V. Anand

V. Anand
Viswanathan Anand
Viswanathan Anand, 2006
Name Viswanathan Anand
Schreibweisen விசுவநாதன் ஆனந்த் (Tamil)
Land Indien Indien
Geboren 11. Dezember 1969
Chennai, Indien
Titel Großmeister (1988)
Schachweltmeister seit 2007
Derzeitige Elo-Zahl 2783 (Nr.2 der FIDE-Weltrangliste vom April 2009)
Beste Elo-Zahl 2803 (April 2006, April 2008)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Viswanathan[1] Anand (V. Anand, auch „Vishy“ genannt; * 11. Dezember 1969 in Chennai früher Madras, Tamil Nadu), ist ein indischer Schachspieler. Er war von 2000 bis 2002 FIDE-Weltmeister und ist seit 2007 der 15. alleinige anerkannte Schachweltmeister seit Wilhelm Steinitz.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

Jugend

Anand, der auch als „Tiger von Madras“ bekannt ist, erlernte das Schachspiel als Sechsjähriger von seiner Mutter. Ein Jahr später trat er einem Schachklub bei. Das Schachfieber erfasste ihn, als er ein Jahr darauf zu seinem beruflich in Manila tätigen Vater auf die Philippinen zog, wo 1978 der Weltmeisterschaftskampf zwischen Anatoli Karpow und Viktor Kortschnoi stattfand und eine Welle der Schachbegeisterung auslöste.

Nachdem Anand nach Indien zurückgekehrt war, setzte seine Erfolgsserie ein: 1983 gewann er die indischen Jugendmeisterschaften U16 und U19 und schaffte die Qualifikation zur Erwachsenenmeisterschaft, die ein Jahr darauf stattfand. Nachdem er dort einen guten vierten Platz belegte, wurde Anand in die indische Nationalmannschaft berufen, mit der er 1984 bei der Schacholympiade in Thessaloniki spielte. Mit 7,5 Punkten aus elf Partien schnitt der erst 14-Jährige schon damals gegen eine sehr starke Gegnerschaft respektabel ab. Im selben Jahr gewann Anand die asiatische Jugendmeisterschaft in Coimbatore und wiederholte diesen Sieg ein Jahr darauf. 1985 verlieh ihm die FIDE den Titel Internationaler Meister, was in diesem Alter keinem Asiaten zuvor gelungen war. 1986 gewann Anand die Meisterschaft Indiens und wurde zum jüngsten Landesmeister in Indien bis dato (diesen Triumph konnte er noch zweimal wiederholen). 1987 wurde er Juniorenweltmeister U20 und bekam im selben Jahr den Titel Großmeister verliehen.

Erste Anläufe auf den Weltmeisterthron

Beim Interzonenturnier von Manila 1990 gelang ihm die Qualifikation zum Kandidatenturnier. Anand schaltete im Achtelfinale, ausgetragen 1991 in seiner Heimatstadt Madras, den Russen Alexei Drejew mit 4,5:1,5 (+4, −1, =1) aus und stieß im Viertelfinale auf Ex-Weltmeister Anatoli Karpow, dem er in Brüssel 1991 knapp mit 3,5:4,5 (+1, −2, =5) unterlag. 1992 gelangen ihm herausragende Turniersiege in Reggio nell’Emilia (vor Garri Kasparow und Anatoli Karpow) und Moskau (u. a. vor Anatoli Karpow). Er besiegte im selben Jahr in einem Wettkampf in Linares den Ukrainer Wasyl Iwantschuk mit 5:3 (+3, −1, =5). Seine Erfolge schoben seine Elo-Zahl auf über 2700 und er stieß zu den Super-Großmeistern vor. Im Jahr 1993 gelang Anand die Qualifikation (beim Interzonenturnier in Biel) zum FIDE-Kandidatenturnier erneut. Ebenso beim PCA-Turnier in Groningen für die Kandidatenkämpfe dieser Konkurrenzorganisation (Anand siegte gemeinsam mit Michael Adams mit je 7,5 aus 11). Die Teilnahme an beiden Kandidatenturnieren war mit enormen Strapazen verbunden: Anand gewann im PCA-Zyklus im Viertelfinale gegen den Ukrainer Oleg Romanischin in New York 1994 mit 5:2 (+3, −0, =4) und im Halbfinale in Linares 1994 gegen Michael Adams mit 5,5:1,5 (+4, −0, =3). Beim FIDE-Kandidatenturnier 1994 in Wijk aan Zee schaltete er in der 1. Runde Artur Jussupow mit 4,5:2,5 (+3, −1, =3) aus, unterlag aber im Halbfinale in Sanghi Nagar Gata Kamsky mit 4:6, nachdem der Wettkampf regulär 4:4 (+2, −2, =4) endete und Kamsky die entscheidenden Schnellschachpartien 2:0 gewann. 1995 trafen beide Spieler im Finale des PCA-Kandidatenturniers in Las Palmas nochmals aufeinander: Diesmal siegte Anand mit 6,5:4,5 (+3, −1, =7) und wurde Herausforderer von Garri Kasparow.

