Crottendorf

Crottendorf
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Crottendorf
Crottendorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Crottendorf hervorgehoben
50.51666666666712.95650
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Erzgebirgskreis
Höhe: 650 m ü. NN
Fläche: 36,46 km²
Einwohner:

4.272 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner je km²
Postleitzahl: 09474
Vorwahl: 037344
Kfz-Kennzeichen: ERZ
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 130
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Annaberger Straße 230c
09474 Crottendorf
Webpräsenz: www.crottendorf-erzgebirge.de
Bürgermeister: Bernd Reinhold (parteilos)
Lage der Gemeinde Crottendorf im Erzgebirgskreis
Sachsen Amtsberg Annaberg-Buchholz Aue Auerbach (Erzgebirge) Bad Schlema Bärenstein (Erzgebirge) Bernsbach Bockau Börnichen/Erzgeb. Borstendorf Breitenbrunn/Erzgeb. Burkhardtsdorf Crottendorf Deutschneudorf Drebach Ehrenfriedersdorf Eibenstock Elterlein Erlbach-Kirchberg Gelenau/Erzgeb. Geyer Gornau/Erzgeb. Gornsdorf Großolbersdorf Großrückerswalde Grünhain-Beierfeld Grünhainichen Heidersdorf Hohndorf Hormersdorf Jahnsdorf/Erzgeb. Johanngeorgenstadt Jöhstadt Königswalde Lauter/Sa. Lengefeld Lößnitz (Erzgebirge) Lugau/Erzgeb. Marienberg Mildenau Neukirchen/Erzgeb. Niederdorf (Sachsen) Niederwürschnitz Oberwiesenthal Oelsnitz/Erzgeb. Olbernhau Pfaffroda Pobershau Pockau Raschau-Markersbach Scheibenberg Schlettau Schneeberg (Erzgebirge) Schönheide Schwarzenberg/Erzgeb. Sehmatal Seiffen/Erzgeb. Stollberg/Erzgeb. Stützengrün Tannenberg Thalheim/Erzgeb. Thermalbad Wiesenbad Thum Wolkenstein (Erzgebirge) Zöblitz Zschopau Zschorlau ZwönitzKarte
Über dieses Bild
Ortseingang von Crottendorf
Dreifaltigkeitskirche Crottendorf
Friedenskirche Crottendorf
Zionskirche im Ortsteil Walthersdorf

Crottendorf ist eine Gemeinde an der Zschopau im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland, die sich im 12. Jahrhundert entwickelt hat.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage und Gemeindegliederung

Crottendorf liegt im Erzgebirge an den nördlichen Ausläufern des Fichtelbergs, direkt am Beginn des Zschopautals. Der Ort zieht sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 650 m auf einer Länge von fast 6 km von Nord nach Süd an der Zschopau entlang. Im Osten wird er durch die Hänge des Schießbergs (795 m) und des Liebensteins (756 m), im Westen durch die flacher zulaufenden Wiesen- und Heidegebiete bis zum Fuße des Scheibenbergs (807 m) eingegrenzt.

Zu Crottendorf gehört seit dem 1. Januar 1999 der Ortsteil Walthersdorf.[2]

Geschichte

Das genaue Gründungsjahr von Crottendorf ist nicht überliefert. Man geht allerdings davon aus, dass der Ort Mitte des 12. Jahrhunderts als Erblehen der Meinheringer in der Grafschaft Hartenstein gegründet wurde. Ursprünglich wurde Crottendorf als bäuerliches Waldhufendorf mit angeblich 16 Hufen angelegt.

Gegründet wurde der Ort Crottendorf auf dem Gebiet, das zum Reichslehen der Meinheringer gehörte. Die Burg der Meinheringer in diesem Gebiet wird erst als Burg Hartenstein, dann als Schloss Hartenstein bezeichnet. Das Reichslehen wird 1157 erstmals bezeugt und die Burg wurde 1170 fertiggestellt.

Im Jahr 1406 wurde die Grafschaft Hartenstein von den Meinheringern an den Herrn Veit von Schönburg verpfändet. In der Verpfändungsurkunde vom 2. Juli 1406 wird Crottendorf zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Durch Einfälle der Hussiten zwischen 1406 und 1438 wurde das Dorf ausgeplündert und die Kirche so geschändet, dass sie nach ihrem Wiederaufbau vom Bischof neu geweiht werden musste. 1439 wurden die Schönburger endgültig Besitzer der Grafschaft Hartenstein und damit auch Lehnsherren über Crottendorf.

Aufgrund des Erzreichtums des Gebirges wurden in der Umgebung die Bergstädte Scheibenberg (1522) und Oberwiesenthal (1527) gegründet. In Crottendorf selbst gab es keine Silbervorkommen, es war jedoch ein wichtiger Ort zur Verwaltung der „Hohen Wälder“.

