Schloßpark Schönbrunn

Schloßpark Schönbrunn
Das Schloss Schönbrunn von der Gloriette aus
Übersichtskarte, siehe Bildbeschreibung
Übersichtsplan des Schlosses, siehe Bildbeschreibung

Das Schloss Schönbrunn ist eines der bedeutendsten Kulturgüter Österreichs und seit den 1960er Jahren eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Wiens. Es liegt westlich der Wiener Innenstadt im Bezirk Hietzing.

Sein Name geht auf einen Kaiser Matthias zugeschriebenen Ausspruch zurück, der hier auf der Jagd einen artesischen Brunnen „entdeckt“ und ausgerufen haben soll: „Welch' schöner Brunn“. Aus diesem Brunnen wurde bis zum Bau der Hochquellwasserleitung auch Trinkwasser für den Hof gezapft.

Eine Hauptattraktion im Schlosspark ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn.

1996 wurden Schloss und Park von Schönbrunn (engl. Palace and Gardens of Schönbrunn) von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Das Schloss und die Gärten von Schönbrunn bilden eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Schlosses

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Panorama Schloss Schönbrunn, vom Eingangstor beginnend, über den Ehrenhof zur Front des Schlosses
Panorama Schloss Schönbrunn, vom Eingangstor beginnend, über den Ehrenhof zur Front des Schlosses
Katterburg und Gonzaga-Schloss, 1672. Im Hintergrund der noch bewaldete Gloriette-Hügel.
Fischer von Erlachs undurchführbarer Erstentwurf, 1688. Stich von Johann Adam Delsenbach, 1721.
Entwurf 2, nach 1693.
Schönbrunn von der Hofseite. Canaletto, 1758

Vorgeschichte

In einem am Hang eines 60 m hohen Hügels gelegenen Augebiet des Wienflusses wird 1311 die Khattermühle erstmals urkundlich erwähnt, eine von etlichen Mühlen dieser Gegend. Sie ging 1312 mitsamt dem Areal in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg über und wurde nach mehrfachem Besitzerwechsel 1548 vom späteren Wiener Bürgermeister Hermann Bayr erworben, der neben der Mühle seinen Herrensitz errichtete, die sogenannte Katter- oder Gatterburg.

Am 8. Oktober 1569 erwarb Kaiser Maximilian II. das weitläufige Grundstück, ließ es einfrieden und bestückte es mit Feder-, Rot- und Schwarzwild, um es zur Jagd zu nutzen. Er ließ Fischteiche anlegen und in einem gesonderten Bereich exotische Vögel wie Truthühner und Pfauen halten. Die Bezeichnung Fasangarten für den hinteren, nicht öffentlich zugänglichen Teil des Grundstücks weist heute noch darauf hin. Die Mühle wurde im folgenden Jahr abgetragen; der Bau eines Schlosses war noch nicht vorgesehen: Maximilian ließ zu dieser Zeit auf der anderen Seite der Stadt Schloss Neugebäude erbauen, wo er auch eine Menagerie einrichtete.

Erst Eleonora Gonzaga, Witwe Ferdinand II., der ihr Stiefsohn Ferdinand III. das Anwesen als Witwensitz überlassen hatte, ließ zwischen 1638 und 1643 einen Zubau zu Katterburg errichten, in dem sie standesgemäße Empfänge geben konnte. Zu dieser Zeit ist auch erstmals von „an die hundert welschen Bäumen, darunter 24 Pomeranzen“ die Rede, also von einer frühen Orangerie, und auf einer Rechnung vom 24. Januar 1642 für eine Holzlieferung taucht erstmals der Begriff Schönbrunn auf.

Die Gebäude wurden 1683 im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung bis zur Unbrauchbarkeit beschädigt. Zwar bat Eleonore Gonzaga, Kaiserinwitwe von Ferdinand III., darum, wenigstens zwei Zimmer und einen Saal wiederherzustellen, starb aber 1687, bevor es dazu gekommen war.

