Frühhumanist

Frühhumanist

Humanismus ist eine aus der abendländischen Philosophie hergeleitete Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde insbesondere des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Die eigentlichen Fragen des Humanismus sind aber: „Was ist der Mensch? Was ist sein wahres Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen ein Mensch sein?“

Michelangelo Buonarroti:
Die Erschaffung des Menschen

Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Der Begriff leitet sich ab von den lateinischen Begriffen humanus (menschlich) und humanitas (Menschlichkeit). Der Humanismus beruht auf folgenden Grundüberzeugungen:[1]

  1. Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll.
  2. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden.
  3. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln.
  4. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können.
  5. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.

Humanität ist die praktische Umsetzung der Ideen des Humanismus.[2] Dazu gehören Güte, Freundlichkeit und ein Mitgefühl für die Schwächen der Menschen, seiner selbst inne und mächtig zu werden, sich im Mitmenschen selbst wiederzufinden.

Inhaltsverzeichnis

Epochen des Humanismus

Die Antike als Vorbild

Griechenland

Zwei der frühen griechischen Philosophen sind Heraklit und Protagoras. Drei der auf sie zurückgehenden Lehren lauten: panta rhei (alles fließt)“[3] , „Aus Allem Eins und aus Einem Alles“[4] und „Der Mensch ist das Maß aller Dinge (panton chrematon)“[5]. Diese drei Aussagen fassen die Grundgedanken des Humanismus zusammen. Sie behaupten, dass alles einem ewigen Wandel unterworfen sei (Lehre vom Fluss aller Dinge); zugleich könne der Mensch die Einheit in der Vielfalt und die Vielfalt in der Einheit erkennen und sich selbst als Teil einer Ganzheit begreifen (Lehre von der Einheit aller Dinge); es gebe keine moralischen oder gesetzlichen Absolutheiten und der Mensch als schöpferisches Wesen sei die höchste Autorität im Universum (Lehre des Relativismus). In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Chr. wurde in der Athener Demokratie bereits die Paideia entwickelt. Dabei handelte es sich um das Ideal einer umfassenden geistigen und körperlichen Bildung des Menschen. Es ist das, was einer als sein Wesen bestimmend aus der Jugend mitbringt. Dieser menschlichen Prägung wurde eine größere Bedeutung beigemessen als der durch die Geburt erworbenen Zugehörigkeit.[6] Der Kerngedanke der Paideia betrifft dabei aber nicht nur den Schulunterricht für Kinder, sondern die Hinwendung des Menschen zum Denken des Maßgeblichen. Der alte delphische Spruch Gnothi seauton (Erkenne dich, denke daran, dass du ein Mensch und kein Gott bist) bedeutete nicht nur „Erkenne deine Nichtigkeit“ sondern nach Ansicht mancher Philosophen auch „Erkenne deine wunderbare Anlage, deine hohe Bestimmung, deine Würde und deine Pflicht“.[7] Apollon, der Gott von Delphi, war ein Gott der bewusstmachenden Wahrheit, des Maßes, der inneren Ordnung und der Reinheit. Er wies dem Menschen, den er als ein in der Zeit gebundenes und auf den Tod hin entworfenes Wesen ansprach und an seine Grenzen erinnerte, „den ihm zukommenden Ort ... in der großen Ordnung von Himmel und Erde an.“[8] Nur der richtig orientierte, geordnete und gerechte Mensch ist zum wahren Dienst an der Gottheit fähig. „Das Fromme ist ein Teil des Gerechten.“[9] Religio als gewissenhafte Beachtung dessen, was die Gottheit vom Menschen will, zielt auf die ethisch orientierte Verwirklichung dessen, was das Menschen-Gemäße ist. Dem Homo-Mensura-Satz des Protagoras hielt Platon entgegen: „Das Maß aller Dinge sei der Gott.“[10] Erst an diesem absoluten Maßstab wird der Mensch bescheiden und human. Das Höhlengleichnis Platons verdeutlichte den Aufstieg zur Schau der Idee des Guten. Durch diesen Aufstieg wird der Mensch fähig, aus Einsicht heraus zu handeln. Ansonsten bleibt sein Verhalten von Vorurteilen und Handlungsroutinen programmiert und ist weder selbstbestimmt noch frei.[11] In der griechischen Antike wurde die Idee von der Einheit und Gleichheit der Menschen geboren.[12] Es bestand ein großes Vertrauen in die kreativen Leistungen des Menschen und in seine Fähigkeit, das Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Rom

Zu den Vermächtnissen der Römer gehört der maßgeblich von Marcus Tullius Cicero geprägte Begriff humanitas, der erstmalig in einer anonymen Schrift um 80 vor Chr. mit dem Titel „Rhetorica ad Herennium“ belegt ist. Cicero, bei dem der Begriff in zahlreichen Schriften begegnet, knüpft mit ihm an die griechische Paideia an. Humanität ist dem Menschen nicht angeboren, erst durch die Erziehung in den Künsten (artes) wird die Jugend zur humanitas geformt und gebildet („ad humanitatem informari“).[13] Humanität bezeichnet das im Menschen, was ihn eigentlich zum Menschen macht. Der Mensch ist etwas Großes und Bejahenswertes. Zur humanitas gehören neben Gerechtigkeit und einer sittigenden Kraft auch liebenswertes Miteinander, Muße, Freude an einer gepflegten Sprache sowie vor allem eine schwerelose und verbindende Geistigkeit.[14] Humanus steht im Tonfall und in der Bedeutung dem Wort urbanus nahe. Es bezeichnet keine ernste Besinnung sondern heitere Selbstsicherheit. Es geht um das geistreiche, feine, witzige und höfliche Wesen des Stadtrömers.[15] Es verbinden sich tiefer, unverkrampfter Ernst und anmutiges Scherzen. Die eigenen Wahrheiten werden leicht und elegant hingeworfen, man spottet milde über die eigene Rolle. Es geht um die Freude an einer gelungenen Erkenntnis; und um die Freude an einer geistigen Tätigkeit, die ohne Zweck und Nutzen betrieben wird.[16] Der rücksichtslose Mensch, der sich für andere Menschen nicht interessiert, ist nicht human. Arroganz, Dickköpfigkeit, hinterwäldlerische Plumpheit und Brutalität sind mit humanitas unvereinbar. Sie ist dann in Gefahr, wenn der Mensch sich in der Äußerlichkeit verliert oder durch Gewöhnung an das Schlimme abstumpft.[17]

