- Hans Dammann
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Hans Dammann (* 16. Juni 1867 in Proskau, Kreis Oppeln, Schlesien; † 15. Juni 1942 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schon bald nach seiner Geburt siedelte die Familie nach Hannover über. Nach seiner Schulausbildung besuchte er von 1885 bis 1888 die Technische Hochschule in Hannover. 1888 wechselte er von dort an die Berliner Akademie. Dort studierte er bis 1894 unter anderem bei Albert Wolff, Ernst Herter, Peter Breuer und Gerhard Janensch. Unmittelbar nach seinem Studium reiste Hans Dammann nach Rom.
Zurückgekehrt beschickte er noch im gleichen Jahr die Große Berliner Kunstausstellung, zu der er bis 1913 jährlich mit mindestens einem Werk vertreten war. Ab 1895 arbeitete er als selbstständiger Bildhauer. Neben kleineren Auftragsarbeiten erstellte er den Nachtwächterbrunnen für den Marktplatz in Linden, der am 20. September 1896 enthüllt wurde. Noch im gleichen Jahr heiratete er Frida Martha Hirschwald (1878–1952).
Arbeiten
Friedhofskunst: Grabdenkmäler
Weitere Aufträge für Denkmäler im öffentlichen Raum blieben vorläufig aus, so dass sich Hans Dammann einer Werkstatt für Friedhofskunst in Plauen anschloss, die seine Entwürfe an Interessenten weiter vermittelte. Eines der ersten Modelle aus dieser Kooperation, sein Werk „der Schlaf“, fand auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1899 großes Interesse. In der Folgezeit schuf er etwa 130 Grabdenkmäler.
Öffentliche Aufträge
1898 schuf er für das Offizierkasino des Landwehr-Bezirkskommando auf dem Tempelhofer Feld eine Büste des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III., die den König in Uniform und Paletot und Zweispitz darstellt.
Am 7. Juni 1903 wurde das von ihm geschaffene Kriegerdenkmal 1870/71 des Infanterie-Regiments (4. Thüringisches) Nr. 72 an der Straße zwischen Gorze und Rezonville (ehem. Reichslande Elsaß-Lothringen) feierlich enthüllt.
1903 erhielt er den Auftrag für seinen zweiten Brunnen, der in Bad Salzuflen vor dem Hoffmannstift, einem Krankenhaus der Firma Hoffmann’s Stärkefabriken, aufgestellt wurde. Interessanterweise verzichtete er bei diesem Projekt auf sein Künstlerhonorar, offensichtlich war es ihm sehr wichtig diesen öffentlichen Auftrag zu verwirklichen. 1904 erhielt er den Auftrag für die Figur eines Schmiedes für den zweiten Brüstungspfeiler des Rathausbalkons in Bielefeld.
1906 erstellte er die Genien „Morgen“ und „Abend“, die links und rechts neben der großen Uhr am Neuen Rathaus in Hannover aufgestellt wurden.
Eine freie Arbeit, die der Künstler 1910 auf der Großen Kunstausstellung in Berlin der Öffentlichkeit vorstellte, wurde 1914 in Bad Homburg vor der Höhe vor der Höhe als „Durst-Brunnen“ realisiert. Für diese Leistung zeichnete ihn Kaiser Wilhelm II. mit dem Titel Professor aus.
Soldatengrabmale und Kriegerdenkmäler
Da Hans Dammann Reserveoffizier war, wurde er gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges eingezogen. Schon nach wenigen Wochen kehrte der Hauptmann der Reserve verwundet nach Hause zurück. Er erweiterte das Repertoire seiner Grabdenkmäler um das Sujet des Soldatengrabmals. Genau wie bei seinen zivilen Grabdenkmälern wurden viele seiner Entwürfe teilweise leicht modifiziert oder mehrfach verwendet.
Gerade die Modelle seiner Soldatengrabmäler, die er ab 1916 erstellte, fanden in der Weimarer Republik als Kriegerdenkmäler eine Wiederverwendung. Sein letztes ziviles Werk war der Brunnen über der Elisabethquelle im Kurpark von Bad Homburg vor der Höhe (enthüllt 1918).
Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf er weitere Grabdenkmäler, bis er ab 1922 fast ausschließlich Kriegerdenkmäler schuf. Ab 1933 entstanden aufgrund seines vorgerückten Alters seine Arbeiten unter Mitarbeit von Heinrich Rochlitz.
Wenn ihm auch in einer Zeit, die reich an Denkmälern war, die öffentliche Anerkennung durch Aufsehen erregende Denkmalprojekte verwehrt blieb, so galt er dafür im Bereich der Grabdenkmäler und der daraus hervorgegangenen Kriegerdenkmäler als ein bedeutender Bildhauer.
Letzte Werke
In seinen letzten Jahren wandte sich Dammann wieder zivilen Werken zu, so dem vom preußischen Polizeioffizierkorps gestifteten Denkmal für die beiden Berliner Polizisten Paul Anlauf und Franz Lenk, die 1931 in Ausübung ihres Berufes von Erich Mielke und anderen Angehörigen des M-Apparats der KPD auf dem Bülowplatz in Berlin ermordet wurden. Das am 29. September 1934 am Tatort enthüllte Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg anlässlich der Metallspende des deutschen Volkes eingeschmolzen. Den Sockel ließ Mielke, inzwischen Staatssekretär im Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, Anfang 1950 abbauen.[1]
1937 entstand für den auf dem Friedhof Radebeul-Ost beerdigten Fabrikbesitzer Karl Richard Kelling ein „Grabmal aus Granitblock und Bronzefigur einer Knieenden mit Lorbeerkranz“.[2]
Werke
Kommunale Kriegerdenkmäler 1914–1918
Aus seiner Schaffensperiode kommunale Kriegerdenkmäler 1914–1918 sind bisher bekannt:
- Adamsdorf
- Arnswalde (Ost-Brandenburg)
- Bergkamen, Stadtteil Overberge (Westfalen); 1927
- Berlinchen (Ost-Brandenburg)
- Bischofstein (Ostpreußen)
- Bochum, Stadtteil Langendreer (Westfalen)
- Brake (Niedersachsen)
- Brotterode (Thüringen); 1930 errichtet
- Bublitz (Hinterpommern)
- Cammin (Hinterprommern)
- Eberswalde (Brandenburg); 1925
- Enger (Westfalen)
- Eschwege (Hessen)
- Freystadt (Niederschlesien)
- Friedland in Mecklenburg; 1926
- Fürstenberg (Mecklenburg-Vorpommern, jetzt Brandenburg)
- Hagen, Stadtteil Boele (Westfalen)
- Hagen, Stadtteil Herbeck (Westfalen)
- Hagen, Stadtteil Holthausen (Westfalen)
- Hagen, Stadtteil Vorhalle (Westfalen); 1931
- Halver (Westfalen)
- Kandrzin (Schlesien)
- Kladow (Bezirk Spandau, Berlin)
- Köln, Niederländer Ufer, Denkmal der Deutschen Feldartillerie (nicht erhalten); 1936
- Neudamm (Hinterpommern)
- Oranienbaum (Sachsen-Anhalt)
- Oschersleben (Sachsen-Anhalt)
- Perleberg (Brandenburg)
- Raschau (Sachsen); 1931
- Ratibor (Schlesien); enthüllt 1927, im Eichendorff-Park
- Riedstadt, Stadtteil Erfelden (Hessen)
- Rößel (Ostpreußen)
- Schalksmühle (Nordrhein-Westfalen)
- Schneidemühl (Provinz Posen)
- Steinau an der Oder (Schlesien); errichtet 1930
- Tangermünde (Sachsen-Anhalt)
- Teichwolframsdorf (Thüringen)
- Tempelburg (Hinterpommern)
- Trebbin (Brandenburg)
Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der Alten Armee
Neben den vorgenannten, sind nach Entwürfen von Hans Dammann auch Kriegerdenkmäler für die Gefallenen verschiedener Truppenteile oder Waffengattungen der so genannten Alten Armee entstanden:
- Breslau (Schlesien) - Kriegerdenkmal des schlesischen Landwehrkorps
- Celle (Niedersachsen) – 2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 77, vor dem Schloss
- Döberitz (Brandenburg) – 3. Garde-Regiment zu Fuß