Bau des Schlosses

Erst 1687 gab Leopold I. für seinen Thronfolger Joseph I. einen repräsentativen Neubau in Auftrag. Der soeben zugewanderte Johann Bernhard Fischer, der spätere Fischer von Erlach, schlug 1688 eine pompöse Anlage vor, die Schloss Versailles übertroffen hätte, aber nicht finanzierbar gewesen wäre. Stattdessen wurde der Architekt 1693 mit einer weitaus kleineren Anlage beauftragt, die 1696–1701 über den Trümmern der früheren errichtet und ab 1700 bewohnt wurde. Fischer wurde 1696 geadelt, das Projekt wurde aber wegen der Erbfolgekriege erst ab 1705 weiter gebaut und nicht in vorgesehener Form abgeschlossen.

Steinmetzaufträge erhielten die Wiener Meister Veith Steinböck und Thomas Schilck, beide aus Eggenburg in Niederösterreich stammend, Meister Georg Deprunner von Loretto (damals Ungarn) und Meister Hans Georg Haresleben aus Kaisersteinbruch. Der Kaiserstein, ein harter Kalkstein, wurde für tragende Architekturteile im Schloss verwendet.

Maria Theresias Sommersitz

Karl VI. war selbst an Schönbrunn wenig interessiert, schenkte es jedoch seiner Tochter Maria Theresia, die das Anwesen zum kaiserlichen Sommersitz erkor, der es bis 1918 blieb. 1743–1749 ließ sie das Schloss durch ihren Hofarchitekten Nikolaus von Pacassi, der auch an der Hofburg wirkte, entscheidend umbauen und erweitern. Dabei gingen beispielsweise Fresken von Johann Michael Rottmayr verloren.

Das kaiserliche Hofbauamt bezahlte die Steinmetzarbeiten der Umbauten der Jahre 1750-1752 den Meistern Matthias Winkler, Ferdinand Mödlhammer, Gabriel Steinböck und Johann Baptist Regondi. Regondi aus dem kaiserlichen Steinbruch lieferte aus hartem Kaiserstein vor allem Stufen für die repräsentative Blaue Stiege, die Kapellen-, Schnecken- und Geheimstiege und die große Weiße Stiege, ein stattliches Treppenhaus für den Hofstaat mit steinernem Geländer sowie die gartenseitige Freitreppe.

Aus der Zeit Maria Theresias stammt auch der Großteil der Inneneinrichtung, die als fast einziges Beispiel eines österreichischen Rokoko gilt.

In einem Seitentrakt des Schlosses befindet sich das Schlosstheater, das 1747 eröffnet wurde und wo unter anderem Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart auftraten.

Gloriette

Um 1765 wurde Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, ein Vertreter des Frühklassizismus, bei Hof eingeführt, doch enthielt sich Maria Theresia nach dem Tod ihres Gemahls sieben Jahre lang größerer baulicher Änderungen. Erst 1772 gab sie solche in Auftrag. Hohenbergs markantestes Werk ist die Gloriette, ein Arkadengang auf dem Hügel oberhalb des Schlosses, der den Schlossgarten optisch abschließt. Gemeint ist sie als Denkmal für den gerechten Krieg (der zum Frieden führt), an der Stelle, wo nach dem ursprünglichen Plan Fischer von Erlachs das Hauptgebäude entstehen sollte, und nach dem zweiten Entwurf ein Belvedere.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Gloriette gibt es eine Notiz Maria Theresias: Es befindet sich zu Neugebau eine alte Galerie von steinernen Säulen und Gesimsen, welche nichts nutzet, … Ich habe beschlossen, solche von dort abbrechen zu lassen und nacher Schönbrunn bringen zu lassen. Man ließ die Galerie und die Säulen – allesamt aus hochwertigem Kaiserstein – abtragen und Säulen, Bogenlaibungen und Gebälkstücke, auch Stufensteine, für die Gloriette verwenden. 1775 waren die Arbeiten abgeschlossen. Ihre Fassade ist seit Josephinischer Zeit im prototypischen Schönbrunnergelb gehalten.

Das 19. und 20. Jahrhundert

Überreste von der in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten und im Februar 1945 durch Bomben zerstörten nordöstlichen Trophaengruppe der Gloriette
Rückseite der 100-Schilling Banknote mit dem Schloss Schönbrunn (1960)

1805 und 1809 hielt sich Napoleon mit seinem Gefolge im Schönbrunner Schloss auf. 1830 wurde dort der nachmalige Kaiser Franz Joseph geboren, und er starb 1916 in diesem Gebäude, in dem zuletzt 1918 Kaiser Karl I. den Thronverzicht unterzeichnete.

