- Nürburgring Nordschleife
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Die Nordschleife ist der legendäre Teil der Rennstrecke Nürburgring in der Eifel. Volkstümlich „Der Ring“ oder respektvoll „Die grüne Hölle“ (diesen Namen verdankt sie Jackie Stewart) genannt, gehört sie heute neben der modernen Grand-Prix-Strecke und weiteren Motorsportanlagen und Freizeiteinrichtungen der Nürburgring GmbH mit den Hauptgesellschaftern Rheinland-Pfalz und Landkreis Ahrweiler.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Seit dem Jahr 1922 wurde auf öffentlichen Straßen in der Eifel das Eifelrennen veranstaltet. Die Durchquerung von Ortschaften im Renntempo war jedoch sehr gefährlich und führte zum Bau einer permanenten Strecke.
1925 wurde mit den Bauarbeiten einer Ersten Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke in der strukturschwachen Region begonnen. Nachdem bis zu 3000 Arbeiter das Werk vollendet hatten, wurde sie am 18. Juni 1927 eröffnet. Rudolf Caracciola gewann das erste Autorennen auf einem Kompressor-Mercedes. Beim Eifelrennen im Jahr 1934 wurde hier der Begriff Silberpfeil geprägt, unter dem die Rennwagen von Mercedes seither liefen. Ein Zuschauerrekord jagte den anderen, bis Rudolf Caracciola den letzten Grand Prix vor dem Zweiten Weltkrieg gewann. Während des Krieges ruhte das Renngeschehen. Erst 1947 wurden wieder Rennen gefahren.
Mercedes kehrte Mitte der 1950er-Jahre nur kurz in den Rennsport und auf den Nürburgring zurück. Spitzenfahrer dieser Zeit war Juan Manuel Fangio.
Im Programmheft zum Grand Prix auf dem Nürburgring 1961 hieß es: „Mit Recht verdient in diesem Jahre der ‚Große Preis von Europa‘ die Bezeichnung: das größte Rennen auf dem längsten und schwierigsten Kurs der Welt.“ Schwierig war gleichzusetzen mit gefährlich; denn schwere, oft tödliche Unfälle auf der Nordschleife waren keine Seltenheit.
1964 verunglückten der Engländer Brian Hetreed (Aston Martin) und der Frankfurter Rudolf Wilhelm Moser (Porsche 904) im Training zum 1000-km-Rennen tödlich; der Sizilianer Vincenzo Arena, dessen AC Cobra in zwei Bäume einschlug, überlebte mit mehreren Knochenbrüchen. Beim 1000-km-Rennen 1965 kam der Luxemburger Honoré Wagner zu Tode, als sein Alfa Romeo einen Steilhang hinunterstürzte. 1970 verbrannte der Finne Hans Laine (24) in seinem Wagen, nachdem er während des Trainings im Abschnitt Antoniusbuche von der Strecke abgekommen war.
Im Sommer 1970 wurde die Nordschleife als Grand-Prix-Strecke von der Formel 1 kurzfristig boykottiert, nachdem sich auf anderen Strecken schwere Unfälle ereignet hatten. Für Umbaumaßnahmen (weniger Sprungkuppen, Seitenstreifen und Leitplanken, erstmals Einbau von Curbs) wurden bis 1971 17 Millionen DM investiert, und die Formel 1 kehrte wieder zurück.
Beim Eifelrennen 1974, bei dem abwechselnd Rennen von Autos und Motorrädern stattfanden, kam es zum Boykott der Motorrad-Spitzenfahrer wegen der für den Mischbetrieb nötigen Kompromisse bei der Streckensicherung. Die damals als Aufprallschutz für Motorradfahrer verwendeten Strohballen stellten eine Feuergefahr für Autos dar.
Das Aus als Formel-1-Strecke war mit dem Auslaufen zweier Dreijahresverträge bereits abzusehen und stand endgültig fest, als Formel-1-Weltmeister Niki Lauda am 1. August 1976 schwer verunglückte. 1980 fand der letzte Motorrad-Grand-Prix auf der Nordschleife statt. Andere Rennserien wie die Formel 2, die Deutsche Rennsport-Meisterschaft und die Sportwagen fuhren weiterhin übergangsweise dort, im Jahre 1983 auch auf einer auf 20,8 km verkürzten Strecke mit provisorischen Boxen, da im Bereich der bisherigen Start-Ziel-Schleife Bauarbeiten im Gange waren.
