Hotel Adlon

Hotel Adlon
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Das heutige Hotel Adlon, 2004

Das Hotel Adlon Kempinski ist eines der luxuriösesten und bekanntesten Hotels in Deutschland. Es liegt in der Dorotheenstadt im Berliner Ortsteil Mitte an der Straße Unter den Linden, direkt am Pariser Platz, unweit des Brandenburger Tors. Es wurde am 23. August 1997 eröffnet.

Es folgt der Tradition des im Oktober 1907 ursprünglichen Hotel Adlon, das Ende des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört wurde, und bis 1984 in einem Seitenflügel noch bestand.

Inhaltsverzeichnis

Das alte Hotel Adlon

Das erste Hotel Adlon in der Zeit der Weimarer Republik, 1926

Vorgeschichte

Um 1900 wurde es bei der feinen europäischen Oberschicht modern, Bälle, Diners und andere Festlichkeiten auf großen öffentlichen Bühnen zu zelebrieren. Diese Bühnen der Gesellschaft waren Hotels, die – nach US-amerikanischem Vorbild – allen Luxus erfüllten, den die damalige Welt zu bieten hatte. Hotels, und da war Deutschland keine Ausnahme, waren in früheren Jahrhunderten nur als reine „Übernachtungsmöglichkeit“ angesehen worden. Ein Fest oder gar einen großen Empfang in solch einem Rahmen auszurichten, war zunächst unvorstellbar, da sowohl der Adel als auch das reiche Großbürgertum daran gewöhnt waren, in anheimelnder Atmosphäre zu Hause oder auf einem Landsitz zu feiern.

In den Vereinigten Staaten gab es solch eine Entwicklung nicht. Schon sehr früh eröffneten in den großen Zentren, wie New York oder Boston Luxushotels, die sich nicht nur auf Schlafmöglichkeiten reduzierten, sondern ebenso Raum für private Vergnügungen boten, wie Spielezimmer, Rauchersalons, Bibliotheken und Cafés. Diese neue Art des Hotellebens drang nun immer stärker nach Europa und zeigte schon bald erste Früchte in den Großstädten. In Paris und bald darauf in London eröffnete das feine Ritz, in Sankt Petersburg das Hotel Astoria, in Wien das feudale Hotel Imperial. Auch in Deutschland gab es elegante Hotels, wie das Bristol oder das Grand Hotel de Rome, doch waren diese im Vergleich zur neuen Spitzenklasse altmodisch und antiquiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Berlin der Kaiserzeit geradezu darauf brannte, endlich auch eine dieser großen Adressen zu beherbergen, um so mit den anderen Metropolen gleichzuziehen. Kaiser Wilhelm II. unterstützte das Projekt und half bei der Baugrundbeschaffung. 1905 kaufte der Hotelier Lorenz Adlon zwei Grundstücke Unter den Linden, mit denen der Geburtsort für eines der zukünftig besten Hotels in Deutschland gefunden war.

Am 24. Oktober 1907 berichtete die Vossische Zeitung in Berlin:

„Während des gestrigen Tages hatten Kaiser, Kaiserin, Prinzessinnen und Prinzen den prächtigen Hotelbau besichtigt und Herrn Adlon ihre Anerkennung des hier Geschaffenen in ehrendster Weise ausgesprochen.“

Zitiert nach: Geschichte des Hotel Adlon Kempinski [1]

An diesem Tag begann die Geschichte des wohl populärsten Hotels in Berlin, das durch seine Extravaganz wie durch seinen Luxus zum Mythos wurde und heute, nach über hundert Jahren, ebenso zu der Stadt gehört wie das Brandenburger Tor oder der Reichstag.

