Moosbach (Feucht)

Moosbach (Feucht)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Feucht
Feucht
Deutschlandkarte, Position von Feucht hervorgehoben
49.37573055555611.212986111111360Koordinaten: 49° 23′ N, 11° 13′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Landkreis: Nürnberger Land
Höhe: 360 m ü. NN
Fläche: 9,59 km²
Einwohner: 13.282 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 1385 Einwohner je km²
Postleitzahl: 90537
Vorwahl: 09128
Kfz-Kennzeichen: LAU
Gemeindeschlüssel: 09 5 74 123
Marktgliederung: 5 Ortsteile
Adresse der Marktverwaltung: Hauptstr. 33
90537 Feucht
Webpräsenz:
Erster Bürgermeister: Konrad Rupprecht (CSU)

Feucht (fränkisch: Feicht) ist ein Markt im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land, der an das Gebiet der Stadt Nürnberg grenzt. Der Ort besteht aus den Ortsteilen Feucht, Gauchsmühle, Hahnhof, Moosbach und Weiherhaus. Er liegt mitten im Nürnberger Reichswald

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nachbargemeinden sind (im Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Nürnberg, Winkelhaid, Schwarzenbruck und Wendelstein

Geschichte

Mittelalter

Vermutlich im 8. bis spätestens 10. Jahrhundert wurde vom damaligen Herzogs- bzw. Königshof in Altdorf (bzw. von Altdorf-Rasch) aus eine Tochterkapelle in Feucht gegründet. Im Jahre 1190 erfolgte die erste Nennung Feuchts, damals gehörte der Ort zu dem von Nürnberg aus verwalteten Reichsdominium und war Sitz eines Reichsdienstmannengeschlechts. Zu Feucht gehörte ab dem 11./12. Jahrhundert eine Zollstelle für den Brückenzoll über die Schwarzach bei Ochenbruck [1].

Der Name des Ortes wird auf das althochdeutsche viuhtje - fichta zurückgeführt, also auf die Fichte (mundartlich Féichdn). Das Wappen zeigt das sogenannte Zeidelmännchen mit der Armbrust über der Schulter neben einem Wappen stehend, das auf grünem Grund einen Bienenkorb zeigt. Feucht war seit dem Mittelalter aufgrund seiner Lage im kaiserlichen Reichswald ein Zentrum der Bienenhaltung und Honiggewinnung, der sogenannten Zeidlerei. Der Feuchter Honig war früher Grundlage für die berühmten Nürnberger Lebkuchen. 1296 hatten die Zeidler eine eigene Gerichtsbarkeit und einen eigenen Zeidelmeister. 1350 erhielten die Zeidler von Kaiser Karl IV. Privilegien: ein eigenes Zeidelgericht (bis 1796) und Zeidlerrechte.

Mit dem Untergang der Staufer löste sich das Reichsland bzw. Reichsdominium auf. In das Machtvakuum stießen die Burggrafen von Nürnberg und die Freie Reichsstadt Nürnberg. Im Reichswald sicherte sich die Stadt Nürnberg zahlreiche Rechte, doch war die genaue Abgrenzung (insbesondere der Gerichtsbarkeit) nicht geregelt. Erst als die Burggrafen mit der Mark Brandenburg belehnt wurden und Geld brauchten, kam es zur Einigung: Die Reichsstadt Nürnberg erwarb 1427 die meisten Rechte, der Burggraf behielt jedoch einige Rechte (den hohen Wildbann, das Landgericht und Waldrechte). Daraus leiteten die Burggrafen bzw. Markgrafen von Ansbach-Bayreuth später Ansprüche auf den ganzen Reichswald und auch auf Feucht ab.

In Folge der Hussitenzüge (1429/30) erhielt Nürnberg 1431 vom Kaiser das Recht, Feucht befestigen zu dürfen. 1439-41 wurden Milizen zur Hussitenabwehr gebildet. Feucht wurde Sitz einer Oberhauptmannschaft, zu der auch die Nachbarorte Ochenbruck, Schwarzenbruck, Gauchsmühle, Moosbach, Rummelsberg und Affalterbach Kräfte bereitstellten [2].

Neuzeit

Als 1497 der Reichstag den "gemeinen Pfennig", eine Steuer aller über 15-Jährigen beschloss, wurden in Feucht 80 Haushalte mit 200 Personen über 15 Jahren gezählt.

