Kaktusgewächse

Kaktusgewächse
Kakteengewächse
Echinocereus coccineus

Echinocereus coccineus

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Nelkenähnliche (Caryophyllidae)
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kakteengewächse
Wissenschaftlicher Name
Cactaceae
Juss.

Die Kakteengewächse (Cactaceae) oder kurz Kakteen sind eine Familie der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Spross von Pilosocereus pachycladus im Querschnitt, gut zu erkennen das Leitgewebe im Zentrum mit Strahlen zu den Dornenbüscheln
Opuntia vulgaris, 1) Blüte von außen, 2) Schnitt der Blüte mit den vielen Staubblättern und dem unterständigen Fruchtknoten, 3) Platykladium, 4) Blütendiagramm, Illustration aus Encyclopædia Britannica 1911.
Aztekium ritteri
Ferocactus viridescens

Kakteen sind mehrjährige Sträucher, seltener Bäume oder Geophyten. Fast alle Arten sind Stammsukkulenten, deren Sprossachsen stark angeschwollen sind. Die Wurzeln sind meist faserig oder bilden bei Pflanzen mit nur geringer Stammsukkulenz manchmal sukkulente Knollen oder Rüben. Die Hauptsprosse stehen, häufig charakteristisch für bestimmte Gattungen, einzeln oder verzweigen von den Basen oder weiter oben. Hauptsprosse und Zweige wachsen meist aufrecht oder aufstrebend, manchmal auch kriechend oder hängend. Die Sprosse sind zylindrisch oder zu Platykladien abgeflacht und tragen häufig gut ausgebildete Rippen oder spiralig arrangierte Warzen. Areolen, die stark reduzierte Kurztriebe darstellen, stehen auf zylindrischen oder abgeflachten Sprossen meist gefeldert verteilt oder sonst auf den Erhöhungen der Rippen oder Warzen. Sie sind filzig und tragen Dornen, die umgewandelte Blätter darstellen, sowie häufig auch Wolle oder Borsten. Filz und Dornen sind bei jungen Sämlingen immer vorhanden, werden aber manchmal später abgeworfen oder von erwachsenen Pflanzen nicht mehr gebildet. Die den Areolen entspringenden Laubblätter sind manchmal vollständig ausgebildet (Unterfamilie Pereskioideae), häufig pfriemförmig, sukkulent und kurzlebig (Unterfamilien Opuntioideae und Maihuenioideae), fehlen aber meist völlig (Unterfamilie Cactoideae). Nebenblätter sind nicht vorhanden.

Im Inneren der Pflanzen sind die Leitbündel entlang der Zentralachsen ringförmig, bei abgeflachten Sprossen oval angeordnet. Verzweigungen der Leitbündel führen jeweils zu einer Areole. Der enthaltene Saft ist fast immer klar, nur wenige Arten von Mammillaria enthalten Milchsaft.

Die Blüten entspringen meist einzeln, manchmal in kleinen Gruppen den Areolen, seltener (in und um Mammillaria) den Axillen oder Furchen zwischen Areolen und Axillen. Manchmal werden sie nur in besonderen, stark bewollten oder beborsteten Bereichen (Cephalien), entweder entlang den Sprossachsen und in diese eingesenkt (Espostoa, Espostoopsis) oder endständig und den Wuchs begrenzend (Melocactus, Discocactus) gebildet. Die Blüten sind zwittrig und meist radiärsymmetrisch, seltener zygomorph. Die Durchmesser der Blüten variieren von 5 mm bis 30 cm, meist sind die Blüten jedoch relativ groß und bei kleinwüchsigen Arten oft größer als die Pflanzenkörper. Die vielen (fünf bis 50 oder mehr) Blütenhüllblätter wechseln meist in Form und Struktur von außen nach innen von hochblatt- zu kronblattartig. Staubblätter sind in großer Zahl (50 bis 1500, selten weniger) vorhanden. Je nach Anpassung an die Bestäuber (Tagfalter, Nachtfalter, Fledermäuse, Kolibris oder Bienen) sind die Blüten nachts (oft nur für wenige Stunden) oder tagsüber (dann meist mehrere Tage lang) geöffnet und röhren-, glocken- oder radförmig. Sie öffnen sich meist weit, bei röhrenförmiger Gestalt aber manchmal nur wenig. Selten (bei Frailea) sind die Blüten kleistogam und öffnen sich nur ausnahmsweise. Die Fruchtknoten sind meist unterständig (in Unterfamilie Pereskioideae halb oberständig). Die die Fruchtknoten enthaltende Bereiche der Blüte (Ovarien) sind von außen meist mit Schuppen, Dornen oder Wolle bewehrt und von innen mit Haaren abgetrennt. Die beerenähnlichen, oft fleischigen und bei Reife auffällig gefärbten Früchte enthalten wenige bis meist viele (bis etwa 3000) 0,4 bis 12 mm große Samen. Ziegen, Vögel, Ameisen, Mäuse und Fledermäuse tragen wesentlich zur Verbreitung der Samen bei.

Kakteen können sehr unterschiedliche Größen annehmen. Carnegiea gigantea wird bis zu 15 Meter hoch (Rekord: 17,67 m). Der kleinste Kaktus, Blossfeldia minima, bildet dagegen flachkugelige Körper von kaum einem Zentimeter Durchmesser.

