- Geschichtspfad Friedrichshafen
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Der Geschichtspfad Friedrichshafen bietet Informationen zu geschichtlich bedeutenden Örtlichkeiten und Gebäuden in der baden-württembergischen Stadt Friedrichshafen am Bodensee in Deutschland.
Hervorgegangen ist das Projekt „Geschichtspfad“ 1996 aus einem Arbeitskreis der städtischen Volkshochschule und des Stadtarchivs. Von Bürgern der Stadt erarbeitete Informationen dokumentieren auf inzwischen über fünfzig Informationstafeln an Originalstandorten in der Friedrichshafener Innenstadt und den näher gelegenen Stadtteilen Blicke hinter die Fassaden der ehemaligen Freien Reichsstadt. Auf allen Tafeln werden aufgrund der vielen Veränderungen durch Stadtentwicklung seit dem 19. Jahrhundert und der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg historische Darstellungen oder Bilder gezeigt.
Geschichte Friedrichshafens
Friedrichshafen entstand 1811 durch Zusammenschluss der ehemaligen Freien Reichsstadt Buchhorn (von der sie das Wappen übernahm) und dem nahen Dorf und Kloster Hofen; die Stadt wurde nach dem ersten württembergischen König Friedrich I. benannt. Sie profitierte vor allem in wirtschaftlichen Aspekten von König Friedrich. Friedrichshafen war ein privilegierter Freihafen und Warenumschlagplatz für den Handelsverkehr mit der Schweiz. Dadurch wurden Neuansiedler angelockt, die sich in der Karl- und der Friedrichstraße ansiedelten und so die Ortsteile Buchhorn und Hofen verbanden. Im 19. Jahrhundert diente die Stadt den württembergischen Monarchen als Sommerresidenz; das ehemalige Kloster Hofen wurde zum königlichen Schloss umgebaut. Unter König Wilhelm I. begann ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung, der sich u. a. im Kauf des Dampfschiffes Wilhelm widerspiegelte. Außerdem lockte das Schloss viele Fremde nach Friedrichshafen, darunter erste Touristen, Minister und hohe Beamte, die im Umkreis des Schlosses ihre Villen errichten ließen.
Die Industrialisierung Friedrichshafens wurde vor allem durch Ferdinand von Zeppelin geprägt. Der in Konstanz geborene Graf siedelte hier in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts die Produktion seiner berühmten Starrluftschiffe, den Zeppelinen an. Am 2. Juli 1900 erhob sich der 128 m lange LZ1 zum ersten Mal von seiner Startfläche in der Manzeller Bucht.
Vor dem Zweiten Weltkrieg diente Friedrichshafen den Nationalsozialisten vor allem als Erholungsort der vielen Arbeiter. Auch die Industrie, die auf Kriegsrüstung umgestellt wurde, wuchs ständig. Vier große Rüstungsbetriebe machten Friedrichshafen zu einem wichtigen Rüstungsstandort im Deutschen Reich:
- Luftschiffbau Zeppelin GmbH; Hersteller von Radaranlagen, Peilanlagen, Fallschirmen und Teilen für den Flugzeug- und Raketenbau
- Maybach-Motorenbau GmbH; Fertigung aller Motoren für die Kettenfahrzeuge der Wehrmacht
- Zahnradfabrik AG; Fabrikation von Getrieben für schwere Fahrzeuge
- Dornier-Werke GmbH; Flugzeugbau
Die Produktionsstätten elementarer Rüstungsindustrie waren der Grund dafür, dass Friedrichshafen zwischen Juni 1943 und Februar 1945 zum Ziel von elf alliierten Luftangriffen wurde. Der folgenschwerste dieser Angriffe fand in der Nacht zum 28. April 1944 statt, ihm fiel der Kern der Altstadt zu Opfer. Das entschlossene Handeln der Bürger und des Bürgermeisters, entgegen dem Befehl, Friedrichshafen bis zum letzten Haus zu verteidigen, verhinderte die vollständige Zerstörung der Stadt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Friedrichshafen zu zwei Dritteln zerstört.[1] Die erste wichtige Handlung des Wiederaufbaus war die Enttrümmerung der Stadt. Dazu wurde eine Schmalspurbahn angelegt, mit deren Hilfe bis 1949 die gesamte Altstadt freigeräumt wurde. 1950 wurde mit der Planung des Neuaufbaus begonnen, die vor allem bessere Verkehrsverhältnisse und Grünanlagen beinhaltete. Mit der Einweihung des neuen Rathauses wurde diese Bauphase 1956 abgeschlossen.
