- Flughafen Halle/Leipzig
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Flughafen Leipzig/Halle
Kenndaten IATA-Code LEJ ICAO-Code EDDP Flugplatztyp Verkehrsflughafen Koordinaten 51° 25′ 26″ N, 12° 14′ 11″ O51.42399166666712.236355555556135Koordinaten: 51° 25′ 26″ N, 12° 14′ 11″ O 135 m ü. MSLVerkehrsanbindung Entfernung vom Stadtzentrum 15 km nordwestlich von Leipzig
23 km südöstlich von Halle (Saale)Straße A9, A14, B6 Bahn RE5, IC/ICE Nahverkehr Buslinie 202 Basisdaten Eröffnung 1927 Betreiber Flughafen Leipzig/Halle GmbH Fläche 1.400 ha Terminals 2 Passagiere 2.462.256 (2008) Luftfracht 442.406 t (2008) Flug-
bewegungen59.924 (2008) Kapazität
(PAX pro Jahr)4,5 Mio. Beschäftigte circa 2.000 (300 beim Betreiber) Start- und Landebahnen 08L/26R 3.600 m × 45 m Beton 08R/26L 3.600 m × 60 m Beton Der Flughafen Leipzig/Halle (IATA: LEJ, ICAO: EDDP), auch Flughafen Schkeuditz genannt, liegt zwischen den Großstädten Leipzig und Halle (Saale) nahe der Stadt Schkeuditz in Sachsen. Der Flughafen wurde am 18. April 1927 in Betrieb genommen und hat vor allem im Bereich des Luftfrachtverkehrs internationale Bedeutung. Gemessen an der Zahl der Passagiere liegt der Flughafen an zwölfter Stelle in Deutschland, gemessen an der Fracht seit April 2008 an dritter Stelle.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Verkehrsanbindung
Der Flughafen Leipzig/Halle befindet sich 18 Kilometer nordwestlich von Leipzig, sowie 18 Kilometer südöstlich von Halle (Saale) am Autobahnkreuz Schkeuditz an der Grenze zu Sachsen-Anhalt auf Grundstücksflächen im Verwaltungsbereich Schkeuditz im Landkreis Nordsachsen. Er ist durch die Autobahnen A 14 und A 9 angebunden. Die den Flughafen tangierenden Teilstücke der A 14 sowie A 9 sind Glieder des großen mitteldeutschen Autobahnringes (Mitteldeutsche Schleife). Des Weiteren führt die Bundesstraße 6 direkt am Flughafen vorbei.
Leipzig/Halle gehört zu den deutschen Flughäfen, die über einen Flughafenbahnhof verfügen und somit in das Verkehrsnetz der Deutschen Bahn eingebunden sind. Die RegionalExpresslinie RE5 verkehrt auf der Relation Leipzig Hbf.-Leipzig Messe-Flughafen Leipzig/Halle-Halle (Saale) Hbf. Der RE5 verkehrt täglich von 4:00 Uhr bis 23:00 Uhr im 30-Minuten-Takt, wobei jeder zweite Zug am Flughafen endet. Damit besteht aus Halle nur ein 60-Minuten-Takt. Im Nachtverkehr verkehrt der RE5 nur zwischen Leipzig Hbf. und Flughafen stündlich. Der Abschnitt Flughafen - Halle (Saale) Hbf. wird im Nachtverkehr nur in den Nächten vor arbeitfreien Tagen bedient. Der Bahnhof Flughafen Leipzig/Halle gehört in das Verbundgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) GmbH; der Bahnhof liegt in der Tarifzone 163.
Im Fernverkehr ist der Flughafen durch stündliche InterCity-Linien an die Städte Halle/Saale und Leipzig angeschlossen. Zweimal am Tag verkehrt auch ein ICE über den Flughafen.
Die Buslinie 202 verkehrt montags bis freitags im Tagesverkehr stündlich und sorgt somit für eine Direktverbindung zwischen der Stadt Schkeuditz und dem Flughafen.
