Malsch (bei Wiesloch)

Malsch (bei Wiesloch)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Malsch
Malsch (bei Wiesloch)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Malsch hervorgehoben
49.2463888888898.6830555555555171
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rhein-Neckar-Kreis
Höhe: 171 m ü. NN
Fläche: 6,77 km²
Einwohner:

3.468 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 512 Einwohner je km²
Postleitzahl: 69254
Vorwahl: 07253
Kfz-Kennzeichen: HD
Gemeindeschlüssel: 08 2 26 046
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchberg 10
69254 Malsch
Webpräsenz: www.malsch-weinort.de
Bürgermeister: Werner Knopf
Lage der Gemeinde Malsch im Rhein-Neckar-Kreis
Bayern Hessen Rheinland-Pfalz Heidelberg Heilbronn Landkreis Heilbronn Landkreis Karlsruhe Mannheim Neckar-Odenwald-Kreis Eberbach Altlußheim Angelbachtal Bammental Brühl (Baden) Dielheim Dossenheim Eberbach Eberbach Eberbach Edingen-Neckarhausen Edingen-Neckarhausen Epfenbach Eppelheim Eschelbronn Gaiberg Heddesbach Heddesheim Heiligkreuzsteinach Helmstadt-Bargen Hemsbach Hirschberg an der Bergstraße Hockenheim Ilvesheim Ketsch Ladenburg Laudenbach (Bergstraße) Leimen (Baden) Leimen (Baden) Lobbach Malsch (bei Wiesloch) Mauer (Baden) Meckesheim Mühlhausen (Kraichgau) Neckarbischofsheim Neckargemünd Neidenstein Neulußheim Nußloch Oftersheim Plankstadt Rauenberg Reichartshausen Reilingen Sandhausen St. Leon-Rot Schönau (Odenwald) Schönbrunn (Baden) Schriesheim Schwetzingen Schwetzingen Sinsheim Spechbach Waibstadt Walldorf (Baden) Weinheim Weinheim Wiesenbach (Baden) Wiesloch Wilhelmsfeld ZuzenhausenKarte
Über dieses Bild
Malsch vom Letzenberg aus gesehen

Malsch ist eine Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Malsch liegt an der nordwestlichen Ecke des Kraichgaus südlich der Städte Wiesloch und Walldorf am Rande der Oberrheinischen Tiefebene in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Gemeinde befindet sich am Fuß des 244 m hohen Letzenbergs.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind, beginnend im Norden im Uhrzeigersinn: Malschenberg, Rauenberg, Mühlhausen, Rettigheim, Östringen, Bad Schönborn, Kronau und St. Leon-Rot.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Malsch gehören das Dorf Malsch mit der Bahnstation Rot-Malsch und das Tonwerk.[2][3]

Geschichte

Malsch wurde im Jahre 783 in einer Schenkungsurkunde des Lorscher Codex als Malschen erstmals erwähnt. 976 schenkte Kaiser Otto II. die Benediktinerabtei Mosbach mit 23 Ortschaften, zu denen auch Malsch gehörte, dem Bischof von Worms. 1302 kam das Dorf wieder durch Schenkung an das Hochstift Speyer. Dort gehörte es zum Amt Rotenberg und war mit diesem von 1463 bis 1505 an die Kurpfalz verpfändet. Am 20. April 1525 begann mit einer Bauernversammlung auf dem Letzenberg der Bauernkrieg im Hochstift Speyer. Der Haufen forderte die umliegenden Ortschaften auf „innen mit gewappneter handt zuzuziehen und das evangelium und gotlich gerechtigkeit helffen zu retten.“[4] Bei der Niederschlagung des Aufstands wurde Malsch zerstört.

Im Dreißigjährigen Krieg zündete Tilly 1622 den Ort an. Am Ende des Krieges war Malsch entvölkert und die Anzahl der Einwohner betrug nur noch fünf Prozent der ursprünglichen Zahl. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde Malsch, obwohl es nicht zur Kurpfalz gehörte, 1689 und 1693 von französischen Truppen unter Führung des Generals Mélac [5] zerstört.

Nach den Umwälzungen der Französischen Revolution wurde Malsch 1803 badisch, womit die über 500 Jahre dauernde Zugehörigkeit zu Speyer endete. 1824 wurde die Gemarkung von Malschenberg abgetrennt. 1818 war Kaiser Alexander I. von Russland, der Schwager des badischen Großherzogs Karl war, zu Besuch in Malsch.

