- Infotainmentsystem
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Ein Infotainmentsystem ist im Automobilbereich ein System von Komponenten, welches verschiedene Funktionen im Bereich Komfort oder Sicherheit bereitstellt. Die wesentlichen Bereiche sind hierbei Navigation, Kommunikation, Multimedia sowie Fahrerassistenzsysteme. Das Infotainmentsystem ermöglicht die zentrale Steuerung dieser Bereiche mit den jeweiligen Unterfunktionen und zeigt weiterhin verschiedene Status-, Fahrzeug- und Statistikinformationen an.
Die verschiedenen Automobilhersteller verwenden eigene Begriffe für ihre Infotaimentsysteme. Umgangssprachlich wird teilweise auch vereinfacht von einem „Navi“ gesprochen.
Infotainmentsysteme werden etwa seit dem Jahr 2000 für Fahrzeuge der Luxus- und oberen Mittelklasse angeboten. Inzwischen halten sie auch in niedrigere Fahrzeugkategorien Einzug.
Inhaltsverzeichnis
Komponenten
Haupteinheit (Head Unit)
Auf den Hauptplatinen der Haupteinheit (Head Unit) finden sich wie in einem PC SDRAM-Bausteine und eine CPU. Hinzu kommen DSPs oder ein FPGA für Audioaufbereitung, MP3-Decodierung und Grafikberechnung für 2D-Effekte. Für die Navigation ist oftmals ein GPS-Empfänger verbaut. Das Tachometer und andere Komponenten sind über den CAN-Bus angebunden, weitere Audio-Komponenten wie CD-Wechsler und Verstärker werden über den MOST-Bus erreicht. Das Betriebssystem ist meist eines der etablierten Anbieter im Industrieelektronikbereich (→ eingebettetes System) wie QNX oder VxWorks. Immer häufiger wird auch ein plattform-unabhängiges Service-Framework (OSGi, auf Java-Basis) verwendet, um hersteller- und modellübergreifend die einfache Verwaltung inkl. Updates der installierten Services zu ermöglichen.
Bildschirm (Display)
Ein Flachbildschirm oder Display in der Mittelkonsole ersetzt unter anderem die Anzeigen für Radio, Klimaanlage und Navigation. Manche Head Units besitzen auch ein zweites Display im Kombiinstrument. Einige Head Units steuern weitere Bildschirme in den Rückenlehnen von Fahrer und Beifahrer an, welche meist der Unterhaltung der Fondpassagiere durch die Anzeige von Videoquellen dienen (Rear Seat Entertainment).
Benutzerschnittstelle
Die Bedienung durch den Fahrer erfolgt über Dreh-Drück-(Schiebe)-Steller und/oder Tasten sowie – meist optional – Spracheingabe für die wichtigsten Funktionen von Mobiltelefon, Navigation, Audio, Video und Fahrzeug. Die Bedienkonzepte der Infotainmentsysteme der drei deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes verfolgen einheitlich ein Fernbedienungskonzept. Das bedeutet, dass die Bedienelemente räumlich vom Bildschirm abgesetzt sind und in der Konsole auf dem Fahrzeugmitteltunnel angeordnet werden. Diese Trennung erlaubt es, den Bildschirm in einem günstigen Blickbereich nahe der Frontscheibe anzuordnen und die Bedienelemente in einem leicht erreichbaren Greifraum zu positionieren.
Das Prinzip des integrierten Bedienkonzepts wird mittlerweile von den meisten Herstellern im Premiumsegment eingesetzt. Da bei den Luxusfahrzeugen eine Fülle an möglicher Ausstattung zur Verfügung steht, wird der Fahrer mit einer wachsenden Anzahl von Knöpfen und Schaltern konfrontiert. Durch die Verwendung einer zentralen Anzeige- und Bedieneinheit entfallen diese, die Funktionen werden über ein einziges menübasiertes System gesteuert.