Verlauf des Geschichtspfads
Innenstadt
Innerhalb der Innenstadt verläuft der ungefähr drei Kilometer lange Geschichtspfad von der Östlichen Uferstraße entlang des Seeufers zur Schlosskirche des ehemaligen Klosters Hofen und weiter über den Alten Friedhof zum Stadtbahnhof.
Ehemaliges Spital - Tafel 1.12
1427 wurde das ehemalige Heilig-Geist-Spital erstmals erwähnt; im Bereich der heutigen Verzweigung Ufer-/Seestraße diente es der Aufnahme von bedürftigen und Kranken. In der Südwestecke der Stadtbefestigung wurde es nach zwei Bränden (1584 und 1738) als zweigeschossiges Haus wieder aufgebaut. Von 1892 bis zur Zerstörung am 20. Juli 1944 wurde, nachdem das Karl-Olga-Krankenhaus bezogen worden war, das Spital als Altenheim geführt. Der Abriss der Ruine erfolgte 1955, nur die seeseitige ehemalige Stadtmauer blieb erhalten. In den 1980er Jahren wurde das Areal neu bebaut.
Hafen - Tafel 1.14
Seit 1811 liefen Planungen, Friedrichshafen zu dem Warenumschlagsplatz im Handel des Königreichs Württemberg mit der Schweiz zu machen. Nachdem 1824 der erste Dampfer gebaut worden war, erfolgte 1847 der Spatenstich zum Bau eines Hafenbeckens. Der um 1850 an der südlichen Mole errichtete Leuchtturm wurde 1882 schon wieder abgetragen. Nach eingleisiger Anbindung des Hafenbahnhofs an den Stadtbahnhof bestand von 1869 bis 1976 eine Eisenbahnfährverbindung nach Romanshorn. Um 1900 erhielt das Hafenbecken nach zwei Erweiterungen seine heutige Form. Die alte Südmole wurde 1999 durch einen Neubau ersetzt.
Ehemaliger Salzstadel - Tafel 1.15
Im Jahr 1755 schlossen Maximilian III. Joseph, Kurfürst von Bayern, dreizehn Kantone der Schweiz und die damalige Stadt Buchhorn einen Salzvertrag. Daraufhin entstand 1759/60 als Warenmagazin ein 95 Meter langer Salzstadel. Bis zu seiner Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs gab das Bauwerk dem Stadtbild ein besonderes Aussehen. Nach Abbrucharbeiten bis 1972 wurde an dieser Stelle die Kreissparkasse und später das heutige „Medienhaus k42“ neu gebaut.
Ehemaliger Hafenbahnhof - Tafel 1.16
Ein Bahngleis war 1849 vom Stadtbahnhof zum Hafen gelegt worden. Der Hafenbahnhof in seiner heutigen Form wurde in den Jahren 1931 bis 1933 von der Reichsbahndirektion Stuttgart gebaut, bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs 1944 stark beschädigt und nach Kriegsende in der alten Form wieder aufgebaut. Seit 1996 befindet sich das Zeppelin Museum im ehemaligen Hafenbahnhof.
Ehemalige Drachenstation - Tafel 1.19
Graf Ferdinand von Zeppelin benötigte für seine Luftschiffe genauere Messungen der Wetter- und besonders der Windprognosen. Deshalb wurde am 1. April 1908 im Bereich See-/Östliche Uferstraße die Wetterstation Friedrichshafen, auch „Drachenstation“ genannt, eröffnet. Für die Ermittlung der Daten ließ man Drachen und Ballone mit Messgeräten aufsteigen. 1911 wurde die Wetterstation um eine Ballonhalle und einen Gittermast mit Messgeräten ausgebaut. Die Daten wurden danach täglich an die meteorologischen Stationen zwischen Hamburg und Zürich übermittelt. 1934 wurde die „Drachenstation“ durch das neu erbaute „Aeorologische Observatorium“ bzw. ab 1944 durch eine Wetterwarte in der Eckenerstraße ersetzt. Im März 1965 erfolgte der Abriss der „Drachenstation“.