Baugeschichte

Lorenz Adlon war ein ehrgeiziger Geschäftsmann der – klein angefangen – mehrere Lokalitäten und Kaffeehäuser besaß und aus dem so entstandenen Vermögen den Bau finanzierte. Mit den Genehmigungen hatte er keinerlei Probleme, da der deutsche Kaiser schon sehr bald auf das Projekt aufmerksam wurde und alles in seiner Macht stehende tat, um Adlon zu unterstützen. Knappe zwei Jahre wurde die Adresse Unter den Linden, an der zuvor das von Karl Friedrich Schinkel erbaute Palais Redern stand, zur Baustelle. Führende Architekten wie Carl Gause oder Robert Leibnitz begleiteten die Arbeiten. Als dann die Außenfassade sichtbar wurde, waren einige Berliner zuerst verwundert. Man hatte einen repräsentativen Bau der Feudalarchitektur erwartet, ein Pendant zum Berliner Stadtschloss. Stattdessen zeigte das Gebäude klare, klassizistische Linien, mit vereinzelten Jugendstilzierraten. Hier wurde zum ersten Mal deutlich, dass Lorenz Adlon sich als Ästhet verstand. Niemals war es seine Absicht gewesen, dem kaiserlichen Hof Konkurrenz zu machen, niemals sollte das Hotel den Pariser Platz dominieren. Die Gesamtansicht wirkte abgestimmt, das Hotel nahm die klaren Linien des Brandenburger Tores auf und harmonierte so mit seiner Umgebung.

Doch hinter klassisch-konservativen Mauern verbarg sich eine für die damalige Zeit einzigartige technische Ausstattung. Elektrizität und fließend warmes Wasser gehörten zum Standard der Gästezimmer. In den unteren Etagen wurde man von herrlichen Interieurs erwartet. Ein Café, ein Restaurant, eine Lounge, eine riesige Lobby, ein Rauchersalon, eine Bibliothek, ein Damenzimmer, ein Musiksalon sowie ein Wintergarten, in dem die Gäste ihren Tee zu sich nahmen, konnten rund um die Uhr genutzt werden. Hinzu kamen große Konferenzräume und ein Ballsaal. Fast alle Bereiche waren in Neobarock oder im Stil von Louis XVI. gehalten, dazu gab es meist Inneneinrichtungsstücke der renommierten Mainzer Möbelfirma Bembé, bei der Lorenz Adlon einst eine Lehre als Tischler angefangen hatte.

Die Vossische Zeitung schrieb anlässlich der Eröffnung:

„Daß das neue Hotel eine außerordentliche und großartige Leistung im Hotelneubau und in der Hoteleinrichtung für eine moderne Großstadt ist, will kein Unbefugter bestreiten. Um eine solche Schöpfung zu ermöglichen, bedurfte es freilich eines solchen Bauherren, seines Zusammenwirkens mit solchen Architekten, Künstlern, Kunsthandwerkern und Technikern, wie die hier tätig gewesenen und – eines Kapitals von 15 Mill.“

Zitiert nach: Geschichte des Hotel Adlon Kempinski [1]

Das Adlon wird zum Mythos

Die Eröffnung war ein voller Erfolg, und schon in den ersten Jahren begann das Hotel Adlon, wie es jetzt offiziell hieß, eine Institution zu werden. Familien des Hochadels verkauften ihre Winterpalais in Berlin, um in den Suiten des Hotels zu residieren. Wilhelm II. floh vor den zugigen Räumen seines Schlosses in die luxuriösen und gut beheizten Zimmer des Adlon. Auch das Auswärtige Amt nutzte das Hotel nur zu gerne als „inoffizielles Gästehaus“, da es noch keine geeigneten Unterbringungen für hohe Besucher aus dem Ausland gab. Unter der Führung seines Gründers entwickelte sich das Adlon zu einem Haus des Sehens und Gesehen-Werdens. Europas Könige und Kaiser, der Zar von Russland, der Maharadscha von Patiala, aber auch Industrielle und Politiker wie Thomas Alva Edison, Henry Ford, John D. Rockefeller, Walther Rathenau, Gustav Stresemann und Aristide Briand waren berühmte Gäste der frühen Jahre des Hotels.

