- Finkenheerd
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Brandenburg Landkreis: Oder-Spree Amt: Brieskow-Finkenheerd Höhe: 35 m ü. NN Fläche: 13,47 km² Einwohner: 2539 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 188 Einwohner je km² Postleitzahl: 15295 Vorwahl: 033609 Kfz-Kennzeichen: LOS Gemeindeschlüssel: 12 0 67 076 Adresse der Amtsverwaltung: August-Bebel-Straße 18a
15295 Brieskow-FinkenheerdWebpräsenz: Bürgermeister: Ralf Theuer (FW) Lage der Gemeinde Brieskow-Finkenheerd im Landkreis Oder-Spree Brieskow-Finkenheerd ist eine Gemeinde im Südosten von Brandenburg im Landkreis Oder-Spree.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Ort Brieskow-Finkenheerd fand seine erste urkundliche Erwähnung 1354 unter dem Namen Wrissigk. Seit 1883 nannte sich das Fischer- und Bauerndorf Brieskow, welches sich mit der Revolution 1848/49 zu einer Industriegemeinde entwickelte. Bedeutungsvoll für die Gemeinde war 1906 der Beginn des Braunkohleabbaus. Der Industrie verdankt der Ortsname den Zusatz Finkenheerd.
Im Jahre 1941 wurde ein Lager für 400-800 Zwangsarbeiter aus verschiedenen Nationen errichtet, die beim Ausbau der Märkischen Elektrizitätswerke eingesetzt wurden. An die dabei Umgekommenen erinnert seit 1953 eine Denkmalsanlage auf dem Platz der Freiheit.
Religionen
Evangelische Kirchengemeinde
Bis 1932 besaß der Ort keine evangelische Kirche. Die evangelischen Gläubigen gingen in die Dorfkirche nach Lossow, einem heutigen Ortsteil von Frankfurt (Oder). Der Grundstein für eine eigene Kirche wurde 1932 gelegt; am 29. Juli 1934 erfolgte die feierliche Einweihung der Martin-Luther-Kirche in Brieskow Finkenheerd. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Kirche, beschädigt durch Granateinschläge, der Roten Armee als Pferdestall. 1968 wurde der Altarraum neu gestaltet. Die südöstliche Wand der Apsis bekam kleine kreisrund angeordnete und bunt verglaste Fenster.
Im hinteren Teil der Kirche steht seit 1973 die von der Orgelbaufirma Sauer gebaute Orgel für die die Gemeinde zehn Jahre lang Spendengelder sammelte. 1998/99 erfolgte eine gründliche Renovierung und das Dach wurde neu gedeckt. Auf der Zugangsseite wurde ein Kreuz mit einer stilisierten Weltkugel angebracht. Am 31. Oktober 2001 wurde die Kirche wieder geweiht. Eine neue Kanzel erhielt das Gotteshaus 2003. Sie trägt das Familienwappen Martin Luthers; in einem Kranz aus Rosen das Herz und darin das Kreuz. Hinter der Kirche befindet sich ein Glockenstuhl, in dem drei Glocken aus dem Jahre 1966 hängen. Die Martin-Luther-Kirche in Brieskow-Finkenheerd unterhält regen Kontakt zur Kirchengemeinde in Köln-Klettenberg.
Katholische Kirchengemeinde
Den Jahre währenden Bemühungen der Frankfurter Pfarrei beim Breslauer Fürstbischof um ein eigenes Gotteshaus für die Gemeinde ist es zu verdanken, das 1934 eine katholische Kirche im Ort geweiht werden konnte. Sie ist geweiht der heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute. Auf einem Gartengrundstück erhebt sich der gedrungene Bau mit einem kleinen Glockentürmchen. Eine lateinische Inschrift, die mit den Relief der Namenspatronin auf die Stifter der Kapelle hinweist, befindet sich unter dem Turm. Im Vorraum hängt ein Bild der heiligen Barbara. 1969 erfolgte die Renovierung der Kirche; 2000 erhielt sie eine andere Farbgestaltung und die Empore wurde geöffnet. Seit Juni 2004 wird die Kirche von der Russisch-Orthodoxen Christi Erlöser Kirchengemeinde zu Frankfurt(Oder) (Moskauer Patriarchat) genutzt.[1]
Kirche Apostelamt
Seit 1991 hat die Kirche Apostelamt Jesu Christi ein kleines Gemeindezentrum im Ort. Hergerichtet wurde sie aus einer Baracke der ehemaligen Bezirksakademie. Kontakte werden zu den Nachbargemeinden Frankfurt (Oder), Lebus, Müllrose, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde/Spree gepflegt.