1981 kam der Schweizer Herbert Müller während des 1000-km-Rennens zu Tode, nachdem er im Bereich Klostertal auf nasser Fahrbahn die Kontrolle über seinen Porsche 908 verloren hatte und auf einen am Streckenrand abgestellten Wagen prallte. Das Rennen wurde daraufhin nach 17 Runden (388,2 km) abgebrochen.
Seit der Eröffnung der modernen Grand-Prix-Strecke 1984 fahren die internationalen Profi-Rennserien nur noch dort, die nationalen Serien meistenteils auch. Die Tourenwagen-Serien und insbesondere die Breitensportveranstaltungen für Amateure bevorzugen weiterhin die abwechslungsreiche Nordschleife.
Am 28. April 2007 fuhr der Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld drei Demonstrationsrunden im BMW Sauber F1 von 2006. Trotz Verzögerungen durch Werbeaufnahmen in den drei Runden, relativ haftungsarmer Demonstrationsreifen von Bridgestone und einem höher gelegten Fahrwerk um zwei bis drei Zentimeter erzielte Heidfeld eine beste Rundenzeit von 8:34 Minuten. Er war damit etwa 20 Sekunden langsamer als die schnellsten VLN-Porsche. Es war nach über 30 Jahren das erste Mal, dass ein aktueller Formel-1-Wagen die Nordschleife befuhr.[1]
Bisher sind auf dem Nürburgring bei Motorsportveranstaltungen und Touristenfahrten insgesamt mehr als 140 Menschen tödlich verunglückt. Auch die möglichst sicher ausgebaute Grand-Prix-Strecke blieb vor Tragödien nicht gefeit.
Streckenverlauf
Heute ist die Nordschleifenrunde 20,832 Kilometer lang, hat offiziell 73 Kurven (je nach Zählweise sind es eher 100) und weist Steigungen von bis zu 18 % (Anstieg zwischen Caracciola-Karussell und Hohe Acht) und bis zu 11 % Gefälle (Fuchsröhre) auf. Hier nicht berücksichtigt ist der ehemalige Streckenabschnitt Steilstrecke mit 27 % Steigung, der zwar noch existiert, jedoch seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wird. Die höchsten Punkte sind bei der Tribüne T13 (km 0) in Nürburg und im Streckenabschnitt Hohe Acht, der niedrigste Punkt in Breidscheid. Dazwischen liegen rund 290 m Höhenunterschied, was nicht nur Lenker schwach motorisierter Kraftfahrzeuge merken, sondern insbesondere die Radfahrer und Läufer bei der Veranstaltung Rad & Run am Ring.
Rennbetrieb
Der Saisonhöhepunkt auf der Nordschleife ist das Internationale ADAC-24-Stunden-Rennen für Tourenwagen, das auf der bis zu etwa 26 km langen Kombination von GP-Strecke und Nordschleife durchgeführt wird. Hier nehmen bis zu 800 Amateure und Profis auf über 200 Autos teil. Mit seriennahen Tourenwagen werden auf einer kürzeren Kombination von GP-Strecke und Nordschleife rund zehn Mal im Jahr mehrstündige VLN-Langstreckenrennen absolviert.
Ebenfalls an Samstagen finden die Breitensportveranstaltungen GLP und RCN statt, die sich auf die reine Nordschleife beschränken, sodass parallel andere Rennen auf der GP-Strecke ausgetragen werden können. Es besteht dabei auf der Nordschleife die Möglichkeit, sich mit seinem eigenen Auto durch erfolgreiche Teilnahme an mehreren Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) für eine Rennfahrer-Lizenz des DMSB bzw. der FIA zu qualifizieren.
