- Liste neuer Städte
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Die Liste neuer Städte sammelt Städte, Gemeinden und größere Stadtteile (mit Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Raum), die im 20. Jahrhundert entstanden sind.
Nicht aufgeführt sind (administrative) Gemeinden, die durch Zusammenschluss kleinerer Gemeinden entstanden sind.
Inhaltsverzeichnis
Anlässe für Stadtgründungen
Zur Neuanlage von Städten insbesondere im Mittelalter siehe Gründungsstadt. Auch im Barock wurden einzelne Planstädte gegründet. Auch höhere Anforderungen im Seehandel waren beispielsweise Anlass für Stadtgründungen am tieferen Wasser (Bremerhaven, Cuxhaven und Wilhelmshaven. Moderne Gründungskonzepte blieben vor dem 1. Weltkrieg meist Theorie (siehe etwa Gartenstadt). Private Unternehmen legten jedoch in zahlreichen Städten neue Wohnviertel, Arbeitersiedlungen und Villenkolonien an.
Zwischen den Weltkriegen entstanden im Sinne der Reformbewegung modernen Städtebaus zahlreiche in sich geschlossene Siedlungen am Rande bestehender Städte, etwa der Karl-Marx-Hof in Wien oder die Siedlungen Ernst Mays in Frankfurt am Main.
Im Nationalsozialismus entstanden neue Städte vor allem an Standorten der Rüstungsindustrie. Die bekannteste Stadtgründung des Nationalsozialismus ist jedoch die Volkswagenstadt Wolfsburg (die im Zweiten Weltkrieg freilich ebenfalls Rüstungsgüter produzierte). Die Nazis ließen außerdem zahlreiche Neubauernsiedlungen gründen, einheitlich geplante neue Dörfer zur Ansiedlung „arischer“ Landwirte, die bisher nicht genug Land besaßen.
Nach Kriegsende und Vertreibung wurden neue Städte zur Ansiedlung Heimatvertriebener angelegt, angesichts der wirtschaftlichen Notlage nutzte man hierfür häufig die eben erwähnten, verlassenen Rüstungsstädte des NS-Regimes (siehe auch: Vertriebenenstadt).
In den sozialistischen Staaten entstanden im Zuge zentral gelenkter Planwirtschaft völlig neue Industriekomplexe mit dazugehörigen Wohngebieten, das bekannteste Beispiel im deutschsprachigen Raum ist Eisenhüttenstadt. In der Sowjetunion entstanden seit der Oktoberrevolution viele komplett neue Städte, etwa die 1929 gegründete Stahlstadt Magnitogorsk.
Zur Deckung des Wohnraumbedarfs entstanden in den 60er und 70er Jahren, im sozialistischen Teil Europas bis Ende der 1980er Jahre, Großsiedlungen von teilweise gigantischem Ausmaß. Diese lagen in den meisten Fällen am Rande bestehender Städte, nur wenige dieser Städte erhielten politische Eigenständigkeit.
Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
- Wolfen, 1909 nach der Gründung des Agfa-Werks gegründet (Chemische Industrie)
- Wolfsburg, Kraftfahrzeugbau (Gründung von Stadt und Volkswagenwerk 1938)
- Salzgitter, Erzabbau und Stahlindustrie („Hermann-Göring-Werke“), Stadtgründung 1942
- Stadtallendorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Hessen (Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg)
- Espelkamp, Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen (Munitionsproduktion, nach 1945 Ansiedlung Heimatvertriebener)
- Waldkraiburg, Landkreis Mühldorf, Bayern. (Rüstungsproduktion, nach 1945 Ansiedlung Heimatvertriebener, Gemeinde seit 1950)
- Traunreut, Landkreis Traunstein, Bayern. (Rüstungsproduktion der Wehrmacht seit 1938, nach 1945 Ansiedlung Heimatvertriebener, Gemeinde seit 1950)
- Kaufbeuren-Neugablonz, Bayern (für die Bewohner von Gablonz an der Neiße, Böhmen)
- Geretsried, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Bayern (1946 angelegt zur Aufnahme von Heimatvertriebenen)
- Neutraubling, Landkreis Regensburg, Bayern (ab 1936 Fliegerhorst, ab 1940 Rüstungsproduktion - Flugzeuge -, ab 1945 Ansiedlung von Heimatvertriebenen, Gemeindegründung 1951)
- Trappenkamp
- Wahlstedt, Kreis Segeberg, Schleswig-Holstein
- Eisenhüttenstadt, Brandenburg (als Stalinstadt gegründeter Standort der DDR-Stahlindustrie)
Großsiedlungen
- Sennestadt bei Bielefeld, bis 1973 eine selbständige Gemeinde.
- Halle-Neustadt, von 1967 bis 1990 eigenständig, seitdem wieder Teil von Halle (Saale). Errichtet für die Arbeiter der Chemiekombinate Buna (in Schkopau) und Leuna.
- Neue Stadt Wulfen bei Dorsten am Nordrand des Ruhrgebiets für die Mitarbeiter der Zeche Wulfen, geplant für bis zu 60.000 Einwohner, heute etwa 11.000 Einwohner
- Märkisches Viertel und Gropiusstadt in West-Berlin.
- Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen in Ost-Berlin (alle drei zu eigenen Stadtbezirken erhoben).
- Grünau, Jena-Lobeda, Rostock-Lichtenhagen, Stralsund-Knieper West I-III und viele andere Neubaugebiete in der DDR.
- Hoyerswerda-Neustadt, Sachsen (Neugründung einer Stadt neben bestehender alter im Zusammenhang mit dem DDR-Kombinat Schwarze Pumpe bei Spremberg)
- Köln-Chorweiler (1976 bezogen), Frankfurt-Nordweststadt, München-Neuperlach (1970er Jahre), Hamburg-Steilshoop, Amsterdam-Bijlmermeer und viele andere.
- Die neu angelegten niederländischen Städte Zoetermeer, Almere und Lelystad sind bis heute eigenständige Städte, die beiden ersteren zählen über 100.000 Einwohner.
- In Belgien entstand nach der Teilung des Landes in (den Sprachgebieten entsprechende) Regionen und der Zuordnung der alten Universitätsstadt Löwen zum niederländischspragigen Flandern ein „Neues Löwen“ samt neuer Universität, 20 km südlich im frankophonen Landesteil gelegen: Louvain-la-Neuve.
- In Großbritannien und Frankreich entstanden einige neue Städte (New Towns bzw. Villes Nouvelles) zur „Entlastung“ der bestehenden Großstädte, etwa Milton Keynes bei London oder Cergy-Pontoise und Marne-la-Vallée bei Paris.
Siehe auch
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