Laufwerk
Ein DVD-Laufwerk nimmt Audio-CDs und Audio/Video-DVDs auf. Meist werden die Kartendaten für die Navigation oder Firmware-Updates der Head Unit ebenfalls über dieses Laufwerk eingelesen. Neuere Systeme können zusätzlich über eine integrierte Festplatte verfügen. Auf dieser sind die Kartendaten für das Navigationssystem hinterlegt und der Benutzer kann Musiktitel auf dieser speichern.
Infotainmentsysteme verschiedener Pkw-Hersteller
Audi
Audi MMI, genauer: Audi MultiMedia Interface, ist die Bezeichnung des Infotainment-Bediensystems von Audi, eingesetzt im A1, A4 B8, A5, Q5, A6 C6, A8 D3 und dem Q7. Es besteht aus einer Bedieneinheit in der Mittelkonsole, dem sogenannten MMI-Terminal und dem zentralen Bildschirm im Armaturenbrett. Es dient zur Steuerung der Infotainmentfunktionen, wie Musikwiedergabe, Telefon und Navigation, sowie der Einstellung vieler Fahrzeugparameter. Die Namensgebung MMI leitete sich ursprünglich vom englischen Fachbegriff Man-Machine-Interface (Mensch-Maschine-Schnittstelle) ab, weil das Infotainmentsystem bei Audi in seiner Entwicklung maßgeblich durch ein ergonomisches Bedienkonzept geprägt wurde.
Aktuell bietet Audi das MMI-Terminal-System bei oben genannten Fahrzeugen in zwei Varianten an. Das MMI Navigation basiert auf dem ursprünglichen MMI-Terminal und verfügt über DVD-Navigationsdaten, 6,5-Zoll-Farbbildschirm, SD-Karteneinschub und Sprachbedienung durch Buchstabieren. Die neueste MMI-Generation (MMI-3G+) wird mit dem MMI Navigation plus angeboten. Dieses verfügt – je nach Fahrzeugmodell – über Verbesserungen wie Touchpad-Navigation (ermöglicht Handschrifteingabe sowie „Scroll on Map“ und Album-Browser), höhere Bildschirmauflösung (7- oder 8-Zoll-Display mit 800×480 Pixel), integrierte Festplatte für Navigationsdaten sowie Multimedia (Musik und Video), Wiedergabemöglichkeiten von Audio-, Video- und MP3-CD/DVDs und eine Ganzwortspracheingabe.
Bei Fahrzeugen ohne MMI-Terminal in der Mittelkonsole erfolgt die Bedienung via nachgebildeter MMI-Logik am entsprechenden Radio- bzw. Navigationssystem (RNS-E). Diese Variante wurde z. B. in den letzten beiden A4-Bauhreihen (B6 und B7) eingesetzt. Aktuell findet diese MMI-Bedienlogik im A3, TT, R8 sowie dem (auf der letzten A4-Plattform basierenden) Seat Exeo und im Lamborghini Gallardo Verwendung. Mit Erscheinen der dritten MMI-Generation wurde auch dieses System mit Funktionen wie einer 3D-Kartennavigation, optischer Visualisierung der Einparkhilfe und einem hochauflösenden Bildschirm aufgewertet. Auf Besonderheiten wie eine integrierte Festplatte, einer Ganzwortspracheingabe oder DVD-Wiedergabe wird bei diesem System jedoch verzichtet.
Konzept
Bei Audi steht neben der primären Bedieneinheit eine Reihe von Tasten zur Verfügung, mit denen die Hauptfunktionen direkt anwählbar sind. Dazu kommt ein separates Bedienteil zur Steuerung der Klimaanlage.
Die Hauptfunktionen werden in vier Gruppen eingeteilt:
- Unterhaltung (Radio, Audio-CD, DVD-Audio und -Video [dritte MMI-Generation] und TV)
- Kommunikation (Telefon und Adressbuch)
- Navigation (Navigation und Verkehrsinformationen)
- Einstellungen (Fahrzeug, MMI und Klimaanlage)
Die Bedienung des Systems durch das Terminal basiert auf folgenden Regeln:
- Durch Auswahl der Funktionstasten sind die einzelnen Hauptfunktionen direkt erreichbar.