Renaissance-Humanismus

Hauptartikel: Renaissance-Humanismus

Im engeren Sinne wird als Humanismus das fortschrittliche, sich vom Mittelalter und der Scholastik abwendende geistige Klima des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnet. Man unterscheidet dabei zwischen der Renaissance als dem umfassenden kulturellen und sozialen Wandel zwischen Mittelalter und Neuzeit, und dem Humanismus als der Bildungsbewegung, die ihm zugrundeliegt. Bereits im 15. Jahrhundert bestand ein Selbstverständnis gebildeter Kreise, die sich als humanistae begriffen und so bezeichneten, also als Humanisten. Der Begriff humanista taucht zum ersten Mal 1490 in einem volkssprachlichen Brief auf.[18] Er bezeichnet die Gräzisten, Latinisten, Dichter und Redner, die sich den studia humanitatis widmen. Die antike Bildung wurde als unübertreffliches Vorbild empfunden und das lebensbejahende und schöpferische Individuum rehabilitiert. Die Verherrlichung des Menschen ergab sich bei den italienischen Humanisten aus dem Verständnis, dass der Mensch als das Ebenbild Gottes das Höchste in der ganzen Schöpfung sei.[19] Der berühmteste und einflussreichste Humanist der frühen Neuzeit war Erasmus von Rotterdam. Den Humanismus als Bildungsbewegung in seiner Vielschichtigkeit hatte vor Jacob Burckhardt schon Georg Voigt erkannt.

Neuhumanismus

Hauptartikel: Neuhumanismus

Seit etwa 1750 erfolgte eine Erneuerung der humanistischen Bewegung, um die Nivellierung des Menschen in der festgelegten spätfeudalen Ständeordnung zu überwinden. Das Individuum sollte sich als produktiv tätiger Mensch immer weiter vervollkommnen und Selbstbestimmung über seine Lebensbedingungen gewinnen. Die menschliche Individualität sollte sich frei entfalten. Damit verbunden war eine Hinwendung zum klassischen Altertum. Im Zeitalter der Aufklärung war der Begriff Humanismus zunächst noch ungebräuchlich. Überwiegend sprach man in Anlehnung an Cicero und die Renaissance gleichbedeutend von Humanität. Schiller und Herder verstanden unter Humanität die Menschlichkeit an sich. In seinen 1793 bis 1797 erschienenen Briefen zur Beförderung der Humanität erklärte Herder:

Humanität ist der Charakter unseres Geschlechts; er ist uns aber nur in Anlagen angeboren, und muß uns eigentlich angebildet werden. Wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit; auf der Welt aber soll er das Ziel unsres Bestrebens, die Summe unsrer Übungen, unser Wert sein … Wenn der Dämon, der uns regiert, kein humaner Dämon ist, werden wir Plagegeister der Menschen … Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechts. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muß, oder wir sinken … zur rohen Tierheit, zur Brutalität zurück.[20]

Insbesondere für Herder war Humanität zugleich an einen Fortschritt in der Geschichte geknüpft, er sah in ihr ein „Hauptgesetz der Natur“. Kunst und Wissenschaft helfen dabei, das wahre Wesen des Menschen zu verwirklichen und zu vervollkommnen. Der menschliche Geist ist in der Lage, einen sinnvollen Zusammenhang der Dinge zu erkennen und mit dem Willen zu bejahen.[21] Kant beschrieb die Humanität als

„den Sinn für das Gute in Gemeinschaft mit anderen überhaupt; einerseits das allgemeine Teilnehmungsgefühl, andererseits das Vermögen, sich innigst und allgemein mitteilen zu können, welche Eigenschaften zusammen verbunden die der Menschheit angemessene Geselligkeit ausmachen …“[22]

Einen wichtigen Beitrag leistete der altsprachliche Unterricht, die klassische Philologie und literarisch die deutsche Klassik. So beschrieb Goethe das Wirken der Humanität:

„Seele legt sie auch in den Genuß, noch Geist ins Bedürfnis, Grazie selbst in die Kraft, noch in die Hoheit ein Herz.“[23]

Der deutsche Begriff Humanismus wurde erstmals von Friedrich Immanuel Niethammer in dem 1808 erschienenen Buch „Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unserer Zeit“ verwendet. Er verteidigt die an der griechischen Klassik orientierte Bildung gegen die praktisch-technische Ausbildung an den Realschulen. Der praktische Nutzen soll nicht allein im Vordergrund stehen. Die humanistische Bildung gibt den Jugendlichen klassische Muster vor, die zu einer ästhetischen, moralischen und geistigen Entwicklung beitragen. Nach Niethammer hat der von den Griechen thematisierte Logos den Menschen über seine rohe Natur hinaus zum Geistigen geführt. Erst damit wurde seine wahre Menschlichkeit begründet. Der Logos habe sich in Jesus Christus inkarniert. Er sei zugleich das Urprinzip menschlicher Bildung.

