Maler (Beruf)

Maler (Beruf)

Die Malerei zählt neben der Architektur, der Bildhauerei, der Grafik und der Zeichnung zu den klassischen Gattungen der Bildenden Kunst. Malerei ist das Anbringen von Farben mittels Pinsel oder Spachtel oder anderer Gegenstände auf einer Fläche.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Höhlenmalerei aus Lascaux
Ägyptische Malerei um 1360 v. Chr.

Das älteste Zeugnis der Malerei sind die Höhlenmalereien mit Tierdarstellungen aus der letzten Eiszeit bzw. dem Jungpaläolithikum.

Malerei und Zeichnung, aber auch Relief und Plastik sind als künstlerische Ausdrucksformen aus der Zeit von vor 35.000 bis 10.000 Jahren bekannt. Europäische Höhlenmalereien sind vor allem aus Spanien und Frankreich bekannt. Die Wandbilder in der Höhle von Lascaux in Südfrankreich wurden 1940 entdeckt. Die Tiermotive, Rinder, Hirsche und Pferde sind in beeindruckender Weise dargestellt und gehören zu den ältesten bekannten Malereien der Menschheit. Auch aus Afrika, Asien und Australien sind frühe Felsmalereien bekannt. Im Nahen Osten gibt es schon für das Neolithikum zahlreiche Belege für Malerei. Hier ist vor allem das Aufkommen von bemalter Keramik und die Wandmalerei zu nennen. Zahlreiche Reste von Wandmalereien fanden sich in Çatalhöyük (heutige Türkei) und datieren um 6000 v. Chr.

Altertum

Später begegnet uns die Malerei im Orient (ab 10.000 v. Chr.) und in Ägypten (ab 3000 v. Chr.) als Wandmalerei, in der Minoischen Kunst auf Kreta (2000 v. Chr.) als Freskomalerei.

Die Malerei der alten Ägypter ist vor allem von Wandmalereien aus Grabkapellen, von Särgen und von der Bemalung von Totenbüchern bekannt. Diese Beispiele stammen fast alle aus Grabanlagen, die in der Wüste erbaut wurden und daher oftmals recht gut erhalten sind. Bekannt sind auch Wandmalereien aus den Häusern der Lebenden, die jedoch meist viel schlechter erhalten sind. Die ägyptische Malerei kannte noch keine Perspektive. Die Figuren sind auf Standlinien angeordnet und zeigen das Wesentliche. Der Kopf wird von der Seite, die Augen und die Brust von Vorne wiedergegeben.

Eine erste Blüte erlebte die Malerei in Ägypten im Mittleren Reich (zirka 2000–1700 v. Chr.). Aus dieser Zeit stammen viele Grabanlagen in Mittelägypten, die reich dekoriert waren. Es finden sich vor allem Darstellungen des Grabherren, seiner Familie und von Werkstätten und der Nahrungsproduktion, die die Dinge herstellten, die der Tote auch im Jenseits nicht missen wollte. Besonders viele Beispiele solcher Malereien stammen aus Gräbern in Theben und datieren aus dem Neue Reich (zirka 1550–1070 v. Chr.), wobei man ab zirka 1350 v. Chr. auch verstärkt Bilder des Toten in der Unterwelt und im Zusammensein mit der Götterwelt findet, was sicherlich auf neue religiöse Vorstellungen zurückzuführen ist. Ab der Dritten Zwischenzeit (zirka 1070-700 v. Chr.) ist Malerei vor allem auf Särgen und Totenbüchern erhalten.

Bei den Kulturen in Vorderasien war die Malerei, und wohl besonders die Wandmalerei sicherlich auch einst weit verbreitet, doch ist relativ wenig erhalten geblieben. Aus dem Palast von Mari stammen einige Beispiele, aus den Palästen der Hethiter gibt es zahlreiche Fragmente, die aber kaum ein Bild der einst vorhandenen Bemalung erlauben. Von den Assyrern sind schließlich weitere Beispiele, vor allem von Wandmalerei bekannt.