Marienbrunnen - Tafel 1.21
Ursprünglich wurde der Marienbrunnen 1892 auf dem „Pappelplatz“ an der Ecke Friedrich-/Karlstraße errichtet. 1924/25 erfolgte die Versetzung an die Ecke Eckener-/Montfortstraße. Auf dem vierteiligen Becken des Brunnens erhebt sich Maria mit dem Jesuskind.
Ehemalige Lederfabrik Hüni + Cie. - Tafel 1.22
Die Fabrik wurde 1859 durch den aus Horgen am Zürichsee stammenden Hans Heinrich Hüni (1816–1894) gegründet, und acht Jahre später entstand die spätklassizistische Villa. Als weltweiter Lieferant von Sohl- und Oberleder entwickelt sich das Unternehmen am Anfang des 20. Jahrhunderts zum zweitgrößten Arbeitgeber Friedrichshafens. Nachdem bereits im Jahr 1959 die Abteilung Oberflächentechnik gegründet worden war, wurde, der veränderten Marktsituation Rechnung tragend, 1965 die Lederproduktion eingestellt.
Evangelische Schlosskirche - Tafel 2.2
Die heutige Schlosskirche wurde in den Jahren 1695 bis 1702 nach Plänen des aus Au im Bregenzerwald stammenden Architekten Christian Thumb erbaut und am 8. Oktober 1702 mit dem Patrozinium St. Andreas und Panthaleon eingeweiht. Die Stuckarbeiten wurden von Johann Schmuzer und seinen Söhnen geschaffen.
Einem Luftangriff am 28. April 1944 fielen der Dachstuhl, Teile des Südturms, Orgel und Kirchenbänke zum Opfer. Erst 1947/48 konnte ein Notdach errichtet werden. 1951 wurde die Kirche wieder eröffnet und 1959 ging die Außenerneuerung mit Errichtung des neuen Kirchendachs zu Ende.
Schloss Friedrichshafen - Tafel 2.3
Das Schloss Friedrichshafen, auch als Kloster Hofen bekannt, ist ein 1085 gegründetes Benediktinerkloster am Westrand der Innenstadt. Nach diversen Besitzungen und der Vereinigung des Dorfes Hofen mit der Stadt Buchhorn zur Stadt Friedrichshafen (1810/11) wurde die Klosteranlage der württembergischen Hofdomänenkammer zugeteilt und die Kirche der neu gegründeten evangelischen Kirchengemeinde Friedrichshafen zur Verfügung gestellt. Ab dem Sommer 1824 wurde die Klosteranlage zur Sommerresidenz für die Könige von Württemberg umgebaut. Seither wird das Kloster Hofen als „Schloss Friedrichshafen“, die Kirche als „Schlosskirche“ bezeichnet. Bis heute wird das Schloss durch das Haus Württemberg als Privatbesitz verwaltet
Alter Friedhof - Tafel 2.11
Bis 1634 erfolgten die Bestattungen im Bereich des heutigen Schlosses, dann wurde der Friedhof durch das Kloster Hofen für die Orte Hofen, Seemoos, Windhag und Trautenmühle angelegt. Ab 1812 wurden hier die Toten von ganz Friedrichshafen beigesetzt. Trotz einiger Erweiterungen im 19. Jahrhundert blieb das Gelände zu klein, so dass 1898 mit der Anlage des heutigen Hauptfriedhofs begonnen wurde. Seitdem durften bis 1956 auf dem Alten Friedhof nur noch Familiengräber belegt werden. Eine Ausnahme bildeten die Soldatengräber des Ersten Weltkriegs für 34 Tote des Lazaretts Friedrichshafen. Im Sommer 1967 erfolgte unter Abräumung von etwa 80 Prozent der noch vorhandenen 548 Grabstellen die Umwandlung des Friedhofs in eine Parkanlage. Die 1851 erbaute Friedhofskapelle „St. Johannes von Nepomuk“ blieb erhalten.