- Mit Drehen und Drücken des zentralen Steuerungsknopfes bewegt man sich im Menü und aktiviert Funktionen.
- Mit den Steuerungstasten, die um den Knopf angeordnet sind, erreicht man die Untermenüs, die in den entsprechenden Ecken im Display angezeigt werden. Sie wechseln je nach Menü ihre Funktion (sogenannte Softkeys).
Zusätzlich stehen noch zwei Tasten zur direkten Steuerung der Audioquelle und ein Dreh-Drück-Steller zur Lautstärkeregelung zur Verfügung.
Chronik
- Auf der IAA 2001 wurde mit der Studie Avantissimo das erste Fahrzeug mit integriertem MMI der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
- Mit Einführung des neuen A8 (D3) im Herbst 2002 startete auch das MMI. Das System gehört inklusive 7-Zoll-Farbbildschirm zur Serienausstattung.
- Im April 2004 startete der neue Audi A6, in dem das MMI in zwei Varianten angeboten wird. Neben der High-Variante, die mit dem A8-System weitgehend identisch ist, wird die Basic-Variante mit 6,5-Zoll-Monochromdisplay angeboten.
- Seit Mitte 2004 wird die Bildschirm-Radionavigation für A3 und A4 in überarbeiteter Form (RNS-E) angeboten. Hier wurde die Oberfläche inklusive Tasten und Menüs und die Bedienlogik des Doppel-DIN-Gerätes an das MMI-Konzept angepasst.
- Seit November 2007 wird mit der neuen Baureihe des A4 das MMI-Terminal in Fahrzeugen mit Navigationssystem erstmals in der Mittelklasse von Audi eingesetzt. Bei Modellen ohne Navigation erfolgt die Bedienung via Radio, auf welchem die MMI-Bedienlogik nachgebildet ist. Je nach Ausstattung von Radio- bzw. Navigationssystem ist ein 6,5- oder 7-Zoll-Bildschirm im Armaturenbrett verbaut.
- Im Herbst 2008 wurde mit dem Erscheinen des Audi Q5 ein überarbeitetes MMI-System mit der Zusatzbezeichnung plus vorgestellt. Gegen Aufpreis kann diese dritte Generation bestellt werden. Es verfügt über eine Joystick-Funktion im Dreh-Drück-Steller, ein höher aufgelöstes 7-Zoll-Farbdisplay (800×480 Pixel), Ganzwortspracheingabe, Wiedergabemöglichkeit für Audio- und Video-DVDs, 3D-Kartenmodelle und eine integrierte Festplatte worauf die Karteninformation für das Navigationssystem abgespeichert sind.
- Mit Erscheinen des neuen Audi A8 im Jahr 2010 erhielt das MMI in diesem Modell einen größeren Bildschirm (8 Zoll) und eine Touchpad-Funktion (MMI touch).
BMW
iDrive ist ein Bedienkonzept des Fahrzeugherstellers BMW, welches über ein großes LC-Display in der Mitte des Armaturenbretts verfügt und vorwiegend über einen einzigen Knopf, den so genannten iDrive-Controller, und mehrere Schnellwahltasten gesteuert wird. iDrive soll alle Komfortfunktionen (vor allem Navigations-, Telekommunikations-, Audio- und Fahrwerkseinstellungen) integrieren und somit die Anzahl der Bedienknöpfe und Regler stark reduzieren. Bei gleichzeitiger Erhöhung der Funktionsvielfalt soll dadurch die Fahrzeugbedienung erleichtert werden.