Im 3. Jahrhundert nach Christus bezeichnet der griechische Schriftsteller Philostratos die Malerei als eine Erfindung der Götter (Eikones 1). Durch diese und andere Aussagen antiker Autoren ist bezeugt, dass die Malerei bereits in der Antike besonders hoch angesehen war. Höher sogar als die Bildhauerei, da die Malerei den Vorteil der realitätsnahen Nachahmung besaß, sowie im Stande war, ein breiteres Erzählspektrum zu ermöglichen. Heute ist dies kaum noch nachvollziehbar, da sich nur sehr spärliche Reste der antiken Malerei erhalten haben. Dies kommt daher, dass als Bildträger hauptsächlich Holz verwendet wurde, außerdem Stein, Ton und Stuck. Die Verwendung von Elfenbein, Glas und Leinwand tritt kaum auf. In der antiken Literatur fungiert Plinius als Hauptquelle für die verschiedenen Techniken der antiken Malerei. Hierzu sei auf sein Werk naturalis historia 35 verwiesen oder auch auf Vitruv, de architectura 7,7-14.

Maltechniken

Für die Bemalung von Holz fand die Enkaustik oder die Temperatechnik Anwendung. Bei der Enkaustik fungierte warmes Wachs als Bindemittel. Die warme oder erkaltete Emulsion wurde anschließend mit Pinseln oder Metallgeräten aufgetragen. Diese Technik ist zwar aufwändig, allerdings erreicht man durch sie eine längere Haltbarkeit und höheren Glanz der Farben. Bei der Temperatechnik hingegen werden die Farbpigmente mit einem wasserlöslichen Stoff, beispielsweise mit Ei, Öl bzw. Fett vermengt. Da Holz sehr leicht verwittert bzw. sich nur unter bestimmten Bedingungen erhält, gibt es kaum archäologische Zeugnisse dieser Anwendung.

Die Temperatechnik wird auch bei Stein angewandt. Moderne Versuche haben gezeigt, dass man auf einer geglätteten Marmorfläche den Pinsel sehr leicht führen kann und somit ein sehr gutes Malergebnis erzielt. Auf rauen Oberflächen anderer Steinsorten, wie beispielsweise Poros oder Kalkstein, mussten erst eine oder zuweilen auch mehrere Lagen Stuck- oder Kreidegrund aufgebracht werden, um die Oberfläche auszugleichen.

Auf Ton wurde meist mit brennfesten Erdfarben bzw. Tonschlicker gemalt, in selteneren Fällen auch mit bunten Deckfarben. In diese Materialgruppe fällt die große Menge der bemalten Keramik, auch Vasen genannt, von italienisch: vaso – das Gefäß. Hierbei sind die schwarz- und die rotfigurige Vasenmalerei zu unterschieden. Die schwarzfigurige Malerei entwickelte sich in archaischer Zeit und wurde als erste von den Korinthischen Werkstätten verwendet. Erst ab der Mitte des 6. Jh. v. Chr. wurde Athen das führende Produktionszentrum der schwarzfigurigen Vasen. Bei dieser Technik werden mit einem Pinsel die ornamentalen und figürlichen Darstellungen mit schwarzem Tonschlicker auf dem Gefäß aufgebracht. Die Binnengliederung wurde mit einem spitzen Gerät anschließend eingeritzt. Erst dann wurde das Gefäß zum Brand in den Ofen gestellt. Die rotfigurige Technik kommt in Athen etwa um 530 v. Chr. auf und verdrängt die schwarzfigurige Technik zunehmend. Hier wird nun das umgekehrte Prinzip verfolgt. Das Gefäß wird mit schwarzem Glanzton überzogen, wobei die Ornamente und Figuren ausgespart bleiben. Die Binnenzeichnung kann somit gemalt werden, anstatt eingeritzt, folglich ist eine weichere, organischere Körperwiedergabe der Figuren möglich.

Bei der Wandmalerei wurde Kalkmörtel in mehreren, immer feiner werdenden Schichten aufgetragen und bildete den Malgrund für den anschließenden Farbauftrag. Die Oberfläche wurde hierzu geglättet und daraufhin die reine oder mit Bindemitteln versetzte Farbe auf den feuchten Putz aufgetragen. Als Bindemittel sind uns Marmormehl, Kasein oder Lehmwasser überliefert. Aufgrund der chemischen Reaktionen während der Trocknung wurde eine Art Versinterung der Oberfläche hervorgerufen, was zu einer besonders haltbaren Verbindung der Farben mit dem Malgrund führte. Diese Version des Farbauftrags wird al fresco genannt, da feuchter Putz den Untergrund bildet. Wird hingegen auf trockenem Putz gemalt, wird diese Technik als al secco bezeichnet.