Humanismus in der Moderne

Dritter Humanismus

Werner Jaeger, Lithographie von Max Liebermann (1915)

Der bedeutendste Repräsentant des so genannten Dritten Humanismus war Werner Jaeger. Für ihn war der Begriff der Paideia gleichbedeutend mit der griechischen Bildung. Sie ist nicht ein bloßer Inbegriff abstrakter Ideen, sondern die griechische Geschichte selbst in der konkreten Wirklichkeit des erlebten Schicksals. Die Griechen haben die Dinge „organisch“ betrachtet. Sie haben das Einzelne als Teil eines Ganzen aufgefasst. Erst dadurch wurden sie zur Schöpfung des Begriffs „Natur“ fähig, mit dem sich das Interesse verband für die Gesetze, welche in den Dingen selbst wirken. Aus der Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Wesens entspringen die Normen für die persönliche Führung der Seele und für den Aufbau der Gemeinschaft. Das höchste Kunstwerk, das es zu bilden gilt, ist der Mensch. Über allem steht der Mensch als Idee. Der erzieherische Gehalt der Antike soll für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden. Die Zukunft der Jugend soll durch Wahrheit, Bildung, Werte und eine Zentralperspektive - Jaeger spricht von einem „Totalbild“ - gewährleistet werden.[24] Die Formung des Menschen ist unwiderruflich an die Gemeinschaft gebunden. Der Mensch soll zu seiner wahren Form erzogen werden, nämlich dem eigentlichen Menschsein als allgemeingültiges und verpflichtendes Bild der Gattung.

Unser deutsches Wort Bildung bezeichnet das Wesen der Erziehung am anschaulichsten im griechischen, platonischen Sinne. Es enthält in sich die Beziehung auf das künstlerisch Formende, Plastische wie auf das dem Bildner innerlich vorschwebende normative Bild, die 'Idea' oder den 'Typos'. Überall wo später dieser Gedanke in der Geschichte wieder auftaucht, ist er ein Erbe der Griechen...[25]

Im Griechentum hat die Kultur schlechthin ihren Ursprung. Die Griechen haben ihre geistige Gesamtschöpfung als Erbe an die übrigen Völker des Altertums weitergegeben. Für Jaeger beginnt der Humanismus mit der Übernahme der griechischen Kultur im römischen Reich. Der griechische Bildungsgedanke ist dann im Christentum in eigenständiger Weise fortgesetzt worden, das der einzelnen Menschenseele einen unendlichen Wert beimisst. Konstitutiv für jede Erscheinungsform von Humanismus ist dabei die Struktur des Wiederaufnehmens. Die abendländische Geschichte wird zu einer Reihe von Erneuerungen der griechischen Bildungsidee.[26] Diese generalisierende Sichtweise des Dritten Humanismus auf die griechische Antike wird als Idealisierung kritisiert:

Von Platon aus fällt auch umgekehrt ein Schein auf das gesamte frühe Griechentum zurück; die griechische Kultur wird bis zu einem gewissen Grade platonisiert und damit im Sinne der Paideia humanisiert. Erst diese rückwirkende Platonisierung ermöglicht die - wissenschaftlich oft nicht ungefährliche - Verallgemeinerung des „griechischen Menschen“, den es nicht als Realität gegeben hat, sondern allein als Idee des Humanismus.[27]

Plessner

Helmuth Plessner kritisierte den Humanismus aus der Sicht des Historismus: Die Geschichte der eigenen und der fremder Kulturen habe gezeigt, dass die Selbstauffassung des Menschen im Sinne einer Idee, was der Mensch sein solle, vom Menschen selbst geschichtlich und unter kulturell-kontingenten Annahmen hervorgebracht worden sei, also keinen Anspruch auf allgemeine Geltung erheben könne. So zeige die Erfahrung

„daß die Selbstauffassung des Menschen als Selbst-Auffassung, als Mensch im Sinne einer […] ‚Idee‘ selbst ein Produkt seiner Geschichte bedeutet, die Idee Mensch, Menschlichkeit von ‚Menschen‘ eroberte Konzeptionen sind, denen das Schicksal alles Geschaffenen bereitet ist, untergehen […] zu können.“[28]

Er setzt dem eine Anthropologie entgegen, die die wesentliche Unergründlichkeit des Menschen ins Zentrum stellt: Was der Mensch sei, lasse sich nicht ergründen, denn der Mensch sei kein abgeschlossenes, sondern ein unfertiges Wesen. Diese Einsicht beende auch die Überheblichkeit einer missionierenden christlich-europäischen Kultur, die meine, die Menschlichkeit erst den anderen Kulturen bringen zu müssen.[29]

Sartre

Der existentialistische Humanismus Jean-Paul Sartres betont die Eigenverantwortlichkeit des Menschen. Danach ist der Existentialismus „eine Lehre der Tat“. Grundlegend hierzu war der 1945 veröffentlichte Essay L'existentialisme est un humanisme. Sartre entwarf einen Humanismus im Gewand der Moderne: Die Existenz geht der Essenz voraus. Der Mensch tritt in die Welt ein und erst dann entwirft bzw. erfindet er sich selbst. Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich in seiner totalen Freiheit macht. Deshalb ist er auch für das, was er ist, verantwortlich. Dies verleiht ihm seine Würde. Das Leben hat a priori keinen Sinn. Der Mensch wählt sich seine Moral, sie ist seine Schöpfung und Erfindung. Mit sich selbst erschafft der Mensch ein Vorbild. Der Mensch ist nichts anderes als sein Leben. Er ist die Summe seiner Handlungen, seiner Beziehungen und Unternehmungen. Er existiert nur in dem Maße, in dem er sich selbst verwirklicht.