Auch die Wuchsgeschwindigkeiten sind sehr unterschiedlich. Einige Cereen erreichen je Spross Zuwächse von mehr als 1 m pro Jahr. Bei Aztekium ritteri ist dagegen auch im Verlauf mehrerer Jahre kaum ein Zuwachs erkennbar.

Die Lebensdauer der Kakteen variiert ebenfalls stark. Langsam wachsende, groß werdende und erst im hohen Alter blühfähige Pflanzen wie Carnegiea und Arten von Ferocactus können bis zu 200 Jahre alt werden. Die Lebensspanne sich schnell entwickelnder und früh blühender Pflanzen ist dagegen kürzer. So wird die schon im zweiten Lebensjahr blühende, selbstfertile und reichlich Samen produzierende Echinopsis mirabilis selten älter als etwa 13 bis 15 Jahre. In Kultur und bei guter Pflege werden die Pflanzen aber in der Regel älter als ihre Besitzer.

Verbreitung

Das natürliche Vorkommen der Kakteen ist auf den amerikanischen Kontinent beschränkt. Dort erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet vom südlichen Kanada bis nach Patagonien in Argentinien und Chile. Die größte Dichte an Kakteenvorkommen findet man in den Gebieten um den nördlichen (Mexiko) und südlichen Wendekreis (Argentinien/Bolivien). Kakteenvorkommen außerhalb Amerikas, wie sie etwa vom Mittelmeerraum bekannt sind, gehen auf eine Verbreitung durch den Menschen (sehr selten durch Zugvögel) zurück.

Kakteen besiedeln die verschiedensten Lebensräume, von Tiefebenen bis zu Hochgebirgen, von Tropischen Regenwäldern über Steppen und Halbwüste bis zu Trockenwüsten. Allen Lebensräumen ist gemein, dass das zum Überleben notwendige Wasser nicht ganzjährig, sondern nur saisonal zur Verfügung steht.

Evolutionäre Entwicklung

Die Kakteengewächse gelten mit einem Alter von wenigen Millionen Jahren als relativ junge Pflanzenfamilie, von ihr sind keine fossilen Funde bekannt. Innerhalb dieser - geologisch gesehen - kurzen Zeitspanne haben die Kakteen eine schnelle Entwicklung zu extrem spezialisierten Pflanzen durchgemacht. Die Vorfahren der jetzigen Kakteen waren ursprünglich krautige Pflanzen, die dem von anderen Pflanzen verursachten Konkurrenzdruck um gut und regelmäßig bewässerte Standorte auswichen und weniger gut und nur unregelmäßig bewässerte Standorte besiedelten. Im Laufe vieler Generationen passten sie sich den meist periodisch auftretenden Trockenperioden an und entwickelten die Fähigkeit, das für das Überleben notwendige Wasser in ihren Körpern zu speichern (Sukkulenz). Zudem reduzierten sie ihre Kurztriebe zu Areolen.

In Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen und je nach Unterfamilie, Gattung und Art in unterschiedlichem Umfang

  • entwickelten sie den Wasser sparenden CAM-Mechanismus in ihrem Stoffwechsel,
  • verlagerten sie die Fähigkeit zur Photosynthese von den Blättern auf die Rindenzellen der Sprossachsen,
  • verringerten sie die Blätter in Größe und Anzahl bis zur völligen Blattlosigkeit,
  • wandelten sie die Blätter in Dornen um, die die Pflanzen beschatten, Pflanzenfresser abwehren und Wasser (auch aus Nebel) aufnehmen und windstille Zonen um die Pflanzenkörper schaffen, die die Verdunstung verringern,
  • entwickelten sie blattartige Flachsprosse (Platykladien) als Blattersatz oder aber kugelförmige Körperformen, die bei einer Minimierung der Oberfläche im Verhältnis zum Volumen eine Verringerung der Verdunstung erreicht,
  • verringerten sie die Spaltöffnungen (Stomata), aus denen Wasser verdunsten kann, in Größe und Anzahl,
  • entwickelten sie eine Wachsschicht auf der Epidermis zur Reduzierung der Verdunstung,
  • entwickelten sie Rippen oder Warzen zur Flexibilisierung des Körpervolumens, zur Stabilisierung der Körperform und zur Selbstbeschattung,
  • entwickelten sie giftige Inhaltsstoffe zur Abwehr von Pflanzenfressern,
  • entwickelten sie Mimese, wie etwa die Vortäuschung dürrer Grasbüschel zur Abwehr von Pflanzenfressern,
  • reduzierten sie die oberirdischen Pflanzenteile bis auf nur während der Vegetationsperiode vorhandene, aus Speicherwurzeln gebildete Sprosse (Geophyten).

Systematik

Hauptartikel: Systematik der Kakteengewächse

Nahe verwandte Pflanzenfamilien sind die Didiereaceae, deren madegassischen Vertreter wie die Kakteen Areolen besitzen, sowie die Portulakgewächse (Portulacaceae), innerhalb derer, wie neueste Forschungsergebnisse [1] nahe legen, die Kakteengewächse verschachtelt sind.