Rasterübertragung

Farben

Aufgrund der geringen Menge von archäologischen Zeugnissen lässt sich das Farbenspektrum der Antike nur sehr unzureichend rekonstruieren. Außerdem ist zu beobachten, dass sich die Farben Rot und Blau am besten erhalten haben. Hilfreich sind hier neben antiken Schriftquellen die modernen Techniken, die durch Materialanalysen, UV- und Streiflichtaufnahmen einen Einblick in die antike Farbwelt geben können. Aus diesen Quellen ist bekannt, dass Farbpigmente natürlich, sowie auch künstlich hergestellt werden konnten. Als Material fungierten Mineral- und Erdfarben, pflanzliche, tierische Substanzen, aber beispielsweise auch zerstoßenes Glas zur Herstellung der Farbe Blau. Wie bereits erwähnt, konnten Farben rein, aber auch gemischt aufgetragen werden. Ebenso konnten mehrere Farbschichten übereinander aufgebracht werden.

Griechische Malerei

Quellenlage

Die archäologischen Zeugnisse der griechischen Malerei umfassen, wie oben bereits erwähnt, nur wenige Beispiele. Schriftquellen nennen uns die Namen bedeutender Künstler, sowie die Themen ihrer wichtigsten Kunstwerke. Manchmal sind uns sogar Anbringungsorte überliefert. Visuelle Zeugnisse haben wir hauptsächlich aus dem sepulkralen Kontext, sowie durch Reflexionen aus anderen Gattungen oder Epochen. Figürlich bemalte Vasen oder Mosaike können in begrenztem Maße helfen, Rückschlüsse auf die verlorengegangene Malerei zu schließen. Hier ist Vorsicht geboten, da es zu Veränderungen oder Umbildungen aufgrund der verschiedenen Gattungen gekommen sein kann. Man darf also nicht mit einer originalgetreuen Kopie einer Malerei rechnen!

Beispiele

Nach dem Untergang der minoisch-mykenischen Kultur mit ihrer qualitätsvollen Freskomalerei (zum Beispiel Knossos) setzte die griechische Wandmalerei erst wieder im 8. Jh. v. Chr. ein. Pinakes, bemalte Tontäfelchen bilden die frühesten Zeugnisse, wurden im 8. – 6. Jh. v. Chr. in größeren Mengen hergestellt und als Weihegeschenke in Heiligtümern verwendet. Diese rechteckigen Täfelchen sind in ihrer Funktion auf das Bildfeld reduziert und spiegeln deutlich die Erfindung der Tafelmalerei wieder. Ein hölzernes Beispiel dieser Gattung hat sich erst aus dem 6. Jh. v. Chr. erhalten und wurde in einer Höhle, Nahe Korinth gefunden, die den Nymphen geweiht war. Auf diesen vier Holztäfelchen sind eine Weiheinschrift und eine farbig bemalte Opferszene dargestellt (I. Scheibler, Griechische Malerei in der Antike (1994) Abb. 40).

Tontafeln fanden auch als Verkleidungsplatten oder Metopen auf Bauwerken, zum Beispiel Tempeln, Verwendung. Im 7. Jh. v. Chr. wurde auch bereits auf Stein gemalt, wo nach bekannter Quellenlage, sowohl Umriss- und Binnenzeichnung, als auch monochrom gefasste Flächen angewendet wurden. Großfigurige Zeugnisse der griechischen Malerei haben sich in größerem Maße in Gräbern erhalten, die hauptsächlich in den Randgebieten der griechischen Welt erhalten geblieben sind. Die griechische Grabmalerei beeinflusste in großem Ausmaß den sepulkralen Bereich Unteritaliens und Etruriens. Ein gutes Beispiel hierzu bildet die Tomba del Tuffatore in Paestum, die um 480 v. Chr. datiert.

Grab des Tauchers

Die Blütezeit der griechischen Malerei wird uns hauptsächlich durch die makedonischen Kammergräber bezeugt. In Vergina befindet sich das Grab von Philipp II., auf dessen Fassade ein vielfiguriger Jagdfries abgebildet ist. Im Hellenismus gewinnt eine weitere Gruppe an Bedeutung, und zwar die Wandmalerei der Wohnarchitektur. Seit dem 5. Jh. v. Chr. wurden beispielsweise in Pella (Makedonien) , Priene oder Delos die Wände im sog. Mauerwerkstil mit teilweise figürlichen oder ornamentalen Friesen versetzt.

