Niedersessmar

Niedersessmar
Niederseßmar
Koordinaten: 51° 0′ N, 7° 34′ O51.0047222222227.5725180Koordinaten: 51° 0′ 17″ N, 7° 34′ 21″ O
Höhe: 180–275 m ü. NN
Einwohner: 3185 (31. Dez. 2007)
Postleitzahl: 51645
Vorwahl: 02261
Karte
Lage von Niederseßmar in Gummersbach
Teilansicht des Ortes
Luftbild v. SW: Ortsmitte („Dreieck“)
Luftbild v. NW (Mitte: Krankenh. GM)

Niederseßmar ist ein Ortsteil von Gummersbach im Oberbergischen Kreis im südlichen Nordrhein-Westfalen, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Niederseßmar erstreckt sich vom Zusammenfluss des Seßmarbachs und der Agger ausgehend entlang beider Flusstäler sowie an den Hängen umliegender Höhenzüge, vornehmlich der Karhelle (334 m ü. NN).

Der Ort befindet sich ca. 3,8 km vom Stadtzentrum entfernt an der Einmündung der L 323 (Gummersbach–Meinerzhagen) in die Bundesstraße 55 und somit an einem stark frequentierten Straßenverkehrsknotenpunkt, dem so genannten „Dreieck“.

Benachbarte Gummersbacher Ortsteile sind Rospe im Norden, Rebbelroth im Osten, Remmelsohl (Richtung Süd-Südwest), Vollmerhausen im Südwesten und Mühle im Westen. Die ehemals eigenständigen Ortsteile Ahlefeld (west-südwestlich) und Friedrichsthal (süd-südwestlich gelegen) werden heute amtlich zu Niederseßmar gezählt.

Geschichte

Erste Kunde

1447 wurde Niederseßmar erstmals urkundlich erwähnt, als in den Rechnungen des Homburger Rentmeisters Johann van Flamersfelt die Ortsbezeichnung neder Seßmar verwandt wurde. In der Mercator-Karte von 1575 erscheint die Siedlung als Nider Tzissemer.

In alter Zeit war Niederseßmar in mehrfacher Hinsicht Grenzort. Im Mittelalter berührten sich am „Dreiherrenstein“ die Territorien der Grafen von Berg, Mark und Sayn. Um 1800 verlief durch den Ort die Grenze zwischen den Bauerschaften Bernberg (nördlich der Agger) und Rospe (westlich der Agger).

Verkehrsknotenpunkt

Die Rolle des Ortes als Verkehrsknotenpunkt setzte 1820 ein, als das hier endende Teilstück der Landstraße von Elberfeld nach Siegen fertiggestellt war – der ersten Kunststraße des alten Kreises. 1823 begann man mit dem Bau einer preußischen Staatsstraße von Köln nach Olpe (der heutigen B 55). Niederseßmar lag nun an der Kreuzung der beiden bedeutendsten Verkehrswege der Region. Mit Einsetzen der Schnellpost Köln–Olpe–Siegen wurde der Ort Zustiegsstation für den Raum Gummersbach; 1861 hielten wöchentlich 21 Postkutschen in Niederseßmar.

Einen Höhepunkt der Verkehrsentwicklung erreichte der Ort 1886 mit der Eröffnung des „Bahnhofs Gummersbach“ an der Bahnstrecke Dieringhausen–Olpe (Teilstück der Aggertalbahn). Seinen Namen "Niederseßmar" erhielt der Bahnhof mit Eröffnung der heute noch erhaltenen Bahnstrecke Volmetalbahn nach Marienheide. 1979 wurde im Abschnitt Dieringhausen–Olpe der Personenverkehr, 1997 auch der Güterverkehr eingestellt, womit der Bahnhof funktionslos wurde. Auf dem Gebiet von Niederseßmar sind nur noch Reste der Strecke vorhanden, z.B. durchschneidet heute ein amerikanisches Fastfood-Restaurant die Trasse. Das Empfangsgebäude existiert allerdings noch.

Frühes Wirtschaftswunder

1751 entstand ein vom Seßmarbach angetriebener Reckhammer; an der Mündung in die Agger befand sich vor 1800 auch eine Eisenhütte. Vornehmlich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts blühte in Niederseßmar die Textilindustrie auf: Es entstand eine Wollfabrik, eine mechanische Weberei und mehrere Kunstwollfabriken. Keine der genannten Fabrikationen ist heute noch in Betrieb.

1898 gründete Carl Brüning hier eine Lederfabrik, welche die von ihm erstmals in Europa eingeführte Chromgerbung anwandte. Die Firma nahm aufgrund des billigeren aber gleichzeitig haltbareren Gerbverfahrens rasch eine internationale Spitzenposition ein. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde etwa ein Drittel ihrer Produkte ins Ausland exportiert; in den 1920er Jahren lag der Ausstoß der Niederseßmarer Lederfabrik bei rund 35.000 Großviehhäuten jährlich. Ende der 1970er Jahre wurde am Platz der stillgelegten, dann abgerissenen Fabrikanlage ein Supermarkt einer Einzelhandelskette errichtet.

1903 richtete die Stadt Gummersbach in unmittelbarer Nähe des Niederseßmarer Bahnhofs einen Schlachthof ein, teils zur besseren Kontrolle der Hygiene, teils, weil mit Fertigstellung der Bahn der zeitnahe Fleischverkauf in die Städte an Rhein und Ruhr möglich geworden war. Heute werden Teile der komplett erhaltenen und unter Denkmalschutz stehenden, jedoch heruntergekommenen Anlage nurmehr von einem oder mehreren türkischen Fleischern genutzt.

In den 1920er Jahren entstand auf dem heutigen Betriebsgelände der OVAG eine Großbäckerei für den Oberbergischen Kreis, der sich der „Konsumverein Gummersbach“ mit Lager- und Verwaltungsgebäude anschloss. 1976 wurden die Baulichkeiten nach ihrer Aufgabe durch den Konsum gesprengt.

Kultur

Schulen und Bildungseinrichtungen

Kirchliche Einrichtungen

  • Ev. Kirchengemeinde Niederseßmar, 1999 fusioniert mit der Nachbargemeinde zur Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar
  • Kath. Kirchengemeinde St. Maria vom Frieden Niederseßmar

Behörden und sonstige Einrichtungen

  • Finanzamt für den Oberbergischen Kreis
  • Aggerverband (zuständig für Unterhaltung der Fließgewässer, Hochwasserschutz, Abwasserreinigung, Trinkwasseraufbereitung und -versorgung)
  • Straßenverkehrsamt des Kreises
  • Oberbergische Verkehrsgesellschaft AG (OVAG)

Verkehr

Die insgesamt sieben Haltestellen von Niederseßmar werden über die Buslinien 301 (Gummersbach–Olpe), 302 (Gummersbach–Waldbröl) sowie 310 (Gummersbach–Overath) angeschlossen.

Zur ehemaligen Eisenbahn siehe Abschnitt "Verkehrsknotenpunkt".

Quellen

  • K. Pampus; Oberbergische Abteilung 1924 e.V. d. Bergischen Geschichtsvereins (Hrsg.): Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte. Gronenberg, Gummersbach 1997, ISBN 978-3-88265-206-2. 
  • J. Woelke; E. H. Ullenboom (Hrsg.): Alt Gummersbach ein Streifzug durch die Stadt und ihre 70 Dörfer. Gronenberg, Gummersbach 1980, ISBN 3-88265-024-9. 

Weblinks

Bahnhof Niederseßmar Eröffnung des "Bahnhof Gummersbach" (später: Niederseßmar)


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