Vichyfrankreich

Vichyfrankreich

Als Vichy-Regime bezeichnet man im Rückblick die Regierung von Vichy-Frankreich (offiziell: État français, dt.: Französischer Staat), das heißt der „unbesetzten Zone“ Frankreichs nach Anerkennung der militärischen Niederlage gegen das Deutsche Reich am 22. Juni 1940 und der Verfassungsänderung vom 17. Juli 1940. Es löste die Dritte Französische Republik ab, bestand bis 1944 und erhielt den Namen nach seinem Regierungssitz, dem Kurort Vichy in der Auvergne.

Inhaltsverzeichnis

Der Weg nach Vichy

Frankreich während der deutschen Besatzungszeit von 1940 bis 1944
rot: direkt von Deutschland verwaltet (Elsass-Lothringen)
violett: von Brüssel aus verwaltet
rosa: eingeschränkter Zugang; für deutsche Besiedelung vorgesehen
rot: Küstenzone; Zugang untersagt
hellrot: von Deutschland besetzte Zone
gelb: von Italien besetzte Zone
hellblau: unbesetzte Zone

Am 16. Juni 1940 zeichnete sich mit der Einschließung der französischen Armeegruppen 2 und 3 der Zusammenbruch der französischen Verteidigung als Folge des erfolgreichen deutschen Westfeldzuges ab. Als Ministerpräsident Paul Reynaud im Parlament für die Fortführung des Krieges an der Seite der Alliierten und den Abschluss der von Winston Churchill vorgeschlagenen britisch-französischen Allianz plädierte, blieb er in der Minderheit und trat zurück. Der französische Staatspräsident Albert Lebrun betraute daraufhin seinen Stellvertreter, den populären Marschall Pétain („Held von Verdun“) mit der Regierungsbildung und der Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Der Waffenstillstand wurde am 22. Juni 1940 in Compiègne unterzeichnet. Er brachte unter anderem die De-facto-Teilung Frankreichs in einen unter deutscher Militärverwaltung stehenden Nord- und Westteil sowie einen unbesetzten Südteil (etwa 40 % der Landesfläche) mit Vichy als Sitz der französischen Regierung. Diese Regierung war grundsätzlich weiterhin für ganz Frankreich einschließlich der Überseegebiete zuständig. Elsaß-Lothringen blieb demnach staatsrechtlich ein Teil Frankreichs. Vertragswidrig wurden diese östlichen Departements jedoch in den nächsten Tagen einem „Chef der Zivilverwaltung“ (CdZ) unterstellt; französische Proteste ignorierten die Deutschen, die sofort mit Judenverfolgungen begannen. Es folgte eine „Eindeutschungspolitik“ zur Vorbereitung einer späteren Annexion.

General Charles de Gaulle, im Kabinett Reynaud Staatssekretär, plädierte wie Reynaud für die Fortsetzung des Kampfes gegen das Deutsche Reich, flüchtete nach Großbritannien und richtete am 18. Juni von London aus über BBC einen Appell an alle Franzosen, den Kampf notfalls von den Kolonien aus fortzusetzen. Seine von ihm gegründeten France libre-Streitkräfte hatten zum Ende des Juli 1940 eine Stärke von etwa 7000 Mann. De Gaulle wurde vom Vichy-Regime wegen Landesverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt, seine Streitkräfte galten als Freischärler.

Verfassung

Die Nationalversammlung ermächtigte am 10. Juli 1940 Marschall Pétain zur Erstellung einer neuen Verfassung. Am 18. Juli 1940 sprach sich das Parlament mit 569 gegen 80 Stimmen für diese Verfassungsänderung aus. Marschall Pétain wurde dadurch zum Chef d’État (= Staatschef). Er übernahm damit nicht nur die Funktion von Staatspräsident Lebrun, er verfügte auch über das Weisungsrecht gegenüber der Exekutive, Legislative und Judikative. Am 11. Juli 1940 wurde durch den Senat und die Nationalversammlung der État français anstelle der République proklamiert. Danach trat das Parlament für drei Jahre nicht mehr zusammen.

Formale Regierungsgewalt

Die Standarte des Staatschefs im Vichy-Staat. Die offizielle Staatsflagge war nach wie vor die bisherige Flagge Frankreichs.

Staatsrechtlich unterstand dem Vichy-Regime ganz Frankreich mit Ausnahme von Elsaß-Lothringen, das im Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unter deutsche Verwaltung gestellt worden war. Des Weiteren stand ein kleines Gebiet im Südosten des Landes (u. a. Monaco und Nizza) unter italienischer Verwaltung, dessen Besetzung von der deutschen und der Vichy-Regierung lediglich geduldet wurde.

Politik

Tatsächliche Machtverhältnisse

Tatsächlich erstreckte sich die Verwaltungshoheit lediglich über 40 % des Mutterlandes und die Überseegebiete. Der überwiegende Teil der Nordzone war nach der Niederlage Frankreichs beim Westfeldzug der Wehrmacht dem deutschen Militärbefehlshaber in Paris unterstellt, die beiden nördlichsten Départements am Ärmelkanal, Nord und Pas-de-Calais, jenem in Brüssel. In den besetzten Gebieten bedurften alle Gesetze und Erlässe des Vichy-Regimes der Gegenzeichnung durch die deutsche Militärverwaltung.

Als sich nach der Landung der Alliierten in Nordafrika (Operation Torch, November 1942) eine Invasion auf Adolf Hitlers „Festung Europa“ abzeichnete, besetzten Deutsche und Italiener auch die bis dahin unbesetzte Südzone Frankreichs. Das Vichy-Regime beließ es bei einem Protest gegen den Bruch des Waffenstillstandsabkommens. Nach dem Beginn der alliierten Invasion in der Normandie wurden die Mitglieder des Vichy-Regimes im August 1944 nach Sigmaringen gebracht und zeitweilig festgenommen.

