- UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2007
-
Die 74. UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2007 fanden vom 25. bis 30. September in Stuttgart statt. Die letzte Austragung der Straßen-Radweltmeisterschaft gab es dort 1991.
Es wurden insgesamt sechs Entscheidungen in den Disziplinen Einzelzeitfahren und Straßenrennen sowie in den Klassen Frauen, Männer und Männer U23 ausgefahren. Bei Weltmeisterschaften treten die Fahrer nicht wie üblich für ihre Sponsoren an, sondern fahren in Nationalmannschaften. Die stärksten Nationen – gerechnet nach einem Wertungsschema, das die Erfolge bei den letzten internationalen Wettbewerben berücksichtigt – dürfen hierbei mit bis zu neun Fahrern starten.
Inhaltsverzeichnis
Strecken
Die Rennen fanden auf Rundkursen im Westen Stuttgarts zwischen dem Messegelände am Killesberg und den Stadtteilen Stuttgart-West, Botnang und Feuerbach statt. Start und Ziel befanden sich dabei am Messegelände.
Straßenrennen
Der Rundkurs der drei Straßenrennen war 19,1 Kilometer lang und hatte 405 Höhenmeter. Er führte zunächst am Kräherwald hinauf, bevor eine Schleife über die Lenzhalde und den Herdweg eingelegt wurde. Letzterer stellte mit einer Länge von 600 Metern und einer Maximalsteigung von 13 Prozent den schwersten Anstieg dar. Weiter ging es zum Botnanger Sattel hinauf, wo die Rennfahrer eine weitere Schleife fuhren. Diese führte die Botnanger Straße hinab und über Herder- und Rotenwaldstraße wieder hinauf zum höchsten Punkt der Strecke am Fuße des Birkenkopfs, dann die Geißeichstraße wieder hinab zum Botnanger Sattel. Von hier ging es nach Botnang hinab und durch das Tal des Feuerbachs in den gleichnamigen Stadtteil. Nach der Stuttgarter Straße war ein Schlussanstieg von 80 Höhenmetern über Tunnel-, Siemens-, Maybach- und Stresemannstraße zurück zum Messegelände zu bewältigen.
Im Straßenrennen der Männer wurde der Kurs 14 Mal umrundet, bei den Frauen sieben Mal, im U23-Rennen neun Mal.
Einzelzeitfahren
In den Einzelzeitfahren entfielen die beiden Schleifen über Lenzhalde/Herdweg und die Herderstraße, und in Feuerbach änderte sich die Streckenführung etwas, sie verlief durch Grazer Straße, Oswald-Hesse-Straße, Rüdiger-, Heide- und Alarichstraße. Beim U23-Rennen kam zusätzlich eine Stichstrecke hinzu, die hin und zurück gefahren wurde; dabei handelte es sich um Geißeich-, Rotenwald- und Wildparkstraße bis zur Auffahrt an der Vaihinger Landstraße. Beim Rennen der Männer verlängerte sich diese Stichstrecke bis zur Auffahrt an der Bergheimer Steige.
Die jeweilige Runde wurde zweimal durchfahren, so dass sich für die Frauen eine Länge von 25,1 Kilometern mit 415 Höhenmetern ergab; bei den U23-Männern waren es 38,1 Kilometer und 670 Höhenmeter und bei den Männern 44,9 Kilometer und 713 Höhenmeter.
Wettbewerbe
Männer
Straßenrennen
Platz Land Athlet Zeit 1 ITA Paolo Bettini 6:44:43 h
(39,642 km/h)2 RUS Alexander Kolobnew gl. Zeit 3 GER Stefan Schumacher gl. Zeit 4 LUX Fränk Schleck gl. Zeit 5 AUS Cadel Evans gl. Zeit 6 ITA Davide Rebellin + 0:06 min 7 ESP Samuel Sánchez + 0:08 min 8 BEL Philippe Gilbert gl. Zeit 9 GER Fabian Wegmann gl. Zeit 10 SUI Martin Elmiger gl. Zeit Länge: 267,4 km (14 Runden à 19,1 km)
Start: Sonntag, 30. September, 10:30 Uhr MESZEinzelzeitfahren
Platz Land Athlet Zeit 1 SUI Fabian Cancellara 55:41 min
(48,375 km/h)2 HUN László Bodrogi + 0:52 min 3 NED Stef Clement + 0:58 min 4 GER Bert Grabsch + 1:12 min 5 GER Sebastian Lang + 1:17 min 6 RUS Wladimir Gussew + 1:47 min 7 ESP José Iván Gutiérrez + 1:56 min 8 KAZ Andrei Misurow + 2:02 min 9 BLR Wassil Kiryjenka + 2:03 min 10 GBR Bradley Wiggins + 2:11 min Länge: 44,9 km
Start: Donnerstag, 27. September, 12:30 Uhr MESZIm 44,9 Kilometer langen Einzelzeitfahren verteidigte der Schweizer Fabian Cancellara seinen im Vorjahr errungenen Titel mit einer Zeit von 55:41 Minuten (48,375 km/h). Auf den weiteren Podiumsplätzen folgten der Ungar László Bodrogi mit 52 Sekunden Rückstand und der überraschend starke Niederländer Stef Clement weitere sechs Sekunden zurück.