Mit Fertigstellung des Leipziger City-Tunnels im Jahr 2012 wird die RegionalExpresslinie RE5 durch die neue S-Bahnlinie S5 Halle-Leipzig–Markkleeberg-Altenburg-Zwickau ersetzt. Voraussichtlich im Jahr 2015 wird dann die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Erfurt die Anbindung weiter aufwerten.
Geschichte
Vorgeschichte
Die ersten Luftfahrtereignisse in der Region fanden am 21. Februar 1784 in Leipzig sowie am 29. September 1845 in Halle statt, als dort jeweils ein Heißluftballon abhob. Der zivile Luftverkehr begann aber erst im 20. Jahrhundert, 1909 besuchten erstmals Luftschiffe Leipzig. 1911 wurde in Lindenthal ein erster zivil genutzter Flugplatz eröffnet. Dort war auch eine Flugschule angesiedelt und die Deutschen Flugzeugwerke besaßen dort drei Hangars, die bis zum Ersten Weltkrieg zum Flugzeugbau genutzt wurden. Kurz darauf errichtete die Stadt Leipzig in Mockau einen weiteren Flugplatz, auf dem unter anderem auch eine 160 Meter lange Luftschiffhalle für bis zu drei Luftschiffe sowie Deutschlands erstes Flughafenhotel zu finden war. Der sächsische König Friedrich August III eröffnete den Flugplatz am 22. Juni 1913. Während des Ersten Weltkriegs wurde in Mötzlich, einem Stadtteil von Halle, einer der größten deutschen Militärflughäfen eröffnet. Der erste wirkliche zivile Flugplatz wurde 1925 in einem Stadtteil von Halle, Nietleben, eröffnet.
Planung, Bau und Betriebsaufnahme
Bereits kurz nach der Eröffnung des Flugplatzes in Nietleben wurde klar, dass der Flugplatz für die plötzlich rasant steigenden Flugbewegungen nicht ausreichend war. Auch dadurch, dass das Reichsverkehrsministerium zur selben Zeit eine neue Gliederung des mitteldeutschen Luftraums anstrebte, entwickelte sich die Idee, einen Flughafen gemeinsam für den Ballungsraum Leipzig-Halle in der Mitte zwischen beiden Städten zu bauen. Trotz großen Widerstands, vor allem aus Leipzig, setzte sich dieser Einfall schließlich durch. Als Standort wurde Schkeuditz durchgesetzt. Die Planung des Flughafens wurde von Paul Thiersch geleistet; sie beinhaltete einen in dieser Zeit modernen kreisrunden Flugplatz, der dafür sorgte, dass man je nach Windlage ideal starten und landen konnte. Der erste Spatenstich fand am 1. September 1926, die Eröffnung schon acht Monate später am 18. April 1927 statt. Zu dieser Zeit bestand der Flughafen aus einem Flugfeld, einem Hangar sowie einem Verwaltungsgebäude, das jedoch nur provisorisch ausgeführt war.
1928 wurde eine 400 Meter lange Start- und Landebahn angelegt und der bisherige Name Flugplatz Schkeuditz durch den neuen Namen Flughafen Halle/Leipzig ersetzt. Der vorherige Leipziger Flugplatz in Mockau wurde hauptsächlich von der Gesellschaft Junkers Luftverkehr getragen, die 1926 in der Deutschen Lufthansa aufging, welche auf den neuen Großflughafen umzog.
Ausbau in den 30er Jahren mit abruptem Ende
Mitte 1930 bis Anfang 1931 wurde dem Flughafen ein neues Restaurantgebäude hinzugefügt, welches sich durch eine moderne und funktionale Architektur hervorhob und zum beliebten Ausflugsziel in der Bevölkerung und bei den Fluggästen wurde. Zwischen 1936 und 1937 wurde das bisher provisorische Verwaltungsgebäude durch einen repräsentativen Neubau ersetzt und diesem ein neues Abfertigungsgebäude ganz im Stil nationalsozialistischer Architektur hinzugefügt.