Die Pflanzenfamilie der Kakteen mit etwa 100 bis 130 Gattungen und 1500 bis 1800 Arten wird in vier Unterfamilien gegliedert:

  • Laubkakteen (Pereskioideae Engelm.) enthält eine Gattung (Pereskia) mit etwa 16 Arten: nicht bis schwach sukkulente Pflanzen (C3-Pflanzen) ohne Glochiden, mit voll entwickelten Laubblättern und großen, schwarzen Samen ohne Samenmantel.
  • Feigenkakteen (Opuntioideae Burnett) enthält etwa 300 Arten: Pflanzen mit pfriemförmig reduzierten, sukkulenten, jedoch sehr kurzlebigen Blättern, Glochiden und meist hellen Samen mit immer steinhartem Samenmantel.
  • Maihuenioideae P.Fearn enthält eine Gattung (Maihuenia) mit nur zwei Arten: Matten bildende Pflanzen ähnlich denen der Opuntioideae, jedoch mit längerlebigen Blättern, schwarzen Samen und ohne Glochiden.
  • Eigentliche Kakteen (Cactoideae Eaton) enthält die überwiegende Mehrheit (> 85 %) der Arten: fast immer vollständig blattlose Pflanzen ohne Glochiden und mit Samen ohne Samenmantel.

Kultivierung

Bedürfnisse

Gymnocalycium saglione
Mammillaria zeilmanniana

Da die Kakteen auf dem amerikanischen Kontinent in einem riesigen Areal mit sehr unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen, an die sich die Pflanzen entsprechend unterschiedlich angepasst haben, ist keine allgemein gültige Pflegevorschrift formulierbar. Die meisten Kakteen haben aber ähnliche Ansprüche: Sie benötigen viel Licht, dürfen nicht gleichmäßig feucht gehalten werden und müssen eine jährliche Ruheperiode durchlaufen, um gesund zu bleiben und Blüten entwickeln zu können. Dazu hält man sie während der Wintermonate kühl und trocken. Die häufig kultivierten Kakteen aus den Gattungen Echinopsis, Parodia, Gymnocalycium, Echinocereus, Echinocactus, Opuntia und Mammillaria lassen sich beispielsweise so erfolgreich pflegen. Eine Ausnahme bilden epiphytische Pflanzen wie aus den Gattungen Selenicereus, Hylocereus, Epiphyllum, Schlumbergera und Rhipsalis, die mehr und regelmäßiger Wasser benötigen und im Winter relativ warm stehen und schwach gegossen werden müssen. Meist vertragen sie auch keine volle Sonne, sondern bevorzugen Halbschatten.

Licht

In ihrer Heimat wachsen Kakteen häufig geschützt im Halbschatten hinter Felsen oder unter Grasbüscheln und kleinen Sträuchern. Da in Mitteleuropa die Sonnenstrahlung jedoch insgesamt geringer ist, sollten die Kakteen hier so viel Licht wie möglich erhalten wie z. B. auf einer Fensterbank in südliche Richtung, in einem von der Sonne bestrahlten Frühbeet oder Gewächshaus oder regengeschützt im Freien. Ausreichend viel Licht ist nötig, damit die Kakteen ihre typische Wuchsform, Färbung und Bedornung entwickeln und zur Blütenbildung angeregt werden. Zu dunkel gehaltene Kakteen vergeilen, d. h. sie wachsen mit weichem Gewebe dünn in die Länge, nehmen einen hellgrünen Farbton an und entwickeln kaum Dornen. Vergeilte Kakteen sind anfällig für Krankheiten und Schädlinge aller Art.

Kakteen, die sich durch dichte Bedornung oder Behaarung oder durch eine reflektierende Wachsschicht an starke Sonnenstrahlung angepasst haben, benötigen in Kultur einen besonders hellen Platz mit möglichst voller Sonnenstrahlung. Kakteen, bei denen die Sukkulenz weniger stark ausgeprägt ist und die schwächer bedornt sind, bevorzugen meist Halbschatten.

Wasser

Sukkulente Kakteen sind genetisch daran angepasst, in einem jährlichen Rhythmus eine Regen- und Vegetationszeit und eine Trocken- und Ruhezeit zu erfahren. Aus praktischen Gründen wird der eigentlich umgekehrte Wuchsrhythmus der von der Südhalbkugel stammenden Pflanzen bei uns auf der Nordhalbkugel so verlegt, dass die Trockenzeit in den Winter fällt. Der Vorteil dieser Verlegung besteht darin, dass die Pflanzen während der Ruhezeit sowieso ihr Wachstum einstellen und somit nicht oder nur wenig unter unserem winterlichen Lichtmangel leiden. Wegen der unterschiedlichen Bedürfnisse der Pflanzen im Laufe des Jahres und wegen der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Verdunstung durch Wind usw., die sich ebenfalls im Laufe des Jahres ändern, dürfen die Kakteen nicht regelmäßig wie etwa alle zwei Wochen, sondern sollten nach deren Bedarf gegossen werden.