Ehemaliges Hotel Deutsches Haus - Tafel 3.2
In dem von Johann Kaufmann 1812 errichteten Siedlerhaus wurde nach einer Erweiterung ab 1848 das Hotel "Deutsches Haus" geführt, fünf Jahre später kam eine Posthalterei hinzu. Bis 1918 diente das Gebäude Post und Hotel gleichermaßen, galt sogar als bestes Hotel der Stadt. Dann übernahm die Stadt Friedrichshafen, die dort unter anderem Wohnungen vermietete, das Bezirksarbeitsamt führte und eine Volksküche für Bedürftige einrichtete, das Haus. Im April 1944 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff vollständig zerstört. Das Grundstück diente nach Abbruch der Ruine bis 1992 als Parkplatz, seit 1995 steht hier das neu erbaute "Seehotel".
Karl-Olga-Brunnen - Tafel 3.11
Nach einer Initiative des Verschönerungsvereins entstand 1886 der aus rotem Veroneser Marmor gefertigte Karl-Olga-Brunnen. Der im Renaissancestil ausgeführte Brunnen trägt die Initialen des damaligen Königspaars, Karl I. und Olga Nikolajewna Romanowa, von Württemberg. Der ursprünglich der Straße zugewandte Brunnen wurde bei der Neugestaltung des Kreuzungsbereichs Olga-/Friedrichstraße zum Bodensee hin ausgerichtet.
Kaiser-Wilhelm-Denkmal - Tafel 3.16
Im Stadtgarten steht seit 1912 das Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms (1797-1888), dem seit 1871 ersten Oberhaupt des zweiten Deutschen Kaiserreichs. Aufgrund familiärer Bindungen zum Hause Baden kam er häufig an den Bodensee und auf die Insel Mainau. Der Friedrichshafener Verschönerungsverein beschloss nach dem Tod des Kaisers die Errichtung eines Denkmals. Die vom in Friedrichshafen geborenen Bildhauer Bruno Diamant (1867-1944) entworfene bronzene Büste steht auf einem Sockel aus belgischem Granit. Das Denkmal wurde am 3. Juli 1889 im Uferrondell am Kohlbach enthüllt.
Gustav-Schwab-Gedenkstein - Tafel 3.17
Der an den schwäbischen Dichter Gustav Schwab (1792-1850) erinnernde Gedenkstein, auch von Bruno Diamant entworfen, wurde 1895 vom Friedrichshafener Verschönerungsverein im Park des städtischen Kurhauses (siehe Tafel 3.12) aufgestellt. Das aus Kupfer getriebene Relief auf grob behauenem Kalksteinblock zeigt das Porträt des zur Schwäbischen Dichterschule gerechneten Pfarrers und Schriftstellers. Mit seinen Sagen des klassischen Altertums (1838–1840) hat er einen Klassiker der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur geschaffen. Den Menschen am Bodensee ist er durch seine Ballade Der Reiter und der Bodensee und den 1827 erschienenen „ersten Reiseführer zum Bodensee“ in Erinnerung. Seinen heutigen Platz fand der Gedenkstein 1912, als er an die neue Uferstraße versetzt wurde.
