Rheinische Ortsnamen

Rheinische Ortsnamen
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Begründung: Vorlage:Löschantragstext/November Quellenlose Theoriefindung, die eher verwirrt als aufklärt. Hier wird versucht, die "Standardorthographie" (so im Artikel, was ist damit eigentlich gemeint?) als generell gültige Grundlage für Ortsnamen zu benennen, von der es dann im "Rheinischen" (was ist hier gemeint? Rheinland oder irgendein Dialekt?) zahlreiche Abweichungen gäbe. Dass das nur für diese Region zuträfe, ist zunächst einmal eine falsche Grundannahme, vergleichbare "Ausnahmelisten" lassen sich für viele Regionen Deutschlands zusammenstellen. Wie unsicher die Autoren mit den Inhalten waren, scheint in der mehrfachen Verwendung von relativierenden Begriffen ("manche", "ungewohnt", "oft", "selten") durch und in der Angabe von teilweise sehr unterschiedlichen Ausspracheempfehlungen für dieselbe Buchstabenfolge (allein drei unterschiedliche für "oy"!). Die Behauptung, dass der Familienname "Voigt" immer ohne klingendes "i" ausgesprochen werde, ist da nur das Sahnehäubchen. --jergen ? 11:03, 19. Nov. 2011 (CET)

Bei der Erforschung und Deutung von Ortsnamen und ihrer Orthographie handelt sich um ein seriöses Forschungsgebiet z. B. von Germanistik, Sozial- und Geschichtswissenschaft. Die Erkenntnisse sind u.a. wichtig für die Siedlungsgeschichte, Dialektologie bzw. Sprachgeschichte, geschichtliche Landeskunde oder Volkskunde. Der Landschaftsverband Rheinland unterhält ein „Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte“, das sich u.a. mit entsprechenden Fragestellungen beschäftigt und entsprechende Publikationen fördert. Am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn besteht eine Abteilung für „Rheinische Landesgeschichte“ das eng mit den Abteilungen „Rheinische Sprachforschung“ und „Rheinische Volkskunde“ des Institutes für Germanistik, vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft (Kulturanthropologie) zusammenarbeitet. Der Begriff „Rheinisch“ ist in diesem Zusammenhang ein eingeführter wissenschaftlicher Terminus. Literatur, die sich mit „Theoriefindung“ beschäftigt, ist angegeben. -- Tomkater 11:58, 20. Nov. 2011 (CET)


Manche rheinische Ortsnamen haben eine an mittel- oder niederdeutsche Schreibungen angelehnte Rechtschreibung, die zu ungewohnten Laut-Buchstabe-Beziehungen führt. Die Buchstaben e, i und y werden dabei oft nicht gesprochen, sondern dienen als zweiter Teil eines Digraphen der Kennzeichnung der Länge des vorhergehenden Vokals. Ähnliche Schreibungen gibt es gehäuft auch in Westfalen.

