Gernsheim

Gernsheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Gernsheim
Gernsheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gernsheim hervorgehoben
49.768.495833333333389
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Groß-Gerau
Höhe: 89 m ü. NN
Fläche: 40,11 km²
Einwohner:

9.744 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 243 Einwohner je km²
Postleitzahl: 64579
Vorwahl: 06258
Kfz-Kennzeichen: GG
Gemeindeschlüssel: 06 4 33 004
Adresse der
Stadtverwaltung:
Stadthausplatz 1
64579 Gernsheim
Webpräsenz: www.gernsheim.de
Bürgermeister: Peter Burger (CDU)
Lage der Stadt Gernsheim im Landkreis Groß-Gerau
Ginsheim-Gustavsburg Bischofsheim (Mainspitze) Rüsselsheim Raunheim Kelsterbach Trebur Nauheim Mörfelden-Walldorf Riedstadt Groß-Gerau Büttelborn Stockstadt am Rhein Biebesheim am Rhein Gernsheim Wiesbaden Main-Taunus-Kreis Frankfurt am Main Rheinland-Pfalz Kreis Bergstraße Landkreis Offenbach Darmstadt Landkreis Darmstadt-DieburgKarte
Über dieses Bild

Gernsheim ist eine Stadt im hessischen Kreis Groß-Gerau und liegt am Rhein. Als Zusatz trägt Gernsheim den Namenstitel „Schöfferstadt“, der ihr 2003 vom Hessischen Innenministerium verliehen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Ried bei Gernsheim

Geographische Lage

Gernsheim liegt südwestlich der Stadt Darmstadt, direkt am östlichen Rheinufer, südlich des Altrheins bei Stockstadt am Rhein im Rhein-Main-Gebiet. Landschaftlich zählt es zum Hessischen Ried.

Nachbargemeinden

Gernsheim grenzt im Norden an die Gemeinde Biebesheim und die Stadt Riedstadt (alle Landkreis Groß-Gerau), im Osten an die Stadt Pfungstadt und die Gemeinden Bickenbach und Alsbach-Hähnlein (alle Landkreis Darmstadt-Dieburg), im Süden an die Stadt Bensheim und die Gemeinden Einhausen und Groß-Rohrheim (alle Kreis Bergstraße), sowie im Westen an die Gemeinde Hamm am Rhein (Landkreis Alzey-Worms).

Stadtgliederung

Gernsheim besteht aus den Stadtteilen Allmendfeld, Gernsheim und Klein-Rohrheim.

Geschichte

Römischer Säulenstumpf (1. Jh. n. Chr.)

Vorläufer der heutigen Stadt Gernsheim war ein römisches Kastell aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Ein 1972 in der Siegfriedstraße ausgegrabener Säulenstumpf stammt noch aus dieser Zeit. Das Kastell wurde spätestens im 3. Jahrhundert verlassen, als die Römer das rechte Rheinufer aufgaben.

Nach der Völkerwanderung wurde Gernsheim ein fränkischer Königshof (Ersterwähnung 852 in einer Urkunde Ludwig des Deutschen). 908 gelangte dieser in den Besitz des Klosters Lorsch (Erwähnung im Lorscher Codex) und 1232 unter die Herrschaft von Kurmainz, die bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 währte. So erklärt es sich, dass das Mainzer Rad heute im Wappen erscheint. Stadtrecht bekam Gernsheim 1356 mit einer Urkunde Karls IV.; es wurde befestigt und erhielt ein Wasserschloss als kurfürstliche Residenz.

Das Peter Schöffer-Denkmal

Um 1425 wurde Peter Schöffer, Mitarbeiter Johannes Gutenbergs bei der Erfindung des Buchdrucks, in Gernsheim geboren. Die Stadt Gernsheim, die ihm 1836 auf dem heute nach ihm benannten Platz ein steinernes Denkmal setzte (gehauen von Johann Baptist Scholl aus Darmstadt), feiert den 1503 in Mainz verstorbenen Drucker als größten Sohn der Stadt und nennt sich heute offiziell Schöfferstadt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gernsheim durch die Schweden geplündert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde es durch die Truppen Generals Ezéchiel de Mélac 1689 in Brand gesetzt.

1803 kam Gernsheim im Zuge der Zerschlagung des kurfürstlichen Territoriums der Mainzer Erzbischöfe zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (ab 1815 Großherzogtum Hessen). Im 19. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung geschleift, die Vorstadt erweitert, die Stadt an die Rheinschifffahrt und eine Eisenbahnlinie angeschlossen, und erste Industrieanlagen entstanden.

Am 26. März 1945 wurde Gernsheim bei einem amerikanischen Artillerie-Angriff zu 40 % zerstört.

Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren ging rasch vonstatten, und Gernsheim nahm eine große Zahl von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf, deren Nachfahren heute noch im Städtischen Museum eine "Ostdeutsche Heimatstube" unterhalten.

Eingemeindungen

Politik

Gernsheimer Stadthaus
Stadthalle (1997)

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften  %
2011
Sitze
2011
 %
2006
Sitze
2006
Kommunalwahl 2011
 %
60
50
40
30
20
10
0
42,3%
28,9%
18,1%
6,8%
4,0%
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-11,9%
+3,1%
+10,7%
-0,1%
-1,7%
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 42,3 13 54,2 17
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 28,9 9 25,8 8
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 18,1 6 7,4 2
FWG Freie Wählergemeinschaft e.V. 6,8 2 6,9 2
FDP Freie Demokratische Partei 4,0 1 5,7 2
Gesamt 100 31 100 31
Wahlbeteiligung in % 44,0 44,8

Partnerstädte

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Barockkirche St. Maria Magdalena (18. Jh.)
Spätgotische Wallfahrtskirche Maria Einsiedel

Die Bausubstanz des Ortskerns ist heterogen, was sich durch die Kriegszerstörungen erklärt; es dominiert Putz mit Flachdächern. Einzelne historische Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert haben sich in der Magdalenenstraße und in den benachbarten Straßenzügen erhalten, beispielsweise das Haus Zur Krone (Nr. 37) mit entsprechendem Emblem und Inschrift, der Komplex Nr. 64-68 sowie ein Langbau am Peter-Schöffer-Platz (1711) mit Torbogen von 1560 und Sonnenuhr von 1790 (Haus Nr. 71).

  • Pfarrkirche St. Maria Magdalena
Die Kirche wurde 1750 durch den Mainzer Baumeister Johann Valentin Thoman erbaut. Stilistisch ist sie der Formensprache Balthasar Neumanns zuzuordnen, der im Umkreis (Heusenstamm, Hofheim) wirkte: Weißer Putz, alternierend mit rotem Sandstein an Lisenen und Portal, dreigliedrige Westfassade mit herauswachsendem dreigeschossigem Turm mit Oculus, Rundbogenfenstern und Zwiebelhaube. Querhaus, Nebenkapellen und Chor wurden 1887 hinzugefügt. Am 26. März 1945 wurde die Kirche durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstört. Den Wiederaufbau in den Jahren 1947-51 leitete Hugo Becker aus Mainz. Durch Bischof Albert Stohr wurde die neue Kirche am 1. Mai 1951 eingeweiht. In den Jahren 2005/2006 fanden Sanierungsarbeiten statt. Der Hauptaltar des lokalen Baumeisters Andreas Diettmann (1783) mit Skulpturen von Sebastian Pfaff wurde 1953 von Bürstadt, für deren Kirche er geschaffen worden war, nach Gernsheim übernommen. Vor der Kirche steht die Statue des Heiligen Josef, Gernsheims Stadtpatron (restauriert 1979 nach Beschädigung 1945).
  • Rathaus
Das zwölfachsige klassizistische Gebäude an der Ostseite des Marktplatzes wurde von Georg Moller entworfen. Es handelt sich um eine Rekonstruktion, da das Rathaus 1945 ausbrannte. 2005/2006 wurde es saniert.
  • Städtisches Museum
Am Peter-Schöffer-Platz steht das so genannte Peter-Schöffer-Haus, das 1978 als Museum eingerichtet wurde (renoviert 2002/2003 zum 500. Todestag des Buchdruckers). Vorher war das Gebäude, in dessen Nebengebäude Stadtbücherei und Feuerwehrmuseum untergebracht sind, städtische Volksschule, die Mitte der 1830er Jahre (die Einweihung des Gebäudes war im Jahr 1836) an Stelle des nach seiner Zerstörung abgetragenen Kurmainzer Wasserschlosses errichtet wurde.
  • Stadthalle
Highlight zeitgenössischer Architektur ist die 1997 erbaute Stadthalle mit Brunnenanlage aus Steinblöcken und einem Café unter Spalierpflanzungen.
  • Altes Elektrizitätswerk
1903 im Jugendstil erbaut, 1954 stillgelegt, ist heute Galerie und Lehrmuseum des Künstlers und Verlegers Mario Derra[2].
  • Maria Einsiedel
An der Peripherie des Ortes, abseits der Bundesstraße 44 nach Groß-Gerau, steht inmitten der von kleinen Wasserläufen durchzogenen Riedlandschaft die Wallfahrtskirche, 1495 erstmals erwähnt. Aus dieser Zeit stammt nur der Chor mit Kirchenschiff (erweitert 1508); Vorhalle und Sakristei stammen aus den Jahren 1871-75, die Fenster wurden 1912/13 eingebaut. Der gesamte Komplex wurde 1999 renoviert. Maria Einsiedel besitzt zwei Gnadenbilder, eine gotische Pietà um 1400 und eine barocke böhmische Madonna (um 1625), die am 2. Juli 1650 im Zuge einer großen Wallfahrt an diesen Standort kam.
Die Fähre nach Eich (Rheinhessen). Im Hintergrund die zerstörte Rheinbrücke
  • Am Rheinufer, in unmittelbarer Nähe des Hafens und der Fähre nach Hamm am Rhein, befinden sich die Überreste der ehemaligen Rheinbrücke. Sie wurde im März 1945 von der deutschen Wehrmacht vor den von der anderen Rheinseite her heranrückenden Alliierten gesprengt[3] und bisher - trotz mehrerer Anläufe - nicht wieder aufgebaut[4][5]. Die direkte Verbindung nach Hamm am Rhein wird seither durch eine Fähre ermöglicht. Die Wasserschutzpolizei hat ihr Quartier auf dem Bunker des Brückenschutzes bezogen. Der Bunker ist noch heute Teil der Polizeiwache. Die Brückenreste wirken wie ein Mahnmal gegen den Krieg[6]. Die nächsten Rheinbrücken befinden sich erst in Worms (südliche Richtung) und Mainz (nördliche Richtung).