WM-Kampf 1995 und Stagnation

Anand gegen Kasparow bei der Weltmeisterschaft 1995

Der Weltmeisterschaftskampf unter dem Ausrichter PCA fand 1995 im World Trade Center in New York statt. Anand, der nach zunächst acht Remis in der neunten Partie in Führung ging, unterlag dem Russen Kasparow nach 18 Partien mit 7,5:10,5 (+1, −4, =13). 1996 gewann Anand gemeinsam mit Wladimir Kramnik das Traditionsturnier in Dortmund, ein Jahr darauf, ebenfalls geteilt mit Kramnik, in Dos Hermanas. 1997 gelang ihm bei der neu eingerichteten KO-Weltmeisterschaft der FIDE in Groningen ein glänzender Sieg (er besiegte im Finale Michael Adams), doch bedeutete dieser erste Platz nur die Qualifikation zum Wettkampf mit dem amtierenden FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow. Der Wettkampf fand bereits drei Tage später im Januar 1998 in Lausanne statt und endete regulär 3:3 (+2, −2, =2), doch im Schnellschachstechen erwies sich Karpow als weniger müde und besiegte Anand, der ein kraftraubendes Turnier in Groningen gespielt hatte, mit 1,5:0,5. Die FIDE änderte nach Protesten das Reglement und ließ den Titelverteidiger bei den nächsten Veranstaltungen schon in der ersten Runde antreten. 1998 gewann Anand, wieder geteilt mit Kramnik, das Traditionsturnier von Wijk aan Zee. 1999 besiegte er Karpow in einem computerunterstützten Wettkampf in León mit 5:1 (+4, −0, =2).

Weltmeister der FIDE 2000

Bei der FIDE-Weltmeisterschaft 2000 in Neu-Delhi gelang Anand sein bis dahin größter Erfolg: Nach Beendigung der langwierigen K.o.-Wettkämpfe stand er gemeinsam mit Alexei Schirow als Finalist fest. Wenige Tage später besiegte er den Spanier im Finalmatch, ausgetragen in Teheran, mit 3,5:0,5 und wurde FIDE-Weltmeister.

Viswanathan Anand, 2005

Die Jahre 2001 bis 2006

2001 gewann er in Merida, konnte bei der FIDE-WM in Moskau aber seinen Titel nicht verteidigen und schied im Halbfinale gegen Wassyl Iwantschuk mit 1,5:2,5 (+0, −1, =3) aus. 2002 gewann er in Hyderabad den FIDE World Cup (durch einen 1,5:0,5-Finalsieg über Rustam Kasimjanov). 2003 gewann er in Cap d’Agde die offizielle FIDE-Schnellschach-Weltmeisterschaft. Im selben Jahr gewann er in Wijk aan Zee. 2004 wiederholte er diesen Sieg und gewann auch in Dortmund. 2005 wurde er Zweiter in Wijk aan Zee und in Sofia. Er wurde beim FIDE-Weltmeisterschaftsturnier in San Luis (Argentinien) 2005, das als doppelrundiges Achterturnier ausgetragen wurde, geteilter Zweiter hinter dem Bulgaren Wesselin Topalow. Anand erzielte, ebenso wie der Russe Pjotr Swidler, 8,5 aus 14. In das Jahr 2006 startete er mit einem Turniersieg (geteilt mit Topalow) in Wijk aan Zee. Auf der April-Weltrangliste 2006 der FIDE rangiert Anand mit einer Elo-Zahl von über 2800. Diese Marke durchbrachen vor ihm nur drei Spieler: die Russen Garri Kasparow und Wladimir Kramnik sowie der Bulgare Wesselin Topalow.