Kriegerdenkmal - Tafel 3.18
Das im östlichen Stadtpark stehende Kriegerdenkmal war ursprünglich auf dem Alten Friedhof geplant. Den im Jahr 1929 durchgeführten Wettbewerb gewann der aus Ludwigsburg stammende Bildhauer Erwin Dauner (Entwurf) und der Fischbacher Bildhauer Josef Heckler (Ausführung). Das aus Tuffstein gehauene Denkmal wurde am Totensonntag 1930 eingeweiht. Es verzichtete nicht auf die übliche Ehrung der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs und ist dem "trotzigen Dennoch" im Totengedenken der Weimarer Republik verpflichtet: Ein entschlossen blickender Krieger verbindet sich seinen verwundeten Arm, bereit weiter für das Vaterland "gegen eine Welt von Feinden" zu kämpfen. Auf Namenstafeln wurde ursprünglich verzichtet, wie es auch anderenorts angesichts der vielen Gefallenen häufig üblich war. Am Volkstrauertag 2004 wurden auf private Initiative um das Denkmal sechs Stelen aufgestellt. Diese führen die Namen der toten Friedrichshafener Soldaten und Zivilisten, die während der beiden Weltkriege ums Leben gekommen sind.
Zeppelinbrunnen - Tafel 3.19
Da, wo früher vor dem Alten Rathaus der Marktbrunnen stand, ließ der Kaufmann Alois Vollenweider (1845-1917) einen neuen Brunnen errichten. Der Münchener Bildhauer Diamant schuf ihn aus Lyoner Kalkstein. Der am 24. Juli 1909 eingeweihte und nach dem Grafen Zeppelin benannte Brunnen zeigte einen Jungen, der, einen Zeppelin in seinen Händen haltend, auf einer Weltkugel stand. 1956 wurde der Brunnen abgebrochen, der oberste Teil fand jedoch in einem neuen Zeppelinbrunnen (1961-2000), der auf dem Kirchplatz stand, Verwendung. Zum 100-jährigen Jubiläum des ersten Luftschiffaufstiegs wurde der ursprüngliche Brunnen nachgebaut und am heutigen Standpunkt zwischen Friedrichstraße und Uferanlagen aufgestellt.
Ehemalige Alte Apotheke - Tafel 3.21
Die Alte Apotheke ist das letzte in der ursprünglichen Form erhaltene Gebäude der ab 1812 erbauten Neustadt. Bauherr war der Apotheker Wilhelm Weismann. Bis 1922 war es Sitz der einzigen Apotheke in der Stadt; sie wurde bis 1992 weitergeführt. Seit 2002 dient das Gebäude dem Südwestrundfunk als „Studio Friedrichshafen“.
Kath. Pfarrkirche St. Petrus Canisius - Tafel 4.1
Bedingt durch den starken Zuwachs an Gemeindemitgliedern, begann man Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Planung eines neuen Kirchengebäudes. Durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, beschloss der Kirchenstiftungsrat 1926 den Bau am heutigen Standort an der Ecke Charlotten-/Katharinenstraße. Nach der Grundsteinlegung am 9. Oktober 1927 durch Bischof Joannes Baptista Sproll, wurde etwa ein Jahr später, am 25. November 1928, der von Hugo Schlösser geplante Klinkerbau eingeweiht. Während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe stark beschädigt, wurde die Kirche in den Jahren 1968 und 1995 umfassend renoviert.
Ehemaliges Ledigenheim - Tafel 4.10
1915 wurde, an der Einmündung der heutigen Ernst-Lehmann-Straße in den Maybachplatz, nach Plänen der Stuttgarter Architekten Friedrich Eugen Scholer (1874-1949) und Paul Bonatz (1877-1956) von der Zeppelin-Stiftung ein Wohnheim für ledige männliche Werksangehörige des Zeppelinkonzerns errichtet. Dem durch den Ersten Weltkrieg erhöhten Arbeitskräftebedarf wurde hier mit 120 zu vermietenden Betten entgegengekommen. Im Untergeschoss befanden sich Dusch- und Wannenbäder, die auch von der Öffentlichkeit benutzt werden durften, später die Stadtbibliothek. Im Obergeschoss hatte bis 1998 die Verwaltung der Zeppelin Wohlfahrt GmbH ihren Sitz.
Villa Colsman - Tafel 4.13
Unmittelbar nach Gründung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH wurde 1909/10 am Haupteingang zum neuen Werksgelände das als firmeneigenes Direktorenhaus geplante Gebäude von Paul Bonatz erbaut. Es diente dem ersten Geschäftsführer Alfred Colsmann als Dienstwohnung. Nach Ausscheiden Colmans wurde die Villa in ein Dreifamilienhaus umgebaut und zum Teil als Büro genutzt.