Politische Ziele

Pétain proklamierte ein neutrales Frankreich, das zwischen den Kriegsführenden Äquidistanz halten wollte. In diesem Sinne lehnte er am 18. Oktober 1940 beim Treffen mit Hitler in Montoire eine Kriegsbeteiligung Frankreichs an der Seite des Deutschen Reiches ab. Eine Zusammenarbeit (Kollaboration) mit dem Deutschen Reich hielt Pétain jedoch für notwendig, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, Art und Umfang der materiellen, personellen und industriellen Ausbeutung des Landes in Grenzen zu halten und die Rückführung der etwa zwei Millionen französischen Soldaten aus deutscher Kriegsgefangenschaft zu erreichen. So wurden der deutschen Wirtschaftsorganisation entsprechend zwölf nach Branchen und Produkten gegliederte Comités d’organisation (CO) und ein Office central de répartition des produits industriels (OCPRI) gegründet, die unter der Aufsicht des Ministeriums für Industrielle Produktion standen. Sie führten die 321 französischen Kapitalgesellschaften, koordinierten die Rohstoffzuteilungen und Lieferungen an die deutschen Stellen und lieferten darüber hinaus auch Informationen über die Rohstoffbestände in den unbesetzten Gebieten.

Persönlich war Pétain überzeugt, dass die innere Zerrissenheit des Landes und der Verfall traditioneller Werte wesentlich zur militärischen Niederlage beigetragen hatten. Er wollte daher die Franzosen in einer „Révolution Nationale“ zu neuer Einheit führen. So ließ er die an allen öffentlichen Gebäuden befindliche Parole „Liberté, Égalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) durch den Wahlspruch „Travail, Famille, Patrie“ (Arbeit, Familie, Vaterland) ersetzen.

Innenpolitik

Die Niederlage im Jahre 1940 war für die Franzosen ein schwerer Schock. Als einer der Hauptgründe wurden die tiefen Klüfte innerhalb der Gesellschaft gesehen. Pétain war von der Niederlage unbelastet und aufgrund seines legendären Rufes aus dem Ersten Weltkrieg für die Mehrheit der Franzosen nun der richtige Mann, das Land zu einen und durch die Turbulenzen der kommenden Jahre zu führen. Die Mehrheit akzeptierte auch die neue autoritäre Verfassung, sie war auch zur Neutralität und zu jener Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden bereit, die zur Lockerung der Waffenstillstandsbedingungen führen würde. Das Vichy-Regime wurde daher zunächst mehrheitlich begrüßt. Der Historiker Henri Amouroux sprach von vierzig Millionen Pétainisten. Als jedoch die erwarteten Lockerungen nicht eintraten und sich die Kriegswende mit zusätzlichen Härten abzeichnete, verlor das Vichy-Regime an Ansehen, jenes von Pétain hielt sich mit Einschränkungen bis zuletzt.

Nach der Sistierung des Parlamentes ordnen sich die Interessensgruppen neu. Die Kommunisten waren verboten, die Sozialisten aus Protest gegen die autoritäre Verfassung in Opposition. Neben den „Konservativen“, die zwar die Regierung Pétain begrüßten, aber eine Zusammenarbeit mit den Achsenmächten ablehnten, war politisch noch die „Action française“ bedeutsam, die das republikanische System durch eine Monarchie ersetzen wollte und einer gemäßigten Kollaboration nicht negativ gegenüberstand. Die faschistisch eingestellten Kreise organisierten sich in der „Parti Populaire Français“ (P.P.F.) unter Jacques Doriot und dem „Rassemblement National populaire“ (R.N.P.) unter Marcel Déat.

Außenpolitik

Obwohl Pétain nach der Beschießung der Flotte in Mers-el-Kébir die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien abgebrochen hatte, wurde die Regierung in Vichy von den Alliierten zunächst weiterhin als legitime Vertretung der Franzosen anerkannt. Es waren vor allem die USA, die über ihren Botschafter Admiral William D. Leahy enge Beziehungen zu Vichy pflegten. Präsident Franklin Roosevelt und Außenminister Cordell Hull wollten ebenso wie Churchill vermeiden, Pétain durch Isolation in die Arme Hitlers zu treiben. Dazu Churchill:[1]

„Was auch in der Vergangenheit geschehen sein mochte, [Oran!] Frankreich war doch unser Leidensgefährte, und nichts als ein offener Krieg zwischen uns konnte es daran hindern, auch unser Gefährte im Sieg zu sein. Diese Politik war eine schwere Belastung für de Gaulle, der alles aufs Spiel gesetzt und die Fahne hochgehalten hatte, dessen Handvoll Anhänger außerhalb Frankreichs aber niemals den Anspruch erheben konnten, eine wirkliche französische Gegenregierung zu bilden.“

Da de Gaulle abgesehen von seinem geringen Bekanntheitsgrad auch ein schwieriger, eigenwilliger Partner für die Alliierten war, suchten diese nach prominenteren, einfacheren Kampfgefährten. Da weder Ex-Ministerpräsident Reynaud noch General Weygand verfügbar waren, griff man auf Admiral François Darlan und nach seiner Ermordung auf General Henri Giraud zurück. De Gaulle hatte jedoch seit Mitte 1943 einen Trumpf in der Hand. Einem seiner Mitarbeiter, Jean Moulin, war es am 15. Mai gelungen, die wichtigsten Gruppierungen der Résistance zur Gründung des Conseil National de la Résistance (CNR) zu bewegen, dessen erste Deklaration die Forderung war, unverzüglich eine provisorische Regierung unter der Leitung von de Gaulle zu bilden. Dies geschah auch bereits einen Tag später mit der Gründung des „Französischen Komitee für die nationale Befreiung (CFLN)“.

Diese Vorstufe zu einer Gegenregierung war nach der Besetzung des Vichy-Territoriums durch deutsches Militär im November 1942 (Reaktion auf alliierte Landung in Nordafrika) ein weiterer schwerer Schlag für die Regierung in Vichy.

