Demografie Wiens

Demografie Wiens

In Wien leben im dritten Quartal 2011 1.723.245 Menschen.[1]

Die Bevölkerungsanzahl ist im Steigen begriffen und soll bis etwa 2050 erneut nach 1910 die Zwei-Millionen-Grenze überschreiten.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerungsentwicklung

(Zum Beispiel Veränderung der Bevölkerung nach Zahl und Altersstruktur, die aus Ausgangsbestand, Alters- und Geschlechtsstruktur einer Bevölkerung sowie den Bevölkerungsbewegungen und deren Änderungen resultieren)

Bevölkerungsermittlung

Wohnbevölkerung
heutiger Gebietsstand
Datum Einwohner
1754 175.460
1796 235.098
1810 224.548
1830 401.200
1840 469.400
1850 551.300
1857 683.000
1869 900.998
1880 1.162.591
1890 1.430.213
1900 1.769.137
1910 2.083.630
1916 2.239.000
1923 1.918.720
1934 1.935.881
1939 1.770.938
1951 1.616.125
1961 1.627.566
1971 1.619.885
1981 1.531.346
1988 1.506.201
1991 1.539.848
2001 1.550.123
2002 1.588.822
2003 1.605.725
2004 1.626.384
2005 1.646.934
2006 1.658.479
2007 1.671.011
2008 1.683.473
2009 1.697.982
Bevölkerungsentwicklung in Wien seit 1810

Vor der ersten Zählung 1754 gibt die Forschung nur Schätzungen für die Einwohnerzahl von Wien samt Vororten an: Um 1600 waren es noch rund 29.000, nach der Verlegung der Residenz des Kaisers aus Prag zurück nach Wien stieg die Bevölkerung rasch an: Bis Mitte des 17. Jahrhunderts auf 50.000, 1670/80 waren es rund 80.000, 1700 etwa 113.000 Einwohner.[2][3] Die Bevölkerungszahlen in nebenstehender Tabelle beruhen auf den Angaben des österreichischen Statistikamtes und sind auf den heutigen Gebietsstand umgerechnet. 1794/1795 wurden bei der Zählung der anwesenden Zivilbevölkerung, was österreichweit bis 1857 praktiziert wurde, erstmals für Wien separate Zahlen ermittelt. Zuvor, wie 1810 und 1821, war die Einwohnerzahl Wiens dem Land Niederösterreich zugerechnet worden. Ab 1830 sind durchgehend Bevölkerungszahlen für Wien verfügbar. Ab 1869 wurden österreichweit in zehnjährigen Abständen Volkszählungen abgehalten, bei denen allerdings bis 1923 weiterhin die anwesende Zivilbevölkerung gezählt wurde; erst ab 1934 bis 1981 die Wohnbevölkerung. Die Zahlen von 1982 bis 2001 weisen die Jahresdurchschnittsbevölkerung aus, wobei diese Zahlen erst 2002 rückwirkend ermittelt wurden. Seit 2002 werden Hauptwohnsitze auf Basis des Zentralen Melderegisters zur Bevölkerungsermittlung herangezogen.

Bevölkerungsgeschichte

Vor 1918

Wien erlebte bereits ab Ende des 18. Jahrhunderts einen regen Bevölkerungszustrom, doch vervielfachte sich die Zahl der Zuwanderer ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als Wien allein zwischen 1857 und 1869 rund 218.000 neue Einwohner bekam. In den nächsten elf Jahren wuchs die Bevölkerungszahl um über 261.000 Personen, von denen rund ein Drittel auf den Geburtenüberschuss und zwei Drittel auf die Zuwanderung zurückzuführen waren. Von 1880 bis 1890 kamen mit 267.000 ähnlich viele neue Einwohner hinzu, wobei das Verhältnis zwischen Zuwanderung und Geburtenüberschuss (40 %) sich allmählich anglich. In den nächsten zehn Jahren, von 1890 bis 1900, stieg die Einwohnerzahl sogar um 339.000 Personen. Knapp 49 % davon waren nun auf den Geburtenüberschuss zurückzuführen. Grund hierfür waren die einsetzende Industrialisierung und die bedeutende Stellung Wiens als Kaiserstadt (Hauptstadt) des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn. 22 % der Zuwanderer kamen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien, je 15 % aus Niederösterreich und dem Ausland, nur 4 % aus den übrigen heutigen österreichischen Bundesländern.[4] Der Rest verteilte sich auf die übrigen Kronländer der Monarchie. Rund 2,1 Millionen bevölkerten Wien kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Wien war die siebtgrößte Stadt der Welt. Mit der Auflösung des Habsburgerreiches verlor Wien auch an Bedeutung für Zuwanderer. Der Krieg kostete zehntausenden Soldaten aus Wien ihr Leben. Tausende einst zugewanderte Menschen kehrten in ihre Heimatländer bzw. ehemaligen Kronländer zurück.