Colsmann gilt aufgrund seiner zahlreichen Firmengründungen als Vater der industrielle Entwicklung Friedrichshafens. Zum Zeppelin-Konzern gehörten seinerzeit neben der Luftschiffbau Zeppelin GmbH die Maybach-Motrenbau GmbH, die Zahnradfabrik AG und die Dornier-Metallbauten GmbH.
Zeppelindorf - Tafel 4.15
Mit der Errichtung des Zeppelindorfs in den Jahren 1914 bis 1919 wurde von der Zeppelin-Wohlfahrt GmbH der immer stärker nach Friedrichshafen ziehenden Arbeitskräfte entsprechender Wohnraum geboten. Die Siedlung bestand aus Reihen-, Einzel-, Doppelhäusern, einer „Consum-Anstalt“, der Zeppelin-Metzgerei, einen Gasthof und war durch eine Verbindungsstraße direkt mit dem Werksgelände verbunden.
Das während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigte Zeppelindorf, immer noch im Besitz der Zeppelin-Wohlfahrt, gilt als „Gartenstadt“ und ist heute ein Kulturdenkmal besonderer Bedeutung.
Riedlehof - Tafel 4.16
Der an der Ecke Ailinger-/Goethestraße gelegene Riedlehof wurde am 24. Mai 1909 von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH gekauft und 1916 von der Zeppelin Wohlfahrt GmbH übernommen. Nach Zukäufen weiterer Höfe umfasste die gesamtfläche etwa 76 Hektar und die erwirtschafteten Produkte aus Gemüse-, Getreideanbau und Viehzucht dienten bis zur fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg besonders den Betrieben der Zeppelin-Wohlfahrt.
Manzell
Industriegelände Manzell - Tafel 5.31
Graf Ferdinand von Zeppelin begann 1898 in der Manzeller Bucht mit dem Bau seiner Starrluftschiffe. Bis 1909 entstanden hier sechs Luftschiffe. Seinem Mitarbeiter Theodor Kober mit der Flugzeugbau Friedrichshafen überließ er 1912 das Gelände. 1921 folgten die Maschinen- und Schiffbau GmbH sowie 1923 die Dornier-Metallbauten GmbH. Nach Zerstörung durch Bomberangriffe und Sprengung erfolgt nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände ein Produktionsneuanfang durch die Allgaier Maschinenbau GmbH (1950). 1956 übernimmt die Porsche-Diesel Motorenwerke GmbH die Produktionsanlagen. Nach einigen Fusionen und Umfirmierungen erfolgt 1969 die Übernahme des Standorts durch die MTU. Sie nutzt ihn bis heute als Werk II.
Ailingen
Altes Pfarrhaus - Tafel 6.1
Das 1710 von Zimmermeister Josef Strauß errichtete Pfarrhaus ist Sinnbild für die große Bedeutung der Ailingener Pfarrei. Das lange Zeit zugeputzte Fachwerk wurde erst 1949 wieder freigelegt. In den Jahren 1972/1973 erfolgten Umbau und Renovierung zum heutigen Gemeindehaus St. Johann.
Ehemaliges Mesner- und Schulhaus - Tafel 6.3
Das 1736 erbaute Mesner- und Schulhaus wurde nach Anwachsen der Schülerzahlen und Einrichtung der Gemeinde Ailingen bis 1829 abgerissen. Die ersten Schulmeister waren Andreas Katzenmaier, sein Sohn Ignaz Katzenmaier – beide aus Unterlottenweiler – und Bernhard Kretz aus Aulendorf.
Bauernhaus im Hirbachweg - Tafel 6.5
1786 wurde das Gebäude im Linzgau-Fachwerkstil erbaut. Es liegt auf einem aus Bruchsteinmauerwerk gefertigten Untergeschoss auf, befindet sich heute in Privatbesitz und dient in Teilen der Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege e. V. Ailingen/Berg als heimatkundliches Museum.