- Glatz (Schlesien) - Füsilier-Regiment Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38
- Glogau (Schlesien) - Infanterie-Regiment König Ludwig III. von Bayern (2. Niederschlesisches) Nr. 47; vor 1930
- Gotha (Thüringen) – 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95
- Göttingen (Niedersachsen) – 4. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 136
- Langensalza (Thüringen)- Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 2
- Neustrelitz (Mecklenburg) - Großherzoglich Mecklenburgisches Grenadier-Regiment Nr. 89
- Paderborn (Nordrhein-Westfalen) - Infanterie-Regiment Nr. 158
- Salzwedel (Sachsen-Anhalt) – Ulanen-Regiment Hennings von Treffenfeld (Altmärkisches) Nr. 16
- Sensburg (Ostpreußen) - 2. Ermländisches Infanterie-Regiment Nr. 151
- Schleswig (Schleswig-Holstein) – Schleswig-Holsteinisches Dragoner-Regiment Nr. 13
- Spandau (Berlin) – Garde-Fußartillerie-Regiment
Als bedeutendste Ehrenmale dieser Schaffensperiode sind zu nennen:
- 1922: Berlin - für die gefallenen Schüler und Lehrer des Grunewald-Gymnasiums
- 1923: Köln – Deutsches Artillerie-Denkmal
- 1925: Hannover, auf dem Welfenplatz für seine Kameraden vom 1. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 74
- 1927: Berlin-Tiergarten, für die 800 Reserve- und Landwehroffiziere des Landwehroffizierskorps
Literatur
- Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931
- Galvanoplastische Kunstanstalt Geislingen/ Steige: Ausgeführte Arbeiten, Zeugnisse, Gutachten - Katalog, Geislingen 1904
- Landeszeitung für beide Mecklenburg, 1923/ Beilage Nr. 126
- von Behrendt, Richard: Das 1. Garde-Fußartillerie-Regiment im Weltkrieg, Berlin 1928
- Deutscher Ehrenhain für die Helden von 1914/18, Leipzig 1931
- National-Zeitung; Essen, Artikel vom 31. August 1936
- Nickel, Walter: Die öffentlichen Denkmäler und Brunnen Breslaus, Breslau 1937
- Sparkasse Celle: Erinnerungs- und Gedenkstätten - Jahreskalender, Celle 1989
- Endlich, Stefanie/ Wurlitzer, Bernd: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin 1990
- Körber-Stiftung (Hamburg), Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 1993, Nr. 93 1272: Gäde, Thomas: Perleberg - Denkmäler einer Stadt
- Körber-Stiftung (Hamburg), Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 1993, Nr. 93 1217: Arbeitsgruppe "Das Ehrenmal: Denkmale in Eschwege
- Hans Dammann. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 8, E. A. Seemann, Leipzig 1912, S. 325
- Samulat-Gede, Martina: Der Bildhauer Hans Dammann (1867-1942) und sein künstlerisches Werk in Beispielen (= Schriftenreihe des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof e. V., Band 9), Hamburg 2003
Weblinks
Commons: Hans Dammann – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Denkmal für gefallene Soldaten, Stadt Geyer
- Der polnische Polizeichef 1936 in Berlin. Blick auf die Feier der Kranzniederlegung am Denkmal der gefallenen Polizeioffiziere Anlauf und Lenk auf dem Horst-Wessel-Platz
Einzelnachweise
- ↑ Michael Stricker: Letzter Einsatz. Im Dienst getötete Polizisten in Berlin von 1918 bis 2010, Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-86676-141-4, S. 103
- ↑ Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 117.
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