Ball der Auslandspresse im Hotel Adlon, 1930er Jahre
Blick vom Brandenburger Tor auf die Straße Unter den Linden, rechts die Ruine des Hotels Adlon, März 1950

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges änderte sich vorerst nur die Gästeliste. Hofgesellschaft und Großbürgertum waren mit der alten Welt untergegangen. Wo früher der Kaiser nächtigte, fanden sich nun reiche US-Amerikaner ein, die auf Urlaubsreise in Europa waren und die bald den Namen des Hotels über den Atlantischen Ozean brachten. Die „Goldenen Zwanziger“ brachten auch goldene Zeiten für das Adlon. Charlie Chaplin verlor auf dem Weg in das Hotel seine Hosenknöpfe an die Berliner, Marlene Dietrich wurde hier entdeckt. Die Berliner Morgenpost schrieb 1929: „In der großen Halle des Hotels hörte man die Sprachen aller Kulturnationen durcheinander schwirren“. Zwischen 1925 und 1930 hatte das Hotel fast zwei Millionen Besucher, es galt inzwischen als feste Einrichtung in Berlin, ja sogar als Sehenswürdigkeit. Der Grieben-Reiseführer von 1928 nannte das Adlon ein „Hotel allerersten Ranges, mit 450 Hotelbetten“, der Baedeker lobte das Weinrestaurant im Adlon als „besonders vornehm“.

Die letzten Jahre

Der stetige Aufschwung des Hotels nahm mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein vorläufiges Ende. Dies lag vor allem am Ausbleiben der vielen US-amerikanischen Touristen, deren Zahl ab 1933 stetig sank. Louis Adlon, der inzwischen die Hotelführung mit seiner Frau Hedda übernommen hatte, hoffte daraufhin, dass sein Haus der neue Treffpunkt der SS-Generäle und führende Politiker werden würde, dass sich das Hotel am Pariser Platz als Hauptausrichtungsort für Festlichkeiten herauskristallisieren könnte, doch diese Zielsetzung ging nicht auf. Heute kann man nur spekulieren, warum die Wahl der NS-Prominenz auf den Kaiserhof in der Wilhelmstraße und nicht auf das Adlon gefallen war, doch viele Historiker gehen davon aus, dass die Atmosphäre des Hauses wohl zu weltoffen, zu international war und so nicht zu dem „Deutschtumsfanatismus“ passte, der sich zur damaligen Zeit in den Köpfen der Menschen breit machte.

Erst 1943 nahm die Zahl der Gäste wieder zu, da der Kaiserhof bei einem Bombenangriff total zerstört wurde und die SS-Oberschicht nun einen neuen Ausrichtungsort für ihre Feste suchte. Die legendäre Luxusherberge stand noch bis kurz vor Kriegsende völlig unbeschädigt am zerstörten Pariser Platz, so dass man sogar ein kleines Lazarett für die Verwundeten einrichtete, bis sie schließlich in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945, aus nicht ganz geklärten Gründen und nicht durch Kriegseinwirkungen, ausbrannte. Nur ein hinterer Seitenflügel des Hotels überstand den Brand. Dieser wurde bis in die 1980er Jahre als Hotel und Restaurant genutzt. In seinen letzten Jahren diente der Bau als Internat für Berufsschüler, bis er aufgrund des starken Verfalls 1984 abgerissen wurde.

Küche

Im historischen Adlon wurde eine Vielzahl von Gerichten neu geschaffen. Zu diesen Gerichten zählen beispielsweise:

Das neue Adlon Kempinski

Neubau, um 1996
Hotel Adlon bei Nacht, 2009

Nach dem Fall der Mauer wurde von 1995 bis 1997 das neue Hotel errichtet. Es gehört einem geschlossenen Immobilienfonds, der von der Fundus-Gruppe aufgelegt wurde und zumeist an Dresdner Bank-Kunden verkauft. Allerdings gab es im Fonds mehrfach keine Ausschüttung, die Anleger sind in der „Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger“ organisiert. Es gibt einen mehrjährigen Streit zwischen Anleger und Führung des Fonds.[2]

