Geschichte Bad Grönenbachs

Geschichte Bad Grönenbachs
Hohes Schloss zu Bad Grönenbach

Die Gegend um Bad Grönenbach war bereits sehr früh durch die Vindelicer besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1099. Grönenbach war danach zuerst im Besitz der von Rothenstein und ab 1482 der von Pappenheim. 1803 im Zuge der Säkularisation und des Reichsdeputationshauptschluss wurde Grönenbach Bayern zugeordnet. Seit 1954 ist Grönenbach Kneippkurort und seit 1996 Kneippheilbad.

Inhaltsverzeichnis

Frühgeschichte

Raetia (gelb) auf einer Historischen Karte. Droysens Historischer Handatlas, 1886

Die Gegend der Marktgemeinde Bad Grönenbach war bereits sehr früh besiedelt. Im Jahre 15 v. Chr. besiegten die Römer die keltischen Vindelicer. Die Römer gründeten nach ihrem Sieg die Provinz Raetia, welche das Gebiet Grönenbach mitumfasste. Ab 400 n. Chr. verfiel die römische Macht mehr und mehr. Die römische Bevölkerung zog sich nach Süden zurück. An ihrer Stelle besetzten ca. 500 n. Chr. germanische Thüringer und Alemannen den Illergau und vermischten sich mit den keltischen Ureinwohnern. Die erste alemannische Siedlung wurde an der „grünen Ach“ errichtet. Davon dürfte sich auch der Ortsname abgeleitet haben – Grunbac – Gruenbach – Grunenbach – Grünenbach – Grönenbach. Die Ach wurde mittlerweile verrohrt und verläuft im heutigen Ortsgebiet unterhalb der Sonnenstraße, früher Kratzgasse.

Vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert

Die erste urkundliche Erwähnung von Grönenbach erfolgte im Jahr 1099. Eine erste Erwähnung des Ortsadels findet bereits 727 statt, in dem von einem Gottschalk von Grönenbach berichtet wird, welcher in der Schlacht am Feilenforst gefallen ist.[1] Im Jahre 973 wird von einem Edlen Hatto von Wolfertschwenden und Grönenbach berichtet. Der Grönenbacher Ortsadel, welcher aus dem Maierhof hervorgegangen ist, zählen urkundlich belegt 1099 Volpert und Hatto von Grönenbach, 1152 Rupert von Grönenbach, 1152 Berthold von Grönenbach (welcher als „Leutpriester“ und Pfarrherr von Grönenbach aufgeführt wird), 1170 Ulrich von Grönenbach (später Mönch in Isny). Die letzte Nachfahrin dieses welfischen Adelsgeschlechtes Adelheid von Grönenbach starb im Jahr 1260 im Kloster Ottobeuren als Nonne. Der Grönenbacher Adel residierte zu dieser Zeit bereits nicht mehr im Maierhof, sondern in einer Burg, welche mutmaßlich in den Welfenkriegen zerstört wurde und an der Stelle der heutigen Stiftskirche St. Philipp und Jakob stand.

von Rothenstein (1180–1482)

Epitaph von Ludwig von Rothenstein († 1482)

Zum Ende des 13. Jahrhunderts regierten die Herren von Rothenstein über Grönenbach. Der Name Rothenstein geht dabei auf ihre Stammburg Rothenstein bei Grönenbach zurück. Um das Jahr 1280 wurde unter der Herrschaft von Heinrich Ludwig von Rothenstein vermutlich auch das Hohe Schloss zu Grönenbach errichtet. Ab 1293 war Konrad der Ältere Herr von Rothenstein, Grönenbach und Woringen[2]. Die Herren von Rothenstein verloren in den 300 Jahren die Herrschaft für kurze Zeit an Hans Rizner von Memhölz sowie Hans den Syrgen von Syrgenstein. Konrad und Ulrich von Rothenstein kauften diese im Jahre 1384 wieder zurück[3]. Bereits im Jahre 1260 war Grönenbach ein Lehen des Fürststift Kemptens. Die Herren von Rothenstein konnten durch weitere Erwerbungen ihre Bedeutung und Macht ausbauen. Im Laufe der Zeit spaltete sich das Herrschergeschlecht in mehrere Linien auf:

