Reilsheim

Reilsheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Bammental
Bammental
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bammental hervorgehoben
49.3508333333338.7758333333333125Koordinaten: 49° 21′ N, 8° 47′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rhein-Neckar-Kreis
Höhe: 125 m ü. NN
Fläche: 12,16 km²
Einwohner: 6498 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 534 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 69243–69245
Vorwahl: 06223
Kfz-Kennzeichen: HD
Gemeindeschlüssel: 08 2 26 006
Adresse der Gemeindeverwaltung: Hauptstraße 71
69245 Bammental
Webpräsenz:
Bürgermeister: Gerhard Vogel
Lage der Gemeinde Bammental im Rhein-Neckar-Kreis
Karte
Bammental und Umgebung 1907

Bammental ist eine Gemeinde mit rund 6500 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Bammental gehört zur Metropolregion Rhein-Neckar und liegt etwa 9 km Luftlinie südöstlich von Heidelberg und 13 km nordöstlich von Sinsheim im Elsenztal. Zu Bammental gehören der Ortsteil Reilsheim sowie der Ort Kraftwerk der Tapetenfabrik und das Haus Jungviehweide Hollmut.[2].

Nachbargemeinden sind im Nordwesten Heidelberg, im Norden Neckargemünd, im Osten Wiesenbach, im Südosten Mauer, im Südwesten Leimen mit dem Ortsteil Gauangelloch und im Westen Gaiberg.

Bammentals Gemarkung hat Anteil am Odenwald und am Kraichgau. Das Gemeindegebiet erstreckt zwischen einer Höhe von 120 und 340 Metern über 1216 Hektar. Davon sind 18,8 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche, 35,1 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 44,2 Prozent sind bewaldet.[3]

Geschichte

Reste einer römischen Straße und von römischen Gebäuden zeugen von einer Besiedlung durch die Römer ab der Zeitenwende.

769 wurde der heutige Ortsteil Reilsheim erstmals in einer Urkunde des Lorscher Codex unter dem Namen Risolfesheim erwähnt.[4] Reilsheim zählt zu den ältesten Siedlungen im unteren Elsenztal, die wohl im Zuge der fränkischen Landnahme im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet wurden. Von Reilsheim aus erfolgte die Gründung einer Reihe von Ausbausiedlungen, zu denen auch das am Unterlauf des Krebsbachs gelegene Bammental gehört, dessen Ursprünge wohl im 8. oder 9. Jahrhundert liegen und das in einer (wohl gefälschten und) auf das Jahr 1016 datierten Urkunde aus dem 12. Jahrhundert[5] als Benemaden erstmals erwähnt wurde. Gesicherte Urkunden liegen erst aus dem 12. Jahrhundert vor. Die beiden räumlich voneinander getrennten Orte bildeten vermutlich schon im 13. Jahrhundert eine gemeinsame Verwaltungseinheit, 1325 wurde bereits ein gemeinsamer Schultheiß genannt. Zusammengewachsen sind Reilsheim und Bammental durch das zwischen den alten Siedlungskernen gelegene Vorstädtl, beginnend mit der Ansiedlung einer Mühle an der Elsenz 1628 und massiv ausgebaut seit der Eröffnung der Elsenztalbahn 1862 und der Errichtung einer Tapetenfabrik 1862/63. Das Vorstädtl bildet heute den eigentlichen Gemeindemittelpunkt mit dem Rathaus und Geschäften.

Blick über Bammental mit Glockenturm des Rathaus (li.) und evangelischer Kirche (re.)