1918–1945

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Wien rund 200.000 Einwohner weniger als zuvor. In den Zwischenkriegsjahren wanderten etwa 104.000 Personen in die Stadt; das Geburtendefizit von 87.000 Menschen zwischen 1923 und 1934 wurde ausgeglichen. Im Jahr 1934 zählte Wien bereits wieder 1.935.881 Einwohner. Die in der Folge wieder gesunkene Bevölkerungszahl wurde durch die Errichtung von Groß-Wien im nationalsozialistischen Deutschland 1938 mehr als kompensiert. Allerdings mussten bzw. konnten 140.000 jüdische Wiener/innen das Land verlassen, weitere 60.000 wurden während des Krieges ermordet (Judenverfolgung, Deportationen). Vom einst blühenden jüdischen Leben, vor allem im zweiten Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt, war binnen kurzem nichts mehr übrig. Das von Adolf Eichmann in Wien entwickelte Terrormodell wurde im „Altreich“ übernommen.

Seit 1945

Nach Kriegsende war die Wiener Bevölkerung auf 1.616.125 Menschen gesunken. Viele Wiener waren als Soldaten gefallen oder kehrten aus der Kriegsgefangenschaft nicht wieder zurück. Die Stadt war zu einem Fünftel zerstört und von alliierten Soldaten besetzt. Die Einwohnerzahl sank bis 1987 auf 1.484.885 Personen; der tiefste Einwohnerstand seit 1890; seither steigt die Einwohnerzahl wieder. Verantwortlich dafür ist weniger der geringe Geburtenüberschuss Wiens, sondern eher die Zuwanderung, vor allem ausländischer Personen. In den 1990er-Jahren kamen viele Flüchtlinge aus Jugoslawien und der Türkei nach Wien; insbesondere viele Türken und Kurden ließen sich in Wien nieder. Von 1987 bis 1994 wanderten 61.000 Menschen in die Stadt. Nachdem von 1994 bis 1998 die Einwohnerzahl wieder leicht um 5.000 bis 6.000 zurückgegangen war, erhöhte sich die Zahl der Einwohner ab 1998 bis Ende 2005 um rund 85.000 Zugezogene.

Die Jahre als Hauptstadt eines Vielvölkerstaates haben Wien nachhaltig geprägt. Nach wie vor ist die Stadt ein Schmelztiegel von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Allerdings sind die Nachfahren der ehemals Zugewanderten heute assimiliert und nur die slawischen oder ungarischen Nachnamen sind erhalten geblieben. Namen wie Nowak, Dolezal, Navratil, Wewerka usw. werden längst zusammen mit einheimischen deutschen Namen, wie Hofbauer, Maier, Haider usw. als typisch wienerisch empfunden. Die Namensträger gehören inzwischen zu den Ur-Wienern, den alteingesessenen Einwohnern der Stadt, die noch den Wiener Dialekt verwenden, der sich aus vielen alt- und mittelhochdeutschen sowie jiddischen Begriffen zusammensetzt, aber von den jüngeren Generationen immer seltener verwendet und verstanden wird. Neben dem ursprünglichen Wiener Dialekt wird zunehmend seit Ende des 20. Jahrhunderts auch eine gehobene Wiener Mundart gesprochen.