  • Rothenstein - Rotenstein
  • Rothenstein - Grönenbach
  • Rothenstein - Woringen-Zell
  • Rothenstein - Falken-Ittelsburg
  • Rothenstein - Albrechts
  • Rothenstein - Ebenhofen

Neben einer Reihe von bedeutenden Personen aus dem Geschlecht der von Rothenstein (darunter eine Reihe von Äbten in Füssen, Mariaberg, Wessobrunn) ist für Grönenbach der Ritter Ludwig von Rothenstein von besonderer geschichtlicher Bedeutung. Ludwig von Rothenstein und seine Gemahlin Jutta von Hirnheim stifteten, das sie kinderlos geblieben waren, im Jahre 1479 ein Spital zum Hl. Geist und wandelten die Pfarrkirche in eine Kollegiatsstiftskirche um. Für 12 Kanoniker wurde in direkter Nachbarschaft der Kirche ein eigenes Stift errichtet. Ebenso auf Ludwig von Rothenstein geht die Leonhardskapelle in Ittelsburg zurück. Ludwig von Rothenstein starb am 8. Mai 1482, mit seinem Tod starb die männliche Linie der von Rothenstein aus. Er vermachte seinen gesamten Besitz an seinen Neffen Heinrich I. von Pappenheim († 1482), welcher aus der Ehe seiner Schwester Corona mit Heinrich – genannt Testa (Haupt) – von Pappenheim († 1439), Reichsmarschall Kaiser Friedrich Barbarossas, hervorgegangen war. Der Epitaph Ludwig von Rothenstein ist in der Stiftskirche St. Philippus und Jakobus angebracht.


Stammbaum der von Rothenstein[4]

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konrad von Rothenstein († 1339)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johannes von Rothenstein (Deutschherrenritter)
 
Heinrich von Rothenstein
 
Ludwig der Alte von Rothenstein (~ 1329)
 
Friedrich von Rothenstein
 
Konrad von Rothenstein († 1344)[5]
 
Anna von Rothenstein (Abtissin im Kloster Edelstetten)


Konrad von Rothenstein hatte folgende Geschwister, von denen jedoch nichts näheres bekannt ist:

  • Ludwig von Rothenstein (~ 1277)
  • Hermann von Rothenstein (~ 1277)
  • Konrad von Rothenstein (~1269), Mönch


Für Grönenbach entscheidend war die Linie von Ludwig dem Alten von Rothenstein.


 
 
 
 
 
 
 
Ludwig der Alte von Rothenstein (~ 1329)
 
 
 
Elise von Schwarzenburg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hans Ritzner von Memhölz
 
Clara von Rothenstein
 
Hans von Rothenstein
 
Friedrich von Rothenstein
 
Ludwig der Jüngere von Rothenstein
 
Adelheid von Isenburg
 
Heinrich von Rothenstein
 
Hartmann von Rothenstein
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hug von Rothenstein
 
 
Christoph von Rothenstein
 
 
Ulrich von Rothenstein († 1414)
 
 
Konrad von Rothenstein († 1409)
 
Ursula von Hattenberg
 
Hildegard von Frundsberg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Haupto II. Graf von Pappenheim (* 1380; † 1439)
 
Corona von Rothenstein (* 1393; † 1412/14/19)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig von Rothenstein († 8. Mai 1482)
 
Jutta von Hürnheim († 15. April 1501)
 
 
 
 
Thomas von Rothenstein († 1473)
 
 



von Pappenheim (1482–1612)

