- Karnevals-, Fastnachts- und Faschingshochburgen
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Als Karnevalshochburg bzw. Fastnachts-, oder Faschingshochburg bezeichnet man Gegenden, in denen traditionell Karneval, Fastnacht oder Fasching in besonderem Maße gefeiert wird. Hierbei kann es sich sowohl um Regionen, Städte, aber auch Gemeinden handeln. Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und ritualisierter Ausgelassenheit lassen sich in allen Kulturen finden.
Inhaltsverzeichnis
Europa
Deutschland
Die deutschen Karnevalsvereine haben ihren Dachverband im Bund Deutscher Karneval.
Rheinland inklusive Rheinhessen
Im Karneval, besonders in den rheinischen Gebieten, ist die Übernahme der Macht durch den Prinzen Karneval verbunden mit der Ausrufung der Kussfreiheit, die symbolisch steht für den Beginn des ausschweifenden, sitten- und tugendlosen Lebens während der „5. Jahreszeit“, die dort am 11. November beginnt und mit dem Aschermittwoch endet. Als Fastnachts- bzw. Karnevalshochburgen gelten in Deutschland das Rheinland einschließlich Rheinhessen: Aachen, Andernach, Duisburg, Düsseldorf, Eschweiler, Euskirchen, Kleve, Koblenz, Köln, Krefeld, Mainz, Monheim, Mönchengladbach, Trier, Bonn, Mayen, Kottenheim. In deren Stadtgeschichte sind hier die einst subversiven antifranzösischen und antipreußischen Spuren aus dem 19. Jahrhundert im Brauchtum noch am frischesten. Er entstand während der französischen und preußischen Besetzung aus Umzügen der entwaffneten Bürgerwehren, die zum Protest gegen und als Parodie über die Besetzer in komisch bunten Uniformen und Gewehrimitaten mit Blumen im Lauf durch die Stadt marschierten.
Eine Besonderheit stellt in Mainz der „politisch-literarische Sitzungskarneval“ dar. Er leitet sich von der französischen Revolution („Jakobiner-Staat“) ab; der Elferrat oder das Komitee ist ein Abbild des Revolutionstribunals, die Narrenkappe lehnt sich an die Jakobinermütze an und die Zahl 11 wird als Abkürzung ELF- Egalité, Liberté, Fraternité interpretiert. Die politische Büttenrede, die sich in der Vormärzzeit vor allem durch Franz Heinrich Zitz etablierte (und ihre Höhepunkte in Fastnachtssitungen im „Frankfurter Hof)“ hatte, wurde erst später durch die sogenannte „Kokoloresrede“ (ein bekannter Vertreter dieses Genres war Rolf Braun) teilweise verdrängt. Bekannte Figuren der politischen „geschliffenen“ Rede sind der Chef des Protokolls (abgeleitet vom Ankläger des Revolutionstribunals) oder Bajazz und Till, auch genannt "Cöln Wids Bold". Die Reden sind in aller Regel gereimt. In der Zeit des Nationalsozialismus gab es neben nationalsozialistisch, oft antisemitisch, geprägten Büttenreden auch deutlich erkennbar politisch kritische Beiträge. So wurde 1938 eine Direktübertragung des NS-Rundfunkes jäh abgebrochen, weil der Chef des Protokolles des MCV, Seppel Glückert, das Wort „Dachau“ in einem politischen Zusammenhang ausgesprochen hatte. Glückert kam danach zeitweise in Polizeigewahrsam, wurde aber auf Druck der Mainzer Bevölkerung wieder frei gelassen. Auch Martin Mundo ist in diesem Zusammenhang zu nennen.
Der unorganisierte und ausschweifende Karneval im Rheinland war dem Bürgertum der preußischen Zeit ein Dorn im Auge. Auch war er meist eine Sache der niederen sozialen Schichten und der Handwerker. Mit der Gründung der ersten Karnevalsgesellschaften und des Festkomitees Kölner Karneval 1823 wurde der Kölner Karneval in geregeltere Bahnen gelenkt. In Aachen geschah das 1829 mit der Gründung der Florresei (heute Ausschuss Aachener Karneval, AAK). In der Folge entstand der organisierte rheinische Karneval in seiner heutigen Ausprägung, also mit Prinz, Sitzungen und geordneten Umzügen. Seit 1992 wird in Köln der „Jeisterzoch“ („Geisterzug“) gefeiert, um an die rebellische Tradition des Karnevals und an den alten Kult um den Wintergeist „Ähzebär“ („Erbsenbär“) zu erinnern. In Bonn-Beuel wird seit der Gründung des Damenkomittees 1824 die „Wäscherprinzessin“ gekürt, die dann gemeinsam mit anderen Möhnen in der Weiberfastnacht das Rathaus stürmt.
Als Symbol der närrischen Zeit führen einige Karnevalsvereine ein Dreigestirn, einenPrinz Karneval oder ein Prinzenpaar.
Hessen
Siehe auch: Fastnacht im Rhein-Main-Gebiet.
Neben Frankfurt am Main ist Fulda eine weitere Karnevalshochburg. Die Fulder Foaset kann auf eine über 500-jährige Tradition zurückblicken. Der Höhepunkt ist jedes Jahr der Fuldaer Rosenmontagszug, dieser ist traditionell der größte in ganz Hessen.
Er stellte im Jahr 2005 mit 222 Zugnummern und 4.020 Aktiven einen neuen Rekord auf. Über ca. fünf Kilometer drängten knapp drei Stunden die Motivwagen mit 27 Kapellen, 142 Fußgruppen, 12 Pferden sowie ein Kamel durch die Innenstadt. Mit Besucherzahlen um die 70.000 Menschen haben mehr Zuschauer den Rosenmontagszug live gesehen, als Fulda Einwohner hat.
Der größte Fastnachtsumzug Hessens ist der Frankfurter Umzug, der alljährlich vom Großen Rat der Frankfurter Karnevalsvereine am Fastnachtssonntag veranstaltet wird. An diesem Umzug nahmen im Jahre 2005 6.108 Personen teil. Weiter waren 51 Garden, 38 Kapellen und Spielmannszüge, 775 Spielleute und 66 Pferde mit von der Partie. 450.000 Menschen wohnten dem Ereignis bei und ebenso viele waren es an den Bildschirmen bei der Liveübertragung des Hessischen Rundfunks.
Am Faschingsdienstag findet das närrische Treiben in Frankfurt mit dem Karnevalsumzug in Heddernheim, dem sogenannten Klaa Paris einen letzten Höhepunkt.
Ein weiterer Publikumsmagnet – weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt – in der Region Südhessen (nicht weit von Frankfurt) ist der Rosenmontagszug in Seligenstadt. Auch in Seligenstadt gibt es ein „Klaa Frankreich“, das sogar am Ausgang des einzigen (gebührenfreien) Parkhauses via Schild ausgewiesen ist. Der Ortsteil, in dem man auf den Türschildern heute noch viele französische Namen lesen können sollte, befindet sich am östlichen Anfang der historischen Innenstadt, die zur deutschen Fachwerkstraße gehört. Die Fassenachter nennen sich dort „Schlumber“ und der Rosenmontagszug sowie fast alle Aktivitäten werden noch von Vereinen getragen und von Bürgern und über einen kleinen Obolus des Zugpublikums rein privat finanziert.
Gruppen dieser Fassenachtssregion, die am Rosenmontagszug mitlaufen, heißen unter anderem; Maries Bunker Schlumber, Bladdgedabbteausschmeisgudsjer, Maamauerbaabambeler, Pfläumscher, Sabos.
In Ober-Mörlen in der Wetterau, dem „Klein Mainz am Usastrand“, findet am Fastnachtssonntag der traditionelle Fastnachtszug mit 111 Zugnummern statt. Die Ober-Mörler Fassenacht wird historisch belegt seit 1753 gefeiert und ist überregional bekannt. Im Durchschnitt besuchen rund 35.000 Besucher den Fastnachtsumzug, im Jahr 2007 wurde der Besucherrekord von rund 50.000 Besuchern erreicht. Damit war der Ober-Mörler Fastnachtszug an diesem Tag einer der größten Züge in Hessen und der größte in der Wetterau. Einmalig ist hierbei die Figur des Mohr von Mörlau einer, dem Gemeindewappen entsprungenen, Fastnachtsfigur.