Rekordrunden
Die schnellsten Rundenzeiten bzw. die höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten auf den unterschiedlichsten Streckenvarianten fanden immer wieder Beachtung. Fahrer wie Niki Lauda, Clay Regazzoni, Stefan Bellof und Helmut Dähne haben hier Bestmarken gesetzt, die aufgrund von Umbauarbeiten oder nicht mehr zugelassener Rennfahrzeug-Kategorien nie mehr unterboten werden können.
Geschichte
Bereits in den 1930er-Jahren wurden publikumswirksame Rekorde aufgestellt und gebrochen. Insbesondere die symbolträchtige Unterbietung von vollen Minuten, die zuvor als unerreichbare „Mauern“ galten, brachte den Fahrern Ruhm und Ehre ein. So bewältigte Bernd Rosemeyer auf Auto Union 1936 als erster die 22,810 Kilometer unter zehn Minuten. Hermann Lang setzte 1939 auf einem Mercedes „Silberpfeil“ mit 9:43,1 eine Marke, die trotz Umbauten der Strecke erst 1954 Juan Manuel Fangio verbessern konnte. Die neun Minuten wurden erstmals 1961 von Wolfgang Graf Berghe von Trips unterboten. Bei den Tourenwagen fuhr erstmals Hubert Hahne, im Eifer des Gefechts gegen Konkurrenz von Alfa Romeo, 1966 mit einem BMW 2000 Ti unter zehn Minuten oder im Schnitt schneller als 137 km/h, was BMW werbewirksam nutzte.
Die neue Brems-Schikane Hohenrain verlängerte die Nordschleife 1967 auf 22,835 Kilometer. Jim Clark verfehlte beim verregneten Großen Preis von Deutschland 1968 noch die „8-Minuten-Mauer“. Durch die neuen Heckflügel war jedoch absehbar, dass 1969 die meisten Piloten die Marke „knacken“ würden. Jacky Ickx fuhr die schnellste Runde in 7:45,9 Minuten und gewann das Rennen mit einem Durchschnitt von 174,4 km/h.
Durch Umbauarbeiten 1970/71 wurde die Nordschleife sicherer, aber auch deutlich schneller, ebenso wie die nun über Slicks und bessere Aerodynamik verfügenden Rennfahrzeuge. Die Siebenminutenmarke rückte bald in greifbare Nähe, aber nur Niki Lauda auf Ferrari gelang es im Training 1975 als erstem und einzigem, diese mit 6:58,4 Minuten zu unterbieten. Den absoluten Rundenrekord, der nur in einem Rennen aufgestellt werden kann, erzielte sein Teamkollege Clay Regazzoni mit 7:06,4 Minuten oder einem Schnitt von 192,8 km/h auf der engen und unebenen Rennstrecke.
Im darauffolgenden Jahr bremsten kleine Regeländerungen die Formel 1 ein, die nach 1976 nicht mehr zur Nordschleife zurückkehrte. Andere Rennkategorien wie Sportwagen, Tourenwagen und Formel 2 fuhren noch bis 1982 auf der ursprünglichen 22,835 Kilometer langen Nordschleife, und Fahrer wie Klaus Ludwig, Manfred Winkelhock und Klaus Niedzwiedz kamen dem Rundenrekord trotz ganz anderer Fahrzeuge sehr nahe, konnten diesen aber nicht brechen.
Stefan Bellof näherte sich dem Rekord bei seinem ersten Nordschleifen-Einsatz auf einem Formel 2 mit BMW-Motor nach 7:06,51 Minuten in der zweiten Rennrunde des Eifelrennens, schied aber danach aus.
Umbau
Während der Umbauarbeiten wurde die Nordschleife 1983 auf die heutigen 20,832 Kilometer verkürzt, dabei entfielen die beiden langen Geraden im Start-/Zielbereich und die Südkehre. Mit einer engen Rechtskurve nach der Hohenrain-Schikane wurde nun direkt auf die kurze Gerade Richtung Hatzenbach nach der früheren Nordkurve eingebogen. Eine dort aufgebaute Boxenanlage ermöglichte weiterhin die Durchführung von Rennen.