Bevölkerungsentwicklung in Wien seit 2002

Anfang 2009 lebten in Wien rd. 1,69 Millionen Menschen. Nach der letzten Volkszählung 2001 gab es nur 1,55 Millionen Wiener, davon waren 23,63 % nicht in Österreich geboren. 19,6 % der Wiener Wohnbevölkerung sind keine österreichischen Staatsbürger. Etwa 48.000 Menschen türkischer Herkunft und rund 120.000 Personen aus den ehemals jugoslawischen Ländern Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Slowenien stellen in Wien mit Abstand die größten Volksgruppen (50 %) unter der ausländischen Bevölkerung, sowohl nach Staatsbürgerschaft als auch nach Geburtsland. Weitere Herkunftsregionen sind die ehemaligen Ostblock-Länder, hier vor allem Polen (ca. 25.000), Tschechien (ca. 21.000), Ungarn (ca. 12.000) und Rumänien (ca. 10.000). Außerdem leben in Wien rund 26.000 Deutsche, 4.000 Italiener, 3.000 US-Amerikaner, 2.500 Schweizer Bürger und etwa 12.000 Menschen aus sonstigen EU-Ländern.

Prognose

Seit 2000 wächst Wien um etwa 20.000 Einwohner pro Jahr. Laut Statistik Austria (Okt. 2005) wird Wien im Jahr 2045 wieder die 2-Millionen-Grenze überschreiten. Verantwortlich hierfür sind der stetige Zuzug und die steigenden Geburtenzahlen, insbesondere von Menschen ausländischer Herkunft. 2007 veröffentlichte Prognosen lassen erwarten, dass die 2-Millionen-Grenze bereits 2030 erreicht werden könnte.

Bevölkerungsstruktur

Sprache

Verschiedene Sprachgruppen genießen in Wien die Anerkennung als autochthone Sprachgruppen. Dies sind die tschechisch-sprachigen Wiener, die ungarisch-sprachigen, die slowakisch-sprachigen und die Sinti und Roma. Die rechtliche Stellung als gesonderte Sprachgruppe ist ähnlich geregelt wie im Burgenland.

Nationalität

Ausländeranteile

Religion

Religionen in Österreich 1910–1934 (Anteil in %)
laut Statistischem Jahrbuch der Stadt Wien von 1937, Religionsbezeichnungen gemäß Original [5]
Jahr Ges.-Bev. Röm.-kath. gr.- u. arm.-kath. ev. A.B. ev. H.B. Altkath. sonst. christl. Mosaisch Andere Bekenntnislos
1910 2.031.498 1.763.471 (86,8 %) 3.723 (0,2 %) 64.709 (3,2 %) 11.122 (0,5 %) 1.959 (0,1 %) 5.572 (0,3 %) 175.294 (8,6 %) 806 (< 0,1 %) 4.765 (0,2 %)
1923 1.865.780 1.518.330 (81,4 %) 2.402 (0,1 %) 79.843 (4,3 %) 8.665 (0,5 %) 14.911 (0,8 %) 5.955 (0,3 %) 201.513 (10,8 %) 1.074 (0,1 %) 33.087 (1,8 %)
1934 1.874.130 1.475.744 (78,7 %) 2.395 (0,1 %) 99.792 (5,3 %) 10.629 (0,6 %) 27.786 (1,5 %) 4.277 (0,2 %) 176.034 (9,4 %) 1.567 (0,1 %) 75.906 (4,1 %)
Das Vienna Islamic Centre
Der Stadttempel ist die älteste erhaltene Synagoge Wiens und Zentrum der israelitischen Kultusgemeinde

Die Stadt ist Sitz der römisch-katholischen Erzdiözese Wien; Erzbischof ist Kardinal Christoph Schönborn. Die römisch-katholische Gemeinde ist die größte Glaubensgemeinschaft Wiens, verliert jedoch stetig an Mitgliedern. Heute gehören nur 49 % der römisch-katholischen Kirche an, 1961 noch 82 %. 25,6 % der Wiener Bevölkerung gehören keiner Glaubensgemeinschaft an, sie sind konfessionslos. Zweitgrößte Glaubensgemeinschaft ist die Islamische Glaubensgemeinschaft, deren Österreich-Chef, Anas Schakfeh, ebenfalls in Wien seinen Sitz hat. In den letzten Jahrzehnten kamen viele islamischgläubige Zuwanderer nach Wien; der Islam ist in Österreich seit 1912 anerkanntes Religionsbekenntnis (damals gehörten die muslimischen Bosnier zu Österreich-Ungarn). Drittgrößte Glaubensgemeinschaft in Wien sind die Orthodoxen Kirchen. Wien ist Sitz der lutherischen Evangelischen Kirche A.B. in Österreich mit Bischof Michael Bünker und der reformierten Evangelischen Kirche H.B. in Österreich mit Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien wird von Ariel Muzicant als Präsident und Paul Chaim Eisenberg als Großrabbiner geleitet. Bis 1938 eine der größten jüdischen Gemeinden Europas, zählt sie heute rund 7.000 Mitglieder. Siehe auch: Jüdisches Leben in Wien