Neuapostolische Kirche
Seit 1988 haben die Bürger von Brieskow-Finkenheerd, die sich zur Neuapostolischen Kirche bekennen, in Groß Lindow ein eigenes Gotteshaus, erschaffen aus über 4.000 Stunden freiwilliger Arbeit an denen sich auch Mitglieder benachbarter Gemeinden beteiligten. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Gemeinde schon ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Neben der seelsorgerischen Arbeit ist der Gemeinde vor allem die Musik wichtig. So tritt ihr Chor auch außerhalb ihres kirchlichen Kreises, wie unter anderem im Alten- und Pflegeheim Müllrose auf.
Politik
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde besteht aus 16 Ratsfrauen und Ratsherren
- SPD 5 Sitze
- Wählergemeinschaft Brieskow-Finkenheerd 4 Sitze
- Die Linke 4 Sitze (bleiben unbesetzt, da nur der Bürtgermeister alleine kandidierte)
- CDU 3 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 28. September 2008)
Wappen
Das Wappen der Gemeinde ist wellenförmig in Gold und Blau geteilt. Im oberen Bereich sieht man nebeneinander drei stachlige, schwarze Sanddornzweige mit roten Früchten und blauen Blättern. Darunter ist ein silberner Karpfen abgebildet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Parks
Seit September 2005 befindet sich ein 2.000 m² großer japanischer Garten in Brieskow-Finkenheerd. Von japanischen Steinlaternen, Trockenlandschaften, Tempelbuddha, Jungpflanzen bis zu einem 80-jährigen Gartenbonsai reicht das Spektrum. In einem natürlichen Wasserfall der in einen Teich fließt, schwimmen japanische Karpfenkois. Im Frühling finden regelmäßige Veranstaltungen, wie unter anderem Karate-Show und Teeverkostungen statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Der 1982 gegründete Finkenheerder Fastnachtclub FFC e.V. in der Tradition des sorbisch-wendischen Brauchtums, bestreitet jährlich zum 11.11. die fastnachtstypischen Höhepunkte.
Der traditionelle Sommernachtsball findet einmal in Jahr am Brieskower See statt.
Ebenso hat sich das Fischer- und Anglerfest, das einmal jährlich stattfindet, seit Jahren etabliert. Am Brieskower See steht hier die Unterhaltung durch Stars und Sternchen sowie einem Festprogramm für die ganze Familie im Vordergrund.
Vereine
Für kulturelle Vielfalt sorgen, unter anderem der Tanzsportclub, der Seesportverein, der Hundesportverein und verschiedene Angelvereine.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Der Ort Brieskow-Finkenheerd lebt seit 1354 in der Tradition des Bauern- und Fischerdorfes, sowie eines sich entwickelten Industriestandortes. Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt wurde der Ort um 1668. Mit Entstehung des Friedrich-Wilhelm-Kanals erfolgte in Brieskow-Finkenheerd ein reger Schiffs- und Umschlagverkehr. Eine rasche Industrialisierung erfolgte durch den Bau der Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn deren Schienenstrang um 1846 den Friedrich-Wilhelm-Kanal kreuzte und somit Unternehmer aller Art anzog. Im Ort entstanden eine Ofenfabrik, eine Kalkbrennerei, eine Holz- und Imprägnierfabrik, eine Dach- und Sandsteinbrennerei, schließlich auch 1877 eine Schneidemühle. 1874 begann Richard Sonnenburg mit der Herstellung von Glukosesirup; um 1920 wurde diese von den Maizena Werken übernommen und unter dem Namen Finkenheerder Obstwerke AG weitergeführt und ausgebaut.
Kraftwerk Finkenheerd
Bereits 1916 beschloss die Märkisches Elektrizitätswerk AG unter ihrem neu berufenen Vorstandsvorsitzenden Georg Warrelmann den Bau eines Braunkohlekraftwerkes in Finkenheerd. Aber erst einige Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs konnte 1921 mit dem Bau des Kraftwerkes am Brieskower See, 13 Kilometer von Frankfurt (Oder) entfernt, begonnen werden. Das technische Konzept hatte Warrelmann entwickelt, die maschinelle Ausstattung lieferte die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). Die vorhandene Brikettfabrik wurde stillgelegt, neue Tagebaue erschlossen und neue Schächte abgeteuft, aus der geförderten Kohle wurde nun Elektroenergie gewonnen. 1923 wurden die ersten beiden Turbinensätze in Betrieb genommen, die zusammen 12,5 Megawatt leisteten und bis zu ihrer Stilllegung 200 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugten. Die Anlage verfügte zunächst über zwei 110 m hohe Schornsteine (erbaut von der Bauunternehmung Dyckerhoff & Widmann AG) [2], später über insgesamt sechs bis zu 125 Meter hohe Schlote. Das Kraftwerk sollte Frankfurt (Oder) sowie weitere 21 Landkreise mit Strom versorgen. 1924 und 1928 wurden zusätzliche, leistungsfähigere Turbinen installiert. Im Herbst 1931 folgte die sechste Turbine, mit der eine Gesamtleistung von 170 Megawatt verfügbar war.
