bis in die 1970er Jahre
Zwar konnte sich Olympique Marseille 1948 den zweiten Titelgewinn sichern, versank danach aber mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit. Sicherte sich der Klub 1958 am letzten Spieltag noch aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem FC Metz den Klassenerhalt, stieg das Team im folgenden Jahr als Tabellenletzter erstmals aus der Division 1 ab.
Nach einem einjährigen Gastspiel in der Saison 1962/63 etablierte sich Marseille erst ab 1966 wieder in der ersten Liga und knüpfte unter dem neuen Vereinspräsident Marcel Leclerc einige Jahre später gar wieder an die großen Erfolge aus den 1920er und 1930er Jahren an. Größter Coup war die Verpflichtung des Jugoslawen Josip Skoblar, der 1971 mit seinen 44 Treffern maßgeblichen Anteil am dritten Titelgewinn hatte und dafür mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet wurde. Zu den erfolgreichsten Spielern seiner Zeit gehörten ferner Gilbert Gress und Roger Magnusson, später auch der Brasilianer Jairzinho. Zwischen 1969 und 1972 gewann Olympique Marseille je zweimal die französische Meisterschaft und den französischen Pokal. International blieben die Erfolge dagegen aus; im Landesmeisterpokal unterlag Marseille 1971 im Achtelfinale Ajax Amsterdam (1:2, 1:4), im folgenden Jahr schied die Mannschaft bereits in der ersten Runde gegen Juventus Turin (1:0, 0:3) aus.
Steiler Aufstieg, tiefer Fall
Nach durchwachsenen Jahren gehörte Olympique Marseille ab Ende der 1980er Jahre wieder zu Europas Spitzenklubs. Nachdem der ambitionierte Bernard Tapie 1985 das Amt des Vereinspräsidenten übernommen hatte, investierte der Klub in den folgenden Jahren viel Geld für die Neuverpflichtungen von Spielern mit internationalem Format. Zu ihnen gehörten neben den Deutschen Karlheinz Förster, Klaus Allofs und Rudi Völler auch Alain Giresse, Jean Tigana und insbesondere Jean-Pierre Papin. Fünfmal in Folge, von 1988 bis 1992, wurde Papin Torschützenkönig der Division 1 und hatte damit maßgeblichen Anteil an den vier aufeinanderfolgenden Meisterschaften ab 1989. Auch international machte die Mannschaft nun auf sich aufmerksam. Im Europapokal der Landesmeister scheiterte Marseille 1990 erst im Halbfinale an Benfica Lissabon (2:1, 0:1), 1991 gar erst im Endspiel an Roter Stern Belgrad mit 3:5 im Elfmeterschießen. 1993 gelang Olympique im Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand schließlich in München durch das Tor von Basile Boli der bis heute einzige Europapokalsieg.
Auf den sportlichen Höhepunkt folgte 1993 für Olympique Marseille der jähe Abstieg. Nachdem bekannt wurde, dass Vereinspräsident Bernard Tapie vor dem Punktspiel gegen US Valenciennes Bestechungsgelder gezahlt hatte, wurde die französische Meisterschaft aberkannt, der Verein 1994 in die Zweite Liga zurückgestuft und Tapie im Jahr 1997 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Der Verein war an seinem Tiefpunkt angelangt und stand aufgrund hoher Schulden Mitte der 1990er Jahre am Rande des Ruins. Auch der Europapokal von 1993 erhielt späte Makel. Anfang 2006 gestand Jean-Jacques Eydelie in einem Gespräch mit der französischen Sportzeitung L’Équipe ein, dass mit Ausnahme von Rudi Völler alle Spieler vor dem Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand eine ihnen in ihrer Zusammensetzung nicht bekannte Injektion erhielten. Ähnliche Dopingvorwürfe äußerte bereits im Jahr 2003 der irische Nationalspieler Tony Cascarino in einer Kolumne der britischen Tageszeitung The Times. Da 13 Jahre nach dem Finalspiel keine endgültige Klärung mehr zu erwarten war, verfolgte die UEFA Eydelies Dopingvorwürfe trotz anfänglicher Überlegungen und Mailänder Titelansprüchen jedoch nicht mehr weiter. Im Mai 1999 unterlag Olympique im UEFA-Pokal-Finale dem AC Parma mit 0:3
Im 21. Jahrhundert
Zur Jahrtausendwende erholte sich der Klub wieder und verpasste 1999 mit einem Punkt Rückstand auf Girondins Bordeaux nur knapp die Meisterschaft. Im Mai 2004 unterlag Marseille im UEFA-Pokalfinale mit 0:2 gegen den FC Valencia. Die Saison 2005/06 endete für Marseille enttäuschend und spiegelte die Ergebnisse des Vorjahres wider. In beiden Jahren verpasste Marseille am letzten Spieltag mit einem Unentschieden bei Bordeaux die UEFA-Pokal-Qualifikation aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber dem Tabellenvierten.
