- Pößneck
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Wappen Deutschlandkarte 50.69388888888911.594444444444220Koordinaten: 50° 42′ N, 11° 36′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Saale-Orla-Kreis Höhe: 220 m ü. NN Fläche: 24,45 km² Einwohner: 12.882 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 527 Einwohner je km² Postleitzahl: 07381 Vorwahl: 03647 Kfz-Kennzeichen: SOK Gemeindeschlüssel: 16 0 75 085 Stadtgliederung: Kernstadt; 5 Ortsteile Adresse der
Stadtverwaltung:Neustädter Straße 1
07381 PößneckWebpräsenz: Bürgermeister: Michael Modde Lage der Stadt Pößneck im Saale-Orla-Kreis Pößneck ist die größte Stadt im Saale-Orla-Kreis im östlichen Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Pößneck befindet sich in der Orlasenke, einem Tal zwischen dem Thüringer Holzland im Norden und dem Oberland mit den Saalestauseen in Süden. Im Osten berührt die Orla von Neustadt kommend das Stadtgebiet, um von dort nach Norden zu fließen und in Orlamünde in die Saale zu münden. Die Stadt liegt an der B 281 zwischen Neustadt an der Orla im Osten und Saalfeld im Westen.
Stadtgliederung
Ortsteile sind Jüdewein (urkundliche Ersterwähnung: Dezember 1074), Köstitz (1350), Schlettwein ( Dezember 1074), Öpitz (30. September 1381) und Schweinitz (Dezember 1074).[2]
Nachbargemeinden
Direkt angrenzende Gemeinden sind Bodelwitz, Döbritz, Krölpa, Langenorla, Oppurg, Ranis und Wernburg.
Geschichte
Die erste Erwähnung fand Pößneck 1252 in einer Saalfelder Klosterurkunde. Als Stadt wurde es zum ersten Mal 1324 bezeichnet. In diesem Jahr wurde Pößneck von Friedrich, dem wettinischen Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen dem Grafen von Schwarzburg als Lehen übergeben. Vor 1348 wurde ein Karmeliterkloster gegründet. 1424 fiel Pößneck wieder an das Haus Wettin zurück.
1485 wurde Pößneck durch die Leipziger Teilung der wettinischen Lande der ernestinischen Linie zugeschlagen. 1525 beteiligten sich die Bürger am Bauernkrieg. Seit 1572 gehörte die Stadt zu Sachsen-Coburg, seit 1640 zu Sachsen-Altenburg, seit 1672 zu Sachsen-Gotha und seit 1682 zu Sachsen-Saalfeld. 1826 kam Pößneck zum Herzogtum Sachsen-Meiningen, bei dem es bis zur Gründung Thüringens verblieb.
Zwischen 1795 und 1823 machte Goethe auf seinen Reisen in die böhmischen Bäder Karlsbad und Marienbad achtzehnmal in Pößneck Station.
Ab 1862 begann in Pößneck durch die Einführung der Gewerbefreiheit der industrielle Aufschwung. Tuchmacher und Gerber gründeten Fabriken und Pößneck entwickelte sich bald zur bedeutendsten Industriestadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen. Diese Entwicklung wurde durch den Bau der Eisenbahnstrecken durch die Stadt 1871 (Strecke Gera–Saalfeld) und 1889 (Strecke Pößneck–Jena) zusätzlich gefördert. 1924 streikten die Pößnecker Textilarbeiter um den Achtstundentag.