Der Flughafen Halle/Leipzig stand im Jahr 1937 mit mehr als 40 Starts pro Tag an vierter Stelle in der Rangliste der verkehrsreichsten Flughäfen Deutschlands. Diese Entwicklung wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges abrupt beendet. Der zivile Flugverkehr wurde eingestellt, der Flughafen samt seiner Anlagen und Werkstätten von der deutschen Luftwaffe übernommen und für militärische Zwecke verwendet. So wurden unter anderem in den Lufthansa-Werkstätten am Platz Geräte für den militärischen Bedarf hergestellt. Am 16. April 1944 zerstörten alliierte Bomber einen großen Teil der Anlage, darunter auch das Restaurantgebäude.
Neuer Start nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende des Krieges arbeiteten in den Produktionsanlagen zunächst noch Teile der Flugzeugindustrie weiter, woraus nach einigen Umwegen 1947 der volkseigene Betrieb Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz hervorging. Der Flugplatz wurde während dieser Zeit nur als Werksflugplatz verwendet. Ehrgeizige Projekte zur Entwicklung des Luftverkehrs in der DDR hatten zwischen 1957 und 1960 den Bau einer 2500 m langen Start- und Landebahn zur Folge, die jedoch aufgrund der baldigen Einstellung des Flugzeugbaus, der sich nicht lohnte, zunächst kaum Verwendung fand. Der zu dieser Zeit als Messeflughafen genutzte Flugplatz in Leipzig/Mockau genügte Anfang der 1960er Jahre immer weniger den technischen Anforderungen, also besann man sich darauf, den Flugverkehr auf die neu gebaute und kaum benutzte Landebahn in Schkeuditz zu verlegen. Der Flugplatz wurde somit ab 1963 zweimal jährlich als Messeflughafen Leipzig genutzt und von der staatlichen Fluggesellschaft der DDR, der Interflug, angeflogen. Bis 1966 wurden zu jeder Saison provisorische Abfertigungsanlagen auf- und wieder abgebaut, die dann aber durch ein neues Abfertigungsgebäude ersetzt wurden, welches eine einmalige Doppelfunktion besaß: Vier Wochen im Jahr diente es als Empfangsgebäude des Messeflughafens, die restliche Zeit als Autobahnraststätte.
Da dies aber kein Dauerzustand sein konnte, wurde die Anlage in den folgenden Jahren in kleinen Schritten erweitert und ausgebaut, so dass am 19. Mai 1972 der Flughafen Leipzig den ganzjährigen Betrieb als Verkehrsflughafen aufnehmen konnte. Trotz finanzieller und kapazitärer Engpässe und wirtschaftlicher Schwierigkeiten in den Folgejahren wurde der Flughafen Stück für Stück erweitert, Flugsicherungsanlagen und eine neue Ankunftshalle errichtet, um den immer weiter steigenden Passagierzahlen gerecht zu werden, die sich von 1972 bis 1988 auf circa 550.000 pro Jahr verzehnfacht hatten.
Im September 1975 kam es zum Absturz einer aus Stuttgart kommenden Tu-134 mit Messegästen, etwa 1.000 m vor Erreichen der Landebahn. 27 der 34 Insassen der Maschine verbrannten, die 4 Besatzungsmitglieder konnten sich retten.[1]
Eine Besonderheit ist, dass zur Leipziger Messe am 18. März 1986 erstmals eine Concorde der Air France von Paris nach Halle/Leipzig flog, zwei Tage später gefolgt von einer Concorde der British Airways. Auch in den darauffolgenden Jahren gab es in Messezeiten Concordeflüge von Paris und London nach Halle/Leipzig.
Nach der Wiedervereinigung
Der zivile Neuanfang
Nach der deutschen Wiedervereinigung musste sich die Flughafenverwaltung auf die enormen Strukturveränderungen des wirtschaftlichen Umbruchs einstellen und somit wurde am 17. September 1990 die provisorische Flughafen Leipzig GmbH gegründet, die dank der Hilfe einiger westdeutscher Flughäfen den Betrieb aufrecht erhalten konnte.