In der Vegetationsperiode ist es deshalb sinnvoll, die Kakteen im nass/trocken-Rhythmus zu gießen. Dazu wird das Substrat entweder durch Tauchen des Topfes oder durch Gießen, bis das Wasser aus den Drainagelöchern des Topfes frei herausläuft, völlig durchnässt. Dann wird gewartet, bis das Substrat wieder (fast) trocken ist, dann wieder durchnässt usw. Je nach Jahreszeit, Wetter, Topfgröße und Größe und Art der Pflanze können zwischen den Güssen drei Tage bis drei Wochen liegen. Wird diese Zeit unter- oder überschritten, ist das verwendete Substrat ungeeignet. Der beschriebene nass/trocken-Rhythmus ist insbesondere Anfängern unter den Kakteenliebhabern zu empfehlen, da sie damit nichts falsch machen. Erst die (nicht immer übertragbare) Erfahrung vieler Jahre lehrt, dass bei bestimmten Pflanzen unter bestimmten Bedingungen eine von der Regel abweichende Pflege bessere Erfolge bringt.

Während der Ruhezeit sollten sukkulente Kakteen überhaupt nicht gegossen werden. Sie schrumpfen in dieser Zeit durch den Wasserverlust häufig etwas ein, doch wird dieser Verlust durch die ersten Güsse zu Beginn der neuen Vegetationszeit schnell wieder ausgeglichen.

Weniger sukkulente Kakteen, wie die meisten epiphytischen Arten, benötigen mehr Wasser und vertragen weniger Trockenheit. Sie sollten deshalb auch im Winter entsprechend ihrem Verbrauch gegossen werden.

Dünger

Weil viele Kakteen verhältnismäßig langsam wachsen und an ihrem trockenen Heimatstandort nur wenig Humus gebildet wird, benötigen sie weniger Nährstoffe als andere Pflanzen. Insbesondere ist ihr Nitratbedarf geringer. Im Handel sind spezielle Kakteendünger mit, verglichen mit normalem Blumendünger, reduziertem Stickstoffanteil erhältlich. Verwendet man diese Dünger nach der beiliegenden Gebrauchsanweisung, vermeidet man eine Überdüngung. Überdüngte Kakteen sind weniger blühwillig und anfällig für Krankheiten. Längere Zeit nicht oder nur unzureichend gedüngte Kakteen werden blühunwillig, kümmern und sterben schließlich an Entkräftung, sie „verhungern“.

Epiphytischen Arten machen wieder eine Ausnahme. Da sie einen höheren Nitratbedarf haben, sollten sie hin und wieder (z. B. vor Blühbeginn) normalen Blumendünger bekommen.

Substrat

Die Erde für sukkulente Kakteen soll wasserdurchlässig und grobporig sein und wenig zersetzbares organisches Material enthalten, das saprobiontischen, für Kakteen potenziell gefährlichen Pilzen einen Nährboden bieten könnte. Handelsübliche Blumenerde ist wegen der zu starken Vordüngung und ihrer Neigung zur Vernässung ungeeignet. Die handelsübliche „Kakteenerde“, eine Mischung aus Torf und Sand, ist ebenfalls ungeeignet, da der Torf, wenn einmal ausgetrocknet, sich nicht wieder durchnässt und die darin stehenden Pflanzen dadurch, trotz anscheinend ausreichender Bewässerung, verdursten. Viele Kakteenliebhaber mischen ihre Erde deshalb selbst. Eine Standardmischung besteht aus folgenden Komponenten: Ein Viertel hochwertige, torffreie Blumenerde, ein Viertel Quarzsand und zwei Viertel eines feinporigen, Wasser speichernden Materials (Lava, Bims, Seramis, Leca 2-4). Gymnocalycien, Cereen und alle epiphytische Arten vertragen und mögen einen höheren Humusanteil. Ariocarpen, Turbinicarpen, Astrophyten und generell Kakteen mit Rübenwurzeln bevorzugen einen höheren Anteil mineralischer Bestandteile.

Die Substrate, in denen die im Handel angebotenen Kakteen stehen, sind fast ausschließlich Billigprodukte, die nur dazu gedacht sind, die Pflanzen aufrecht und am Leben zu halten, bis sie verkauft sind. Für eine Dauerkultur sind sie nicht geeignet. Neu erworbene Kakteen sollten deshalb baldmöglichst in ein geeignetes Substrat umgetopft werden.

Pflanzgefäße

Als Pflanzgefäße für Kakteen sind Kunststoff- oder glasierte Tontöpfe gut geeignet. Da Kakteen empfindlich auf Staunässe reagieren, müssen die Töpfe ausreichend große Drainagelöcher haben, durch die überschüssiges Wasser frei abfließen kann. Aus dem gleichen Grund muss auch auf Topfuntersetzer und Übertöpfe verzichtet werden. In größeren Kakteensammlungen werden fast ausschließlich Platz sparende Vierkanttöpfe aus Kunststoff verwendet. Unglasierte Tontöpfe, wie sie früher üblich waren, sind wenig geeignet. Da sie wasserdurchlässig sind, verdunstet über ihre Oberfläche Feuchtigkeit. Dadurch kühlt sich der Wurzelballen ab und gelöste Salze reichern sich an der Topfwand an. Die Wurzeln folgen den Nährsalzen, wachsen bevorzugt entlang der Topfwand und kleben teilweise an ihr fest. Die verhältnismäßig niedrigere Temperatur lässt die Wurzeln zudem langsamer wachsen. Beides behindert die Ausbildung eines dichten und gesunden Wurzelballens.