Der Karnevalverein Dieburg 1838 e. V. (KVD) ist mit derzeit knapp 1.700 Mitgliedern Deutschlands größter Karnevalverein im „Bund Deutscher Karneval e. V.“ (BDK). Die Dieburger Fastnacht findet nachweislich im Jahre 1508 ihre erste geschichtliche Erwähnung. Somit feierte man im Jahre 2008 das 500-jährige Fastnachtsjubiläum.
Eine besondere Form des Rosenmontagszuges findet alljährlich in Herbstein statt. In einer seit dem Jahr 1672 andauernden Tradition gibt es eine Sprungprozession, in der die männliche Dorfjugend – allesamt in Dirndl gekleidet – mit einem besonderen Sprung durch den Ort zieht. Die Herkunft wird auf österreichische Einflüsse zurückgeführt, die auf Vertreibung aus Glaubensgründen aus Österreich verweist.
Nicht zu vergessen das karnevalistische Treiben im Rheingau rund um Rüdesheim am Rhein. Von Samstag bis Dienstag gibt es Umzüge. Nachdem die einzelnen Ortschaften an Weiberfastnacht die Rathäuser stürmen und die Schlüssel vom Bürgermeister übernehmen geht das lustige Treiben los. Die wichtigsten und über die Region hinaus bekannten sind die Umzüge in Rüdesheim am Rhein (Samstag), im jährlichen Wechsel Geisenheim-Marienthal, Geisenheim-Johannisberg und Aulhausen (Sonntag). Assmannshausen (Rosenmontag). In jedem Weindorf gibt es Karnevalsvereine, welche Sitzungen ausrichten die weit über die grenzen der Region hinaus bekannt sind. Sogar die Bläck Fööss aus Köln haben schon in Rüdesheim gespielt mit Unterstützung der lokalen Kölschband QBA. Speziell erwähnt sei die Fassnachtssitzung in Stephanshausen, die schon mehrmals Tanzformationen hervorbrachte, die bis nach Wiesbaden und Frankfurt Ehrungen entgegen nehmen konnten.
Westfalen
Von Bedeutung für Westfalen ist der Münsteraner und Münsterländer Karneval. Besondere Karnevalshochburgen sind dort die Stadt Beckum mit vier (Weiberfastnacht, zwei am Karnevalssonntag und Rosenmontag) und die Gemeinde Recke mit zwei Umzügen, einen im Ortsteil Obersteinbeck mit rund 10.000 Besuchern und einen Rosenmontagszug in Recke selbst, der mehr als 30.000 Jecken anzieht.
In Steinfurt findet im Stadtteil Borghorst der Karnevalsumzug, der sich einer großen Beliebtheit im gesamten Münsterland erfreut, am Rosensonntag statt. Viele zehntausend Besucher verfolgen dieses Spektakel, dass in den Festzelten spät in der Nacht seinen Abschluss findet. Einen Tag später rollt der Kinderkarnevalsumzug am Rosenmontag im Stadtteil Burgsteinfurt, an dem in jedem Jahr viele Karnevalswagen aus dem benachbarten Holland teilnehmen.
Nur wenige Kilometer entfernt von Steinfurt feiert Bevergern eines der traditionsreichsten Karnevalsfeste überhaupt. Nachweislich seit über 400 Jahren feiert man in der kleinen Burgenstadt Karneval. Der Höhepunkt ist auch hier der Rosenmontagsumzug. Ab 10.11 Uhr pilgern hier mehrere zehntausend Besucher in das kleine ca. 4500 Einwohner zählende Städtchen.
Einen der größten Umzüge mit über 100.000 Besuchern hat die Stadt Bocholt.
Mit dem im Jahr 1834 gegründeten Karnevalsverein „KG Kitt von 1834 e. V.“ findet in Olfen (Kreis Coesfeld) einer der ältesten Umzüge im Münsterland statt. Dieser wird traditionell am Veilchendienstag, in Olfen sagt man Nelkendienstag, veranstaltet. Bis zu 40.000 Besucher strömen dann in die kleine Stadt an der Stever. Auch an den anderen Tagen herrscht Ausnahmezustand: Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch wird gefeiert. Am Karnevalssonntag gibt es zusätzlich den „Kleinen Umzug“. Da fahren der Prinzenwagen, der Elferratswagen und der Kinderprinzenwagen begleitet vom gesamten Verein einen Teil der großen Zugstrecke ab. Am Aschermittwoch wird dann traditionell der „Bacchus“ auf der Festwiese „feuerbestattet“.
Der jährliche Karnevalsumzug in Gescher (Kreis Borken) mit dem Ruf „Gescher Helau!“ findet traditionell zwei Wochen vor Rosenmontag statt. Begründet ist diese alte Tradition im „vierzigstündigen Gebet“, das im 19. Jahrhundert vielerorts im Münsterland auf den Rosenmontag gelegt wurde, um gegen das Karnevalstreiben vorzugehen. Die Gescheraner jedoch umgingen durch die Vorverlegung des Umzugs diese Einschränkung. Auch wenn das vierzigstündige Gebet heute nicht mehr am Rosenmontag stattfindet, hat sich diese Tradition in Gescher über die Jahrzehnte erhalten.
In Ottmarsbocholt feiert man Karneval immer eine Woche vor dem Karnevalssamstag. Der Umzug findet am Sonntag statt und zieht viele Besucher an.
In Hattingen-Holthausen findet seit dem 21. Februar 1977 ein Rosenmontagszug statt, der von über 30.000 begeisterten Narren begleitet wird.
In Ostwestfalen hat der Karneval auch eine lange Tradition. In Rietberg fand der erste belegte Rosenmontagszug bereits 1881 statt [1]. Diese Tradition wird weiterhin gepflegt. Beim Rosenmontagszug schauen sich 40000 Zuschauer den Rosenmontagszug mit seinen 2000 Aktiven an.
Auch in Steinheim (Westfalen) wird die Tradition des Karneval seit Jahrzehnten mit einem weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten und Jahr für Jahr sehr gut besuchten Rosenmontagszugs ausgiebig gefeiert. Zwar wurde der Steinheimer Karnevalsverein „StKG Steinheim“ erst 1936 gegründet, der erste Rosenmontagszug der Neuzeit fand aber, damals noch unter der Federführung des Gesangsvereins „MGV Harmonie“, schon 1911 statt.
Der südwestfälische Karneval ist für viele dort Lebende der Inbegriff von Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. In diesen gründeten sich eine Vielzahl von Gesellschaften und Vereinen, die sich der Förderung und dem Erhalt des karnevalistischen Brauchtums verschrieben haben. So zum Beispiel der Karnevalsverein Schönau-Altenwenden[2]. In Wenden-Schönau, einem Ort mit etwas mehr als 1.400 Seelen, versammeln sich alljährlich zu Rosenmontag über 10.000 Narren, um den dortigen Rosenmontagsumzug mitzuerleben. Neben dem Rosenmontagsumzug feiert dieser Verein seit nunmehr über 40 Jahren seinen Zeltkarneval und ist eine Karnevalshochburg im südlichsten Narrenzipfel Westfalens.
Eine sehr junge Tradition, Karneval zu feiern, gibt es auch seit 2004 in Paderborn.
Wachsenden Zuspruch und in Teilen durchaus lange Tradition hat auch der Karneval im Ruhrgebiet vor allem in Wattenscheid.
Nordwesten
Eine Woche früher, am Sonntag und dem Dammer Rosenmontag finden in der Stadt Damme im Landkreis Vechta die größten Karnevalsumzüge statt. Das im traditionell römisch-katholisch geprägten Oldenburger Münsterland liegende Damme besitzt im Gegensatz zu den meisten anderen norddeutschen Karnevalshochburgen eine lange Fastnachtstradition. Die Dammer Carnevalsgesellschaft wurde bereits 1614 gegründet. Im Jahr 2006 nahmen 250 Gruppen mit insgesamt über 9.000 Umzugsteilnehmer teil. Damit sind die Dammer Carnevalsumzüge unter diesem Gesichtspunkt die größten in Norddeutschland und gehören zu den größten in Gesamtdeutschland. Am Samstagabend und im Anschluss an die Umzüge wird die Feier in unzähligen Festzelten, Kneipen und eigens für den Carneval hergerichteten Lokalitäten (Tiefgaragen, umgewandelte Geschäfte etc.) in der Innenstadt fortgesetzt.