Olympique war erneut in einen Skandal verwickelt, bei dem es um illegale Transaktionen in Zusammenhang mit der Verpflichtung neuer Spieler, hinterzogene Sozialabgaben u.ä. aus den Jahren ab 1997 ging. Ein Gericht hat insgesamt 13 Personen zu teilweise mehrjährigen Freiheits- und hohen Geldstrafen verurteilt, darunter den Ex-Präsidenten Robert Louis-Dreyfus und weitere Vorstandsmitglieder von OM, mehrere Anwälte und Spielervermittler/-berater (einer der bekanntesten: Ex-Nationalspieler Jean-François Larios); lediglich der damalige Sportdirektor Marcel Dib wurde freigesprochen.
Ungeachtet aller Probleme ist OM einer repräsentativen Umfrage zufolge der in Frankreich aktuell beliebteste einheimische Fußballverein (Quelle: France Football vom 6. März 2007).
Das Erreichen der Vizemeisterschaft in der Saison 2006/07 und des dritten Platzes 2007/08 erlaubte OM wieder, an der Champions League teilzunehmen. Jedoch erreichte man nur den 3. Platz in der Gruppe A, um schließlich im Achtelfinale des UEFA-Pokals vom späteren Pokalgewinner Zenit Sankt Petersburg besiegt zu werden. In der Saison 2008/09 belegte OM den 2. Platz in der Ligue 1 und qualifizierte sich somit direkt für die Champions League. Man erreichte wieder nur den 3. Gruppenplatz, und verlor erneut im Achtelfinale der Europa League, diesmal gegen Benfica Lissabon. 2010 gewann Marseille mit der Meisterschaft, der Coupe de la Ligue und der Trophée des Champions erstmals nach 17 Jahren wieder Titel und konnte 2011 die Erfolge in Ligapokal und Supercup wiederholen.
Erfolge
Internationale Erfolge
- UEFA-Champions-League-Sieger (1): 1993 (1:0 gegen AC Mailand)
- UEFA Champions League Finalist (1): 1991 (0:0 n.V., 3:5 i.E. gegen Roter Stern Belgrad)
- UEFA-Pokalfinalist (2): 1999 (0:3 gegen AC Parma), 2004 (0:2 gegen FC Valencia)
- UEFA-Intertoto-Cup-Sieger (1): 2005 (0:2 und 5:1 gegen Deportivo La Coruña)
Meisterschaftserfolge
- Französischer Meister (9): 1937, 1948, 1971, 1972, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993 (aberkannt), 2010
- Französischer Vizemeister (10): 1938, 1939, 1970, 1975, 1987, 1994, 1999, 2007, 2009, 2011
Pokalerfolge
- Französischer Pokalsieger (10): 1924, 1926, 1927, 1935, 1938, 1943, 1969, 1972, 1976, 1989
- Französischer Pokalfinalist (8): 1934, 1940, 1954, 1986, 1987, 1991, 2006, 2007
- Supercupgewinner (2): 2010, 2011
- Ligapokalsieger (2): 2010, 2011
- Gewinner der Coupe Drago (1): 1957
Aktueller Spielerkader