Von 1870 bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 war das Zentrum die stärkste Partei in Malsch. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Gemeinde 350 Heimatvertriebene auf. Malsch wurde Bestandteil des 1952 neugebildeten Bundeslandes Baden-Württemberg. Mit Auflösung des Landkreises Heidelberg 1973 kam die Gemeinde zum neuen Rhein-Neckar-Kreis.

Jahr 1530 1721 1818 1852 1905 1939 1965 2000 2008 [6]
Einwohner[7] 361 515 1022 1327 1475 1510 2444 3189 3412

Religionen

Entsprechend der langen Zugehörigkeit zum Hochstift Speyer ging die Reformation an Malsch vorbei und die Bevölkerung blieb überwiegend römisch-katholisch. Auch durch die Zuwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg gab es kaum Verschiebungen. Noch heute gibt es lediglich eine katholische Gemeinde im Ort, während für die wenigen Protestanten die evangelische Kirche in Wiesloch zuständig ist.

Seit dem frühen 18. Jahrhundert waren Juden in Malsch ansässig. 1875 war ihr Bevölkerungsanteil mit 7,5 Prozent am höchsten. Anschließend setzte eine Abwanderung in die Städte ein. Die Synagoge von 1834 wurde 1938 niedergebrannt.

Politik

Rathaus

Gemeinderat

Kommunalwahl in Malsch 2009
 %
60
50
40
30
20
10
0
55,4%
44,6%
Gewinne/Verluste
Im Vergleich zu 2004
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+9,7%
-9,7%
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Der Gemeinderat hat 14 Sitze. Hinzu kommt der Bürgermeister als Gemeinderatsvorsitzender. Die Kommunalwahl am 7. Juni 2009 brachte bei einer Wahlbeteiligung von 67,2 Prozent folgendes Ergebnis:

  1. FWV 55,4% (+9,7) – 8 Sitze (+2)
  2. CDU 44,6% (-9,7) – 6 Sitze (-2)

Wappen

Blasonierung: „Gespalten von Blau und Rot, vorn ein durchgehendes, geschliffenes, halbes silbernes Kreuz am Spalt, hinten ein silberner Sester (Ortszeichen).“ Die Flagge ist Rot-Blau und wurde nachweislich schon vor 1935 geführt.[8]

Wappenerklärung: Das Wappen wurde im Jahr 1900 vom Generallandesarchiv vergeben. Das Ortszeichen, das ein Simmer (Getreidemaß) [9] darstellt, lässt sich bereits seit 1771 auf einem Siegel nachweisen. Hinzugefügt ist das Kreuz des Hochstifts Speyer.

Partnerschaften

Die Gemeinde Malsch pflegt seit 2001 partnerschaftliche Beziehungen zu der Gemeinde Zamárdi am Plattensee in Ungarn.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Katholische Kirche St. Juliana

Kirchen

Die alte Pfarrkirche St. Juliana wurde als Nachfolgebau einer zerstörten, wohl romanischen Vorgängerkirche zwischen 1536 und 1577 erbaut und 1683 umfangreich renoviert. Wegen Baufälligkeit abgerissen, entstand 1771/72 an der selben Stelle ein verbreiterter Neubau in barockem Stil. In der Nacht des 23. Juni 1972 brannte die Barockkirche nach einem Feuer bis auf die Außenmauern ab. Die Figuren der 14 Nothelfer, die Orgel, die Kanzel, die Seitenaltäre und die barocke Taufszene Jesu wurden zerstört. Einzig die Sakristei blieb unversehrt. Die Kirche wurde bis zum 7. April 1974 wiederaufgebaut.[10]

Die evangelische Gemeinde verfügt ebenfalls über eine eigene Kirche in Malsch.

Zu der 1902 erbauten Wallfahrtskapelle auf dem Letzenberg finden jedes Jahr zwei große Wendelinus-Wallfahrten statt. Die Frühjahrswallfahrt findet im ersten Maien-Sonntag und die Herbstwallfahrt am dritten September-Sonntag statt. Zwischen den beiden Wallfahrten findet dienstags abends eine Eucharistiefeier in der Wallfahrtskapelle statt. Am letzten Sonntag im September findet alljährlich die Pferdewallfahrt statt. Sie endet nach einer Andacht mit der Segnung von Mensch und Tier.

Sport- und Freizeitstätten

Malsch verfügt über folgende Sportstätten:

  • ein Schwimmbad
  • die Reblandhalle mit vier Kegelbahnen
  • ein Segelfluggelände im Süden des Ortes

Ferner dient der Letzenberg-Tierpark zur Freizeitgestaltung.