Die Religionszugehörigkeit der Wiener Wohnbevölkerung setzt sich laut Volkszählung 2001 wie folgt zusammen:

römisch-katholisch: 49,2 %
ohne Bekenntnis: 25,6 %
islamisch: 07,8 %
orthodox: 06,0 %
evangelisch: 04,7 %
altkatholisch: 00,5 %
jüdisch: 00,5 %
buddhistisch: 00,3 %
Zeugen Jehovas: 00,3 %
sonstige christliche Gemeinschaften: 00,6 %
sonstige nichtchristliche Gemeinschaften: 00,4 %
keine Angabe: 04,2 %

Bevölkerungsbewegung

Zuwanderung

Als in Wien in den 1840er und 1850er Jahren die Industrialisierung begann, setzte starke Zuwanderung aus Böhmen und Mähren ein. Auch aus Ungarn herrschte stets etwas Zuwanderung. Mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 wurden Bürgern aller Religionen die gleichen Rechte garantiert: Jüdische Altösterreicher, vor allem aus dem Kronland Galizien, die bis dahin keine Niederlassungsfreiheit genossen hatten, zogen in der Folge verstärkt nach Wien. Diese Zuwanderung erreichte ihren Höhepunkt, als Russland im Ersten Weltkrieg vorübergehend Teile Galiziens eroberte. Bis 1918 erreichte die tschechische Bevölkerung in Wien ebenso wie die Bevölkerung jüdischer Religion eine Anzahl von über 200.000 Personen. Um 1900 waren über 25% der Wienerinnen und Wiener im Gebiet des heutigen Tschechien geboren, nur 4% stammten aus den Alpenländern der Monarchie, ein Umstand, der die Gegensätze zwischen Wien und den Bundesländern in der Ersten Republik zusätzlich verschärfte[6].

Eine erneute Zuwanderung erlebt Wien erst seit den 1990er-Jahren wieder, vor allem durch erneute Zuwanderung aus dem Ausland – vor allem aus Ex-Jugoslawien und der Türkei sowie durch Zuwanderung von jungen Personen, vielfach Studenten, aus anderen Bundesländern. Die Zuwanderung aus dem Ausland diversifiziert sich seit der Jahrtausendwende stärker. So kommen nur noch wenige neue Flüchtlinge aus der Balkanregion und der Türkei, dafür vermehrt Flüchtlinge und Auswanderer aus afrikanischen Ländern, Russland und der Kaukasus-Region.

Abwanderung

Nach Ende der Monarchie dominierte die Abwanderung und ab den 1930er-Jahren wurden 130–140.000 Juden zur Flucht gedrängt und die verbliebenen 60-70.000 ermordet.

Seit den 50er-Jahren machen sich mehrere Siedlungstrends in der Agglomeration Wien bemerkbar. Einerseits war fast die gesamte Region von großen Geburtendefiziten geplagt, andererseits konnte großer Zuzug von Außen Wien und seine Umlandgemeinden in den meisten Fällen vor einem Rückgang schützen. In vielen Vororten machte sich bereits auch ein regelrechter Bauboom durch Zuwanderer bemerkbar. Mit der Entwicklung großer Gewerbegebiete südlich von Wien wurde der Zuzug weiter angekurbelt, aber auch aus Wien selbst zogen in den letzten Jahrzehnten immer mehr Personen in die Grünlagen in den Randbezirken Wiens, zusehends aber auch in die Umlandsiedlungen der Stadt. Es entwickelte sich ein so genannter „Speckgürtel“ um die Bundeshauptstadt, welcher eine kontinuierlich steigende Anzahl von Personen aus anderen Teilen des Bundeslands Niederösterreich, wie zum Beispiel den an Bevölkerungsschwund leidenden Bezirken Waidhofen an der Thaya, Zwettl und Gmünd anzieht, und teilweise auch aus Wien abzieht.