Der Braunschweiger Karnevalsumzug am Sonntag vor Rosenmontag gilt als einer der längsten Umzüge Norddeutschlands. Überdies zog er 2005 mehr als 250.000 Besucher an, 2006 waren es trotz schlechtem Wetter auch wieder gut 200.000 Besucher und fast 4.000 Teilnehmer (darunter 52 Musikzüge). 2010 waren es bei kaltem Wetter und Schnee jedoch nur rund 100.000 Besucher. Seit einiger Zeit wird versucht, dieses Karnevalstreiben historisch zu untermauern, indem eine Verbindung zum sogenannten Schoduvel hergestellt wird. Das mittelniederdeutsche Wort Schoduvel bedeutet soviel wie (ver-)scheuch’ den Teufel; dabei handelte es sich um eine mittelalterliche Form des Karnevals, die erstmals 1293 im Braunschweiger Stadtbuch erwähnt wurde. Eine seitdem durchgehende Karnevalstradition gab es in Braunschweig aber nicht.
Am Wochenende vor Rosenmontag findet der Faschingsumzug des „Fasching um den Ring“ in Ganderkesee statt. Heutzutage ziehen dabei mehr als 130 Festwagen, Fußgruppen und Musikzüge auf einer mittlerweile klassisch-historischen Wegstrecke durch Ganderkesee. Die Teilnehmerzahl liegt bei weit über 3.500 Menschen. Bei gutem Wetter werden Besucherzahlen bis 70.000 Menschen erreicht, 2010 bei Schneetreiben waren es nur 30.000.
Rund 50.000 Zuschauer besuchen den traditionellen „Ossensamstag“ – einen Karnevalsumzug am Samstag vor Rosenmontag in Osnabrück.
Am Samstag nach dem 11.11. wird der Karneval Hannover mit der Stürmung des Rathauses und mit der Proklamationsitzung mit dem Prinzenpaar eröffnet. In der Zeit von Januar bis Februar gibt es zahlreiche große Prunk- und Galaprunksitzungen der verschiedenen Hannoverschen Karnevalsvereine. Zwei Tage vor Rosenmontag gibt es einen Umzug. Rund 1.200 Karnevalisten aus Hannover und ganz Norddeutschland, mehr als 10 Kapellen und über 20 große und kleine Prunk- und Festwagen bilden einen über 2 Kilometer langen Zug. Der Umzug zieht vom Neuen Rathaus durch die Innenstadt zum Friedrichswall, wo anschließend eine "After-Zug-Party" stattfindet. Zum Karnevalsumzug Hannover finden sich jährlich etwa 50.000 Menschen ein. Am Rosenmontag zieht der "Kinderfaschingsumzug" durch den Stadtteil Linden. Beendet wird der Karneval am Aschermittwoch mit der Portemonaie-Wäsche am Maschsee.
In einigen norddeutschen Gemeinden, zwischen Hamburg und Lüneburg vor allem in den Dörfern Toppenstedt, Pattensen Hoopte und Stöckte, wird unter dem Begriff Faslam ein dem Karneval ähnlicher Brauch gefeiert, der allerdings nicht an den eigentlichen Karnevalstermin anknüpft. Höhepunkt des Faslam ist ein großer Festumzug mit vielen Fuß- und Wagengruppen, von denen Alkohol an die Zuschauer ausgeschenkt und Süßigkeiten verteilt wird. Durch die selbst finanzierten und selbst gestalteten Kostüme und Festwagen von den Fuß- und Wagengruppen entsteht ein ganz persönlicher Charme und Charakter der Festumzüge. Der Stöckter Umzug zieht jährlich mehrere zehntausend Besucher an und ist damit der größte Faslam-Umzug Norddeutschlands.
Im niederrheinischen Dülken eröffnen alljährlich zum 11. 11. die Mitglieder der Narrenakademie die Session mit einem Ritt um die Narrenmühle. Hierbei reiten sie auf Steckenpferden. Im Kreis Steinfurt in der alten Titularstadt Bevergern (heute Hörstel) wird seit 1599 die Fastnacht begangen. Aus einer Spende Bier von den beiden Bürgermeistern der Stadt an die Armen, entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert der Rosenmontagszug. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts findet der Umzug an Rosenmontag ab 10:11 Uhr statt; dazu kommen etwa 5.000 Zuschauer. Am Tag davor wird eine Karnevalszeitung verkauft, die in den 1920er Jahren erstmals gedruckt wurde. Am Veilchendienstag wird um 14:11 Uhr der Karnevalsgeck öffentlich verbrannt. Seit gut 20 Jahren ist das Fest des Weiberkarnevals integriert. Eine Woche vor Rosenmontag findet eine Prunksitzung statt. Der Karnevalsprinz wird am Totensonntag im November gewählt. Ihm zur Seite gibt es das Türkenmariechen, das den Namen vom ehemaligen Schimpfwort der Bevergerner hat. Der Prinz fährt am Rosenmontag auf einem Prinzenwagen, einer Freitreppe, durch den Ort. Der Wagen stammt aus Bonn, wo er bis 1953 benutzt wurde. Der Karnevalsverein heißt Karnevalsgemeinschaft Bevergern (KGB).
Auch in Bremen hat sich seit 1986 eine Karnevalstradition mit stetig steigenden Teilnehmerzahlen entwickelt. Die teilnehmenden Gruppen des Bremer Karneval sind – nicht nur, aber mehrheitlich – Samba-Gruppen, die zum Karnevalsumzug sowie zu eigenen Auftritten in Bremer Kneipen und Veranstaltungsorten aus ganz Deutschland und in den letzten Jahren auch zunehmend aus anderen Ländern anreisen. Daneben sind Gruppen von Maskenspielern und kostümierten Stelzenläufern zu sehen. Sowohl vom gesamten Erscheinungsbild als auch durch den Termin des Umzugs (am Samstag eine Woche vor dem Rosenmontagsumzug) setzt sich der Bremer Karneval vom rheinischen ab. Er ist eher von der südamerikanischen, aber auch von der schweizerischen Karnevalstradition beeinflusst. Der Umzug wird um 12 Uhr auf dem Marktplatz mit einem kleinen Theaterspiel eröffnet, von dort zieht er ins Steintorviertel, wo er meist in kleineren Samba-Sessions endet. Parallel zum Karnevalswochenende findet alle zwei Jahre die „Freinacht der Masken“ statt (zuletzt 2006), bei der die Bremer Wallanlagen mit Licht, Musik und märchenhaften Kulissen in eine Open-Air-Bühne für umherschweifende Gruppen von improvisierenden Maskenspielern verwandelt werden. Der Bremer Karneval wird veranstaltet von der „Initiative Bremer Karneval“. Diese bestimmt auch das jährlich wechselnde Karnevals-Motto (2008: „Delikatessen“, 2009: „ROT“), das von den teilnehmenden Gruppen mittels ihrer Kostüme in großer Variationsbreite interpretiert wird.
Daneben gibt es in einigen norddeutschen Dörfern wie Ostervesede bei Scheeßel, Riede im Landkreis Verden kleinere Karnevalsveranstaltungen.
Südwesten
Im südwestdeutschen Raum haben sich unter dem Begriff „Schwäbisch-alemannische Fastnacht“ Formen der mittelalterlichen Fastnacht erhalten, wie sie vor der Kölner Vereinsgründung bestanden. Im Gegensatz zum rheinischen Karneval beginnt die schwäbisch-alemannische Fastnacht nicht am 11. November, sondern am 6. Januar, dem Dreikönigsfest. Die ältesten Fastnachten findet man heute in Elzach, Konstanz, Oberndorf am Neckar, Rottweil, Schömberg, Überlingen und Villingen. In Aulendorf geht die Fasnet auf ein 1629 noch heute erhaltenes vom Grafen Eusebius Antonius von Königsegg- Aulendorf gewährtes Dekret zurück. Dort springen vor allem am Schmotzigen Donnerstag, am Fastnachtssonntag, -montag und am -dienstag mit Stoff- und Holzmasken maskierte Narren durch die Straßen ihrer Stadt. In Möhringen, das vor allem durch sein Schemengericht überregional bekannt ist, geht die Fasnacht schon ins Jahr 1350 zurück. die Narrenzunft wurde 1549 gegründet.