Militär

Das Regime verfügte, abgesehen vom unbesetzten Staatsgebiet, anfangs noch über alle Kolonien sowie über ein 100.000 Mann starkes Heer und die französische Kriegsmarine. Seit dem Herbst 1940 existierte zusätzlich die Légion française des combattants, die Kriegsveteranenorganisation, aus der Joseph Darnand gemeinsam mit hohen Offizieren im Spätsommer 1941 enttäuschte Kämpfer rekrutierte, die im Département Alpes-Maritimes eine geheime Militärorganisation unter der Bezeichnung Service d’ordre légionaire (SOL) gründeten, die bei einer weiteren italienischen Aggression gegen französisches Territorium zum Einsatz kommen sollte. Bis zum Ende 1941 entwickelte sie sich zu einer ernstzunehmenden Streitmacht, die als zusätzlicher Schutz Frankreichs vor externer und interner Aggression im Januar 1942 den offiziellen Segen des Vichy-Regimes erhielt. Gegen Ende des Sommers 1942 rekrutierte Darnand daraus Freiwillige für die Légion volontaires français (LVF), die Légion anti-bolchévique bzw. Légion tricolore, bei denen französische Freiwillige in deutschen Uniformen gegen die Sowjetunion kämpften. Am 30. Januar 1943 formte Ministerpräsident Pierre Laval aus dem Service d’ordre légionaire (SOL) die Milice française. Das Kommando führte nominell Laval, die eigentliche Leitung lag in den Händen von Darnand. Mit wachsender Aktivität der Résistance begannen die Besatzungsbehörden mit der Werbung zur Aufstellung eines Bataillons französischer Waffen-SS. Später wurde auch die Milice aufgestockt, die Zahl der Bewaffneten erreichte 30.000 Mann. Diese Kräfte kamen ab Januar 1944 vorwiegend in der Nordzone zum Einsatz, wo sie vom Militärbefehlshaber zumeist im Kampf gegen die Résistance eingesetzt wurden. Darnand stellte zusätzlich die Groupes mobiles de réserve (GMR) auf und schlug die Gründung einer Groupe franc de la garde unter seiner direkten Kontrolle zur Zerschlagung der Maquis der Glières vor, was von deutscher Seite jedoch abgelehnt wurde.

Die Kollaboration

Die Zusammenarbeit der Zivilbevölkerung und der französischen Behörden mit dem Deutschen Reich ist auch heute noch ein Thema mit hoher politischer Brisanz, da es weiterhin unterschiedliche Auffassungen über Grad und Umfang einer akzeptablen Zusammenarbeit gibt. Unbestritten ist es, dass es im Rahmen der Vichy-Regierung zu einer sehr weitreichenden Form der Kollaboration kam, die teilweise freiwillig, hauptsächlich jedoch aufgrund von tatsächlichen oder zugesagten Gegenleistungen oder Erpressung geleistet wurde.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Obwohl Frankreich einer wirtschaftlichen Ausbeutung (in Form des Abtransportes von Rohstoffen und der Requirierung und Überführung von Eisenbahnlokomotiven, Werkzeugmaschinen, Motoren aller Art, Eisenkonstruktionshallen, Munitionsfertigungsmaschinen, Bergbauspezialgeräten, Kränen und weiteren industriellen Werten) unterworfen war, erkannte die deutsche Besatzungsmacht durchaus, dass das wirtschaftliche Leben so weit wie möglich normal gestaltet werden musste, sollten die eroberten industriellen Kapazitäten für die eigene Kriegswirtschaft nutzbar gemacht werden. Aus diesem Grund wurde ein brutales Diktat vermieden und der Regierung Pétain ein bestimmtes Maß an Souveränität zugestanden. Doch nicht nur aufgrund des Sieges befanden sich die Deutschen in einer besseren Situation, sondern auch aufgrund des Verhaltens vieler französischer Wirtschaftsunternehmen. Oftmals nahmen diese direkten Kontakt mit Wirtschaftsvertretern des Dritten Reiches auf und traten somit in Konkurrenz zu ihrer eigenen Regierung. Unter dem Druck der eigenen Finanz- und Industriekreise musste sich die französische Regierung letztendlich zu fast jedem Zugeständnis bereit erklären, was im Ergebnis dazu führte, dass ein Überangebot an wirtschaftlicher Kollaboration herrschte.[2]

Bis April 1941 buchten französische Firmen Aufträge im Wert von 1,5 Milliarden Reichsmark; bis Herbst 1942 waren es bereits über vier Milliarden Reichsmark. So konnte beispielsweise die Firma Renault ihren Umsatz von 1940 bis 1942 verfünffachen. Die französische Weinwirtschaft, die immer noch an den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu leiden hatte, arrangierte sich sofort mit der Besatzungsmacht und erlebte in der Folgezeit einen ungeahnten Aufschwung.[3]

Zwangsarbeit

Eine weitere historische Last ist die Kollaboration bei der Zwangsarbeit. Bis zum Frühjahr 1942 waren trotz Zwangsrekrutierungen von Bergleuten und Metallarbeitern in der besetzten Zone und der Anwerbung französischer Freiwilliger für die deutsche Rüstungsindustrie gerade einmal 50.000 Franzosen in Deutschland tätig. Da diese Zahlen weit unter jenen lagen, die Hitler zugesagt worden waren, wurden Tausende Franzosen vom Vichy-Regime zwangsweise rekrutiert. Als im Februar 1942 Albert Speer in Deutschland die Kriegsproduktion drastisch erhöhte, forderte der Generalbeauftragte des Reiches für Arbeit, Fritz Sauckel am 15. Mai die Entsendung weiterer 250.000 Arbeitskräfte nach Deutschland, davon 150.000 Facharbeiter. Laval hoffte, dieses Ziel durch die Relève zu erreichen, da bei Zielerreichung die Heimkehr von 50.000 Kriegsgefangenen zugesagt wurde. Da sich jedoch die dürftige Ernährung und schlechte Behandlung der Freiwilligen herumgesprochen hatten, meldeten sich lediglich 16.800 Facharbeiter für den Dienst in Deutschland, wofür auch nur 1.000 Kriegsgefangene heimkehren durften. Um das gewünschte Kontingent zu erfüllen, erließ Laval ein Gesetz, das Männer im Alter zwischen 18 und 50 und ledige Frauen zwischen 21 und 35 Jahren auch im Ausland dienstpflichtig machte. Als Sauckel bis Ende 1942 die geforderte Anzahl von 240.000 französischen Zwangsarbeitern erhalten hatte, forderte er am 2. Januar 1943 nochmals 250.000 Arbeiter, die auf der Basis des am 16. Februar 1943 ins Leben gerufenen Service du Travail obligatoire (STO) erfüllt werden konnte. Das STO zeigte jedoch bald seine Kehrseite. Junge Franzosen, denen das STO drohte, gingen nun verstärkt in den Untergrund. Die dritte Aktion, die ab 6. August 1943 weitere 500.000 Arbeitskräfte bringen sollte, wurde nur mehr zu 20 % erfüllt. Die vierte Aktion zum Anfang des Jahres 1944 brachte gar nur mehr 50.000 Zwangsarbeiter ein.