Die beiden deutschen Starter Bert Grabsch und Sebastian Lang verpassten mit den Plätzen 4 und 5 knapp die Medaillenränge, sorgten aber für ein starkes Mannschaftsergebnis.
Frauen
Straßenrennen
Platz Land Athlet Zeit 1 ITA Marta Bastianelli 3:46:34 h
(35,406 km/h)2 NED Marianne Vos + 0:06 min 3 ITA Giorgia Bronzini gl. Zeit 4 RUS Swetlana Bubnenkowa gl. Zeit 5 ITA Noemi Cantele gl. Zeit 6 SWE Emma Johansson gl. Zeit 7 FRA Marina Jaunâtre gl. Zeit 8 AUS Oenone Wood gl. Zeit 9 CAN Alex Wrubleski gl. Zeit 10 GBR Emma Pooley gl. Zeit Länge: 133,7 km (7 Runden à 19,1 km)
Start: Samstag, 29. September, 9 Uhr MESZEinzelzeitfahren
Platz Land Athlet Zeit 1 GER Hanka Kupfernagel 34:43 min
(43,432 km/h)2 USA Kristin Armstrong + 0:24 min 3 AUT Christiane Soeder + 0:42 min 4 USA Amber Neben + 1:03 min 5 USA Christine Thorburn + 1:11 min 6 SUI Priska Doppmann + 1:17 min 7 FRA Jeannie Longo-Ciprelli + 1:22 min 8 GBR Emma Pooley + 1:33 min 9 SUI Karin Thürig + 1:35 min 10 CHN Li Meifang + 1:38 min Länge: 25,1 km
Start: Mittwoch, 26. September, 13 Uhr MESZIm 25,1 Kilometer langen Einzelzeitfahren der Frauen sicherte Hanka Kupfernagel dem Gastgeber die erste Goldmedaille der Weltmeisterschaft. Nachdem sie bereits als zehnte der insgesamt 49 Starterinnen auf die Strecke gegangen war, dauerte es fast zwei Stunden bis sie den Gewinn des Titels feiern konnte. Kupfernagel war an allen Zwischenzeitmesspunkten die Bestzeit gefahren, musste bis zur endgültigen Entscheidung jedoch bis zum Ende warten, da die Favoritinnen als letzte auf die Strecke gegangen waren.
Die Deutsche siegte schließlich mit einer Zeit von 34:43 Minuten (43,432 km/h) vor der Titelverteidigerin Kristin Armstrong, die 24 Sekunden Rückstand hatte, sowie der gebürtigen Deutschen, aber für Österreich startenden Christiane Soeder. Besonders stark präsentierten sich die US-Amerikanerinnen, die die Plätze 2, 4, 5 belegten, sowie die Schweizerinnen Priska Doppmann und Karin Thürig auf dem sechsten und neunten Platz.
Die zweite deutsche Starterin Charlotte Becker erreichte das Ziel als 18.