Einem Antrag der Wiener Kinderfreunde, die ihr Obmann Max Winter (zu dieser Zeit Vizebürgermeister) 1919 an den Stadtrat stellte, zwei Trakte (Valerie- und Kavalierstrakt) für 350 Kinder, darunter viele Kriegswaisen, und die zu gründende private Erzieherinnenschule der Kinderfreunde zur Verfügung zu stellen, wurde nur zum Teil entsprochen: Der Kavalierstrakt blieb christlich-sozialen Vereinigungen vorbehalten. Daneben erhielten hochgestellte Politiker Wohnungen im Schloss, bald aber auch Kriegsinvalide. Die Insaßen des Invalidenheims, das bereits 1922 wieder aufgelöst wurde, sollen allerdings erhebliche Schäden am Mobiliar verursacht haben.

Im Ostteil hatten die Pfadfinder von 1924 bis 1935 drei Räume zur Verfügung. Nicht alle Mieter kamen jedoch im Einvernehmen mit dem Hausherrn, der Stadt Wien: Zwei Arbeiterräte hatten 1919 die Räume des Gartendirektorstöckls beim Hietzinger Tor mit Gewalt beschlagnahmt, um den Hietzinger Bezirksarbeiterrat dort unterzubringen. Für die gerichtliche Durchsetzung der Räumung brauchte es fünf Jahre.

1922 wurden 70 ehemalige Hofpferde im Schloss einquartiert, weil man die früheren Hofstallungen zum Messepalast umbaute. Als im Frühjahr 1923 die Messe eröffnet wurde, war die Sammlung der Reste des kaiserlichen Fuhrparks bereits in der ehemaligen Schönbrunner Winterreitschule untergebracht, die seither als Wagenburg bezeichnet wird.

Das Schlosstheater, das bereits vor dem Krieg zum Möbeldepot verkommen war, wurde ab 1919 wieder vom Burgtheater bespielt, was man jedoch aus finanziellen Gründen 1924 wieder einstellen musste. Ein würdiger Nachfolger fand sich jedoch 1929 im Max Reinhardt-Seminar, das es als Übungsbühne nutzt.

Die Beherbergung Adolf Hitlers im Schloss blieb aus, da dieser „kaiserlichen Pomp“ verabscheute.

Gegen Ende des Krieges befand sich auf der Gloriette eine Flakstellung, und 1945 wurden der Haupttrakt und ein Teil der Gloriette durch Bombenangriffe der Alliierten schwer beschädigt. Sowjetische Truppen, die das Gebiet zunächst besetzten, verhielten sich in diesem Fall vorbildlich. Dass das Schloss während der Besatzungszeit Hauptquartier der britischen Besatzungsmacht war, verhinderte Plünderungen und bewirkte auch die baldige Reparatur der gröbsten Schäden. 1948 konnten Teile des Schlosses wieder besichtigt werden.

Auf der Rückseite der 100-Schilling Banknote von 1960 ist das Schloss zu sehen.

Derzeit

Heute zählt Schönbrunn 1.441 Zimmer verschiedenster Größe; ein Teil davon ist in Form von 190 Gemeindewohnungen an Privatpersonen vermietet. Der Großteil der Anlage ist jedoch ein Museum, das jährlich von etwa 1,5 Millionen Touristen frequentiert wird. Der Park und seine Einrichtungen ziehen weitere rund 5,2 Millionen an, in Summe also 6,7 Millionen Besucher jährlich.


Panorama Schloss Schönbrunn; Parkseite von Gloriette aus

Schlosspark

Schlosspark

Das Schloss und sein Park bilden ein untrennbares Ensemble. Zwar ist die Anlage bereits in Fischer von Erlachs Entwurf skizziert, doch geht die gartenarchitektonische Gestaltung auf Jean Trehet, einen Schüler Le Nôtres, zurück, der 1695 mit den Planungen begann und bis 1699 ständig in Schönbrunn beschäftigt war. Späteres, wenigstens zeitweises, Wirken ebenda ist anzunehmen. Auf Trehet geht die Breite des Parterres zurück (das sich damals aber vermutlich nur in halber jetziger Länge erstreckte), und er ließ die seitlich davon liegenden Boskette anlegen. Zu Trehets Anlage gibt es zwar Notizen, doch leider keine Abbildungen.

