Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91

Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91
Oldenburgische Flagge bis 1871

Das Oldenburgische Infanterie-Regiment Nr. 91 ging 1867 als preußischer Heeresverband aus dem unter selbständigem oldenburgischem Kommando stehenden Großherzoglich Oldenburgischen Infanterie-Regiment hervor, das seit 1813 bestand. Das Regiment erlitt im Ersten Weltkrieg erhebliche Verluste und wurde kurz nach dessen Ende aufgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Oldenburg war lange Zeit ohne eigenes Militär. Es bestand nur ein kleines herzogliches "Infanterie-Korps" mit rein repräsentativen Aufgaben. Ende des 18. Jahrhunderts bestand diese sogenannte Knobelgarde aus nur etwa 50 Mann. Mit dem Beitritt zum Rheinbund musste Oldenburg eine „Rheinbund-Kontingentstruppe“ aufstellen, die im Wesentlichen aus auswärtig angeworbenen Söldnern bestand. Nach der Annexion Oldenburgs durch Frankreich wurde diese Truppe dem Kaiserlich-französischen 129. Linien-Infanterie-Regiment eingegliedert und im Russlandfeldzug aufgerieben.

Nach der Befreiung von napoleonischer Herrschaft konstituierte sich das Herzogtum neu. Der zurückgekehrte Herzog Peter Friedrich Ludwig führte am Weihnachtstage 1813 die allgemeine Wehrpflicht ein und stellte ein Infanteriekorps aus zwei Bataillonen zu je vier Kompanien auf.

Entwicklung

Erstausstattung des Regimentes, das von Großbritannien überlassene India-Pattern-Gewehr

Sowohl die Ausrüstung wie die Ausbildung der "Oldenburger Infanterie" verlief schleppend. Im August 1814 wurde die Truppe dem Kommando des aus Oldenburg stammenden Oberst Wilhelm Gustav Friedrich Wardenburg unterstellt, der in russischem Dienst militärische Erfahrungen gesammelt hatte. Die Erstausrüstung der nun als Regiment bezeichneten Truppe geschah mit dem veralteten englischen India-Pattern-Gewehr. Aus den Kämpfen in Frankreich 1815 brachte das Regiment vier Beutegeschütze mit zurück nach Oldenburg. Nach der Rückkehr erhielt das erste Bataillon seine Garnison in Oldenburg. Die Kompanien des zweiten Bataillons wurden auf die Städte Delmenhorst, Jever, Varel und Vechta verteilt.

1831 wurden die Oldenburger Truppen zu zwei Regimentern mit jeweils zehn Kompanien aufgestockt und mit Kontingenten von Hamburg, Bremen und Lübeck zu einer Infanteriebrigade unter oldenburgischem Kommando vereint.

Nach dem Krieg um Schleswig-Holstein (1848 - 49) wurden die Reste der beiden Oldenburger Regimenter 1850 wieder zu einem Oldenburger Infanterie-Regiment vereinigt, das nunmehr drei Bataillone mit je vier Kompanien umfasste.

Unter dem 1860 zum Oberkommandierenden berufenen preußischen Generalmajor von Fransecky wurde das Regiment in kurzer Zeit waffentechnisch aufgerüstet, 1861 mit dem Zündnadelgewehr M/41 und 1864 auf das Füsiliergewehr M/62.

1867 erhielt das Regiment durch den Beitritt Oldenburgs zum Norddeutschen Bund seine Bezeichnung als "Oldenburgisches Infanterie-Regiment No. 91", unter der es nunmehr als preußischer Verband geführt und ausgestattet wurde. Die Bewaffnung wurde wieder auf das Zündnadelgewehr M/41 umgestellt. Das Regiment erhielt die Aufgabe der Küstenverteidigung.

1883 wurde im Zuge einer preußischen Heeresreform ein viertes Bataillon aufgestellt, das jedoch 1887 zur Aufstellung des 164. Infanterieregimentes in Hameln wieder abgegeben wurde.

Ab 1897 führte das Regiment eine Kokarde in den oldenburgischen Landesfarben blau-rot-blau.

Die Ausrüstung mit Waffen wechselte mehrmals bis schließlich 1905 das K98 eingeführt wurde.

Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg wurde das Regiment im Dezember 1918 aufgelöst. Heute ist in Oldenburg die 91er Straße nach dem Regiment benannt.

Am 18. September 1921 wurde in Anwesenheit von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg vor der Schlosswache auf dem Schlossplatz in Oldenburg das Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Infanterie-Regiments 91 eingeweiht. Es handelt sich um die Darstellung eines Löwen aus Muschelkalk von dem Bildhauer Hugo Lederer (1871-1940). Das Denkmal wurde 1960 auf den Theodor-Tantzen-Platz versetzt.

Präsentiermarsch des Regiments war der Königlich Preußische Armee Marsch No. 1 A, Regimentsmarsch war der Königgrätzer Marsch.

Einsätze

Für die Befreiungskämpfe des Jahres 1814 wurde das Regiment nicht mehr rechtzeitig einsatzbereit.

Nach der Rückkehr Napoleons aus der Verbannung marschierte das Oldenburger Regiment 1815 nach Trier und schloss sich dem Norddeutschen Armeekorps unter General Friedrich von Kleist an. Der erste Kampfeinsatz erfolgte bei der Einschließung von Mézières bei Sedan und Montmedy. Dabei wurden zwei Geschütze erbeutet. Zwei weitere wurden Oldenburg nach Ende der Kämpfe zugestanden.

Im Deutsch-Dänischen Krieg nahmen das 1. Regiment und das II. Bataillon des 2. Regimentes 1848-49 an den Gefechten von Sundewitt, Rübel und Stenderup teil.

