- Massenmörder
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Unter Massenmord versteht man den Mord an einer großen Anzahl von Menschen durch einen Staat, eine Gruppe oder eine Einzelperson. Der Massenmord ist vom Serienmord zu unterscheiden, bei dem eine Mehrzahl einzelner Personen, oftmals mit ähnlichen Eigenschaften, in Zeitabständen ermordet werden. Im Gegensatz zum Völkermord erfolgt beim Massenmord die Auswahl der Opfer nicht in erster Linie nach einer ethnischen Gruppe oder einer Volkszugehörigkeit; Massenmord ist kein völkerrechtlicher Begriff. Ebenso wie beim Völkermord wird dieser Begriff oftmals von Interessengruppen mit dem Ziel benutzt, in der Öffentlichkeit eine Betroffenheit hervorzurufen und sie für ihr Anliegen zu sensibilisieren.
Das US-amerikanische Bureau of Justice Statistics definiert einen Massenmord als den Mord an mindestens vier Personen am selben Ort zur selben Zeit. Neben Amokläufern fallen auch Menschen mit psychischen Störungen als Täter auf.
Inhaltsverzeichnis
Massenmord durch staatliche und religiöse Machthaber
- bis 313: Christenverfolgungen im Römischen Reich.
- 532: Bei der Niederschlagung des Nika-Aufstandes, der schwersten Circusunruhe der Spätantike, werden unter Justinian I. im Hippodrom von Konstantinopel rund 30.000 Menschen getötet.
- Im 7. oder 8. Jahrhundert: Massaker der Anhänger des Propheten Mohammed an Juden in Arabien, weil diese nicht zum Islam konvertieren wollten.
- 782: Beim – in der Forschung umstrittenen – Blutgericht von Verden lässt Karl der Große 4.500 gefangene Sachsen enthaupten.
- 843: Theodora II. befiehlt Massenhinrichtungen, denen mehr als 100.000 Paulikianer zum Opfer fallen.
- 1096: Pogrome an Juden im Rahmen des deutschen Kreuzzuges, unter anderem in Speyer, Worms und Mainz (rund 5.000 Tote).
- 1099: Im Ersten Kreuzzug werden nach der Belagerung von Jerusalem nahezu alle Einwohner (etwa 30.000 bis 70.000) getötet.
- 1209: Im Albigenserkreuzzug werden alle Einwohner der Stadt Béziers (etwa 20.000) getötet.
- 1226: Der choresmische Schah Jalal ud Din köpft in Tiflis rund 100.000 Georgier, die sich weigerten, ihre Ikonen mit Füßen zu treten und zu bespucken.
- 1474–1782: Im Rahmen der Hexenverfolgung werden nach Schätzungen etwa 40.000 bis 60.000 Menschen, vor allem Frauen, hingerichtet.
- 1572: In der Bartholomäusnacht werden zwischen 3.000 und 10.000 Hugenotten – aus angeblich religiösen Gründen – ermordet.
- 1894–1896 und 1915: Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich; erst zur Schaffung eines „ethnisch homogenen Nationalstaats“, später weil den vorwiegend christlichen Armeniern die Schuld an dem Scheitern türkischer Offensiven gegen das christliche Russland im Ersten Weltkrieg gegeben wurde. Schätzungen reichen von 600.000–1.500.000 ermordeten Armeniern.
- 1932–1933: Hungersnot in der Ukraine („Holodomor“) mit Millionen Todesopfern.
- 1928–1953: Massenmorde zur Hochzeit des Stalinismus: Mehr als 20 Millionen Menschen fallen Säuberungsaktionen zum Opfer (genaue Zahl unter Experten umstritten. vgl. auch Stalinsche Säuberungen. Zahl laut Experten zwischen 9 und 20 Millionen Menschen): Betroffene kommen aus der „normalen“ Gesellschaft, sind aber auch deutsche Kriegsgefangene, heimgekehrte sowjetische Kriegsgefangene (als angebliche Kollaborateure) und ganze Volksgruppen. Auch kommunistische „Abweichler“, wie etwa Trotzkisten, Sozialdemokraten und Sozialisten werden verfolgt; es genügt der Verdacht auf kleinste Abweichungen von der offiziellen Linie. Siehe auch Josef Stalin, Der Archipel GULAG. Ähnliche Verfolgungen fanden 1937–1938 auch in den von der Sowjetunion weitgehend abhängigen Staaten Tuva und Mongolei statt. In der Mongolei starben etwa 30.000 Menschen – etwa 5% der Bevölkerung – darunter 18.000 Lamas.