Judendeportationen

Eine schwere Hypothek für das Regime stellt die teilweise freiwillige Bereitschaft dar, mit den deutschen Behörden bei Erfassung, Diskriminierung, Verhaftung und Abtransport von Juden und anderen vom NS-Regime verfolgten ethnischen Minderheiten in die Vernichtungslager mitzuwirken. So wurden 1942 die Judengesetze eingeführt, noch bevor dies die deutschen Behörden überhaupt gefordert hatten. (Das Tragen des „Judensterns“ sollte allerdings nur im besetzten Teil obligat werden.) Diese Maßnahmen finden im damals latenten französischen Antisemitismus (Fall Dreyfus) ihre Erklärung. Organisiert wurden diese Deportationen von dem im September 1940 eingerichteten Judenreferat in Paris unter Theodor Dannecker, der dem RSHA (Reichssicherheitshauptamt) der SS unterstand und mit Helmut Knochen, dem Leiter der Sicherheitspolizei (Sipo), sowie Carl-Albrecht (Karl) Oberg, dem Höheren SS- und Polizeiführer, zusammenarbeitete. Im März 1941 ernannte die französische Regierung auf Betreiben der Deutschen einen „Generalkommissar für Judenfragen“ (commissaire géneral aux questions juives). Bis 1942 war dies Xavier Vallat. Er erhielt gesetzliche Vollmachten in Judenfragen bei anderen Ministerien zu intervenieren und auch Polizeikräfte einzusetzen. Die Deutschen waren mit Vallats Leitung bei der Judenverfolgung nicht zufrieden und sorgten für seine Ablösung. Ab 6. Mai 1942 amtierte Darquier de Pellepoix.

Als die Abtransporte begannen, begründete dies die deutsche Militärverwaltung lediglich mit der Notwendigkeit der „Evakuierung der Juden nach dem Osten“, mit „Arbeitseinsatz“ und „Zwangsarbeit“. Ab dem siebten Transport im Juli 1942 wurde die Bestimmung, dass nur arbeitsfähige Männer deportiert werden sollten, aufgeweicht und später ganz fallen gelassen. Als dann auch alte Menschen, Frauen und seit August 1942 selbst Kinder jeden Alters deportiert wurden, war klar, dass es nicht mehr allein um Arbeitseinsätze gehen konnte. An die Verabredung mit der Vichy-Regierung, keine französischen Juden zu deportieren, hielt sich die Besatzungsmacht immer weniger, ab Mitte 1943 gar nicht mehr. Zuletzt fahndete das Sonderkommando Alois Brunner auch im unbesetzten Süden Frankreichs nach letzten versteckten Juden.

In Summe wurden schließlich 130.000 ausländische und 70.000 französische Juden aus der Südzone über das Sammellager Drancy in die Vernichtungslager des von Deutschen besetzten Ostens von Europa verbracht. In der Summe wurden 76.000 französische Juden nach Auschwitz deportiert.

Schnittstellen der Kollaboration

Die deutschen Behörden verfügten über drei Schnittstellen zu ihren französischen Mitarbeitern:

  • Der Militärbefehlshaber für das besetzte Frankreich (MBF) mit seinem Stab aus Wehrmachtspersonal und zivilen Experten residierte im Pariser Hotel Majestic. Er war dem Oberkommando des Heeres (OKH) unterstellt und hatte neben militärischen auch wirtschaftliche und zunächst auch sicherheitspolitische Aufgaben wahrzunehmen.
  • Vorwiegend politische Fragen wurden vom Botschafter Otto Abetz behandelt, der dem deutschen Auswärtigen Amt und damit Außenminister Joachim von Ribbentrop unterstand. Zu seinen Mitarbeitern gehörte Ernst Achenbach (Leiter der politischen Abteilung)[4], SS-Brigadeführer Werner Gerlach (Leiter des Kulturreferats), Karl Epting (kulturelle Angelegenheiten)[5], der Jurist Friedrich Grimm und Botschaftsrat Friedrich Sieburg (ehemaliger Korrespondent der Frankfurter Zeitung), die bereits über Erfahrungen im Vorkriegs-Frankreich verfügten. „Judenreferent“ war Carltheo Zeitschel, der einer der Motoren der „Endlösung in Frankreich“, also des Abtransports und der Ermordung der Juden, war.[6] In der Botschaft waren etwa 25 Personen mit den Judenfragen beschäftigt – auch Ernst Achenbach [7]
  • Der dritte Machtbereich auf deutscher Seite unterstand Heinrich Himmler. Es waren dies die Angehörigen der Ordnungs- und Sicherheitspolizeikräfte und des SD, die für Sammlung von Nachrichten, für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden sowie die Erfassung und Deportation von Juden und anderen unerwünschten ethnischen Gruppierungen zuständig waren.

Zwischen diesen drei deutschen Machtbereichen, insbesondere zwischen Botschaft und SS kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die durch mangelhafte Abgrenzung der Kompetenzen gefördert wurde. Abetz und die Botschaft favorisierte Laval und den Gründer des Rassemblement national populaire (RNP), Marcel Déat, während die SS Jacques Doriot, den Chef der Parti populaire français (PPF) förderte. Gemeinsam war den deutschen Besatzungsbehörden, dass sie Pétains Ziel, einen Einparteienstaat nach deutschem oder italienischem Vorbild aufzubauen, skeptisch gegenüberstanden und bestrebt waren, die latenten parteipolitischen, religiösen, regionalen und sonstigen innerfranzösischen Gegensätze zu fördern, um die Bildung einer antideutschen Einheitsfront zu verhindern.

