Troistedt

Troistedt
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Troistedt
Troistedt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Troistedt hervorgehoben
50.93888888888911.245354
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Weimarer Land
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Grammetal
Höhe: 354 m ü. NN
Fläche: 9,28 km²
Einwohner:

197 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99438
Vorwahl: 03643
Kfz-Kennzeichen: AP
Gemeindeschlüssel: 16 0 71 088
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Im Dorfe 7
99438 Troistedt
Webpräsenz: www.vg-grammetal.de/
Bürgermeisterin: Petra Quiet
Lage der Gemeinde Troistedt im Landkreis Weimarer Land
Mönchenholzhausen Nohra Nauendorf Vollersroda Hetschburg Frankendorf Nirmsdorf Ködderitzsch Ettersburg Daasdorf a. Berge Kleinobringen Rannstedt Niederreißen Obertrebra Ballstedt Rohrbach Heichelheim Hammerstedt Isseroda Oettern Eberstedt Ramsla Kleinschwabhausen Wiegendorf Kiliansroda Wohlsborn Flurstedt Mechelroda Mattstedt Sachsenhausen Ottstedt a. Berge Oberreißen Niederroßla Reisdorf Leutenthal Kapellendorf Bechstedtstraß Großheringen Lehnstedt Schwerstedt Willerstedt Umpferstedt Buchfart Wickerstedt Großobringen Döbritschen Rittersdorf Hohenfelden Neumark Auerstedt Hopfgarten Liebstedt Gebstedt Niedertrebra Troistedt Krautheim Vippachedelhausen Tonndorf Bad Sulza Schmiedehausen Kromsdorf Pfiffelbach Großschwabhausen Niederzimmern Mellingen Klettbach Oßmannstedt Nohra Mönchenholzhausen Berlstedt Buttelstedt Magdala Kranichfeld Saaleplatte Apolda Bad Berka BlankenhainKarte
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Troistedt ist eine Gemeinde im Westen des Landkreises Weimarer Land und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Grammetal.

Aussprache des Ortsnamens: Troostedt

Inhaltsverzeichnis

Umgebende Orte

Im Uhrzeigersinn von Norden beginnend: Nohra, Obergrunstedt, Holzdorf, Schoppendorf, Gutendorf, Isseroda.

Geschichte

Funde aus der Jungsteinzeit belegen eine frühe Besiedlung des Gebietes um Troistedt. Einen Kilometer vom Ort entfernt liegt im Gottesholz ein großes Hügelgräberfeld mit 34 Grabhügeln aus der Bronzezeit. [2] Das Gebiet war bis zur Völkerwanderung germanisch besiedelt, dann rückten aus dem Osten Slawen bis über die Saale nach. Es entstand eine Mischbevölkerung, die dann deutsch wurde. Die Ortsanlage von Troistedt lässt noch auf einen slawischen Rundling schließen.

1241 erfolgte die urkundliche Ersterwähnung eines Heinrich von Drastete, 1250 wurde der Ort selber erstmals in einer Urkunde des Grafen Dietrich von Berka für das Kloster Oberweimar als Dratsted erwähnt. Ab 1422 ist Drostet verbrieft, und seit 1790 wurde der Ort Troystedt genannt. Der Ortsname bedeutet „Siedlung des Draht“. Die Aussprache des jetzigen Namens Troistedt ist Troostedt, das i ist lediglich ein Dehnungszeichen.

Mehrheitlicher Grundbesitzer war das Kloster Oberweimar, welches seinen Besitz immer weiter vermehrte. Gehörten 1253 drei Hufen dem Kloster, so wurden 1272 schon zehn Hufen zum Klosterbesitz gezählt. 1290 gelangte auch der Troistedter Forst mit 393 Hektar in den Klosterbesitz. Im 16. Jahrhundert wurde in dem Bauerndorf Troistedt auch Waid angebaut.

Bis 1920 gehörte Troistedt zu Sachsen-Weimar-Eisenach, dann zum Land Thüringen. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten acht, aus dem Zweiten Weltkrieg 24 Troistedter Soldaten nicht zurück.

Am 11. April 1945 fielen unter dem Feuer amerikanischer Panzerartillerie im Kiekholz/Nohrholz zwischen Troistedt und Nohra jenseits der Autobahn 19 deutsche Soldaten im Alter von 17 bis 60 Jahren, die zur Flugplatzbesatzung Nohra gehört hatten. Vorher war die Reichsautobahnbrücke über die Straße von Nohra nach Troistedt gesprengt worden, um den amerikanischen Vormarsch Richtung Weimar zu behindern.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges kam Troistedt eine besondere Bedeutung für die Geschichte der Stadt Weimar zu. Bei Troistedt waren am 11. April 1945 amerikanische Einheiten in Stellung gegangen und bedrohten die bereits schwer bombenbetroffene Stadt Weimar mit Artillerie-Beschuss. Am 12. April 1945 fuhr der Bürgermeister von Troistedt, Richard Weyde, mit einem Fahrrad nach Weimar. Im Auftrag des amerikanischen Oberst Costello überbrachte er das Ultimatum zur Übergabe der Stadt Weimar. Da alle anderen Entscheidungsträger nicht erreichbar waren, übergab der Weimarer Oberbürgermeister Otto Koch in Troistedt die Stadt Weimar kampflos an die amerikanischen Truppen. Troistedt selber war auch von den US-Truppen besetzt worden. Viele Ortsbewohner hatten ihre Häuser als Quartiere zu räumen. Zum Teil wohnten sie dann in der Kirche und Schule. Nach ihrer Rückkehr fehlten viele Wertsachen in den Haushalten.