Der Vergleich mit früheren, nunmehr „ewigen“ Rundenrekorden kann fortan nur noch grob über die Durchschnittsgeschwindigkeiten gezogen werden, oder durch den Vergleich von ähnlichen Fahrer-/Fahrzeug-Kombinationen vor und nach dem Umbau. So brauchte etwa Tom Walkinshaw auf Jaguar XJS beim Großen Preis der Tourenwagen 1982 noch knapp über neun Minuten, während nach dem Umbau die acht Minuten zumindest im Training mit 7:56 Minuten unterboten wurden. Der Schnitt stieg dabei von 151 auf 155 km/h, was teils durch den Umbau bedingt sein mag, teils durch technischen Fortschritt.
Am 28. Mai 1983 fuhr Stefan Bellof im Werks-Porsche 956 C die einzige Nordschleifen-Runde mit einem Schnitt von über 200 km/h, genau genommen sogar über 202 km/h bzw. in 6:11,13 Minuten. Teamkollege Jochen Mass war mit 6:16,85 Minuten über vier Sekunden langsamer und blieb knapp unter der 200er-Marke. Ein offizieller Rundenrekord kann jedoch nur im Rennen aufgestellt werden. Hier erzielte Bellof am 29. Mai 1983 eine Zeit von 6:25,91 Minuten bevor sein Wagen am Pflanzgarten Unterluft bekam und sich überschlug.
Damit lag er über dem 1975er Rekord-Schnitt von Clay Regazzoni im Formel 1, den auch Christian Danner im Eifelrennen der Formel 2 mit 6:28,03 übertreffen konnte.
Nach der Eröffnung der GP-Strecke 1984 fuhren die Profi-Rennserien nur noch dort. Die Nordschleife wurde jedoch weiterhin mit Veranstaltungen für Amateure benutzt, insbesondere 24-Stunden-Rennen, VLN und RCN.
Motorrad
Den absoluten Motorrad-Rekord stellte Marco Lucchinelli 1980 auf seiner Suzuki 500 auf, mit 8:22 Minuten bzw. einem Schnitt von ca. 163 km/h. Etwas langsamer, mit knapp unter 160 km/h, war Helmut Dähne bei der offiziell schnellsten Motorrad-Runde auf der 20,8-km-Variante der Nordschleife am 22. Mai 1993 unterwegs: Die 7:49,71 Minuten mit seiner straßenzugelassenen Honda RC30 werden ewiger Rekord bleiben, da die sogenannten Zuverlässigkeitsfahrten im Jahr darauf aus Sicherheitsgründen eingestellt wurden, somit keinerlei Motorrad-Wettbewerbe mehr auf der Nordschleife stattfinden.
Tourenwagen-Rennen
Langstreckenrennen für Tourenwagen gibt es weiterhin, wobei allerdings beim 24h-Rennen und in der VLN die großen modernen Boxenanlagen genutzt werden und dabei diverse Streckenvarianten ohne und mit diversen Ausbaustufen der GP-Strecke befahren wurden. Es gab Streckenlängen von 20,832 km über 20,9, 22,8, 23,8, 24,4, 25 bis knapp 26 km Länge, sodass die Zeiten und auch Durchschnittsgeschwindigkeiten nur schwer vergleichbar sind. Von 1988 bis 1993 fuhr auch die DTM auf der Nordschleife und steigerte in dieser Zeit die Geschwindigkeiten beträchtlich.
Seit der VLN-Reglementsänderung von 1999 können wieder deutlich schnellere Fahrzeuge eingesetzt werden, die Schnitte von über 170 km/h erzielen. So erreichte Uwe Alzen in einem Alzen-Porsche 996 Bi-Turbo in der Saison 2005 einen Schnitt von ca. 180 km/h, was auf der reinen Nordschleife einer Zeit von deutlich unter 7 Minuten entspricht. Der Rundenrekord des RCN wurde von seinem Bruder Jürgen Alzen 2008 mit 7:00 Minuten aufgestellt.