Grund ist einerseits die schwierigere Arbeitsplatzsituation in den nördlichen Bezirken Niederösterreichs und andererseits das Bedürfnis vieler Menschen, vor allem von Familien, über ein Haus oder eine Wohnung in ruhiger Grünlage zu verfügen. Dieser Trend hat sich ab den 80er-Jahren vielerorts noch verstärkt, begünstigt durch immer kürzere Pendelzeiten auf Straße und Schiene.

Im Wesentlichen beschränkte sich die Wanderungsbewegung im Wiener Umland daher bisher auf die Gemeinden entlang großer Verkehrsachsen wie der West- und Südbahn sowie den Autobahnen West- (A1), Süd- (A2), Ost- (A4) und Donauuferautobahn (A22). Künftig wird sich mit der besseren Erschließung des Nordens und Ostens von Wien durch Eisen- und Autobahnprojekte – die Nordautobahn (A5) soll 2009 eröffnet werden – auch dort eine dichtere Besiedelung ergeben. Das statistische Amt der niederösterreichischen Landesregierung prognostiziert für zahlreiche Gemeinden des Bezirks Wien-Umgebung zwischen 2005 und 2010 einen Zuwachs von 5 % (Schwechat, Klosterneuburg, Gerasdorf, Purkersdorf), 4,9 % (Tulln, Baden) oder 5,5 % (Korneuburg). Auch für die an der künftigen Nordautobahn gelegenen Bezirke Gänserndorf, Mistelbach und Hollabrunn wird von stärkerem Wachstum ausgegangen.

Durch diese Siedlungsbewegungen der letzten Jahrzehnte, die auch weiterhin andauern, ergaben sich an fast sämtlichen Stadteinfahrten Wiens große Probleme mit der Bewältigung des Pendelverkehrs, da viele der in den Speckgürtel gezogenen Personen trotz hohen Arbeitsplatzangebots im Gewerbegebiet südlich von Wien über einen Arbeitsplatz in Wien verfügen (siehe hierzu auch die Spalte „Pendl. n. Wien“ in der untenstehenden Tabelle).

Die Bevölkerungsentwicklung in den Wiener Umlandgemeinden war in den letzten Jahrzehnten meist durch stagnierendes oder rückläufiges Geburtendefizit, sowie kontinuierliche oder ansteigende Zuwanderungsraten geprägt. Die Einwohnerzahl begann nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den meisten Wiener Umlandgemeinden rasch und kontinuierlich zu steigen. Nur in wenigen, so zum Beispiel Schwechat, bewirkte das hohe Geburtendefizit bis in die 1970er-, 80er-Jahre eine Stagnation der Bevölkerungszahl, oder ein nur abgeschwächtes Wachstum.

Nachstehende Tabelle stellt den Bevölkerungszuwachs seit 1951 dem seit 1981 gegenüber. Für den Zeitraum von 1981 bis 2001 wird zudem die Wanderungsbilanz und die Geburtenbilanz angegeben. Dadurch wird erkennbar, dass in vielen Gemeinden ein großer Teil des Bevölkerungszuwachses seit den 1980er-Jahren stattgefunden hat, und alleine der starken Zuwanderung, die zum Teil auch aus Wien stammt, zu verdanken ist. So erkennt man zum Beispiel an der niedrigeren Wachstumsrate von 1951 bis 2001, dass Klosterneuburg von 1951 bis 1981 einen Bevölkerungsrückgang erlebt hatte, und erst seit 1981 wieder an Einwohnern zulegt, oder dass Maria Enzersdorf im Vergleich zu 1951 zwar doppelt so viele Einwohner hat, aber seit 1981 wieder 10 % der Einwohner verloren hat, was eine seltene Ausnahme für Wiener Umlandgemeinden ist.