Wolfgang von Pappenheim († 1558)
Schlößle in Bad Grönenbach 1563

Rechtmässig wäre Grönenbach als Lehen an das Fürststift Kempten zurückgefallen, da es ein Manneslehen und somit in weiblicher Deszendenz nicht übertragbar war. Durch diese Erbschaft entbrannte ein Streit der ca. 25 Jahre währte. 1508 wurde den von Rothenstein ihre Stammburg zurückgegeben. Jedoch verkaufte Euchar von Rottenstein die Burg bereits sechs Jahre später 1514 wieder an die von Pappenheimer, an den Sohn Wilhelms, Wolfgang von Pappenheim. Die von Pappenheimer waren eines der ältesten Adelsgeschlechter des ehemaligen römische-deutschen Reiches. Marschall Alexander I. von Pappenheim († 1511) (Grönenbach) war 1488 an der Befreiung König Maximilian I. aus flandrischer Gefangenschaft in Brügge beteiligt.

Verleihung des Marktrechts durch Friedrich III. 1485

Im Jahre 1485 verlieh Kaiser Friedrich III. der Gemeinde Grönenbach das Marktrecht, anlässlich seines Aufenthaltes in Memmingen. Die beiden Söhne Heinrichs von Pappenheim teilten den geerbten Besitz 1494 auf. Wilhelm von Pappenheim wurde somit der Begründer der Linie Pappenhem-Rothenstein, sein Bruder Alexander I. der Linie Pappenheim-Grönenbach. Wilhelm von Pappenheim erwarb 1496 durch Kauf von des Memminger Bürgers Zwicker das Dorf und Gericht Ittelsburg.

In den Bauernkriegen im 15. und 16. Jahrhundert blieb auch Grönenbach nicht von Aufständen verschont. Die Grönenbacher beteiligten sich beim Baltringer Haufen. Die Pappenheimer im Hohen Schloss und auf der Burg Rothenstein waren gezwungen nach Kempten zu fliehen. Im Jahre 1525 umlagerten die aufständischen Bauern das Hohe Schloss, zogen jedoch unverrichteter Dinge wieder ab. Der Bauernkrieg endete am 15. Juli 1525 mit einer Niederlage der Aufständischen bei Leubas.

Besondere Bedeutung für Grönenbach erlangten Alexander II. von Pappenheim „der Katholische“, sowie Philipp von Pappenheim „der Reformator“. Nach dem Tode Wolfgang von Pappenheim im Jahr 1558, unternahmen drei seiner Söhne Philipp, Wolfgang und Christoph von Pappenheim 1559 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Philipp und Christoph von Pappenheim kehrten bereits in Venedig um und lernten in der Schweiz den reformierten Glauben kennen. Christoph von Pappenheim starb auf dieser Reise. Philipp nahm den calvinistischen Prediger Bächli aus Basel, einen Eisenhändler, mit nach Grönenbach und führte die neue reformierte Glaubenslehre nach Zwingli und Calvin nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio“ ein. Es erfolgte eine Gütertrennung zwischen Philipp und Alexander II. von Pappenheim, wobei Philipp halb Grönenbach, Theinselberg, Herbishofen, Ittelsburg und Sachsenried erhielt. Das Schlößle in Grönenbach wurde im Jahr 1563 erbaut und diente als Witwensitz für die von Pappenheim. Eine Inschrift über dem Eingang berichtet:

Als man zählet 1563 Jahr, dieses Haus zu Lieb aufgebauet war Jungfrau „Walburg“ von Pappenheim durch ihre Vetter die vier Brüder, insgeheim Conrad, Wolf, Christof und Philippen, die Gott vor Unglück wöll beschützen.

Im Jahr 1612 mit dem Tod Alexander II. von Pappenheim, endete die Herrschaft der von Pappenheimer in der Grönenbacher Linie.