Ab Anfang Juli 1945 gehörte Troistedt zur SBZ, mit deren Gründung 1949 zur DDR. So machte der Ort alle entsprechenden gesellschaftlichen Veränderungen mit. Da es in Troistedt keinen Großgrundbesitz und keine zu enteignenden Kriegsverbrecher gab, war es von der Bodenreform kaum betroffen. 1953 wurde eine LPG Typ 1 mit dem Namen „Florian Geyer“ gegründet, die 1954 zeitweise wieder auseinanderfiel. Bis 1960 war unter entsprechendem Druck die „Vollgenossenschaftlichkeit“ erreicht. Die LPG Troistedt galt als nicht besonders erfolgreich, wie der Ortschronist vermerkt. 1972 erfolgte die Verschmelzung mit der LPG Isseroda zur LPG „Ernst Thälmann“ mit Sitz in Troistedt.

Troistedt war in der Wende das erste Dorf im Kreis Weimar, das mit Norbert Klein (CDU) im Oktober 1989 frei einen neuen Bürgermeister wählte.

Im Jahre 2000 beging Troistedt den 750. Jahrestag seiner urkundlichen Ersterwähnung. Dazu gehörte im Oktober 2000 der Besuch von Veteranen der 80. US-Infanterie-Division, die im April 1945 das Gebiet besetzt hatte. Nach einem Gottesdienst wurde eine Gedenktafel im Ort enthüllt, die an die Übergabe der Stadt Weimar durch deren Oberbürgermeister in Troistedt erinnert. Dann wurde die Grabstätte der am 11. April 1945 erschossenen 19 deutschen Soldaten im Kiekholz/Nohrholz besucht.

Sehenswürdigkeiten

Folgende Objekte wurden in die Denkmalliste des Kreises Weimarer Land aufgenommen:

  • Kirche mit Kirchhof
Bei der Sanierung der Orgel brannte die Kirche 1823 ab. Der rechteckige Saal sowie der eingezogene Chor mit dreiseitigem Abschluss wurden 1824 bis 1826 in romanisierenden Formen nach Plänen von Clemens Wenzeslaus Coudray verändert wiederaufgebaut. Im vom Vorgängerbau erhaltenen Turm gibt es einen Raum mit Kreuzgratgewölbe. Im Osten des Kirchenschiffs steht ein Emporenkanzelaltar nach Plänen von Coudray. Im Obergeschoss in eine Säulengalerie beidseits der Kanzel wurden spätgotische Apostelfiguren (um 1500) in Arkaden eingefügt. Nach einer Legende hat diese Figuren Johann Wolfgang Goethe zur Verfügung gestellt. Die mittelalterlichen Schnitzwerke der Kirche sind heute im Schlossmuseum Weimar zu sehen.
Die Orgel wurde 1823 von Johann Christian Adam Gerhard gebaut (1035 Pfeifen, ein Glockenspiel).
  • Gehöft (Pfarrhof)
  • ehemaliges Forst- und Jagdhaus, Nr. 35

Des Weiteren sind in der Ortslage die Gebäude Dorfstraße 7, 12-15, 31, 32, 37-39 und 42-50 als Denkmalensemble geschützt.

In dem der Autobahnauffahrt Nohra benachbarten Waldstück Nohrholz/Kiekholz nördlich von Troistedt befindet sich ein unauffälliges Gemeinschaftsgrab mit 19 deutschen Luftwaffensoldaten, die am 11. April 1945 durch amerikanischen Panzerbeschuß getötet worden sind. Der Gedenkstein zwischen den Grabkreuzen trägt die Aufschrift: "ZUM GEDENKEN AN 19 HIER RUHENDE. GEFALLEN AM 11.4.1945. ERRICHTET VON DER JUGEND TROISTEDTS". Es gibt keinen Weg dorthin und keinen Hinweis auf die Grabstätte, die in den 1950er Jahren aus Eigeninitiative auf Privatbesitz errichtet worden ist. Sie bestand bis zur Wende aus Gedenkstein und niedriger Hecke, dann wurden durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Kreuze für die Gefallenen gesetzt. Seit 1990 wird die Grabstätte von der politischen Gemeinde Troistedt gepflegt.

Im Troistedter Forst steht anstelle der nicht mehr existierenden Prinzenbuche eine neu angepflanzte Buche. Zusammen mit Großherzog Carl August hatte hier im 19. Jahrhundert der preußische Prinz Wilhelm (der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I.) an einer Rotwildjagd teilgenommen und an der Buche seinen Namen eingeritzt.

Religion

Die protestantische Gemeinde in Troistedt gehört zum Kirchspiel Nohra (bei Weimar) der Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Gottesdienste in der örtlichen Kirche finden etwa monatlich statt.

Auf katholischer Seite gehört Troistedt zum Gebiet der Pfarrei Bad Berka im Bistum Erfurt.

Verkehr

Am Nordrand des Gemeindegebietes verläuft die Bundesautobahn 4 ErfurtDresden mit der Anschlussstelle Nohra. Der nächste Bahnhof, Holzdorf (Weimar) an der Ilmtalbahn WeimarKranichfeld, liegt zwei Kilometer östlich des Ortskerns von Troistedt.

Literatur

  • Max Wachter: Chronik der Gemeinde Troistedt. Manuskript 1970 - 1972
  • Holger Wetzel: Amerikanische Veteranen in Weimar und Troistedt. Thüringer Allgemeine, 9. Oktober 2000

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer, Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 139

Weblinks

 Commons: Troistedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Verwaltungsgemeinschaft Grammetal


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