- 1933–1945: Im Deutschen Reich, in von Deutschland besetzten Gebieten und mit Deutschland verbündeten Staaten werden während der Zeit des Nationalsozialismus etwa 6 Millionen Juden bzw. Menschen mit jüdischen Vorfahren, sowie Sinti, Roma und andere, vermeintlich nicht ins System passende Menschen ermordet – in KZs, bei Massenerschießungen, bei zumeist staatlich organisierten Pogromen und in Gaskammern. Siehe auch: Holocaust, Vernichtungslager.
- 1939–1945: In Deutschland wurde mit der sogenannten „Kindereuthanasie“ im Jahre 1939 die Tötung von erbkranken und kognitiv oder körperlich beeinträchtigten Säuglingen und Kindern begonnen, der mindestens 5.000 Kinder zum Opfer fielen. Die nach Sept. 1939 darauf folgende „Erwachseneneuthanasie“ (oder Krankenmord, Aktion T4, „Vernichtung lebensunwerten Lebens“), mit der planmäßig wahrscheinlich über 70.000 Bewohner von Heil- und Pflegeanstalten umgebracht wurden, wurde nach ihrer offiziellen Einstellung im August 1941 dezentral in vielen Heil- und Krankenanstalten als Serientötungen bis zum Kriegsende weitergeführt.
- 1941–1945: Während des Krieges gegen die Sowjetunion fallen mehrere Millionen sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten dem deutschen Terror zum Opfer. Unter dem Vorwand der „Partisanenbekämpfung“ werden von den deutschen Einsatzgruppen und von Einheiten der Wehrmacht systematisch Männer, Frauen und Kinder erschossen, die Bevölkerung ganzer Städte und Dörfer ausgerottet. Viele Millionen Menschen werden aus Ost- und Südosteuropa als Zwangsarbeiter „ins Reich“ deportiert. Der von Reichsführer SS Heinrich Himmler ausgearbeitete Generalplan Ost sieht die Vertreibung bzw. Ermordung des größten Teils der Bevölkerung Osteuropas vor. Siehe dazu auch Verbrechen der Wehrmacht, Bandenkrieg, Ostarbeiter, Polen-Erlasse, Polenstrafrechtsverordnung, Programm Heinrich, Hungerplan.
- 1943–1976: Die Gewaltherrschaft Mao Zedongs in China fordert, hauptsächlich während der Kulturrevolution, vermutlich Hunderttausende bis einige Millionen an Opfern. Genaue Zahlen sind umstritten.
- 1965–1966: Die Willkürherrschaft des Sukarno-Regimes in Indonesien provoziert einen angeblichen kommunistischen Umsturzversuch. Dieser scheitert an einem Gegenputsch der Armee, in dessen Verlauf zwischen 100.000 und einer Million Menschen umgebracht werden, vor allem tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI). Die Vorgänge sind bis heute nur unzureichend untersucht, die Opferzahl unklar.
- 1968: Das Massaker von Tlatelolco in Mexiko-Stadt an etwa 500 Studenten durch mexikanische Geheimpolizei und Militär, nur 10 Tage vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele.
- 1975–1979: Über 2 Millionen Kambodschaner sterben bei Säuberungsaktionen und in Straflagern der Roten Khmer. Siehe auch Killing Fields.
Massenmord im Krieg
Der Mord an Zivilisten oder Gefangenen im Krieg gilt als Kriegsverbrechen. Ein Massenmord im Krieg gilt als Völkermord, wenn die Absicht der Auslöschung einer ganzen ethnischen Gruppe erkennbar ist. Massenmorde geschahen in vielen Kriegen der Neuzeit. Die Opferzahlen der Massenmorde in den verschiedenen Kriegen ist meistens nicht abschätzbar, da in den Kriegswirren kaum eine Trennung der Zahlen von der Anzahl „regulärer Kriegstoten“ möglich ist. Neben der Bezeichnung Massenmord gibt es auch noch den Begriff Massaker, der aus dem alt-französischen macacre für „Schlachthaus“ entlehnt ist. Beispiele solcher Massenmorde im Krieg sind:
- Das Massaker von Nanking an der Bevölkerung in Nanking, insgesamt ca. 300.000 Tote um den 13. Dezember 1937
- Das Massaker von Katyn und Charkow an 15.000 polnischen Generalen, Offizieren und Führungspersönlichkeiten durch NKWD-Einheiten im April 1940.