Entworfen wurde der postmoderne Bau von Patzschke, Klotz & Partner. Der Neubau ist keine Rekonstruktion des alten Hotelgebäudes, sondern ein historisierender Neuentwurf in Anlehnung an den Vorgängerbau. So hat das heutige Adlon bei annähernd gleicher Bauhöhe zwei Stockwerke mehr als das alte. Ziel des Marketing ist es, die Geschichte des alten Hotel auf das neue zu übertragen. Am 23. August 1997 wurde das heutige Hotel Adlon vom Bundespräsidenten Roman Herzog neu eröffnet. 1998 folgte das Gourmet-Restaurant Lorenz Adlon, 2003 das Adlon-Palais mit einem zweiten Ballsaal. Bereits 2004 wurde das Haus um 69 Zimmer und Suiten an der Behrenstraße erweitert, 2006 kam eine dritte Präsidentensuite hinzu. Mittlerweile bekannt ist die vor dem Hotel Adlon zwischen Weihnachten und Neujahr errichtete Eisbar, an der sich unzählige Berliner und Touristen zu einem Glühwein einfinden.

Im "Adlon-Palais" befinden sich in der Behrenstraße der Adlon Day Spa, die Lorenz Adlon Weinhandlung, die Restaurants UMA, Gabriele, die Shoshu Bar und die Nachtclub-Diskothek Felix (2004 wiedereröffnet). Inhaber dieser Betriebe ist die der Jagdfeld-Gruppe gehörende Adlon Holding, ihr Geschäftsführer ist Julius Jagdfeld.

Von April 2005 bis September 2006 war Thomas Klippstein Direktor des Hotels. Aufgrund der Aufdeckung seiner IM-Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit trat er zurück.[3] Zuvor war Klippstein bei Kempinski in Heiligendamm und als Empfangschef im Hotel Neptun (1978–1988) tätig. Seine Nachfolge als geschäftsführender Direktor des Hotels übernahm Stephan Interthal. Seit 1. August 2010 hat diese Position Oliver Eller inne, der zuletzt das Ritz-Carlton in Moskau leitete.[4] Das Hotel Adlon gehört zum Hotelverbund The Leading Hotels of the World.

Filme

Über die Geschichte des Hotels Adlon gibt es einen Spielfilm und zwei Fernsehdokumentationen.

Darüber hinaus spielt der Action-Thriller Unknown Identity (USA/Deutschland, 2011) im Adlon und beschreibt die fiktive Geschichte eines Anschlags im Hotel (Regie: Jaume Collet-Serra mit Liam Neeson und Diane Kruger).

Literatur

  • Hedda Adlon: Hotel Adlon, das Berliner Hotel, in dem die große Welt zu Gast war. Kindler, München 1955 (Auch: Wilhelm Heyne Verlag 2003, ISBN 3-453-00926-6; Komet, Köln 2004, ISBN 3-89836-386-4; als Taschenbuch Hotel Adlon beim Wilhelm Heyne Verlag unter ISBN 3-453-00926-6).
  • Laurenz Demps, Carl-Ludwig Paeschke: Das Hotel Adlon. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2004, ISBN 3-87584-130-1.
  • Jürgen Ebertowski: Unter den Linden Nummer Eins. Der Roman des Hotel Adlon. Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8333-0469-9 (BvT 469).
  • Jürgen W. Schmidt: Prinz Joachim Albrecht von Preußen und der Zwischenfall im Berliner Hotel „Adlon“ vom März 1920. In: Rolf Sauerzapf, Jürgen W. Schmidt (Hrsg.): Ein Leben für Preußen. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wolfgang Stribrny. Ludwigsfelder Verlags-Haus, Ludwigsfelde 2010, ISBN 978-3-933022-64-6, S. 32–72 (Schriftenreihe des Preußeninstituts, 13).
  • Jahr100Buch, 100 Jahre Hotel Adlon. Hotel Adlon Kempinski, Berlin, 27. Februar 2007.

Weblinks

 Commons: Hotel Adlon – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b bei www.hotel-adlon.de
  2. Hauskrach im Luxushotel. In: FAZ, 24. August 2011
  3. Adlon-Direktor hört auf. In: Der Tagesspiegel, 30. September 2006
  4. Hotel Adlon-Kempinski Berlin: Oliver Eller übernimmt die Führung

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