„Es gibt kein anderes Universum als ein menschliches, das Universum der menschlichen Subjektivität. Diese Verbindung von den Menschen ausmachender Transzendenz – nicht in dem Sinn, wie Gott transzendent ist, sondern im Sinn von Überschreitung – und Subjektivität in dem Sinn, dass der Mensch nicht in sich selbst eingeschlossen, sondern immer in einem menschlichen Universum gegenwärtig ist, das ist es, was wir existentialistischen Humanismus nennen.“[30]

Heidegger

Martin Heidegger antwortete mit seinem Brief über den »Humanismus«, der 1947 als Anhang zu einem anderen Werk und 1949 erstmals selbständig erschien, auf eine schriftliche Anfrage des französischen Philosophen Jean Beaufret.[31]. Der Philosophie seit dem klassischen Griechenland warf Heidegger eine Entartung zur Metaphysik vor: Das Wesen des Menschen muss anfänglicher erfahren werden. Das Sein kommt im Denken zur Sprache. Die Sprache ist „das vom Sein ereignete und aus ihm durchgefügte Haus des Seins“. Durch sie ist der Mensch in die Lichtung des Seins freigestellt. Das Sein selbst hat ihn „in die Wahrheit des Seins geworfen, dass er, dergestalt ek-sistierend, die Wahrheit des Seins hüte“. Heidegger bezeichnet den Menschen deshalb als Hirten des Seins. Das Denken vollbringt zugleich das Wesen des Menschen. Darum ruht im Denken die Menschlichkeit. Das Denken des Seins ereignet sich noch vor der Unterscheidung von Theorie und Praxis. Es hat weder Ergebnis noch Wirkung. Es ist ein Tun, das alle Praxis übertrifft. Die Philosophie hat dagegen aus der Sprache ein Herrschaftsinstrument über das Seiende gemacht und das Denken damit falsch interpretiert. Das animal rationale gebärdet sich als Herr des Seienden und kreist heimatlos um sich selbst. Es ist ausgestoßen aus der Wahrheit des Seins. Einem derart falsch verstandenen Humanismus trat Heidegger energisch entgegen.

Fromm

In den Jahren von 1961 bis 1978 veröffentlichte Erich Fromm mehrere Aufsätze und Reden, die in dem Sammelband Humanismus als reale Utopie herausgegeben wurden. Die Entfremdung ist nach Fromm die Krankheit des modernen Menschen. Der Mensch wird zum Götzendiener, der das Werk seiner eigenen Hände anbetet. Er ist nur noch damit beschäftigt zu arbeiten, um konsumieren zu können. Er möchte viel haben statt viel zu sein. Machtstreben, Vergnügungssucht und Besitz verdrängen Liebe, Freude und persönliches Wachstum. Ängstlichkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit zu lieben. Der moderne Mensch flieht in ein leeres Geschäftigsein. An die Stelle der traditionellen Werte des Guten, Schönen und Wahren, die der Entfaltung des Menschen dienten, ist der technologische Wert getreten: Das technisch Mögliche wird zum Selbstzweck; ist etwas technisch möglich, dann wird es auch getan. Nach Fromm soll man sich der humanistischen Alternative bewusst werden. Der Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen, leidenden und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus.

„Bei diesem Bezugsrahmen besteht der Sinn des Lebens in der völligen Entwicklung der menschlichen Eigenkräfte, insbesondere in der von Vernunft und Liebe, im Transzendieren der Enge des eigenen Ichs und in der Entwicklung der Fähigkeit, sich hingeben zu können, in der vollen Bejahung des Lebens und von allem Lebendigen im Unterschied zur Anbetung von allem Mechanischen und Toten.“[32]

Über das Unbewusste kann man den Kontakt zum ganzen, universalen Menschsein gewinnen.

„Haben wir aber mit dem ganzen Menschen in uns Kontakt, dann gibt es nichts Fremdes mehr. Es gibt kein Verurteilen anderer mehr aus einem Gefühl der eigenen Überlegenheit … Der Mensch steht heute vor der Wahl: Entweder wählt er das Leben und ist zur neuen Erfahrung von Humanismus fähig, oder die neue 'eine Welt' wird nicht gelingen.“[33]

Die Liebe ist der Hauptschlüssel, mit dem sich die Tore zum persönlichen Wachstum öffnen lassen. Die Praxis der Liebe ist das menschlichste Tun, das den Menschen ganz zum Menschen macht und ihm zur Freude am Leben gegeben ist.[34]

Humanismus und Recht

Da die Existenz Gottes nicht allgemein anerkannt wird, hat man sich auf die unantastbare Menschenwürde als Grundlage eines Wertesystems sowohl völkerrechtlich als auch in den meisten nationalen Verfassungen geeinigt. Durch die Übernahme des sittlichen Wertes der Menschenwürde in geltendes Recht ist sie zugleich zu einem Rechtswert geworden.

So beginnt die Präambel der Charta der Vereinten Nationen:

Da die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt bildet …

Und in Art. 1 Satz 1 heißt es dort:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

Art. 1 Abs. 1 des deutschen Grundgesetzes lautet beispielsweise:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Dieser Gesamtanspruch wird dann im Einzelnen international durch die Menschenrechte und beispielsweise in Deutschland und der Schweiz national durch die jeweiligen Grundrechte konkretisiert. Auch auf europäischer Ebene ist durch den Europäischen Gerichtshof ein Grundrechtsschutz anerkannt.