Die alten Kostüme und Traditionen der alemannischen Fasnet werden auch im Museen dokumentiert, so zum Beispiel im Narrenmuseum von Kenzingen, im Narrenschopf in Bad Dürrheim, im Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein oder im Deutschen Fastnachtmuseum.
Vor allem in bergigen Regionen weit verbreitet ist der Brauch des Scheibenschlagens. Brennende Holzscheiben fliegen mit ihrem Schweif durch den Nachthimmel und zeichnen gespenstische Lichter.
Jedoch ist nicht der ganze Südwesten Gebiet der alemannischen Fasnet. Teile des Saarlandes, die Pfalz und Nordbaden (hier vor allem Mannheim und Karlsruhe) feiern auch den rheinischen Karneval, der hier allerdings „Fas(t)nacht/Fasenacht“ genannt wird und in der Pfalz/Kurpfalz teilweise den Schlachtruf „Ahoi“ benutzt.
Saarwellingen, das als Fastnachtshochburg des Saarlandes gilt, kennt allerdings eine der alemannischen und weiteren Tradition verwandte Form der Fastnacht, hier (wie in weiten Teilen des Saarlandes) Faasend genannt. Das närrische Treiben beginnt am sogenannten Fetten Donnerstag bzw. Greesentag, dem Donnerstag vor Aschermittwoch. Die Männer tragen an diesem Tag die Kleidung ihrer Großmütter (daher das Wort Grees, das sich wohl von Greisin ableitet) und ziehen so durch die Stadt, um unerkannt unliebsamen Mitbürgern kleinere Streiche zu spielen. Höhepunkt ist am Abend die Erstürmung des Rathauses durch die Greesen und die Festnahme des Bürgermeisters, nach der ganz Saarwellingen bis zum Aschermittwoch in der Hand der 'alten Weiber' liegt. Der Ursprung dieses Brauches ist nicht geklärt; jedenfalls ist er urkundlich bereits im Jahre 1624 erwähnt. Den größten Rosenmontagsumzug des Saarlandes findet man in Neunkirchen (Saar), mit mehr als 100.000 Besuchern, was eine Verdopplung der Einwohnerzahl bedeutet.
In Mannheim/Ludwigshafen am Fastnachtssonntag und in Karlsruhe am Fastnachtsdienstag (nachgewiesen seit 1841) finden ebenfalls sehr große Umzüge statt. Auch wird dort zum Teil der sogenannte „politisch-literarische Sitzungskarneval“ gepflegt, der sich von der französischen Revolution ableitet und aus der Vormärzzeit stammt.
Seit etwa 40 Jahren haben sich vor allem im Raum Karlsruhe/Bruchsal die aus der Schweiz bekannten „Guggemusiken“ durchgesetzt.
In der Stadt Waghäusel (Kreis Karlsruhe) und der näheren Umgebung hat sich seit den frühen 1950er Jahren eine eigene Fasnacht (Fasänachd) entwickelt. Auch sie beginnt am 11. 11. und endet zum Aschermittwoch und der Fasnacht Verbrennung. Prachtvolle Kostüme sind hier fehl am Platz, denn hier haben rußige Gesichter und Kostüme aus der Altkleidersammlung Vorrang. Die Figuren dieser Fasänachd werden als „Schlabbä“ oder „Schlumbl“(Schlappen) bezeichnet; der Ausruf ist „Helau“. Speziell bei dieser in Waghäusel, Wiesental, Kirrlach, Oberhausen, Philippsburg, Huttenheim, Hambrücken und Kronau vorherrschenden Form spricht man von der keltisch-alemannischen und nicht von der oft genannten schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Es gibt daneben aber sowohl rheinische als auch schwäbisch-alemannische Einflüsse. Überregional bekannte Prunksitzungen der Karnevalsgesellschaften und auch mit dem „Kerrlocher Schell“ eine der ältesten Holzmaskenfiguren im Norden Badens machen die Region zu einer Fasnachtshochburg. Bekanntester Export Waghäusels sind die Kirrlacher Spraddl-Sänger, die es bis ins Fernsehen geschafft haben. Nicht zu vergessen wäre jedoch der in Wiesental angesiedelte „Freundeskreis Wissädalä Fasänachda 1995 e. V.“ (F.W.F.),[3] welcher schon Mitte der 1970er Jahre aktivitäten Verzeichnete und 1995 zum Verein wurde. Fort an entwickelte sich dieser Verein zum größten Fasnachtsverein der Umgebung und engagiert sich auch neben der Fasenacht noch in vielen anderen Dingen. 2007 konnte der „F.W.F-Chor“[4] (eine eigene Abteilung des Vereins) sein erstes großes Jubiläumskonzert nach 5-jährigem Bestehen feiern uns somit dem Verein nochmals zu mehr Popularität verhelfen. Inzwischen verbindet ein Großteil der umliegenden Orte Fasenacht mit dem F.W.F. und schätzt seine Arbeit. Weiter zu nennen sind neben der Kirrlacher Karnevalsgesellschaft KiKaGe ,[5] die mit ihrer alljährlichen Sammelaktion „Herz ist Trumpf“ am Fastnachtssamstag seit 1985 einen Gesamtbetrag von über 246835 Euro an verschiedene soziale Einrichtungen übergeben hat, noch die Kirrlacher Fastnachtsfreunde KiFa’s[6] mit ihrem einzigartigen Motivwagen.
Franken und Südthüringen
In Mainfranken hat sich eine dem rheinischen Karneval sehr ähnliche Faschingstradition etabliert. Der schon im 18. Jahrhundert dokumentierte Würzburger Faschingsumzug mit heute bis zu 200.000 Besuchern am Faschingssonntag ist der einzige große Faschingsumzug mit Prunkwagen, Motivwagen und Kamellenwerfen in Deutschland außerhalb des Rheinlandes (dementsprechend ausführliche Berichterstattung im Bayerischen Rundfunk). Der Heidingsfelder Umzug am Faschingsdienstag ist eine kleinere, volkstümlichere Version des Würzburger Umzugs. Einen ähnlichen Faschingszug gibt es am gleichen Tag in Schweinfurt[7]. Im Landkreis Main-Spessart ziehen am Faschingssonntag 60 bis 80 Gruppen und Motivwagen durch die Kreisstadt Karlstadt; das wesentlich kleinere Rieneck kommt am Fasenachtsdienstag auf etwa die gleiche Gruppenzahl und in der Spitze auf rund 10.000 Besucher, was die Einwohnerzahl um das 5fache übersteigt. Nicht zuletzt deshalb gilt das Spessartstädtchen als Faschingshochburg. Die meisten Orte in Mainfranken haben darüber hinaus eigene Karnevalsgesellschaften, die kleinere Umzüge in der Faschingszeit organisieren.
In Bierfranken gilt es die Faschingshochburgen Coburg, Lichtenfels (die Wiege der Fränkischen Faschingsbewegung), Nürnberg und Stadtsteinach (Stanicher Fasching) zu erwähnen. Ein weiterer Höhepunkt in der fränkischen Fastnacht sind die Prunksitzungen, die ebenfalls von den Karnevalsgesellschaften der einzelnen Gemeinden ausgerichtet werden. Die bekannteste fränkische Sitzung ist die „Fastnacht in Franken“ in Veitshöchheim, die vom Fastnacht-Verband Franken veranstaltet und ebenfalls vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wird.
In Uettingen hat sich eine Tradition entwickelt, bei der früher am Faschingsdienstag zwei konkurrierende Burschenschaften durch das Dorf zogen und die Geschehnisse des Jahres und Untaten der jeweils anderen Burschenschaft in Reimform teilweise hoch zu Pferd vortrugen. Heute wird beim jährlichen Faschingsumzug von der Uettinger Jugend eine Faschingszeitung verkauft, welche diese Tradition fortsetzt. Außerdem ist aus dem Süden die Welle der Faschingsbälle nach Würzburg geschwappt (siehe unten).