Nachdem Maria Theresia 1742 das Schloss zur Sommerresidenz erkoren hatte, wurde das Parterre um 1750 auf die jetzige Größe erweitert. Um die Umgestaltung der Anlage kümmerte sich insbesondere Kaiser Franz I. Stephan, der 1752 den Tiergarten und 1753, auf dafür zugekauftem Grund, der westlich an das bisherige Areal anschloss, den Holländisch-Botanischen Garten einrichten ließ. Er beauftragte damit den Holländer Adrian van Steckhoven und seinen Gehilfen Richard van der Schot. Zwar wurde 1755 das jetzige Orangeriegebäude fertig gestellt, doch Pläne für die Gestaltung des Hügels gediehen zu Lebzeiten des Kaisers nur so weit, dass eine das Parkett fortführende Schneise in den Wald geschlagen wurde.

Erst sieben Jahre nach dem Tode ihres Gemahls gab Maria Theresia eine gründliche Umgestaltung des Hügels und des Parks in Auftrag, und zwar an Hetzendorf von Hohenberg, den ihr Berater Kaunitz bereits 1765 bei Hof eingeführt hatte. Hohenbergs erstes Projekt (1771/72) sah ein großes Bassin auf der Anhöhe vor, das eine Anzahl von Springbrunnen speisen sollte, beispielsweise neben dem Neptunbrunnen vier weitere im Großen Parterre. Die Bauarbeiten wurden 1773 begonnen. Ein in der Mittelachse des Parterres seit etwa 1700 bestehendes sternförmiges Becken wurde in das westliche Boskett versetzt, wo es bis heute als Sternbassin oder Westlicher Najadenbrunnen besteht.

Erst 1776/77 stellte sich endgültig heraus, dass der Wasserbedarf der Brunnen von Hohenbergs erstem Entwurf nicht gedeckt werden konnte, weshalb zwölf bereits gegrabene Brunnenbecken wieder zugeschüttet wurden, die vier im Großen Partere, die anderen am Hang. Hohenberg vollendete stattdessen den Obeliskbrunnen (1777) und die Ruine (1778) und konzentrierte sich danach auf die Gestaltung des Neptunbrunnens. Dieser konnte 1780, noch zu Lebzeiten Maria Theresias, in Betrieb genommen werden.

Der Park wurde um 1779 von Kaiser Joseph II. zum Unmut des Hofadels der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und stellt seither ein wichtiges Erholungsgebiet für die Wiener Bevölkerung dar. Er wird seit dem Ende der Monarchie von den Bundesgärten Wien-Innsbruck verwaltet, derzeit unter der Leitung von Brigitte Mang.

Großes Parterre

Großes Parterre und Gloriette (1900)

Zentrum des Parks bildet das sogenannte Große Parterre, das sich seit etwa 1780 an der Hauptachse der Anlage bis zum Gloriette-Hügel erstreckt. (Es hatte ursprünglich um 1750 nur etwa die halbe Größe, und etliche spätere Entwürfe konnten nicht umgesetzt werden. Insbesondere gab es einen vorletzten Entwurf um 1770, der vier große Brunnen vorsah, aber mangels Wasser nicht ausgeführt werden konnte.[1])

Die 32 Skulpturen, die um das Parterre herum aufgestellt sind, wurden wie auch die übrigen Figuren im Park großteils im Atelier von Johann Christian Wilhelm Beyer und nach seinem Konzept geschaffen; sie stellen Gestalten aus der griechisch-römischen Mythologie oder aus der Geschichte des alten Rom dar. Siehe dazu den Hauptartikel Skulpturen und Plastiken um Schloss Schönbrunn.

