Siegerländer-Wieder-Spateisensteinbezirk

Siegerländer-Wieder-Spateisensteinbezirk
Ausdehnung: Hilchenbach - Neuwied

Das Siegerländer Erzrevier (eigentlich „Siegerländer-Wieder-Spateisensteinbezirk“) war ein Bergbaugebiet in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, in dem sich früher viele, vornehmend Erzbergwerke („Gruben“) befanden. Es erstreckte sich im Nordosten von Hilchenbach bis im Südwesten nach Neuwied und „durchquerte“ dabei die Kreise Siegen (heute Kreis Siegen-Wittgenstein), Altenkirchen und Neuwied bzw. die Landschaften von Siegerland und Westerwald bis zum Rhein bei Neuwied/Koblenz, sowie kleine Teile des südlichen Sauerlandes.

Inhaltsverzeichnis

Gruben

Die älteste „neuzeitliche“ Grube war Stahlberg in Müsen bei Hilchenbach ab 1079 n. Chr. Urkundlich erwähnt wurde sie allerdings erst am 4. Mai 1313. Somit ist die Grube Ratzenscheid in Wilnsdorf mit dem Jahr 1298 die älteste, urkundlich erwähnte Siegerländer Grube. Insgesamt waren hier über 5000 Bergwerke in Betrieb, die meisten der „größeren“ 650, über 150, im Stadtgebiet von Siegen. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Regionen um Neunkirchen (SI) und Herdorf (AK) mit über 50 Bergwerken und um Wissen (AK) mit knapp 100 Bergwerken. Um den Hilchenbacher Stadtteil Müsen standen ebenfalls über 50 Gruben im Müsener Revier. Im Jahr 1850 waren 800 Gruben aktiv, 1853 waren es nur noch 660. Am 31. März 1965 wurden die letzten geschlossen. Dies waren die Gruben Georg in Willroth und Füsseberg in Biersdorf bei Daaden. Auch die tiefsten Gruben Europas waren hier zu finden.

Die drei tiefsten Gruben im Erzrevier waren:

  1. Eisenzecher Zug in Eiserfeld (Abbauzeit: 1495-1960; Gesamtteufe: 1343,33 m)
  2. Pfannenberger Einigkeit in Salchendorf (Abbauzeit: 1800-1962; Gesamtteufe: 1338 m)
  3. Brüderbund in Eiserfeld (Abbauzeit: um 1400-1958; Gesamtteufe: 1274,8 m)

Hier sind die größten Gruben, d.h. mit den tiefsten Schächten oder der größten Belegschaft aufgelistet:

Grube Gemeinde / Stadt + Ortsteil Gesamtteufe in Meter Belegschaftsmitglieder
Alte Dreisbach Siegen-Eiserfeld 850 200
Ameise Siegen-Eisern 990 280
Bautenberg Wilnsdorf-Wilden 1025,2 400
Bindweide Steinebach-Bindweide 535 860
Bollnbach Herdorf 815 612
Brüderbund Siegen-Eiserfeld 1274,8 300
Concordia Herdorf-Dermbach 882 200
Eisenzecher Zug Siegen-Eiserfeld 1343,33 920
Eiserfelder Spies Siegen-Eisern 694,28  ?
Eiserner Union Siegen-Eisern 778 200
Eisernhardter Tiefbau Siegen-Eisern 880 512
Eupel Wissen-Niederhövels 632 474
Friedrich Wissen-Hövels (OT. Steckenstein) 830 310
Friedrich Wilhelm Herdorf 1052 350 (bis zu 1100)
Füsseberg Daaden / Biersdorf 1046 985
Georg Flammersfeld-Willroth 968 535
Gilberg Siegen-Eiserfeld 624 269
Glücksbrunnen Kirchen-Wingendorf 771 350
Grimberg Wilnsdorf-Niederdielfen 782 170
Große Burg Neunkirchen-Altenseelbach 895  ?
Heinrichsglück Neunkirchen-Salchendorf 791 280
Henriette Siegen-Niederschelden 675 226
Hohe Grete Hamm-Pracht (OT. Wickhausen) 480 538
Honigsmund Siegen-Gosenbach 800 416
Kunst Neunkirchen-Struthütten 600 150
Lohmannsfeld Neunkirchen-Altenseelbach 780  ?
Louise Flammersfeld-Bürdenbach/Horhausen 503 400
Lurzenbach Siegen-Gosenbach 724  ?
Neue Haardt Siegen-Weidenau 1101 550
Petersbach Altenkirchen-Eichelhardt 1025 600
Pfannenberger Einigkeit Neunkirchen-Salchendorf 1338 800
San Fernando Herdorf 1032,2 628
St. Andreas Hamm-Bitzen 726 400
Stahlberg Hilchenbach-Müsen 660 400
Stahlseifen Neunkirchen-Salchendorf 596 283
Steimel Neunkirchen 627,3 300
Storch & Schöneberg Siegen-Gosenbach 1162,7 2000
Vereinigung Wissen-Katzwinkel 1023 820
Victoria Kreuztal-Littfeld 720 200
Wilhelmine Kirchen-Freusburg 794,9 400
Wingertshardt Wissen (Wingertshardt) 789 180
Wolf Herdorf 814,5 300
Zufällig Glück Herdorf 960  ?

Der längste Stollen ist der Reinhold Forster Erbstollen, der zu Eisenzecher Zug in Eiserfeld gehörte. Er wurde 1805 angeschlagen und misst eine gesamte Länge (inklusive Nebenstollen) von 7597,5 m.

Bergreviere

Das Gebiet war in verschiedene Bergreviere aufgeteilt, die von ihrem jeweiligen Sitz aus kontrolliert wurden. Diese Bergreviere waren

  • Bergrevier Burbach,
  • Bergrevier Siegen I,
  • Bergrevier Siegen II und
  • Bergrevier Müsen auf nordrhein-westfälischer Seite, sowie
  • Bergrevier Daaden-Kirchen und
  • Bergrevier Hamm (Sieg) auf rheinland-pfälzer Seite.

Alle Bergreviere unterstanden dem Siegener Bergamt.

Erzabbau

Neben dem hauptsächlichen Abbau von Eisenerz (Fe) wurden auch andere Mineralien & Erze gefördert:

Seltener waren Antimon (Sb) oder Silber (Ag), das zum Beispiel in den Gruben Landeskrone bei Wilden und Fürst Moritz bei Niederndorf gefördert wurde. Silber kam meist in Form von silberhaltigen Bleierzen vor. Gold (Au) wurde in kleinen Mengen in der Grube Philippshoffnung in Siegen gefördert. Teils wurde auch Schiefer abgebaut, jedoch selten und mehr im Wittgensteiner Land. Insgesamt wurden knapp 175 Mio. Tonnen Eisenerz gefördert. Es wird vermutet, dass noch ca. 40 Mio. Tonnen im gesamten Erzrevier zu finden sind.

Die Jahresförderungen stiegen ab dem 19. Jahrhundert an:

1836: 0,06 Mio. t
1853: 0,21 Mio. t
1900: 1,80 Mio. t
1913: 2,62 Mio. t
1926: 1,70 Mio. t
1932: 0,50 Mio. t
1949: 1,10 Mio. t
1953: 1,40 Mio. t

Um 1900 arbeiteten über 15.000 Bergleute in der Region. Diese Zahl stieg und sank je nach Wirtschaftslage.

Siehe auch

Literatur

  • Ute Bosbach: Spurensuche im Eisenland - Unterwegs auf Erzstraßen und Bergmannspfaden, amadeusmedien, November 2006. ISBN 3-9808936-8-5

Weblinks


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