Wasungen an der Werra in Südthüringen ist eine der mitteldeutschen Karnevalshochburgen. In Wasungen ist der Karneval seit 1524 beurkundet und gilt als einer der ältesten Deutschlands. Zu jener Zeit, so ist einer alten Stadtrechnung zu entnehmen, fanden auf dem Marktplatz von Wasungen Fastnachtsspiele statt und der Bürgermeister spendierte den Mitwirkenden einen Eimer Bier. Der Höhepunkt der Karnevalssaison ist der Große Historische Festumzug, der am Samstag vor Aschermittwoch stattfindet. Der Wasunger Karneval hat eine Reihe von Eigenheiten, die ihn von den anderen Karnevalshochburgen unterscheidet: So gibt es kein Prinzenpaar, sondern nur einen Prinzen. Ihm zur Seite stehen zwei weibliche Pagen, der „Höpfer“ (Hüpfer) und sein närrisches Gefolge. Die Regentschaft des Prinzen beginnt am Karnevalssamstag unmittelbar vor dem Großen Historischen Festumzug, bei dem er erstmals „vor sein närrisches Volk tritt“, und endet am 11. 11. des darauf folgenden Jahres. Der Schlachtruf der Wasunger Narren lautet „Woesinge Ahoi“ (Wasungen Ahoi).
Außer in Wasungen gibt es im südlichen Thüringen (thüringische Rhön und Grabfeld) noch viele Karnevalsvereine. Eine Hochburg im Grabfeld ist Römhild. Hier wird seit 1928 nachweislich Karneval gefeiert wobei nach mündlichen Überlieferungen das Faschingstreiben bedeutend älter sein soll. In Römhild wird am 11. 11. die Saison eröffnet, wobei das aktuelle Prinzenpaar und das Motto der jeweiligen Kampagne vorgestellt wird. Etwa vier Wochenenden vor dem Rosenmontag beginnen in dem Grabfeldstädtchen dann die Prunksitzungen. Den krönenden Abschluss des Karnevals, findet dann an dem Wochenende vor dem Aschermittwoch also am Samstag, Sonntag und Rosenmontag mit Kostümbällen statt. Am Sonntag zieht sich um 13:30 Uhr der Große Festumzug durch Römhild, in dem sich viele Vereine des Grabfeldes (Behrungen, Berkach, Gleichamberg, Milz, Jüchsen, und Mendhausen) mit einbringen. Einen kleinen Umzug für die Kinder wird am Rosenmontag durchgeführt und am Aschermittwoch ist dann im Grabfeldstädtchen alles vorbei. Der Schlachtruf „Römmeld – Helau“.
In Jüchsen wird Lichtmeß (Karneval) gefeiert, wobei das markante Datum hier der Termin der Lichtmeß am 2. Februar ist. Schlachtruf „Lichtmeß – Ohe“.
Mendhausen hat einen Elfenrat in der sonst von Männern beherrschten Domäne.
Bayern
München:
Der Münchner Fasching hat eine eigene Tradition etabliert, die des Hallenfaschings mit Faschingsbällen. In München fehlen die andernorts üblichen Prunksitzungen. Dafür werden teilweise auch von Firmen und Schulen organisierte Faschingsbälle gefeiert. Die Münchner Faschingsbälle erinnern an die Kostümbälle vergangener Jahrhunderte in Ausschweifung und Ausstattung. Im Film „Kehraus“ wird dem Münchner Fasching in seiner Exzentrik und seinem Nihilismus ein Denkmal gesetzt.
Bis ins Jahr 1970 führte ein großer Faschingszug durch das Stadtzentrum. Nach der Errichtung der innerstädtischen Fußgängerzone im darauffolgenden Jahr, konnte dieser nicht mehr durchgeführt werden. Lediglich kleinere Umzüge, wie ein kleiner Kinderumzug in Schwabing oder der „Gaudiwurm“ der Feringa am letzten Faschingssonntag durch Unterföhring fanden statt. Erst im Jahr 2006 wurde die Tradition des Faschingsumzugs vom Verein „Die damischen Ritter“ wiederbelebt. Es wurde eine wenige hundert Meter nördlich der traditionellen Route liegende Wegstrecke zwischen dem Odeonsplatz und dem Stiglmaierplatz gewählt. Dabei beginnt die Aufstellung im Hofgarten der Residenz und endet mit dem Einzug in den Löwenbräukeller. Im ersten Jahr nach Wiedereinführung wurde ein Umzug mit 30 Wagen und 20.000 Zuschauern durchgeführt. Im darauffolgenden Jahr nahmen 60 Wagen und 30.000 Zuschauern an diesem Umzug teil. Bei der dritten Auflage 2008 nahmen 24 Wagen und 7.000 Zuschauer teil. Da der Umzug traditionell eine Woche vor dem Tulpensonntag stattfindet, fiel er in diesem Jahr auf den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, was verschiedentlich kritisiert wurde und zu einer geringeren Beteiligung führte. Im Jahr darauf ging es mit 34 Wagen und ca. 10.000 Zuschauern wieder bergauf.Dietfurt:
Der Dietfurter Chinesenfasching ist ein überregional bekanntes Faschingstreiben in Dietfurt an der Altmühl in Bayern.
Seit 1954 wird der Chinesenfasching in Dietfurt gefeiert und führt auf die für die Dietfurter teilweise im Volksmund gebräuchliche Bezeichnung „Chinesen“ zurück. Deren Ursprung ist unbekannt: Eine Legende besagt, dass die Dietfurter sich im späten Mittelalter hinter ihren Stadtmauern verschanzt hätten, als der bischöfliche Steuereintreiber aus Eichstätt kam. Dieser berichtete umgehend beim Bischof von Eichstätt, dass die Dietfurter sich hinter ihrer großen Mauer versteckten und es daher wie die Chinesen täten. In einem Kalenderblatt des Jahres 1860 werden die Dietfurter ebenfalls als Chinesen bezeichnet, in einem wissenschaftlichen Artikel im Eichstätter Pastoralblatt wird das Gebiet um Dietfurt 1869 als Chinesenviertel angegeben. Der Faschingsumzug findet am Unsinnigen Donnerstag (Weiberfasching) statt. Es nehmen ca. 50 Gruppen am Faschingszug teil und ca. 20.000–30.000 Zuschauer. Danach Faschingstreiben in der Stadt bis zum nächsten Tag
Sachsen
Mit dem Wegfall des Aschermittwoch nach der Reformation im 16. Jahrhundert starb die Fastnachtstradition in Sachsen in manchen Landesteilen aus.
Erhalten blieb sie z. B. in Wittichenau (sorbisch: Kulow), wo eine 300-jährige Karnevalstradition nachweisbar ist. Auch in der südlichen Oberlausitz (Südost-Sachsen), hat sich eine archaische Form des Karnevals erhalten, das Lichten gehen. Dabei werden, ähnlich wie bei der Basler Fasnacht, der Körper unkenntlich verhüllt und das Gesicht mit einer Larve bedeckt. Schweigend zieht eine Gruppe derart vermummter Lichtengänger zu einem Gastgeber, der zuvor durch eine anonyme Mitteilung über den Besuch informiert wurde und der die Gruppe nun zu bewirten hat. Er muss erraten, wer sich jeweils hinter der Verkleidung verbirgt. Um sich dies zu erleichtern, wird traditionell die Stube sehr gut beheizt, damit die Lichtengänger möglichst freiwillig Kleidungsstücke ablegen.
Ansonsten lehnt sich der Karneval in Sachsen – mangels eigener Wurzeln – stark an rheinische Vorbilder an. Sachsens Karnevalshochburg ist Radeburg. Hier findet alljährlich seit 1958 am Sonntag vor Rosenmontag Sachsens größter Straßenumzug mit bis zu 120 Umzugsgruppen und über 3.000 Teilnehmern statt, zu dem oft 50.000 und mehr Besucher kommen (Radeburgs Kernstadt hat 5.000 Einwohner). Der Karneval beginnt am 11. 11. mit der Übernahme des Rathausschlüssels durch den Elferrat. Bis Aschermittwoch regiert ein Prinzenpaar das närrische Volk. Zu den tollen Tagen wird der Marktplatz überdacht. Tausende Narren feiern hier. Der Schlachtruf der Radeburger ist „Ra-Bu!“
Bemerkenswert ist auch der Ski- und Eisfasching in Geising, ein Spektakel, das jährlich am Sonntag vor Rosenmontag Tausende ins Erzgebirge lockt. Ein Markenzeichen des Geisinger Faschings war das Faschingsspringen von der Schanze, welche jedoch leider abgerissen wurde. In schneereichen Jahren säumten unzählige Schnee- und Eisfiguren die Straßen. Aufgrund des immer wieder fehlenden Schnees formte sich der Schlachtruf „Pitsche, Patsche Nass, Nass, Nass“. Zum Rosenmontagsball besuchen sie den befreundeten Karnevalsverein in Fürstenwalde. Im ehemaligen Weißeritzkreis (Altkreis Freital) gibt es einen einmaligen Zusammenhalt von 14 Karnevalsvereinen, welche alle zwei Jahre einen Karnevalsumzug durchführen. Außerdem wird jedes Jahr eine Saalrundfahrt durchgeführt, das heißt es werden alle 14 Säle angefahren und begutachtet. Im alten Weisseritzkreis wird in Freital, Pesterwitz, Wurgwitz, Somsdorf, Rabenau, Kleinopitz, Bannewitz, Possendorf, Goppeln, Mohorn, Kesselsdorf, Wilsdruff, Kurort Hartha und Tharandt der Fasching gefeiert.