Die Unantastbarkeit der Menschenwürde als Rechtswert ist eine historische Konsequenz aus dem Staatsterror des Nationalsozialismus. Dabei half das humanistisch geprägte Denken des Rechtsphilosophen Gustav Radbruch, die Grenzen für die Rechtsgeltung von Schandgesetzen aufzuzeigen, an die kein Richter mehr gebunden ist:

… eine andere Grenzziehung aber kann mit aller Schärfe vorgenommen werden: wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde, da ist das Gesetz nicht etwa nur „unrichtiges“ Recht, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur. Denn man kann Recht, auch positives Recht, gar nicht anders definieren als eine Ordnung und Satzung, die ihrem Sinne nach bestimmt ist, der Gerechtigkeit zu dienen.[35]

Humanismus und Psychologie

Hauptartikel: Humanistische Psychologie

Die humanistischen Theorien in der Psychologie wurden maßgeblich von Abraham Maslow und Carl Rogers geprägt. Die Persönlichkeit entwickelt sich mit dem Ziel, sich selbst zu verwirklichen. Die eigenen Fähigkeiten und Talente sollen entwickelt werden, um das innere Potential zu realisieren. Das Streben nach Selbstverwirklichung ist zugleich der

„… Organisator all der unterschiedlichen Kräfte, deren Zusammenspiel ununterbrochen das erschafft, was eine Person ausmacht … Dieses angeborene Streben nach Selbsterfüllung und nach Realisierung des eigenen einzigartigen Potentials ist eine konstruktive leitende Kraft, die jede Person im allgemeinen zu positiven Verhaltensweisen und zur Weiterentwicklung des Selbst bewegt.“[36]

Humanismus und Religion

Im Verhältnis des Humanismus zur Religion gibt es ein weitreichendes Spektrum von ausdrücklichem Bezug auf die Religion bis zu ausdrücklicher Ablehnung. Dabei steht der Begriff Humanismus im Spannungsfeld zwischen der menschlichen Autonomie einerseits und der traditionellen Rückbindung der Menschenwürde an die ontologische Zwischenstellung des Menschen zwischen Gott und Welt andererseits, die transzendente Sinnressourcen eröffnen soll.[37]

Humanismus in den Weltreligionen

Die etablierten Religionen haben in der Regel humanistische Traditionen selbst entwickelt, Anliegen des Humanismus aufgenommen und in ihre Glaubenssätze integriert oder eigene Impulse zur Entwicklung des Humanismus gegeben.

Judentum

Bereits im Judentum gelten die Gebote der Nächsten- und Fremdenliebe nach dem Tanach, der hebräischen Bibel (Lev 19,17f):

Hasse Deinen Nächsten nicht in Deinem Herzen!
Sondern weise ihn auf das Recht hin, damit Du nicht seinetwegen Schuld auf Dich lädst.
Räche Dich nicht noch behalte Zorn gegen die Kinder Deines Volkes.
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst: Ich bin JHWH.

Das Gebot der Fremdenliebe wendet sich gegen eine Beschränkung der Nächstenliebe auf Mitjuden (Lev 19,33-34; vgl. Dtn 10,19):

Den Fremdling, der bei Euch wohnt in Eurem Land, sollt Ihr nicht unterdrücken. Er soll wie ein Einheimischer unter Euch wohnen, und Du sollst ihn lieben wie Dich selbst; denn Ihr ward auch Fremdlinge in Ägypten. Ich bin JHWH, euer Gott.

Christentum

Anknüpfungspunkt für den christlichen Humanismus im Neuen Testament ist das Doppelgebot der Liebe in Matthäus 22, 35 bis 40:

Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und wichtigste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“[38]

Weitere Anzeichen eines Humanismus in der christlich-abendländischen Geschichte entwickeln sich bereits im 11. Jahrhundert. Die Frage von Anselm von Canterbury (1033–1109), weshalb Gott Mensch geworden ist (Cur deus homo), lässt den Menschen in seiner Beziehung zu Gott in einem anderen Licht erscheinen und die Bemühung entstehen, bereits vor dem angestrebten jenseitigen Heil in der irdischen Welt Ähnlichkeit mit Gott zu erlangen. Auf dieser Hinwendung zu einem tugendhaften Diesseits und Mensch-Sein gründet sich der christliche Humanismus, der – wegen seiner Anknüpfung an antike Schriften, u. a. des Aristoteles und des Platon, auch als christlicher Sokratismus („Erkenne Dich selbst, Christ“) bezeichnet – von einem neuen Sündenbegriff, von der Moral der Intention ausgeht und zur Innenschau führt.

Der Renaissance-Humanismus wurde von den Päpsten finanziell gefördert, und mit Papst Pius II. stellten sie selbst einen bedeutenden Humanisten.[39] Trotz der Annäherung an humanistische Fragestellungen akzeptiert der Katholizismus aber bis heute den Humanismus nicht als eine dem Glauben übergeordnete Idee, sondern fordert eine Vorrangstellung der kirchlichen Kompetenz im religiösen Bereich.

Johann Gottfried Herder erklärte in seinen Briefen zur Beförderung der Humanität:

„Das Christentum gebietet die reinste Humanität auf dem reinsten Wege. Menschlich und für jedermann faßlich; demüthig, nicht stolz-autonomisch; selbst nicht als Gesetz sondern als Evangelium zur Glückseligkeit Aller gebietet und giebt es verzeihende Duldung, eine das Böse mit Gutem überwindende thätige Liebe.“[40]

Der katholische Philosoph Jacques Maritain vertrat einen christlichen Humanismus. Dieser sei aber erst dann integral, wenn der Mensch in seinem wahren Wesen, in seiner Bindung an Gott und seiner Erneuerung durch Gott erfasst werde. Die modernen Auffassungen von Humanismus sollten mit der von der mittelalterlichen Scholastik entwickelten Seinslehre verbunden werden.[41] Dagegen meint Karl Barth, man müsse in erster Linie von einem Humanismus Gottes sprechen: von der Liebe Gottes zum Menschen. Der Mensch als das von Gott bewirkte Wesen solle sich aus seiner irdischen Wirklichkeit in das Geheimnis seines Ursprungs öffnen. Dabei erfahre er dann die Heiligung der Gnade, den Humanismus Gottes. Die weltlichen Humanismen seien eigentlich überflüssig. Sie seien nur „abstrakte Programme“ gegenüber der von den Evangelien verkündeten Gotteskindschaft des Menschen.[42]

Islam

Muslimische Theologen betonen, dass Christentum und Islam im Gebot der Nächstenliebe übereinstimmen.[43] Von Mohammed sind die Sätze überliefert:

Niemand von Euch hat den Glauben erlangt, solange er nicht für seine Brüder liebt, was er für sich selbst liebt.[44]
Keiner von Euch hat den Glauben erlangt, solange ihr für euren Nachbarn nicht liebt, was ihr für euch selbst liebt.[45]

In Bagdad wurde 825 das Haus der Weisheit gegründet. Dort wurde über mehrere Jahrhunderte eine von der griechischen inspirierte islamische Philosophie gelehrt. Neben der Lektüre des Koran stützten sich islamische Philosophen auch auf Aristoteles und Platon. So wurde ein von Toleranz geprägtes humanistisches Denken bewahrt, dessen Überlieferung im Westen durch die Wirren der Völkerwanderung behindert war. An die Leistungen bedeutender Philosophen wie al-Kindi, al-Farabi, Avicenna, Averroës und al-Ghazali knüpfte die mittelalterliche Philosophie im Westen an. Eine nachhaltige Integration peripatetischen Denkens scheiterte im Islam aber daran, dass es nach dem Tod Avicennas kaum noch aufgeklärte Herrscher gab, die sich der Philosophie angenommen hätten.[46] Der Einfall nomadisierender Türken und die Kriegszüge der Mongolen im 13. Jahrhundert führten zu einem Niedergang urbaner islamischer Zivilisation. Auch eine zunehmend strenge Ausrichtung auf die als verbindlich anerkannte Tradition des Propheten und seiner Gefährten[47] sowie der Verzicht auf die Beschäftigung mit der schönen Literatur und auf das Studium der griechischen Sprache verhinderten, dass sich eine dem europäischen Humanismus vergleichbare Bewegung nachhaltig entfalten konnte.[48] Der Islam sollte aber nicht mit dem Islamismus verwechselt werden, vor dem islamische Intellektuelle warnen. Der im Iran zeitweilig wegen Blasphemie zum Tode verurteilte Historiker Haschem Aghadscheri fordert deshalb einen islamischen Humanismus:

Als Muslime, als Anhänger des vollkommenen und göttlichen Islam, achten wir die Menschheit hoch. Der Mensch ist ein Mensch, und zwar unabhängig von seiner Religion, auch wenn er kein Muslim ist, auch wenn er kein Iraner ist. Auch Türken, Kurden, Luren … haben unveräußerliche Rechte. Schariati glaubte, dass der Humanismus im Westen keine festen Wurzeln hatte, weil er dort nicht auf religiösen Prinzipien basiert. Aber im Islam sei der Humanismus von Gott gegeben, wie auch der Mensch die Schöpfung Gottes sei … Unsere Kultur braucht einen islamischen Humanismus. Die Menschenrechte sind in unserer Verfassung garantiert. Niemand darf mit Füßen getreten werden.[49]

Der tunesisch-französische Autor Abdelwahab Meddeb hält den islamischen Humanismus, der mit bedeutenden Ärzten, Gelehrten und Philosophen auf eine lange Tradition zurückblicken kann, durch den Islamismus für bedroht:

Die Keime des Islamismus … sind bereits im koranischen Text vorhanden. Die Dinge wären sehr viel einfacher, wenn es nicht diese islamistische Lektüre des Korans gäbe. Die Islamisten wollen aus ihrer Lesart die einzig richtige machen, dabei ist es ja gerade die Eigenart von Texten, unendlich viele Interpretationen zu ermöglichen … Das enorme Problem des Islam besteht gerade darin, dass der Islamismus versucht, seine Botschaft in alle Richtungen zu verbreiten. Der offizielle Islam, der eine Art letzter Metamorphose des traditionellen Islam ist, wird heute zunehmend von islamistischem Gedankengut durchsetzt und vergiftet.[50]

Buddhismus und Hinduismus

Auch im Buddhismus und Hinduismus spielt das Mitgefühl und das Vermeiden von Leid bei Mitmenschen eine große Rolle. Karuna als tätiges Mitgefühl und Erbarmen hat eine hohe Bedeutung ähnlich der Nächstenliebe im Christentum. Der Begriff umfasst alle Handlungen, die helfen, das Leiden anderer zu verringern. Karuna gründet auf der Erfahrung der Einheit alles Seienden in der Erleuchtung und erstreckt sich unterschiedslos auf alle Lebewesen.[51] Aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Lehrrichtungen muss das Verhältnis zum westlich geprägten Begriff des Humanismus erst noch genauer untersucht werden. Der Individualität kommt nicht in allen östlichen Denkweisen die höchste Bedeutung zu. Diese ist jedoch ein Kerngedanke des Humanismus.

Säkularer Humanismus

In negativer Abgrenzung enthält ein Humanismus nach einer areligiösen säkularen Auffassung die Verneinung von höheren göttlichen Mächten, die dem Menschen übergeordnet wären. Dies ist verbunden mit einer Zurückweisung von Religion zu Gunsten der Meinung, dass sich der moderne Mensch aus eigenem Antrieb weiterzuentwickeln vermag und nur dann „Mensch“ ist. Er solle sich seiner eigenen Vernunft bedienen.

Der säkulare Humanismus beginnt in der Zeit der Aufklärung und sieht sich als einen Weg, unter anderem Fragen der Ethik unabhängig von Religion zu betrachten. Übernatürliche Erklärungen werden abgelehnt. Nach Arnold Ruge ist der Humanismus das aus dem griechischen Denken gewonnene dialektische Geschichtsprinzip der Überwindung der Natur durch den Geist. Er sei „selbstbewußte und als solche sich bewirkende Aufklärung“ und eine „Religion des Diesseits“, die das alte Christentum ersetze.[52]

Karl Marx setzt den Kommunismus mit einem atheistischen Humanismus gleich. Der Kommunismus hebt das Privateigentum auf. Dieses sei der Ausdruck menschlicher Selbstentfremdung. Der Kommunismus sei deshalb die

„… wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d.h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die Wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung.“[53]

Zum Umkreis des säkularen Humanismus gehören im weitesten Sinne auch Bewegungen, die im Menschen ein Bedürfnis nach Zeremonien und Ritualen festzustellen glauben und Organisationen aufbauen, die diese ohne eine Gottesvorstellung vermitteln. Dazu zählen beispielsweise die Freidenker.

