Deizisau

Deizisau
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Deizisau
Deizisau
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Deizisau hervorgehoben
48.7133333333339.3891666666667270
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 270 m ü. NN
Fläche: 5,17 km²
Einwohner:

6.420 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 1242 Einwohner je km²
Postleitzahl: 73779
Vorwahl: 07153
Kfz-Kennzeichen: ES
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 014
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Marktplatz 1
73779 Deizisau
Webpräsenz: www.deizisau.de
Bürgermeister: Thomas Matrohs
Lage der Gemeinde Deizisau im Landkreis Esslingen
Alb-Donau-Kreis Landkreis Böblingen Landkreis Göppingen Landkreis Ludwigsburg Landkreis Reutlingen Landkreis Tübingen Rems-Murr-Kreis Stuttgart Aichtal Aichwald Altbach Altdorf (Landkreis Esslingen) Altenriet Altenriet Baltmannsweiler Bempflingen Beuren (bei Nürtingen) Bissingen an der Teck Deizisau Denkendorf (Württemberg) Dettingen unter Teck Erkenbrechtsweiler Esslingen am Neckar Filderstadt Frickenhausen (Württemberg) Großbettlingen Hochdorf (bei Plochingen) Holzmaden Kirchheim unter Teck Köngen Kohlberg (Württemberg) Kohlberg (Württemberg) Leinfelden-Echterdingen Lenningen Lichtenwald Neckartailfingen Neckartenzlingen Neidlingen Neuffen Neuhausen auf den Fildern Notzingen Nürtingen Oberboihingen Ohmden Ostfildern Owen Plochingen Reichenbach an der Fils Schlaitdorf Unterensingen Weilheim an der Teck Wendlingen am Neckar Wernau (Neckar) WolfschlugenKarte
Über dieses Bild

Deizisau ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen mit etwa 6.500 Einwohnern. Sie liegt am Neckar zwischen den Städten Plochingen und Esslingen, etwa 20 Kilometer südöstlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Deizisau liegt am Nordhang des Neckartals in der Nähe des Plochinger „Neckarknies“. An der Westgrenze der Gemarkung Deizisau mündet die Körsch in den Neckar, im Osten gehört zur Gemarkung ein Teil des Waldes Plochinger Kopf.

Blick von der Kaiserlinde auf das Deizisauer Wohngebiet Obere Kirchstraße und das Neckartal
Altes Rathaus
Marktstraße
Evangelische Kirche
Zehntscheuer
Altes Schulhaus
Rathaus
Hungerlinde

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Deizisau gehören außer dem Dorf Deizisau keine weiteren Orte.[2] Auf dem Gebiet der Gemeinde Deizisau liegt die abgegangene Ortschaft Kersch.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind im Norden Altbach, im Nordosten Plochingen, im Südosten Wernau, im Süden Köngen, im Südwesten Denkendorf und im Nordwesten Esslingen.

Geschichte

Zur Zeit seiner Besiedlung im 8. Jahrhundert gehörte das Land der heutigen Gemarkung Deizisau dem Kloster Lorsch an der Bergstraße. Erstmals erwähnt als Dizinsowe wurde das Dorf im Jahr 1268 in einer Urkunde des Klosters Sirnau. Damals stand auf der Gemarkung Deizisau die Körschburg, deren Raubritter häufig Kaufleute auf der Handelsstraße durch das Neckartal überfielen. Sie wurden von den Württembergern 1292 vertrieben und die Burg zerstört. Das Dorf Deizisau selbst gehörte damals der Patrizierfamilie Burgermeister aus der Reichsstadt Esslingen und gelangte im Jahr 1411 durch Kauf in den Besitz des Esslinger St. Katharinen-Spitals. 1495 wurde die alte Deizisauer Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen und die neue, heutige evangelische Kirche erbaut. Der als Wehrturm ausgeführte Kirchturm wurde dabei von der alten Kirche übernommen.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Deizisau Poststation an der ersten dauerhaft betriebene Postlinie im Heiligen Römischen Reich, die von Innsbruck nach Brüssel führte [3]. Der erste namentlich genannte Postmeister war im Jahr 1585 Carlin Taxis[4], der der Postunternehmerfamilie Thurn und Taxis entstammte[5]. Manche seiner Nachkommen leben noch heute in Deizisau, wo Taxis einen der häufigsten Familiennamen darstellt.