Rennfahrzeuge in der VLN usw. können zwar profillose Rennreifen einsetzen und müssen nicht StVZO-konform sein, unterliegen jedoch anderen regelbedingten Beschränkungen, insbesondere einer Leistungsbeschränkung per Hubraum, Ladedruck oder Luftmengenbegrenzer, einer auf der Nordschleife besonders niedrigen Lärmbegrenzung. Sie müssen ein Mindestgewicht aufweisen, in der größten Klasse bis 6200 cm³ 1350 kg aufweisen, bis 4000 ccm noch 1250 kg. Damit müssen z. B. Porsche aus dem Carrera Cup und DTM-Rennwagen ca. 100 kg Ballast einladen. Straßenfahrzeuge dagegen dürfen deutlich leichter sein und müssen zudem keinen mehrstündigen Wettbewerb durchstehen.
Straßenfahrzeuge
Im Rahmen der Gleichmäßigkeitsprüfungen GLP auf der Nordschleife müssen Rundenzeiten im Rahmen von 15:00 bis 10:00 Minuten gefahren werden, was Schnitten von 80 bis 120 km/h entspricht. Ersteres ist mit einem Kleinwagen mit relativ normaler Fahrweise erreichbar, für Letzteres muss schon Streckenkenntnis vorhanden sein und ein flottes Fahrzeug engagiert bewegt werden. Jedoch schaffte Sabine Schmitz die BTG-Runde (Bridge to Gantry) für eine Fernsehsendung in einem Lieferwagen (Ford Transit Diesel) in 10:08 Minuten.
Noch Mitte der 1990er-Jahren war das Unterbieten der 8-Minuten-Grenze nur wenigen Straßenfahrzeugen vorbehalten, wobei zudem Profi-Rennfahrer am Steuer nötig waren. Der Sportwagenhersteller Porsche reklamierte 1999 eine von Walter Röhrl gefahrene 7:56 für das im selben Jahr erschienene und 265 kW starke, sportliche 911er Modell 996 GT3.[3] [4] Seit einigen Jahren publizieren auch einige andere Hersteller und Tuner Rundenzeiten ihrer Produkte auf der Nordschleife, wobei die Randbedingungen oft unklar bleiben, insbesondere die verwendeten Reifen. Ein seit 1997 etabliertes unabhängiges Kriterium ist die beim sogenannten „Supertest“ der Zeitschrift sport auto absolvierte Nordschleifenrunde, zumal diese fast immer vom gleichen Fahrer gefahren wird, Chefredakteur Horst von Saurma. Jedoch kann dabei im Rahmen der so genannten Industrietestfahrten ein etwa 230 m langer Bereich nicht mit voller Geschwindigkeit befahren werden, sodass die Zeiten schon vor der letzten Rechtskurve an T13 gestoppt werden und um einige Sekunden geringer ausfallen als in einer vollen Runde.
Mit von diversen Tunern gestellten leistungsstarken Porsche Turbo wurden mehrfach Zeiten im Bereich von 7:40 Minuten erzielt, was lange als das Limit für straßenbereifte Autos angesehen wurde. Den enormen Aufwand, der dabei betrieben wird, verdeutlicht die Tatsache, dass vorher das Profil neuer Reifen auf das Mindestmaß abgeschliffen wird, um maximalen Grip zu erhalten. Ab 2001 hielten lange Zeit Wolfgang Kaufmann und ein Gemballa-Turbo-Porsche den Rekord mit 7:32,52 Minuten. Ein erfahrener Profi wie Roland Asch verunfallte gar beim Versuch, diese Rekordmarke zu unterbieten.
Mit 7:32,34 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit: 164 km/h) wurde mit dem Supersportwagen Porsche Carrera GT am 21. September 2004 im Rahmen des sport auto-Supertest dieser Rekord denkbar knapp unterboten. Schon am 24. Oktober 2004 jedoch wurden mit 7:18,01 Minuten neue Maßstäbe gesetzt, von Michael Düchting in einem Donkervoort RS. Dieses extrem leichtgewichtige Fahrzeug mit freistehenden Vorderrädern, das auf dem Design des Lotus Seven der 1950er-Jahre basiert, hat trotz der großen Flügel und anderer Rennwagentechnik eine deutsche Straßenzulassung erhalten. Zudem wurden mit so genannten Sportreifen straßenzugelassene Reifen verwendet, die üblicherweise nur für Wettbewerbszwecke (Rallye, Slalom) an DMSB-lizenzierte Motorsportler abgegeben wurden. Sie weisen zwar den gesetzlich geforderten Negativprofilanteil von 17 % auf, sind aber wie Rennreifen im Verschleiß und insbesondere der Haftung bei Nässe herkömmlichen Straßenreifen mit sportlicher Ausrichtung deutlich unterlegen. Beim BMW M3 CSL verringerte diese Sonderausstattung die Rundenzeit um rund 20 Sekunden auf 7:50 Minuten.