Das aktuelle iDrive verfügt in allen Baureihen bei Navigation Professional über ein 8,8 Zoll großes Display (Ausnahme: 7er-Reihe, 5er-Reihe und 5er GT mit 10,2 Zoll) mit einer Auflösung von 1280×480 Pixeln. Die 3D-Kartendaten werden auf einer Festplatte bereitgehalten, die zudem als Speicher für MP3-Musikdaten dient. Ein DVD-Laufwerk dient unter anderem zur Datenaktualisierung und kann darüber hinaus Video-DVDs und Audio-CDs abspielen. Über eine optionale USB-Schnittstelle können sowohl USB-Datenträger als auch Mobiltelefone und iPod-Geräte mit dem Bordrechner verbunden werden. Einige Mobiltelefone können in einer speziell für das jeweilige Telefonmodell hergestellten Ladeschale (Snap-In-Adapter) per Antennenkoppler oder Antennenanschluss an die Fahrzeugaußenantenne angebunden werden.
Über die optionale Onlineanbindung „BMW ConnectedDrive“ kann iDrive mit einer Vielzahl von Telematik- und Assistenzdiensten versorgt werden. Dies beinhaltet neben E-Mails, Nachrichten- und Wetterdaten auch den Service des telefonischen Auskunftsdienstes „BMW Assist“, der Recherche- und weitere Dienste leistet und direkt Navigationsdaten an den Bordrechner übermitteln kann. Über ein Internetportal können Routen bereits vorab geplant und an das Auto gesendet werden.
Darüber hinaus ist es möglich, über einen integrierten Webbrowser auf NetFront-Basis im Internet zu surfen.
Chronik
- Zum ersten Mal präsentiert wurde iDrive im Konzeptfahrzeug Z22 im Jahr 2000.
- Eingeführt wurde das iDrive im November 2001 mit der Vorstellung des neuen BMWs der 7er-Reihe (E65).
- Aufgrund anhaltender Kritik von Kunden und seitens der Fachpresse wurde das iDrive der 7er-Reihe bereits im Oktober 2003 überarbeitet. Neben zahlreichen Vereinfachungen in der Menüführung wurde eine Menütaste hinzugefügt, die ein direktes Zurückspringen von jeder beliebigen Stelle eines Untermenüs ins Hauptmenü ermöglicht.
- Mit Einführung der neuen 5er-Reihe (E60) im Jahr 2003 hielt das iDrive Einzug in die obere Mittelklasse. Die Benutzung wurde weiter vereinfacht. Konsequent wurde die Anzahl der Funktionsschalter und Regler weiter reduziert. Sie sind im E60 im Wesentlichen auf das Multifunktionslenkrad und die Steuerung von Licht, Klimaanlage und Radiolautstärke beschränkt.
- 2004 erfuhr das iDrive im Sportmodell BMW M5 eine Aufwertung um etliche Fahrdynamikfunktionen. So lassen sich das elektronische Stabilitätsprogramm DSC, die elektronische Dämpferkontrolle EDC, die Fahrwerkskomfortabstimmung, die Motorleistung und die Gaspedal-Kinematik verändern.
- Ebenfalls im Jahr 2004 war das iDrive erstmals in der Kompaktklasse, im neuen Modell der 1er-Reihe (E87), als Sonderausstattung verfügbar.
- Um häufig genutzte Unterhaltungsquellen, Navigationsziele oder Telefonnummern schneller anwählen zu können, erhielt das iDrive im März 2007 in den Modellüberarbeitungen von 5er und 1er sowie im aktuellen 3er Coupé und Cabrio und im X5 acht frei programmierbare Stationstasten. Erstmalig wurden Tasten mit kapazitivem Schalter verbaut: der Anwender erhält durch Berühren der Taste eine Vorschau des auf der Taste hinterlegten Inhalts auf dem Bildschirm.
- Mit dem 3er LCI wurde im September 2008 das iDrive der zweiten Generation eingeführt. Dabei erhielt das iDrive zusätzlich Direktwahltasten im Bereich des Controllers. Zudem wurde die Bedienung vereinfacht.
Mercedes-Benz
Bei Mercedes-Benz gab es das erste Infotainmentsystem im Jahr 1993 in der damaligen S-Klasse (140). Es trug den Markennamen Communications- und Navigationssystem. Hiermit erschien das erste vollintegrierte Telematiksystem in der Automobilindustrie. Im Jahr 1996 wurde es um das Sprachbediensystem Linguatronic erweitert, mittels dessen die Zeileneingabe und Teile der Bedienung des Systems auf Zuruf funktioniert.