Nachdem im Verlauf des Jahres 1990 die kommunalpolitischen Verhältnisse geklärt wurden, wurde im Juni 1991 die nunmehr Flughafen Leipzig/Halle GmbH genannte Gesellschaft von den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt und umliegenden Landkreisen übernommen und es begannen umfangreiche Baumaßnahmen zur Modernisierung der bestehenden Abfertigungshalle und der Landebahn. Ende 1992 wurden erstmals eine Million Passagiere abgefertigt. Nur zwei Jahre später hatte sich diese Zahl bereits nahezu verdoppelt. Ein für 3,5 Millionen Passagiere ausgelegtes neues Abfertigungsgebäude (Terminal B) konnte 1996 nach knapp zwei Jahren Bauzeit eingeweiht werden, und die alte Abfertigungshalle wurde für den Post- und Güterfrachtverkehr weiter verwendet.
Am 24. März 2000, einen Tag nach Inbetriebnahme des neuen Towers der Deutschen Flugsicherung GmbH, wurde, nach einer Bauzeit von fünf Jahren, eine neue 3600 m lange Start- und Landebahn nördlich des Flughafens eingeweiht, womit der Flughafen Leipzig/Halle jetzt auch ohne Probleme Großraumflugzeuge abfertigen kann.
Mit Beginn der Sommersaison 2003 wurde der Check-In und Servicebereich des neuen intermodalen Zentralterminals seiner Bestimmung übergeben. Dieses Zentralterminal integriert unter anderem eine Mall und einen Check-In-Bereich und ist mit dem Terminal B verbunden, wo die Passagiere zur Sicherheitskontrolle und zu den Warteräumen für den Abflug gelangen. Am 30. Juni 2003 erfolgte mit der Einbindung des Flughafenbahnhofes in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn die feierliche Eröffnung des Zentralterminals. Mit dessen Fertigstellung ist auch die erste Ausbaustufe am Flughafen Leipzig/Halle abgeschlossen, in deren Realisierung rund eine Milliarde Euro investiert wurde. Das neue Zentralterminal besitzt eine Jahreskapazität von 4,5 Millionen Passagieren. Auf Grund seiner modularen Struktur sowie seiner zentralen Lage zwischen den beiden Start- und Landebahnen bietet das Zentralterminal die Möglichkeit, über eine Erweiterung des bestehenden Abfertigungsgebäudes zeitnah und bedarfsgerecht die Jahreskapazität auf sieben Millionen Passagiere zu erhöhen.
Am 31. August 2005 erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau der Südbahn 08R/26L, am 5. Juli 2007 wurde sie in Betrieb genommen. Das dadurch geschaffene redundante Start- und Landebahnsystem ermöglicht allen Flugzeugtypen ab dem Jahr 2007 auf beiden Bahnen ein zeitgleiches Starten und Landen ohne Nutzlastbeschränkungen. Der Flughafen gehört damit zu den wenigen Flughäfen die bereits jetzt auch den Airbus A380 abfertigen können.[2] Die Baukosten für die Bahn, Rollwege und Vorfeldumbauten betrugen ca. 350 Mio. Euro plus 48 Mio. Euro für Grunderwerb und ca. 18 Mio. Euro für Lärmschutzmaßnahmen. DHL erhielt zulässige Förderungen durch den Freistaat Sachsen in Höhe von 28 % der Bruttogesamtinvestitionen (70,8 Mio. €) in ihre Anlagen. Die Europäische Kommission gab am 22. November 2006 bekannt, dass sie den Bau der Startbahn auf verdeckte Subvention untersucht. Die Europäische Kommission will insbesondere sicherstellen, „dass DHL über die bereits von der Kommission genehmigte regionale Investitionsbeihilfe hinaus keine weitere staatliche Beihilfe für ihr neues Drehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle erhält“. [3]
Ab dem 24. und 25. Oktober 2006 wurde am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Klagen gegen den Ausbau und den Nachtflugbetrieb verhandelt. Hier war zu entscheiden, ob die vom Nachtfluglärm betroffenen Anwohner den gleichen Schutz erhalten, wie die Anwohner am Flughafen Berlin-Schönefeld, den dieses Gericht angeordnet hatte. Hier wurde ein Nachtflugverbot zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr festgelegt. Am 9. November erteilte das Gericht eine uneingeschränkte Nachtflugerlaubnis für Expressgut. Am 29. Juni übergab das Regierungspräsidium den Planergänzungsbeschluss, welcher u. a. ein Nachtflugverbot für Passagiermaschinen in der Zeit von 23:30 Uhr bis 5:30 Uhr enthält (mit einer Über-/Unterschreitungsmöglichkeit von bis zu 30 Minuten bei verspäteten/verfrühten Landungen). Am 24. Juli 2008 wurde nun endgültig durch das BverwG. der Planfeststellungsergänzungsbeschluss des Regierungspräsidiums Leipzig bestätigt, indem die Klagen von Anwohnern abgewiesen wurden. Damit steht dem Ausbau nichts mehr im Wege. Erste Reaktion darauf war die Errichtung einer 3. Rollbrücke (E7) westlich der Rollbrücke Ost, die die nördliche Start- und Landebahn mit der südlichen verbindet.