Neptunbrunnen

Der Neptunbrunnen

Hauptartikel: Neptunbrunnen (Wien)

Am Fuß des Hanges steht der beeindruckende Neptunbrunnen, der mit über-lebensgroßen Figuren das Parterre optisch abschließt und gleichzeitig den Übergang zum Hügel bildet. Nach vierjähriger Bauzeit konnte er noch kurz vor dem Tode Maria Theresias vollendet werden.

Die dargestellte Meerfahrt des Neptun steht als Gleichnis für den Fürsten, der sein Land über die Fährnisse des Schicksals hinwegzulenken versteht.

Römische Ruine

Die Ruine

Die von Hohenberg entworfene und 1778 errichtete künstliche Ruine orientiert sich an Piranesis Darstellungen der Ruine des römischen Vespasian-und-Titustempels.[2] Sie hieß zunächst Ruine von Karthago. Bei der Restaurierung, die 2003 abgeschlossen war, wurde anhand eines zeitgenössischen Aquarells und auf den Steinen verbliebener Farbreste die ursprüngliche Färbelung wieder aufgebracht.[3]

Die Anlage besteht aus einem mächtigen Rundbogen und seitlichen Mauerflügeln, die ein rechteckiges Bassin umfassen und dabei den Eindruck eines versinkenden antiken Palastes erwecken. Im Bassin befindet sich auf einer künstlichen Insel eine von Beyer geschaffene Figurengruppe aus Sterzinger Marmor, welche die Flussgötter von Moldau und Elbe darstellt.[4]

Aus halber Höhe des Hanges im Hintergrund, exakt in der Achse des Torbogens, überragt die Statue des die Mächte des Bösen bekämpfenden Herkules das Ensemble. Geplant war, von dort aus Wasserkaskaden, einer Sintflut gleich, auf Karthago hinzuleiten, was jedoch nie umgesetzt wurde: Es mangelte an Wasser und Geld. In der bestehenden grasbewachsenen Schneise sind die dafür angelegten Terrassen jedoch noch erkennbar.

Künstliche Ruinen, die im Zuge der aufkommenden Romantik ab Mitte des 18. Jahrhunderts sehr beliebt wurden, symbolisieren ambivalent den Untergang einstiger Größe ebenso wie den Bezug zur eigenen heroischen Vergangenheit (indem sie deren vorgebliche Überreste verherrlichen). Dies erklärt auch die Umdeutung des Gemäuers, das erst seit etwa 1800 Römische Ruine genannt wird und dadurch den Anspruch der Habsburger ausdrückt, dieses Imperium fortzuführen. Unweit davon ergänzt der kurz zuvor errichtete Obelisk-Brunnen das ikonographische Programm der Gartengestaltung und vertieft denselben Anspruch.

Obelisk-Brunnen

Obelisk-Brunnen

Der Obelisk-Brunnen wurde ebenfalls von Hohenberg geplant und, wie in der vergoldeten Sockelinschrift kundgetan, 1777 vollendet.

Ein Grottenberg, der sich aus dem Becken erhebt, wird von Flussgottheiten bevölkert und von einem Obelisken bekrönt, der auf vier goldenen Schildkröten ruht. Auf der Spitze ein vergoldeter Adler: Symbol absoluter Stabilität, hier mit ausdrücklichem Bezug auf die Pharaonen, und Ausdruck des Fortdauerns des Hauses Habsburg. Die zur Verherrlichung der Herrscher in den Obelisken geschnittenen Hieroglyphen waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch längst nicht entschlüsselt.[5]

Schöner Brunnen

Der Schöne Brunnen

Wenig abseits liegt der Schöne Brunnen, der dem Schloss und der Anlage den Namen gab. Ein vom Hofgärtner Steckhoven errichtetes Brunnenhaus wurde 1771 durch einen Neubau von Hofarchitekt Isidore Canevale ersetzt. Es hat die Form eines Pavillons mit quadratischem Grundriss und ist auf der Vorder- und Rückseite durch einen Rundbogen geöffnet. Vor der Rückwand befindet sich mittig, auf einem Becken ruhend, eine allegorische Statue der Quellnymphe Egeria. Sie stammt von Wilhelm Beyer und wurde 1780 aufgestellt. Ihr rechter Arm umfasst die Vase, aus der einst das Quellwasser floss. Die Innenwände des Hauses sind reliefartig mit Tropfstein- und Pflanzendekor überzogen, die Außenseite trägt Tropfsteindekor. Eine grundlegende Sanierung wurde bis dato (März 2008) noch nicht vorgenommen.