Kader Saison 2011/12 Nr. Spieler Nat. Geburtsdatum Seit Letzter Verein Torhüter 1 Gennaro Bracigliano 1. Mär. 1980 2011 AS Nancy 16 Elinton Andrade 30. Mär. 1979 2009 Rapid Bukarest 30 Steve Mandanda 28. Mär. 1985 2007 Le Havre AC Abwehr 2 César Azpilicueta 28. Aug. 1989 2010 CA Osasuna 3 Nicolas N'Koulou 27. Mär. 1990 2011 AS Monaco 13 Djimi Traoré 1. Mär. 1980 2011 AS Monaco 15 Jérémy Morel 2. Apr. 1984 2011 FC Lorient 21 Souleymane Diawara 24. Dez. 1978 2009 Girondins Bordeaux 24 Rod Fanni 6. Dez. 1981 2011 Stade Rennes 26 Jean-Philippe Sabo 26. Feb. 1986 2007 eigene Jugend Julien Rodriguez 11. Juni 1978 2007 Glasgow Rangers Mittelfeld 4 Alou Diarra 15. Juli 1981 2011 Girondins Bordeaux 7 Benoît Cheyrou 3. Mai 1981 2007 AJ Auxerre 8 Lucho González 19. Jan. 1981 2009 FC Porto 12 Charles Kaboré 9. Feb. 1988 2008 FC Libourne-Saint-Seurin 17 Stéphane Mbia 20. Mai 1986 2009 Stade Rennes 18 Morgan Amalfitano 20. Mär. 1985 2011 FC Lorient 28 Mathieu Valbuena 28. Sep. 1984 2006 FC Libourne-Saint-Seurin Sturm 10 André-Pierre Gignac 5. Dez. 1985 2010 FC Toulouse 11 Loïc Rémy 2. Jan. 1987 2010 OGC Nizza 20 André Ayew 17. Dez. 1989 2010 AC Arles-Avignon 23 Jordan Ayew 11. Sep. 1991 2009 eigene Jugend 25 Billel Omrani 2. Juni 1993 2011 eigene Jugend Chris Gadi 9. Apr. 1992 2011 eigene Jugend Stand der Spielerstatistiken: 25. August 2011 Den Verein in der Vergangenheit prägende Personen
- Joseph Alcazar (1927–1936 und 1941/42)
- Klaus Allofs (1987–1989)
- Manuel Amoros (1989–1993)
- Gunnar Andersson (1950–1958), erfolgreichster OM-Torschütze aller Zeiten
- Emmanuel Aznar (1936–1952)
- Fabien Barthez (1992–1995 und 2003–2006)
- Jean Bastien (1935–1938, 1939/40, 1942–1950)
- Franz Beckenbauer, sportlicher und technischer Direktor (1990–1991)
- Joseph-Antoine Bell (1985–1988)
- Larbi Ben Barek (1938/39 und 1953–1955)
- Abdelkader Ben Bouali (1936–1938)
- Laurent Blanc (1997–1999)
- Alen Bokšić, (1992–1993), 1992/93 französischer Torschützenkönig mit 23 Treffern
- Joseph Bonnel (1967–1973)
- Bernard Bosquier (1971–1974)
- Jean Boyer (1923–1935)
- Lorik Cana (2005–2009)
- Éric Cantona (1988–1991)
- Georges Carnus (1971–1974)
- Didier Couécou (1970–1972 und 1973/74)
- Marcel Desailly (1992–1993)
- Didier Deschamps (1989/90 und 1991–1994)
- Jules Dewaquez (1924–1930)
- Laurent Di Lorto (1932–1936)
- Jean Djorkaeff (1966–1970)
- Didier Drogba (2003/04)
- Christophe Dugarry (1997–1999)
- József Eisenhoffer, Spieler und Trainer (1932–1941)
- Karl-Heinz Förster (1986–1990)
- Erik Gerets (Trainer 2007–2009)
- Raymond Goethals, Trainer der Europapokalsieger-Mannschaft (1991–1993)
- Xavier Gravelaine (1996–1998)
- Michel Hidalgo, Manager (1986–1991)
- Jairzinho (1974–1976)
- Vilmos Kohut (1933–1939)
- Andreas Köpke (1996–1999)
- Frank Lebœuf (2001–2003)
- Yvon Le Roux (1987–1989)
- Charly Loubet (1969–1971)
- Roger Magnusson (1968–1973)
- Jean-Jacques Marcel (1954–1959)
- Samir Nasri (2004–2008)
- Jacques Novi (1967–1973)
- Jean-Pierre Papin (1986–1992)
- Robert Pires (1998–2000)