Mit Patrick Simon erzielte ein Porsche 996 GT2 Turbo von EDO-Competition, der trotz Renntechnik eine offizielle Straßenzulassung aufweist, mit Hilfe solcher Pirelli-Reifen sowie eines Gewindefahrwerks am 4. August 2005 eine Zeit von 7:15,63 Minuten. Michael Düchting holte sich allerdings die sport-auto-Trophy mit einer Zeit von 7:14,89 Min. noch im November desselben Jahres zurück.
In der Zwischenzeit, am 28. September 2005 fuhr Michael Vergers auf einem Radical SR8 eine Runde in 6:56,01 Minuten. Für das Gewicht von nur 600 kg stehen 360 PS bereit, aus einem 2,6-Liter-V8-Motor, der aus zwei zusammengebauten Hayabusa-Motoren besteht. Das Gewicht ist ähnlich gering wie beim Donkervoort, jedoch basiert dieser auf einer Frontmotor-Konstruktion aus den 1950er Jahren, während der Radical, wie der Name andeutet, wie ein moderner Rennsportwagen mit Mittelmotor und effektiven aerodynamischen Hilfen konstruiert ist. Er hat zwar eine britische Einzelzulassung (Single Vehicle Approval) bekommen, aber keine deutsche Strassenzulassung, weswegen ihm von sport auto die Trophy für die Bestleistung von in Deutschland straßenzugelassenen Fahrzeugen nicht zuerkannt wurde. Auch der SR8 war mit straßenzugelassenen Sportreifen ausgestattet (Dunlop Direzza D02G, Vorderachse 195/65 R 15, Hinterachse 225/45 R 16). Kritiker dieses Standpunktes vertreten die Auffassung, dass durch die britische Zulassung eine EU-weite Straßenzulassung bestünde. Nach Aussage des Teams von Vergers hätte die Runde mit Slicks noch etwa 30 Sekunden schneller gefahren werden können, womit man in den Bereich der Rennrekorde von 1983 käme.
Touristenfahrten
Wenn keine Rennveranstaltungen oder Testfahrten stattfinden, wird die Strecke, wie es seit der Eröffnung 1927 Tradition ist, abends und an Wochenenden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (sogenannte Touristenfahrten). Für diese Nutzung ist die Nordschleife an der Hauptzufahrt[5] und an der Bedarfszufahrt in Breidscheid[6] mit Zeichen 331 als Kraftfahrstraße ausgeschildert.
Jedes straßenzugelassene Kraftfahrzeug, das wie bei Kraftfahrstraßen erforderlich eine bauartbedingte Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h erreicht, darf eine Runde fahren. Die Zufahrt von Reisebussen und ähnlichen Fahrzeugen ist allerdings inzwischen beschränkt. Außerdem gelten die Straßenverkehrs-Ordnung, die Fahrzeug-Zulassungsverordnung und eine zusätzliche, überwachte Beschränkung des Schalldruckpegels auf 95 dB(A). Fahrzeuge mit roten Nummernschildern, Oldtimerkennzeichen und Fahrzeuge, die lauter als 95 dB(A) sind, dürfen die Strecke nicht befahren. Motorradfahrer müssen Schutzkleidung tragen.