Eine Besonderheit des Faschings, der Leipziger Studentenfasching, hat sich in der Universitätsstadt Leipzig entwickelt. Einer der ältesten Faschingsvereine deutschlandweit ist der Ba-Hu-Fasching, an der HTWK-Leipzig, welcher am 11. November 2009 seine 56. Saison feiert. Ebenso in Leipzig ist der Rosensonntagsumszug beheimatet.
Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Berlin
Sachsen-Anhalts Hochburgen im Straßenkarneval sind Köthen und Dessau-Roßlau. In Köthen schafft es die 1. Köthener Karnevalsgesellschaft 1954 e. V. (besser bekannt als KUKAKÖ) jeden Rosenmontag bis zu 180 Umzugsgruppen ca. 5000 Beteiligte und ca. 60000 Zuschauer auf die Straßen Köthens zu bringen. Der Karneval Landesverband Sachsen-Anhalt hat 192 Mitgliedsvereine mit ca. 16000 Mitgliedern.
Schwerpunkt des Karnevals in Brandenburg sind unter anderem Cottbus mit dem größten ostdeutschen Karnevalsumzug und Fehrbellin, in Eberswalde wird parallel Fasching und Karneval gefeiert (Eberswalder Faschingstage). Nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin wurde auch dort der Karnevalsumzug wieder eingeführt („Berlin, heijo!“), und ist mit bis zu einer Million Besucher neben dem Kölner Rosenmontagsumzug der größte in Deutschland.
Österreich
In Österreich wird der Fasching in Form von Gschnasen und Umzügen gefeiert, vielerorts gibt es Faschingssitzungen. Eine der größten und bekanntesten findet sicher in Villach (vgl. Villacher Fasching) statt.
Außerdem ist die Faschingszeit auch Ballzeit. In den letzten Wochen des Faschings kann man in Wien fast jeden Tag auf einen Ball gehen, die häufig von Universitätsinstituten, Studentenvereinigungen oder auch Tanzschulen veranstaltet werden. Das gesellschaftlich bedeutendste Ereignis ist der Wiener Opernball, der Prominenz aller Seriositätsgrade anzieht.
In Tirol (z. B. Fiss, Imst, Umhausen, Telfs oder Nassereith) wird alle drei bis fünf Jahre einer der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ähnelnden Fastnacht gefeiert. Im steirischen Bad Aussee findet jedes Jahr ein Umzug von Figuren statt, deren Kostüme stark an jene der Commedia dell'Arte erinnern. Weiters ist der Fetzenfasching in Ebensee, Oberösterreich weithin bekannt.
Schweiz
In der Schweiz haben sich verschiedene zum Teil sehr unterschiedliche Fasnachtskulturen gebildet
Zentralschweiz
In der Zentralschweiz, umgangssprachlich auch Innerschweiz genannt, sind Luzern und Stans die unbestrittenen Fasnachtshochburgen. Während der „rüüdige Lozärner Fasnacht“ strömen Tausende von Leuten in die Altstadt. Nicht verkleidete Personen fallen hier negativ auf.
Der Beginn der Luzerner Fasnacht ist der „Urknall“ am „Schmotzigen Donnerstag“, bei dem mehrere Pakete mit zerschnittenen Telefonbüchern hoch über den Köpfen der Anwesenden explodieren. Während dieses Papierregens schreiten die verschiedenen „Guuggenmusige“ vom Vierwaldstättersee her kommend in die Altstadt ein. Zur gleichen Zeit legt der Nauen der „Zunft zu Safran“ mit dem Bruder Fritschi an Bord, am Luzerner Seeufer an. Ebenfalls Bestandteil des Urknalls ist die „Orangenschlacht“, bei der mehrere Kisten mit Orangen an die Anwesenden verteilt werden.
Am Donnerstag und am Montag findet ein großer Fasnachtsumzug statt. Am Dienstagabend erreicht die Fasnacht in Luzern ihren letzten Höhepunkt mit dem Monstercorso, bei dem über 100 Guggenmusigen durch die Altstadt ziehen.
Eine weitere Fasnacht-Hochburg ist Einsiedeln. Der „Sühudiumzug“ findet am Güdelmontag statt. Unter Sühudi werden groteske Gestalten, in denen sich der Volkshumor derb und drastisch austobt, oft von übermütigen Komik, oft als Schreckfiguren. Sie tragen „rüüdige“ Larven, schauerliche, selbstgefertigte Gesichtsmasken voller Warzen, Beulen und Geschwüre wie Aussätzige, mit riegen Kinn- und Nasenbildungen. Das Brotauswerfen am Fasnachtsdienstag hat seinen Ursprung im 17. Jahrhundert. Die Maskengruppe Johee, Mummerie und Hörelibajass wirft von einer Holzbühne zwei Tonnen Brot in die Volksmenge. Dem Brotauswerfen soll der Gedanke des Almosengebens zugrunde liegen.
Großer Popularität erfreut sich die Fasnacht auch in der March, wo am 6. Januar jeweils mit dem Dreikönigseinschellen die 5. Jahreszeit eingeläutet wird. Zahlreiche jüngere und ältere Maskenvereine sind in der March beheimatet. Im Mittelpunkt steht der Rölli, der in der Regel im verein mit Fossli und Dominos auftritt. Diese Butzi lassen sich geschichtlich etwa 150 Jahre nachweisen und treten vor allem in Siebnen, Lachen, Reichenburg, Altendorf und Wangen auf. Außerhalb dem Bezirk March gibt es einen Rölli-Club in Freienbach.
Im inneren Teil von Schwyz – vor allem im Hauptort Schwyz, aber auch in Brunnen-Ingenbohl, Steinen und Ibach – sind die Nüssler anzutreffen, die zum Klang von Trommeln den Narrentanz aufführen. Die Nüssler verteilten früher Nüsse, heute Orangen und Süßigkeiten. Ihren Ursprung dürften sie in Italien haben.
Nordwestschweiz
In der Nordwestschweiz nimmt die Stadt Basel eine zentrale Rolle ein, die mit der Basler Fasnacht eine völlig andere Fasnachtskultur präsentiert. Fasnachtstermin ist später als sonst üblich, nämlich von Montag 4 Uhr bis Donnerstag 4 Uhr nach Invocavit. Mit Schnitzelbänken wird eine politische Rückschau auf das letzte Jahr gehalten, an der jeweils auch das „verfeindete“ Zürich seinen Anteil bekommt.
Die Fasnacht im protestantischen Basel findet traditionsgemäß immer eine Woche nach der katholischen Fasnacht statt. Außer den Kindern sind die Zuschauer nicht maskiert.In Liestal findet am Sonntag vor dem Basler Fasnachtsbeginn am Nachmittag der zweitgrößte Fasnachtsumzug der Nordwestschweiz statt. Am Abend werden beim „Chienbäse-Umzug“ 40–80 Kilogramm schwere Fackeln und Wagen mit bis zu zehn Meter hohen Flammen durch die Altstadt getragen beziehungsweise gefahren. Auch mehrere weitere Gemeinden kennen Feuerbräuche, wenn auch deutlich weniger spektakuläre (Fasnachtsfeuer in Wittnau, Redli- oder Scheibenschlagen in vielen Dörfern). In den meisten größeren Gemeinden des Baselbiets finden ebenfalls Fasnachtsumzüge statt, in den ursprünglich reformierten Gebieten des Oberbaselbiets zeitgleich mit der Liestaler Fasnacht, in den ursprünglich katholischen Gebieten des Unterbaselbiets eine Woche früher. Im Fricktal (Kanton Aargau) findet ebenfalls Fasnacht statt (eine Woche vor der Basler Fasnacht), die Fasnachtsbräuche unterscheiden sich jedoch erheblich von jenen der übrigen Nordwestschweiz.
