- Bahnhof Langendreer
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Der Bahnhof Langendreer ist ein 40 ha großer früherer Rangierbahnhof im Stadtteil Langendreer im Osten Bochums.
Geschichte
Die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft (BME) eröffnete am 26. Oktober 1860 den ersten Bahnhof in Langendreer als vorläufigen Endpunkt ihrer von Witten Hauptbahnhof kommenden Strecke.[1] 1862 gingen Verbindungen nach Dortmund und Duisburg in Betrieb, die noch heute als Teil der Bahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg eine der wichtigsten und meist befahrendsten Strecken in Deutschland sind. Ebenfalls 1862 wurde die Strecke nach Bochum-Laer eröffnet, auf der zunächst ausschließlich Kohlezüge der Zeche Dannenbaum verkehrten. Mit der Verlängerung nach Bochum-Dahlhausen 1870 fuhren hier auch reguläre Güterzüge.
Der BME-Bahnhof lag recht weit vom damaligen Ortskern Langendreers entfernt ungefähr im Bereich des heutigen Haltepunkts Langendreer West. Maßgeblich waren die Belange des Güterverkehrs, insbesondere die Nähe zu Zechen wie Mansfeld, Vollmond oder Neu-Iserlohn, während dem Personenverkehr nur untergeordnete Bedeutung zukam. Als Knotenpunkt im Netz der BME war der Bahnhof mit einem größeren Empfangsgebäude und umfangreichen Güterschuppen ausgestattet; nördlich des Bahngeländes entstand an der Gasstraße ein rechteckiger Lokschuppen mit Drehscheibe und Wasserturm. 1874 errichtete die BME einen kleinen Rangierbahnhof, der in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgebaut wurde.
Am 19. November 1874 eröffnete die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft einen weiteren Bahnhof in Langendreer, der östlich des BME-Bahnhofs ungefähr beim heutigen Kulturzentrum Bahnhof-Langendreer gelegen war. Dieser achtgleisige Durchgangsbahnhof lag an der nördlich der BME-Strecken verlaufenden Linie von Wattenscheid nach Dortmund Süd. Das Verhältnis der beiden Eisenbahngesellschaften war von scharfer Konkurrenz geprägt, die sich beispielsweise im Streit um den Anschluss der Zeche Siebenplaneten zeigte. Diese Zeche erhielt 1877 einen Anschluss an beide Strecken. Im Dezember 1880 eröffnete die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft eine Nebenbahn nach Dortmund-Löttringhausen.
Sowohl die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft als auch die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft gelangten durch Verstaatlichung in den Besitz der Preußischen Staatseisenbahn, die die Bahnhöfe in „Langendreer-Süd“ beziehungsweise „Langendreer-Nord“ umbenannte. Weitere Verkehrszuwächse führten Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer grundlegenden Umgestaltung der Bahnanlagen in Langendreer, bei der Personen- und Güterverkehr getrennte Gleisanlagen erhielten. Für den Güterverkehr wurde ab 1906 ein neuer, zweiseitiger Rangierbahnhof errichtet; für den Personenverkehr entstanden im Bereich des Bahnhofs Langendreer-Nord sechs Bahnsteiggleise. Das 1907 und 1908 errichtete Empfangsgebäude entstand nach Entwürfen des Architekten Schlomeyer und besteht aus drei Baukörpern im Jugendstil mit Wölbdächern. Die Wahl des Bahnhofsstandortes in einem nur wenig bebauten Umfeld stieß auf Ablehnung der Bevölkerung; im Bereich des aufgegebenen Südbahnhofs hatte sich mittlerweile eine Wohnbebauung entwickelt.
Mit der Eingemeindung Langendreers nach Bochum wurde der Bahnhof am 1. August 1929 in „Bochum-Langendreer“ umbenannt. In der Zeit der Weimarer Republik wurde die Strecke nach Bochum viergleisig ausgebaut, zugleich wurde Langendreer Haltepunkt des Ruhrschnellverkehrs. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof im Vergleich zu Bahnhöfen ähnlicher Größenordnung nur wenig beschädigt.
Bedingt durch das Zechensterben ging in den 1950er Jahren das Verkehrsaufkommen im Güterverkehr drastisch zurück. Der westliche Ablaufberg wurde 1962 stillgelegt; die zuvor hier gebildeten Züge wurden fortan in Bochum-Dahlhausen und Wanne-Eickel zusammengestellt. Die Ansiedlung zweier Opel-Werke in Bochum bestimmte ab 1962 das Bild der Güterzüge in Langendreer: Neben dem Versand fabrikneuer Autos werden innerhalb des General-Motor-Konzerns Halbfabrikate auf dem Schienenweg transportiert. Ein 1967 eröffneter Containerterminal wurde 2000 wieder stillgelegt.[2]
In den 1970er Jahren wurde der Personenzugverkehr auf den von Langendreer ausgehenden Nebenstrecken eingeschränkt; auf der Strecke nach Dortmund-Lüttringhausen verkehrten beispielsweise im Sommerfahrplan 1976 noch zwei Zugpaare. 1982 wurde Langendreer als Schnellzughalt aufgegeben; im folgenden Jahr schloss die Fahrkartenausgabe. Seit September 1983 verkehrt die S-Bahnlinie 1 der S-Bahn Rhein-Ruhr von Bochum kommend über Langendreer nach Dortmund. Mit der Eröffnung der S-Bahnlinie mit den zwei neuen Haltepunkten „Langendreer West“ und „Langendreer Ost“ wurde der Personenbahnhof stillgelegt. 1985 rettete eine Initiative das Empfangsgebäude vor dem Abriss. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt, aufwändig renoviert und 1986 als Kulturzentrum Bahnhof-Langendreer (Kulturbahnhof) neu eröffnet.
Der Ablaufbetrieb auf dem Ost-West-System des Rangierbahnhofes wurde im Sommer 1998 eingestellt.[3] In der Gegenwart sind diese Teile des Rangierbahnhofs betriebsfähig vorhanden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Zur Geschichte des Bahnhofs: Jörg Hajt: Eisenbahnen im mittleren Ruhrgebiet. Verlag Kenning, Nordhorn 1994, ISBN 3-927587-19-2, S.72–76.
- ↑ Bahnhof Langendreer bei www.route-industriekultur.de.
- ↑ Rolf Swoboda, Harald Vogelsang, Wolfgang Klee: Die Eisenbahn in Bochum. Hövelhof: Verlag DGEG Medien, 2007, ISBN 978-3-937189-28-4; Seite 52.
- ↑ DB Netz: Gleise in Serviceeinrichtungen Stand 1. April 2009 (pdf, 310 KB).
Weblinks
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
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51.4778333333337.31375Koordinaten: 51° 28′ 40″ N, 7° 18′ 50″ O
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