- Das Massaker von Kraljevo und Kragujevac und das Massaker von Kondomari durch Einheiten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
- Der Massenmord von Babyn Jar an der jüdischen Bevölkerung der Stadt Kiew im September/Oktober 1941
- Das Massaker von Nogeun-ri an ca. 400 koreanischen Flüchtlingen während des Koreakrieges durch Soldaten der United States Army im Jahre 1950.
- Das Massaker von My Lai an der Bevölkerung eines südvietnamesischen Dorfes durch Soldaten der United States Army im Jahre 1968.
- Das Massaker von El Mozote an 900 Zivilisten durch Soldaten der Armee von El Salvador 1981.
- Das Massaker von Sabra und Schatila an Bewohnern eines Flüchtlingslagers durch libanesische Phalange-Milizen im Jahr 1982.
- Das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkrieges durch serbische Truppen im Jahre 1995.
Massenmord durch Terroristen
In den vergangenen Jahren haben Terroristen immer wieder Massenmorde - meist in Form von Selbstmordattentat begangen. Die bekanntesten Massenmorde mit terroristischer Absicht sind:
- 1980: Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna mit 85 Toten und 200 Verletzten. Die Tat wird erst linksextremen Terroristen zugeschrieben, später stellt sich heraus, dass die Geheimorganisation Gladio für die Tat verantwortlich ist. Die Gladio-Mitglieder und Rechtsextremisten Giusva Fioravanti und Francesca Mambro werden im Jahr 1995 vor Gericht gestellt und verurteilt.
- 1988: Pan-American-Flug 103 wird durch Terroristen zum Absturz gebracht. Die Zahl der Todesopfer liegt bei 270.
- 1995: Eine Autobombe rechtsgerichteter Milizionäre tötet beim Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City 168 Menschen.
- 2001: Die Anschläge des 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon durch islamische Terroristen. Die Anzahl der Toten wird mit 3.478 angegeben.
- 2002: Der Terroranschlag auf der indonesischen Insel Bali fordert 202 Menschenleben, hauptsächlich australische Touristen.
- 2004: Die Madrider Zuganschläge am 11. März 2004, genau 30 Monate nach den Anschlägen in den USA. 191 Menschen sterben.
- 2004: Die Geiselnahme von Beslan mit etwa 400 Toten, die Hälfte davon Kinder.
- 2005: Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London
Massenmord durch Bevölkerungsgruppen
- Pogrome: Bereits in der Antike gab es Hass auf Juden, besonders im Mittelalter während der Zeit der Kreuzzüge steigerte er sich zu Ausschreitungen und Verbrennungen von Juden.
- Völkermord in Ruanda zwischen den Hutu und Tutsi 1994, Völkermord in Ruanda
Massenmord durch Einzelpersonen
Eine Aufzählung der schlimmsten bekannten Massenmorde durch einzelne Täter:
- 18. Mai 1927 in Bath, USA: Der 54-jährige Andrew Kehoe tötet zunächst seine Ehefrau und steckt seine Farm in Brand. Danach sprengt er mit Dynamit den Nordflügel der Gesamtschule von Bath, wobei 39 Menschen ums Leben kommen und sprengt sich anschließend mit einer Autobombe selbst in die Luft die noch weitere vier Menschen tötet. 58 weitere Personen werden bei den Anschlägen verletzt.
- 21. Mai 1938 in Kaio, Japan: Der 21-jährige Mutsuo Toi tötet mit einem Gewehr, einem Schwert und einer Axt 30 Menschen und verletzt drei weitere, ehe er sich selbst das Leben nimmt.
- 6. Juli 1944 in Hartford, USA: Der 21-jährige Robert Dale Segee, der unter psychischen Störungen leidet, legt im Ringling Brothers and Barnum & Bailey Circus Feuer. 169 Menschen sterben und über 700 werden verletzt. Beim Verhör gesteht er zwei weitere Brandstiftungen bei denen vier Menschen starben. Er starb 1997 im Gefängnis.
- 9. September 1949 in Sault-au-Cochon, Kanada: Bei der Explosion eines Passagierflugzeuges werden alle 23 Menschen an Bord getötet. Der 34-jährige Joseph-Albert Guay hatte eine Bombe mit Zeitzünder im Flugzeug versteckt um seine Frau zu töten, um deren Lebensversicherung von 10.000 Dollar zu kassieren. Er wird 1951 hingerichtet.