Die Minitöpfe, in denen Kakteen manchmal angeboten werden, sind eine Modeerscheinung, die nicht den Bedürfnissen der Pflanzen entsprechen. Sie sollten daher baldmöglichst durch ausreichend große Töpfe ersetzt werden. Kakteen mit ausgeprägten Rübenwurzeln benötigen besonders tiefe Töpfe. Größer werdende, säulenförmig wachsende und mit Zweigen ausladende Kakteen benötigen schon wegen der notwendigen Standfestigkeit größere und breitere Töpfe. Für Epiphyten und andere Kakteen mit hängenden Sprossen eignen sich Hängetöpfe (Blumenampeln). Eine mehrere hundert Varianten umfassende Auswahl an geeigneten Pflanzgefäßen ist im Fachhandel erhältlich.

Die beste Zeit zum Umtopfen ist die winterliche Ruhezeit, da dann die feinen Faserwurzeln sowieso abgestorben sind und die beim Umtopfen unvermeidlich auftretenden Schäden an den Wurzeln den Wuchs der Pflanzen nicht beeinflussen. Damit Wurzelverletzungen, die potentielle Eintrittspforten für Krankheitserreger darstellen, ausheilen können, sollten die Kakteen nach dem Umtopfen etwa eine Woche lang trocken stehen, also nicht angegossen werden, wie sonst bei Zimmerpflanzen üblich.

Wärme

Die meisten Kakteen wachsen in einem Temperaturbereich von 20 bis 25 °C am besten. Da sie unter etwa 10 °C ihren Wuchs einstellen, also fast kein Wasser mehr verbrauchen, sollten sie bei so geringen Temperaturen nicht gegossen werden. Oberhalb von 30 bis 35 °C leiden viele Kakteen an Hitzestress und stellen wiederum ihren Wuchs ein. Sie wachsen deshalb vorwiegend im Frühling und Herbst.

In der winterlichen Ruhezeit sollten die Kakteen bei trockenem Stand kühl gehalten werden. Erfahrungsgemäß sind für die meisten Arten etwa 5 °C ideal. Diese geringen Temperaturen sind bei vielen Arten auch zwingend zur Blütenbildung nötig; warm überwinterte Pflanzen blühen nicht. Eine Ausnahme machen wieder die epiphytische Kakteen sowie Arten aus den Gattungen Melocactus und Discocactus, die, um Schäden zu vermeiden, bei 10 bis 15 °C gehalten werden sollten.

Schädlinge und Krankheiten

Schadinsekten

Schmierläuse auf einem Blattkaktus.

Bei Kakteen sind besonders zwei Arten von Saft saugenden Schädlingen immer wieder anzutreffen, die Schmier- oder Wollläuse, deren unterirdisch lebenden Arten auch Wurzelläuse genannt werden, und die Spinnmilben.

Die auf Kakteen vorkommenden Schmierlausarten sind weiße, ein bis vier mm große Insekten, die durch ihre oft wolligen Wachshaare auffallen und sich häufig im Scheitel- und Wurzelhalsbereich und zwischen eng stehenden Rippen oder Warzen der Pflanzen aufhalten. Die nur ein bis zwei mm großen, meist unbehaarten und mehlig behaucht aussehenden Wurzelläuse werden wegen ihrer versteckten Lebensweise häufig erst bei schon starkem Befall bemerkt. Meist werden sie beim Umtopfen durch ihre typischen Schmierspuren an den Topfinnenwänden auffällig.

Spinnmilben sind besonders gefährlich, da sie meistens erst am Schadbild erkannt werden. Sie sind sehr klein, maximal 0,5 Millimeter groß und breiten sich vorwiegend bei trockener Wärme rasch aus. Werden sie mit Tabakqualm angehaucht, bewegen sie sich schneller und werden dadurch besser erkennbar. Die befallenen Pflanzen werden von den Milben mit einem feinen Gespinst umhüllt, das mit bloßem Auge häufig kaum erkennbar ist und eher durch den darin gefangenen Staub auffällt. Die von den Spinnmilben angestochene Epidermis färbt sich braun und verkorkt fleckig. Die Kakteen leiden daher weniger unter dem Verlust des von den Spinnmilben gesaugten Saftes als vielmehr unter dem Verlust der zur Photosynthese fähigen Oberfläche.

Vorbeugende Maßnahmen sind

  • viel frische Luft und eine ausreichende Nährstoffversorgung mit Phosphat und Kalium,
  • genaues Beobachten der Pflanzen, so dass kümmernde oder ungewöhnliche Verfärbungen zeigende Pflanzen bald auffallen und
  • vorbeugende Schädlingsbekämpfung.