Stammbaum der von Pappenheim

Wappen derer von Rothenstein und Pappenheim

Auszug aus der Ahnenliste der von Pappenheim, welche für Grönenbach von geschichtlicher Bedeutung waren während der 130-jährigen Herrschaft derer von Pappenheim in Grönenbach.[6]

  • Haupto I. Graf von Pappenheim (* 1340; † 1409) ∞ Agnes von Weinsberg (* 1360; † 1405)
    • Haupto II. Graf von Pappenheim (* 1380; † 1439) ∞ Corona von Rotenstein (* 1393; † 1412/14/19) ∞ Barbara von Rechberg
      • Bernhard von Pappenheim
      • Heinrich XI. Graf von Pappenheim (* 1413; † 1482) ∞ Anna von Abensberg[7]
        • Ursula von Pappenheim ∞ Veit von Leonrod
        • Barbara von Pappenheim ∞ Lutz von Rotenhan
        • Corona von Pappenheim
        • Haupt III. von Pappenheim († 1479)
        • Caspar von Pappenheim († 4. Januar 1511)
        • Christoph I. von Pappenheim (* 1433 - † 1470)
        • Heinrich XII. von Pappenheim († 1511) ∞ v. Hürnheim
        • Wilhelm I. von Pappenheim († 1508) ∞ Magdalena von Rechberg († 1508)
          • Wolfgang von Pappenheim († 1558) ∞ Margareta von Roth († 1555)
            • Conrad von Pappenheim (* 10. April 1534 - † 30. Juli 1603) ∞ Catharina von Lamberg († 1599)
              • Rudolf von Pappenheim
              • Maximilian von Pappenheim (* 1580 - † 14. Februar 1639) ∞ Elisabeth von Sayn-Wittgenstein († 1600) ∞ Juliana von Wied († 1604) ∞ Maria Ursula von Leiningen-West (* 1583 - † 1638)
                • Ernst Friedrich von Pappenheim (* 1608 - † 1609)
                • Heinrich Ludwig von Pappenheim (* 1610 - † 1633)
                • Maximiliane Maria von Pappenheim († 1635) ∞ Friedrich Rudolf von Fürstenberg (* 1602)
                  • Franz Maximilien von Fürstenberg († 1681)
              • Elisabeth von Pappenheim ∞ Freiherr von Winneberg
              • Catharina von Pappenheim
              • Polyxena von Pappenheim ∞ Wolfgang von Hohensachsen
            • Wolfgang II. von Pappenheim (* 27. Oktober 1535 - † 6. März 1585)
              • Wolfgang Christoph III. von Pappenheim (* 1567 - † 1635) ∞ Anna M. von Güsenberg
              • Wilhelm IV. von Pappenheim (* 1569 - † 1621) ∞ E. von Wallenfels
            • Christoph von Pappenheim (* 21. März 1538 - † 13. Januar 1569)
            • Philipp von Pappenheim (* 14. Dezember 1542 - † 13. November 1619) ∞ Ursula von EllerbachAnna von Winneberg und Beilstein († 30. September 1635)
            • Wilhelm III. von Pappenheim († 1550)
            • Magdalena von Pappenheim ∞ B. von Ellerbach
            • Veronica von Pappenheim ∞ F. v. Freyberg-Justingen
          • Elisabeth von Pappenheim ∞ Caspar von Laubenberg
          • Joachim von Pappenheim († 16. Oktober 1536)[8] ∞ Anna von Laubenberg
            • Sophia von Pappenheim ∞ Jakob von Bubenhofen
            • Walpurg von Pappenheim
            • Joachim II. von Pappenheim
          • Wilhelm von Pappenheim († 1530)
          • Christoph von Pappenheim (* 1492 - † 10. Juni 1539)
        • Alexander I. von Pappenheim (* 1435 - † 1511) ∞ Barbara von Ellerbach
      • Georg I. von Pappenheim († 1485)
      • Johann von Pappenheim
      • Conrad III. von Pappenheim († 14. April 1482) ∞ Dorothea v. Laber
      • Sigmund II. von Pappenheim († 1496)
      • Anna von Pappenheim ∞ Hans VI. von Fraunberg Freiherr zu Haage
      • Margareta von Pappenheim ∞ Wolfgang von Preysing
    • Sigmund von Pappenheim († 1436) ∞ Katharina von Sparneck

Die Epitaphen von Wolfgang († 1558), seiner Gemahlin Margareta († 1555), Alexander I. († 1511), Alexander II. († 1612) und Joachim von Pappenheim († 1599), sowie von Anna von Pappenheim († 1616) mit ihrem Gemahl Philipp von Rechberg († 1611) sind allesamt in der Stiftskirche St. Philippus und Jakobus in Grönenbach untergebracht.