Vereine

Als Vereine sind aktiv:

  • der „TSV Germania 07 Malsch e.V.“
  • der „Tennisverein TC 2000 Malsch e.V."“
  • der „Kraftsportverein Malsch e.V. 1925“
  • die „Freunde des Ringkampfsports in Malsch e.V.“
  • die Sport-Taucher „Magic Octopus“
  • der Boule Club „Boule-Freunde Malsch e.V.“, deren erfolgreichster Sportler Jean-Luc Testas bereits sieben deutsche Meistertitel errang.
  • die Motorradfreunde Malsch e.V.


Der Letzenberg und Malsch von der Autobahnausfahrt Kronau
Der Letzenberg und Malsch von der Autobahnausfahrt Kronau

Wirtschaft und Infrastruktur

In dem ehemaligen Bauerndorf ist mit dem Weinbau [11] noch immer ein Zweig der Landwirtschaft stark vertreten. Die Lagen gehören zum Weinbaugebiet Baden. An den Südhängen des 244 Meter hohen Letzenbergs und seinem östlichen Ausläufer liegen 120 Hektar Rebflächen, die vornehmlich mit Müller-Thurgau, Weißburgunder, Ruländer und Spätburgunder bebaut sind.

Ansässige Unternehmen

Als herausragendes Unternehmen ist das Tonwerk am westlichen Rand von Malsch zu nennen. Die Produktion von Tondachziegel und Ziegelsteine mit den Firmenbezeichnungen POROTON, TERECA, KAMTEC und KORAMIC sind über die Grenzen von Malsch hinaus bekannt. Es gehörte der Rauenberger Tondachziegel, danach der Wienerberger Ziegelindustrie [12] und trägt nach erneutem Verkauf [13] den neuen Firmennamen Trost-Creaton AG [14] In den Jahren ab 1974 geriet die Giftmülldeponie (Verfüllung der Tongruben) wegen austretender Sickerwässer in die Schlagzeilen [15][16]

Überregional bekannt ist auch die Firma Sunrise Medical, deren Europazentrale in Malsch liegt. Hier werden unter anderem Rollstühle der Marke Sopur hergestellt. Diese sind auch bei Rollstuhlsportlern beliebt. So fährt unter anderem der Weltrekordler Heinz Frei einen Rollstuhl dieses Unternehmens.

Trotz der Ansiedlung von Industriebetrieben und Gewerbe findet der größere Teil der Erwerbstätigen Arbeit in den nahen Städten Walldorf, Wiesloch, Bad Schönborn und Kronau.

Verkehr

S-Bahn Rhein-Neckar

Malsch liegt in der Nähe der Bundesstraße 3. Über sie ist auch innerhalb von drei Kilometern die Bundesautobahn 6 zu erreichen. Über den Bahnhof Rot-Malsch an der Baden-Kurpfalz-Bahn besteht ein Anschluss an die S-Bahn RheinNeckar. Malsch gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Bildung

In Malsch gibt es eine Grund- und Hauptschule mit angeschlossener Werkrealschule. Die Gemeinde betreibt eine Bücherei. Die Volkshochschule Südliche Bergstraße hat in Malsch eine Außenstelle. Für die jüngsten Einwohner bestehen zwei Kindergärten.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 391–392
  3. Standort Wienerberger Tonziegelwerk in Malsch
  4. zit.n. Horst Buzello u.a.(Hg.): Der deutsche Bauernkrieg. Paderborn 1984. S. 90
  5. Geschichte Malsch
  6. Statistische Landesamt / Malsch HD 2000-2008/1
  7. Kreisbeschreibung Bd. 2 S. 645
  8. Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 78
  9. Simmer war ein Hohlmaß z.B. in Württemberg mit 22,153 Litern Inhalt.
  10. Die Geschichte der Kirche St. Juliana
  11. Weinbau in Malsch
  12. Wienerberger Ziegelindustrie
  13. Tag der offenen Tür 2008
  14. Creaton AG home
  15. Schwarz oder rot, wir schlagen euch tot. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1977 (21. März 1977, online).
  16. Giftmüll: Ich darf nichts sagen. In: Der Spiegel. Nr. 44, 1974 (28. Oktober 1974, online).

Literatur

  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
    • Bd 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
    • Bd 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968
  • Alfons Stegmüller, Dionys Wipfler: 1200 Jahre Malsch: 783-1983. Malsch 1983
  • Horst Hill, Alfons Stegmüller, Dionys Wipfler: Kirchenführer der Pfarrkirche St. Juliana und der Wallfahrtskapelle. Saarbrücken 2000

Weblinks

 Commons: Malsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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