Einzelne Humanisten

Frühhumanisten

Humanisten der frühen Neuzeit

Neuhumanisten

Humanisten der Moderne

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu Förster, Wolfgang: Humanismus. In: Hans J. Sandkühler u.a. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Band 2, S. 560 ff.
  2. Förster, a. a. O., S. 560
  3. Vergl. ausführlicher und in anderer Formulierung Fragment 49a DK, Übersetzung nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 132
  4. Fragment 10 DK, Übersetzung nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 132
  5. Zitiert nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 327
  6. Konrat Ziegler und Walther Sontheimer, Der Kleine Pauly, Band 4, Paideia, Spalte 408
  7. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 728 f.
  8. Wolfgang Schadewaldt, Der Gott von Delphi und die Humanitätsidee, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1975, S. 25
  9. Platon, Euthyphron, 12d
  10. Platon, Nomoi 4, 716c
  11. Vgl. dazu auch Didaktik bei der Universität Jena: Vormoderne Fassungen des Bildungsbegriffs
  12. Ein bedeutender Beitrag hierzu war der Gedanke, dass Gleiches gleich zu behandeln ist, vgl. Aristoteles, Nicomachische Ethik, V.3. 1131a10-b15. Anfänge für die Idee der Gleichheit aller Menschen finden sich aber wohl schon im demokratischen Flügel der Sophistik, vgl. Förster, a.a.O., S. 560
  13. Cicero, Pro Archia 3
  14. Konrat Ziegler und Walther Sontheimer, Der Kleine Pauly, Band 2, Humanitas, Spalte 1241 ff.
  15. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 719 f.
  16. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 722
  17. Marcus Tullius Cicero, Pro Sext. Roscio Amerino, 154
  18. Olaf Meynersen, Humanismus als immer wiederkehrendes europäisches Kulturprinzip, in: Gymnasium 101 (1994), S. 148 ff. mit Zitaten aus Originalen des Archivio di Stato, Florenz, und der Biblioteca Communale di Cesena
  19. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 716
  20. Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, in: Geschichtsphilosophische Werke, S. 470
  21. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 707
  22. Zit. nach Georgi Schischkoff, Philosophisches Wörterbuch, S. 292
  23. Zit. nach Georgi Schischkoff, Philosophisches Wörterbuch, S. 292
  24. Werner Jaeger, Begabung und Studium, S. 280; Eduard Spranger, Geist der Erziehung, in: ders., Gesammelte Schriften I, S. 20-69
  25. Werner Jaeger, Paideia, Bd. I, S. 12 f.
  26. Werner Jaeger, Humanistische Reden und Vorträge, Berlin 1960; derselbe, Paideia, Berlin 1933 bis 1947
  27. Rüdiger, Der Dritte Humanismus, S. 211; Paul Richard Blum, Art. Humanismus, in: Enzyklopädie Philosophie, Meiner 1999, S. 568, spricht von einem inzwischen korrigierten, idealisierten Bild der antiken Ausbildungspraxis.
  28. Helmuth Plessner, Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 163
  29. Vgl. Helmuth Plessner, Gesammelte Schriften Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 161
  30. Sartre, Gesammelte Werke, Band 4, S. 141
  31. Martin Heidegger, Über den Humanismus, Frankfurt 2000
  32. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 65 f.
  33. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 92
  34. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 116 f.
  35. Gustav Radbruch, Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht. In: Ders.: Rechtsphilosophie, S. 211 ff.
  36. Philip G. Zimbardo, Psychologie, S. 415
  37. Insoweit wird ein Konflikt gesehen zwischen dem heteronomen und dem autonomen Humanismus. Vgl. Adam Schaff, Humanismus, Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie des Marxismus, Wien 1975, S. 160
  38. (Beide Gebote bereits im AT: 5 Mo 6:5, 3 Mo 19:18)
  39. Vgl. Schischkoff, a.a.O., S. 291
  40. Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, Riga 1795, S. 568
  41. Jacques Maritain, L'Humanisme intégral, 1936
  42. Karl Barth, Humanismus, 1950, S. 21
  43. Offener Brief von 138 muslimischen religiösen Führern vom 13. Oktober 2007 an Papst Benedikt XVI., dort insbesondere S. 15
  44. Sahih Al-Bukhari, Kitab al-Iman, Hadith no. 13.
  45. Sahih Muslim, Kitab al-Iman, 67-1, Hadith no. 45.
  46. Tjitze J. de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam, 1901, S. 151
  47. Fazlur Rahman, Islamic Methodology in History, 1965, S. 86 f.
  48. Hans-Heinrich Schaeder, Der Orient und das griechische Erbe, 1928, S. 156 ff.
  49. Haschem Aghadscheri, Uns fehlt ein islamischer Humanismus, in: Die Zeit, Feuilleton, 52/2002
  50. Abdelwahab Meddeb, Auf der Suche nach der «griechischen» Dimension des Islam, in: Neue Zürcher Zeitung vom 2. April 2007
  51. Lexikon der östlichen Weisheitslehren, S. 185 f.
  52. Arnold Ruge, Hallische Jahrbücher, 1840 ff.
  53. Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844., in: MEW Bd. 40, S. 536