Seit dem Jahr 1998 wird das Infotainmentsystem unter dem Markennamen COMAND vertrieben. Die Kürzel stehen für Cockpit Management and Data System und es handelt sich dabei um eine zentrale Bedieneinheit, deren Funktionsumfang über die Jahre hinweg immer mehr erweitert wurde. Je nach Entwicklungsstand der Technik und Fahrzeug wurden immer neuere Versionen des COMAND-Systems eingeführt, die im Folgenden der chronologischen Reihenfolge ihrer Einführung nach dargestellt werden.
COMAND 2.5
Im Jahr 1998 gab es bis September 2002 mit der Version 2.5 das erste System dieser Art. Es wurde als teilweise Sonderausstattung ausschließlich in der S-Klasse (Baureihe 220) sowie ab 1999 bei der CL-Klasse (C 215) angeboten.
Das System vereinte die Bedienung der serienmäßigen Komponenten Radio, Cassettendeck sowie der Sonderausstattungen Navigationssystem mit 4:3-Farbmonitor in der Mittelkonsole, CD-Wechseler, Telefon und TV. Bei der Navigation erschien im Farbmonitor die Anzeige der Route, im Kombiinstrument wurden Richtungspfeile angezeigt. Optional in Verbindung mit einem Mobilfunkgerät war eine dynamische Zielführung, bei der das Gerät durch das Handy Informationen zu der aktuellen Verkehrslage empfängt und diese für die Routenführung berücksichtigt. Die Bedienung von allem erfolgt über Tasten und Drehschalter sowie einen Eingabeblock neben dem Navigationsmonitor. Die Navigationsfunktion wurde im Jahr 1998 bei der S-Klasse (W220) zu einem Listenpreis von 4.200,00 DM (2147,43 EUR) angeboten, die dynamische Zielführung kostete 1000,00 DM (511,29 EUR) extra.
Hersteller des Gerätes war Blaupunkt. Die Navigationsdaten bzw. das Kartenmaterial kamen von einer CD-ROM der Firma Tele Atlas, das Deutschland abdeckt. Für das Ausland waren ergänzende CDs nötig.
COMAND 2.0 sowie COMAND APS
Im Rahmen des Facelifts der S-Klasse (Baureihe 220) wurde ab September 2002 ein ebenfalls von Blaupunkt kommendes System eingesetzt, jetzt erstmals jedoch mit einem 16:9-Farbbildschirm, der zudem größer ausfiel. Des Weiteren wurde das Cassettendeck durch einen CD-Schacht ersetzt.
Ab September 2003 wurde dieses Gerät optisch baugleich durch die Firma Siemens/VDO hergestellt und seitdem mit dem Namen COMAND APS bei der S-Klasse (Baureihe 220), dem Facelift-Modell der CL-Klasse (C 215) sowie ab 2004 bei dem neuen SL (R 230) angeboten. Als wesentliche Neuerung war bei der Navigation das Auto Pilot System (APS) Bestandteil, bei dem für die Berechnung der Route auf die Informationen des Traffic Message Channel (TMC) zurückgegriffen wird. Somit war es nicht mehr erforderlich, über ein Mobilfunkgerät aktuelle Verkehrsdaten zu empfangen, wie noch bei dem COMAND 2.5 (siehe oben). Änderungen waren zudem, dass die Navigationsdaten nun von einer DVD statt CD gelesen wurden und die Navigationsdaten von der Firma Navteq kamen. Das System wurde im Jahr 2002 bei allen Varianten der S-Klasse (W/V 220) sowie bei dem CL 500 (C 215) zu einem Listenpreis von 1.500 EUR angeboten. Bei dem CL 600 (C 215) war es serienmäßig.