Um 1600 betrug die Einwohnerzahl ca. 150. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wüteten zunächst die Pest, die 1608 31 Menschen hinwegraffte, danach die Söldnerheere des Dreißigjährigen Kriegs. An dessen Ende waren noch 30 Menschen in Deizisau am Leben. Auch die Poststation ging in dieser Zeit wieder verloren.[6]

Hatte Deizisau seit dem Mittelalter zum Herrschaftsbereich der Reichsstadt Esslingen gehört, so wurde es 1803 aufgrund der Neuordnung Deutschlands durch Napoleon als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses und der damit verbundenen Mediatisierung württembergisch. Im 19. Jahrhundert blieb Deizisau zwar von Kriegszerstörungen verschont, litt dafür aber mehrfach unter schweren Hungersnöten. Nur kurze Zeit nach dem Ende der Napoleonischen Kriege kam es 1816 in Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien zu einer weltweiten Klimakatastrophe, dem sogenannten Jahr ohne Sommer. In Deizisau regnete es 75 Tage hintereinander, Hagel verwüstete die Felder und die kümmerliche Ernte konnte zum Teil erst nach Weihnachten eingefahren werden. Die Folge war eine der bittersten Hungersnöte der Deizisauer Geschichte. Weitere schlimme Missernten folgten in den Jahren von 1852 bis 1855. Insgesamt 135 Bürger verließen in diesen vier Hungerjahren den Ort, um in die Vereinigten Staaten auszuwandern. An die Hungersnöte des 19. Jahrhunderts erinnert heute noch die im Jahr 1833 im Rotfeld auf der Anhöhe zwischen Deizisau und Köngen gepflanzte Hungerlinde.

1845 wurde in Deizisau ein erstes Schulhaus (heute ein Kindergarten) errichtet, 1908 ein neues in der Bismarckstraße gebaut. In dem stark erweiterten Gebäudekomplex befindet sich heute die Grund- und Hauptschule.

1928 wurde Sirnau, das bis dahin zur Deizisauer Gemarkung gehörte, an Esslingen gegen eine jährliche Rentenzahlung abgetreten. Der Zweite Weltkrieg und damit die Zeit des Nationalsozialismus und endete für Deizisau am 22. April 1945 mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.

In den Nachkriegsjahren entwickelt sich der Ort von einem noch stark durch Landwirtschaft geprägten Dorf zu einer Kommune mit sehr viel Industrie, der es auch während der Kommunalreform der siebziger Jahre gelang, ihre Selbstständigkeit zu bewahren, nicht zuletzt durch das ausgeprägte kommunale Selbstbewusstsein ihrer Bürger.

Religionen

Die Reformation wurde in Deizisau 1532 eingeführt. Erst seit 1960 gibt es auch wieder eine katholische Kirche im Ort.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1598 156
1643 30
1700 372
1800 600
1850 1.007
1900 1.244
1925 1.623
1939 1.941
Jahr Einwohner
1950 2.709
1961 4.037
1970 6.210
1980 6.263
1990 6.269
2000 6.387
2005 6.552
2010 6.420

Politik

Bürgermeister

  • 1870–1878: Christof Gräßle
  • 1878–1898: Johann Christof Bienz
  • 1898–1902: Christian Keim
  • 1902–1920: Johannes Häußler
  • 1920–1944: Gotthilf Kirchner
  • 1945: Christian Müller
  • 1946–1948: Hermann Malmsheimer
  • 1948–1985: Hermann Ertinger
  • 1985-2009: Gerhard Schmid
  • seit 2009: Thomas Matrohs

Gemeinderat

Seit der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009 hat der Gemeinderat 18 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,93%. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

  FWG1 6 Sitze (34,15%)
  CDU2     6 Sitze  (31,65%)
  LED3 4 Sitze (21,39%)
  SPD 2 Sitze (12,81%)

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

1Freie Wählergemeinschaft Deizisau, 2[…]-Bürgerliste Deizisau, 3Liste Engagierter DeizisauerInnen

Wappen

Blasonierung: In gespaltenem Schild vorne in Gold eine dreilatzige rote Fahne, hinten in Rot ein goldener Entenfuß.

Der aus der Sicht des Betrachters linke Wappenteil (die fachsprachliche Beschreibung der Heraldik spricht dagegen vom rechten Wappenteil) zeigt die Fahne der Pfalzgrafen von Tübingen. Sie stammt vom Esslinger St. Katharinen-Spital, in dessen Besitz sich für mehrere Jahrhunderte nicht nur Deizisau befand, sondern auch die von den Tübinger Pfalzgrafen übernommenen Dörfer Möhringen und Vaihingen a. d. Fildern. Die Herkunft und Bedeutung des Entenfußes in der rechten Hälfte des Wappens sind dagegen unbekannt. Die Farben des Wappens, Rot und Gold, sind die Farben der Esslinger Patrizierfamilie Burgermeister von Deizisau, zu deren Eigentum Deizisau im Mittelalter einige Zeit lang gehörte.