Literatur

ab 1980

  • Cornelijs Augustijn: Humanismus (Die Kirche in ihrer Geschichte 2, Lieferung Heft 2). Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-52330-0.
  • Karl Dietrich Bracher: Verfall und Fortschritt im Denken der frühen römischen Kaiserzeit. Studien zum Zeitgefühl und Geschichtsbewußtsein des Jahrhunderts nach Augustus. Böhlau, Wien 1987, ISBN 3-205-08909-X.
  • August Buck:
  1. Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen. Verlag Alber, Freiburg 1987, ISBN 3-495-47627-X.
  2. Der italienische Humanismus. In: Notker Hammerstein (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Beck, München
  3. 15. bis 17. Jahrhundert. Von der Renaissance bis zum Ende der Glaubenskämpfe. 1996, ISBN 3-406-32463-0, S. 1–56.
  • August Flammer: Entwicklungstheorien. Psychologische Theorien der menschlichen Entwicklung. 3. Auflage. Verlag Huber, Bern 2005, ISBN 3-456-83921-9.
  • Wolfgang Förster: Humanismus. In: Hans J. Sandkühler u.a. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Meiner-Verlag, Hamburg 1990, ISBN 3-7873-0983-7.
  • Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie. Der Glaube an den Menschen. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 3-548-36776-3
  • Martin Heidegger: Über den Humanismus. Klostermann, Frankfurt 2000, ISBN 3-465-03069-9
  • Friedrich Klingner: Humanität und humanitas. In: Ders.: Römische Geisteswelt. Essays zur lateinischen Literatur. Reclam, Stuttgart 1979, ISBN 3-15-010284-7 (Repr. d. Ausg. München 1965)
  • Paul Oskar Kristeller:
  1. Humanismus und Renaissance. Fink, München 1980
  2. Die antiken und mittelalterlichen Quellen, ISBN 3-7705-1815-2.
  3. Philosophie, Bildung und Kunst, ISBN 3-7705-1816-0.
  • Rudolf Kuhr: Wachstum an Menschlichkeit. Humanismus als Grundlage. Lenz, Neustadt 2000, ISBN 3-933037-06-9.
  • Perdita Ladwig: Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898–1933. Campus-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-593-37467-6.
  • Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96136-X
  • Gustav Radbruch: Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht. In: Ders.: Rechtsphilosophie. Studienausgabe herausgegeben von Ralf Dreier und Stanley L. Paulson. C. F. Müller, 2. Aufl., Heidelberg 2003, S. 211 ff.
  • Horst Rüdiger: Der dritte Humanismus (1937), in: Hans Oppermann (Hrsg.), Humanismus. WBG, Wege der Forschung Bd. XVII, Darmstadt 1970, S. 206—223
  • Jean-Paul Sartre: Der Existentialismus ist ein Humanismus, in: Gesammelte Werke, Band 4. rororo, Reinbek 1994, ISBN 3-499-34013-5.
  • Georgi Schischkoff: Philosophisches Wörterbuch. Kröner, Stuttgart 1982, ISBN 3-520-01321-5
  • Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In: Gerhard Müller u.a. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. De Gruyter, Berlin, Bd. 15, 1986, S. 639–661.
  • Mario Todte: Georg Voigt (1827–1891). Pionier der historischen Humanismusforschung. Universitäts-Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-22-0.
  • Konrat Ziegler und Walther Sontheimer (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. DTV, München 1979, ISBN 3-423-05963-X
  • Philip G. Zimbardo: Psychologie. 5. Aufl. Springer, Heidelberg 1992, ISBN 3-540-53968-9

bis 1980

  • Hans Baron: The crisis of the early renaissance. Civic humanism and republican liberty in age of classicism and tyranny. Princeton University Press, Princeton, N.J. 1993, ISBN 0-691-00752-7.
  • Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Edition Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-933203-89-9 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1860)
  • Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker. Kröner, Stuttgart 1968
  • Wallace K. Ferguson: The renaissance in the historical thought, Five centuries of interpretation. University Press, Toronto 2006, ISBN 978-0-8020-9415-5 (Repr. d. Ausg. Boston 1948)
  • Eugenio Garin: Der italienische Humanismus. Francke, Bern 1947.
  • Wallace K. Ferguson: Renaissance Studies. Harper & Row, Ontario 1963.
  • Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität, in: Geschichtsphilosophische Werke. Hanser, München 1953, S. 458 ff.
  • Paul Oskar Kristeller: Der italienische Humanismus und seine Bedeutung. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1969.
  • Paul Oskar Kristeller: The classics and renaissance thought. Lectures. Folcroft Press, Folcroft, Pa. 1969 (Repr. d. Ausg. Cambridge, Mass. 1955)
  • Alfred von Martin: Coluccio Salutati und das humanistische Lebensideal. Ein Kapitel aus der Genesis der Renaissance. Gerstenberg, Hildesheim 1973, ISBN 3-8067-0121-0 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1916)
  • Richard Newald: Humanitas, Humanismus, Humanität. Edition Chamier, Essen 1947.
  • Berthold L. Ullmann: The humanism of Coluccio Salutati. Edizione Antenore, Padua 1953.
  • Friedrich Immanuel Niethammer: Der Streit des Philanthropinismus und des Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Frommann, Jena 1808.
  • Walter Rüegg: Cicero und der Humanismus. Formale Untersuchungen über Petrarca und Erasmus. Rhein-Verlag, Zürich 1946.
  • Josef P. Schneider: Untersuchungen über das Verhältnis von humanitas zu Recht und Gerechtigkeit bei Cicero. Krause, Freiburg/B. 1964 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg/B. 1963)
  • Berthold L. Ullman: Studies in the Italian Renaissance. Edizione di Storia e Letteratura, Rom 1973 (Repr. d. Ausg. Rom 1955)
  • Georg Voigt: Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus. De Gruyter, Berlin 1960 (2 Bde., Repr. d. Ausg. Berlin 1893)

Weblinks


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