COMAND APS NTG 1
Im Jahr 2003 wurde in der E-Klasse (Baureihe 211) mit der Version NTG 1 ein ganz neues Gerät als Sonderausstattung eingeführt. Das Kürzel „NTG“ steht dabei für „Neue Telematik Generation“. Im ersten Jahr der Einführung der neuen Limousine stand aufgrund von Lieferproblemen das System noch nicht zur Verfügung, sodass nur auf das kleinere Navigationssystem APS 50 mit Pfeildarstellung als Sonderausstattung zurückgegriffen werden konnte. Erst mit Einführung des T-Modells im Sommer 2003 konnte das COMAND APS NTG 1 bestellt werden.
Die Kartendarstellung erfolgte über ein 6,5-Zoll-Farbdisplay im 16:9-Format. Wesentliche Neuerung war zum einen, dass sich der Rechner für die Navigation nun nicht mehr in dem Gerät selbst, sondern seitlich im Kofferraum hinten links befand. Zum anderen erfasste die DVD nun erstmals die Daten von ganz Europa. Weiter waren auch Points of Interest vorhanden, wie zum Beispiel Tankstellen, Restaurants, Hotels oder Postämter in der Nähe. Im Handschuhfach befand sich darüber hinaus ein Aux-In-Anschluss für externe Geräte. Optional war im Stand ein analoger, ab 2005 auch digitaler (DVB-T), Fernsehempfang möglich. Für die E-Klasse (W/S 211) wurde das System zu einem Listenpreis von 2.520 EUR angeboten. Hersteller war die die Firma Becker; die Navigationsdaten kamen von der Firma Navteq.
Später fand dieses Gerät auch bei den Modellen SLK (R 171) sowie der CLS-Klasse (C 219) Einzug.
Im Jahr 2003 wurde für das COMAND APS NTG 1 das Mercedes-Benz Portal eingerichtet, dessen Dienste aber nach wenigen Jahren wieder eingestellt wurden. Mittels des Portals war es möglich, von dem COMAND-System aus, über PDAs, von einem PC oder auch über einen Call-Center zentral auf eigene Daten wie Kalender, E-Mails oder SMS zuzugreifen. Dieser Dienst war überwiegend für Geschäftsleute konzipiert.
COMAND APS NTG 2
Mit Einführung der A-Klasse (Baureihe 169) und dem Facelift der C-Klasse (Baureihe 203) im Jahr 2004 wurde mit dem COMAND APS NTG2 ein optisch im Wesentlichen gleich aussehendes System als Sonderausstattung angeboten. Als entscheidende Änderung befand sich der Navigationsrechner nun nicht mehr im Kofferraum, sondern im Gerät selbst. Zudem kamen die Navigationsdaten von der Firma Tele Atlas.
Ab dem Jahr 2005 wurde dieses Gerät auch bei dem Facelift der CLK-Klasse (Baureihe 209) sowie der neuen M-Klasse (W 164) und der neuen B-Klasse (T 245) optional angeboten.
COMAND APS NTG 3
Mit der S-Klasse (Baureihe 221) im Jahr 2005 wurde ein ganz neu entwickeltes System eingeführt. Ab 2006 fand es auch in der neuen CL-Klasse (C 216) Verwendung.
Erstmals gab es eine komplette Integration in die Innenausstattung des Fahrzeugs. Das 8-Zoll-Farbdisplay im 16:9-Format befindet sich nicht mehr in der Mittelkonsole, sondern wesentlich weiter oben als bisher sowie rechts von dem Kombiinstrument und damit im Sichtfeld des Fahrers. Die Bedienung erfolgt über einen in der Mittelarmlehne positionierten Dreh-Drück-Schiebe-Steller, mit welchem einhändig alle Funktionen bedient werden können. Zusätzlich zu dem Bediensteller sind sieben Tasten vorhanden – drei zur Menüschnellwahl, eine ON-Taste, eine Favoritentaste (frei programmierbar), eine Return-Taste (Schnellrückkehr zur vorherigen Menüebene) sowie eine Stummschaltungstaste und außerdem ein Lautstärkenregler. Die Navigationsdaten lädt das System erstmals nicht mehr von einer DVD, sondern von einer 2,5-Zoll-Festplatte. Dies beschleunigt die Routenberechnung wesentlich. Weitere Massenspeicher können über die PCMCIA-Schnittstelle eingebunden werden. Die Navigationsdaten kamen von Navteq. Das Sprachbediensystem Linguatronic war getrennt lieferbar.