Widerstand

Mit dem Abschluss des Waffenstillstandes 1940 kam es zu einer Spaltung in der öffentlichen Meinung. Ein Teil sympathisierte bereits frühzeitig mit dem Freien Frankreich unter de Gaulle. Der überwiegende Teil der Bevölkerung verhielt sich abwartend bzw. befürwortete eine französisch/deutsche Kollaboration. Zu diesen Befürwortern zählten auch die Mitglieder der verbotenen Kommunistischen Partei, deren Repräsentanten unter Führung von Jacques Duclos am 15. Juni 1940 kurz nach den deutschen Truppen aus Belgien kommend in Paris eintrafen. Am 27. Juni 1940 legten Maurice Tréand (verantwortlich für die Untergrundaktivitäten der PCF) und Maître Fossin (Anwalt der sowjetischen Botschaft) dem deutschen Botschafter Abetz ein Memorandum zur Kooperation vor:

  1. Unterstützung aller Maßnahmen um Frankreich aus dem Krieg herauszuhalten
  2. Unterstützung der Kolonialvölker im Kampf um ihre Freiheit
  3. Abschluss eines Freundschaftsvertrages Vichy-UdSSR [8]

Nach Rücksprache mit Hitler lehnte Abetz das Angebot ab, worauf Tréand und Fossin von Moskau fallen gelassen wurden, obwohl Duclos ihre Unschuld betonte. [9]

Die verunsicherten Kommunisten verhielten sich in der Folge weitgehend neutral. Der ernsthafte aktive Widerstand im Land begann mit Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion. Die verschiedenen Widerstandsbewegungen der Résistance wurden am 27. Mai 1943 von Jean Moulin, einem Abgesandten de Gaulles, im „Conseil National de la Résistance“ zusammengefasst.

Zeittafel

1940

  • 20. Juni: Frankreich billigt die Entsendung japanischer Truppen nach Indochina.
  • 3. Juli: Bombardierung eines französischen Flottenverbandes durch ein britisches Geschwader unter Admiral Somerville bei Oran. Fazit: etwa 1200 tote französische Marinesoldaten, antibritische Ressentiments in der Bevölkerung, Vichy bricht die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab, der Kontakt wird jedoch weiterhin über den amerikanischen Botschafter aufrechterhalten.
  • 8. Juli: Das Schlachtschiff Richelieu wird im Hafen von Dakar durch britische Flugzeuge außer Gefecht gesetzt.
  • 10. Juli: Das Parlament ermächtigt Pétain zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
  • 17. Juli: Die neue, autoritäre Verfassung wird im Parlament mit großer Mehrheit angenommen. Pétain wird „Staatschef“, sein Stellvertreter wird Laval, ein Vertreter von engen Beziehungen zu Deutschland.
  • 23. September: Bei Dakar scheitert ein alliierter Landungsversuch unter Teilnahme von Frei-Franzosen am Widerstand der Vichy-Truppen.
  • 24. Oktober: Pétain lehnt Hitlers Vorschlag zur Beteiligung am Krieg gegen Großbritannien ab.
  • 30. Oktober: Pétain erklärt, dass Frankreich durch eine Zusammenarbeit mit Deutschland an der Neuordnung Europas teilnehmen müsse.
  • 13. Dezember: Pétain enthebt Laval seines Amtes als Ministerpräsident und stellt ihn unter Hausarrest. Grund: Forderungen von Laval zur weitreichenden Annäherung an das Deutsche Reich.

1941

  • Februar: Admiral François Darlan wird Ministerpräsident.
  • 8. Juni: Alliierte Truppen unter Teilnahme von Frei-Franzosen marschieren in Syrien ein, nach schweren Kämpfen wird am 11. Juli ein Waffenstillstand unterzeichnet, der die Kontrolle über den Libanon und Syrien den Frei-Franzosen überträgt. Der spätere libanesische Staatspräsident General Fouad Chehab stellt nun arabische Freiwilligenverbände mit mehreren tausend Mann auf, die neben senegalesischen Eliteeinheiten einen Kern der „Armee des Freien Frankreichs“ bilden, in Nordafrika (Schlacht von Bir Hakeim) kämpfen und an der Befreiung Italiens beteiligt sind. Bei der Befreiung des Libanon wurden auch jüdische Freiwillige der Palmach aus Palästina eingesetzt; der spätere israelische General Moshe Dayan verlor bei diesen Kämpfen ein Auge.
  • Juli: Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion schwenkt die Kommunistische Internationale von Kriegsgegnerschaft auf Unterstützung der Alliierten um. Die kommunistischen Mitglieder der Résistance beginnen nun eine führende Rolle im Widerstand einzunehmen, der nun aktiver geführt wird. Durch die deutschen Repressionen und die unbefriedigende Situation der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter verliert das Regime laufend an Rückhalt in der Bevölkerung.
  • Oktober: Pétain lässt die ehemaligen Ministerpräsidenten Édouard Daladier und Léon Blum verhaften und wegen des Verdachtes maßgeblich an der Niederlage Frankreichs beteiligt gewesen zu sein vor Gericht stellen. Der Prozess wird wegen Unpopularität vorläufig eingestellt.

1942

  • April: Auf deutschen Druck wird Laval statt Darlan als Ministerpräsident eingesetzt. Laval organisiert nun sowohl die Deportation von Juden in die Vernichtungslager als auch die verstärkte Gestellung von Zwangsarbeitern.
  • Briten greifen mit Unterstützung südafrikanischer Einheiten die französische Kolonie Madagaskar an, um zu verhindern, dass die Japaner von Madagaskar aus den Handel im Indischen Ozean stören
  • 8. November: Alliierte Truppen landen in Marokko und Algerien. Der zufällig anwesende Oberbefehlshaber der Vichy-Streitkräfte Admiral Darlan muss in Algier kapitulieren, lässt allerdings erst drei Tage später auch das Feuer in Marokko und bei Oran einstellen. Er wird daraufhin von Vichy seines Amtes enthoben. Als Reaktion besetzen deutsche Truppen den unbesetzten Teil Frankreichs (Unternehmen Anton), die französische Flotte versenkt sich in Toulon selbst. Am 12. November proklamiert er mit Unterstützung Eisenhowers das „Hochkommissariat von Frankreich in Afrika“ und sich selbst als „Hochkommissar“. Seine Legitimation leitet er von seiner Eigenschaft als verfassungsmäßiger Stellvertreter Pétains ab, der durch die Deutschen an der Führung der Staatsgeschäfte gehindert sei. Am 14. November nimmt er den Kampf gegen Deutschland wieder auf.
  • 24. Dezember: Darlan wird ermordet, sein Nachfolger wird General Giraud.

1943

  • 15. Mai: Jean Moulin gründet als Mann de Gaulles mit dem „Conseil National de la Résistance“ (CNR) einen Dachverband der wichtigsten Fraktionen der Résistance. Der CNR fordert die Bildung einer Exilregierung unter de Gaulle mit Giraud als Nr. 2. Giraud ist damit einverstanden, es kommt zur Gründung des CFLN (Comité Français de la Liberation nationale) das den Status einer Exilregierung erhält.

