English Electric Canberra

English Electric Canberra
English Electric Canberra
Eine Canberra PR.9 startet in Gloucestershire, England
Eine Canberra PR.9 startet in Gloucestershire, England
Typ:
Entwurfsland: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Hersteller: English Electric
Erstflug: 13. Mai 1949
Indienststellung: Mai 1951
Produktionszeit: 1951 bis 1961
Stückzahl: 1.352
B-57 des United States Department of Commerce (Handelsministerium)
B-57A der US Air Force
Martin B-57G
WB-57F des 58th Weather Reconnaissance Squadron der USAF
Seitenansicht einer australischen Maschine
Seitenansicht der Version der Bundeswehr

Die English Electric Canberra war ein zweistrahliges britisches Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges. Sie gehörte der ersten Generation von Strahlflugzeugen an, wurde ab 1944 als Ersatz für die de Havilland Mosquito entwickelt und 1951 von der Royal Air Force in Dienst gestellt. Als Besonderheit waren die Triebwerke in die Tragflächen integriert. In den USA in Lizenz gefertigte Modelle der US Air Force sind unter dem Namen Martin B-57 bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Insgesamt wurden 1.352 Canberras produziert, darunter 403 B-57 und 48 Flugzeuge für die Royal Australian Air Force. Verschiedene Versionen wurden nach Argentinien, Kanada, Chile, Ecuador, Äthiopien, Frankreich, Indien, Neuseeland, Pakistan, Peru, Rhodesien, Südafrika, Schweden, Venezuela und Westdeutschland exportiert. Die RAF Germany flog die Canberra etwa zwei Jahrzehnte. In der deutschen Bundeswehr wurden 1963 bis 1993 drei Exemplare beim Amt für Militärisches Geowesen für Bildflüge eingesetzt. Am 23. Juni 2006 wurden die letzten Canberras der RAF nach 55 Jahren offiziell außer Dienst gestellt.

Das Flugzeug wurde ursprünglich als leichter Bomber und später als Fotoaufklärer eingesetzt. In der USAF verwendete man die B-57 als Nachfolger der B-26 Invader, unter anderem als Bodenangriffsflugzeug Martin B-57G im Vietnamkrieg. Andere Einsätze fanden während der Suez-Krise 1956 und im malayischen Bürgerkrieg durch die RAF sowie in den Kriegen zwischen Äthiopien und Eritrea bzw. Somalia, in den Indo-Pakistanischen Kriegen und in den „Buschkriegen“ Rhodesiens und Südafrikas statt. Eine für den Höheneinsatz modifizierte Version stellte 1957 mit 21.430 m einen Höhenweltrekord auf und diente der USAF vor der Indienststellung der Lockheed U-2 zu Spionageflügen über China und der Sowjetunion.

Zu einem Sonderstatus kam die Martin B-57G. Für Angriffe zur Unterbrechung des Nachschubverkehrs über den Ho-Chi-Minh-Pfad wurden 16 Nacht-Intruder B-57G umgebaut und mit einem abgeschlossenen „Nachtangriffspaket“ in der stark veränderten knollenförmigen Nase versehen. Dieses von Westinghouse entwickelte Paket enthielt vorwärts gerichtetes Suchradar, FLIR, ein Tiefflugvideoaufnahmegerät sowie einen Laser-Reichweiten- und Zielerfassungssucher.

Elf dieser Flugzeuge wurden ab September 1970 an das 13. Bombergeschwader auf dem Luftwaffenstützpunkt Ubon in Thailand geliefert und erwiesen sich bei der Operation „Tropic Moon III“ als äußerst erfolgreich. Sobald das Ziel von den Sensoren entdeckt und erfasst war, wurde per Lasersystem die Entfernung bestimmt und das Ziel erhellt, sodass eine 227-kg-Bombe aus der Serie Paveway I mit großer Genauigkeit darauf Kurs nehmen konnte. Mit diesem Paket konnte die Martin B-57 schließlich die Funktion eines „Nachtintruders“ erfüllen.

Im Rahmen des „Pave Gat“-Programmes wurde mindestens eine B-57G mit dem dreiläufigen 20-mm-Geschütz XM197 auf einer einstellbaren Vorrichtung (im Bereich des Bombenschachts) bestückt, um sie als „Gunship“ einzusetzen. Die Tests waren zwar erfolgreich, doch die Maschine wurde nie für Einsätze in Vietnam benutzt.

Versionen

Vereinigtes Königreich

Für die Luftstreitkräfte des Vereinigten Königreiches und einiger andere Nationen wurden folgende Baureihen der Canberra entwickelt. Einige waren auch in Deutschland, insbesondere bei der Royal Air Force Germany (RAF Germany) stationiert. (siehe auch die Informationen über das Bezeichnungssystem britischer Luftfahrzeuge).