Optional werden für die Fondpassagiere zusätzlich zwei in die Kopfstützen der Vordersitze integrierte Bildschirme angeboten, mit denen – unabhängig voneinander – das ganze Unterhaltungsprogramm, entweder per Innenraum-Lautsprecher oder per Kopfhörer, abgerufen werden kann. Zur Bedienung wird ein zweiter Bediensteller in der hinteren Mittelarmlehne verbaut.
Zu der Modellpflege der S-Klasse (W/V 221) im Jahr 2009 wurde die Festplatte auf 7,2 GB erweitert und das Sprachbediensystem Linguatronic ist seitdem Paketbestandteil, sodass Audio, Telefon und Navigation über Sprachbefehl gesteuert werden können. Das System wird für 2.050,00 EUR angeboten, bei einigen Motorisierungen der CL-Klasse (C 216) ist es serienmäßig. Neu ist Splitview (Bestandteil des Entertainment-Paket vorne), mit dem auf dem Monitor für Fahrer und Beifahrer zwei verschiedene Inhalte angezeigt werden können, wobei jeder nur sein eigenes Bild sieht. Somit ist es möglich, dass der Fahrer die Karte mit der Landschaft sieht und der Beifahrer einen Film ansehen kann.
COMAND APS NTG 2.5
Ab April 2008 wurde, zunächst in der E-Klasse (W/S 211), mit der Version NTG 2.5 ein auf der Version NTG 1 basierendes System eingeführt. Optisch gab es bei den Tasten einige Veränderungen, unter anderem gab es nun auch einen Dreh-Drück-Schiebe-Steller, allerdings auf dem Gerät selbst und nicht in der Mittelarmlehne. Optisch wurde das Layout des Menüs an das Aussehen der Version NTG 3 angepasst. In technischer Hinsicht entfiel der Navigationsrechner im Kofferraum; nun stand auch Bluetooth-Funktionalität zur Verfügung. Nach und nach ersetzte diese Version alle bisherigen NTG 1- sowie NTG 2-Modelle in den einzelnen Baureihen.
COMAND APS NTG 4
Bei der C-Klasse (Baureihe 204) kann seit 2007 als Sonderausstattung die Version NTG 4 bestellt werden, die technisch im Wesentlichen auf der Version NTG 3 basiert. Neuerungen waren neben der bisherigen 2D-Sicht eine sogenannte Birdview-Variante, bei der seitlich in die Landkarte hineingeguckt werden kann. Zudem sind einige Sehenswürdigkeiten dreidimensional sichtbar. Die automatische Stauberücksichtigung erfolgt über TMC Pro und als Speicher steht eine Festplatte mit 6 GB Speicher zur Verfügung. Wesentlicher Unterschied bei der C-Klasse (Baureihe 204) zu dem NTG 3-System ist, dass es rechts von dem Kombiinstrument keinen feststehenden Navigationsmonitor gibt, sondern einen elektrisch ausklappbaren 7-Zoll-Farbbildschirm. Die Bedienung erfolgt über einen Dreh-Drück-Schiebe-Steller. Auf der Festplatte für Navigationsdaten können zusätzlich bis zu 500 Musikdateien im MP3-Format gespeichert werden, zudem ist ein PCMCIA-Steckplatz vorhanden. Das Gerät wird von Mitsubishi hergestellt und die Navigationsdaten kommen von Navteq. Seit 2008 wird das System optional auch in der neuen GLK-Klasse (X 204) angeboten.