1539 führten die Schönburger in ihrem Land, zu dem auch Crottendorf gehörte, den evangelischen Glauben ein. 1559 verkauften die Schönburger den östlichen Teil der Grafschaft Hartenstein, den so genannten „oberwäldischen“ Teil, für 146.000 Gulden an die Wettiner. Damit gehörte Crottendorf zu Kursachsen.
Ebenfalls 1559 wurde erstmals der Kalkabbau in Crottendorf erwähnt.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Crottendorf wiederholt von plündernden und mordenden Truppen überfallen. Diese schleppten auch die Pest ein. Das Jahr 1633 gilt als besonders schlimmes Pestjahr. Nach dem Krieg wurde die von einem Blitz beschädigte Kirche wiederaufgebaut und 1654 eingeweiht.

1771 und 1772 kam es zu schlimmen Missernten. Im Jahre 1772 starben 331 Menschen an Hungersnot. Das waren ca. siebenmal mehr Todesfälle als in anderen Jahren. Trotz der Kriege und Hungersnöte hatte Crottendorf um das Jahr 1800 ca. 1700 Einwohner.

1836, 1837, 1878 und 1898 wurden Schulgebäude gebaut. Die beiden jüngsten dienen auch heute noch als Schule.

1889 wurde zusammen mit der Eisenbahn-Strecke Schwarzenberg–Annaberg-Buchholz die Stichstrecke von Walthersdorf nach Crottendorf eröffnet. Die 6 km lange und überwiegend durch die Straßen Crottendorfs und Walthersdorfs führende Strecke erlangte durch die Wiederaufnahme des Dampfbetriebes im Jahre 1982 überregionale Bekanntheit, nachdem dieser 1977 schon einmal eingestellt worden war. 1996 legte der Betreiber die 1988 wieder „verdieselte“ Strecke still, im Jahre 2000 wurde die Trasse abgebaut.

Im Ersten Weltkrieg fielen 175 Soldaten aus Crottendorf. Zu diesen kamen noch viele Vermisste und zivile Tote. Im Zweiten Weltkrieg starben 221 Crottendorfer Männer, hinzu kamen wieder viele Vermissten und zivile Opfer.

Nach dem Krieg stieg die Einwohnerzahl von Crottendorf durch zugewanderte Flüchtlinge und Wismut-Bergarbeiter auf ca. 8000. Im Juni 1945 wurde Crottendorf Teil der sowjetischen Besatzungszone und war auch von 1948 bis 1954 sowjetische Garnison. Der Kreis Annaberg wurde wegen des Uranabbaus von der sowjetischen Besatzungsmacht bis 1959 zur Sperrzone erklärt. In Crottendorf selbst wurde kein Uran abgebaut.

Ursprung der Ortsbezeichnung

Woher der Name Crottendorf stammt, ist nicht gänzlich geklärt. Es existieren drei Vermutungen zu seinem Ursprung.

Die erste Erklärung ist, dass die ersten Siedler so viele Kröten bzw. Schildkröten vorfanden, dass sie dem neu gegründeten Dorf ursprünglich den Namen „Krötendorf“ gaben. Diese Meinung korrespondiert auch mit dem Dorfwappen, das eine gelbe Schildkröte auf grünem Grund zeigt.

Eine zweite Erklärung besagt, dass der Lokator des Dorfes, ein Ritter von Crotten aus dem kleinen Ort Crottendorf bei Bindlach in Franken war. Mit dieser Erklärung korrespondieren die Fakten, dass das Dorf ursprünglich auf fränkische Art angelegt wurde und dass mit dem fränkischen Ort sowohl sprachliche als auch architektonische Gemeinsamkeiten bestehen.

Eine dritte Erklärung stammt vom Kunsthistoriker Herman Grimm. Seiner Meinung nach ist der Name des Ortes auf den germanischen Gott Crodo zurückzuführen.[3]

Einwohnerentwicklung

Am 3. Oktober 1990 zählte Crottendorf 5485 Einwohner. Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres:

1993 bis 1997

  • 1993 – 5249
  • 1994 – 5170
  • 1995 – 5133
  • 1996 – 5116
  • 1997 – 5060

1998 bis 2002

  • 1998 – 5029
  • 1999 – 5023
  • 2000 – 4950
  • 2001 – 4891
  • 2002 – 4847

2003 bis 2007

  • 2003 – 4776
  • 2004 – 4725
  • 2005 – 4636
  • 2006 – 4564
  • 2007 − 4481

ab 2009

  • 2009 − 4336
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten

Eine in Crottendorf in früherer Zeit angesiedelte Destille erzeugte einen sehr gefragten Kräuterlikör. Die Likörfabrik wurde nach der Wende in ein produzierendes Schnaps-Museum umgewandelt. Die Besucher können historische Gerätschaften und Behältnisse anschauen wie Eichenholzfässer, Obstpressen, Destillierapparaturen, Likörmischer, Abfüll- und Verschließmaschinen. Das gesamte Sortiment der aktuell hergestellten Spirituosen, darunter der Grenzwald-Kräuterlikör, kann gekostet und erworben werden.[4]