Die Themen des Dargestellten orientierten sich am Verwendungszweck und Anbringungsort der Malerei. In Griechenland kann man vier große Bereiche unterscheiden:

  • Heiligtümer: Architekturverzierungen, Votive, Kultbilder etc.
  • private Bauten: Malerei in Wohnhäusern, bemalte Statuen etc.
  • öffentliche Bauten: stoai, beispielsweise die stoa poikile (bunte Halle) in Athen, wo ein Gemäldezyklus mit vier Schlachten angebracht war
  • Gräber: Grabbeigaben, bemalte Fassaden, Sarkophage etc.

Römische Malerei

Quellenlage

Die Anzahl und auch die Art der archäologischen Zeugnisse der römischen Malerei unterscheiden sich wesentlich von der griechischen Malerei. Erhalten sind zahlreiche Zeugnisse römischer Wandmalerei, wobei es offensichtlich ein römisches Phänomen ist und nicht etwa nur Zufall der Überlieferungssituation. Plinius beklagt in seinen naturalia historia 35, 118 den eindeutigen Wechsel von der Tafel- zur Wandmalerei.

Römische Künstlernamen werden in weitaus geringerer Zahl in den Schriftquellen erwähnt, als ihre griechischen Pendants, wobei der Malerberuf durchaus als angesehen gegolten haben dürfte. In spätrepublikanischer Zeit waren oftmals griechisch-orientalische Maler, wohl meist als Sklaven, für römische Auftraggeber tätig. Sie waren nicht nur geschulter als ihre römischen Kollegen, sondern auch mit dem griechischen Stil vertraut, der zu jener Zeit besonders beliebt war.

Beispiele

Zur offiziellen Repräsentationskunst des römischen Reiches zählt die Historienmalerei. Zur Zeit des Wechsels vom 4. zum 3. Jh. v. Chr. entstanden, ist sie nur durch literarische Hinweise und durch eine geringe Anzahl von Reflexen in der Sepulkralkunst fassbar. Diese Bilder zeigten Szenen von gewonnen Kriegen, eroberten Städten, besiegten Völkern mit ihren Herrschern, sowie Karten mit eingezeichneten Kriegsschauplätzen. Diese wohl mehrheitlich Tafelbilder konnten in Triumphzügen mitgeführt werden und das Volk an dem Sieg des jeweiligen Imperators hautnah teilhaben lassen. Literarische Quellen streichen die originalgetreue Wiedergabe der dargestellten Personen und Schauplätze heraus. Bei dem frühesten erhaltenen Beispiel dieser Gruppe handelt es sich um ein Freskofragment aus dem Fabiergrab vom Esquilin in Rom. Hierbei handelt es sich um einen Teil eines großen Bilderzyklus des frühen 3. Jh. v. Chr. mit Darstellungen aus den Samnitenkriegen (R. Ling, Roman painting (1991) Abb. 6) In vier erhaltenen Registern wird auf die römischen Tugenden hingewiesen, virtus und fides populi Romani.

Als zweites Beispiel sei nun auf die Gattung der Portraitmalerei verwiesen, die im römischen Ahnenkult eine wichtige Rolle spielte. Die Portraits wurden auf Holz, Leinwand, Glas und Stuck gemalt. Im kaiserzeitlichen Ägypten wurde die altehrwürdige Sitte der Mumifizierung mit dem Wunsch nach römischer Selbstdarstellung verbunden. Individuell aussehende Portraits wurden auf Holztafeln gemalt und anstelle der ägyptischen Totenmasken auf das Gesicht des mumifizierten Verstorbenen gelegt. In Fayum, einer großen Oase in der libyschen Wüste, wurde die größte Anzahl der uns mittlerweile 1000 bekannten Mumienportraits gefunden. Durch das trockene Wüstenklima sind die Stücke hervorragend erhalten, wodurch es ermöglicht wird, die Polychromie und auch die Maltechniken ausreichend zu studieren und zu analysieren.