1944

Der Kollaboration beschuldigte Französinnen in Paris (Sommer 1944)
  • Juni: De Gaulles CFLN erhält nun den Status eines „Gouvernement provisoire de la république française“ (GPRF).
  • August: Nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni wird die Vichy-Regierung am 20. August durch Führerbefehl ins Schloss Sigmaringen nach Deutschland verlegt. Von Oktober 1944 bis April 1945 ist Sigmaringen Regierungssitz der Vichy-Regierung (offiziell: „État français“) unter Marschall Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval. Untergebracht sind im Sigmaringer Schloss auch die Botschaften der Verbündeten Deutschlands, Japan und Italien – das Schloss ist exterritoriales Gebiet. Neben 6000 Einwohnern befinden sich 500 Milizionäre und 700 französische Soldaten sowie mehrere tausend Flüchtlinge in Sigmaringen. Der französische Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen geflohen war, beschreibt in seinem Roman D’un château à l’autre, 1957 (deutsch: „Von einem Schloss zum anderen“) das Ende des Vichy-Regimes und das Elend in Sigmaringen.
  • 25. August: De Gaulle rückt als Sieger in Paris ein und proklamiert die Wiedererrichtung der Republik.

1945

  • Mai 1945: Nach dem Kriegsende kehrt Pétain nach Frankreich zurück und wird gemeinsam mit den übrigen Regierungsmitgliedern verhaftet und wegen Verdachts des Hochverrates und Kollaboration von der provisorischen Regierung de Gaulle vor Gericht gestellt.
  • 15. August: Pétain wird zum Tode verurteilt. De Gaulle wandelt das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe um. Pétain stirbt 1951.

Nachkriegszeit

Pétain und Laval wurden 1945 beide von einem französischem Gericht zum Tode verurteilt, wobei Pétains Strafe später durch General de Gaulle in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Dem zum Tode verurteilten Laval, dem es gelungen war, Zyankali zu schlucken, wurde der Magen ausgepumpt, bevor er vor ein Exekutionskommando gestellt wurde.

Nach der Befreiung fand von Anhängern der Résistance und anderen Personen eine Jagd auf vermeintliche und tatsächliche Kollaborateure und Anhänger des Vichy-Regimes statt, die als Épuration (= Säuberung) bezeichnet wurde. Schätzungen gehen von maximal 9000 Tötungen während der „wilden Épuration“ und 6763 Todesurteilen durch die Commission d’Épuration aus, wovon nur 767 Todesurteile vollstreckt wurden, weniger als beispielsweise in Belgien. Die Zahl der französischen Frauen, die wegen tatsächlicher oder vermeintlicher sexueller Beziehungen zu Besatzungssoldaten kahlgeschoren und nackt auf öffentlichen Plätzen „an den Pranger gestellt“ wurden, war erheblich höher. Diese von Kommunisten und Gaullisten getrennt organisierten Säuberungen sollten eine nationale Katharsis bewirken und die Spaltung der Nachkriegsgesellschaft überwinden, erreichten jedoch vielfach das Gegenteil. Die offenen Wunden wurden durch den Mythos vom glorreichen Frankreich zugedeckt, der insbesondere von de Gaulle gepflegt wurde. Über dieser Decke schien die Nation geeint, dazu trug auch das Konstrukt bei, dass die französische Politik bis Mitte der 1990er-Jahre darauf bestand, dass der État français keinen französischen Rechtscharakter gehabt habe (also genaugenommen eine Besatzungsbehörde gewesen sei). Den Anhängern des Vichy-Regimes wurde die Akzeptanz dieses Konstrukts durch Amnestien erleichtert.

Eine Mitverantwortung von Franzosen an Deportationen und Völkermord wurde erst in jüngerer Zeit (Juli 1995) durch eine Erklärung von Staatspräsident Jacques Chirac eingeräumt, wenn auch nur für Angehörige der Milice française und der Gendarmerie. Auf Basis dieses Eingeständnisses verurteilte das Oberste Verwaltungsgericht (Conseil d’État) den Staat am 12. April 2002 dazu, die Hälfte der Strafe zu zahlen, die der an Kriegsverbrechen für schuldig befundene Maurice Papon für seine Tätigkeit in der Präfektur Bordeaux zu leisten hatte. Das Geld sollen Deportationsopfer erhalten. Damit ist eine Mitverantwortung des französischen Staates für Kriegsverbrechen seiner Bürger nun auch rechtlich fixiert. Ebenso muss der Staat zwei Drittel jener Strafe tragen, die der Eisenbahngesellschaft SNCF im Juni 2006 wegen Beteiligung an den Deportationen auferlegt wurde.

Mit dem Vichy-Regime Verbundene

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Winston Churchill: Der zweite Weltkrieg (Bern 1954)
  2. Bertram M. Gordon: Collaborationism in France During the Second World War, Cornell University Press 1980, ISBN 0-8014-1263-3, S. 43–66
  3. SPIEGEL Special: Hitlers Krieg. Sechs Jahre, die die Welt erschütterten., Nr. 2/2005, S. 34-36, ISSN 1612-6017
  4. Bernhard Brunner, Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 2008, S. 44
  5. Besitzer einer Buchhandlung namens Rive Gauche, auf die ein Anschlag verübt wurde, ab September 1940 gleichzeitig Leiter des deutschen Instituts in Paris, nach dem Krieg Oberstudiendirektor in Heilbronn und zeitweise Leiter des Verlages Grabert Verlag; vgl. Bernhard Brunner, Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 2008, S. 121
  6. Bernhard Brunner, Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 2008, S. 42 f.
  7. Bernhard Brunner, a.a.O., S. 43
  8. Thierry Wolton, Rot-Braun. Der Pakt gegen die Demokratie von 1939 bis heute, Hamburg 2000, Seite 36
  9. Stéphane Courtois, Un été 1940. Les négociations entre le PCF et l’occupant allemand à la lumière des archives de l’Internationale communiste, Communisme Nr. 32, 33, 34, 4. Quartal 1992, 1. und 2. Quartal 1993, Seiten 85–127

