Mercedes-Benz W112

Mercedes-Benz W112
Mercedes-Benz 300 SE Coupé
Mercedes-Benz 300 SE Rallye-Ausführung

Der Mercedes W112 ist das Topmodell der sogenannten Heckflossen-Baureihe von Mercedes-Benz. Sie umfasste den Typ 300 SE als Limousine, Coupe und Cabrio. Von der Limousine gab es zudem eine im Radstand verlängerte Version 300 SE lang (W112.015): Diese Variante wurde von März 1963 bis Juli 1965 in nur 1546 Exemplaren gebaut, die Limousine mit Normalradstand von 1961 bis 1965 entstand mit 5202 Stück.

Der 300er war in der Zeit zwischen der Einstellung des „Adenauer“ 300er (W 189) Anfang 1962 und dem Erscheinen des Mercedes 600 Ende 1963 die größte Limousine, die Mercedes-Benz seiner Kundschaft zu bieten hatte. Die Langversion entstand in Handarbeit: eine 300 SE-Karosse wurde auf Höhe des Fonds durchgeschnitten und durch Einsetzen von Blechstreifen um 10 cm verlängert. Auch die Fondtüren wurden auf diese Weise gestreckt. (Dieses Verfahren wurde z. B. auch bei BMW-Limousinen noch in den 1970er Jahren angewendet.)

Dennoch taucht beim „langen“ 300 SE kein „L“ in der Typbezeichnung auf dem Kofferdeckel oder in den Prospekten auf. Die Bezeichnung „300 SEL“ wurde erst beim Nachfolgemodell vom Typ W109 eingeführt, und auch dort steht das „L“ für „Luftfederung“. Daher ist es falsch, einen langen Heckflossen-300 SE als „SEL“ zu bezeichnen, nur weil es ein Wagen mit langem Radstand ist.

Wie alle W112 ist auch der 300 SE "lang" serienmäßig mit einigen Besonderheiten ausgestattet, die damals als „Stand des Machbaren“ bezeichnet wurden und teils noch heute technische Besonderheiten sind:

  • Leichtmetall-Sechszylindermotor mit mechanischer Einspritzung und zunächst 160 PS, ab Februar 1964 mit 170 PS
  • Neuentwickeltes Daimler-Benz Viergang-Automaticgetriebe
  • Neuentwickelte Luftfederung für konstantes Fahrzeugniveau in allen Situationen
  • Scheibenbremsen vorn und hinten
  • Servolenkung
  • Differentialsperre

Die Höchstgeschwindigkeit liegt je nach gewählter Achs- und Getriebekombination bei bis zu 200 km/h, damals ein Sportwagenwert.

Der Grundpreis für dieses Modell war 26.400,- DM (zum Vergleich: ein Exportkäfer kostete etwa 5400,- DM. Ein Angestellter verdiente etwa 800,- DM). Je nach gewünschter Sonderausstattung konnte der Endpreis auch über 35.000,- DM liegen. So waren z.B. eine separate Fondraumheizung, Klimaanlage oder auch Zentralverriegelung neben den üblichen Extras zu ordern. Die damals neuen Metallic-Lackierungen waren den 300er Heckflossenmodellen sowie den Zweitürern vorbehalten. Bei der langen Limousine war eine Zweifarblackierung laut Preisliste "nicht empfehlenswert", was aber weniger mit der tatsächlichen Wirkung als viel mehr mit dem herstellerseitig gewollten Auftritt der Limousinen zu tun hatte, um den die Marketingabteilung besorgt war: die anderen Heckflossen-Typen konnten mit jeder beliebigen Zweifarbkombination bestellt werden, aber die Lang-Limousine sollte immerhin den „Adenauer“-Wagen ersetzen und entsprechend seriös auftreten.

Der W112 ist ausgestattet mit dem Sechszylinder-Motor M189 mit drei Litern Hubraum, der aus dem 300 d stammt. Der Motor wiegt wegen seine Leichtmetall-Legierung 40 kg weniger als seine Grauguss-Vorfahren in SL und Adenauer und sorgt so für ein weniger untersteuerndes Fahrverhalten.

Der Wagen wurde mit Normalradstand auch sehr erfolgreich in der Tourenwagen-Europameisterschaft und bei internationalen Rallye-Wettbewerbsfahrten eingesetzt, dort teilweise mit Direkteinspritzung wie beim 300SL-Flügeltürer und weit über 200 PS.

Aufgrund der extremen Seltenheit sind die W112 nunmehr begehrte Oldtimer. Zur Seltenheit trägt auch der kurze Bauzeitraum bei: nur von 1961 bis 1965 wurden die Limousinen gefertigt, bis 1967 die Cabrio- und Coupéversionen. Danach gab es den Nachfolger 300 SE / 300 SEL in der Baureihe W108 / W109.

Sonstiges

Auf dem Cover des Albums Autobahn der Elektropop-Band Kraftwerk ist ein Mercedes-Benz W112 abgebildet.

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