Die heutige Kenntnis der antiken Malerei stammt vorwiegend aus der Fundlage der Wandmalereien der verschütteten Vesuvstädte Herculaneum und Pompeji. Diese Überlieferungssituation hat die Forschung sehr stark beeinflusst. 1882 publizierte August Mau seine „Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji“, worin er die damals bekannten Wandmalereien in vier große Stile einteilte. Die „vier pompeianischen Stile“ werden über die Grenzen Pompejis für die gesamte römische Wandmalerei bis 79 n. Chr. angewendet.

  • 1. Stil: Incrustationsstil, Mauerwerkstil

Diese römische Version des griechischen Mauerwerksstils (siehe Delos) imitiert im Wesentlichen monumentales Quadermauerwerk durch farbige Malerei, Ritzung oder plastische Gestaltung mit Stuck.

  • 2. Stil: Architekturstil

Hierbei wird anfangs noch reale, baubare Architektur nachgeahmt, die Wände werden zunehmend aufgerissen und geben „Architekturfenster“ frei. In der Weiterentwicklung kommt es zu mehreren Ebenen, die Tiefenwirkung der Architektur wird in Vorder- und Hintergründe verstärkt. In der späten Phase werden die Architekturelemente, wie Säulen, Bögen, Pfeiler etc. immer mehr ausgedünnt, sind realitätsfremd und nicht mehr baubar geworden. Außerdem werden die Wände wieder zunehmend geschlossen und man tendiert wieder zur Zweidimensionalität.

  • 3. Stil: Ornamentaler Stil

Die Wände sind nun vollständig geschlossen und zweidimensional gestaltet, mit monochrom bemalten Farbflächen in den Farben Schwarz, Rot und Weiß. Bänder, Linien und Architekturelemente teilen die Flächen in Zonen. Die Mittelzonen können gerahmte Bildfenster tragen, beispielsweise mit Villenlandschaften oder mythologischen Szenen.

Das Ixion Zimmer Haus der Vettier. Ein Beispiel einer Malerei im 4. Stil
  • 4. Stil: der letzte pompejanische Stil

Im 4. Stil werden die Errungenschaften der vier Stile ineinander vereint. In die horizontal und vertikal getrennten Wände werden Schmuckbänder, freischwebende Medaillons und Bildfelder eingearbeitet. Die Architekturelemente gewinnen wieder an Volumen, werden deutlich plastischer dargestellt. Luxuriös und reich gestaltete Ornamente mit Licht-Schattenwirkung verleihen eine insgesamt reichere und leibhaftigere Wirkung.

Die häufig zu lesende Meinung, die Blütezeit der römischen Malerei wäre mit dem Untergang der Vesuvstädte zu Ende gegangen, ist kaum fundiert zu belegen. Auch nach dem Jahre 79 n. Chr. sind noch qualitätvolle Malereien vielerorts gefunden worden. Allerdings sind diese Zeugnisse aus verschiedenen Teilen des römischen Reiches und chronologisch oft schwer einzuordnen, zudem noch nicht so ausreichend bearbeitet wie die pompejanische Malerei. Wie auch schon der 4. Stil gezeigt hat, wurde auch nach 79 n. Chr. das bekannte Darstellungsrepertoire weiterhin genutzt und neu verbunden. Auch in der Spätantike sind kunstvolle Malereien nachgewiesen, man denke nur an die Katakombenmalerei.