Bammental-Reilsheim gehörte ursprünglich zur hochmittelalterlichen Kraichgaugrafschaft der einst in Wiesenbach residierenden Grafen von Lauffen und gelangte dann mit dem unteren Elsenztal in staufischen Besitz, der von einem kaiserlichen Landvogt in Wimpfen verwaltet wurde. Von 1330 bis 1803 war der Ort unter pfälzischer Hoheit und gehörte zur Meckesheimer Zent, einem das untere Elsenztal umfassenden Gerichtsbezirk. Verschiedene Klöster sowie die Herren von Hirschhorn hatten zwar Besitz in Reilsheim und Bammental, über zwei Drittel des Ackerlandes waren jedoch freier Besitz der Bauern. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Bammental durch die Zuwanderung von Bauern zum größeren der beiden Orte. 1803 gelangte Bammental zu Baden. Nach 1831 versuchte Reilsheim zeitweilig, Selbständigkeit zu erlangen, die jedoch 1841 endgültig abgewiesen wurde.

Bammental war bis weit ins 19. Jahrhundert stark land- und forstwirtschaftlich geprägt. Der erste größere Industriebetrieb des Ortes war die Tapeten- und Papierfabrik der Gebrüder Scherer, die 1863 eröffnet wurde und 1888 bereits 200 Beschäftigte hatte. Weitere historische gewerbliche Bedeutung hatten um 1900 außerdem die Zigarrenherstellung und das Mühlenwesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Bammental rund 1000 Vertriebene, zumeist aus ehemaligen deutschen Ostgebieten, Tschechien, Ungarn und Jugoslawien auf.

Jahr 1439 1577 1777 1834 1905 1939 1965 1982 2002
Einwohner[6] 255 285 501 903 1741 2041 4207 5560 6585

Politik

Rathaus von Bammental
Altes Rathaus

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat neben dem vorsitzenden Bürgermeister 18 Mitglieder, die alle fünf Jahre gewählt werden.

Gemeinderat 2004
Partei Sitze
CDU/Bürgervereinigung 6
Pro Bammental 4
SPD 3
Grüne 3
Unabhängige Wähler Bammental 2
Wahlbeteiligung: 63,2 %

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird für acht Jahre direkt gewählt. Bürgermeister von Bammental ist Gerhard Vogel. Die nächste Wahl findet turnusgemäß 2010 statt.

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: Durch eine eingebogene silberne Spitze, worin ein wachsender, von zwei wachsenden roten Tulpen mit grünen Blättern beseiteter grüner Laubbaum, geteilt; vorn in Schwarz ein linksgewendeter, rot bewehrter und rot bezungter goldener Löwe, hinten von Blau und Silber schräggerautet.

Das Wappen geht zurück auf ein ehemaliges Gerichtssiegel, das seit 1747 nachweisbar ist. Es wurde 1894 vom Generallandesarchiv offiziell anerkannt. Der Löwe und die Rauten sind Symbole der alten Kurpfalz. Der Baum steht für die volksetymologische Deutung von „Bammental“ als „Baum im Tal“.

Die Flagge ist Grün-Weiß und wurde 1965 vom Innenministerium verliehen.[7]

Gemeindepartnerschaft

Bammental pflegt seit dem 18. Juni 1966 eine Partnerschaft mit Vertus in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Inmitten der früheren Siedlungskerne von Bammental und Reilsheim haben sich zwei alte Wachtürme, sogenannte „Dörndl“, von 1773/74 erhalten. Oberhalb des Vorstädtls befindet sich außerdem der „Alte Turm“, der Kirchturm einer im 13. Jahrhundert erbauten, um 1774 barock erneuerten und 1896 abgerissenen Kirche. Die neue evangelische Kirche wurde von 1902 bis 1904 nach Plänen von Hermann Behagel erbaut und 2007 mit einer neuen Glocke ausgestattet. Die katholische Kirche wurde 1912 erbaut und 1975 erweitert. Die neuapostolische Kirche in Reilsheim ist ein modernes Gebäude von 1975. Neben dem in regionaltypischem rotem Sandstein ausgeführten Rathaus hat sich auch noch das in Fachwerk erbaute und von 1851 bis 1956 als solches genutzte alte Rathaus erhalten. Im Ort gibt es einige weitere historische Fachwerkgebäude, darunter ein sehr schmuckvolles Gebäude von 1593 im Ortsteil Reilsheim.