Fugger (1612–1695)

Durch den Tod Alexander II. von Pappenheim 1612 erbte seine Tochter Anna Marschallin von Pappenheim seine Besitzungen. Anna war mit dem Grafen Phillip von Rechberg vermählt und ehelichte nach dessen Tod mit Genehmigung des Fürstabtes von Kempten – Landesherr – Otto Heinrich Fugger, Graf von Kirchberg-Weißenhorn und Ritter des Orden vom Goldenen Vlies. Die Fugger regierten Grönenbach während des 30-jährigen Krieges. Sein Sohn Paul Fugger war in den Jahren 1682–1690 auch am Um- und Anbau des Hohen Schlosses zu Grönenbach beteiligt (Fuggerbau). Unter Paul Fugger vollzog sich 1695 der vollständige Rückkauf von Grönenbach und Rothenstein an das Fürsstift Kempten an Rupert von Bodemann gegen einen Betrag von 60.000 Gulden.[9].

Im Jahr 1628 hatte die Pest Grönenbach erreicht und forderte im gleichen Jahr min. 86 Todesopfer. Im Schwedenkrieg 1632 wurde das Hohe Schloss durch die Schweden gestürmt und geplündert. Im Mai des Folgejahres wurde die Spitalkirche, das Spital selbst und 35 Anwesen durch Schweden niedergebrannt[10].

18. und 19. Jahrhundert

Historische Ansicht Bad Grönenbachs, Anfang des 19. Jahrhunderts

Nachdem 1695 Grönenbach von den Fuggern an das Fürststift Kempten zurückgefallen war, errichtete der damalige Fürstabt Rupert von Bodemann im Hohen Schloss ein Pflegeamt (Distriktsverwaltung). Als erster Pfleger wurde der ministeriale und Hofherr Karl Christoph Freiherr von Ulm entsandt. Danach wurden nur noch adelige Stiftskanoniker des Fürststifts Kempten entsendet. Diese führten allesamt den Titel eines Propstes. Bis 1803 waren dies im einzelnen:

  • L. J. Baron de Riedheim
  • Udalricus de Hornstein
  • Adalbert von Falkenstein
  • Marianus, Freiherr von Welden (1751)
  • Freiherr von Neuenstein (1775)
  • Baron von Zweyer

Im Jahre 1803 vollzog sich auch in Grönenbach die Säkularisation. Grönenbach fiel dadurch als gewöhnliche Gemeinde an den bayerischen Staat und kam unter die Herrschaft des Kurfürsten Maximilian I.. Die Durchführung der Säkularisation in Grönenbach oblag Dr. Johann Martin Abele (Syndikus und churbayerischer Chronist), welcher als churfürstlicher delegierter Kommissar am 3. Dezember 1802 nach Grönenbach kam. Die gesamte Einrichtung des Hohen Schlosses wurde am 17. August 1803 mit einem Erlös von 1.559 Gulden versteigert.

Das Hohe Schloss, sowie das gesamte Inventur war dem bayerischen Fiskus zugefallen. Hierdurch wurde das Hohe Schloss Sitz des königlichen bayerischen Landgerichtes. Die Beamten waren im Nebengebäude untergebracht, die Büro- und Sitzungssäle waren im Schloss selbst. 1862 wurde das Landgericht aufgelöst und nur noch das Amtsgericht belassen, welches 1878 nach Memmingen verlegt wurde. Am 26. Oktober 1901 wurde das Hohe Schloss durch Dominikus Ringeisen für 30.000 Mark erworben.