Somit waren durch den Ausbau des Flughafens und die neue Nachtfluglärmregelung ab Juli 2007 die Voraussetzungen für den Betrieb des internationalen Luftdrehkreuzes der Post-Frachttochter DHL, das die DHL Hub Leipzig GmbH und die European Air Transport Leipzig GmbH gemeinsam betreiben, geschaffen. Der Flughafen Leipzig/Halle löst damit den Flughafen Brüssel-Zaventem ab. Seit Ende März 2008 ist das Drehkreuz, in das DHL etwa 300 Millionen Euro investiert hat, in Betrieb. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am 26. Mai 2008 statt.[4] Die anderen global operierenden Drehkreuze sind der Flughafen Hongkong Chek Lap Kok in China und der Flughafen Wilmington in den Vereinigten Staaten von Amerika.[5]
Militärische Nutzung
Im Rahmen des Projekts SALIS wird der Flughafen Leipzig/Halle seit dem 23. März 2006 von der NATO zur Realisierung des schnellen Transports übergroßer Ladung als Heimatflughafen zweier russischer Transportflugzeuge vom Typ Antonow An-124 genutzt. Zwei weitere Maschinen stehen innerhalb von sechs und nochmals zwei Maschinen innerhalb von neun Tagen bereit, so dass insgesamt sechs Maschinen im Rahmen von SALIS verfügbar sind.[6][7] Diese sechs AN-124 stehen bereit, um militärisch strategische Lufttransportkapazitäten für die Streitkräfte zur Verfügung zu stellen, aber auch für humanitäre Einsätze und Hilfsaktionen wie z.B. die Erdbebenhilfe für China im Juni 2008. Der Flughafen Leipzig/Halle als Be-, Ent- und Umladeplatz wird laut dem Bundesverteidigungsministerium die Ausnahme sein.[8][9]
Die Ruslan Salis GmbH besitzt seit dem 17. Januar 2007, für die dort stationierten Maschinen, ein Wartungsgebäude im Südbereich des Flughafens.
Seit dem 23. Mai 2006 lässt die US Army auch über den Flughafen Leipzig/Halle Passagierflüge für den regelmäßigen Truppenaustausch im Irak und in Afghanistan durchführen. Pro Monat werden bis zu 80 Truppentransportflüge mit ungefähr 160 GIs pro Tag abgefertigt. Bis Anfang 2009 sollen bereits 450 000 Soldaten über Leipzig/Halle in den Kampfeinsatz geflogen sein.[10] Auch die Verladung von schwerem Kriegsgerät ist dokumentiert.[11] Die beauftragten Charterfluggesellschaften, vor allem World Airways und bis Anfang 2008 auch ATA Airlines, lassen die Maschinen auf dem Flughafen Leipzig/Halle betanken und führen Crewwechsel durch.