Ehemalige Brauerei Berg - Tafel 6.6
Bereits 1757 als Bäckerei, Gasthaus und Hofgut erwähnt, wurde das Anwesen 1841 als Brauerei belegt und bis 1908 als solche betrieben. Nach diversen Verkäufen befindet sich die Anlagen gegenüber der Berger Kirche heute in Besitz der Stiftung Liebenau und dient heute als Seniorenresidenz.
Pumpwerk Reinach - Tafel 6.7
Das 1837 an der Rotach als (Gerb- ?)Mühle erbaute Gebäude wurde 1906 zu einem Pumpwerk umgebaut und diente seitdem den Gemeinden Ailingen, Raderach und Schnetzenhausen zur Trinkwasserversorgung. Nachdem im Jahr 1936 eine Turbine eingebaut worden war, übernahmen die Technischen Werke 1970 die Anlage. Mit einer Leistung von rund 5 Kilowatt arbeitet sie seither zur regenerativen Energieerzeugung.
Weilermühle -Tafel 6.8
Die Mühle und einige Nebengebäude wurden 1391 an das Predigerkloster Konstanz verkauft. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wechselten häufig die Besitzer und die Mühle diente unter anderem als Spinnerei, Vermahlungsbetrieb für Lederreste, Nudelfabrik und zur Herstellung von Eis. Das um 1900 von der Brauerei Berg gebaute Kraftwerk war mit einer installierten Leistung von 28 kW die stärkste Anlage im Rotachtal.
Haldenkapelle - Tafel 6.9
Oberhalb von Ailingen steht im gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet auf dem 479 m ü. NN hohen Haldenberg die 1919 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erbaute und im September 1921 geweihte Haldenbergkapelle.
Die ursprünglich bei der Reinachmühle im Rotachtal stehende Kapelle wurde 1919 dort abgetragen und auf dem Haldenberg vergrößert wieder aufgebaut. 1962 ging die Kapelle in den Besitz der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes über. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier Ailingens im Jahr 1971 sowie 1996 wurde die Kapelle renoviert.
Haus Berger, Oberlottenweiler - Tafel 6.21
Das zweistöckige Fachwerkhaus wurde um 1700 im Linzgau-Stil erbaut und ist mit zahlreichen Zierformen wie Rauten, Andreaskreuzen und V-Streben ausgestattet.
Lipbach/Riedheim
Absturz eines amerikanischen Bombers - Tafel 8.4
Am 24. April 1944 wurde ein amerikanischer B-17-Bomber (engl. Flying Fortress/Fliegende Festung) während eines Angriffs auf Friedrichshafen von einem Flakgeschütz getroffen und stürzte ab: das brennende Cockpit zerschellte vor dem Riedheimer Ortseingang, der Rumpf fiel neben der Lipbacher Kapelle in eine Scheune. Die zehn Besatzungsmitglieder wurden hier in der Nähe der Informationstafel beerdigt, im Mai 1947 exhumiert und auf amerikanische Soldatenfriedhöfe umgelegt.
Zeppelin-Pfad
→ Hauptartikel: Zeppelin-Pfad
Ergänzt wird der Geschichtspfad durch den 2008 eingerichteten, zwölf Kilometer langen Zeppelin-Pfad, der an neun Stationen die Geschichte der Stadt Friedrichshafen im 20. Jahrhundert, in deren Mittelpunkt die Geschichte der Zeppelin-Stiftung steht, erfahrbar machen soll.
Maybach-Weg
Eine weitere Ergänzung des Geschichtspfads ist der Maybach-Weg. Die wichtigsten Stationen im Leben des Motoren- und Automobilkonstrukteurs Karl Maybach (* 1879; † 1960 in Friedrichshafen) werden durch ihn aufgegriffen. An verschiedenen Standorten im Stadtgebiet wird auf installierten Tafeln an sein Leben und seine Leistungen erinnert.
Einzelnachweise
- ↑ Reinhold Mann: W.G. Sebald und der Luftkrieg - eine Ausstellung in Marbach und neue Bücher zum Thema. Erzählen, Erfinden, Erinnern. In: Schwäbische Zeitung vom 25. November 2008
Weblinks
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