Taubenhaus

Das Taubenhaus

Das Taubenhaus wurde bereits um 1750 errichtet. Es ist eine hohe runde Voliere aus Drahtgitter, den oberen Abschluss bildet ein kupfernes kuppelartiges Dach, das von einem Knauf bekrönt wird. Dem luftigen Rundbau wurden vier gemauerte Nischen angefügt, um den Vögeln Schlafplätze zu bieten.

Das Wegesystem, das um die Anlage herumführt, wurde um 1760 in ringförmigen und radialen Gängen angelegt, die im Schönbrunner Jargon „Ringelspiel“ genannt werden. Das Haus wurde durch die wachsenden Bäume im Lauf der Zeit verdeckt und geriet „aus den Augen“. Die mit Anerkennung als UNESCO Weltkulturerbe verbundenen Auflagen nötigten die Betreiber, Bäume und Sträucher in der Nähe des Hauses so weit zu stutzen, dass es wieder im Sinn der früheren Gartengestaltung zur Geltung kommt.

Palmenhaus

Palmenhaus im Schlosspark

Eine weitere Hauptattraktion im Schlosspark ist das Palmenhaus. Es wurde von Kaiser Franz Joseph I. 1880 bei seinem Hofarchitekten Franz Xaver Segenschmid in Auftrag gegeben, um die bis dahin auf mehrere Glashäuser verteilten umfangreichen aus aller Welt zusammengetragenen habsburgischen Pflanzensammlungen in würdigem Rahmen zu präsentieren, und nach nur zwei Jahren Bauzeit eröffnet. 1883 war die erste Bepflanzung abgeschlossen. Mit einer Gesamtlänge von 111 m, einer Breite von 28 m und einer Höhe von 25 m ist das Palmenhaus Schönbrunn das größte Glashaus des europäischen Festlands und eines der drei größten der Welt. Es beherbergt rund 4500 Pflanzenarten, die von denen nur ein Teil fest eingepflanzt ist, ein größerer Teil aber je nach Saison als blühende Kübelpflanzen präsentiert wird.

Sonnenuhrhaus

Das Sonnenuhrhaus

Eine weitere Attraktion ist das Wüstenhaus, das 2004 im 1904 erbauten Sonnenuhrhaus präsentiert wurde.

Das Gebäude wurde, ebenfalls im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. und nach Entwürfen von Alfons Custodis, errichtet, um die „Neuholländer-Sammlung“ unterzubringen, die neben den Pflanzen aus Australien, die der Sammlung den Namen gegeben hatten, inzwischen um Exemplare aus Südafrika sowie Süd- und Nordamerika angewachsen war. Auch wurde es als Überwinterungshaus genutzt.

Nach der Generalsanierung wurde 2004 in diesem Objekt das Wüstenhaus eröffnet, ein Gemeinschaftsprojekt von Bundesgärten und Tiergartenverwaltung, Gegenstück zum 2002 geschaffenen Regenwaldhaus des benachbarten Tiergartens: Neben den Sukkulenten werden Vögel, Reptilien und Kleintiere aus Wüstengebieten vorgestellt.

Weitere Gärten

Der Irrgarten
Gestell zum Zurechtschneiden von Hecken im Barockgarten

Des weiteren erwähnenswert sind der Irrgarten mit einem neuen Spielplatz und mit interessanten Klang-Stationen, der Kronprinzengarten (beide kostenpflichtig) und der (als reiner Schaugarten nicht betretbare, seit 1917 bestehende) Japanische Garten. Demgegenüber ist der am äußerst westlichen Rand liegende Botanische Garten ein von der Bevölkerung gern genutzter Park und Erholungsort.

Filmdrehort

Das Schloss Schönbrunn und seine Gärten dienten einigen Filmproduktionen als Schauplatz, unter anderem Prinzessin Olympia mit Sophia Loren, dem James-Bond-Film Der Hauch des Todes, Marie Antoinette mit Kirsten Dunst und den drei Sissi-Filmen mit Romy Schneider.