Natur und Sport

Golfplatz Gernsheim: Grün 1
TSG Blau-Silber Gernsheim

Durch die Riedlandschaft am Rhein mit Weiden und Schilf führt der Rheinradweg.

Der Gernsheimer Stadtwald ist ebenfalls beliebt bei Radfahrern und Joggern; es werden auch naturkundliche Wanderungen organisiert. Der lokale Natur- und Vogelschutzverein hat hier seinen Standort.

1996 wurde ein 18-Loch-Golfplatz auf dem Gelände des aufgegebenen Bruchhofs gebaut; er gehört seit 2006 zum Verbundsystem der Golfanlagen Weiland und wird auf 27-Loch ausgebaut.[7]

Einer der bekanntesten Gernsheimer Sportvereine ist die Tanzsportgemeinschaft Blau-Silber, die im Bereich des Garde- und Schautanzsport zu Deutschlands erfolgreichsten Vereinen zählt. Die TSG Blau-Silber ist mehrfacher Hessen-, Deutscher- und Europameister. Das Land Hessen zeichnete den Verein im Jahr 2003 für seine „beispielhafte Vereinsarbeit“ mit dem Förderpreis des Landessportbundes aus, dem so genannten Heinz-Lindner-Preis.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Rheinisches Fischerfest - Seit 1949 eines der größten Volksfeste am Rhein (Wochenende um den ersten Sonntag im August)
  • Straßenfastnacht (mit Umzug) - Fastnachtsamstag
  • Weihnachtsmarkt
  • Kerb
  • Innenstadtfest
  • Stammtisch der Eulenbrunnen-Jugend

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Gernsheimer Containerhafen
Yachten im Gernsheimer Hafen

Gernsheim liegt an den Bundesstraßen 44 und 426, der Autobahn 67, der Landesstraße 3112 und der Kreisstraße 203. Die Stadt hat einen Bahnhof an der Riedbahn mit Gleisanschluss zum Rheinhafen, der für Containerverladung ausgelegt ist. Busverbindung besteht nach Darmstadt, eine Rheinfähre verkehrt nach Eich.

Schulen

  • Peter-Schöffer-Schule (Grundschule)
  • Johannes-Gutenberg-Schule Gernsheim (Haupt- und Realschule)
  • Gymnasium Gernsheim
  • Schiller-Schule (Förderschule)

Bekannte Gernsheimer Persönlichkeiten

Literatur

  • Magnus Backes / Hans Feldtkeller: Kunsthistorischer Wanderführer Hessen. Stuttgart/Köln 1984, ISBN 3-88199-133-6
  • August Schuchert: Gernsheim im Mainzer Kulturraum, in: JbBistumMainz 2, 1947, Seite 99-130
  • Hans-Josef Becker (Red.): Heimat am Strom - Lesebuch Gernsheim (mit CD-ROM). Schöfferstadt Gernsheim am Rhein 2006. ISBN 3-00-019884-9
  • Magistrat der Stadt Gernsheim (Hg.): Stadt Gernsheim 1356-1981. Gernsheim 1981.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Information auf gg-online.de
  3. Gernsheim – Geschichtliche Entwicklung
  4. Auch ohne Brücken gute Nachbarn
  5. Grüne fordern Alternativen zur Rheinbrücke
  6. Hessens schönste Terrassen
  7. Vorwurf der Salamitaktik

Weblinks

 Commons: Gernsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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