Männer U23
Straßenrennen
Platz Land Athlet Zeit 1 SVK Peter Velits 4:21:22 h
(39,461 km/h)2 AUS Wesley Sulzberger gl. Zeit 3 GBR Jonathan Bellis gl. Zeit 4 NED Tom Leezer gl. Zeit 5 SUI Danilo Wyss gl. Zeit 6 DEN Jonas Aaen Jørgensen gl. Zeit 7 GER Dominic Klemme gl. Zeit 8 FRA Florian Vachon gl. Zeit 9 UKR Witalij Buz gl. Zeit 10 KAZ Andrei Seiz gl. Zeit Länge: 171,9 km (9 Runden à 19,1 km)
Start: Samstag, 29. September, 13:30 Uhr MESZEinzelzeitfahren
Platz Land Athlet Zeit 1 NED Lars Boom 48:58 min
(46,906 km/h)2 RUS Michail Ignatjew + 0:09 min 3 FRA Jérôme Coppel + 0:46 min 4 DEN Michael Christensen + 1:10 min 5 ITA Adriano Malori + 1:11 min 6 NOR Edvald Boasson Hagen + 1:13 min 7 EST Tanel Kangert + 1:14 min 8 MDA Aleksandr Pliuşkin + 1:17 min 9 BLR Branislau Samojlau + 1:27 min 10 BEL Francis De Greef + 1:30 min Länge: 38,1 km
Start: Mittwoch, 26. September, 9 Uhr MESZDas 38,1 Kilometer lange Einzelzeitfahren für das 70 Fahrer gemeldet hatten, die allesamt das Ziel erreichten, dominierte der Niederländer Lars Boom. Nachdem der spätere Zweitplatzierte Michail Ignatjew an der ersten Zwischenzeitmessung nach 11,7 Kilometern die beste Zeit gefahren war, übernahm Boom die Rennführung und erfuhr sich einen kleinen Vorsprung, den er bis ins Ziel verteidigen konnte. Boom erreichte das Ziel mit einer Zeit von 48:58 Minuten (46,906 km/h) und sicherte sich seinen ersten Weltmeistertitel. Der Vorjahreszweite Michail Ignatjew gewann mit neun Sekunden Rückstand erneut die Silbermedaille und der Franzose Jérôme Coppel gewann wie 2006 Bronze mit 46 Sekunden Rückstand.
Die beiden deutschen Starter, Marcel Kittel und Stefan Schäfer, enttäuschten mit den Plätzen 18 und 24 und jeweils mehr als zwei Minuten Rückstand auf den Sieger.
Doping
Bereits im Vorfeld gab es Kritik an der Straßen-Radweltmeisterschaft in Stuttgart, weil der amtierende Straßen-Radweltmeister Paolo Bettini die UCI-Ehrenerklärung zum Doping nicht ohne Vorbehalt unterschrieben hatte und der italienische Radsportverband ihn trotzdem nominierte.
Nachdem das Organisationskomitee der WM eine einstweilige Verfügung beim Landgericht beantragt hatte, Bettini den Start zu verweigern, diese jedoch nicht erlassen wurde, konnte er schließlich starten.
Tatsächlich hatte Bettini die Erklärung mit Vorbehalten unterschrieben. Wörtlich heißt es in seiner Erklärung:
- „Es wird dementsprechend erklärt, die vorgenannte Ehrenerklärung vor dem Hintergrund der Bedenken und innerhalb der oben angeführten Grenzen unterzeichnet zu haben.“[1]
Ein weiterer Starter, der in der Kritik stand, war der Spanier Alejandro Valverde, der von seinem Verband nominiert wurde, obwohl sein Name in den Ermittlungsunterlagen zum Dopingskandal um den Doping-Arzt Fuentes auftauchen soll. Dieser Fall wurde bis zuletzt vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verhandelt und endete mit einer Starterlaubnis für den Spanier. Eine Entscheidung über einen Start des Australiers Allan Davis, ebenfalls mutmaßlicher Kunde von Fuentes, sollte am 28. September vor dem CAS getroffen werden.[2]
Medaillenspiegel
Platz Land Gold Silber Bronze Gesamt 1 Italien 2 – 1 3 2 Niederlande 1 1 1 3 3 Deutschland 1 – 1 2 4 Schweiz 1 – – 1 Slowakei 1 – – 1 6 Russland – 2 – 2 7 Australien – 1 – 1 Ungarn – 1 – 1 Vereinigte Staaten – 1 – 1 10 Frankreich – – 1 1 Österreich – – 1 1 Vereinigtes Königreich – – 1 1 Quellen
- ↑ radsportnews.net, Bettini-Erklärung
- ↑ radsportnews.net, WM im Dopingsumpf
Siehe auch
Weblinks