Als Bekämpfungsmittel sind systemische Gifte sinnvoll, da diese nicht nur durch unmittelbaren Kontakt, sondern auch über den in der Pflanze verteilten Saft wirken. Gegen Schmierläuse hilft ein Insektizid, gegen Spinnmilben ein Akarizid. Das jeweilige Mittel sollte sofort nach festgestelltem Befall in der angegebenen Dosierung auf die Pflanzen gesprüht und zugleich gegossen werden. Vorbeugend wird die Behandlung im Frühling (Mitte Mai) und im Herbst (Anfang September) vorgenommen. Zu beachten ist, das, bedingt durch die kurze Generationsfolge der Schadinsekten, die Behandlung nach 10-14 Tagen noch einmal durchgeführt werden muss. Um einer Resistenzbildung vorzubeugen, ist dann jedoch ein anderer Wirkstoff zu wählen.

Weitere tierische Schädlinge

  • Schildläuse kommen seltener vor und werden wie Schmierläuse bekämpft.
  • Nematoden fallen durch verkrüppelte Wurzeln, denen die feinen Wurzelhaare fehlen, und als Folge kümmernde und gelblich verfärbe, manchmal rot gefleckte Pflanzen (Chlorose) auf. Sie werden durch radikales Entfernen aller Wurzeln und Neubewurzelung der Pflanze bekämpft.
  • Schnecken verursachen mitunter an Sämlingen und Jungpflanzen massive Fraßschäden. Sie werden mit Schneckenkorn bekämpft.
  • Trauermückenlarven sind für Sämlinge gefährlich, da sie sich in feuchter Erde aufhalten und Wurzeln sowie teils auch die Körper der Jungpflanzen schädigen. Die erwachsenen Tiere werden mit Gelbtafeln weggefangen, die Larven werden durch Gießen mit einer mit Bacillus thuringiensis var. israelensis versetzten Lösung bekämpft.

Pilze

Schadpilze sind die häufigste Ursache für Fäulnis an Kakteen. Meist kommen sie jedoch in Folge einer schon länger währenden falschen Pflege. Unzureichendes Licht, Staunässe, unzureichende oder übermäßige Bewässerung und unzureichende oder übermäßige Düngung sind ihre häufigsten Wegbereiter. Das Erscheinungsbild eines Pilzbefalls ist vielfältig: Die Pflanze verliert alle Wurzeln, vertrocknet von innen, löst sich von innen in Schleim auf, verfault vom Wurzelhals aufwärts, verfault vom Scheitel abwärts oder ist zumindest teilweise von Schimmelrasen bedeckt.

Bei von unten faulenden Kakteen sind häufig noch Zweige oder ein Kopfstück zu retten. Hierzu schneidet man das noch gesunde Teil der Pflanze so weit ab, bis keine eine Infektion anzeigende Verfärbung der Leitbündel mehr feststellbar ist. Dann desinfiziert man das Messer mit Alkohol, damit nachfolgend keine Krankheitserreger übertragen werden, und schneidet dann noch eine weitere dünne Scheibe ab. Die weitere Behandlung erfolgt wie bei Stecklingen.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Fäulnis und sonstige Pilzerkrankungen sind

  • viel frische Luft, viel Licht und eine ausreichende Nährstoffversorgung mit Phosphat und Kalium,
  • die Einhaltung der winterlichen Ruhezeit,
  • während der Vegetationszeit das Gießen im nass/trocken-Rhythmus,
  • die Vermeidung von Verletzungen, besonders im Wurzelbereich z. B. beim Umtopfen,
  • ein steriles Arbeiten bei Aussaat und Vermehrung.

Die häufigsten bei Kakteen Schäden verursachenden Pilzarten sind Phytophthora, Fusarium, Pythium, Botrytis und Helminthosporium. Fungizide helfen jedoch nur bei oberflächlich angreifenden Pilzen wie dem bei Kakteen sehr seltenen Mehltau. Gegen bereits in den Pflanzen befindliche Fäulnis helfen sie nicht.

Sonstige Krankheiten und Schadbilder

verheilter Sonnenbrand an Parodia buiningii
  • Viren oder Bakterien verursachen in eher seltenen Fällen Symptome wie schwarze, beulige und später blutende Flecken, rötliche eingesunkene Flecken oder flächige Schorfstellen. Manchmal gelingt es, die befallenen Kakteen durch großzügiges Wegschneiden der befallenen Stellen zu retten. Oft sind die Krankheitserreger jedoch schon in der gesamten Pflanze verteilt und diese somit unrettbar verloren. Um eine Verbreitung der Erreger auszuschließen, sollten die befallenen Pflanzen nicht der Kompostierung zugeführt werden.
  • Verkorkungen, die basisnah beginnen und mit der Zeit weiter höher reichen, treten bei einigen Kakteen, z. B. aus den Gattungen Cereus oder Notocactus mit höherem Alter auf. Diese sind nur Schönheitsfehler, die völlig normal und nicht schädlich für die Pflanzen sind.
  • Eine rote Verfärbung bei vollsonnigem Stand ist kein Krankheitssymptom, sondern stellt einen natürlichen Schutzmechanismus der Kakteen dar, der nicht bekämpft werden muss und für einige Arten eher typisch ist.
  • Sonnenbrand ist eine flächige Zerstörung des Chlorophylls in Form nur einseitig (nur der Sonne zugewandt) auftretender, weißer bis gelblicher Flecken. Er tritt vorwiegend im Frühling auf, wenn nicht mehr an viel Licht gewöhnte Pflanzen in die volle Sonne gestellt werden. Als erste Hilfe sollten die betroffenen Kakteen sofort kühl und schattig gestellt und ausgiebig gewässert werden. Meist erholen sich die Pflanzen, doch durch die verkorkenden Schadstellen wird ihr Aussehen für viele Jahre, wenn nicht für immer, beeinträchtigt bleiben.