Die Nordschleife ist dabei nicht als Rennstrecke anzusehen, sondern ist öffentlicher Verkehrsraum mit dem Status einer mautpflichtigen Kraftfahrstraße. Es gilt somit das Rechtsfahrgebot sowie das Verbot, rechts zu überholen. Das Befahren der Ideallinie in Gegenwart anderer bleibt den Teilnehmern von Rennen und anderen geschlossenen Veranstaltungen vorbehalten. Da die Strecke nicht durch geschlossene Ortschaften führt, gilt zwar keine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung, aber im Bereich der Ein- bzw. Ausfahrten sowie der Ortschaften Nürburg und Breidscheid wurden aus Sicherheits- und Lärmschutzgründen Tempolimits ausgewiesen. Seit einigen Jahren wird die Einhaltung der Vorschriften (mit Unterstützung der Polizei) verstärkt kontrolliert, teilweise mit einem Hubschrauber.
Die 1983 eingerichtete Zufahrt im Bereich der Tribüne 13 (km 0 auf der Karte) neben der damals neuen GP-Strecke war Mitte der 1990er-Jahre dem Andrang nicht mehr gewachsen, da sich auf dem engen steilen Zufahrtsweg Staus bildeten, so dass Fahrzeuge auch nicht mehr ausfahren konnten. Zudem wurde Verkauf von Fahrkarten sowie die Kontrolle der ein- bzw. durchfahrenden Fahrzeuges von meist nur einem Mitarbeiter durchgeführt. Deswegen wurde 1998 eigens ein neuer Zufahrtsbereich neben der langen Geraden (Döttinger Höhe, km 18 auf der Karte) eingerichtet, mit großem Parkplatz, Restaurant und vier Mautschranken sowie Fahrkartenautomaten. Auch dieser Platz ist an Sonntagen mit gutem Wetter stark überfüllt, Fahrzeuge internationaler Herkunft stauen sich bis auf die Landstraße zurück.
Der Ausbauzustand ist, abgesehen von der langen, etwa vier Fahrspuren breiten Geraden Döttinger Höhe, historisch bedingt eher nicht mit einer üblichen Kraftfahrstraße zu vergleichen, sondern mit einer kurvigen und unebenen Landstraße. Hinter jeder Kurve oder Kuppe kann ein langsames Fahrzeug, wie etwa ein Reisebus, ein Wohnmobil, ein Pkw mit Wohnwagen-Anhänger, ein Motorroller etc. mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sein, insbesondere in den teils steilen Bergpassagen. Gleichzeitig sind jedoch viele Piloten mit guter Streckenkenntnis (oft im Besitz einer Jahreskarte) und schnellen Fahrzeugen mit Geschwindigkeiten über 200 km/h unterwegs, sodass gegenseitige Rücksichtsnahme dringend erforderlich ist.
Um Vergleichszeiten für die eigenen Runden zu erhalten oder sich mit anderen Fahrern zu messen, obwohl keine vollen Runden gefahren werden können, wird zur Zeitmessung die BTG-Zeit (Bridge to Gantry) herangezogen. Dabei wird die Fahrzeit von der Brücke nach der Touristenauffahrt (Antoniusbuche) bis zu der Gitter-Brücke für Werbeplakate nach dem 'Galgenkopf', wiederum auf der Döttinger Höhe, gemessen. Dabei sei allerdings erwähnt, dass bereits das Mitführen von Stoppuhren während der Touristenfahrten verboten ist und zu Hausverbot führen kann. Gleiches gilt für Kameras, mit denen die eigene Fahrt als Andenken oder zur nachträglichen Zeitnahme aufgezeichnet werden soll, da damit auch schon Unfallbilder verbreitet wurden.
Gerade Anfänger sollten sich vorsichtig herantasten, denn tückisch ist nicht nur die Streckenführung, sondern auch das Eifelwetter. Motorradfahrer sollten sich von einem erfahrenen Fahrer einführen lassen. Nicht gerade langsam ist auch das Ringtaxi (BMW M5, 507 PS) unterwegs, das man buchen kann, wenn man den eigenen Wagen oder das Motorrad schonen bzw. eine schnellere und sicherere Fahrt erleben will, als es die Fähigkeiten der meisten Hobbyfahrer zulassen. Das Taxi wird u. a. von Rennfahrern wie der zweifachen Siegerin des 24-h-Rennens Sabine Schmitz, der VLN-Meisterin des Jahres 2005, Claudia Hürtgen, oder Hans-Joachim Stuck pilotiert.