Siehe auch → Liste der Wappen mit dem Emblem der Pfalzgrafen von Tübingen

Gemeindepartnerschaften

Seit 1991 besteht eine innerdeutsche Partnerschaft zu Neukieritzsch in Sachsen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bekannte Firmen in Deizisau

  • Das Heizkraftwerk Altbach/Deizisau der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit einer elektrischen Leistung von etwa 1200 Megawatt liegt zu einem Teil auf der Gemarkung Deizisau.
  • Die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG besitzt in Deizisau eine Produktionsstätte.
  • Die Firma Eheim ist ein führender Hersteller von Aquarienzubehör, der seinen Firmensitz und seine Produktionsstätte mit ungefähr 250 Mitarbeitern in Deizisau hat.
  • Das Traditionsunternehmen Friedr. Dick, ein Hersteller von Feilen, Messern und Werkzeugen, hat seit 1997 seinen Sitz in Deizisau. Dort sind ungefähr 180 Mitarbeiter beschäftigt.

Verkehr

Deizisau hat eine gute Anbindung an das Verkehrsnetz durch den direkten Zugang zur S-Bahn Stuttgart (Haltestellen Altbach und Plochingen), die Bundesstraße 10, die Nähe zur Bundesautobahn 8 und die Neckar-Schifffahrt. Der öffentliche Personennahverkehr wird durch die VVS-Buslinien 143 (nach Plochingen) und 104 (nach Esslingen) bedient.

Bildungseinrichtungen

In Deizisau gibt es eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Die Volkshochschule Esslingen besitzt in Deizisau eine Nebenstelle.

Freizeit- und Sportanlagen

Fußball- und Tennisanlagen Hintere Halde, Hermann-Ertinger-Sporthalle, Fußballplatz, beheiztes Freibad (1938: erstes Freibad im Kreis Esslingen)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Polizeimuseum Deizisau

Das erste württembergische Polizeimuseum wurde am 1. Mai 1991 im alten Rathaus in Deizisau eröffnet.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Deizisauer Hauptfest mit Kinderfest. Seit 1924 wird dieses Fest ausgerichtet; in heutiger Zeit findet es immer am Wochenende vor den Sommerferien statt. Neben normalen Festaktivitäten finden auch Umzüge und musikalische Auftritte statt.
  • Am zweiten Adventssonntag wird in Deizisau ein Weihnachtsmarkt veranstaltet.
  • Seit 1997 findet in Deizisau jährlich zur Osterzeit das Internationale Neckar-Open - das größte Schachturnier Deutschlands statt.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1982: Albert Seifried (1913–1982), Gemeinderat und 1. stellvertretender Bürgermeister
  • 1985: Hermann Ertinger (1920–1997), Bürgermeister
  • 1996: Julius Staufner (1931–2001), Gemeinderat und 1. stellvertretender Bürgermeister

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Karl August von Zoller (1773–1855), Pfarrer in Deizisau 1798–1811, bedeutender württembergischer Pädagoge
  • Wilhelm Schloz (1894–1972), Dichter und Maler
  • Wilhelm Seifried (1855–1927), Landwirt und Politiker, Landtagsabgeordneter

Persönlichkeiten, die in Deizisau gelebt oder gewirkt haben

  • Ludwig Hetsch (1806–1872), Komponist geistlicher und romantischer Lieder, heiratete in Deizisau und erwarb das Deizisauer Bürgerrecht
  • Gotthilf Fischer (*1928), Chorleiter, wuchs in seiner Heimatgemeinde Deizisau auf.
  • Bernd Förster (* 1956), Fußballspieler unter anderem bei Bayern München und beim VfB Stuttgart, Spieler der deutschen Nationalmannschaft, wohnhaft in Deizisau seit 1981



Literatur

  • Der Landkreis Esslingen - Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i.V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 1, Seite 377

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden; Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2.
  3. Erste urkundliche Erwähnung der Poststation als Teittesaw im Rechenschaftsbericht des Hofpostmeisters Christoph von Taxis an Kaiser Ferdinand I. 1561, Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg, FZA Postakten 2347;
  4. Erste Erwähnung im Ratsprotokoll der Reichsstadt Esslingen als Carl von Taxis vom 11. September und 7. Oktober 1585, im Index: Taxis, Postmeister zu Deizisau;
  5. Eintrag im Sterberegister des Deizisauer Kirchenbuchs vom 23. März 1628: „Carlin Daxis von einem alten adeligen Geschlecht“;
  6. Wilhelm Mauer: Die Posthaltereien und Posthalter am alten Postweg von Ulm bis Rheinhausen gegenüber Speyer am Rhein, in: Postgeschichtliche Blätter aus Württemberg, 11-16, 1966–1971/72;

Weblinks

 Commons: Deizisau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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