Kirchenkreis Simmern-Trarbach

Kirchenkreis Simmern-Trarbach

Der Kirchenkreis Simmern-Trarbach ist Teil der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er entstand 1972 durch Fusion der Kirchenkreise Trarbach und Simmern. Zu ihm gehören 48 Kirchengemeinden mit insgesamt 38.706 Gemeindegliedern.

Inhaltsverzeichnis

Gebiet des Kirchenkreises

Zum Kirchenkreis gehören vor allem Territorien, an denen die Kurpfalz ehemals Anteile besaß, wie die Vordere und Hintere Grafschaft Sponheim, das Kröver Reich oder das Herzogtum Simmern.

Geographische Mitte des Kirchenkreises und Sitz der Superintendentur ist Kirchberg. Weitere Städte im Kirchenkreis sind Kastellaun, Simmern, Traben-Trarbach und Zell. Die Gemeinden befinden sich im Bereich der Landkreise Bad Kreuznach, Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und des Rhein-Hunsrück-Kreises. Die größten Wirtschaftsfaktoren sind der Flughafen Frankfurt-Hahn, der Moseltourismus und einige wenige Industriebetriebe in Rheinböllen und Simmern.

Prägung

Konfessionelle Tradition

In einigen Gemeinden des Kirchenkreises ist der Heidelberger Katechismus in lebendigem Gebrauch, und mehrere Gemeinden sind Mitglied des Reformierten Bundes.

Kirche im ländlichen Raum

Neben dieser traditionell konfessionellen Ausprägung bestimmt die dörflich-ländliche Situation das Leben in den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis. Die ausgeprägte Identifikation der Menschen mit ihren Orten und die Ortsbeständigkeit äußern sich auch in einer stärkeren Teilnahme am kirchlichen Leben, als dies andernorts oft zu beobachten ist. Demgegenüber stehen die oft weiten Arbeitswege, durch die manche kirchliche Angebote zurückgedrängt werden. Dies war bis in die 1970er Jahre durch die weit verbreitete Landwirtschaft spürbar anders, da durch sie nicht selten eine Mehrheit der dörflichen Bevölkerung im Ort lebte und arbeitete. Gleichwohl sind Landwirtschaft und Weinbau bedeutende Faktoren für das Leben im Kirchenkreis.

Dem dörflichen und dezentralen Charakter gemäß wurde bei vielen Kirchengemeinden von Fusionen, die andernorts als notwendige Maßnahme bei kleiner werdenden Gemeinden angesehen werden, abgesehen. So sind die meisten Kirchengemeinden, von denen einige weniger als 200 Gemeindeglieder haben und zu denen nur ein Ort gehört, mit anderen pfarramtlich verbunden, es werden also mehrere von ihnen durch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer versorgt.

Bekennende Kirche

Von herausragender Bedeutung für den Kirchenkreis ist die Geschichte des Dickenschieder Pfarrers Paul Schneider. Er war eingebunden in eine Hunsrücker Pfarrbruderschaft innerhalb der Bekennenden Kirche, der etwa die Hälfte der damaligen Pfarrer des Kirchenkreises Simmern, u.a. Friedrich Langensiepen in Gödenroth, angehörten. Die übrigen Pfarrer waren meist unorganisiert, nur wenige hielten sich zu den Deutschen Christen. Superintendent Gillmann, selbst nicht zur Bekennenden Kirche gehörend, setzte sich mehrfach für Schneider ein.

Friedensbewegung

Auf der US-Raketenbasis Pydna zwischen Bell und Wüschheim sollten ab 1986 Cruise Missiles stationiert werden. In der Friedensbewegung, die sich gegen diesen Plan wandte, war die evangelische Kirche in Person ihres Beller Pfarrers August Dahl und seiner Frau Jutta an führender Stelle vertreten. Eine Dauermahnwache, eine Demonstration mit rund 200.000 Menschen, darunter etwa 10.000 Hunsrücker, am 11. Oktober 1986 und Mahnkreuze auf dem so genannten Friedensacker waren Ereignisse, die die Kirchengemeinden weithin prägten.