Vergleichbar mit ähnlich anspruchsvollen Landstraßen kommt es immer wieder zu Unfällen, von relativ harmlosen Drehern bis zu Leitplankenkontakten mit Personenschäden, die den Einsatz von Abschleppwagen, Feuerwehr[7] oder gar Rettungshubschraubern erforderlich machen. Die Strecke kann dabei für mehrere Stunden gesperrt bleiben.
An Tagen, an denen Touristenfahrten stattfinden, stehen meist auch eine ganze Reihe von Hobby-Fotografen entlang der Strecke, die die vorbeifahrenden Fahrzeuge fotografieren. In Foren, wie dem Touristenfahrer-Forum oder Circledriver finden sich am folgenden Tag große Galerien, aus denen man sich seine Fotos als Touristenfahrer als Andenken heraussuchen kann.
Simulationen
Mit Rennsimulationen kann die Nordschleife auch am Bildschirm „befahren“ werden. Den Anfang machte dabei 1998 Grand Prix Legends für den PC. Eine Demo-Version mit der Nordschleife (auf dem Stand der F1-Saison 1967) wurde dabei auf einer CD dem offiziellen Nürburgring Magazin 1999 beigelegt bzw. später von einem PC-Magazin verkauft.
Für andere Rennspiele wurden von Fans inoffizielle Erweiterungen mit der Nordschleife entwickelt, wie beispielsweise für die Simulationen rFactor und GTR. Inzwischen erkennen auch die großen Software-Anbieter die Beliebtheit der Nordschleife und bieten diese für PC oder Spielkonsolen an; etwa für die Playstation 2 bei den Spielen Gran Turismo 4 und Enthusia Professional Racing. Auf der Xbox und der Xbox 360 kann man die Nordschleife unter anderem in den Spielen Forza Motorsport 1 & 2 und Project Gotham Racing 2 befahren. Seit August 2008 gibt es mit GTR Evolution auch eine lizenzierte Version für den PC. Für die Spiele Gran Turismo 4, Project Gotham Racing 3 und 4 und Forza Motorsport 2 wurden die Nordschleife sowie teilweise auch die Umgebung der Rennstrecke vermessen und in der Spieldarstellung umgesetzt; allerdings in unterschiedlicher Detailtreue.
Einzelnachweise
- ↑ „Heidfeld auf der Nordschleife“ Beitrag von Focus
- ↑ Horst von Saurma: „Orange County“ – Supertest: Porsche 911 GT3 RS. In: „sport auto“, Heft 3/2007, Seite 35.
- ↑ Porsche 944-Fans: Rundenzeiten Nürburgring Nordschleife (20,8 km) Auf: www.944-fans.de. 14. Dezember 2006 21:00 Uhr
- ↑ Gert Hack: „Sports-Wear“ - Fahrbericht: Porsche 911 GT3. In: „auto, motor und sport“, Heft 11, 19. Mai 1999, S. 35.
- ↑ Hauptzufahrt (im Bildhintergrund)
- ↑ hardysnetz.de: Zeichen 331 an der Bedarfszufahrt in Breidscheid
- ↑ Einsätze der Feuerwehr Adenau: [1] [2] [3] [4] [5]
Weblinks
- Die offizielle Seite der Nürburgring GmbH
- Fanprojekt Nordschleife mit Informationen, Sicherheitshinweisen, Fotos
- Rennserien: 24h VLN/BFGLM RCN/CHC GLP
- Beschreibung der Ideallinie laut Zeitschrift sport auto 2001/2002 (Im PDF-Format)
- Umfassende Übersicht der Rundenzeiten auf den verschiedenen Streckenvarianten
- WMV-Video: Eine Runde Nordschleife, gefahren von Patrick Simon im Edo-Porsche GT2 R
- Rundenzeiten der von sport auto getesteten Fahrzeuge
50.3461111111116.9661111111111Koordinaten: 50° 20′ 46″ N, 6° 57′ 58″ O
Motorsport auf der Nordschleife
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