In den Jahren 1795–1800 wurden durch das Fürsstift eine Reihe von Gebäuden beim Hohen Schloss errichtet. Darunter befand sich auch ein Brauhaus. Dieses Brauhaus belieferte zu dieser Zeit insgesamt drei Wirte in Grönenbach selbst, sowie 14 in den umliegenden Ortschaften mit Bier. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Grönenbach eine Reihe von Ämter und Behördern eingerichtet, darunter ein Postamt (1890), ein Forstamt (1886) und eine Telegraphenstation (1896). Das erste Telefonamt nahm am 12. Februar 1904 mit zwölf Teilnehmern und fünf öffentlichen Stellen den Betrieb auf[11].

20. Jahrhundert bis heute

Rathaus von 1936/1937

Die beiden Weltkriege zu Beginn dieses Jahrhunderts forderten auch in Grönenbach Opfer. Im Ersten Weltkrieg sind 72 und im Zweiten Weltkrieg 244 Tote oder Vermißte zu vermelden. Am Ende des Zweiten Weltkrieg waren in Grönenbach rund 1.200 Vertriebene aufgenommen.

In den 1930er Jahren wandelte Dr. Schmidtchen das ehemalige Clefferer Bad in das Kurheim Bad Clevers um. Grönenbach blickt in diesem Zusammenhang bereits auf eine lange Badegeschichte zurück, welche bereits vor dem 30-jährigen Krieg bekannt war. Im Jahr 1732 wurde dem Bade bereits das Recht zugesprochen Badegäste aufzunehmen und zu beherbergen. Unter Landrat Dr. Karl Lenz wurde 1935 mit dem Bau eines Kneippkurhauses begonnen. Entscheidend für die Entwicklung als Kneippkurort war der Aufenthalt des Pfarrers Sebastian Kneipp in den Jahren 1842 und 1843. Hieran erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Stahlhof:

Sebastian Kneipp 1821 - 1897 fand hier, von seinem Geburtsort Stephansried kommend im Hause des damaligen Ortsvorstehers Schmid nachmals Stahlbauer, im Spitalhof 1842/43 Unterkunft, als er bei Kaplan Dr. Merkle Latainunterricht erhielt und nebenbei seinem Hausherrn landwirtschaftliche Dienste leistete.

Grönenbach wurde im Jahr 1954 als Kneippkurort anerkannt. 1996 wurde Grönenbach das Prädikat Kneippheilbad verliehen und wird seitdem Bad Grönenbach genannt.

Literatur

  • Kirchenführer der Stiftskirche Bad Grönenbach 1995.
  • Heimatkundliche Stoffsammlung der Stadt und des Kreises Memmingen
  • Kurverwaltung Bad Grönenbach (Hrsg.): Hohes Schloss. Broschüre.
  • Kurverwaltung Bad Grönenbach (Hrsg.): Ein kleiner Ortsrundgang
  • Lorenz Boxler: Sammlung der merkwürdigen Ereignisse in dem ehemaligen fürstlichen Reichsstifte Kempten, 1822
  • Ferdinand Eggmann: Geschichte des Illertahles, 1862

Weblinks

 Commons: Bad Grönenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ferdinand Eggmann: Geschichte des Illertahles, 1862, Seite 251 ff.
  2. Landkreis Unterallgäu, Band II, 1987, Seite 1010
  3. Geographisches statistisch-topographisches Lexikon von Schwaben, 1800, Seite 738
  4. Lorenz Boxler: Sammlung der merkwürdigen Ereignisse in dem ehemaligen fürstlichen Reichsstifte Kempten, 1822, Seite 152
  5. "Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten", 1840, Seite 132
  6. Pagenstecher - Püterich: Neue Deutsche Biographie, Band 20, 2001
  7. Stammbaum nach Hans Schwackhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim, 2002, Seite 168
  8. Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, Joh. Bapt. Haggenmüller, 1847
  9. "Allgäuer Chronik, Daten und Ereignisse", Alfred Weitnauer, 1971, Seite 314
  10. Landkreis Unterallgäu, Band II, 1987, Seite 1012
  11. Landkreis Unterallgäu, Band II, Seite 1012, 1013

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