Zuwanderung

Seit etwa 1990 fanden viele Aussiedler aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Wohnung im Bereich des Kirchenkreises. Ihr Anteil an der evangelischen Bevölkerung liegt bei mehr als einem Viertel. In manchen Orten wie etwa Blankenrath kam es erst so zu einer nennenswerten Ansiedlung von Evangelischen. In anderen Gemeinden wie Sohren änderte sich das Gemeindeprofil deutlich. Über mehrere Jahre hin wurde die Integration durch die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle für diesen Personenkreis gefördert.

Diakonie

Im Kirchenkreis Simmern-Trarbach existieren mit dem Verein der Schmiedelanstalten und einigen Pflegeheimen mehrere eigenständige diakonische Einrichtungen. Andere wie der Martin-Luther-King-Jugendhof in Wolf an der Mosel (zu Traben-Trarbach gehörend) oder das Evangelische Krankenhaus Simmern sind Einrichtungen evangelischer Träger, die ihren Sitz außerhalb des Kirchenkreises haben.

Von den Beratungsstellen wird das Helpcenter in Idar-Oberstein gemeinsam mit dem Kirchenkreis Obere Nahe getragen. Die meisten übrigen diakonischen Angebote – u.a. die Ev. Ehe-, Erziehungs- und Lebensberatung, Schwangerschaftsberatung und die Ausländerarbeit – sind in ein gemeinsames Diakonisches Werk mit dem Kirchenkreis Trier eingebunden.

Leitung

Die Leitung des Kirchenkreises liegt rheinischem Kirchenrecht gemäß bei der Kreissynode, die in der Regel zwei Mal im Jahr tagt, beim Kreissynodalvorstand und beim Superintendenten.

Die Superintendenten seit Gründung des Kirchenkreises waren:

  • 1972–1988 Günther Kempgen, Neuerkirch-Biebern (zuvor seit 1967 bereits Superintendent des Kirchenkreises Simmern)
  • 1988–2000 Wilfried Oberlinger, Simmern I / Altweidelbach
  • 2001–0000 Horst Hörpel, Simmern III / Ohlweiler / Ravengiersburg

Gemeinden

Literatur

  • Dieter Diether: Die Gotteshäuser im Evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach; Kirchberg (Hunsrück): Kirchenkreis Simmern-Trarbach, 1998
  • Evangelisches Kinderheim Schmiedel: Hunsrücker Kinderheim Auf’m Schmiedel, Herberge in der Wüste. 120 Jahre, 1850–1970; eine Festschrift und Freundesgabe; Simmern: Kinderheim Auf’m Schmiedel, 1970
  • Ernst Gillmann (Hrsg.): Unsere Kirche im Rheinischen Oberland; Simmern 1954
  • Horst Hörpel: Schmiedel gestern und heute. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart; Argenthal 2007
  • Andreas Nikolay: Pfarrer Richard Oertel (1860–1932) und der Hunsrücker Bauernverein. Eine sozialgeschichtlich-biographische Studie; Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins 32; Mengerschied: Hunsrücker Geschichtsverein, 2001; zugleich Mainz: Univ., Diss., 2001; ISBN 3-9804416-9-5
  • Albert Rosenkranz: Das Evangelische Rheinland. ein rheinisches Gemeinde- und Pfarrerbuch; Schriftenreihe des Vereins für rheinische Kirchengeschichte Bd. 3; Düsseldorf: Kirche in der Zeit, 1966; S. 532ff
  • Gustav Schellack, Willi Wagner: Festschrift zum 425jährigen Reformationsjubiläum. 1557–1982 (Mosel – Hunsrück – Nahe); ohne Ort: Kirchenkreis Simmern-Trarbach, 1982

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