Trotz großer Zerstörung des Ortes während des Zweiten Weltkrieges blieben die sechs Schornsteine stehen. Nach Kriegsende begannen Kraftwerker mit der Instandsetzung der Maschinen. Im Juni 1945 lief die erste Turbine an. Bereits am 10. Juli 1945 versorgte das Kraftwerk wieder die Straßenbahn in Frankfurt (Oder). Im Zuge von Reparationsleistungen wurden vier Turbinen demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Das Kraftwerk versorgte Betriebe in der näheren Umgebung, Schule und Kinderkrippe. 1972 wurde das Werk zusätzlich zur Erzeugung von Fernwärme eingerichtet. 22.000 Haushalte in Frankfurt wurden über eine 57 Kilometer lange Leitung mit dem Werk verbunden und erhielten so ihre Heizenergie. Die Stilllegung des Werkes erfolgte 1992 auf Grund der unvertretbaren hohen Luftverschmutzung. Am 10. Oktober 1998 erfolgte dann die Sprengung der letzten beiden Schornsteine. Insgesamt verbrauchte das Werk in seinem Leben 90 Millionen Tonnen Rohbraunkohle.[3]
Verkehr
Durch die Gemeinde führt die Bundesstraße 112 von Frankfurt (Oder) nach Eisenhüttenstadt. Der Ort besitzt einen Haltepunkt Kraftwerk Finkenheerd, welcher eher dem Ortsteil Brieskow zugeordnet wird und einen Bahnhof Finkenheerd, welcher eine gute Verbindung zum Finkenheerder Ortskern, Groß Lindow und dem Katjasee bietet. (Bahnlinie RE 11 Frankfurt (Oder)–Cottbus)
Ansässige Unternehmen
Die heutige Wirtschaft ist geprägt von der Fischereiwirtschaft, verschiedenen Handwerksbetrieben und vom Ingenieur- und Tiefbau.
Medien
Ein regionales Internetfernsehen für den Landkreis Oder-Spree ist im Ort ansässig.
Öffentliche Einrichtungen
Feuerwehr
1908 wurde die Freiwillige Feuerwehr von Brieskow-Finkenheerd gegründet. Die Handpumpe wurde noch von durch Bauern zur Verfügung gestellte Pferde zum Brandherd gezogen. Eine Blechtafel die als Erinnerung an diese Verpflichtung diente, wurde von Bauernhof zu Bauernhof gereicht. 1943 musste die Wehr für eine Woche nach Berlin ausrücken, um die Folgen des Luftkrieges zu bekämpfen. Die sorgfältig gepflegte Technik wurde beschädigt und nach zwei Jahren war sie so gut wie vernichtet. Auf Befehl des sowjetischen Ortskommandanten wurde die Feuerwehr im April 1946 wieder auferlebt. Die Kameraden holten von überall Gerätschaften herbei um die Funktionalität der Wehr aufrecht erhalten zu können. Ein alter Chevrolet wurde mit großem Aufwand als zusätzliches Löschfahrzeug aufgebaut. Die Feuerwache erhielt eine Werkstatt, einen Trockenturm, eine Wohnung für den Hausmeister und Wirtschaftsgebäude. Einsätze erfolgten wie z.Bsp. bei der Bekämpfung einer Havarie im Kraftwerk am 12. Januar 1962, einer drohenden Katastrophe mit einem mit hochexplosiven Gas gefüllten Kesselwagen der Deutschen Reichsbahn am 11. Mai 1974 sowie beim Oderhochwasser 1997.
Einzelnachweise
- ↑ [1] Russisch-Orthodoxe Christi Erlöser Kirchengemeinde
- ↑ Bautechnische Mitteilungen des Deutschen Betonvereins 1928, Nr. 4 (April 1928)
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 28. Nov. 2006, S. 15
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