Als Spezialität Anands gilt das Schnellschach. Er spielte in seiner Jugend auch seine Turnierpartien in atemberaubendem Tempo, wofür er in Indien den Spitznamen „Lightning Kid“ erhalten hat. Besonders beeindruckend ist seine Siegesserie beim Schnellschachturnier der Chess Classic, das bis zum Jahr 2000 in Frankfurt am Main stattfand und seit 2001 in Mainz ausgetragen wird. Heute gilt der Sieger dieses Turniers, das oft die Form eines Zweikampfs hatte, als inoffizieller Schnellschach-Weltmeister. Außer in den Jahren 1996 und 1999 gewann Anand es jedes Jahr, im Jahr 2008 schon das neunte Mal in Serie und mit den Siegen von 1997 und 1998 das insgesamt elfte Mal. Seit 2006 wird dieses Schnellschachturnier von einem Finanzunternehmen öffentlich als Weltmeisterschaft betitelt und gesponsert. Mit dem FIDE-Schnellschach-Weltmeistertitel aus dem Jahr 2003 und seinen 11 Schnellschach-Turniersiegen bzw. Titelverteidigungen bei der Frankfurt Chess Classic und der Chess Classic Mainz ist Anand nun amtierender und zwölffacher Weltmeister im Schnellschach.

Viswanathan Anand, 2008

Gewinn des WM-Titels 2007 und weitere Erfolge

2007 gewann er das Traditionsturnier von Morelia/Linares (acht Teilnehmer, doppelrundig) mit 8,5 Punkten aus 14 Partien. Bei zwei weiteren Turnieren in Wijk aan Zee (5. Platz) und Dortmund (4. Platz) schnitt Anand gut ab, war aber jeweils hinter Weltmeister Kramnik platziert. Im WM-Turnier von Mexiko-Stadt (13. bis 29. September 2007) siegte Anand mit 9,0 Punkten aus 14 Partien vor dem Zweitplatzierten Wladimir Kramnik und erreichte den Höhepunkt seiner Karriere: Durch seinen Sieg bestieg Anand den Gipfel der wiedervereinigten Schachwelt, löste Wladimir Kramnik ab, und wurde 15. Schachweltmeister.

Nach seinem geteilten dritten Platz im ersten „Super-GM-Turnier“ des Jahres 2008, in Wijk aan Zee im Januar, wiederholte Anand seinen Vorjahreserfolg in Morelia und Linares: mit 8,5 Punkten aus 14 Partien gewann er mit einem halben Zähler vor Magnus Carlsen. Im Oktober 2008 verteidigte Anand seinen Weltmeistertitel durch einen 6,5:4,5-Sieg bei der Schachweltmeisterschaft 2008 in Bonn gegen Wladimir Kramnik. Bei der Schachweltmeisterschaft 2009 muss er gegen Wesselin Topalow antreten, welcher sich im Kandidatenfinale gegen Gata Kamsky durchsetzte.

Mit einer Elo-Zahl von 2783 (Stand: April 2009) steht er auf dem 2. Platz der FIDE-Weltrangliste.

Partien

Schachbundesliga

Seit der Saison 2002/2003 spielt Anand in der deutschen Schachbundesliga bei der OSG Baden-Baden.

Auszeichnungen

1987 verlieh die indische Regierung Anand den Padma Shri, 2001 den Padma Bhushan und 2008 den Padma Vibhushan. 1992 erhielt er den Rajiv Gandhi Khel Ratna. Er wurde 1997, 1998, 2004, 2005 und 2007 mit dem Schach-Oscar als bester Spieler des Jahres ausgezeichnet. Der Fernsehsender CNN-IBN wählte ihn zum indischen Sportler des Jahres 2007. [2]

Bisher wurden sechs seiner Gewinnpartien von der Schachinformator-Jury als beste des jeweiligen Halbjahres ausgezeichnet:

  • Anand – Ftáčnik, Biel 1993
  • Anand – Karpow, Las Palmas 1996
  • Anand – Lautier, Biel 1997
  • Anand – Bologan, Dortmund 2003
  • Anand – Adams, San Luis 2005
  • Aronjan – Anand, Mexico City 2007

Privates

Seit Juni 1996 ist er mit Aruna (* 1975) verheiratet und wird von ihr gemanagt. Anand fördert Schachschulen in Indien und ist Brahmane. Er unterstützt Sozialprojekte. 2005 sammelte er beispielsweise Spenden für eine Organisation, die sich gegen Kinderlähmung einsetzt.[3] Anand spricht mehrere Sprachen fließend, darunter auch Spanisch und Deutsch.[4][5]

Werke

  • Meine besten Schachpartien, Olms, Zürich 1998, ISBN 3-283-00351-3

Einzelnachweise

  1. Viswanathan ist ein Patronym und kein Vorname. Zur Systematik südindischer Namen.
  2. Grandmaster Anand is 2007's top sportsman
  3. http://www.rp-online.de/public/article/sport/mehr/andere/628890/Anand-das-populaere-Genie.html (abgerufen am 29. Oktober 2008)
  4. Portrait Viswanathan Anand
  5. Viswanathan Anand - Wieder König des Schachs

Weblinks


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