Der zunehmende militärische Flugbetrieb sowie die Auswirkungen der geplanten umfangreichen Nachtflüge haben wachsende Kritik durch Anwohner, Bürgerinitiativen und Friedensorganisationen zur Folge. Der Geschäftsführer des Flughafens argumentiert mit Arbeitsplätzen dagegen. Die Nutzung als Drehkreuz für US-Truppentransporte habe eine Betriebsküche mit 65 Angestellten vor der Schließung bewahrt, inzwischen hingen rund 200 Jobs an den Transporten.[12]
Zukunft
Ende 2005 bekundete Lufthansa Cargo (LH Cargo) Interesse, das operative Zentrum komplett von Frankfurt am Main nach Leipzig/Halle zu verlegen. LH Cargo sucht nach eigenen Angaben ein Areal von 315 ha, da am jetzigen Drehkreuz am Flughafen Frankfurt am Main ein Nachtflugverbot mit Fertigstellung der vierten Bahn in Kraft treten soll. Die DHL besitzt in Schkeuditz ein Grundstück mit der Gesamtgröße von 240 ha, und der Flughafen ist nur 1400 ha groß, aber jederzeit nach Nord, West oder Süd durch Gebietszukäufe erweiterbar. Am 20. September 2007 verkündeten DHL und Lufthansa Cargo in Frankfurt, eine gemeinsame Frachtfluggesellschaft zu gründen. Die Airline mit dem Namen AeroLogic wird voraussichtlich ab April 2009 Langstreckenziele ab Leipzig/Halle bedienen. Die Flotte soll bis 2011 auf 11 Boeing 777-200LRF anwachsen.
Flughafen-Gesellschafter
Mehrheitsgesellschafter des Flughafens ist mit 94% die Mitteldeutsche Airport Holding AG, welche auch am Flughafen Dresden die Mehrheitsanteile besitzt. Gesellschafter der Mitteldeutsche Airport AG sind ausschließlich Gebietskörperschaften und zwar der Freistaat Sachsen mit 76,64%, das Land Sachsen-Anhalt mit 18,54%, die Stadt Dresden mit 2,52%, die Stadt Leipzig mit 2,1% und die Stadt Halle (Saale) mit 0,2% (Stand: März 2009). Der Landkreis Nordsachsen, in dem der Flughafen liegt, sowie die Stadt Schkeuditz besitzen je 0,25 Prozent des Flughafens, außerdem ist der Freistaat Sachsen mit 5,5 Prozent direkt an der Flughafen Leipzig/Halle GmbH beteiligt.[13]
Subventionen
Die Ansiedlung von DHL hat der Freistaat Sachsen mit rund 71 Mio. Euro subventioniert. Die EU-Kommission hat im Juli 2008 eine Garantie des Freistaats Sachsen für den Betrieb des Flughafens Leipzig/Halle in Höhe von 500 Millionen Euro gekippt. Der Freistaat hatte DHL darin zugesichert, bis zu 500 Millionen Euro Schadenersatz zu zahlen, falls der Flughafen Leipzig/Halle nicht bestimmte Bedingungen - wie die Möglichkeit von Nachtflügen - erfüllt. Die öffentlichen Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro für die neue Start- und Landebahn Süd des Flughafens stuften die Wettbewerbshüter hingegen als zulässige staatliche Beihilfe ein.[14]
Widerstand aus der Bevölkerung
Ausbau des Flughafens
Besonders auf Grund des in Leipzig/Halle fehlenden Nachtflugverbots formierte sich Widerstand, beispielsweise durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland oder die Interessensgemeinschaft Nachtflugverbot Leipzig/Halle.[15] Sie versuchten in der Vergangenheit durch Klagen sowie Aufklärung der Bevölkerung einen groß angelegten Widerstand aus der Bevölkerung zu erreichen. Da der Flughafen sowie die dortige Ansiedlung von Großunternehmen wie DHL jedoch eine beträchtliche Anzahl Arbeitsplätze schaffen, fehlt ihnen die erforderliche Unterstützung der meisten Parteien.