1504 zogen im Landshuter Erbfolgekrieg 2000 pfälzische Soldaten von Neumarkt heran und brannten Feucht und die Zollgebäude in Ochenbruck nieder. 1525 wurde die Reformation eingeführt und 1550 kaufte die Reichsstadt Nürnberg weitere 21 Anwesen in Feucht um ihre Herrschaft in dem Ort abzusichern. 1552/53 wurde Feucht (und die Zollgebäude in Ochenbruck) im 2. Markgrafenkrieg erneut zerstört.

Im 30-jährigen Krieg litt die Gemeinde, wie viele andere Orte im Nürnberger Land, unter Einquartierungen:

  • Oktober 1621: Truppen unter Ernst von Mansfeld (evangelische Union)
  • Ende 1621: 21.000 kaiserliche Soldaten unter Tilly, in Verfolgung Mansfelds
  • 1632-34 wechselnde Einquartierungen. Zu dieser Zeit lagen sich in Nürnberg Wallenstein und Gustav Adolf gegenüber
  • September 1649: die schwedischen Truppen verlassen Feucht

Auch in den folgenden Kriegen belasteten Truppendurchzüge Feucht (1697, 1709/10, 1735/38, 1791, 1795-99).

1792 dankte der letzte Markgraf Karl Alexander ab und verkaufte sein Land dem Königreich Preußen. Der preußische Minister Freiherr von Hardenberg, der in Ansbach seinen Sitz hatte, setzte nun die jahrhundertelang beanspruchte Landeshoheit über die Reichswälder durch. 1796 besetzten preußische Truppen das Nürnberger Umland [3]. Feucht kam zum Amt Burgthann (mit Sitz in Oberferrieden).

1800 kam es bei Feucht zu Gefechten zwischen französischen und österreichischen Truppen. 1805/06 gab es weitere Truppendurchzüge.

Am 6. März 1806 musste Preußen - auf französischen Druck - die Provinz Ansbach an das Königreich Bayern abtreten. Feucht kam zu dem 1808 in Altdorf eingerichteten königlichen Landgericht.

Der Bau des Ludwigskanals (Eröffnung 1845) erfüllte die wirtschaftlichen Erwartungen nicht. 1871 erhielt Feucht aber durch die Eröffnung der Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg wirtschaftliche Impulse. 1878 wurde die Bahnstrecke Feucht–Altdorf eröffnet, 1886 die Bahnstrecke Feucht–Wendelstein. Als Folge des Kieferspannerfraßes in den Reichswäldern (1892-96) mussten weite Flächen des Waldes gerodet werden; dies führte viele Waldarbeiter nach Feucht.

20. Jahrhundert

Nach dem 1. Weltkrieg wurden mehrere Kleinsiedlungen (zumeist Eigenheime) errichtet:

  • ca. 1922 die "Alte Siedlung" gegenüber dem Bahnhof
  • ab 1935 die "Jägersruh"
  • ab 1935 das "Schottenfeld"
  • ab 1938 die "Zeidlersiedlung"
  • ab 1938 die Mietshaussiedlung am Bahnhof

Ab 1934 wurde im Reichswald bei Feucht eine Munitionsanstalt (Muna) errichtet, ein eigener Bahnanschluss gebaut und große Mengen Munition verarbeitet und gelagert.[4] Während des Krieges waren dort zusätzliche Baracken errichtet und Zwangsarbeiter beschäftigt [5].

Ebenfalls vor dem Krieg wurde die heutige A9 Berlin−München direkt am Westrand des Ortes gebaut. Der benötigte Sand wurde in einer Sandgrube im Westen gewonnen, daraus entstand eine Baggersee, der in den 70er Jahren zum Jägersee renaturiert wurde.

Mit dem Beginn des Luftkrieges wurden in Feucht als Teil der Flugabwehr für Nürnberg mehrere Flak-Stellungen eingerichtet: an der Kreuzung Schwabacher Straße/B8, an der Altdorfer Straße auf Höhe des heutigen Freibads und am Fischbacher Weg. Flakscheinwerfer standen im Norden, Horchgeräte im Süden und Osten des Marktes [6].

Im März 1943 fielen (wahrscheinlich als Fehlwürfe des Angriffes am 8./9. März auf Nürnberg) einige Bomben auf Feucht und Häuser beim Friedhof brannten aus. Am 10./11. August wurde Feucht (wohl ebenfalls durch Fehlwürfe des Angriffes auf Nürnberg) schwerer getroffen: 15 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, 12 Häuser wurden leicht beschädigt [7].

Zum Ende des Krieges näherten sich am 17. April 1945 von Altdorf amerikanische Einheiten des 3. Bataillons des 157. Infanterieregimentes und drangen ohne Gegenwehr über die Altdorfer Straße und das Gauchsbachtal nach Feucht ein. Die Muna-Besatzung und der Volkssturm hatten sich vorher abgesetzt [8].