Antike Polychromie im Wandel der Zeit

Der Kunstagent von König Ludwig I., Johann Martin von Wagner, bereiste im Auftrag des Königs im Jahre 1812 eine Auktion, um die eben erst gefunden Giebelskulpturen des Aphaia-Tempels von Ägina für die Glyptothek zu erwerben. Nach eingehender Betrachtung beschreibt er den Zustand der Skulpturen und schließt auf etwaige Bemalungen. Außerdem bemerkt er, dass die Farben den Witterungseinflüssen unterschiedlich lange standgehalten haben. Die Glyptothek selbst war durch Leo von Klenze prachtvoll ausgestattet worden, wobei Wände, Gesimse, Marmorsockel etc. farbig gefasst waren. Zahlreiche Gegner meinten, die farbige Ausstattung würde die Wirkung der Skulpturen und Ausstellungsstücke beeinträchtigen, aber das Bewusstsein der antiken Polychromie war bereits vorhanden. König Ludwig I. wurde zur treibenden Kraft in dem Versuch, die Polychromie der Architektur wiederzubeleben. So ließ er beispielsweise 1836 ein kleines, farbig gefasstes Rundtempelchen im Englischen Garten errichten. Aber hier, wie auch bei anderen polychromen Versuchen blätterte die Farbe rasch ab. Der Stein war wieder blank, da ein dauerhaftes Bindemittel gegen das Münchner Wetter nicht gefunden werden konnte. John Gibson war der Erste, der 1851–1856 eine Marmorskulptur farbig rekonstruierte, die „tinted Venus“ in der Walker Art Gallery in Liverpool. Hierbei wurde die Technik der Wachsmalerei benutzt, um Lippen, Augen, Haare, Gewand und auch die Haut zu tönen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde Dresden zum Zentrum der Auseinandersetzung mit der antiken Polychromie. Der Direktor der Dresdner Skulpturensammlung, Georg Treu, vertrat vehement seine Meinung, dass die antiken Skulpturen vollständig farbig gefasst gewesen wären. Er ließ Gipsabgüsse von Skulpturen anfertigen, die dann von Künstlern bemalt wurden. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Rekonstruktionen, da keinerlei Farbreste mehr auf den Skulpturen erhalten geblieben waren. Man orientierte sich an farbigen Terrakotten und anderen Marmorskulpturen mit erhaltenen Farbresten. Allerdings ist es Treu zu verdanken, dass die Auffassung der antiken Polychromie verbreitet und in der Öffentlichkeit Verständnis dafür geweckt wurde. Um die Jahrhundertwende war man sich mittlerweile sicher, dass antike Skulpturen bemalt waren, man diskutierte nun, wie diese Bemalung ausgesehen hatte. Es formierten sich mehrere Parteien, deren Meinungsbilder zwischen der absoluten Befürwortung der totalen Polychromie bis hin zur vollständigen Ablehnung reichten.

Zur antiken Bemalung hat Adolf Furtwängler, der damalige Direktor der Glyptothek, grundlegende Erkenntnisse gewonnen. Nach dem ersten Weltkrieg verlor sich das Interesse an diesem Thema. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Glyptothek stark zerstört, wodurch nur mehr einige wenige Aquarelle von ihrem damaligen Aussehen zeugen. Die heutige Glyptothek fördert die Wirkung der Marmorskulpturen durch die geringen Farbkontraste und durch die freie Aufstellung der Skulpturen. Beinahe alle farbigen Rekonstruktionen, die heute ausgestellt werden, sind von Vinzenz Brinkmann rekonstruiert worden. Von 16. Dezember 2003 bis 29. Februar 2004 fand in den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek München eine Ausstellung mit dem Titel „Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur“ statt. Wer nicht das Glück hatte, die Ausstellung selbst zu besuchen, sei auf die Literaturliste und den Katalog verwiesen.

Selbst wenn wir heute vor den farbig rekonstruierten Skulpturen stehen, ist es noch äußerst ungewohnt, sich die Farbigkeit von antiken Skulpturen vorzustellen. Das Bild der weißen, glänzenden Tempel und Skulpturen ist immer noch in unseren Köpfen vorherrschend, selbst wenn wir es besser wissen.

Malerei der Parther und Sassaniden

Parthische Malerei aus der Synagoge von Dura Europos

Auch bei den Parthern, im heutigen Iran und Irak war die Malerei eine weit verbreitete Kunstform. Sie ist vor allem durch Beispiele von Wandmalereien bekannt. Obwohl die parthische Malerei sich aus der griechischen entwickelt hat, zeigt sie deutlich eigene Stilformen. Die Figuren sind alle frontal dargestellt und selbst in erzählenden Darstellungen findet kaum eine Interaktion zwischen den Handelnden sondern eine völlige Orientierung auf den Betrachter statt. Die Perspektive hat sich weitestgehend aufgelöst, die Figuren schweben meist im Raum und Räumlichkeit wird meist nur noch durch einige Schatten mehr angedeutet als verwirklicht. Diese Stilelemente sollen dann vor allem auch in der byzantinischen Malerei weiterleben. Die Malerei der auf die Parther folgenden Sassaniden ist schlecht belegt, knüpft aber vor allem an die vorhellenistische persische Kunst an. Die Figuren sind meist im Profil dargestellt und die Standlinie gewinnt wieder an Bedeutung.