Museen

Im alten Bahnhof von Bammental ist ein Heimatmuseum eingerichtet. Sehenswert ist außerdem der Duft- und Heilkräutergarten beim „Alten Turm“.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Kerwe wird in Bammental seit Jahrhunderten am dritten Sonntag im August gefeiert, der älteste Beleg stammt aus dem Jahr 1703. Lange Tradition haben dabei auch die Umzüge der Kerweborscht. Ebenfalls lange Tradition haben die Sommertagszüge vor Ostern, die bereits aus dem Jahr 1654 in Bammental belegt sind.

Seit 2004 findet ebenfalls jährlich das Lindenfest statt, ein vom Gewerbeverein Bammental veranstaltetes Straßenfest, bei dem neben Konzerten und einem verkaufsoffenen Sonntag auch regelmäßig das Entenrennnen zur Förderung des Waldschwimmbads veranstaltet wird.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bammental liegt an der Bundesstraße 45 zwischen Neckargemünd und Sinsheim.

Die Elsenztalbahn, die von Heidelberg kommend ebenfalls über Neckargemünd und Sinsheim nach Bad Friedrichshall führt, hat in Bammental zwei Haltepunkte: den alten Bammentaler Bahnhof und den Haltepunkt des Teilortes Reilsheim. Eine Anbindung an die S-Bahn RheinNeckar ist geplant. In die umliegenden Orte führen Buslinien. Bammental gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Bildung

Im Ort gibt es die Elsenztalschule, eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, das Gymnasium Bammental sowie das private Kurpfalz-Internat.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Johann Stetzelberger (1882–1962), langjähriger Gemeinderat
  • Emil Filsinger (1889–1972), langjähriger Chorleiter, Ehrenbürger 1964
  • Heinrich Müller (1919-1991), langjähriger Gemeinderat und Feuerwehrkommandant, Ehrenbürger 1975
  • Herbert Echner (1940-1995), Bürgermeister (1977-1994), langjähriger Kreisrat, Ehrenbürger 1994
  • Horst Ottinger (1938-2003), langjähriger Vereinsvorsitzender und Gemeinderat, Ehrenbürger 2002
  • Erhard Kramer (*1933), langjähriger Gemeinderat und 1. BM-Stellvertreter, Bundesverdienstkreuzträger, Ehrenbürger 2009

Weitere mit Bammental verbundene Personen

  • Fritz Münch (* 1908 in Bammental), Landesmodewart und Bundesverdienstkreuzträger
  • Hans Niedderer, langjähriger Zweigstellenleiter des Raiffeisenlagerhauses, Bundesverdienstkreuzträger
  • Karl Muth, Bundesverdienstkreuzträger wegen seiner Verdienste um das Bammentaler Vereinsleben
  • Fritz Hetzel, geboren in Bammental, Bundesverdienstkreuzträger wegen seiner Verdienste um deutschsprachige Vereine in Amerika
  • Ernst Bukatsch (1929-2007), Bundesverdienstkreuzträger und langjähriger Kreis- und Gemeinderat
  • Herbert Höfer (*1928 in Bammental), Bundesverdienstkreuzträger und langjähriger Kreis- und Gemeinderat
  • Ellen Lauterbach (*1923), Bundesverdienstkreuzträgerin (1. Klasse), ehemalige Bundestagsabgeordnete
  • Hans-Dieter Flick (* 1965), Co-Fußballbundestrainer, lebt in Bammental

Literatur

  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
    • Bd 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
    • Bd 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968
  • Günther Wüst: Bammental – Geschichte einer Elsenztalgemeinde. Bürgermeisteramt Bammental 1983

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 384–385
  3. Statististisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31. Dezember 2004
  4. Urkunde 2588 10. Juli 769
  5. Urkunde Nr. 332 der Alten Sammlung der Heidelberger Universitätsbibliothek
  6. Bis 1965: Kreisbeschreibung Bd. 2, S. 402. Danach: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.
  7. Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 40

Weblinks


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