Konzert für Europa

Seit 2004 wird im Park das Konzert für Europa veranstaltet, in dem die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von prominenten Musikern spielen. 2004 dirigierte Bobby McFerrin, das Konzert war auch ein musikalischer Willkommensgruß Österreichs an die in diesem Jahr neu hinzugekommenen EU-Länder. 2005 stand Zubin Mehta am Pult und 2006 zelebrierten die Philharmoniker unter Plácido Domingo musikalisch den österreichischen EU-Ratsvorsitz. Im Mai 2007 leitete der russische Dirigent Valéry Gergiev vom Mariinski-Theater in Sankt Petersburg die Wiener Philharmoniker vor der Kulisse des Barockschlosses. Neben den insgesamt 140.000 Besuchern im Park von Schönbrunn[6] hatten viele Millionen Zuschauer die Gelegenheit, das Konzert vor den Bildschirmen zu verfolgen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. B. Hajós und Entwurf 1770
  2. Siehe beispielsweise hier, 1748, und spätere. Anders als beim Bau der Gloriette wurden, wie von der Ingenieurgeologie der TU-Wien nachgewiesen, sämtliche Architekturteile des Bauwerkes neu angefertigt. Die Steine der architektonischen Gliederung stammen aus St. Margarethen, Stotzing und Zogelsdorf. Im Quadermauerwerk der Zungenmauern finden wir harte Steine aus Kaisersteinbruch, Wöllersdorf und Hundsheim.
  3. Siehe Bild (um 1780)
  4. B. Hajós verweist darauf, dass sie für einen der vier nicht realisierten Brunnen im Großen Parterre geschaffen worden war. Desgleichen hier, vor 1918; Ob die [unzumutbare!] Umdeutung dieser Figuren zu Donau und Enns mit dem Ende der Monarchie eingeleitet wurde oder erst kürzlich, ist offen.
  5. Siehe Entschlüsselung der Hieroglyphen. Der Obelisk besteht aus St. Margarethener Sandstein, die Wandverkleidung des Umganges ist harter Kaiserstein. Die Restaurierungsarbeiten an dieser Anlage wurden 2006 abgeschlossen.
  6. Das Schönbrunn Konzert Pressemeldung zum Konzert am 24. Mai 2007