Canberra B.Mk.1
Vier Vorserienmodelle
Canberra B.Mk.2
Erstes Serienmodell, drei Besatzungsmitglieder, zwei Avon-R.A.-3-Triebwerke mit jeweils 2.945 kp Schub. An den Tragflächenspitzen Treibstofftanks. Am 25. Mai 1951 ging das erste Exemplar an die No. 101 Squadron in Binbrook, Lincolnshire. 418 Exemplare inklusive 8 für den Export nach Australien, Venezuela und die Vereinigten Staaten.
Canberra PR.Mk.3
Foto-Aufklärer, das Modell wurde von der B.Mk.2 abgeleitet. 37 Exemplare.
Canberra T.Mk.4
Trainer, diese Baureihe wurde von der B.Mk.2 abgeleitet. Das Flugzeug war mit Doppelsteuer und Sitz für den Navigator ausgerüstet. 67 Exemplare.
Canberra B.Mk.5
Zielmarkierungsversion der B.Mk.2 mit Avon-R.A.7-Triebwerken. Das Flugzeug erhielt einen festen Bug und eine flache Konsole für Bombenschützen. Ein Prototyp.
Canberra B.Mk.6
Serienmodell der zweiten Generation. Der Rumpf wurde um 0,3 Meter verlängert, die Kraftstoffkapazität erhöht. Zwei Avon-109-Triebwerke mit jeweils 3.357 kp Schub. Ein Waffenbehälter mit vier 20-mm-Maschinenkanonen konnte mitgeführt werden. 106 Exemplare.
Canberra B.Mk.6(RC)
Spezialisierte ELINT Version mit längerer Nase und Blue-Shadow-Seitensicht-Radar. 4 Exemplare
Canberra B(I).Mk.6
Vorläufige Nacht-Jagdbomberversion der B.Mk.6. Ein Unterrumpfwaffenbehälter und Unterflügelwaffen. 22 Exemplare.
Canberra PR.Mk.7
Foto-Aufklärer mit der PR.3-Ausrüstung und Acvon-109-Triebwerken, der aus der B.Mk.6 abgeleitet wurde. 75 Exemplare.
Canberra B(I).Mk.8
Serienmodell der dritten Generation, von der B(I).Mk.6 abgeleitet. Das Flugzeug konnte als Langstrecken-Nachtjagdbomber, Höhenbomber oder Zielmarkierer eingesetzt werden. Kanzel an der Backbordseite des Rumpfes. Die Besatzung bestand nur noch aus zwei Personen: Pilot und Navigator/Bombenschütze. Es konnte ein Waffenbehälter mit vier 20-mm-British-Hispano-Maschinenkanonen mitgeführt werden. Unter jeder Tragfläche befand sich eine Aufhängung zur Aufnahme einer Bombe bis zu 1.000 lb (454 Kilogramm) oder zur Aufnahme von ungelenkten Raketen. Der Erstflug war am 23. Juli 1954. 73 Exemplare (1 umgebaute B.Mk.5/Prototyp, 2 umgebaute B.Mk.2, Rest neu gebaut, 17 wurden exportiert).
Canberra PR.Mk.9
Höhenaufklärer, die Version wurde von der B(I). Mk.8 abgeleitet. Rumpf auf 27,72 Meter verlängert. Spannweite um 1,22 Meter verbreitert. Zwei Avon-206-Triebwerke mit jeweils 4.990 kp Schub. Der Erstflug war am 8. Juli 1955. Ein umgebauter Prototyp und weitere 23 Exemplare.
Canberra U.Mk.10

Unbemanntes Zielmarkierungsflugzeug. 18 umgebaute B.Mk.2.

Canberra T.Mk.11
Trainer, das Flugzeug wurde aus der B.Mk.2 umgebaut. Neben zwei Mann Besatzung gab es zwei Plätze zur Ausbildung von Piloten und Navigatoren für Allwetter-Kampfflugzeuge mit AI-Radar. Das AI/17-Radar war im Bug eingebaut. 9 umgebaute B.Mk.2.
Canberra B(I).Mk.12

Umbau der B(I).Mk.8. Für die RNZAF wurden 10 Flugzeuge, für die SAAF 6 Flugzeuge umgebaut.