Literatur

  • Eberhard Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg, Stuttgart 1966.
  • Henri Amouroux: La grande histoire des Français sous l’occupation, S. 1978 ff. (Gesamtwerk, auch einzelne Jahrgangsbände 1939; TB-Ausgabe), deutsch in Auszügen: Der Spiegel, Serie, Nr. 20/1990 bis 23/1990.
  • Serge Klarsfeld, Ahlrich Meyer (Übers.): Vichy – Auschwitz: die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der Endlösung der Judenfrage in Frankreich, Greno, Nördlingen 1989, ISBN 3-89190-958-6; u.d.T. Vichy – Auschwitz. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, WBG, Darmstadt 2007; korrigierte und in der umfangreichen Literaturliste und im Register aktualisierte Ausgabe. In: Forschungsstelle Ludwigsburg FSL, Bd. 10, ISBN 3-534-20793-9. (Standardwerk)
  • Claude Carlier, Stefan Martens (Hg.): La France et l’Allemagne en Guerre (Septembre 1939 – Novembre 1942) / Deutschland und Frankreich im Krieg (September 1939–November 1942), Paris 1990.
  • Gerhard Hirschfeld, Patrick Marsh (Hrsg.): Kollaboration in Frankreich, Politik, Wirtschaft und Kultur während der nationalsozialistischen Besatzung 1940–1944, S. Fischer, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-10-030407-1.
  • Bernd Zielinski: Staatskollaboration. Vichy und der Arbeitskräfteeinsatz im „Dritten Reich“, Westfälisches Dampfboot, Münster 1995, ISBN 3-929586-43-6.
  • Bernd Kasten: „Gute Franzosen“. Die französische Polizei und die deutsche Besatzungsmacht im besetzten Frankreich 1940–1944, Thorbecke, Sigmaringen 1993 (auch: Kieler historische Studien, Bd. 37, Diss. Univ. Kiel 1990), ISBN 3-7995-5937-X
  • Eckard Michels: Das Deutsche Institut in Paris 1940–1944. Ein Beitrag zu den deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches. In: Studien zur modernen Geschichte, 46, Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06381-1.
  • Wolfgang Drost u. a. (Hgg.): Paris sous l’Occupation. Paris unter deutscher Besatzung, Vorträge des 3. Kolloquiums der Universitäten Orléans und Siegen. Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0246-6 (Schwerpunkt: Geistesgeschichte).
  • Wolfgang Geiger: L’image de la France dans l’Allemagne nazie 1933–1945 PUR, Rennes 1999, ISBN 2-86847-374-1 (Rezension: [1])
  • Rita Thalmann: Gleichschaltung in Frankreich: 1940–1944, aus dem Franz.: Eva Groepler, Europäische Verlagsanstalt EVA, Hamburg 1999 (OT: La mise au pas), ISBN 3-434-50062-6
  • Regina M. Delacor: Attentate und Repressionen. Ausgewählte Dokumente zur zyklischen Eskalation des NS-Terrors im besetzten Frankreich 1941/42. In: Instrumenta, 4, Thorbecke, Stuttgart 2000 ISBN 3-7995-7268-6
  • Anne Klein: Fluchthilfe aus Südfrankreich. Das Centre américain de Secours CAS in Marseille 1940–1941 in: Flüchtlingspolitik und Fluchthilfe Beiträge zur ns. Gesundheits- und Sozialpolitik 15, Verlag der Buchläden Schwarze Risse, Berlin 1999 ISBN 3-924737-50-9
  • Christian Eggers: Die Lager des Vichy-Regimes. Die Internierung jüdischer Flüchtlinge in Frankreich 1940–1944 Campus, Frankfurt 2000, ISBN 3-593-36628-2
  • Ahlrich Meyer: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung, WBG, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14966-1; in Franz.: L’occupation allemande en France, aus dem Dt.: Pascale Hervieux. Edition Privat, Toulouse 2002 ISBN 2-708-95693-0.
  • Stefan Martens, Maurice Vaïsse (Hg.): Frankreich und Deutschland im Krieg (November 1942 – Herbst 1944). Okkupation, Kollaboration, Résistance. Akten des deutsch-französischen Kolloquiums. La France et l’Allemagne en Guerre (novembre 1942 – automne 1944). Occupation, Collaboration, Résistance, Deutsches Historisches Institut Paris und Centre d’Études d’Histoire de la Défense, Vincennes in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte, München und dem Institut d’Histoire du Temps Présent (Tagung: Paris-Cachan, 22./23. März 1999), Bouvier, Bonn 2000, XVIII–944 S.
  • Anja Köhler: Vichy und die französischen Intellektuellen. Die „années noires“ im Spiegel autobiographischer Texte, Narr, Tübingen 2001 ISBN 3-8233-5859-6
  • Jacques Cantier: L’Algérie sous le régime de Vichy, Odile Jacob, Paris 2002 ISBN 2-738-11057-6
  • Jean-Marc Dreyfus: Eine nie verheilende narzisstische Wunde? Die Kollaboration im französischen Gedächtnis. In: Fritz-Bauer-Institut (Hg): Grenzenlose Vorurteile, Jahrbuch 2002 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, S. 167–188, Campus, Frankfurt 2002 ISBN 3-593-37019-0
  • Insa Meinen: Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich, Temmen, Bremen 2002, ISBN 3-861-08789-8; in: Wehrmacht et prostitution sous l’Occupation (1940–1945), Payot, 2006, ISBN 2-228-90074-5.
  • Susanne Dürr: Strategien nationaler Vergangenheitsbewältigung. Die Zeit der „Occupation“ im französischen Film In: Siegener Forschungen zur romanischen Literatur- und Medienwissenschaft, Bd. 12, Stauffenburg, Tübingen 2002 ISBN 3-86057-532-5. (Verlagsinfo [2]
  • Claudia Moisel: Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher. Die strafrechtliche Verfolgung der deutschen Kriegs- und NS-Verbrechen nach 1945, Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-749-7. (Rezension [3] (englisch))
  • Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland. In: Moderne Zeit, 6, Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-693-8. (Rezension [4]) Als TB 2007
  • Albrecht Betz, Stefan Martens: Les intellectuels et l’Occupation, 1940–1944: Collaborer, partir, résister, Autrement (Coll. „Mémoires“), Paris 2004 ISBN 2-746-70540-0 (Rez. in: Zs. „Dokumente“, Heft 2/2005, S. 97 von Dieter Tiemann)
  • Ahlrich Meyer: Täter im Verhör. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich 1940–1944 WBG, Darmstadt 2005 ISBN 3-534-17564-6. (Rezension von Rudolf Walther in Die Zeit 2005-50; bei Weblinks, Tagung Dez. 2006)
  • Erich Schmidt: Frankreich-Lexikon, 2. Aufl., Berlin 2005, ISBN 3-503-06184-3 (sehr viele Lit.-Angaben).
    • Walther Fekl: Occupation, S. 681–686 (Artikel, genaue Karte)
    • (dsb.) Art.: Vichy (Regime de Vichy), S. 999–1007
    • Siegfried Loewe: Judaisme français, S. 542–547 (Artikel)
  • Philippe Burrin: Vichy. Die Anti-Republik. In: Pierre Nora (Hg.): Erinnerungsorte Frankreichs, aus dem Französischen von Michael Bayer, Enrico Heinemann, Elsbeth Ranke, Ursel Schäfer, Hans Thill und Reinhard Tiffert, Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52207-9.
  • Laurent Douzou: La Résistance française. Une histoire périlleuse, Éd. du Seuil, Paris 2005. (erster Überblick über die Betrachtung des Vichy-Regimes und des Widerstands in der gesamten Nachkriegszeit)
  • Alain Chatriot, Dieter Gosewinkel (Hgg.): Figurationen des Staates in Deutschland und Frankreich. 1870–1945 (= Les figures de l’État en Allemagne et en France). In: Pariser historische Studien, Bd. 72, Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-57671-9 (einige Aufsätze in Dt., andere in Franz.), ISBN 3-486-57671-2, darin: Die „gelenkte Wirtschaft“ in Frankreich 1940–1944.
  • Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. In: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 69, Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-57992-5, ISBN 3-486-57992-4 (zugl. Diss. Univ. München, 2005).
  • Lorent Joly: Vichy dans la solution finale. Histoire du Commissariat Général aux Questions Juives 1941–1944, Grasset, Paris 2006, ISBN 2-951-94385-7. (Kurzbespr. in: Zs. „Mittelweg 36“, Hamburger Edition, Heft 6/Jg. 15, Dez. 2006, S. 44, im Schwerpunkt „Franz. Literatur zu Genozid und Massenverbrechen“)
  • Martin Jungius: Der verwaltete Raub. Die „Arisierung“ der Wirtschaft in Frankreich 1940–1944. Thorbecke, Ostfildern 2008, Beiheft der Francia Nr. 67, hrsg. von Deutschen Historischen Institut Paris