Während des Zweiten Weltkriegs waren ausländische Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern im Zwangsarbeitslager L bei der Ortschaft Schweinitz am Orlatalhang der REIMAHG untergebracht, die in Kahla und auf dem Kamsdorf-Könitzer Erzfeld für die Rüstungsproduktion Zwangsarbeit verrichten mussten. Außerdem arbeiteten 127 Zwangsarbeitskräfte bei den Firmen Bergner & Weißer, Maihak und Schroth. Auf dem Ehrenfriedhof an der Rudolf-Diesel-Straße (ein NS-Opfer unter den Zeugen Jehovas) wird an 33 Opfer der Zwangsarbeit aus der Sowjetunion sowie an elf KZ-Häftlinge erinnert, die beim Todesmarsch im April 1945 von SS-Mannschaften ermordet wurden. An der Einmündung der Jenaer Straße in die Neustädter Straße erinnert ein 1985 errichteter Todesmarsch-Gedenkstein an alle 67 Opfer aus dem Pößnecker Raum. Ein weiterer Gedenkstein auf dem oberen Friedhof wurde für fünf umgekommene Militärinternierte aus Italien errichtet.[3]
1952 wurde Pößneck Kreisstadt des neu gegründeten Kreises Pößneck und blieb es bis zur Eingliederung in den neu gebildeten Saale-Orla-Kreis im Jahre 1994.
1958 kam im Stadtteil Schlettwein ein jüngerbronzezeitlicher Depotfund mit drei Bronzetassen zutage, aber erst 1964 wurde der urgeschichtliche Fund von G. Möbius erkannt.[4]
Am Abend des 22. Oktober 1969 versammelten sich auf dem Pößnecker Marktplatz über 200 Jugendliche, um gegen die zuvor erfolgte, von der SED-Kreisleitung angeordnete Polizeiaktion zu demonstrieren, bei der in mehreren Orten des Kreises Pößneck langhaarige Jugendliche aufgegriffen und anschließend unter Zwang wegen zu langer Haare zu Frisören gebracht wurden. In der Folge kam es zu heftigen Diskussionen in der Bevölkerung mit SED-Funktionären, da man die im Artikel 19 der DDR-Verfassung ausgewiesenen Bürgerrechte verletzt sah.[5]
Am 16. September 1979 flogen die Familien Strelzyk und Wetzel aus Pößneck mit einem selbstgenähten Heißluftballon nachts über die innerdeutsche Grenze und landeten nach 28 Flugminuten und 22 Kilometern (Luftlinie) in einem Feld bei Naila. An Bord befanden sich vier Erwachsene und vier Kinder. Der Original-Ballon ist im Nailaer Museum ausgestellt. 1981 wurde die Flucht von der US-amerikanischen Produktionsfirma Disney verfilmt und kam unter dem Titel Night Crossing (deutsch: Mit dem Wind nach Westen) 1982 in die Kinos der Bundesrepublik Deutschland und anderer Länder.
1983 wurden in der Stadt Teile der Außenaufnahmen des bekannten DDR-Kinderfilms Moritz in der Litfaßsäule gedreht.
Im Jahr 2000 war Pößneck Veranstaltungsort der ersten Thüringer Landesgartenschau.
In der jüngeren Vergangenheit machte Pößneck immer wieder Schlagzeilen durch rechtsextremistische Aktivitäten in der Stadt. So kaufte der Rechtsextremist Jürgen Rieger 2003 das Schützenhaus in Pößneck für 360.000 Euro im Namen der Wilhelm Tietjen Stiftung, um dort eine Tagungsstätte einzurichten. Im April 2005 fand der Landesparteitag der NPD in Pößneck statt. Michael Regener, Sänger der Neonazi-Band Landser, gab dort sein Abschiedskonzert vor dem Verbüßen einer mehrjährigen Haftstrafe. Der Rechtsextremist Sascha Jörg Schüler wohnte 2005 einige Monate in Pößneck. Die rechtsextremen Umtriebe führten zu Protesten in der Bevölkerung. Auch durch den Widerstand und die Aufklärung eines Aktionsbündnisses entschied sich die Stadt schließlich, das Schützenhaus zurückzukaufen. Dieser Kauf wurde am 16. Juni 2011 durch den Stadtrat bestätigt.[6]
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel Ort der Vielfalt.
Eingemeindungen
Die Eingemeindungen erfolgten 1892 (Jüdewein), 1919 (Köstitz), 1923 (Schlettwein), 1945 (Öpitz) und 1965 (Schweinitz).