Canberra T.Mk.13
Ausführung der T.Mk 4 für die RNZAF. 1 umgebaute T.Mk.4 und ein neues Exemplar.
Canberra B.Mk.15
Umbau der B.Mk.6 für die Far East Air Force und den Einsatz im Mittleren Osten. Unterflügelvorrichtungen für zwei 454-kg-Bomben oder ungelenkte Raketenbündel. Die Navigations- und Kommunikationsgeräte waren modernisiert. 38 Exemplare.
Canberra E.Mk.15
Mit elektronischer Ausrüstung zur Kalibrierung.
Canberra B.Mk.16
Wie B.Mk.15 für die RAF Germany mit zusätzlicher Ausrüstung (Blue Shadow). 20 Exemplare.
Canberra T.Mk.17/T.Mk.17A
Trainer für elektronische Störmaßnahmen (ECM). 24 umgebaute B.Mk.2
Canberra TT.Mk.18
Trainer für Schießversuche (Zielschlepper) des Fleet Air Arm (FAA) der Royal Navy. 22 umgebaute B.Mk.2
Canberra T.Mk.19
Trainer, umgebaute T.Mk.11

Die folgenden Baureihen entstanden für die Royal Australian Air Force (RAAF), der Luftstreitkraft des großen südpazifischen Commonwealth-Staates:

Canberra B.Mk.20
Lizenzbau der B.Mk.2 mit zusätzlichen Flügeltanks in Australien für die Royal Australian Air Force (RAAF). Die Triebwerke Avon 109 wurden ebenfalls in Australien hergestellt. 48 Exemplare.
Canberra T.Mk.21
Umbau zum Trainer der RAAF. In Australien wurden zwei B.Mk.2 und fünf B.Mk.20 umgebaut.
Canberra T.Mk.22
Radartrainer für die Blackburn Buccaneer des FAA. 7 umgebaute PR.Mk.7

Die folgenden Versionen waren ausschließlich für den Export vorgesehen:

Canberra B.Mk.52
Exportversion für die äthiopischen Streitkräfte. 4 umgebaute B.Mk.2
Canberra B(I).Mk.56
Exportversion für die Fuerza Aérea del Perú (FAP). 10 umgebaute B(I).Mk.6
Canberra PR.Mk.57
Tropentaugliche Exportversion der PR.Mk.7 für die Indian Air Force (IAF). 10 Exemplare.
Canberra B(I).Mk.58
Tropentaugliche Exportversion der B(I).Mk.8 für die IAF. 71 Exemplare.
Canberra B.Mk.62
Exportversion für die Fuerza Aérea Argentina (FAA). 10 umgebaute B.Mk.2
Canberra T.Mk.64
Exportversion für die FAA. 2 umgebaute T.Mk.4
Canberra B(I).Mk.66
Exportversion für die IAF. 10 umgebaute B(I).Mk.6
Canberra PR.Mk.67
Exportversion für die IAF. 2 umgebaute PR.Mk.7
Canberra B(I).Mk.68
Exportversion für die FAP. 1 umgebaute B(I).Mk.8
Canberra b/B(I).Mk.82
Exportversion für die Fuerza Aérea Venezolana (FAV)
Canberra PR.Mk.83
Exportversion für die FAV
Canberra T.Mk.84
Exportversion für die FAV
Canberra B(I).Mk.88
Exportversion für die FAV
Canberra B.Mk.92
Exportversion für die FAA, 1 umbebaute B.Mk.2, wegen des Embargos aufgrund des Falklandkrieges nicht ausgeliefert
Canberra T.Mk.94
Exportversion für die FAA, 1 umbebaute T.Mk.4, ebenfalls aus gleichem Grund nicht geliefert

Vereinigte Staaten von Amerika

Martin B-57A
Lizenzversion der B.Mk.2., Antrieb jedoch durch zwei Wright J65-W-1-Triebwerke. 8 Exemplare.
Martin RB-57A
Wie B-57A, jedoch mit Kameras hinter der Bombenstation. 67 Exemplare.
Martin B-57B
Weiterentwicklung der B-57A für taktische Nachteinsätze. Zwei Tandemsitze, acht MGs und vier Maschinenkanonen, Rotationsbombentür und Flügelpylone für Bomben oder Raketen. 202 Exemplare.
Martin RB-57B
Umgebaute B-57B mit Kameraausrüstung.
Martin EB-57B
Umgebaute B-57B mit ECM-Ausrüstung.
Martin B-57C
Wie B-57B, jedoch mit Doppelsteuerung. 38 Exemplare.
Martin RB-57D
Strategischer Aufklärer für große Höhen. Größere Spannweite und zwei Pratt & Whitney-J57-Triebwerke. 20 Exemplare.
Martin EB-57D
Umbau von RB-57D mit ECM-Ausrüstung
Martin RB-57F
B-57B und B-57D wurden für Aufklärungsflüge in großen Höhen bei General Dynamics umgebaut. Die Spannweite wurde auf 37,19 Meter erhöht. Zwei Pratt & Whitney TF33-P-11 mit je 8.165 kp Schub und zwei Pratt & Whitney J60-P-9 mit je 1.497 kp Schub. 21 Exemplare.
Martin B-57E
Wie B-57B, aber mit Zielscheiben-Schleppausrüstung. 68 Exemplare.
Martin EB-57E
Umgebaute B-57E mit ECM-Ausrüstung.
Martin B-57G
Umgebaute B-57B mit Spezialsensoren für Nacht-Jagdbomber-Einsätze.