Aargau
Im Aargau haben sich viele regional sehr spezifische Bräuche halten können. Das Verbrennen des „Füdlibürgers“ in Baden oder das „Chlaus Chlöpfen“ sind Zeugen von starker regionaler Identität bei den Bräuchen. In vielen katholischen Gemeinden finden Maskenbälle statt. Besonders im Freiamt finden in der Fasnachtszeit zahlreiche und gut besuchte Anlässe dieser Art statt. Scheinbar unabhängig von allgemeinen Trends verschwinden in einigen Dörfern Fasnachtsanlässe gänzlich während sie in anderen Gemeinden wieder neu aufblühen.
Espace Mittelland
Die erste Fasnacht im Jahr findet in Büren an der Aare im Kanton Bern statt. Das sogenannte „Büre Nöijohr“, soll als Entschädigung für die wirtschaftlichen Ausfälle zugebilligt worden sein, die die Aufhebung der mittelalterlichen Marienverehrung in der Wallfahrtskirche von Oberbüren-Chilchmatt zur Folge hatte.
Bekannt sind weiterhin die Chesslete im katholischen Solothurn.
Auch im reformierten Bern hat sich seit den frühen 1980er Jahren wieder eine Berner Fasnacht etabliert.
Eine im Verhältnis zur Stadt große Fasnacht gibt es auch in Langenthal. Sie kann bis ins Jahr 1864 zurückverfolgt werden und ist außer während den Kriegsjahren immer präsent gewesen. Die Langenthaler Fasnacht beginnt jeweils am Freitag und endet am Dienstag, jeweils 6 Wochen vor Ostern. Langenthal zählt rund 1600 aktive Fasnächtler, 20 Guggenmusiken, 10 Schnitzelbänke und 20'000 Zuschauer am Umzug. Zusätzlich findet seit 1993 jedes 3. Oktoberwochenende der Fasnachtsmarkt[8] mit 160 Ständen und rund 10'000 Besuchern statt. Verantwortlich für die Durchführung ist die Langenthaler Fasnachtsgesellschaft.[9]
Die Bieler Fasnacht hat wie die anderen Fasnachtshochburgen der Schweiz eine große Tradition. Die heutige Faschingszunft wurde 1896 aus mehreren Zünften gegründet. Die Guggen, Schnitzelbänkler und Wagenbauer verzaubern die Stadt Biel während 5 Tagen. Die Bieler Fasnacht startet am Mittwoch vor der Basler Fasnacht und endet mit dem Narrenkongress.
Ostschweiz
In der in der Ostschweiz gelegenen Stadt Altstätten finden Veranstaltungen statt, welche mit den Röllelibutzen einhergehen und vom Schmotzigen Donnerstag bis zum Fasnachts-Dienstag dauern. Tausende von Zuschauern säumen jeweils beim Nachtumzug (Tschätteriumzug am Samstag) und dem großen Brauchtumsumzug (am Sonntagnachmittag) die Straßen des Rheintaler Marktstädtchens.
Mit ihren prächtigen Kopfputz aus Strass, Blumen, Federn und farbigen Bändern ergeben die Röllelibutzen in Altstätten ein imposantes, farbenfrohes Bild, das entfernt an die schönen Perchten im Tirol oder an die Urnäscher Silvesterchläuse erinnert.
Das Erscheinungsbild der Röllelibutzen mutet modern an, das Springen und Hüpfen, das Betätigen der großen Wasserspritze gegen die Zuschauer und der mit vielen Rollen besetzte Ledergürtel, weisen aber auf die uralte Tradition hin, welche bis in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Die Röllelibutzen prägen das Fasnachtsgeschehen in Altstätten nicht nur bei ihrem Umzügen, sondern auch durch die Polonaise, die jeweils im Anschluss an die Umzüge und abends bei bengalischer Beleuchtung wiederholt wird.
Die Röllelibutzen zählen zu den schönsten Brauchtumsgruppen der ganzen Schweiz. Der traditionelle Maskenverein verhilft dem schmucken Städtchen im St.Galler Rheintal zu einer eigentlichen Fasnachtshochburg, denn im Schlepptau der Röllelibutzen treten auch Einscheller, Hexen, Blaternbutzen und zahlreiche Guggenmusiken an.
Zürich
In der stark von Zwingli geprägten Stadt Zürich existiert (wie in den meisten protestantischen Gebieten) keine wirkliche Fasnachtskultur, die Obrigkeit verbot die Fastnacht bereits kurz nach der Reformation. Trotzdem versucht jedes Jahr eine kleine Gruppe, das „Gässle“ und das damit verbundene Besuchen von Restaurants mit der Guggenmusik zu pflegen, werden aber sowohl von den Passanten wie von den Restaurantbesitzer selten mit Wohlwollen empfangen.
Liechtenstein
Liechtenstein als ganzes kann als Fasnachtshochburg der Region bezeichnet werden. Fasnachthochburg innerhalb Liechtenstein ist die Gemeinde Schaan.
Das Monsterkonzert am Fasnachtssamstag, der größte Fasnachtsumzug der Region am Fasnachtssonntag, die Beizenfasnacht sowie diverse Guggamusiken aus dem In- und Ausland machen Schaan zum Treffpunkt der Narren. (siehe auch: Fasnacht in Liechtenstein)
Belgien
Wieder anders ist es in Belgien, wo Ostende, Aalst, Halle, und Binche Hochburgen des Karnevals sind. In Binche tanzen alljährlich die nur durch Männer in Schellenkostümen dargestellten „Gilles“ durch die Stadt. Während ihres Tanzes schwingen sie den „Ramon“, einem zepterartigen, symbolischen Besen. Der Karneval in Binche ähnelt der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und zählt seit 2003 zur Liste der „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Welterbes“ der UNESCO. In Maaseik und Kinrooi feiert mann ein rheinischer Karneval. Die umzug gibt es aber mit Halfvasten, halbwegs der Fastenzeit.
Im Osten Belgiens, wird in den neun Gemeinden der deutschsprachigen Gemeinschaft ein typischer rheinischer Karneval mit Weiberfastnacht und Rosenmontagszug gefeiert. In den benachbarten Orten gibt es unterschiedliche Formen des Karnevals, so in Malmedy den „Cwarmé“, in Welkenraedt und Stavelot wird zu Mitfasten auf unterschiedliche Art Karneval gefeiert, teilweise mit eigenem Umzug.
Dänemark
Jedes Jahr im Mai findet in Aalborg das größte nordeuropäische Karnevalsfest, Karneval i Aalborg, statt. Rund 100.000 Besucher werden jedes Jahr erwartet.
England
In Ashbourne (England) ist das Shrovetide-Fußballspiel ein Bestandteil der 5. Jahreszeit.
Finnland
Vappu ist in Finnland das Fest des Frühlings, der Studenten und der Arbeiter. Vappu ist ein gesetzlicher Feiertag. Der Termin und die damit verbundenen jahrhundertealten Traditionen stehen in der Tradition der Walpurgisnacht. Seine politische Bedeutung entspricht dem deutschen Maifeiertag. Dieser Feiertag ist, durch seine Volksfeststimmung am 30. April/1. Mai jeden Jahres und nicht aufgrund der von Verkleidungen (die Overalls der Studenten können auf Außenstehende zwar wie Verkleidungen wirken, sind dies jedoch nicht, sondern gehören in Finnland normal zum studentischen Leben), mit Fasching vergleichbar.
Vappu wird in Finnland seit dem Mittelalter gefeiert und hat sich darüber hinaus seit 1870 zu einem großen Fest der Studenten entwickelt, von denen er besonders intensiv begangen wird. Finnische Studenten brachten diesen Brauch erstmals 1865 von der Universität Lund in Schweden nach Finnland. Seit den 1980er Jahren hat es sich auch eingebürgert, dass die Vertreter aller Parteien große politische Reden halten.
An Laskiainen (Faschingsdienstag) gibt es in Helsinki den Brauch, dass sich am Nachmittag die Studenten der Universitäten und Fachhochschulen der Umgebung im Stadtpark Kaivopuisto zum Rodeln und Schlittenfahren treffen. Dabei werden besonders von Studenten der Technischen Hochschule recht aufwändige selbstkonstruierte Gefährte benutzt.