Literatur

Schloss

  • Kurt Eigl, Franz Hubmann, Christian Barndstätter: Schönbrunn. Ein Schloß und seine Welt. Molden, Wien (1982) ISBN 3217009541
  • Helmuth Furch: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch: Schloss Schönbrunn - der Kaiserstein als meistverwendeter Stufenstein. Eine Begehung mit Elfriede Iby und Andreas Rohatsch, TU-Wien Ingenieurgeologie. Nr. 49, S 11-20, Februar 1998 und Kaiserstein in Wiener Bauten, 300 Beispiele, Nr. 59, Schönbrunn S 62f, Dezember 2000.
  • Führer durch Schönbrunn. Österreichische Staatsdruckerei, Wien (1969).
  • Josef Glaser: Führer durch Schönbrunn. Österreichische Staatsdruckerei, Wien (1968).
  • Josef Glaser, Heinz Glaser: Führer durch Schönbrunn. Verag. der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien (1964).
  • Josef Glaser: Schloss Schönbrunn. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien (1962).
  • Geza Hajos: Schönbrunn. ISBN 3552028099
  • Elisabeth Hassmann: Von Katterberg zu Schönbrunn. Die Geschichte Schönbrunns bis Kaiser Leopold I. Böhlau Verlag, Wien (2004). ISBN 3205772156
  • Hofkammerarchiv: Camerale Zahlamtsbücher 1729, Schloss Schönbrunn, J.G.Haresleben; 1753 Geheime Kammerzahlamtsbücher unter Führung von Hofkammerrat und Zahlamtsmeister Karl Joseph Edler von Dier, Ausgaben 1750-1752, Johann Baptist Regondi.
  • Elfriede Iby (Autor), Alexander Koller: Schönbrunn. Brandstätter; Wien (2007). ISBN 3850330591
  • Marieluise von Ingenheim: Sissy. Ein Walzer in Schönbrunn. Tosa Verlagsgesellschaft (2000). ISBN 3850013685
  • Herbert Knöbl: Das Neugebäude und sein baulicher Zusammenhang mit Schloss Schönbrunn. Boehlau Verlag, Wien (1988). ISBN 3205051068
  • Karl Kobald: Schloss Schönbrunn.
  • Georg Kugler: Schloß Schönbrunn. Die Prunkräume. Brandstätter, Wien (1998). ISBN 3854476035
  • Friedrich Pernkopf, Erna Baumann-Kay: Schönbrunn.Verlag für Jugend und Volk, Wien (1967).
  • Peter Pieler, Ernst R Hoenes, Mark Laird, Rosella Fabiani, Gerte Reichelt (Herausgeberin): Historische Gärten: Schutz und Pflege als Rechtsfrage. Symposium 28. April 2000. Schloss Schönbrunn, Weissgoldzimmer. MANZ'sche Wien (2000). ISBN 3214069853
  • Mario. Molin Pradel: Österreich. Das Schloß Schönbrunn in Wien. Pawlak, Herrsch. (1989). ISBN 3881995498
  • Oskar Raschauer: Schönbrunn. Der Schlossbau Kaiser Josephs I. Schroll, Wien (1960).
  • Andreas Rohatsch: Gesteinskundliche Untersuchungen im Schloss Schönbrunn, in: Elfriede Iby, Zur frühen Baugeschichte, Wissenschaftliche Reihe Schönbrunn, Bd. 2, 1996.
  • Schönbrunn: Führer durch Schönbrunn.
  • Georg Schreiber: Schloss Schönbrunn. Ueberreuter, Wien (2001). ISBN 3800037955
  • Schloß Schönbrunn Wien. Westermann Sachbuch, Wien (1985). ISBN 3147905837
  • Helfried Seemann, Christian Lunzer: Schönbrunn 1860-1920. Album Verlag für Photographie, Wien (2006). ISBN 3851641582
  • Hans Werner Sokop: Schönbrunner Spaziergang. Novum, Wien (2006). ISBN 3902514299
  • Otto Stradal: Wunderbares Schönbrunn. Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien (1968).
  • Franz Weller: Die kaiserlichen Burgen und Schlösser in Wort und Bild Aufgrund von Quellenwerken dargestellt Hofburg zu Wien über Augarten, Belvedere, Prater ...Gödöllő, Ischl ...bis über Miramar sind alle kaiserlichen Schlösser erklärt dagelegt. k.k. Hof-Buchdruckerei, Wien (1880). ISBN 0003221717

Gärten

  • Eva Berger: Historische Gärten Österreichs. Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930. Band 3. Wien: Böhlau 2004, ISBN 3-205-99353-5, S. 263–271.
  • Beatrix Hájos: Die Schönbrunner Schloßgärten. Eine topographische Kulturgeschichte. Boehlau Verlag, Wien (2000). ISBN 3205984234
  • Beatrix Hajós: Schönbrunner Statuen 1773-1780. Böhlau Verlag, Wien (2004). ISBN 3-205-77228-8
  • Erwin Frohmann (Autor), Rupert Doblhammer: Schönbrunn. Eine vertiefende Begegnung mit dem Schlossgarten. Ennsthaler, Wien 2005, ISBN 3850686256
  • Im Park von Schönbrunn. Beschreibung von Schloss und Garten. Daten zur Baugeschichte. ISBN 3950209514
  • Richard Kurdiovsky: Die Gärten von Schönbrunn. Residenz/Niederösterreichisches Pressehaus, Wien (2005). ISBN 3701714118
  • Andreas Rohatsch: Die Bausubstanz der Römischen Ruine von Schönbrunn, Institut für Geologie, TU-Wien 2000.
  • Uta Schedler: Die Statuenzyklen in den Schlossgärten von Schönbrunn und Nymphenburg: Antikenrezeption nach Stichvorlagen. Hildesheim, Zürich, New York: Olms 1985. (Studien zur Kunstgeschichte; 27.) ISBN 3-487-07694-2

Filme

Weblinks

48.18451666666716.3118638888897Koordinaten: 48° 11′ 4″ N, 16° 18′ 43″ O


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