Von März 2009 bis Juni 2011 wurde das System als Sonderausstattung in der neuen E-Klasse (W/S 212) sowie dem E-Klasse Coupé (C 207) und E-Klasse Cabriolet (A 207) angeboten. Im Unterschied zur C-Klasse (Baureihe 204) ist ein feststehender Navigationsmonitor oberhalb der Mittelkonsole vorhanden. Allerdings stammen die Navigationsdaten nunmehr von Teleatlas. Das Sprachbediensystem Linguatronic ist nun Bestandteil von Comand. Audio, Telefon und Navigation können über Sprachbefehle gesteuert werden. Für die E-Klasse (W/S 212) kostet das System 2.560 EUR (netto).
Von Januar 2011 bis Juni 2011 wurde das System als Sonderausstattung in dem CLS (C 218) angeboten.
COMAND Online NTG 4.5
Mit der Modellpflege bei der C-Klasse (W/S 204) kann seit Januar 2011 als Sonderausstattung die Version NTG 4.5 unter der geänderten Nomenklatur COMAND Online zu einem Preis von 2.580 Euro (netto) bestellt werden. Dabei wird rechts vom Kombiinstrument ein feststehender Navigationsmonitor wie bei der E-Klasse (W212) anstelle des bisher elektrisch ausklappbaren Bildschirms verbaut. Es handelt sich um ein TFT Farbdisplay mit 17,8 cm Display-Diagonale und einer Auflösung von 800 x 480 Pixel. Das Radio hat einen RDS/Doppeltuner und TMC Tuner sowie einen Verkehrsfunkdecoder (TP/TA). Als Laufwerke stehen ein DVD-/CD-Kombinationslaufwerk und ein SD-Speicherkarten-Steckplatz (bisher PCMCIA-Steckplatz) zur Verfügung. Das MUSIC REGISTER für komprimierte Audio-Dateien im MP3- und WMA-Format wird um 10 GB auf nun 80 GB vergrößert. Ein USB- und AUX-IN-Anschluss befindet sich im Ablagefach der Mittelkonsole. Neu ist zudem ein Geschwindigkeitslimit-Assistent, welcher mit einer Kamera ausgeschilderte Tempolimits erkennt, mit den Kartendaten der Navigation abgleicht und im Display anzeigt.
Eine weitere wesentliche Neuerung ist die Online-Funktionalität des Systems. Es besteht die Möglichkeit, im Stand das Internet zu nutzen. Außerdem sind drei Dienste enthalten, welche auch während der Fahrt benutzt werden können: Wetterdienst, Google-Suche (beliebige Ziele können gesucht und dann annavigiert werden) sowie Routen und Ziele (aus dem Internet, zum Beispiel über Google Maps kann ein Ziel oder eine komplette Route direkt ins Auto geschickt werden). Für die Online-Funktionalität ist die Verbindung via Bluetooth zu einem Mobiltelefon mittels des DialUp Networking Profils (DUN) notwendig. Das System besitzt keinen Kartenslot für eine SIM-Karte.
Seit März 2011 ist das System in der neuen SLK Klasse (R 172) als Sonderausstattung bestellbar.
Bei der E-Klasse (W/S 212, C/A 207) und dem CLS (C 218) erfolgte im Juli 2011 eine Umstellung von dem bisher als Sonderausstattung verbauten COMAND APS NTG 4 auf COMAND Online NTG 4.5 mit den vorab beschriebenen Funktionserweiterungen. Das Kartenmaterial wird zudem von Teleatlas auf Navteq umgestellt. Ebenfalls ab Juni ist das C-Klasse Coupé (C 204) mit dem COMAND Online NTG 4.5 erhältlich.
Siehe auch
- Bordcomputer (auch Fahrerinformationssystem)
- Kraftfahrzeug-Navigationssysteme
Literatur
- Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden, 2003, ISBN 3-528-23876-3
- Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4
Weblinks
- audi.de – Audi Lexikon: MMI
- bmw.de – BMW Techniklexikon: iDrive
- mercedes.de – Mercedes-Benz Multimedia-Systeme: COMAND in der aktuellen S-Klasse
- mercedes.de – Mercedes-Benz TechCenter: COMAND Online
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