Sehenswürdigkeiten

Kirchen
  • Die barocke Dreifaltigkeitskirche wurde 1654 am Standort einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Wehrkirche erbaut (heute Dr.-Otto-Nuschke-Straße). Sie verfügt über eine reich verzierte Kassettendecke mit 240 Feldern. Kanzel und Altar stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Taufstein (1839) besteht aus Crottendorfer Marmor. Die Kirche bildet zusammen mit der Kantorschule (1658–63) und dem Pfarrhaus ein sehenswertes baulich intaktes Ensemble des 17. Jahrhunderts.[5]
  • Die evangelisch-methodistische Friedenskirche wurde 1907 fertiggestellt. Außer den üblichen gottesdienstlichen Verrichtungen unterhält die Gemeinde einen Posaunenchor. Genau nach 90 Jahren wurde ein neu errichtetes Gemeindehaus eingeweiht.[6]
  • Schließlich befinden sich im Ort noch die Landeskirchliche Gemeinschaft (August-Bebel-Straße) und im Ortsteil Walthersdorf die Zionskirche (siehe Bild) und ein gesonderter Betsaal.[5]
Historische Bauwerke
  • Kirchschule (Nebengebäude Pfarrhaus) mit einem Fachwerkobergeschoss aus dem 17. Jahrhundert
  • Adlerkolonie im Ortsteil Walthersdorf[5]
Panorama vom Scheibenberg (807 m ü. NN) Richtung Crottendorf mit Ortsteil Walthersdorf sowie Fichtelberg (1215 m ü. NN) und Bärenstein (897 m ü. NN). (von rechts)
Panorama vom Scheibenberg (807 m ü. NN) Richtung Crottendorf mit Ortsteil Walthersdorf sowie Fichtelberg (1215 m ü. NN) und Bärenstein (897 m ü. NN). (von rechts)

Gedenkstätten

Wirtschaft und Infrastruktur

  • Crottendorf ist auch durch die Herstellung der Original Crottendorfer Räucherkerzen bekannt geworden.
  • Bis zum 30. Dezember 1996 war Crottendorf Endpunkt einer Stichstrecke, die im Bahnhof Walthersdorf von der Strecke Annaberg-Buchholz-Schwarzenberg abzweigte. Sie wurde hauptsächlich von Zügen der Relation (Scheibenberg-)Schlettau-Crottendorf befahren und führte mitten durch den Ort. Somit konnte sie mit teilweise nur 15 km/h befahren werden und es musste auf allen Zügen ein Beimann auf der Lok mitfahren. Bekannt wurde sie durch den erneuten Einsatz von Dampflokomotiven der Baureihe 86 im Zeitraum 1982-88.
  • Seit dem Jahr 2002 gibt es in Crottendorf die Modellbahnmanufaktur, die für Modelleisenbahner detailgetreue Nachbildungen vor allem von Dampf-Lokomotiven herstellt, bevorzugt für die Spuren H0 und TT.[7]
  • Der wohl größte private Arbeitgeber des oberen Erzgebirges, das Werk N4 der HOPPE AG Stadtallendorf, ist ebenfalls in Crottendorf angesiedelt. Hier sind ca. 550 Mitarbeiter (Stand Ende Januar 2011) mit der Herstellung von Tür- und Fensterbeschlägen aus Aluminium beschäftigt.

Freizeit

Die Gemeinde Crottendorf investierte 2006 in einen neuen Lift. Betreiber dieses Liftes ist der örtliche Skiverein.

Neben dem Skilift, der durch den Neubau eine Streckenänderung erfahren hat, betreibt der Verein eine Mittelstation zur Einkehr.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Siegfried Bergelt: Original Crottendorfer Eisenbahngeschichten. Bildverlag Böttger Witzschdorf, 2. überarbeitete Auflage 2003, ISBN 3-9806606-7-2
  • G. Gehler (hrsg. v. den Ortschronisten): Crottendorf – unsere Heimat. Bd. 1 1999 ISBN 3-9805904-2-9 , Bd. 2 2006
  • Richard Steche: Crottendorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 63.

Weblinks

 Commons: Crottendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  3. Herman Grimm: Das sächsische Erzgebirge. Dresden 1847, S. 201.
  4. Das Crottendorfer Schnaps=Museum im Erzgebirge. Grenzwald-Destillation. Flyer vom April 2011
  5. a b c Gemeindehomepage mit Informationen zu den Kirchen und Baudenkmalen in Crottendorf, abgerufen am 5. Mai 2011
  6. Gemeindechronik mit historischen Kircheansichten, abgerufen am 5. Mai 2011
  7. Homepage der Modellbahnmanufaktur

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