Mittelalter

Très Riches Heures des Duc de Berry: August (1412–1416), 22,5 x 13,6 cm

Die Malerei der Antike überlebte vor allem in den Wandmalereien der Kirchen und Vignetten von Büchern. Die Tafelmalerei als Malerei auf eigenständigem Maluntergrund wie Holztafel oder später Leinwand, entwickelte sich erst im Mittelalter. Die europäische Malerei war bis ins Mittelalter, den Auftraggebern entsprechend, fast ausschließlich religiös geprägt. Es kam zur Ausmalung von Kirchen und Klöstern und zur Ausschmückung von Kirchenchören und Andachtskapellen mit Altarbildern. Andere Sujets wie Portrait, Genrebilder, Landschaftsmalerei oder Stillleben kamen erst im späten Mittelalter und in der Renaissancemalerei hinzu.

Neuzeit

Von der Renaissance bis zum Barock

Eine bedeutende Entwicklung nahm die Malerei in der Renaissance mit der nachhaltigen Weiterentwicklung der Techniken der Ölmalerei, der Zentralperspektive, der Darstellung allegorischer Motive der Antike und bei der Betonung individueller Charaktere in der Menschendarstellung unter Zuhilfenahme der Kenntnisse der Anatomie.

Kaiser Karl V.

Jan van Eyck (um 1390–1441) schuf erstmals selbständige Bildnisse und Portraits; Albrecht Dürer (1471–1528) malte 1493 das erste bekannte autonome Selbstbildnis in Europa; Albrecht Altdorfer (um 1480–1538) machte als erster Maler die Landschaft zum Hauptthema.

Vor allem die italienische Malerei der Hochrenaissance in den Städten Florenz, Venedig und Rom brachte bedeutende realistische Werke der Maler Leonardo da Vinci (1452–1519), Michelangelo (1475–1564), Raffael (1483–1520) und Tizian (1477–1576) hervor, die in Perspektive, Form, Farbe, Ausdruckskraft und malerischer Brillanz beispielgebend sind und die bildende Kunst Europas bis heute nachhaltig beeinflusst haben.

Im 17. Jahrhundert malten zahlreiche niederländische Maler Stillleben; Jan Vermeer (1632–1675) war zur selben Zeit ein Meister der Vedutenmalerei (Ansicht von Delft, 1661).

Eine Sonderstellung nimmt der Barockmaler Rembrandt (1606–1669) mit seiner in psychologischer Ausdrucksform, Lichtführung und Farbgebung einzigartigen Malerei ein, die bis heute als unübertroffen gilt.

Moderne

In den Braith-Mali-Ateliers
kubistisches Portrait Picassos von Juan Gris (1912)

Mit dem Aufkommen der Fotografie sah sich die Malerei mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert, die nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert blieb. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die Bilder überwiegend in Künstlerateliers. Das Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß beherbergt solche Originalateliers. Diese Arbeitsweise gilt auch für die Gegenwart. Mit den französischen Malern des Impressionismus beginnt allerdings die Freilichtmalerei. Zu dieser Richtung gehören Camille Pissarro (1830–1903), Édouard Manet (1832–1883), Edgar Degas (1834–1917), Paul Cézanne (1839–1906), Alfred Sisley (1839–1899), Claude Monet (1840–1926), Berthe Morisot (1841–1895) und Pierre-Auguste Renoir (1841–1919). Paul Cézanne kann schon, wie in gewissem Maße auch Vincent van Gogh und Edvard Munch, als Wegbereiter der Moderne bezeichnet werden. Gerade Cézannes Werke markieren den Übergang, löst er sich doch zunehmend von der Wiedergabe der Realität und wendet sich den Mitteln der Malerei, Form und Farbe, zu.

Wichtige Strömungen der Moderne sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Abstrakte Malerei, der Kubismus, der Dadaismus, der Surrealismus und die Russische Avantgarde die mit bedeutenden Künstlern wie André Paquet, Marc Chagall, El Lissitzky, Michail Fjodorowitsch Larionow, Natalija Sergejewna Gontscharowa und Wassily Kandinsky nachhaltig auf die gesamte Kunst in Europa und Weltweit wirkten. Nationale Besonderheiten sind der Expressionismus und die Neue Sachlichkeit (Deutschland), der Futurismus (Italien), der Kubo-Futurismus Konstruktivismus und der Suprematismus (Russland) sowie der Vortizismus (England). Ein wichtiges Merkmal für die Kunst der Moderne ist die Abstrakte Malerei, die sich innerhalb unterschiedlicher Stilrichtungen entwickelte. Weitere wichtige Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts sind der Tachismus und weitgehend nach 1950 das Informel.