Nach dem Krieg wurden in der Muna Bunker und Munitionsbestände von den Amerikanern gesprengt. Im Sommer 1946 entstanden dabei wiederholt Waldbrände. Am 4. Mai 1946 geriet ein Waldbrand außer Kontrolle, viel Munition und 50 Gebäude explodierten; wegen Gasgefahr wurde der Ort evakuiert.[4]

Die an der Großen Straße in Nürnberg stationierte amerikanische Hubschraubereinheit benötigte eine neue Basis - hierfür wurde 1964 neben der Muna ein Hubschrauberflughafen errichtet, auf dem zeitweise bis zu 50 Hubschrauber stationiert wurden. Ein Standortübungsplatz für die amerikanischen Soldaten in der ehemaligen SS-Kaserne (in der Nürnberger Südstadt) wurde Anfang der 70er Jahre geplant, aber nach Protesten der Bevölkerung nicht verwirklicht.

In den 70er Jahren fanden auf der amerikanischen Basis "Tage der offenen Tür" des amerikanischen Militärs und auch Modellflugtage statt.

Feucht erlebte in den Nachkriegsjahren, auch durch den Zuzug der Vertriebenen, ein starkes Bevölkerungswachstum. Der Markt ist eine Pendlergemeinde mit einem Anteil von 75% Zugezogenen (Stand 1977).

Kirchengemeinden

  • Evangelische Kirche St. Jakob
  • Katholische Kirche Herz Jesu

Politik

Erster Bürgermeister ist seit 1996 Konrad Rupprecht (CSU). Zweiter Bürgermeister ist Heinz Satzinger, ebenfalls CSU. Die Zusammensetzung des Marktgemeinderates: 12 CSU, 7 SPD, 2 FWG, 2 Bündnis 90/Die Grünen, 1 Unabhängige. (Stand: Kommunalwahl am 2. März 2008)

Städtepartnerschaften werden mit Crottendorf in Sachsen sowie mit Leutschach in der Steiermark gepflegt.

Das Rathaus

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Pfinzingschloss (auch: Schloss Mornek)
  • Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum im Pfinzingschloss
  • Zeidelmuseum
  • Zeidlerschloss (auch: Schloss im Kartäuserweiher)
  • Tucherschloss

Sport

Feucht hat drei Fußballvereine, den TSV 04 Feucht, den SV Moosbach und den 1. SC Feucht, der 2007 in die Landesliga abgestiegen ist. Seine A- und C- Jugend spielen in der Bayernliga, die B-Jugend in der Bezirksoberliga Mittelfranken.

Überdies hat Feucht einen erfolgreichen Volleyballverein, den TSV 04 Feucht. Die Frauenmannschaft des TSV spielt in der Bayernliga.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Schnellfahrstrecke in Dammlage am westlichen Ortsrand von Feucht

Der Markt liegt direkt an der A9 BerlinMünchen und an der Bundesstraße 8. Im Südwesten der Gemeinde liegt das Autobahndreieck Nürnberg/Feucht.

Feucht ist durch den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg mit Öffentlichem Personennahverkehr versorgt. So ist der Hauptbahnhof Nürnberg mit der Linie S2 der S-Bahn Nürnberg in 16 Minuten erreichbar. Der Bahnhof von Feucht liegt ferner an der Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg und wird hier von RegionalBahnen und einzelnen RegionalExpress-Züge bedient. Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt–München mit der Schwarzachtalbrücke verläuft westlich an Feuchts Ortskern vorbei.

Die ehemalige Bahnstrecke Feucht–Wendelstein wurde bereits 1955 im Personenverkehr stillgelegt und mit Einstellung des Güterverkehrs 1960 abgebaut. Ein Überrest von etwa 200 Metern Länge dient heute als Nebengleis des Bahnhofs Feucht.

Feucht wird ferner von stündlich verkehrenden Nachtbussen an frühen Samstag-, Sonntag- und Feiertagmorgen aus Nürnberg bedient.


Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dr. W. Schwemmer: Alt-Feucht, Feucht 1977, S. 52
  2. Dr. W. Schwemmer: Alt-Feucht, Feucht 1977, S. 14
  3. Dr. W. Schwemmer: Alt-Feucht, Feucht 1977, S. 20
  4. a b Dokumentation der Muna bei Nürnberg-Feucht im virtuellen wehrtechnikmuseum.de
  5. Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie, Feucht 1995, S. 58
  6. Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie, Feucht 1995, S. 42 + 49
  7. Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie, Feucht 1995, S. 16 f
  8. Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie, Feucht 1995, S. 43

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