Italien
In Italien wird Karneval sehr verschieden gefeiert. Neben dem sehr grazilen und ruhigen Karneval in Venedig gibt es auch ausgesprochen rüde Bräuche wie etwa in Ivrea bei Turin mit einer Orangenschlacht, bei der 2005 rund 360 Tonnen Orangen umhergeworfen und dabei 164 Personen verletzt wurden. Der Ritus soll ins Mittelalter zurückgehen, als mit Bohnen als Wurfgeschosse ein Feudalherr aus dem Ort vertrieben worden sei. Berühmt in Italien ist der Karneval und Umzug in Putignano (Apulien). Weitere bekannte Orte sind Acireale (Sizilien), Sciacca (Sizilien), Viareggio (Toskana), Fano (Marken) und Cento (Emilia-Romagna)
In Italien isst man zum Karneval viele typische Süßigkeiten: „Chiacchere“, „Gocce d'oro“ und „Tortelli“. Es gibt sogar schulfrei, Karnevalsferien. Der berühmte Karneval in Venedig, der heute Touristen aus aller Welt anlockt, wurde erst auf Initiative des venezianischen Fremdenverkehrsvereins geschaffen. Er dauert zehn Tage, beginnt am Wochenende vor dem „normalen“ Karneval und endet am Aschermittwoch. Jedes Jahr findet er unter einem bestimmten Motto statt.
Kroatien
Die größten Hochburgen für Karnevalsveranstaltungen in Kroatien befinden sich in Rijeka, Opatija, sowie in Samobor im Nordwesten des Landes. Am Faschingssonntag findet in Rijeka der traditionelle Umzug statt, bei dem etwa 10.000 Umzugsteilnehmer und etwa 150.000 Besucher aus aller Welt kommen.
Luxemburg
In Luxemburg wird Karneval traditionell zwischen Altweibertag und Aschermittwoch gefeiert. In den letzten Jahren hat jedoch der Trend zugenommen, dass es über Aschermittwoch hinaus noch Veranstaltungen gibt, so etwa in Wasserbillig am ersten Sonntag im Frühling. Das kommt daher, dass das Fest seine religiösen Wurzeln mehr und mehr verliert. Als Hochburg des luxemburgischen Karnevals gilt die Stadt Diekirch und deren Umgebung, wo es die meisten Veranstaltungen gibt. Die Cavalcade in Diekirch selbst ist der bekannteste Karnevalsumzug Luxemburgs. Weitere Städte mit größeren Karnevalsumzügen sind Remich, Schifflange, Petange und Wasserbillig.
Niederlande
Die niederländischen Hochburgen des Karnevals sind Maastricht, Venlo, Den Bosch, Breda und Bergen op Zoom. Wobei die Stadt Venlo die größte Hochburg in den Niederlanden ist. Hier ist jedes Jahr „de boetegewoene boetezitting“ op de Parade mit jeweils 150.000 Besuchern und Live-Fernsehübertragung. Und dann gibt es noch „de Zoepkoel“ mit zirka 30.000 Besuchern (alles an Karnevalssamstag) (jedoch nicht mehr in der Zoepkoel). Darüber hinaus gibt es auch Karnevals im brasilianischen Stil auf den niederländischen Karibikinseln Aruba (seit 1954) und auf Curacao.
Russland
Eine eigene dem Karneval verwandte Tradition hat in Russland das Fest der Masleniza (dt. ‚Butterwoche‘). Eine Hochburg der Masleniza ist Moskau mit zahlreichen Feierlichkeiten, die auch in touristischen Programmen angeboten werden. Sie liegt ebenfalls vor dem Beginn der Fastenzeit, jedoch berechnet nach dem orthodoxen Ostertermin.
Spanien
Der Karneval von Santa Cruz de Tenerife[10] ist einer der größten Karnevals der Welt. Prachtvolle Umzüge und große Feste prägen drei Wochen lang das Bild der Inselhauptstadt Santa Cruz. Höhepunkt ist der große Umzug am Faschingsdienstag an dem sämtliche Gruppen, alle Königinnen sowie alle prämierten Prachtwagen über drei Stunden defilieren. Abschluss der Festivitäten ist das Verbrennen einer Pappsardine am Aschermittwoch und symbolisiert den Übergang von den närrischen Tagen zum Alltagsleben. Im Gegensatz zu Deutschland geht es in Santa Cruz dann noch weiter bis zum 1. März und anschließend in weiteren Orten auf Teneriffa. So z. B. am 12. und 13. März in Abades, vom 6. - 16. März in Los Cristianos, und zieht sich bis zwei Wochen vor Ostern über die ganze Insel hin.
Auf dem spanischen Festland ist Cádiz eine Karnevalshochburg.
Südamerika
Eine ganz eigenständige, bemerkenswerte Vitalität entwickelte der Karneval auch in Lateinamerika.
Argentinien
In Argentinien gibt es karnevalsähnliche Umzüge bereits Ende Oktober. Jugendliche bauen wochenlang Umzugswagen, das geschieht teilweise in der Schulzeit. Als Karnevalshochburgen gelten von allen die Provinzen Entre Ríos, Corrientes und Jujuy. Die ersteren beiden orientieren sich mit den Murgas, corsos und comparsas, Musikgruppen afro-amerikanischen Ursprungs, am brasilianischen Karneval, während der Karneval von Jujuy auf eine Mischung christlicher und traditioneller, präkolumbianischer Traditionen (Pachamama-Verehrung) zurückgeht und ein völlig anderes Gepräge hat.
Die bekanntesten Hochburgen sind Gualeguaychú in Entre Ríos, die Stadt Corrientes selbst und in Jujuy die Hochlandstädte Humahuaca und Tilcara.
Auch in den Großstädten, z. B. Buenos Aires und Córdoba, wird ein volkstümlicher Sommerkarneval mit riesigen Spray- und Wasserschlachten gefeiert, der sich aber nur in Details von denen der Hochburgen unterscheidet.
Brasilien
Als die 3 großen Karnevalshochburgen gelten die Städte Rio de Janeiro, Salvador da Bahia und Olinda-Recife. Die weltweit größte Berühmtheit hat der von Rio erlangt, der jedes Jahr hunderttausende Besucher aus Brasilien und dem Ausland anlockt. Der größte Karneval Brasiliens und somit auch der ganzen Welt ist jedoch der in Salvador.
Kolumbien
Der Karneval von Barranquilla ist Teil des Meisterwerkes des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit der UNESCO.
Mexiko
Die ersten Karnevalsumzüge in Mexiko fanden im Jahre 1898 statt. Die größte Veranstaltung gibt es in Mazatlán. Man wählt für die Karnevalstage eine „Miss Karneval“, ein „Kinderprinzenpaar“ und einen „Rey de Alegría“ einen „König der Freude“. Krönender Abschluss der Straßenumzüge ist ein gewaltiges Feuerwerk.
Peru
Die peruanische Hochburg des Karnevals in Cajamarca im Norden.[11]
Uruguay
In abgewandelter Form finden sich Murgas auch in Uruguay, genannt Llamadas.[12]
Karibik
Neben Brasilien sind die wichtigste Hochburg der Karnevals in Südamerika die Länder rund um die Karibik. In der Dominikanischen Republik ist jener der Stadt La Vega am bekanntesten, weitere Höhepunkte sind noch in Trinidad-Tobago, Saint Lucia und den Bahamas zu finden.
Afrika
In Südafrika wird der Karneval meist im dortigen Winter vor allem in den deutschsprachigen Gemeinden gefeiert. Der größte ist der „Matieka“ in Stellenbosch. Organisiert wird er von Studenten.
In Namibia gibt es sechs verschiedene Karnevals über das Jahr verteilt.
Einzelnachweise
- ↑ Karneval in Rietberg
- ↑ Webpräsenz des Karnevalsverein Schönau-Altenwenden
- ↑ sauwagen.de (F.W.F.)
- ↑ fwf-chor.de
- ↑ kikage.de
- ↑ kifas.com
- ↑ eskage.org
- ↑ fasnachtsmarkt.ch
- ↑ Langenthaler Fasnachtsgesellschaft
- ↑ Carnaval de Santa Cruz de Tenerife in der spanischsprachigen Wikipedia
- ↑ Infos zum Karneval in Cajamarca
- ↑ Desfile de Llamadas in der spanischsprachigen Wikipedia
Kategorien:- Karneval
- Karneval nach Region
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