Zeitgenössische Kunst

Bedeutende Kunstströmungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind der amerikanische Abstrakte Expressionismus und der Minimalismus. Die von Großbritannien ausgehende Pop Art erlebte insbesondere in den USA ihre Höhepunkte. Parallel entwickelten sich Fluxus, Happening und Performance. Neben all diesen Strömungen entwickelte sich auch ein moderner Realismus, für den beispielhaft der Fotorealismus steht.

In Anbetracht der Entwicklung der Kunstauffassung und beispielsweise des Minimalismus und der Konzeptkunst wurde vielfach und voreilig das Ende der Malerei ausgerufen, bis schließlich die „ Neuen Wilden“ bzw. „Jungen Wilden“ in den 1980ern die Kunstszene eroberten und die Malerei eine Neubelebung erfuhr, zum Beispiel durch die auch kommerziell erfolgreichen postmodernen Realisten („Kapitalistischer Realismus“) und Ironikern Martin Kippenberger, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts behauptet sich die Malerei neben vielen anderen Kunstformen (einschließlich digitaler Medien, Rauminstallation, Videokunst) – bedingt auch durch einen Kunstmarkt, der weiterhin nach (repräsentativen) handwerklich hergestellten Tafelbildern für seine Kunden verlangt – weiterhin als zeitgenössisches künstlerisches Medium. Sie steht für eine Nachfrage nach vermeintlicher „Authentizität“ und der Figur des Künstler-Genies.

Der Malerei haben sich weiterhin viele junge – eher wieder realistisch, gegenständlich malende – Künstler verschrieben (siehe: Neue Leipziger Schule).

Legendäre Maler wie Kasimir Malewitsch, Pablo Picasso (1881–1973), Piet Mondrian (1872–1944) haben die Malerei des 20. Jahrhunderts künstlerisch entscheidend geprägt.

Bedeutende Maler nach 1945 sind neben vielen anderen: Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Frank Stella, Barnett Newman, Jasper Johns, Asger Jorn, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Jackson Pollock, Gerhard Richter, Wolf Vostell, Ludwig Merwart, Kurt Schulzke.


Aus soziologischer Sicht gehören Maler besonders oft zu den Working Poor, das heißt zu den Personen, die trotz Arbeit in Armut leben[1].

Siehe auch

  • Kategorien:
    • Techniken der Malerei
    • Stilrichtungen in der Malerei
    • Artikel über Maler (und die alphabetische Liste von Malern)
    • Artikel über Gemälde
    • Kategorie:Bildende Kunst

Literatur

  • Wendy Beckett: Die Geschichte der Malerei. 8 Jahrhunderte in 455 Meisterwerken. Verlag K. Müller, Köln 2004, ISBN 3-89893-387-3.
  • Hugo Blümner: Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern. Olms, Hildesheim 1995, ISBN 3-487-02384-9 (4 Bde., Repr. d. Ausg. Leipzig 1884), Siehe Bd. 3, S. 159-187.
  • Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur. Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, München 2003, ISBN 3-933200-08-3 (Ausstellungskatalog)
  • Vinzenz Brinkmann: Die Polychromie der archaischen und frühklassischen Skulptur. Biering & Brinkmann, München 2003, ISBN 3-930609-19-3
  • Valentina Manzelli: La policromia nella statuaria greca arcaica. L'Erma, Rom 1994, ISBN 88-7062-854-X.
  • Harald Mielsch: Römische Wandmalerei. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1632-0.
  • Ingeborg Scheibler: Griechische Malerei der Antike. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38492-7.
  • Monika Trümper: Griechische Malerei. In: Tonio Hölscher: Klassische Archäologie Grundwissen. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1653-3, S. 277-292.
  • Egon von Vietinghoff: Handbuch zur Technik der Malerei. DuMont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1519-8

Einzelnachweise

  1. laut dem Mikrozensus: Armut trotz Erwerbstätigkeit Download am 24. Januar 2008
Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Tonmalerei, Konzeptuale Malerei, Fassadenmalerei, außereuropäische Malerei

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