Technische Daten

B(I).Mk 58

  • zweisitziger leichter Bomber
  • Antrieb: zwei Rolls-Royce Avon-109-Strahltriebwerke mit jeweils 3.402 kp Schub
  • max. Geschwindigkeit in Seehöhe: 821 km/h
  • max. Geschwindigkeit in 12.200m Höhe: 901 km/h
  • Marschgeschwindigkeit: 650 km/h
  • Anfangssteiggeschwindigkeit: 18,3 m/sec
  • Dienstgipfelhöhe: 14.630 m
  • Reichweite: 1.300 km
  • Überführungsreichweite: 5.792 km
  • Leergewicht: 10.519 kg
  • normales Startgewicht: 21.319 kg
  • max. Startgewicht: 23.234 kg
  • Flügelspannweite: 19,31 m
  • Länge: 19,96 m
  • Höhe: 4,74 m
  • Tragflügelfläche 89,50 m²
  • Bewaffnung: Vier 20-mm-Hispano-Mk-V-Maschinenkanonen, max. 1.362 Kilogramm Last im Bombenschacht sowie bis zu 908 Kilogramm Last an Unterflügelstationen

Martin B-57G Canberra

  • zweisitziger Nacht-Intruder und -Unterbrecher
  • Antrieb:zwei Wright J65-W-5 Turbojets mit je 3.266 kg Schub
  • Höchstgeschwindigkeit: 937 km/h
  • Spannweite: 19,51 m
  • Länge: 19,96 m
  • max. Startgewicht: 24.948 kg
  • Bewaffnung: bis zu 2.722 kg Bomben (intern); und bis zu 16 127-mm-Raketen an Unterflügelstationen

Nutzer

Vereinigtes Königreich

AthiopienÄthiopien Äthiopien
Äthiopische Luftstreitkräfte, 4 B.Mk.52
ArgentinienArgentinien Argentinien
Fuerza Aérea Argentina (FAA), 10 B.62 und 2 B.64
AustralienAustralien Australien
Royal Australian Air Force (RAAF), 3 B.2, 48 B.20, 7 T.21
ChileChile Chile
Fuerza Aérea de Chile (FACh), 3 PR.9
DeutschlandDeutschland Deutschland
Luftwaffe, 3 B.2
EcuadorEcuador Ecuador
Fuerza Aérea Ecuatoriana (FAE), 6 B.2
FrankreichFrankreich Frankreich
Armée de l’air, 6
IndienIndien Indien
Indian Air Force (IAF), 107 (u.a. 9 T.4, 2 T.13, 10 PR.57, 65 B(I).58, 2 PR.67)
NeuseelandNeuseeland Neuseeland
Royal New Zealand Air Force (RNZAF), 17 B.2, 3 T.4, 9 B(I).12, 2 T.13
PeruPeru Peru
Fuerza Aérea del Perú, 60 (u.a. 10 B(I).56, 1 B(I).68)
RhodesienRhodesien Rhodesien
Royal Rhodesian Air Force, 16 B.2, 4 T.4
SchwedenSchweden Schweden
Flygvapnet, 2
SudafrikaSüdafrika Südafrika
South African Air Force (SAAF), 9 (u.a. B.12)
VenezuelaVenezuela Venezuela
Fuerza Aérea Venezolana (FAV), 46 (PR.3, 1 T.4, B.2, B.82, 13 B(I)82, 3 PR.83, T.84, 4 B(I)88)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Royal Air Force, 782
Royal Navy, Fleet Air Arm, 69
Royal Aircraft Establishment/DERA, RAE Bedford, DERA Llanbder

Vereinigte Staaten von Amerika

PakistanPakistan Pakistan
Pakistanische Luftwaffe
TaiwanTaiwan Taiwan
Taiwensische Luftwaffe
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
United States Air Force (USAF)
National Aeronautics and Space Administration (NASA)
National Center for Atmospheric Research (NCAR)
National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)

Stationierungsorte in Deutschland

Siehe auch

Weblinks

 Commons: English Electric Canberra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Martin B-57 Canberra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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