- 1. November 1955 in Longmont, USA: Bei der Explosion eines Passagierflugzeuges werden alle 44 Menschen an Bord getötet. Der 24-jährige Jack Gilbert Graham hatte eine Bombe mit Zeitzünder im Flugzeug versteckt um die Lebensversicherungspolice seiner Mutter im Wert von 37.500 Dollar zu kassieren, die im Flugzeug saß. Er wird 1957 hingerichtet.
- 7. Mai 1964 in San Ramon, USA: Der 27-jährige Francisco Paula Gonzales erschießt die beiden Piloten eines Passierflugzeuges und anschließend sich selbst. Beim dadurch ausgelösten Absturz der Maschine sterben die restlichen 44 Insassen.
- 27. April 1982 in Gyeongsangnam-do, Südkorea: Der 27-jährige Polizist Woo Bum-kon tötet mit einem Gewehr und Handgranaten 57 Menschen und verletzt 35 weitere, ehe er sich selbst tötet.
- 18. Juli 1984 in San Diego, USA: Der 41-jährige James Oliver Huberty erschießt in einer McDonald's-Filiale 21 Menschen und verletzt 19 weitere, ehe er von einem Scharfschützen der Polizei getötet wird.
- 4. Dezember 1986 in Bogotá, Kolumbien: Der 42-jährige Englischlehrer und Vietnamkriegsveteran Campo Elías Delgado Morales ersticht mit einem Jagdmesser eine 15-jährige Schülerin und deren Mutter in ihrem Apartment. Danach kehrt er zu seinem Apartment zurück, ersticht seine Mutter und setzt die Leiche in Brand. Er nimmt einen Revolver, löst Feueralarm aus, tötet sechs Menschen die ihre Wohnungen verlassen und fährt anschließend in ein italienisches Restaurant. Dort nimmt er eine Mahlzeit zu sich und eröffnet das Feuer auf die anwesenden Personen; 21 Gäste werden getötet und 15 weitere verletzt, ehe Morales von der Polizei erschossen wird.
- 7. Dezember 1987 in Cayucos, USA: Der 35-jährige David Burke folgt seinem ehemaligen Arbeitgeber der ihn gefeuert hatte an Bord eines Passagierflugzeuges und bringt die Maschine durch Tötung des Piloten zum Absturz. Alle 43 Personen an Bord sterben.
- 25. März 1990 in New York City, USA: Bei einem Brandanschlag auf die Discothek "Happy Land" werden 87 Menschen getötet und fünf weitere schwer verletzt. Der 36-jährige Julio González hatte seine Freundin mit einem anderen Mann tanzen sehen und wollte sich dafür rächen. Er wurde 1991 zu 174 mal 25 Jahren Haft verurteilt. Dies ist die höchste Strafe, die je von einem Gericht des Staates New York verhängt wurde.
- 16. Oktober 1991 in Killeen, USA: Der 35-jährige George Jo Hennard erschießt in einer Cafeteria 23 Menschen und verletzt 20 weitere, ehe er sich durch einen Kopfschuss selbst tötet.
- 25. Februar 1994 in Hebron, Israel: Der 37-jährige, israelische Soldat Baruch Goldstein betritt das als „Grotte der Patriarchen“ bezeichnete Grab von Abraham und erschießt 29 muslimische Palästinenser; 150 weitere werden verletzt. Als er sein Gewehr nachladen will, wird er überwältigt und erschlagen.
- 28. April 1996 in Port Arthur, Australien: Der 28-jährige Martin Bryant erschießt zwei Nachbarn und fährt zu einer Cafeteria, wo er 31 weitere Menschen erschießt und 37 verletzt. Auf seiner Flucht tötet er noch zwei Menschen an einer Tankstelle, ehe er sich der Polizei ergibt. Er wird zu 35-mal lebenslänglich und zusätzlich 777 Jahren Haft verurteilt.
- 18. Februar 2003 in Daegu, Südkorea: Der 56-jährige Kim Dae-han verübt einen Brandanschlag in einer U-Bahn, die gerade in der Jungangno-Station hält, wobei die Flammen noch auf eine weitere, einfahrende U-Bahngarnitur übergreifen. 198 Menschen sterben und 147 weitere werden verletzt. Der Täter stirbt am 31. August 2004 im Gefängnis.
- 16. April 2007 in Blacksburg, USA: Der 23-jährige Student Cho Seung-Hui erschießt an der Virginia Tech 27 Schüler und fünf Lehrer, ehe er sich selbst das Leben nimmt. 29 weitere Personen werden verletzt.
Siehe auch
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