Militärische Nutzung
Gegen die militärische Nutzung des Flughafens formierten sich mehrere Widerstandsgruppen in der Bevölkerung, beispielsweise die Aktionsgemeinschaft Flughafen natofrei. Der Widerstand dieser Gruppe richtet sich dabei weniger an den Flughafen an sich, sondern an den Staat. Es wird eine stärkere Einschränkung des Flugverkehrs sowie besonders die Einstellung der militärischen Nutzung des Flughafens gefordert, da diese den Krieg, Gewalt und Terror fördere. Der Flughafen wird von diesem Bündnis als „Kriegsflughafen“ bezeichnet.[16] Zur Zeit soll jeder vierte Passagier ein US-Soldat sein.[17]
Verkehrszahlen
Flughafen Leipzig/Halle – Verkehrszahlen[18] Betriebsjahr Fluggastaufkommen Luftfracht [t] Flugbewegungen 1972 54.000 1988 549.000 1990 274.878 366 9.549 1991 634.424 4.372 26.089 1992 1.073.378 8.611 42.960 1993 1.521.436 17.482 48.510 1994 1.901.797 23.189 52.590 1995 2.104.822 25.225 53.807 1996 2.186.649 22.410 50.298 1997 2.248.852 17.220 47.284 1998 2.108.779 12.866 43.778 1999 2.162.769 15.220 47.944 2000 2.288.931 17.086 47.030 2001 2.185.130 15.799 42.408 2002 1.988.854 16.882 41.209 2003 1.955.070 17.559 40.030 2004 2.041.046 10.296 39.316 2005 2.127.895 14.867 37.905 2006 2.348.011 29.330 42.417 2007 2.723.000 101.285 50.976 2008[19] 2.462.256 442.406 59.924[20] Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ "01. September 1975: Das Ende eines Messefluges" in "Verschlusssache. Die größten Geheimnisse der DDR" von Jan Eik und Klaus Behling. Verlag Neues Berlin, Berlin 2008. ISBN 978-3-01944-8. S.151-152
- ↑ Flughafen Leipzig/Halle: „Official opening of the new South Runway at Leipzig/Halle Airport“ (Stand: 5. Juli 2007)
- ↑ Europa.de: Staatliche Beihilfe: Kommission leitet Prüfung der finanziellen Unterstützung für DHL und den Flughafen Leipzig/Halle ein
- ↑ aero.de: „Drehkreuz Leipzig/Halle geht offiziell in Betrieb“ (26. Mai 2008)
- ↑ aero.de: „DHL-Drehkreuz nun endgültig am Flughafen Leipzig/Halle“ (29. März 2008)
- ↑ NATO Seite zu SALIS
- ↑ Seite der Luftwaffe zu SALIS
- ↑ FAQ zu SALIS
- ↑ Luftwaffenarchiv Juni 2008
- ↑ MDR Sachsen: "Neue Kritik an Militärtransporten über Flughafen Leipzig" 06. Februar 2009
- ↑ Leipzig-Seiten: "Weitere Diskussion um militärische Nutzung des Leipziger Flughafens", 23. Mai 2008
- ↑ vgl. Interview mit dem Flughafengeschäftsführer im Rahmen des Kunstprojekts "AusFlugHafenSicht" des Thalia Theater Halle
- ↑ Flughafen Leipzig/Halle GmbH – Gesellschafter etc.
- ↑ Brüssel kürzt geplante Beihilfe für DHL
- ↑ nachtflugverbot-leipzig.de
- ↑ Aktionsgemeinschaft Flughafen natofrei
- ↑ Truppentransporte für den Aufbau Ost, DLF 17.2.09
- ↑ Flughafen Leipzig/Halle: „Verkehrsstatistik der letzten Jahre“ (Stand: 15. November 2007)
- ↑ Leipzig/Halle nun drittgrößter Logistikflughafen - mz-web.de, 27. Januar 2009
- ↑ Unterschiedliche Entwicklung bei mitteldeutschen Flughäfen, 27. Januar 2009
Literatur
- Wolfram Apitzsch: Leipzigs Flughafen heute und morgen. in: Horst Schädel (Hg.): Fliegerkalender der DDR 1989. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 189-192.
Weblinks
- Flughafen-Homepage
- Eintrag über Flughafen Leipzig/Halle bei Structurae
- Flughafendaten von World Aero Data (englisch)
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