Vermehrung

Aussaat

Die Aussaat ist die billigste und interessanteste Vermehrungsmethode, wenngleich sie auch manchmal einige Geduld erfordert.

Die von anhaftendem Fruchtfleisch gereinigten und getrocknet Kakteensamen werden, um Verluste durch Aussaatpilze zu vermeiden, mit einem pulverförmigen Fungizid bestäubt, in einer Saatschale (mit Drainagelöchern im Boden) auf sterilisiertes, feinkörniges Substrat (grob gesiebte Kakteenerde) aufgestreut und, weil Kakteen Lichtkeimer sind, nicht oder nur wenig bedeckt und vorsichtig angedrückt. Dann wird die Schale erstmalig von unten mit Wasser angestaut, mit einer lichtdurchlässigen (Glas- oder Plexiglas-) Abdeckung versehen, hell und warm (um 25 °C) aufgestellt und gleichmäßig feucht gehalten. Die Keimung erfolgt meist innerhalb von drei Tagen bis sechs Wochen, manchmal (bei Opuntia) aber auch erst nach vielen Monaten. Nach erfolgter Keimung sollte die Saatschale regelmäßig gelüftet, das Substrat aber weiterhin feucht gehalten werden. Sobald die Sämlinge nach den Keimblättern die ersten Dornen am Hauptspross entwickelt haben und etwa fünf mm groß sind, können sie pikiert werden. Häufig entwickeln sich einige Zeit gedrängt wachsende Sämlinge aber besser als solche, die zu früh pikiert werden. Die pikierten Pflanzen werden nicht mehr abgedeckt und nach einer Übergangsphase von drei Monaten, in der sie etwas mehr als üblich gegossen und langsam an mehr Licht gewöhnt werden, wie erwachsene Kakteen behandelt. Bei Verzicht auf technische Hilfsmittel ist der Mai die beste Zeit zur Aussaat, da dann Licht und Wärme in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Bei Einsatz von künstlicher Beleuchtung und Heizmatten ist eine Aussaat schon ab dem Jahreswechsel möglich. Der Vorteil einer sehr frühen Aussaat liegt darin, dass den jungen Pflanzen so eine sehr lange Vegetationsperiode geboten wird, in der sie ausreichend groß und stark werden können, um den ersten trockenen Winter gesund zu überstehen.

Stecklinge

Die Gewinnung von Stecklingen ist die am häufigsten angewandte Methode zur Vermehrung von Kakteen. Der Zweig oder Kopfteil der zu vermehrenden Pflanze sollte dazu sauber und glatt (ohne Quetschen) an einer möglichst dünnen Stelle abgeschnitten werden. Um eine kräftige Wurzelbildung aus dem Leitbündel des Stecklings zu erreichen, ist es vorteilhaft dessen Schnittstelle dann stumpf konisch zu schneiden. Zudem kann (muss aber nicht) die Schnittstelle zur Vorbeugung von Fäulnis in Holzkohle- oder Aluminiumpulver oder zur Beschleunigung der Bewurzelung in Bewurzelungshormonpulver gedippt werden. Zur Heilung der Wunden (Kallusbildung) wird der Steckling an einen schattigen, warmen und trockenen Ort gelegt. Je nach Wetter und Größe der Wunde ist die Heilung nach einer bis drei Wochen abgeschlossen - je feuchter das Wetter und größer die Wunde, desto länger. Um seitlich austretende Wurzeln zu vermeiden, muss der Stecklinge nach dem Abheilen senkrecht gehalten werden. Wird er in ein mineralisches Substrat wie Quarzsand, Lava, Bims oder Seramis gestellt und schwach feucht gehalten, bildet er nach meist schon wenigen Wochen neue Wurzeln. Ist die neue Pflanze gut etabliert und zeigt neuen Wuchs, kann sie in normales Substrat umgetopft und weiterhin „wie üblich“ behandelt werden.

Einige Epiphyten wie Epiphyllum lassen sich auch in Wasser bewurzeln.

Pfropfen

Beim Pfropfen wird ein Kaktus (Pfröpfling) mit einem anderen Kaktus (Unterlage) zum Zusammenwachsen gebracht. Als Unterlage, die die Versorgung mit Nährstoffen übernimmt, wird meist eine robuste Art wie Eriocereus und Echinopsis, verwendet. Im einfachsten Fall, der Flachpfropfung, werden Pfröpfling und Unterlage jeweils mit einem scharfen Messer (Rasierklinge) flach abgeschnitten und unter leichtem Druck zusammengefügt. Dabei ist zu beachten, dass sich keine Luft zwischen den Schnittflächen befindet und sich die Leitbündelringe beider Pflanzen decken oder zumindest überlappen. Dann wird der Pfröpfling beschwert oder durch Gummiringe verspannt (Scheitelverletzungen werden mit Schaumgummi vermieden), um die Schnittflächen unter leichtem Druck zu halten. Sind die beiden Pflanzen an einem warmen, schattigen Ort mit nicht zu trockener Luft nach etwa einer Woche zusammengewachsen, können die Befestigungshilfen entfernt werden.