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1833 bis 1984
- 1833: 3.424
- 1946: 20.247 1
- 1950: 20.196 2
- 1960: 19.587
- 1981: 18.442
- 1984: 18.045
1994 bis 1999
- 1994: 15.697
- 1995: 15.381
- 1996: 15.149
- 1997: 14.854
- 1998: 14.746
- 1999: 14.565
2000 bis 2005
- 2000: 14.341
- 2001: 14.135
- 2002: 13.954
- 2003: 13.790
- 2004: 13.673
- 2005: 13.446
2006 bis 2009
- 2006: 13.344
- 2007: 13.217
- 2008: 13.080
- 2009: 12.972
- 2010: 12.882
- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
1 29. Oktober
2 31. AugustPolitik
Stadtrat
Seit der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 setzt sich der Stadtrat wie folgt zusammen:
- FDP/FW: 9 Sitze (39,7 %)
- CDU: 4 Sitze (17,8 %)
- Die Linke: 4 Sitze (16,7 %)
- SPD: 3 Sitze (12,2 %)
- BIRSO: 3 Sitze (10,7 %)
- SIP: 1 Sitz (3,0 %)
Die Wahlbeteiligung lag bei 46,9 %.
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein rotgekrönter goldener Löwe mit roter Zunge und Bewehrung.“
Pößneck führt den schwarzburgischen Löwen in seinem Wappen, seitdem am 13. Juli 1324 Markgraf Friedrich II. der Ernsthafte von Meißen den Grafen Heinrich von Schwarzburg und dessen Sohn Günther mit Peznik, Stat und Hus belehnt hat. [7]
Städtepartnerschaften
- Mosbach in Baden-Württemberg
- Forchheim in Bayern
- Château-Thierry in Frankreich
- Bytom Odrzański in Polen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Das Pößnecker Rathaus gehört zu den schönsten spätgotischen Rathäusern Thüringens mit seiner überdachten Freitreppe im Stil der Früh-Renaissance. Bauzeit 1478−1499, endgültige Vollendung 1531 mit dem Bau der Freitreppe. Heute befindet sich im Rathaus auch das Stadtmuseum.
Weitere sehenswerte Bauwerke und Denkmäler sind:
- Marktplatz mit Marktbrunnen
- Gotische Stadtkirche
- Teile der ehemaligen Stadtbefestigung mit Weißem Turm (Aussichtsturm) und Glockenturm
- Gottesackerkirche
- Stadtfriedhof
- Restaurierte Industriebauten mit Shedhalle auf dem Gelände der Landesgartenschau
- Bilke (Vorratskeller)
- Gänsediebbrunnen
Südlich von Pößneck und westlich der Altenburg befinden sich in einem kleinen Waldstück zwei vom Verschönerungsverein Pößneck errichtete Bänke: „Dem Andenken Schillers zum 9. Mai 1905“ und „Seinem langjährigen verdienten Vorsitzenden Herrn Rektor Gustav Ortleb in Dankbarkeit gewidmet vom Verschönerungsverein Pössneck 1919“
Sport
Erfolgreichster Verein der Stadt ist der Fußballverein VfB Pößneck, der von der Saison 2002/03 an 8 Jahre in der Fußball-Oberliga Nordost (Staffel Süd) spielte, dann aber in die sechstklassige Thüringenliga und in der folgenden Saison 2010/11 in die siebtklassige Landesklasse abstieg. Weitere Sportvereine sind der TSV 1858 Pößneck und der SV Fortuna Pößneck, die mehrere Abteilungen mit verschiedenen Sportarten besitzen, sowie der Tauchsportverein TC Submarin.
Wirtschaft und Infrastruktur
Pößneck ist ein bedeutender Standort der Buchherstellung. Vor der Wende produzierte der Graphische Großbetrieb den Großteil der in der DDR hergestellten Bücher, heute ist die Firma GGP Media, eine Tochter des Bertelsmann-Konzerns, präsent und hat seit den 1990er Jahren immer wieder große Investitionen getätigt. Mit etwa 1100 Mitarbeitern gehört dieses Unternehmen zu den zehn größten in Thüringen. Daneben gibt es die Firma Berggold/Heinerle, die seit 1876 Pralinen und Süßwaren herstellt, und die mittelständische Rosenbrauerei Pößneck.