Auffällig ist auch, dass Klosterneuburg, Mödling – aber auch Pressbaum – ein im Vergleich zur eigenen Einwohnerzahl und zu anderen Gemeinden sehr hohes Geburtendefizit aufweisen, was auf einen höheren Altersdurchschnitt mit wenigen Jungfamilien hinweisen kann. Einen besonderen Ausnahmefall im Vergleich zu anderen Umlandgemeinden stellt auch Wiener Neudorf dar. Dieses hatte als einzige Gemeinde in der Umgebung Wiens zwischen 1981 und 2001 gleichzeitig einen hohen Geburtenüberschuss und eine Abwanderung zu verzeichnen. Außerdem pendelt mit 38,8 % der zweitniedrigste Anteil an den Erwerbstätigen Wiener Neudorfs zum Arbeiten nach Wien, wie in der Spalte rechts außen zu erkennen ist. Generell ist der Anteil der nach Wien pendelnden Personen in den südlichen Vorstädten (z. B. Brunn am Gebirge, Wiener Neudorf) geringer als in den westlichen und nördlichen (z. B. Gerasdorf, Purkersdorf), was natürlich an den zahlreichen Arbeitsplätzen südlich von Wien liegt.

Bevölkerungszuwachs, Wanderungs- und Geburtenbilanz in den Wiener Umlandgemeinden:
Reihung nach Bevölkerungszuwachs seit 1981
Entf.
in km
Gemeinde Bev.-Zuw.
1981 bis 2001
Bev.
2001
Bev.-Zuw.
1951 bis 2001
Wandr.bil.
seit 1981
Geb.bil.
seit 1981
Pendl.
n. Wien
30,0 Gänserndorf +61 % 7.928 +130 % +3.031 −19 50,7 %
12,0 Gerasdorf +56 % 8.231 +137 % + 3.068 −116 73,0 %
14,5 Biedermannsdorf +56 % 2.904 +153 % +698 +347 47,1 %
14,5 Purkersdorf +51 % 7.762 +48 % +2.359 +256 64,9 %
15,5 Gablitz +48 % 4.393 +113 % +1.722 −291 64,8 %
15,5 Laxenburg +47 % 2.736 +134 % +1.019 −144 43,3 %
18,0 Breitenfurt bei Wien +46 % 5.323 +228 % +1.961 −279 61,9 %
14,5 Groß-Enzersdorf +42 % 8.128 +66 % +2.170 +227 63,1 %
24,5 Strasshof an der Nordbahn +41 % 6.993 +59 % +2.136 −116 65,1 %
17,5 Guntramsdorf +38 % 8.421 +55 % +2.325 +6 35,9 %
18,0 Deutsch-Wagram +36 % 6.808 +70 % +1.646 +141 62,8 %
12,5 Bisamberg +36 % 4.001 +124 % +1.029 +38 58,6 %
11,0 Langenzersdorf +35 % 7.261 +54 % +2.031 −158 68,1 %
10,0 Vösendorf +32 % 4.899 +44 % +1.454 −258 54,6 %
23,0 Wolkersdorf +22 % 6.993 +35 % +1.319 −190 51,2 %
14,5 Korneuburg +21 % 11.032 +40 % +2.188 −268 47,8 %
21,0 Pressbaum +19 % 5.834 +33 % +1.712 −777 57,4 %
14,5 Brunn am Gebirge +18 % 9.422 +60 % +1.714 −267 48,1 %
16,5 Kaltenleutgeben +17 % 2.998 +130 % +367 +79 57,9 %
14,5 Himberg +9 % 5.423 +40 % +1.048 −606 44,2 %
11,5 Klosterneuburg +8 % 24.797 +6 % +5.955 −4.133 57,9 %
15,5 Mödling +6 % 20.405 +18 % +3.337 −2.208 40,5 %
15,0 Wiener Neudorf +6 % 8.428 +217 % −164 +659 38,8 %
13,0 Perchtoldsdorf +4 % 13.998 +26 % +1.538 −991 57,5 %
11,0 Schwechat +3 % 15.456 +15 % +880 −428 46,2 %
17,5 Hinterbrühl +1 % 4.020 +25 % +451 −420 42,2 %
15,0 Maria Enzersdorf −10 % 8.202 +103 % −610 −336 46,6 %

Legende: Entf. in km = Luftlinie Entfernung zum Zentrum Wiens in km, Bev.-Zuw. = Bevölkerungszuwachs, Geb.bil. = Geburtenbilanz, Wandr.bil. = Wanderungsbilanz; Pendl. = Anteil der Auspendler nach Wien an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen

Bevölkerungsverteilung

Hauptartikel: Wiener Gemeindebezirke

Wien wird heute in 23 Bezirke unterteilt. Die historische Altstadt, heute Großteil des 1. Bezirks, war noch im Revolutionsjahr 1848 deckungsgleich mit dem Stadtgebiet. Unter Kaiser Franz Joseph kam es 1850, 1890/1892 und 1904 zu drei großen Stadterweiterungen. 1850 wurden die Vorstädte, die Gemeinden innerhalb des Linienwalls, als 2. bis 8. (seit der Teilung des ursprünglichen 4. Bezirks in zwei Bezirke: 9.) in die Stadt Wien einbezogen. Nach einem Beschluss von 1890, der am 1. Jänner 1892 in Kraft trat, wurden die Außenbezirke am westlichen Donauufer, damals Vororte genannt, teils selbst bereits kleinere Städte, eingemeindet; damit besaß Wien nun 19 Bezirke. 1900 wurde der nördliche Teil des 2. Bezirks zum 20. Bezirk. Bei der dritten großen Erweiterung, 1904, wurden weite Gebiete am östlichen Donauufer um Floridsdorf und Kagran als 21. Bezirk eingemeindet. Die neuen Stadtgrenzen galten nun bis 1938.

Eine Vervierfachung seines Stadtgebietes erlebte Wien zur Zeit des Nationalsozialismus, als man Groß-Wien schuf. Diese Entscheidung wurde 1946 (in Kraft getreten 1954) größtenteils wieder rückgängig gemacht; Stammersdorf, Eßling, Unterlaa, Oberlaa, die Ortschaften des heutigen 23. Bezirks (Liesing), der Lainzer Tiergarten und Hadersdorf-Weidlingau blieben aber bei Wien. Die linksufrigen Gebiete wurden zwischen 21. und 22. Bezirk aufgeteilt. Seit 1954 sind die Stadtgrenzen unverändert.

In vielen Bezirken sind für einzelne Stadtteile noch die Namen der früher selbstständigen Dörfer erhalten, die heute teils als Grätzl weiterbestehen. Viele frühere Dörfer und Siedlungen aus früheren Epochen existieren heute jedoch nicht mehr (siehe Liste der Wüstungen in Wien). Bei der Festlegung der Bezirksgrenzen versuchte man, diese markant entlang wichtiger Straßen oder Flüsse zu setzen, wenngleich hierdurch einige ehemalige Gemeinden geteilt wurden. Die Innenbezirke 1 und 3 bis 9 werden durch den Gürtel von den Außenbezirken abgegrenzt. Donaukanal und Donau trennen die Bezirke 2 und 20 von allen anderen; die Bezirke 21 und 22 liegen als einzige am linken Donauufer. Auch der Wienfluss ist während seines gesamten Verlaufes durch die Stadt stets Bezirksgrenze.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. www.statistik.at, Statistik Austria, abgerufen am 16. März 2011
  2. Sylvia Hahn: Migration - Arbeit - Geschlecht. Arbeitsmigration in Mitteleuropa vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. V&R Unipress, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89971-451-7, S. 161.
  3. Annemarie Steidl: Auf nach Wien! Die Mobilität des mitteleuropäischen Handwerks im 18. und 19. Jahrhundert am Beispiel der Haupt- und Residenzstadt Wien. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2003, ISBN 3-7028-0403-X, S. 50 und 74. Digitalisat auf Google Buchsuche
  4. Der Donauraum. Band 13, Forschungsinstitut für Fragen des Donauraumes, Wien 1968, S. 22.
  5. 6. Glaubensbekenntnis der Bevölkerung 1910, 1923 und 1934. Ergebnisse der Volkszählungen. 1910 und 1923 ortsanwesende Bevölkerung, 1934 Wohnbevölkerung. Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien, 1937, S. 11; Die Gesamtbevölkerungszahl des Jahres 1910 wird durch addieren der einzelnen Werte in der Zeile um den Wert 77 nicht erreicht (stattdessen: 2.031.421). Diese Unstimmigkeit ist bereits im Original dieser Statistik zu finden.
  6. Ernst Hanisch: Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Wien 2005, ISBN 3-8000-3980-X; S45f

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