Im Deutschen Krieg von 1866 kämpft das Regiment als Teil der Mainarmee erfolgreich bei Hochhausen und Wehrbach u. A. gegen das 1. Badische Leib Grenadier Regiment.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 gehörte das Regiment der 19. Division der 3. Armee unter Prinz Friedrich Karl an. Bei dem sogenannten Gefecht in den Tronviller Büschen bei Vionville erlitt das Regiment erhebliche Verluste und musste sich zurückziehen. Bei der Belagerung von Metz (→ Festung Metz) kam es erneut zum Einsatz und nahm danach noch an mehreren Gefechten Teil. Bis 1873 verblieb das Regiment als Besatzungstruppe in Frankreich.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Regiment sowohl an der West- wie auch an der Ostfront, wobei es nur an Toten und Vermissten über 5.000 Mann verlor (etwa ein Viertel). Es kehrte am 28. Dezember 1918 nach Oldenburg zurück.

Bedeutende Kommandeure

Literatur

  • Schlarbaum: Der Überfall und Rückzug der 3. Kompanie des 1. großherzoglich oldenburgischen Linienbataillons von Quars nach Eckensund am 28. und 29. Mai 1848, Cassel 1851.
  • Krohne: Das Denkmal der Oldenburger bei Vionville. Eine Erinnerung an den 16. August 1870, Oldenburg 1873.
  • Hoyer: Die Grabstätten der Kämpfer des oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91, des oldenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 19, und der 1. Feld-Abtheilung des Hannoverschen Feldartillerie-Regiments Nr. 10 aus den Jahren 1870 und 1871, welche auf deutschem Boden sich befinden, Oldenburg 1875.
  • v. Dalwigk zu Lichtenfels: Kurzer Abriß der Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 für die Mannschaften neu bearbeitet, bis auf die Neuzeit vervollständigt von v. Puttkamer, Oldenburg/Leipzig 1899.
  • August Tecklenburg: Die Hannoveraner, Braunschweiger und Oldenburger im Kriege gegen Frankreich 1870-71. Ein Kriegs- und Ehrenbuch des X. Armeekorps und ein Volksbuch für Niedersachsen und Ostfriesland, Hannover 1908.
  • v. Ledebur: Erinnerungen an das II. Bataillon des Oldenburger Infanterie-Regiments Nr. 91 im Juli und August 1914, Oldenburg 1921.
  • 125 Jahre Oldenburgische Infanterie. 1813-1938. Hrsg. vom Regimentsbund ehemaliger 91er und dem IR 16, Oldenburg 1938.
  • Walter Rochlitz: Ehemaliges Oldenburgisches Regiment Nr. 91 (Tradition des Heeres, Heft 104), Berlin 1938.
  • Heinrich Eulen: Wo hat das Oldenburger Infanterie-Regiment Nr. 91 im Weltkriege 1914-18 gekämpft? Eine graphische Darstellung der gesamten Marschwege und Kampforte des Regiments, Oldenburg 1921.
  • Wilhelm Gilly de Montaut, Festung und Garnison Oldenburg, Oldenburg 1981, ISBN 3-87358-132-9
  • Gerhard Wiechmann (Hg.): "Man kann sagen, daß der Krieg ein lebensgefährlicher Sport ist". Oldenburgische Lehrer und Seminaristen erleben den Weltkrieg 1914-1918. Eine Dokumentation, erstellt auf Grundlage der Sammlung des Direktors des Oldenburgischen Lehrerseminars, Dr. Emil Künoldt (1850-1920), Oldenburg 2002, ISBN 3-8142-0815-3
  • Joachim Tautz: Von der "Knobel-Garde" bis zum Ersten Weltkrieg. Einblicke in die Garnisongeschichte der Stadt Oldenburg 1775-1918, in: Udo Elerd (Hg.): Von der Bürgerwehr zur Bundeswehr. Zur Geschichte der Garnison und des Militärs in der Stadt Oldenburg, Oldenburg 2006, S. 27-42, ISBN 3-89995-353-3
  • Gerhard Wiechmann: Krieg, Krisen, Revolutionen: Militär, Polizei und Einwohnerwehren in Oldenburg 1914 bis 1935. Ein Überblick, in: Udo Elerd, Bürgerwehr, S. 65-92
  • Heinrich Harms: Die Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91, Oldenburg i. O./Berlin 1930.
  • Pflugradt: Das Offizierkorps des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr 91 während des Weltkrieges 1914/18, Oldenburg i. O./Berlin 1920.
  • o. V.: Erinnerungen des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 aus dem Weltkrieg 1914/18, nebst einer kurzen Geschichte des Regiments von 1813-1914. Im Anhang eine Übersicht über die Schlachten, Verluste und die Unterstellungsverhältnisse des O.I.R. 91,, Oldenburg i. O. 1921.
  • Christian D. von Finckh: Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91: vormals Großherzogl. Oldenburg. Infanterie-Regiment von seiner Errichtung bis zur Gegenwart, Berlin 1881.
  • Otto v. Rohr/Günther v. Puttkamer: Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 für die Mannschaften des Regiments bearbeitet, bis auf die Neuzeit vervollständigt von v. Puttkamer, Oldenburg 1899.
  • Otto v. Rohr: Abriß der Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91, Berlin 1884, 2. und 3. unveränderte Aufl. Berlin 1882 und 1895.
  • historische-uniformen.de
  • oldenburg.de
  • Frank Langer: Die Uniformierung und Ausrüstung des Oldenburgischen Truppenkorps 1813-1867, Schortens 2009.

Siehe auch


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