Zeichenfolge Aussprache (IPA) Beispiele
ae/ay/ai [] in Aengenesch, Aerbeck (Wachtendonk), Baesweiler, Baerl, Baersdonk (Kerken), Eversael, Gaesdonck, Hanselaer, Raeren (Belgien), Kevelaer, Keylaer, Straelen, Straeten (Heinsberg), Praest (Emmerich am Rhein), Saeffelen, Saelhuysen (Schaephuysen), Schaephuysen, Wittlaer, seltener mit Dehnungs-y wie Haus Ingenray (Geldern), Rayen (Neukirchen-Vluyn) oder Dehnungs-i wie Kaiskorb (Jackerath)
ee [] in Neersbroich (Korschenbroich), Op de Moelensteen (Rheinberg), Rees (historische Schreibung auch Reys mit Dehnungs-y), Weeze u. a.
eu/oe [øː] in Gelderner Fleuth (mundartlich), Rheurdt, historische Schreibung Meurs (seit 1931 endgültig „Moers“); mundartlich Euskirchen u. a.. Auch viele Schreibungen von Ortsnamen mit oe statt ö für [øː] entsprechen nicht der Standardorthographie
y [ɪː; ɪ] in Altmyhl, Bedburdyck, Schloss Dyck, Myhl, Styrum (Mülheim an der Ruhr), Wyler (Kranenburg), kurz in Gymnich, Zyfflich oder im Familiennamen Thyssen
ui/uy [yː; ʏ] lang in Bergbuir, Berzbuir, Bleibuir, Broekhuysen, Buir (Kerpen), Gruiten, Duisburg, Duisdorf, Holthuysen (Issum), Huisberden, Neukirchen-Vluyn, Ruif (Herzogenrath), Ruitsch, Saelhuysen (Schaephuysen), Schaephuysen, Schuir (Essen), Thuir (Nideggen, Gut Voorthuysen (Emmerich am Rhein); kurz in Duissern (Duisburg), Ruitzhof
oi/oy/oe/oo [] in Ortsnamen mit dem Namensbestandteil „-broich“, außerdem Anstois, Boisdorf, Boisheim, Broichweiden, Floisdorf, Froitscheidt (Nideggen), Froitzheim, Groin (Rees), Hoisten, Gut Isenkroidt (Titz), Kirchtroisdorf, Koisdorf, Loikum, Moitzfeld, Noithausen, Oidtweiler, Op de Moelensteen (Rheinberg), Oirlich (Nettetal), Roisdorf (Bornheim), Troisdorf, Voigtslach (Leverkusen), Voiswinkel, Voißel sowie der Familienname Voigt, seltener mit Dehnungs-y wie in Noyshof (Kevelaer) oder Loyenhof (Kleve) oder Dehnungs-e wie in Schloss Hugenpoet, mit Doppel-o Gut Voorthuysen (Emmerich am Rhein)
ue/ui/oe/ou [] in Bernkastel-Kues, Boeckelt (Geldern), Bourheim, Buisdorf, Broekhuysen, Houverath (Erkelenz), Houverath (Bad Münstereifel), Niersbroek (Straelen), Roerbrücke (Hückelhoven). Auch Namen wie Duisburg wurden ursprünglich teilweise mit [uː] gesprochen[1] (s. den Artikel Dehnungszeichen)
ey [] in Rheydt, Breyell, Keyenberg, Keylaer, Obereyll (Kerken), Pley, Wey (Jüchen)
oy [] Orsoy, In der Oye und Oybaum (Kalkar)
oy [ɔʏ] Schloss Moyland

In einigen Fällen hat sich die moderne Aussprache der Schreibweise angepaßt, obwohl die Ortsnamen früher anders ausgesprochen worden (z. B. Euchen, Euenheim, Eupen, Euskirchen, Fleuth, Maisdörpe, Gymnich, Neusen, Oestrich (Erkelenz), Raitzhof (Wesel); mundartlich teilweise noch erhalten).

Inhaltsverzeichnis

Besondere Aussprachen

  • Monschau: [ˈmɔnʃaʊ], auch [ˈmɔnʒaʊ], fast [ˈmɔndʒaʊ]
  • Nieukerk (Kerken): [ˈnɔɪkɛrk]
  • Orsoy: [ˈɔrzaʊ], auch [ˈɔʃaʊ] oder [ˈɔrzɔɪ]
  • Weeze: [ˈve:zə], auch [ˈve:tsə]
  • Zyfflich: [ˈzifliç], auch [ˈtsʏfliç]

Siehe auch

Literatur

  • Adolf Bach: Deutsche Namenkunde, Bd. II Die deutschen Ortsnamen, Teil 1: Einleitung. Zur Laut- und Formenlehre, zur Satzfügung, Wortbildung und -bedeutung der deutschen Ortsnamen, Teil 2: Die deutschen Ortsnamen in geschichtlicher, geographischer, soziologischer und psychologischer Betrachtung. Ortsnamenforschung im Dienste anderer Wissenschaften. Heidelberg: Winter 1953/54 (2. Aufl. Heidelberg: Winter 1981) ISBN 3825302369
  • Horst Bursch: Die Siedlungsnamen der Stadt Bonn (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn 38), Bonn: Ludwig Röhrscheidt 1987 ISBN 3792805715
  • Heinrich Dittmaier: Rheinische Flurnamen. Unter Mitarbeit von P. Melchers aufgrund des Materials des von A. Bach begründeten Rheinischen Flurnamenarchivs, Bonn: Ludwig Röhrscheid 1963
  • Paul Derks: Die Siedlungsnamen der Gemeinde Weeze am Niederrhein. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen. Mit einem Ausblick nach Geldern und Goch (Weezer Archiv 1), Weeze: Gemeinde Weeze 2006
  • Paul Derks: Die Siedlungsnamen der Gemeinde Uedem am Niederrhein. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen (Uedemer Studien 1), Uedem: Gemeinde Uedem 2007
  • Henning Kaufmann: Die Namen der rheinischen Städte, München: Wilhelm Fink 1983
  • Karl Meisen: Rheinische Orts- und Familiennamen in älterer Orthographie. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 3 (1956), S. 137-170

Einzelnachweise

  1. In Kaiserurkunden oder Universitätsmatrikeln vielfach „Dusburg“ geschrieben; möglicherweise war auch das y in „Duysburg“ ursprünglich als Dehnungs-y zu verstehen.

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