- Fabrizio Ravanelli (1997–2000)
- Franck Ribéry (2005–2007)
- Josip Skoblar (1970–1973) – mit 44 Liga-Toren in der Saison 1970/71 französischer Rekordtorschütze
- Jean Tigana (1989–1991)
- Jaguare Vasconcellos (1936–1939)
- Rudi Völler (1992–1994)
- Chris Waddle (1989–1992)
- George Weah (2000/01)
- Edmund Weiskopf (Virage) (1936–1938 und 1940–1942)
- Joseph Yegba Maya (1962–1970)
- Mario Zatelli (Spieler 1935–1938/1945–1948, mehrfach Trainer 1964–1974)
Stadion
Olympique Marseille trägt seine Heimspiele im Stade Vélodrome aus, das trotz des Namens seit 1998 keine Radrennbahn mehr enthält. Diese namensgebende Bahn wurde anlässlich der Renovierungen zur Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich aus der Anlage entfernt. Das Stade Vélodrome bietet Platz für ca. 60.000 Zuschauer und ist so das größte für Vereinsspiele genutzte Stadion des Landes. Größer ist nur das Stade de France in Paris, das als Nationalstadion (also für Länderspiele und Pokalendspiele) dient, ohne einen Heimatverein zu haben.
Frauenfußball
Die Vereinsführung hat 2011 beschlossen, eine Frauenfußballabteilung einzurichten. Anders als die Konkurrenten aus Lyon oder Toulouse nutzt OM jedoch nicht die Möglichkeit, durch Inkorporation eines bereits existierenden Frauenvereins auf einen vorhandenen Kreis von erfahrenen Spielerinnen und bestehende Strukturen zurückzugreifen und – in diesem Falle stand Celtic Marseille zur Debatte – gleich in der dritthöchsten Liga zu beginnen. Vielmehr hat der Verein in einem mehrstufigen Sichtungsverfahren eine Gruppe sehr junger Frauen rekrutiert, die in der untersten regionalen Spielklasse beginnt, und baut zudem eine A-Jugend-Frauschaft auf.[1] Ziel ist es, spätestens 2015 in der Division 1 Féminin zu spielen.
Literatur
- Thierry Berthou/Collectif: Dictionnaire historique des clubs de football français. Pages de Foot, Créteil 1999 – Band 1 (A–Mo) ISBN 2-913146-01-5, Band 2 (Mu–W) ISBN 2-913146-02-3
- Jean Cornu: Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978
- France Football: Olympique de Marseille. Spécial – Clubs de légende, 2008
- Alain Pécheral: La grande histoire de l'OM. Des origines à nos jours. Éd. Prolongations, o.O. 2007 ISBN 978-2-916400-07-5
Weblinks
- Offizielle Homepage von Olympique Marseille
- Detaillierte Informationen auch aus der Vorkriegszeit von OM
Belege und Anmerkungen
- ↑ France Football vom 21. Juni 2011, S. 14/15
AC Ajaccio | AJ Auxerre | Girondins Bordeaux | Stade Brest | SM Caen | FCO Dijon | FC Évian Thonon Gaillard | OSC Lille | FC Lorient | Olympique Lyon | Olympique Marseille | HSC Montpellier | AS Nancy | OGC Nizza | Paris SG | Stade Rennes | AS Saint-Étienne | FC Sochaux | FC Toulouse | FC Valenciennes
Wikimedia Foundation.