Commons: Straßen-Radweltmeisterschaft 2007 – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienNürburgring 1927 | Budapest 1928 | Zürich 1929 | Lüttich 1930 | Kopenhagen 1931 | Rom 1932 | Montlhéry 1933 | Leipzig 1934 | Floreffe 1935 | Bern 1936 | Kopenhagen 1937 | Valkenburg 1938 | – | Zürich 1946 | Reims 1947 | Valkenburg 1948 | Kopenhagen 1949 | Moorslede 1950 | Varese 1951 | Luxemburg 1952 | Lugano 1953 | Solingen 1954 | Frascati 1955 | Ballerup 1956 | Waregem 1957 | Reims 1958 | Zandvoort 1959 | Sachsenring 1960 | Bern 1961 | Salò 1962 | Ronse 1963 | Sallanches 1964 | Lasarte-Oria 1965 | Nürburgring 1966 | Heerlen 1967 | Imola /Montevideo 1968 | Zolder /Brünn 1969 | Leicester 1970 | Mendrisio 1971 | Gap 1972 | Barcelona 1973 | Montreal 1974 | Yvoir 1975 | Ostuni 1976 | San Cristóbal 1977 | Nürburgring 1978 | Valkenburg 1979 | Sallanches 1980 | Prag 1981 | Goodwood 1982 | Altenrhein 1983 | Barcelona 1984 | Giavera del Montello 1985 | Colorado Springs 1986 | Villach 1987 | Ronse 1988 | Chambéry 1989 | Utsunomiya 1990 | Stuttgart 1991 | Benidorm 1992 | Oslo 1993 | Agrigento 1994 | Bogotá 1995 | Lugano 1996 | San Sebastián 1997 | Valkenburg 1998 | Verona 1999 | Plouay 2000 | Lissabon 2001 | Zolder 2002 | Hamilton 2003 | Verona 2004 | Madrid 2005 | Salzburg 2006 | Stuttgart 2007 | Varese 2008 | Mendrisio 2009 | Melbourne 2010 | Kopenhagen 2011 | Limburg 2012 | Florenz 2013 | Ponferrada 2014 | Richmond 2015
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2007 — Bruno Risi wurde gemeinsam mit Franco Marvulli Weltmeister im Madison. Sturz von Theo Bos beim S … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaft 2007 — Die 74. UCI Straßen Weltmeisterschaft fand vom 25. bis 30. September 2007 in Stuttgart statt. Die letzte Austragung der Straßen Radweltmeisterschaft gab es dort 1991. Es wurden insgesamt sechs Entscheidungen in den Disziplinen Einzelzeitfahren… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften — Die UCI Straßen Weltmeisterschaften (englisch UCI Road World Championships) sind die Weltmeisterschaften im Straßenradrennsport und werden vom Weltradsportverband UCI seit dem Jahr 1921 jährlich an wechselnden Orten ausgetragen.… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2011 — Die 78. UCI Straßen Weltmeisterschaften fanden vom 19. September bis 25. September 2011 in Kopenhagen statt. Das Rennen der männlichen Elite startete vor dem Rathaus von Kopenhagen über eine Strecke von 22 Kilometern, bevor sich die Fahrer 17 Mal … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1960 — DDR Briefmarke zur Straßen Radweltmeisterschaft 1960 Die UCI Straßen Weltmeisterschaften 1960 fanden am 13. und 14. August auf dem Sachsenring bei Hohenstein Ernstthal statt. Es waren die 27. Weltmeisterschaften im Straßenradsport und die… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1927 — Der Italiener Alfredo Binda wurde erster Profi Weltmeister im Straßenrennen Die UCI Straßen Weltmeisterschaften 1927 fanden am 21. Juli auf dem Nürburgring in der Eifel statt. Es waren die ersten Straßen Weltmeisterschaften mit der Beteiligung… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1965 — Tom Simpson wurde Weltmeister der Profis. Die UCI Straßen Weltmeisterschaften 1965 fanden vom 2. bis 5. September im spanischen Lasarte Oria bei San Sebastián statt. Es waren die ersten Rad Weltmeisterschaften in Spanien. Befahren wurde ein 19,1… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1958 — Gustav Adolf Schur wurde in Reims erster Straßen Weltmeister aus Deutschland. Die UCI Straßen Weltmeisterschaften 1958 fanden am 30. und 31. August im französischen Reims statt. Die Strecke führte zum Teil über den Circuit de Reims Gueux, eine… … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1969 — Die UCI Straßen Weltmeisterschaften 1969 fanden für die Profis am 10. August im belgischen Zolder und vom 22. bis 24. August für die Amateure in der Tschechoslowakei, in Brünn, statt. Für 1969 hatte sich die Tschechoslowakei um die Austragung der … Deutsch Wikipedia
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2010 — Start und Zielraum in Geelong … Deutsch Wikipedia