Verkehr
Pößneck liegt an den Bahnstrecken Gera Hbf – Weida – Pößneck oberer Bahnhof – Saalfeld (Saale) und Jena – Orlamünde – Pößneck unterer Bahnhof.
Der Ort liegt an der B 281 (Saalfeld – Gera) sowie den Landesstraßen nach Jena, Bad Lobenstein und Ranis. In der Nähe führen die A 4 (bei Jena) und die A 9 (bei Triptis) vorbei.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Bartholomäus Rosinus (* um 1520; † 17. Dezember 1586 in Regensburg), Theologe (evangelisch-lutherisch)
- Friedrich Widebrand, (* 4. Juli 1532, † 2. Mai 1585 in Heidelberg), evangelischer Theologe
- Robert Diez (* 20. April 1844; † 7. Oktober 1922 in Dresden), Bildhauer, schuf unter anderem die Brunnenanlagen auf dem Albertplatz in Dresden
- Rudolf Koch (* 19. Oktober 1856; † 27. Oktober 1921 in Frankfurt am Main), Pressezeichner
- Clara Walther (* 17. Februar 1860; † 9. Juli 1943 in Pullach bei München), Malerin
- Gustav Richard Fischer (* 28. August 1862; † 13. Mai 1921 in Ilmenau), Unternehmer, Glashüttenbesitzer in Ilmenau
- Franz Huth (* 19. November 1876; † 7. Juni 1970 in Weimar), Maler, bekannt für seine warmen, von Pastelltönen bestimmten Bilder
- Erich Roßmann (* 10. Januar 1884; † 29. September 1953 in Meran), Politiker (SPD)
- Gisela Schertling (* 9. Februar 1922, † 8. November 1994), Mitglied der Weißen Rose, später Kantor-Katechetin
- Willibald Kimmel (* 18. Juli 1929; † 8. Januar 2011), Politiker (CDU), Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg
- Roland Matthes (* 17. November 1950), Schwimmer, erfolgreichster Rückenschwimmer aller Zeiten
- Volker Emde (* 15. Februar 1964), Politiker (CDU), Landtagsabgeordneter in Thüringen seit 1990
- Nico Herzig (* 10. Dezember 1983), Fußballspieler
- Denny Herzig (* 13. November 1984), Fußballspieler
- Stephanie Milde (* 9. Mai 1988), Fußballspielerin
Weitere Persönlichkeiten
- Franz Ronneberger (* 15. März 1913 in Auma; † 30. März 1999 in Nürnberg), deutscher Sozialwissenschaftler, ging in Pößneck zur Schule und legte dort sein Abitur ab.
- Horst Herold (* 21. Oktober 1923 in Sonneberg), Jurist, Präsident des Bundeskriminalamts, wuchs in Pößneck auf.
Literatur
- Gerd Henniger: Porzellan, Flanell und Leder. Zur Geschichte und Entwicklung der gewerblichen und industriellen Entwicklung der thüringischen Stadt Pößneck 1800 bis 1862. Hrsg. Thüringen, Landesamt für Denkmalpflege. Verlag Rockstuhl, Langensalza 2001, ISBN 3-910166-76-8.
- Eduard Langguth: Spaziergänge durch die Stadt Pößneck und deren nächste Umgebung. Pößneck 1873. (u. a. mit 4 Falttafeln und Stadtplan)
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 135, 151, 250, 213, 259.
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 226f. (Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8, Thüringen)
- ↑ Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 231.
- ↑ Hans-Walter Enkelmann: Die Haarschneideaktion von 1969 (in Pößneck). In: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (Hrsg.): Blätter zur Landeskunde. Druckerei Sömmerda, Erfurt 2000, S. 8.
- ↑ Marius Koity: Stadtrat von Pößneck billigt Schützenhaus-Rückkauf einstimmig. In: Ostthüringer Zeitung, 17. Juni 2011.
- ↑ Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. (Hrsg.): Neues Thüringer Wappenbuch. Band 2. 1998, ISBN 3-9804487-2-X, S. 42.
Weblinks
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