Gepfropft werden häufig solche Kakteen

  • die als Stecklinge nur schwer neue Wurzeln bilden,
  • die als Stecklinge zu klein sind um Wurzeln zu bilden, bevor sie vertrocknen,
  • die in Kultur auf eigenen Wurzeln nur sehr schwer gedeihen,
  • die auf eigenen Wurzeln nur sehr langsam wachsen,
  • die an Chlorophyllmangel leiden (Mutation),
  • die sehr selten sind und zur weiteren Vermehrung möglichst schnell zum Blühen oder zum Verzweigen gebracht werden sollen.

Verwendung und Schutz

Carl Spitzweg: Der Kaktusfreund, um 1856

Bereits bei den Azteken findet man in bildlichen Darstellungen, Skulpturen und Bezeichnungen immer wieder Kakteen, vor allem Echinocactus grusonii. Dieser auch als „Schwiegermuttersessel“ bekannte Kaktus hatte große rituelle Bedeutung – auf ihm wurden Menschenopfer dargebracht. Tenochtitlán, das frühere Mexiko-Stadt, bedeutet Ort des heiligen Kaktus. Das Staatswappen Mexikos trägt bis heute Adler, Schlange und Kaktus. Auch die wirtschaftliche Nutzung der Kakteen geht auf die Azteken zurück. Den Gehalt an Alkaloiden in manchen Kakteen (Peyote) nutzten die Indianer Nordamerikas für ihre rituellen Handlungen. Aus den gebogenen Dornen mancher Kakteen fertigten sie Angelhaken. Heutzutage dienen Kakteen neben der Verwendung als Nahrungsmittel (Marmelade, Obst, Gemüse) vor allem als Wirtspflanzen für die Cochenille-Laus, aus der roter Farbstoff für Campari oder qualitativ hochwertige Lippenstifte gewonnen wird. Besonders in Südamerika liefern abgestorbene Säulenkakteen wertvolles Bauholz. Auch für die Pharmazie haben einige Kakteen Bedeutung. Kakteen fanden bereits bei Ihrer Entdeckung durch die frühen Seefahrer Europas großes Interesse, Christoph Columbus brachte die ersten Melokakteen nach Europa. Das wissenschaftliche Interesse datiert in seinen Anfängen bis zum 17. Jahrhundert zurück. 1737 waren 24 Arten bekannt, die Linné zur Gattung CACTUS vereinigte. Kakteen erfreuten sich im Laufe der Zeit wachsender Beliebtheit, manchmal waren sie nur der Wissenschaft vorbehalten, oft erlebten sie als Modepflanzen einen regelrechten Boom. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stieg das Interesse an Kakteen stetig, unterbrochen nur durch die beiden Weltkriege. Damit verbunden war auch das steigende kommerzielle Interesse, dessen negative Auswüchse in regelrechten Raubzügen zu den Kakteenstandorten gipfelten und eine Ausrottung vieler Arten zur Folge hatte. Durch die große Anzahl an Kakteenliebhabern, sei es als Hobby oder aus wissenschaftlichem Interesse, werden heute noch jedes Jahr neue Arten und Varietäten gefunden.

Alle Kakteen sind im Washingtoner Artenschutzabkommen erfasst, viele Arten sind durch Aufnahme in den Anhang 1 vollkommen geschützt. Einige Länder nehmen eine etwas widersprüchliche Haltung zum Artenschutz ein. In Mexiko beispielsweise kann man eine Gefängnisstrafe bekommen, wenn man beim Ausgraben von Kakteen erwischt wird, andererseits werden Kakteenstandorte zugunsten neuer Straßen und Stromleitungen vernichtet. Bedenklich dabei ist vor allem, dass einige Kakteen-Standorte eine Ausdehnung von höchstens 1000 Quadratmeter besitzen. Wird dieser Standort vernichtet (Bauarbeiten, Plünderung) so ist die dort wachsende Art für die Nachwelt verloren, falls sie endemischen Charakter hat, also nur dort und sonst nirgends vorkommt.

Kakteen-Gesellschaften

Die folgenden deutschsprachigen Gesellschaften fördern die Kenntnis und Pflege der Kakteen und anderer Sukkulenten u. a. durch Erfahrungsaustausch, Ausstellungen, Vorträge und die Herausgabe der gemeinsamen Zeitschrift „Kakteen und andere Sukkulenten“ (KuaS).

Trivialnamen

Unter Kakteenliebhabern werden fast ausschließlich die botanischen Namen verwendet, die den großen Vorteil der Eindeutigkeit und Seriosität genießen. Trivialnamen wie „Zwergsäulenkaktus“, „Kandelaberkaktus“, „Fez-Kaktus“, „Peyote“ oder „San-Pedro-Kaktus“ sind weit weniger gebräuchlich als die wissenschaftlichen Bezeichnungen, in seriöser Literatur sind sie ohnehin nicht zu finden.

Quellen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Basal cactus phylogeny: implications of Pereskia (Cactaceae) paraphyly for the transition to the cactus life form [1]

Weblinks


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