Belletristik und Zeitgenössisches

(siehe auch unter Weblinks den Artikel von Mona Körte) Einträge alphabetisch

  • Didier Daeninckx: La mort n’oublie personne, Denoe, Paris 1989, ISBN 2-207-23539-4 (nur in Frz.)
  • Romain Gary: Der Tanz des Dschingis Cohn, Piper Verlag, München 1969, wieder dtv, 1970 u. ö. (zur Kürzung gegenüber dem Original siehe Bezugsartikel Gary)
  • derselbe: Les cerfs-volants; dt.: Gedächtnis mit Flügeln, 1989. (Die Besatzung mit den Augen eines Jugendlichen, die Gratwanderung zwischen Kollaboration und Résistance, Gemeinsamkeiten zwischen Ost- (Polen) und West-Europa unter den Deutschen.)
  • Leslie Kaplan: Fever, 2005 (dt. 2006, TB 2008)
  • Jonathan Littell: Les Bienveillantes 2006, deutsch Berlin 2008 ISBN 3-8270-0738-0
  • Louis Malle, Patrick Modiano: Lacombe Lucien, Drehbuch (auch als Film, DVD), Gallimard, Paris 1974, ISBN 2-070-28989-3 u. ö.
  • Patrick Modiano: Dora Bruder (sowie weitere Werke, siehe Bezugsartikel). Was man seine „Trilogie der Occupation“ nennen könnte, enthält Place d’étoile (bisher nicht übersetzt) sowie La ronde de nuit und Les boulevards de ceintures, diese beiden auf Deutsch in der Pariser Trilogie zu lesen.
  • Brian Moore: Hetzjagd, Diogenes, Zürich 1997 (in Anlehnung an die Geschichte des Kriegsverbrechers Paul Touvier)
  • Irène Némirovsky: Suite française deutsch 2005
  • Georges Perec: W ou le souvenir d’enfance; dt.: W oder die Kindheitserinnerung Übers. Eugen Helmlé, Suhrkamp, Frankfurt 1982, ISBN 3-518-01780-2. (Weitere Übers. u. d. T. W oder die Erinnerung an die Kindheit, Übers. Thorgerd Schücker. Berlin (O): Volk und Welt, 1978) Die Übersetzungen sind recht unterschiedlich, im Prinzip gleichwertig. So bietet sich auch eine Vergleichsmöglichkeit für die Tätigkeit eines Übersetzers.)
  • Jean-Paul Sartre: Paris unter der Besatzung. Artikel, Aufsätze und Reportagen 1944–1945 Rowohlt TB, Reinbek 1997 ISBN 3-499-14593-6
  • Joseph Joffo: Ein Sack voll Murmeln. Ullstein TB, 1996, ISBN 3-548-23727-4. Französisches Original: Un sac de billes, Verlag: Librairie Generale Française, ISBN 2-253-02949-1.

Filme

  • Die Finsternis, Literaturverfilmung mit dokumentarischem Material von Thomas Tielsch. Der Film beschreibt die Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Vichy-Regierung von den Nationalsozialisten nach Sigmaringen verpflanzt wurde. Nach dem Roman Von einem Schloss zum anderen von Louis-Ferdinand Céline.
  • Folgendes Buch beschreibt 5 Filme zum Thema: Pia Bowinkelmann: Schattenwelt. Die Vernichtung der Juden, dargestellt im französischen Dokumentarfilm, Offizin, Hannover 2008, ISBN 3-930-34562-5 (dort thematisierte Filmemacher: Resnais Nacht und Nebel; Frédéric Rossif & Madeleine Chapsal: Le Temps du ghetto, 1961; Marcel Ophüls: Das Haus nebenan. Chronik einer französischen Stadt im Kriege (OT: Le chagrin et la pitié) 1969; Claude Lanzmann, Shoah und Claude Chabrol: L’œil de Vichy, 1993)

Weblinks


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